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29. März 2023 • Lesedauer: 6 min

Inklusion an Hochschulen: Studieren mit Behinderung

Studieren mit Behinderung ist noch immer eine Herausforderung. Dabei profitieren wir alle davon, Barrieren abzubauen und unseren Horizont zu erweitern.

Was dich erwartet

Das Wichtigste vorweg:

  • Einige Hochschulen setzen sich bereits aktiv dafür ein, auch Studierenden mit Behinderungen ein möglichst uneingeschränktes Studium zu ermöglichen. Diese Maßnahmen sind aber noch nicht selbstverständlich.
  • Bildung kann die Identität und das Selbstbild eines Menschen fundamental beeinflussen. Sie ist außerdem die Grundlage für die spätere berufliche Entwicklung. Durch den erschwerten Zugang zu Bildungseinrichtungen werden Personen mit Behinderungen aktuell also noch in vielerlei Hinsicht benachteiligt

Das Studium ist für fast alle Menschen mit Herausforderungen verbunden, die finanzieller, persönlicher oder logistischer Natur sein können. Über bauliche Barrieren, Vorurteile und unzureichende Unterstützung müssen sich hingegen nur wenige Gedanken machen – oder? Umfragen zufolge hatten 2016 11% der Studierenden eine körperliche oder psychische Beeinträchtigung, die ihnen das Studium erschwerte – die Dunkelziffer nicht miteingerechnet. Dieses komplizierte Thema werden wir in diesem Artikel genauer unter die Lupe nehmen. Wir werden uns damit beschäftigen, welche Herausforderungen behinderte Studierende im Studium bewältigen müssen, welche Ressourcen und Unterstützung ihnen zur Verfügung stehen, wie Technologie Inklusion erleichtert und warum Inklusion in der Bildung so wichtig ist.

Welche Barrieren gibt es?

Die Barrierefreiheit an Hochschulen in Deutschland variiert je nach Institution und Standort. Im Allgemeinen haben sich viele Universitäten und Fachhochschulen in den letzten Jahren darum bemüht, die Zugänglichkeit für Studierende mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen zu verbessern. Es gibt jedoch noch immer Hindernisse, die den vollständigen Zugang für Menschen mit Behinderungen einschränken. Viele ältere Gebäude haben immer noch physische Barrieren wie Stufen und schmale Türen, die den Zugang für Rollstuhlfahrer:innen und Menschen mit Mobilitätsbehinderungen erschweren können. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass bei Neubauten auf Barrierefreiheit geachtet werden muss, aber viele Universitäten verfügen nicht über die finanziellen Mittel, entsprechende Maßnahmen in bestehenden Gebäuden umzusetzen. In der Ausgabe „Studieren mit Behinderung – Wie inklusiv sind Hochschulen?“ des Podcasts SWR2 Wissen erzählt eine Studentin mit Sehbehinderung beispielsweise, dass die Blindenleitsysteme an ihrer Hochschule nur kurze Wege abdecken und sie darüber hinaus auf die Hilfe ihrer Kommiliton:innen angewiesen ist.

Vorurteile und mangelnde Akzeptanz von Studierenden mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen stellen eine zusätzliche Barriere dar. So wird von Diskriminierung durch Dozierende oder Mitstudierende berichtet, was zur Folge haben kann, dass Betroffene nicht sozial in die Hochschulgemeinde eingegliedert werden und sich übergangen fühlen. Auch das Verständnis für unsichtbare Krankheiten wie Depressionen, Angststörungen oder Autismus stößt schnell an seine Grenzen, wenn es darum geht, alternative Prüfungsformen zu ermöglichen oder Abgabefristen zu verlängern. Ein sogenannter Nachteilsausgleich muss zumeist erst schriftlich beantragt werden und selbst dann gibt es keine Garantie für Unterstützung durch das Prüfungsamt. Und das, obwohl psychische Erkrankungen Studien zufolge besonders stark vertreten sind und überdurchschnittlich negative Auswirkungen auf den Studienverlauf haben können.

Der Weg zur Inklusion: Wie Universitäten aktiv werden

Die gute Nachricht: Es gibt – wie bereits erwähnt – mehrere Hochschulen in Deutschland, die mit gutem Beispiel vorangehen. So etwa die Philipps-Universität Marburg, die sich bereits seit den 80er-Jahren für die Bedürfnisse von Studierenden mit Behinderung einsetzt und sich vor allem unter blinden Menschen als Anlaufstelle etabliert hat. Es wird beispielsweise Unterstützung durch Studienhelfer:innen angeboten, die Betroffene in die Bibliothek begleiten und dort beim Heraussuchen und Einscannen der benötigten Literatur helfen. Auch werden sehbehinderten Studierenden spezielle Bildschirmlesegeräte zur Verfügung gestellt und sie bekommen die Gebühren für das Semesterticket rückerstattet. Nicht zuletzt werden Lehrende darüber informiert, wie sie in der Online-Lehre digitale Barrieren von Anfang an vermeiden und damit aufwendige Umgestaltungen im Nachhinein vermeiden können.

Auch die Technische Universität Dortmund setzt sich aktiv dafür ein, den Alltag von Studierenden mit chronischen Erkrankungen zu erleichtern. Dazu wurde der Service „DoBuS“ („Dortmunder Bereich Behinderung und Studium“) ins Leben gerufen, der Betroffenen verschiedenster chronischer Erkrankungen zur Seite steht. Die individuellen Bedürfnisse einer jeden Person stehen dabei an erster Stelle, aber es werden auch Gruppenaktivitäten angeboten, bei denen sich Studierende über ihre Erfahrungen austauschen, Strategien für ein erfolgreiches Studium entwickeln und sich gegenseitig motivieren. DoBuS legt großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit anderen universitären Einrichtungen, um Mitarbeiter:innen zu sensibilisieren und Verbesserungsvorschläge gemeinsam in die Tat umzusetzen.

Warum Inklusion in der Bildung wichtig ist

In Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention ist das Recht von Menschen mit Behinderung auf Bildung verschriftlicht. Ziel ist hierbei nicht die bloße Integration, sondern die vollständige Inklusion der Betroffenen in das Bildungssystem. Idealerweise trifft dies auch auf (alle) Hochschulen zu. Inklusion an Universitäten trägt speziell dazu bei, die Diversität und Vielfalt auf dem Campus zu fördern und zu schützen. Durch die Bereitstellung von barrierefreien Einrichtungen und Ressourcen können Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen und Bedürfnissen erfolgreich studieren und sich aktiv am Campusleben beteiligen. Inklusion trägt somit auch zur Förderung eines offenen, toleranten und inklusiven Campusklimas bei, von dem alle profitieren.

Darüber hinaus können Studierende mit Behinderungen und andere marginalisierte Gruppen Perspektiven und Erfahrungen in den Unterricht einbringen, die in dieser Form einzigartig sind und den Horizont der Mitstudierenden erweitern bzw. sie für die Probleme anderer Menschen sensibilisieren. Durch die Einbeziehung verschiedener Stimmen und Meinungen können innovative Ideen entstehen und kritische Diskussionen gefördert werden, die eine Vielfalt von Lebensrealitäten berücksichtigen. Im Rahmen der Studie „Beeinträchtigt studieren – best2”, die 2016 in Deutschland durchgeführt wurde, gaben die meisten Studierenden mit körperlichen bzw. psychischen Einschränkungen an, zufrieden mit dem Unterstützungsangebot ihrer Hochschule zu sein. Die Studie ergab aber auch, dass die Unterschiede zwischen den Hochschulen z.T. gravierend sind und es noch viel Verbesserungspotenzial gibt. Jetzt und in Zukunft sollte es Politiker:innen, Lehrenden und Lernenden ein Anliegen sein, die Türen der Unis für alle zu öffnen – auch für diejenigen, die aufgrund von Behinderungen oder anderen Barrieren bisher ausgeschlossen wurden.

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