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Das Wichtigste vorweg:
- 1/3 der Studenten in Deutschland kämpft mit Prüfungsangst, vor allem Studentinnen.
- Im Prüfungskontext gibt keine andere Generation, die sich so stark vergleicht wie die Generation Z. Sie stehen in ständiger Konkurrenz, wodurch die Hemmschwelle steigt, sich Hilfe zu holen; denn die anderen brauchen sie (scheinbar) auch nicht.
- Negative Meta-Gedanken sind der häufigste Auslöser von Lampenfieber, da sie zu einem Teufelskreis führen, der die Stress- und Angstgefühle verstärkt. Daher ist es wichtig, positive Meta-Gedanken zu fördern.
Lampenfieber: Definition und Ursache
Lampenfieber wird definiert als Anspannung, Nervosität oder Stress in unterschiedlich starken Ausprägungen, das vor herausfordernden Situationen auftritt. Die Gefühle reichen von leichter Nervosität bis zu starker Angst, besonders um den Semesterbeginn herum. Da Lampenfieber nie ganz verschwindet, liegt der Fokus darauf, die Angst zu reduzieren und handlungsfähig zu bleiben.
Unsere biologische Kampf-oder-Flucht-Reaktion, einst überlebenswichtig, kann heute zu Blackouts führen. Dennoch steigert Aufregung die Aufmerksamkeit und Konzentration und kann als Motivation dienen. Eustress wird dieser positive Stress genannt, der motiviert und das Selbstwertgefühl verbessert. Er entsteht durch Adrenalinschübe, positive Erwartung oder gut vorbereitete Prüfungssituationen. Auch Deadlines können Eustress erzeugen, solange sie uns antreiben. Eustress ist kurzfristig und wird von Erholungsphasen gefolgt. Der positive Effekt von Stress funktioniert besonders bei automatisierten Wissensbereichen, kann bei komplexeren Prüfungen jedoch negativ beeinträchtigt werden.
Im Gegensatz dazu steht Distress, der langanhaltende oder chronische Stress, der negative Auswirkungen auf Körper und Psyche hat. Bei Anzeichen von Depression, Schlafstörungen oder Übelkeit sollte externe Hilfe gesucht werden. Die Grenzen zwischen gutem und schlechtem Stress sind fließend. Problematisch wird es erst, wenn die Angst ein gewisses Niveau übersteigt.
Auswirkungen auf das Lernen
Prüfungsangst ist nicht nur im Prüfungsraum ein Thema. Schon lange davor wirkt sie sich negativ aufs Lernen aus. Eine Arbeitsgruppe des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung hat 309 Medizinstudierende beim Lernen fürs zweite Staatsexamen beobachtet und herausgefunden: Diejenigen mit mehr Prüfungsangst schnitten nicht nur in der eigentlichen Prüfung, sondern auch in vorbereitenden Tests schlechter ab. Die Studie, die den Lernfortschritt auf einer digitalen Plattform über 100 Tage beobachtete, zeigte, dass die Betroffenen schon während des Lernens Probleme hatten, effektiv Wissen aufzunehmen. Kurz gesagt: Wer stärkere Prüfungsangst hat, lernt weniger strukturiert und effektiv, was wiederum die Angst vor der Prüfungssituation steigert.
Kreislauf der Angst
Man spricht in diesem Fall vom „Kreislauf der Angst“ der durch negative Selbstgedanken angetrieben wird. Diese Gedanken drehen sich um die Angst zu scheitern, bloßgestellt oder zurückgewiesen zu werden. Diese Meta-Gedanken lenken von der eigentlichen Aufgabe ab. Besonders bei Referaten und mündlichen Prüfungen, wo man sich einem direkten Urteil ausgesetzt sieht, sind diese Ängste stärker als bei schriftlichen Klausuren. Sie führen zu körperlichen und sprachlichen Reaktionen wie Stottern oder dem häufigen Einsatz von Füllwörtern. Die Selbstwahrnehmung dieser Reaktionen führt zu einer noch negativeren Bewertung und verstärkt die Angstsymptome weiter. So entsteht ein Teufelskreis, in dem sich die eigene Angst verstärkt und die Leistungsfähigkeit einschränkt wird.
Zahlen und Lösungsansätze
Eine Studie der Internationalen Hochschule (IU) 2023 zeigt, dass fast 90% der Deutschen mindestens einmal Prüfungsangst erlebt haben, vor allem während Schule und Studium. Fast die Hälfte fühlt sich in ihrer Angst nicht ernst genommen und erklärt zu hohe Selbstansprüche als Hauptgrund. Die Angst vor schlechten Bewertungen und die Diskrepanz zwischen Selbstanspruch und tatsächlichem Ergebnis erschüttern das Selbstwertgefühl. Diese Angst kann ernsthafte berufliche Konsequenzen haben, denn ein Viertel der Betroffenen konnte aufgrund ihrer Prüfungsangst nicht ihren Wunschberuf ergreifen. Die Studie zeigt auch, dass viele aufgrund von Prüfungsangst Schul- oder Hochschulabschlüsse nicht erreichen oder Bewerbungsprozesse als angstbesetzt empfinden.
Trotz der Verbreitung von Prüfungsangst suchen nur 14,1% der Betroffenen aktiv Hilfe, meist bei Freunden und Familie oder durch psychologische Psychotherapie. Viele glauben, ihre Angst sei nicht ernst genug oder wollen sie allein bewältigen. Forschende betont die Wichtigkeit, frühzeitig Hilfe zu suchen, um die Angst nicht weiter zu verstärken. Therapeutische Ansätze sollten früh in der Lernphase ansetzen, um Techniken zur Angstreduktion und effizientes Lernen zu vermitteln. Dabei wird empfohlen, die Ursachen der Angst zu identifizieren, wie Druck, Perfektionismus, Muster in der Biografie oder externe Erwartungshaltungen. Manchmal ist Prüfungsangst jedoch nur ein Teil größerer psychischer Probleme. Selbsthilfe ist gut, doch bei stärkeren Problemen sollte psychotherapeutische Beratung in Anspruch genommen werden.
Im Folgenden werden Tricks und Übungen vorgestellt, mit denen Studierende diesen Angstkreislauf durchbrechen können.
Mentale Tipps
- Alltägliche Vorbereitung: Schaffen von Ausgleichen wie Sport oder Gespräche zur Stressreduktion, um den Kopf frei zu bekommen.
- Koffein und Schlaf: Check deinen Kaffee-Konsum und sorg für guten Schlaf, besonders vor Prüfungen.
- Pausen und Belohnungen: Vergiss nicht, dich mit kleinen Belohnungen und Pausen zu motivieren.
- Effiziente Lerntechniken: Rausfinden, wie du am besten lernst und hilfreiche Lerntechniken anwenden.
- Lerngruppen: Unterstützt euch gemeinsam bei Ängsten und Unsicherheiten.
- Think positive: Negative Gedanken umkrempeln und dich an deine Erfolge erinnern. Sprich auch mal mit deinem Dozenten.
- Lernplan und Zeitmanagement: Erstellung eines realistischen Lernplans und Pausen.
- Kreativ lernen: Einsatz kreativer Lerntechniken wie Eselsbrücken, Ishikawa-Diagramme, Loci-Methode, Mindmaps.
- Positive Grundhaltung: Autosuggestion und Fokus auf bisherige Erfolge, Körperhaltung und Humor.
- Cool bleiben: Achtsamkeitsübungen, Meditation, Yoga, autogenes Training, progressive Muskelrelaxation- oder einfach mal tief durchatmen, um die Nerven zu beruhigen.
- Auf’s Unvorhersehbare vorbereiten: Durch Rollenspiele und Improtheater spontaner werden.
- Emotionen checken: Mit Techniken wie dem „ABC der Gefühle“ deine Emotionen im Griff haben und regulieren.
Um Prüfungsangst zu bewältigen, beginnt die Vorbereitung im Alltag. Es ist wichtig, Ausgleiche zu schaffen, beispielsweise durch Sport oder Gespräche, um Stress abzubauen. Koffeinkonsum sollte überprüft und vor Prüfungen vermieden werden, ebenso wie schlechte Schlafhygiene. Wohltuende Pausen und Belohnungen sind ebenfalls wichtig.
Effiziente Lerntechniken, ein gutes Arbeitsverhalten, Kenntnisse über deinen Lerntyp und multimodales Lernen sowie adäquate Vorbereitung können Prüfungsangst reduzieren. Lerngruppen bieten Unterstützung bei Ängsten und Unsicherheiten. Realistische Einschätzungen der Prüfungssituation sind wichtig, ebenso wie die Transformation hinderlicher Gedanken in positive. Verwandle „Bei allen anderen klappt es besser, ich bin zu blöd dafür“ in realistische und hilfreiche Gedanken wie „Ich bin kompetent in diesem Themengebiet und es lohnt sich, mir zuzuhören!“. Gespräche mit Dozenten können ebenfalls hilfreich sein. Am wichtigsten ist, sich nicht für seine Angst zu schämen!
Ein realistischer Blick auf die Prüfungsanforderungen und das Erstellen eines Lernplans mit gutem Zeitmanagement kann helfen. Kreative Lerntechniken sind ebenso nützlich: Probiere lustige Eselsbrücken oder Diagramme aus. Beim Ishikawa-Diagramm werden bspw. Ursache und Wirkung ähnlich wie eine Fischgräte dargestellt und bei der Loci-Methode malst du dir eine Wegstrecke durch die Prüfungsthemen. Eine Mindmap oder eine Aufstellung aller Schritte, die zum Erlernen des Prüfungsstoffs notwendig sind, sind weitere beliebte Methoden. Wichtig ist es, in kleinen Schritten zu lernen und Pausen und Freizeit mit einzuplanen.
Eine positive Grundhaltung kann durch Autosuggestion gefördert werden, indem man sich selbst mit positiven Phrasen bestärkt. Wandle deine Gedanken von deinen Defiziten hin zu deinen bisherigen Erfolgen und Leistungen. Körperhaltung und Humor können ebenfalls helfen, die Angst zu reduzieren.
Das Praktizieren von Achtsamkeitsübungen, Meditation, Yoga oder Entspannungstechniken wie autogenes Training und progressive Muskelrelaxation sind effektiv im Umgang mit körperlichen Symptomen der Angst.
Übungen wie Simulationen, Rollenspiele oder Improvisationstheater trainieren den Umgang mit unvorhersehbaren Situationen. Eine weitere nützliche Methode ist das „ABC der Gefühle„, eine Technik zur Gefühlsregulation.
Tipps gegen direkte körperliche Symptome
Wenn du kurz vor oder in einer Prüfungssituation mit körperlichen Stresssymptomen zu kämpfen hast, gibt es ein paar einfache Tricks:
- Herzrasen? Tief ein- und ausatmen, drei Mal, mit Pausen nach jedem Einatmen.
- Zittern reduzieren: Muskeln anspannen und entspannen. Karteikarten sind unauffälliger als große Zettel.
- Zitternde Stimme? Räuspern und lauter sprechen.
- Schwitzen? Schwarze, atmungsaktive Baumwollkleidung tragen.
- Vor dem Vortrag: Langsame Bewegungen helfen, den Körper zu beruhigen.
- Verzichte auf Nikotin und Koffein, die Stress verschlimmern können.
- Beruhigungsmittel wie Lavendel, Kamille, Baldrian, Melisse und Hopfen nutzen.
Und falls du einen Blackout hast: Nimm dich selbst in den Arm, sprich dir Mut zu und klopfe sanft auf die Stelle, wo du die Angst am stärksten fühlst. Diese Techniken können dir helfen, dich in stressigen Prüfungssituationen zu beruhigen und fokussiert zu bleiben.
Hier findest du Hilfe
Wenn du professionelle Hilfe bei Lampenfieber suchst, gibt es mehrere Anlaufstellen:
- Viele Universitäten, wie die Internationale Hochschule, haben Study Guides, die sich speziell den Sorgen von Studierenden in Prüfungssituationen widmen. Informiere dich an deiner Uni über solche Angebote.
- Nutze die psychosozialen Beratungsstellen deiner Hochschule und die Hilfsangebote des Studierendenwerks. Zum Beispiel bietet das #stuwerkmuc regelmäßig Vorträge zum Thema Prüfungsangst an.
- Studentenwerke bieten oft Coaching-Kurse Diese Coaches sind spezialisiert auf die Behandlung von Prüfungsangst und nutzen Methoden zur Entspannung und zum Durchbrechen negativer Denkmuster.
- Für professionelle Hilfe kannst du auch einen Psychotherapeuten oder Psychologen außerhalb der Uni Beachte jedoch, dass hier oft lange Wartezeiten entstehen können.
- Wertvolle Unterstützung bieten auch Ausbildungsambulanzen wie die der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (dgvt). Hier wirst du von angehenden Psychotherapeuten unter Anleitung erfahrener Ausbilder behandelt.
- Zusätzliche Informationen und Kontakte findest du auf den Webseiten der dgvt und des Cip-Zentrums für integrative Psychotherapie München.
Das Fazit: Prüfungsangst ist zwar ein echter Stressfaktor, aber kein Game Over. Mit den obigen Tricks und Übungen gelingt es dir, diese Herausforderungen zu bewältigen und dabei zu wachsen!
Unsere Buchempfehlungen zum Thema:
Quellen:
- Orthomol: Eustress & Distress – Definition, Unterschied, Merkmale, Beispiele, Tipps.
- Tipps bei Prüfungsangst – Studierendenwerk München Oberbayern Blog
- Prüfungsangst stört schon beim Lernen – Spektrum der Wissenschaft
- Hilfe: Angst vor der Prüfung – wie kann man sie überwinden? | Campus | ARD alpha
- Studium Hilfe, Blackout! Das ist DER Trick gegen Prüfungsangst – Deutsche Bildung
- Studie der Internationalen Hochschule
- Uniturm: Lampenfieber im Studium: was tun?
- Umgang mit Lampenfieber