Ein sündiges Cabaret, eine verhängnisvolle Liebe und der Absturz eines Mannes, der alles verlor: Tauchen Sie ein in die schattenhafte Welt des Berlins der späten 1920er Jahre, wo der respektable Professor Rath dem betörenden Gesang und der lasziven Ausstrahlung der Varietésängerin Lola Lola im "Blauen Engel" verfällt. Josef von Sternbergs Meisterwerk, das den Aufstieg Marlene Dietrichs zum Weltstar markierte, ist weit mehr als nur ein Film; es ist eine psychologische Studie über Obsession, Eifersucht und den unaufhaltsamen Verfall bürgerlicher Moral. Begleiten Sie den Professor auf seinem Weg in die Demütigung, von der Autoritätsperson zum Gespött, während Lola Lola mit ihrer freizügigen Art und ihren provokanten Liedern die Konventionen der Weimarer Republik herausfordert. "Der Blaue Engel" ist ein packendes Drama, das die Grenzen zwischen Liebe und Wahnsinn, zwischen Schein und Sein auslotet. Erleben Sie, wie die Dreharbeiten selbst zu einem Spiegelbild des Konflikts auf der Leinwand werden, mit Eifersuchtsszenen zwischen Emil Jannings und Marlene Dietrich, die die Atmosphäre am Set vergifteten. Entdecken Sie die Hintergründe der Entstehung dieses ikonischen Films, von den Auseinandersetzungen mit der UFA bis hin zu Sternbergs obsessiver Suche nach der perfekten Lola, die er schliesslich in der damals noch unbekannten Marlene Dietrich fand. Dieser Film, der als einer der ersten deutschen Tonfilme Filmgeschichte schrieb, fesselte das Publikum nicht nur durch seine innovative Technik, sondern auch durch seine schonungslose Darstellung einer Gesellschaft im Umbruch. "Der Blaue Engel" ist ein zeitloses Meisterwerk über die zerstörerische Kraft der Begierde und die unvergessliche Geschichte einer Frau, die zur Ikone wurde. Tauchen Sie ein in die Atmosphäre von sündiger Ekstase und fataler Anziehungskraft, die diesen Film zu einem Meilenstein der Filmgeschichte gemacht hat. Erleben Sie die Magie von Marlene Dietrichs unvergesslicher Interpretation der Lola Lola und entdecken Sie die dunklen Geheimnisse, die hinter den Kulissen dieses Meisterwerks lauerten. Eine Geschichte von Ruhm, Ruin und einer Liebe, die alles veränderte. "Der Blaue Engel" – ein Film, der Sie nicht mehr loslassen wird.
Der Blaue Engel
m Jahr 1929 hatte die UFA (Universum-Film-AG), damals das größte deutsche
Filmunternehmen (gegründet 1917), ihre Studios in Windeseile auf die Tonfilmproduktion umstellen lassen. Nun brauchte man dringend einen Erfolgsfilm um international weiter Bestand haben zu können. Auf Vorschlag des Produzenten Erich Pommer wurde der in Amerika erfolgreiche Emil Jannings für dieses Projekt engagiert. Als Regisseur gewann man Josef von Sternberg.
Bisher war nur klar, dass es einen Tonfilm mit Emil Jannings in der Hauptrolle geben sollte, über den Film selber war man sich noch nicht eiig. Jannings war für eine Verfilmung des Rasputin, Sternberg lehnte es jedoch ab. Jannings zweitem Vorschlag stimmte er zu. Dies war Heinrich Manns ,,Professor Unrat".
Die UFA erwirbt die Filmrechte für Professor Unrat. Pommer hatte jedoch über Heinrich Manns damalige Geliebte Trude Hesterberg nach den Filmrechten fragen lassen. Nun glaubten beide, dass Hesterberg die Rolle der Rosa Fröhlich übernehmen würde, sie war nämlich Kaberettsängerin. Nachdem Sternberg ihnen verdeutlicht hatte, dass er eine andere Darstellerin haben wollte, waren Hesterberg und Mann verärgert.
Andere Probleme folgten. Der Beherrscher der UFA, Pressezar Alfred Hungenberg, war irrtümlich davon ausgegangen, dass nicht Heinrich Mann, sondern sein Bruder Thomas der Verfasser des Romans sei. Thomas Mann war nämlich gerade mit einem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Der Roman gefiel ihm nicht, denn er sah den Professor als Symbol der deutschen Ehrenhaftigkeit und eben dieser sollte ein so erniedrigendes Schicksal erleiden. Er forderte also, dass die Geschichte völlig umgeschrieben werden müsse. Der Professor verkörpere ihr Selbstverständnis und müsse menschlicher geschildert werden, um keinen Anlaß zu Kritik zu liefern.
Diese Probleme zündeten in Sternberg den Gedanken seinen Film nicht vorrangig von dem Niedergang des Professors handeln zu lassen, sondern von der Frau, die seinen Ruin verursacht. Später beschrieb Sternberg sein Handeln so: ,,Ohne die aufregende Frau, die alles elektrisiert wäre mein Film nichts anderes als eine Übung über die Dummheit eines Schulmeisters geworden."
Er beschloss deshalb seinen Film nicht Professor Unrat zu nennen, sondern ihm den Namen der Kneipe zu geben in welcher der Professor die Künstlerin Fröhlich kennenlernt und ihr verfällt: Der Blaue Engel.
Pommer und Jannings stimmten dem zu, ihnen war jedoch nicht klar, dass diese Änderung die Künstlerin Fröhlich in den Mittelgrund der Handlung rückte. Nach Sternbergs Vorstellung sollte sie und nicht das Lokal der Engel werden. Ihm fehlte jedoch noch die passende Darstellerin.
Sternberg sagte selber über die Suche nach seiner Künstlerin Fröhlich, die er in Anlehnung an Frank Wedekinds ,,Lula" in ,,Lola Lola" umbenannte: ,,Mir schwebte für die Figur der Lola ein bestimmtes Modell vor und ich lehnte eine Schauspielerin nach der anderen nur deswegen ab, weil sie dieser Vorstellung nicht entsprach. Dieses Model war von Felicien Rops (Im 19. Jahrhundert lebender Künstler, dessen Darstellungen zwischen Erotik und Pornographie schwankten. Er stellte die Frau gleichermaßen als Opfer und Täter dar und in allen erdenklichen Rollen) gezeichnet worden und obwohl es in einem anderen Jahrhundert und in einem anderen Land gelebt hatte, mußte es möglich sein in Berlin ein Duplikat zu finden. Als der erste Drehtag näher rückte, wurde die Situation kritisch. Ein Gerücht flackerte auf, ich such nach einer Frau, die auf dieser Erde nicht existiere."
Als er schließlich Marlene Dietrich entdeckte und zu Probeaufnahmen bestellte stand sein Entschluss fest: Dies war seine Lola. Ihre selbstsichere und herausfordernde Art sowie ihr Gesang begeisterten ihn. Schon während der Probeaufnahmen verkörperte sie Sternbergs Idee der Lola, und sie wußte es.
Jannings sagte der UFA nach ihrer Verpflichtung, dass sie das noch bereuen würden, später behauptete er jedoch steif und fest er habe Marlene Dietrich vorgeschlagen. Pommer, der glücklich war, dass endlich eine Entscheidung gefallen war, sagte später: ,,Jeder, der an dem Film mitwirkte, behauptet, Marlene entdeckt zu haben und sie glaubten das tatsächlich. Sollen sie doch glücklich damit werden; es ist nicht so wichtig."
Das Drehbuch war mittlerweile entsprechend den Wünschen der Beteiligten entstanden.
Gegenüber der Romanhandlung wurden einige Änderungen vorgenommen. Die satirischen und soziologischen Aspekte wurden ausgeklammert, dafür das individuelle Schicksal des Professors vertieft. Wesentlich war die Demütigung des Professors in der Rolle des Clowns und der Schluß, denn er landet am Ende nicht wegen Betreibens einer Spielhölle, die das ganze Bürgertum erkauft, im Gefängnis, sondern wird wahnsinnig und stirbt. Das Ganze sollte würdevoll und romantisch wirken und nicht mehr wie bei Mann, ein bitterer Angriff auf die Scheinheiligkeit der Gesellschaft sein, was Alfred Hungenberg von der UFA so aufgeregt hatte. Das Drehbuch machte des Ende des Tyrannen zu einer Geschichte von fataler sexueller Besessenheit.
Sternberg ergriff allmählich eine Leidenschaft für seine Hauptdarstellerin, dies schlug sich natürlich in der Entwicklung von Lola Lola nieder: Er machte sie jünger und strich das Kind, das Rosa Fröhlich im Roman hatte. Sie wurde zu einem vulgären, aber reizvollen Show- Flittchen, das darauf steht eine Künstlerin zu sein. Auf der Leinwand war sie revolutionär, denn sie war weder eine Verführerin noch ein junges Mädchen, aber aufreizend, attraktiv und unsentimental. Mitleid ist ihr nicht fremd, doch sie empfindet absolut keine Reue, wenn sie die Reaktionen hervorruft, die sie ihrem Wesen und ihrem Beruf nach hervorrufen muss. Als der Professor fortgeht um zu sterben sing sie ihre Version der Wahrheit: Wenn Motten verbrennen, ist es nicht ihre Schuld.
Wir erleben sie fast ausschließlich durch ihre Lieder und so, wie Sternberg sie mit der Kamera sieht: Ihre Sinnlichkeit wirkt geradezu aufdringlich, als der Professor sie zum erstenmal auf der engen und chaotischen Bühne erblickt; und zum Schluß zeigt sie sich kühl und ruhig als ein selbstverliebter Vamp. Zwischen diesen beiden Einstellungen vergehen im Film vier Jahre. Durch ihren aufreizenden Gesang und ihre Haltung lässt sie alle wissen, dass sie sich immer neu verlieben wird. So liegt es ihr im Blut - was kann sie also schon dafür? Ihre Lieder waren technisch das anspruchsvollste am ganzen Film. Sie wurden zu Verkaufsschlagern und setzten gleichsam einen Schlußstrich unter die- mit dem Paukenschlag der Weltwirtschaftskrise zuendegegangenen - wilden Zwanziger Jahre. Zur Kultfigur wurde Marlene Dietrich mit diesem Lied:
Ich bin von Kopf bis Fuß auf Lieb eingestellt,
Denn das ist meine Welt
Und sonst gar nichts.
Das ist, was soll ich machen, meine Natur, Ich kann halt lieben nur
Und sonst gar nichts.
Männer umschwirr'n mich Wie Motten um das Licht, Und wenn sie verbrennen Ja dafür kann ich nichts.
Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, Ich kann halt lieben nur
Und sonst g a r n i c h t s !
Der Blaue Engel war einer der ersten deutschen Tonfilme und vermittelte dem Zuschauer direkt eine ganz neue Erfahrung: Die Ausdruckskraft des Schweigens. Viele Wesensmerkmale einer Person konnten erst durch den Ton vollständig dargestellt werden. Sternberg erreichte ein konfuses Gewebe aus Stille und Ton. Es scheint naturgetreu, ist aber höchst präzise zusammengesetzt. Dies war bei der damaligen Tontechnik, die weder Mischung noch eine eigene Tonspur kannte, äußerst schwierig. Sternberg erreichte es durch das Öffnen und Schließen von Türen hinter den Kulissen.
Emil Jannings sollte eigentlich der Star des Films werden, das glaubte zumindest er. Sternberg hatte eine andere Vorstellung. Jannings war arrogant und während den Dreharbeiten oft sehr launisch. Die Umstellung auf den Tonfilm machte ihn jedoch etwas umgänglicher, es fiel ihm nämlich schwer ins Mikrophon zu sprechen, weil dies einem Auftritt vor einem leeren Theater gleicht. Seine Angst versuchte er durch übertriebene Aussprache zu überspielen. Er und Sternberg gerieten deshalb häufig aneinander, denn Sternberg wollte, dass er Deutsch wie ein normaler Mensch und nicht wie ein Volksverführer oder Poet sprach.
Der Blaue Engel wurde direkt in zwei Fassungen, einer deutschen und einer englischen gedreht, denn damals gab es noch keine Synchronstudios. Deshalb wurde jede Szene gleich zweimal abgedreht, zuerst in deutsch, dann in englisch. Besonders hier hatte Jannings Probleme, sein Englisch klingt gepreßt und überkorrekt, wohingegen Marlene auch auf Englisch entspannt und ungezwungen wirkt.
Marlene Dietrich stahl Jannings immer mehr die Show, sicherlich bedingt durch Sternberg, der ihr verfallen war. Zwischen den beiden zeichnete sich ein Liebesverhältnis ab. Ihre Lieder wurden zur zentralen Bedeutung des Films, und es ist bekannt, dass Jannings beim Ansehen der Bildmuster fluchte, die werde er erwürgen. Genau dies versuchte er in seiner Szene als Wahnsinniger. Seine Eifersucht auf Marlene Dietrich ist in die Filmgeschichte eingegangen. Es ist zwar nur eine Legende, dass er sie so stark würgte, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, doch packte er in der Szene, in der er sie würgte so heftig zu, dass die Dreharbeiten unterbrochen werden mussten. Die blauen Flecken, die seine Finger auf Marlenes Haut hinterlassen hatten, mussten erst mit Make-up kaschiert werden. Fünf Monate wurde seit der Ankunft Sternbergs in Berlin an dem Film gedreht und geschnitten, es war der bis dahin teuerste Tonfilm und die teuerste Pommer Produktion mit einem Budget von Zwei Millionen Mark.
Der Tag der Premiere, der 1.April 1930, wurde zum Tag von Marlene Dietrich. Sie wurde bejubelt und verwandelte sich von einem vulgären Flittchen in einen Star. Emil Jannings bereute nicht entschieden genug gegen ihre Leitrolle im Film vorgegangen zu sein. Vielleicht tat es ihm sogar leid sie nicht erwürgt zu haben.
Häufig gestellte Fragen zu Der Blaue Engel
Worum geht es in dem Text über Der Blaue Engel?
Der Text beschreibt die Entstehung des Films "Der Blaue Engel" von Josef von Sternberg aus dem Jahr 1930. Er behandelt die Hintergründe der Produktion, die Schwierigkeiten bei der Besetzung der Hauptrollen, die Änderungen gegenüber der Romanvorlage "Professor Unrat" von Heinrich Mann und die Entwicklung der Figur der Lola Lola, gespielt von Marlene Dietrich. Außerdem wird auf die Probleme zwischen Emil Jannings und Marlene Dietrich während der Dreharbeiten eingegangen und die Bedeutung des Films für die Karriere von Marlene Dietrich beleuchtet.
Welche Rolle spielte Erich Pommer bei der Entstehung des Films?
Erich Pommer, der Produzent der UFA, schlug Emil Jannings für das Projekt vor und erwarb die Filmrechte für "Professor Unrat". Er war auch maßgeblich an der Auswahl der Darsteller beteiligt und versuchte, die Wünsche der verschiedenen Beteiligten in Einklang zu bringen.
Warum gab es Probleme mit Heinrich Mann und Alfred Hugenberg?
Heinrich Mann war verärgert, weil seine Geliebte Trude Hesterberg nicht die Rolle der Rosa Fröhlich erhielt. Alfred Hugenberg, der Chef der UFA, war zunächst gegen die Verfilmung, weil er den Professor als Symbol deutscher Ehrenhaftigkeit sah und dessen Niedergang nicht darstellen wollte.
Wie kam es zu der Entscheidung, Marlene Dietrich für die Rolle der Lola Lola zu besetzen?
Josef von Sternberg suchte nach einer Darstellerin, die seinem Ideal der Lola entsprach. Nach Probeaufnahmen mit Marlene Dietrich war er überzeugt, dass sie die richtige Besetzung war. Ihre selbstsichere und herausfordernde Art sowie ihr Gesang begeisterten ihn.
Welche Änderungen wurden gegenüber der Romanvorlage vorgenommen?
Die satirischen und soziologischen Aspekte des Romans wurden ausgeklammert und stattdessen das individuelle Schicksal des Professors vertieft. Die Figur der Lola Lola wurde jünger gemacht und das Kind, das Rosa Fröhlich im Roman hatte, wurde gestrichen.
Wie war das Verhältnis zwischen Emil Jannings und Marlene Dietrich während der Dreharbeiten?
Das Verhältnis war angespannt. Jannings fühlte sich von Marlene Dietrich in den Schatten gestellt und war eifersüchtig auf ihre wachsende Popularität. Es gab Auseinandersetzungen zwischen den beiden, und es wird sogar von einem Vorfall berichtet, bei dem Jannings Marlene Dietrich während einer Szene so heftig würgte, dass die Dreharbeiten unterbrochen werden mussten.
Welche Bedeutung hatte "Der Blaue Engel" für die Karriere von Marlene Dietrich?
"Der Blaue Engel" machte Marlene Dietrich zum Star. Die Rolle der Lola Lola war ihr Durchbruch, und sie wurde international bekannt. Allerdings bedeutete die Rolle auch ein Ende, da jede nachfolgende Rolle auf sie zugeschnitten wurde und es für sie keine neue Herausforderung mehr gab.
Warum wurde der Film in zwei Sprachversionen gedreht?
Da es 1930 noch keine Synchronstudios gab, wurde der Film direkt in zwei Fassungen gedreht: einer deutschen und einer englischen.
Welche technischen Schwierigkeiten gab es bei der Tonfilmproduktion?
Die damalige Tontechnik kannte weder Mischung noch eine eigene Tonspur. Sternberg erreichte eine natürliche Klangatmosphäre durch das Öffnen und Schließen von Türen hinter den Kulissen.
Welchen Einfluss hatten die Lieder von Marlene Dietrich auf den Erfolg des Films?
Die Lieder von Marlene Dietrich wurden zu Verkaufsschlagern und trugen maßgeblich zum Erfolg des Films bei. Sie setzten einen Schlusspunkt unter die wilden Zwanziger Jahre und machten Marlene Dietrich zur Kultfigur. Das Lied "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" wurde zu ihrem Markenzeichen.
- Citation du texte
- Stefanie Schroers (Auteur), 2000, Der blaue Engel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100035