Stichpunktartige Zusammenfassung des Jugoslawien-Konflikts.
Jugoslawien-Konflikt
Notizen
Bei Ausbruch d. 1WK: Slowenien, Dalmatien, Istrien - österreichisch; Kroatien-Slawonien, Vojvodina - ungarische Reichshälfte; Bosnien-Herz. - gemeinsam Österreich-Ungarn; Kosovo, Sandschak-Region, Makedonien - bis 1912/13 (=Balkankrieg) Osman. Reich 1918: ,,Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" -> 1929 ,,Jugoslawien"
VÖLKER SPRACHEN RELIGIONEN
-Slowenen, Kroaten, nördliche Serben - westkirchlische Einflüsse Adriatische Küstenregionen - romanisch-venezianische Einflüsse
Serben, Montenegriner, Makedonier - altbalkanische, byzantinische, ostkirchl. Elemente Ehem. Osman. Reich - islamische Traditionen
-Slowenen, Kroaten - römisch-katholisch (allerdings unterschiedliche Sprachen)
Serben, Kroaten, bosn. Muslime sprechen selbe Sprache, haben aber unters. Religionen Serben und Montenegriner haben beides gemeinsam
Bosnische Muslime sind Nachfahren der Südslawen, die während osm. Reich zum Islam sind
ANFÄNGE DES JUGOSLAWISMUS
Schon im 19. Jhdt. entstand die Idee die südslawischen Völker in einem Land zu vereinigen 1830-1848 Illyrismus (Kroatien) = Vereinigung der kath. und orth. Südslawen -> Jugoslwism. Politischer Zusammenschluss sollte die lange Fremdherrschaft abschütteln Es gab auch Gegenbewegungen (Entstehung rein kath Nationalstaaten) Erklärung von Korfu (1917): ,,Königreich der ..." unter serbischer Dynastie Karadjordjevic
,,EXPERIMENT JUGOSLAWIEN"
viele Probleme (polit., sozial, wirtschaftlich)
28.6.1921 zentralistische Verfassung, die die Serben begünstigte
Opposition war die Kroatische Rep. Bauernpartei - Errichtung eines kroat. Bauernstaates innerhalb der Konföderation
6.1.1929 setzte Monarch Alexander Karadj. die parlam. Verfassung außer Kraft Jugoslawien wurde in 9 Verwaltungsbezirke unterteilt, ohne Rücksicht auf Religionen oder Geschichte
ZWEITER WELTKRIEG
6.4.41: Angriff d. Deutschen auf Jug. -> nach wenigen Tagen Kapitulation Slowenien wurde zwischen D und I aufgeteilt
Kroatien u. Bosnien -> unabhängiger Staat Kroatien Serbien -> dt. Militärverwaltung
Restgebiete unter anderem an Ungarn, Bulgarien, Italien
Hitler setzte auf Kollaborateure um genug Leute für Russlandfeldzug zu haben (Kroatien: faschistische Ustascha-Bewegung; Vertreibung, Vernichtung, Zwangstaufen etc.
-> Auslöschung ethnischer Identitäten
Insgesamt starben während des 2. WK rund 1.000.000 Jugoslawen (>500.000 Serben, 200.000 Kroaten, 100.000 Muslime - durch Krieg und Rassenhass)
AUFSTIEG TITOS
Nach Zusammenbruch Jugoslawiens organisierte die komm. Partei unter Führung Titos den Widerstand (Partisanen waren die größte und stärkste Widerstandsbewegung Europas - aggierten jugoslwienweit)
26.11.1942: Antifaschistischer Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens (AVNOJ)
29/30.11.1943 AVNOJ beschloss Jugoslawien nach Kriegsende in einen sozialist. Bundesstaat umzuwandeln
29.11.1945 Sozialistische Föderative Rep. Jugoslawien
1948 leitete Tito die Entstalinisierung ein und propagierte sein eigenes Modell des Sozialismus (z.B. Selbstverwaltung d. Betriebe durch Angestellte)
Blockfreiheit -> dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus
Verfassung gliederte Jug. in 6 Republiken (<- bis 60er Jahre jedoch nur auf dem Papier) -> Konflikte lebten daher schnell wieder auf - zentralistisch od. föderativ? Welche Rolle erhalten die Völker? ...
URSACHEN UND HINTERGRÜNDE DES KRIEGES
Unbewältigte Vergangenheit -> Greueltaten von allen Seiten nie angesprochen - nationalistische Parolen
Ethnische Vorurteile und Feindbilder
Verfassungsmängel -> einzelne Republiken konnten Beschlüsse durch Veto blockieren
-> durch Selbstständigkeitsbestrebungen in 80er Jahren wurde davon Gebrauch gemacht
-> Handlungsunfähigkeit der Bundesregierung
Regionale Entwicklungsunterschiede und Verteilungskonflikte -> Wohlstandsgefälle von Nordwest nach Südost (Analphabetenrate d. >10-jährigen 1948: Slowenien 2,4% - Kosovo 62,5% 89 Volkseinkommen in Slowenien 36,55 Mill. Dinar - Kosovo 3,97 Mill.)
-> Ärmere fühlten sich nicht ausreichen unterstützt, Reich wollten nicht länger bezahlen Wachsende sozialökonomische Probleme -> rasche Industrialisierung - Fehlinvestitionen, Misswirtschaft, Überbürokratisierung... -> Wirtschaftskrise in 80er Jahren
-> wachsende soziale Ängste machten Leute anfällig für nationalistische Parolen
Neuer Nationalismus -> nach Tode Titos 1980 Liberalisierung -> Aufschwung für
nationalistische Bewegungen (Bosnien: Izetbegovic; Kroatien: Tudjman; Serbien: Milosevic) Demokratisierung -> bei Wahlen 1990 siegten fast überall nationalistische Partein
-> gesamtjug. Wahlen fanden nie statt -> keine demokr. legitimierte gesamtjugosl. Regierung Ende des Ost-West-Konfliktes -> Verlust d. Sonderstellung stürzte viele Jugos in
Identitätskrise
-> Verlust der strat. Besonderheit -> kaum Interesse d. westl. Wel. -> wirtschftl. Probleme interessierten im Ausland nur noch wenige Politische und wirtschaftliche Zerfallserscheinungen -> Dezember 89 Inflationsrate 2700%
-> an Reformfrage spaltete sich System - Slowenien
parl. Dem.
- Serbien
Einparteiensys.
STREIT UM DAS ERBE JUGOSLAWIENS
25.6.1991: Slowenien und Kroatien erklären sich für unabhängig
wenige Monate später folgen Bosnien-Herzegowina und Mazedonien Unmittelbar nach Unabhängigkeitserklärung brachen im Sommer 91 Kämpfe zwischen Republikarmeen und jug. Bundesarmee sowie serb. Freischärlern aus. April 92: Krieg greift auf Bosnien über
Kernfragen der Völkergemeinschaft: Wie wird intern. anerkanntes Selbstbestimmungsrecht interpretiert? Wo verlaufen die Grenzen? Wer wird Rechtsnachfolger des zerfallenen Jug.? Aufteilung von Schulden und Vermögen? UND: Handelt es sich um einen inner- oder einen zwischenstaatlichen Konflikt?
Rolle Deutschlands: Genscher war als Einziger der EG für eine Aufteilung Jugoslawiens (andere wollten keinen Präzedenzfall schaffen); Teilrepubliken sollten als selbstständige Völkerrechtssubjekte angesehen werden -> Abschreckung für jug. Volksarmee
_ Januar 92: Slowenien + Kroatien werden als unabhängig und souverän angesehen _ April 92: Bosnien-Herzegowina ebenfalls
PHASEN DES KRIEGES
1. Kleiner Krieg (Slowenien Juni/Juli 91): Nach Entschluss der Unabhängigkeit besetzt jug. Volksarmee Grenzübergänge; da es in Slowenien allerdings keine serb. Minderheiten gibt konnte der Krieg durch Vermittlung von KSZE und EG beendet werden
2.Krieg in Kroatien (6./7.91-1.92 + 5.+8.95): Grenzfrage: serb. Minderheit in der Krajina rufen eigene Rep. aus -> Vertreibung kroat. Familien
Jan. 92: Beendigung d. Krieges (United Nations Protection Forces) <- Entmilitarisierung der Krajina - keine pol. Lsg. der Autonomie- und Minderheitenfrage
Mai + Aug. 95: nach illegalen Waffenlieferungen vertreibt die Kroat. VA 170.000 Serben aus Kroatien + Rückeroberung der Krajina
3. Krieg in Bosnien (April 92 - Nov.95): kurz nach Anerkennung als souveränen Staat rufen, wie in Kroatien, die Serben eigene Rep. aus.
4.-9.92 werden fast 70% d. bosn. Gebietes erobert (10.000de getötet, Millionen Flüchtlinge) herzegowinischen Kroaten rufen eigene Republik aus -> Anschluss an Kroatien
-> Anfang 93 zerbrach Militärallianz d. bosn. Kroaten und Muslime die gegen Serben kämpften und für multiethnisches Bosnien waren
2er Krieg: Muslime_Kroaten: von Anfang 93-94 -> danach wieder gegen Serben in Pattsituation wurde Krieg im Nov. 95 mit Vertrag von Dayton beendet
KRIEGSVERBRECHEN
Okt. 92: Menschenrechtskommission hat Auftrag Kriegsverbrechen aufzuklären
Mai 93: Internat. Strafgerichtshof zur Ahndung d. Kriegsverbrechen im ehem. Jugoslawien
Hauptziel: ethnische Säuberungen
Urspr. Zielgruppe d. Säuberungen waren Muslime - aber auch Serben und Kroaten Juni 92: 1,4 Mill. Flüchtlinge
Ende 92: > 2 Mill.
Sommer 93: > 4 Mill.
REAKTIONEN DER INTERNATIONALEN GEMEINSCHAFT
Juni 91: EG feiert die ,,Stunde Europas" mit neuer Außen- und Sicherheitspolitik Sept. 91: UNO wird um Hilfe gebeten
Grund für das Eingreifen war die Anerkennung als souver. Staaten -> Ausweitung von nationalem Konflikt zu zwischenstaatlichem Krieg
Intervention v. Bodentruppen wurde für zu teuer und gefährlich angesehen (Partisanenkampf) bis Ende 93 war man der Auffassung, dass man serb. Militäreinrichtungen etc. nicht ohne Zivilverluste hätte aufklären und zerstören können
GRUNDLINIEN DER DIPLOMATIE
Völkergemeinschaft zunächst Gewaltlosigkeit, dafür aber Wirtschaftssanktionen gegen Serbien u. Montenegro, die von der UNO als Hauptschuldige angesehen wurden (,,Großserbisches Reich" von Milosevic).
Gleichzeitig: Verhandlungsführer (ICFY=internat. Jugoslawienkonf.) <- EG/EU+UNO
-> 94 gingen Bosnienverhandlungen an Vertreter aus USA, Rus, F, GB, D über
Haupthindernis: Interessen der Parteien in Verfassungsfrage: bosn. Muslime - multiethn. Zentralstaat
Bosn. Serben+Kroaten - Konföderation aus drei Nationalstaaten -> sollten je an Mutterstaaten angegliedert werden
Mit zunehmender Dauer des Krieges passten sich Friedensvorschläge den Fakten an
-> Aufteilung Bosniens nach ethnischen Kriterien
Seit 94: Bosnien soll formell als Staat erhalten bleiben, aber in zwei Bundesstaaten mit einer gemeinsamen Zentralregierung aufgeteilt werden (51% sollte die kroatisch-muslimische Föderation, 49% die Serben kontrollieren, diese lehnten entschieden ab) -> Anfang 95 schien klar, dass auch dieser Plan gescheitert war.
DILEMMA DER UNO
Verzicht auf Gewaltanwendung - eher humanitäres Problem, kein sicherheitspolitisches
Blauhelm-Soldaten hatten anfänglich die Aufgabe bei der Verteilung der humanitären Hilfe
zu assistieren
Insgesamt wurden ab 91 jedoch >200 Resolutionen verabschiedet, die häufig äußerst unklar und widersprüchlich blieben, besonders in welchen Situationen die Blauhelm-Soldaten militärische Gewalt einsetzen dürfen
Mangelnder Einsatz (Personal & Ressourcen): Beispiel Schutzzonen für Bevölk. in den Städten Gorazde, Zepa, Tuzla, Srebrenica, Sarajevo und Bihac. Blauhelme hatten Auftrag Angriffe auf diese Städte abzuschrecke, auch mit Luftunterstützung der NATO. Da allerdings die Städte nicht nur aus der Luft zu überwachen waren, mussten Fußtruppen eingesetzt werden. UN-Sicherheitsrat entsendete jedoch anstelle der benötigten 34.000 Soldaten nur
7.600 leicht bewaffnete, die ohnmächtig zusehen mussten, wie die gesamte UNO, wie die Serben im Juli 95 Srebrenica und Zepa überrannten und tausende Gefangene umbrachten.
WEG ZUM FRIEDEN
21.7.95: Entschluss zu härterem Vorgehen
1.8.95: Entschluss Angriffe auf Schutzzonen hart mit Luftangriffen zu beantworten
-> Ablösung der UNO durch die NATO
Sep. 95: erste Luftangriffe auf serb. Stellungen -> half den bosn. und kroat. Truppen Gebiet zurück zu erobern.
Dadurch und durch u.a. die Rückeroberung der Krajina halfen die Machtverhältnisse an das gewünschte 51/49-Verhältnis anzupassen.
USA machten Vorschlag, der den bosn. Serben einige Zugeständnisse machte (eigene ,,Serbische Republik" mit ,,Sonderbeziehungen" zu Serbien -> Ziel der Serben war ihre Siedlungsgebiete zu vereinigen)
21.11.95: Präsidenten Bosniens, Kroatien, Serbiens unterzeichnen Friedensabkommen in Dayton
Dez. 95: feierliche Unterzeichnung in Paris
FRIEDENSABKOMMEN VON DAYTON
Vertrag enthält neben militärischen auch die Verfassung betreffende Fragen (z.B. demokratische Gesellschaftsordnung)
-> militärischer Teil: -30 Tage haben Parteien Zeit ihre Armeen zurückzuziehen und eine 4
km breite entmilitarisierte Zone entlang dieser Waffenstillstandslinien einzurichten
-Freilassung der Kriegsgefangenen
-60.000 Mann starke IFOR (Implementation Force) der NATO löst
UNO-Blauhelme ab
-> politischer Teil: - Bosnien bleibt einheitlicher Staat, aus 2 Einheiten bestehend (51% musl.- kroatisch, 49% Serbische Republik)
-> politischer Teil: - Verteilung der Städte: -Srebrenica, Zepa -> Serbische Republik
- Gorazde -> über Korridor mit Föd. verbunden
- Sarajewo bleibt ungeteilte Hauptst. Bosniens
- Zweikammer-Parlament + dreiköpfiges Präsidium + Zentralregierung,
Verfassungsgerichtshof, Zentralbank
- Kompetenzen d. Bundesreg.: Außenpolitik, -handel, Zollpolitik, Einwan-
derung u. Staatsbürgerfragen, Transportwesen und Geldpolitik (gemein-
same Währung)
- Kompetenzen d. Einheiten: Verträge mit anderen Staaten &
Organisationen eingehen, ,,Sonderbeziehungen" zu ihren Nachbarn,
Verteidigungspolitik; alle Kompetenzen die nicht der Bundesreg. zuGewiesen sind werden von Teilstaaten wahrgenommen
- Flüchtlinge erhalten Recht in Heimatorte zurückzukehren
- als Kriegsverbrecher verdächtigte Personen werden v. pol. Funkt. und öffentl. Ämtern ausgeschlossen
- innerhalb von 6-9 Monaten werden dem. Wahlen abgehalten.
- Parteien verpflichten sich Menschenrechte zu wahren und Menschen- rechtsbeobachter zuzulassen. Kommission & Ombudsmann sollen deren
Einhaltung überwachen
- Nachfolgestaaten werden sich gegenseitig anerkennen -> Aufhebung
der
Sanktionen gegen Bundesrepublik Jugoslawien
UMSETZUNGSPROBLEME
Hauptsächlich im politische Bereich:
- es drohen Kompetenzstreitigkeiten zwischen Teilstaaten und Zentralregierung (gegenseitiges Blockieren)
- Streitigkeiten innerhalb der kroatisch-bosniakischen Föderation (Kantone bestehen noch nicht, Währung noch nicht vereinheitlicht -> Föderation nur auf Papier)
- Kroaten möchten sich Kroatien anschließen -> bilden Pseudo-Staat Herzeg-Bosna
- Dem. Wahlen fehlen wesentl. Bedingungen (Meinungs-, Medien-, Versammlungs-,
Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt <- Flüchtlinge wurden daran gehindert in ihre
Heimatorte zurückzukehren) + gemäßigte Opposition hatte keine Chance, da die Machthaber starke Zensur ausübten -> bei Wahlen wurden Politiker der Nationalparteinen in Ämtern bestätigt
- lokale Regierungen tun alles um Flüchtlinge von ihrer ehemaligen Heimat fern-
zuhalten -> soll weitgehende ethn. Homogenität beibehalten; Flüchtlinge haben aber auch oftmals Angst vor erneuter Verfolgung, dort wo heute die Feinde sind, wo sie früher gewohnt haben.
- Kriegsverbrecher (Karadzic & Mladic) werden einfach nicht ausgeliefert und haben faktisch immer noch Macht
- Territorialfragen wurden teilweise nicht geklärt
- KONFLIKTREGIONEN SANDSCHAK UND KOSOVO HABEN NOCH KEINE MINDERHEITENREGELUNG -> UNZUFRIEDENHEIT DER DORTIGEN BEVÖLKERUNG WÄCHST (FÜHLEN SICH IM STICH GELASSEN)
- (Wieder-)Aufbau einer Volkswirtschaft; einige Regionen haben untereinander häufig weniger Austausch als mit Nachbarregionen
- Aufhebung des Waffenembargos (nach 90 Tagen durften ehem. Kriegsparteien wieder
leichte Waffen, nach 180 Tagen sogar Minen, Flugzeuge und
Kampfhubschrauber einführen); vor allem die kroatische und bosnischmuslimische Armee sollten wiederbewaffnet werden, um Gleichgewicht zwischen ehem. Gegnern herzustellen.
BILANZ DES KRIEGES
Mindestens 200.000 Tote, Hunderttausende Verletzte, Millionen Flüchtlinge und Vertriebene + Verwüstung weiter Teile des Landes
Kroatien: offiziell 6.442 Tote, 23.062 Verletzte (1/3 Zivilisten) <- alleine 1991 (ohne Krajina) Schaden wird auf 27 Milliarde US$ geschätzt - 37% Wirtschaftspotentials zerstört Bosnien: 145.000 Tote (darunter 17.000 Kinder), 174.000 Verletzte (davon 75.000 bis zur
Häufig gestellte Fragen zum Jugoslawien-Konflikt
Was waren die historischen Wurzeln des Konflikts in Jugoslawien?
Die Idee eines vereinten südslawischen Staates entstand bereits im 19. Jahrhundert (Illyrismus). Das Gebiet, das später Jugoslawien bildete, umfasste Regionen unter österreichischer, ungarischer und osmanischer Herrschaft, was zu unterschiedlichen kulturellen und religiösen Einflüssen führte. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen", das 1929 in "Jugoslawien" umbenannt wurde. Die Vielfalt an Völkern, Sprachen und Religionen (westkirchliche und ostkirchliche Einflüsse, Islamische Traditionen) trug zu Spannungen bei.
Welche Probleme gab es im "Experiment Jugoslawien"?
Jugoslawien war von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen geplagt. Eine zentralistische Verfassung von 1921 begünstigte die Serben, was zu Opposition führte. Monarch Alexander Karadjordjevic setzte 1929 die Verfassung außer Kraft und teilte das Land in Verwaltungsbezirke ein, ohne Rücksicht auf ethnische oder historische Grenzen.
Wie war Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg aufgeteilt?
Nach dem Angriff Deutschlands auf Jugoslawien im April 1941 wurde das Land aufgeteilt. Slowenien wurde zwischen Deutschland und Italien aufgeteilt, Kroatien und Bosnien bildeten den "Unabhängigen Staat Kroatien" unter der faschistischen Ustascha-Bewegung, Serbien kam unter deutsche Militärverwaltung, und andere Gebiete wurden an Ungarn, Bulgarien und Italien angegliedert. Die Ustascha-Bewegung verfolgte eine Politik der Vertreibung, Vernichtung und Zwangstaufen, um ethnische Identitäten auszulöschen.
Welche Rolle spielte Tito in Jugoslawien?
Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens organisierte die kommunistische Partei unter der Führung von Tito den Widerstand. Tito leitete nach 1948 die Entstalinisierung ein und propagierte sein eigenes Modell des Sozialismus (Selbstverwaltung der Betriebe). Jugoslawien verfolgte eine Politik der Blockfreiheit zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Die Verfassung gliederte Jugoslawien in 6 Republiken, aber die Konflikte zwischen Zentralismus und Föderalismus blieben bestehen.
Was waren die Ursachen und Hintergründe des Krieges in Jugoslawien in den 1990ern?
Unbewältigte Vergangenheit (Greueltaten des 2. Weltkriegs), ethnische Vorurteile, Verfassungsmängel (Vetorecht der Republiken), regionale Entwicklungsunterschiede (Wohlstandsgefälle), wachsende sozioökonomische Probleme und neuer Nationalismus nach Titos Tod trugen zum Konflikt bei. Das Ende des Ost-West-Konfliktes und politische/wirtschaftliche Zerfallserscheinungen verstärkten die Krise.
Wie kam es zur Unabhängigkeit der Teilrepubliken?
Slowenien und Kroatien erklärten am 25. Juni 1991 ihre Unabhängigkeit, gefolgt von Bosnien-Herzegowina und Mazedonien wenige Monate später. Unmittelbar nach den Unabhängigkeitserklärungen brachen Kämpfe zwischen Republikarmeen, der jugoslawischen Bundesarmee und serbischen Freischärlern aus.
Welche Phasen hatte der Krieg?
1. Kleiner Krieg in Slowenien (Juni/Juli 1991), 2. Krieg in Kroatien (1991-1992 und 1995), 3. Krieg in Bosnien (1992-1995).
Welche Kriegsverbrechen wurden begangen?
Hauptziel war die "ethnische Säuberung". Muslime, aber auch Serben und Kroaten wurden verfolgt. Es gab Millionen von Flüchtlingen.
Wie reagierte die internationale Gemeinschaft?
Zunächst wurde auf Gewaltlosigkeit und Wirtschaftssanktionen gesetzt. Die UNO setzte Blauhelmsoldaten für humanitäre Hilfe ein, verabschiedete aber unklare Resolutionen bezüglich des Einsatzes militärischer Gewalt. Die NATO übernahm später die militärische Rolle.
Was war das Friedensabkommen von Dayton?
Das Friedensabkommen von Dayton (1995) beendete den Krieg in Bosnien. Es beinhaltete militärische (Rückzug der Armeen, Freilassung der Kriegsgefangenen, Einsatz der IFOR) und politische Aspekte (Bosnien bleibt ein einheitlicher Staat aus zwei Einheiten bestehend: Föderation und Serbische Republik, Verteilung der Städte, zweikammer-Parlament + dreiköpfiges Präsidium + Zentralregierung, Verfassungsgerichtshof, Zentralbank, Kompetenzen d. Bundesreg. und Einheiten, Flüchtlingsrückkehr, Ausschluss von Kriegsverbrechern, demokratische Wahlen, Achtung der Menschenrechte, gegenseitige Anerkennung der Nachfolgestaaten).
Welche Umsetzungsprobleme gab es nach dem Dayton-Abkommen?
Kompetenzstreitigkeiten zwischen Teilstaaten und Zentralregierung, Streitigkeiten innerhalb der Föderation, das Fehlen wesentlicher Bedingungen für freie Wahlen (Meinungs-, Medien-, Versammlungsfreiheit), Verhinderung der Flüchtlingsrückkehr, Nichtauslieferung von Kriegsverbrechern, ungelöste Territorialfragen, fehlende Minderheitenregelungen (Sandzak und Kosovo), Wiederaufbau der Wirtschaft, Aufhebung des Waffenembargos.
Wie lautet die Bilanz des Krieges?
Mindestens 200.000 Tote, Hunderttausende Verletzte, Millionen Flüchtlinge und Vertriebene sowie Verwüstung weiter Teile des Landes.
- Citation du texte
- Joachim Radke (Auteur), 2000, Jugoslawien-Konflikt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100138