Die EG betreibt stellvertretend für ihre Mitgliedstaaten eine einheitliche Handelspolitik. Die Kompetenz hierzu leitet sich aus Art. 133 EGV ab. Dies ist die notwendige Konsequenz der Errichtung des freien Binnenmarkts innerhalb der EG, da es zwar zwischen den Mitglied-staaten keine Handelshemmnisse mehr geben darf, diese jedoch im Handel mit Drittstaaten noch bestehen. Deshalb ist ein koordiniertes Vorgehen bezüglich der Behandlung der Handels¬ströme in die EG nötig.
Der EGV enthält darüber hinaus auch verbindliche inhaltliche Leitlinien für die Ausgestaltung der GHP, vor allem in Art. 131 EGV. Danach soll die EG eine prinzipiell liberale Handels¬politik betreiben und „zur harmonischen Entwicklung des Welthandels, zur schrittweisen Besei¬tigung der Beschränkungen im internationalen Handelsverkehr und zum Abbau der Handelsschranken“ beitragen. Hieran sollte die EG, nicht zuletzt aus Eigennutz, interessiert sein. Denn ihr Anteil am Welthandel von 21 % (1991) macht sie zum bedeutendsten Handels¬partner der Weltwirtschaft, noch vor den USA (16 %) und Japan (10 %). Sie ist daher darauf angewiesen möglichst freien Zugang zu den Märkten ihrer Handelspartner zu erhalten. Dementsprechend groß ist auch die Bedeutung ihres handelspolitischen Verhal¬tens für die WTO, der 1994 gegründeten Nachfolgeorganisation des GATT, der die EG neben ihren eigenen Mitgliedstaaten angehört. Die WTO ist ein Zusammenschluss von ca. 130 Staaten, die zusammen einen Anteil von 85 % am Welthandel haben. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Beschränkungen der Handelsströme durch Zölle, Importquoten etc. in multi-lateralen Vereinbarungen zu reduzieren.
Tragende Säule ist hierbei die Meistbegünstigungsklausel aus Art. I GATT 1994, der die „Gleichbehandlung aller Handelspartner in Bezug auf Zölle und nicht-tarifäre Handels¬hemm-nisse“ fordert. Als Unterzeichner des WTO-Vertragswerks muss sich die Gemein¬schaft an diesen Grundsatz halten. Zahlreiche Maßnahmen der EG-Handelspolitik verhalten sich jedoch konträr zu den Prinzipien der WTO. Beispiel hierfür ist die Vielzahl an bilateralen Vereinbarungen der EG mit Drittstaaten bezüglich des gegenseitigen Handelsverkehrs. Diese Vereinbarungen haben unterschiedliche Zielsetzungen. Einige sind vorwiegend unter die Entwicklungspolitik zu subsummieren, andere haben die Erweiterung der europäischen Freihandelszone bis hin zur Vollmitgliedschaft in der EU zum Ziel. Auf diese Abkommen wird in der vorliegenden Arbeit der Schwerpunkt gelegt.
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Inhaltsverzeichnis
- Einbindung der EG in die Welthandelsordnung
- Der Gemeinsame Außenzolltarif der EG und die WTO
- Prinzipien des WTO-Vertragswerks und dessen Entwicklung
- Der Gemeinsame Außenzolltarif der EG
- Das System der Privilegierung
- Begriff, Entstehungsgründe und Ziele
- Handelspolitisches Instrumentarium und dessen ökonomische Wirkungen
- Tarifäre Handelshemmnisse
- Nicht-tarifäre Handelshemmnisse
- Die Präferenzpyramide der EG
- Meistbegünstigung nach GATT
- Allgemeines Präferenzschema
- Die Kooperationsabkommen
- Die Assoziierungsverträge
- Freihandelsabkommen und Zollunion
- Kritische Würdigung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem System der Handelspräferenzen der Europäischen Gemeinschaft (EG). Der Fokus liegt auf der Analyse der unterschiedlichen Formen der Präferenzvergabe und ihrer ökonomischen Auswirkungen. Die Arbeit beleuchtet die Einbindung der EG in die Welthandelsordnung, insbesondere im Kontext der Welthandelsorganisation (WTO) und des General Agreement on Tariffs and Trade (GATT).
- Die Rolle der EG in der Welthandelsordnung und die Bedeutung ihrer Handelspolitik
- Der Gemeinsame Außenzolltarif der EG und die Prinzipien des WTO-Vertragswerks
- Die verschiedenen Formen der Handelspräferenzen und deren ökonomische Wirkungen
- Die Präferenzpyramide der EG und die verschiedenen Arten von Präferenzabkommen
- Die kritische Würdigung der Handelspräferenzen und deren Auswirkungen auf den Welthandel
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Einbindung der EG in die Welthandelsordnung. Es erläutert die Bedeutung der EG als wichtiger Handelspartner und die Notwendigkeit einer einheitlichen Handelspolitik.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Gemeinsamen Außenzolltarif der EG im Kontext der WTO. Es analysiert die Prinzipien des WTO-Vertragswerks und die Entwicklung des Welthandelsrechts.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem System der Handelspräferenzen der EG. Es definiert den Begriff der Handelspräferenz, erläutert deren Entstehungsgründe und Ziele und analysiert die verschiedenen Formen der Präferenzvergabe.
Das vierte Kapitel widmet sich der kritischen Würdigung des Systems der Handelspräferenzen der EG.
Schlüsselwörter
Handelspräferenzen, Europäische Gemeinschaft, Welthandelsordnung, WTO, GATT, Gemeinsamer Außenzolltarif, Präferenzpyramide, Freihandelsabkommen, Zollunion, Entwicklungspolitik.
- Citation du texte
- Martin Rieg (Auteur), 2000, Das System der Handelspräferenzen der EG, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10013