Die Ausbreitung des Kommunismus und die Entwicklung der Volksrepublik China (1921 - 1997)
Der eigentliche Ausgangspunkt für die Entstehung des Kommunismus in China beginnt im Jahre 1921, wo die erste kommunist. chinesische Partei von einer Pekinger Studentenorganisation offiziell gegründet wurde. Unter ihnen befand sich der Bibliotheksangestellte Mao Zedong (Tse- tung) und einige Professoren. Zur gleichen Zeit etwa entstand eine weitere Gruppe chinesischer Studenten, die ebenfalls zum Kommunismus kamen, deren Führer Chou En-lai und Li Li-san waren. Etwas später fanden sich Studenten zu einem anderem Verband zusammen, der von Chu Te geleitete wurde. Ab 1949 sollten sich die ehemaligen Mitglieder dieser Gruppen unter Mao Zedongs Führung zusammenschließen.
Nach 1924 entstand auf Wunsch von Sowjetrußland eine Zusammenarbeit zwischen der kommunist. chinesischen Partei (KPCh) und der regierenden Volkspartei (Kuomintang = KMT). Dennoch funktionierte die Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien nicht immer reibungslos, die aber bis zum Fall Shanghais (1927) offiziell fortgesetzt wurde. Die Volkspartei war eine Gegenregierung zu der in Nordchina herrschenden stark reaktionären Nord-Partei, in deren Händen fast ganz China lag.
Nach der Rückkehr von Peking in seine Heimat Hunan, gelang es Mao seine Landsleute neu zu organisieren. 1927 veröffentlichte Mao seine rebellischen Theorien, daß der Kommunismus auf dem Bauerntum beruhen müsse. Wegen dieser Veröffentlichung wurde er jahrelang im kommunist. Lager als Abtrünniger angesehen. In diesem Zeitraum begann Chiang Kai-shek, der die Nachfolge von Sun Yat-sen antrat, seinen Feldzug in Nordchina.
Durch Spannungen zwischen der KPCh und der KMT, die durch Chiang angezettelt wurden, weil dieser Linke, Gewerkschaftsführer und Kommunisten hinrichten ließ, kam es nach 1927 zum Bruch. Was an Kommunistenmitgliedern übrigblieb, flüchtete auf das Land nach Hunan-Kiangsi, wo Maos Hauptquartier lag.
Dort, in der Provinz Kiangsi, entstand ein kleiner kommunist. Staat, der durch den großen Druck der Volkspartei 1934 von den Kommunisten aufgegeben werden mußte. Die restlichen Soldaten kämpften sich mit Mao Zedong durch ganz West- und Nordwest-China. Dieser legendäre "Lange Marsch" endete in der Provinz Shensi dem unterentwickelten Nordteil Chinas. Hier wurde ein neuer kommunist. Staat mit der Stadt Yen-an als Hauptstadt gegründet.
Nach dem Zusammenbruch des kommunist. Staates in Kiangsi hatte die nationalchinesiche Volkspartei-Regierung fast ganz China in ihrer Hand und konnte einen weiteren Sieg verbuchen. Aber sogleich folgte eine neue Gefahr von japanischer Seite. Weil die Regierung mit diesen Problemen zu sehr beschäftigt war, vergaßen sie die Liberalisierung des Regimes. Zwar wurde viel von Reformen geredet, doch niemand nahm die sozialen Probleme des Landes ernst. Obwohl die Volkspartei alle linksgerichteten Schriften verbot, da sie so die Ausbreitung der kommunist. Gedanken unterbinden wollte, gelang es den meisten linksgerichteten Historikern und Soziologen sich nicht von Chiangs Zensoren erwischen zu lassen, indem sie keine linken Schriften oder gar marxistischen Ideen benutzten. Die Schriften trugen dazu bei, Chinas Jugend und andere Intellektuellen auf den Kommunismus vorzubereiten.
Als 1937 die Japaner China angriffen, schlossen sich die Kommunisten und die Volkspartei wieder zusammen um die Eindringlinge zu bekämpfen, doch hörten sie nicht auf sich gegenseitig zu mißtrauen wegen der Vorfälle im Jahre 1927. Nachdem die Japaner alle Häfen an der Küste eroberten, Verschwand Chiangs Widerstand. Nachschub mußte aus der Luft oder über die BurmaStraße herangeschafft werden, da sie vom Seeweg abgeschnitten waren. Man kam zu der Überzeugung, daß nur noch die Westmächte helfen konnten, da die Japaner nur durch einen Angriff auf Japan selbst besiegt werden könne. Die Kommunisten konnten sich zum Teil erfolgreich gegen die Japaner wehren. Gleichzeitig versuchten die Kommunisten, Teile des unter der nationalchinesischen Regierung stehenden Gebietes zu infiltrieren, so daß Chiang gezwungen war, Truppen zu dieser Grenze hinzuschicken, um diese zu bewachen.
Amerikanische Politiker und Militärberater versuchten die Nationalchinesen und Kommunisten zu einer Koalition zu überreden, da der derzeitige amerikan. Präsident F.D.Roosevelt glaubte, daß eine ehrliche Zusammenarbeit der Kommunisten und Nichtkommunisten möglich wäre. Am Ende des 2.Weltkrieges (1945) übernahmen die Nationalchinesen wieder die Kontrolle über ganz China. Doch die Nationalregierung erntete wenig Sympathie, da die Bauern um ihr Land fürchteten, das sie von den Kommunisten bekommen hatten, daß die ehemaligen Grundbesitzer es zurückfordern könnten.
Arbeiter erwarteten nun eine neue soziale Gesetzgebung und die Jungend prangerte die Volksregierung als den eigentlichen Schuldigen an der ganzen politischen und wirtschaftlichen Krise an, so daß sie sich nun von den Linken eine Besserung erhofften. Es kam zu einem Bürgerkrieg. In der Zeit waren die Kommunisten im Aufstieg. Durch eine gut organisierte Armee und den überlassenen Waffen der Sowjets, die die Japaner nach deren Kapitulation in der Mandschurei zurückließen, war die Armee so stark, daß die Nationalchinesen kaum noch Widerstand leisten konnten. Ende 1948 war so gut wie ganz China eingenommen, dessen neue Hauptstadt nun Peking war. Am 1.Oktober 1949 rief Mao Zedong in Peking "Die Volksrepublik China" aus.
Die restlichen Anhänger der Volkspatei flüchteten auf die Insel Formosa (Taiwan), wo sie 1950 die Nationalrepublik China proklamierten.
Ein Jahr später schloß das Pekinger Regime einen Freundschaftspakt mit der Sowjetunion, wodurch China finanzielle Hilfe von deren Seite erhielt. Die Verfassung der Volksrepublik China (VRCh) war dem russischem Staatsaufbau sehr ähnlich, jedoch gab es in der VRCh über lange Jahre mehrere Parteien. Die Wirtschaftspolitik Maos (1949 - 1959 Staatspräsident) wich trotz Planwirtschaft, Fünfjahresplan, vorrangiger Entwicklung der Schwerindustrie, sowie von der Kollektivierung der Landwirtschaft vom russischen Vorbild ab. Gegen den Wiederstand in der Bevölkerung wurden Gesetze zur Emanzipation der Frau durchgesetzt. Alle Gegner des Regimes, meist Großgrundbesitzer, ließ Mao hinrichten.
Im Oktober 1950 zeigte die chinesische Armee ihr Stärke, indem sie zum ersten Mal in den Koreakrieg eingriff; mit Erfolg. In jenem Jahr eroberte sie Tibet und gliederte es ein Jahr später in ihr Reich ein, dadurch wurde die Ausdehnung des russischen Machtbereiches verhindert. 1949 wurde die Mandschurei annektiert und Sinkiang von der chinesischen Armee besetzt. Später wurde sie zur Autonomen Region Sinkiang-Uigur (1955) gemacht. Im Jahre 1957 kamen noch die Autonomen Regionen Kuangsi-Tschuang und Ninghsia-Hui dazu.
1957 leitete Mao Zedong die "Hundert-Blumen-Periode" ein (durch Kritik an der Partei, Widersprüche im Volk vermeiden). Doch die Anhänger der KPCh, die die stahlinistischen Thesen vertraten, brachen diese Kampagne ab und machten jede Kritik mundtot. Im 2.Fünfjahresplan (1958) versuchte die chinesische Regierung durch die berühmte Kampagne "Der großen Sprung nach vorn" eine noch höhere Produktionssteigerung der Landwirtschaft und der Schwerindustrie zu erreichen. Die Kampagne sah vor, China vom Sozialismus in den Kommunismus zu führen, indem die Regierung Volkskommunen errichtete. Durch das Experiment der Volkskommunen wurden 700000 landwirt. Produktionsgenossenschaften in 26000 Volkskommunen zu je 5000 Familien zusammengefaßt. Jedoch durch Naturkatastrophen, Mangel an Koordination und Vernachlässigung der Kostenrechnung mußte dieses Experiment abgebrochen werden. Unteranderem lag es daran, daß die Sowjetunion 1960 ihre Techniker zurückzog und die finanziellen Hilfen einstellte, wodurch sich das Verhältnis der beiden Staaten verschlechterte. Mao gab seinen Posten als Staatspräsident ab, dessen Nachfolger nun Liu Schao-tschi wurde, der dem stalinistischen Flügel der KPCh (Kommunistische Partei China) angehörte. Ministerpräsident wurde Tschou En-lais. Die Wirtschaft wurde neu geordnet, so daß 1965 das Produktionsniveau von 1957 erreicht wurde.
Bis 1966 konnte sich Mao zu einer Symbolfigur steigern, wogegen die Partei- und Staatsführung wie erstarrt war. Um eine erfolgreiche Wiedergeburt der Revolution zu entfachen, mobilisierte er Studenten und Schüler, um in seine "Roten Garden" einzutreten. Mao leitete dann die Kulturrevolution (1966 - 1968) ein. Obgleich es zu sehr blutigen Kämpfen kam, siegt Mao über Liu. Dieser wurde entmachtet, sowie seine Anhänger.
Während der Kulturrevolution kam es in den Städten zu Produktionsausfällen, Schulen, sowie Universitäten waren geschlossen.
Nachdem Mao die Regierung im Land wieder übernommen hatte, säuberte er den Führungskader. Die Abgesetzten, unter ihnen auch Deng Xiaoping, wurden auf das Land geschickt. Der Maoismus, nach Maos Ideologie des Marxismus benannt, hatte seinen Gipfelpunkt erreicht. Als die Roten Garden zu einen unkontrollierbaren Unruheherd wurden, wurden sie von der Volksbefreiungsarmee aufgelöst (1968/1969) und Mao schickte sie auf das Land, um bei den Aufbauarbeiten (Straßen, Dämme,...) zu helfen.
Damit war das Militär zur stärksten Macht im Land geworden. Der Verteidigungsminister Li Piao stieg zum Nachfolger Maos auf, dessen Truppen noch einer anderen Partei gegenüber stand, der von Tschou En-lais. Beide Seiten waren sich einig dem sowjetischen Entwicklungslungsmodell nicht zu folgen. Dagegen gab es Unstimmigkeiten bei der Landwirtschaft, den Einkommensunterschieden und dem Verhalten gegenüber den Weltmächten. Tschou En-lais öffnete, auf Zustimmung von Mao, China der Weltpolitik, das seit der Kulturrevolution isoliert gewesen war. 1971 wurde China nach jahrelanger Verweigerung seitens der USA in die UN aufgenommen.
Im Jahre 1972 fand Li Piao bei einem Flugzeugabsturz den Tod; angeblich bei einem Fluchtversuch in die Sowjetunion.
1975 kam es zu einer neuen formierten Regierungsmannschaft, einem Führungskollektiv, mit dem rehabilitierten Deng Xiaoping als Stellvertreter Tschou En-lais. Nach dessen Tod erwartete man Deng als seinen Nachfolger, an dessen Stelle nun aber Hua Kuo-feng ( ehemaliger Führer der Geheimpolizei) als neuer Ministerpräsident trat.
Durch Mao und die "Viererbande", einer extremlinken Vereinigung, zu der auch Maos Frau gehörte, wurde Deng all seiner Ämter enthoben, da sie ihn als einen "Revisionisten" anprangerten bzw. als jemanden der den "Pragmatismus über die ideologischen Klarheit stellte". Gewalttätige Unruhen und das labile Gleichgewicht der Führung drohte zu einer Staatskrise zu werden, als Mao Zedong am 9.9.1976 starb. Diese Situation begünstigte Hua, der somit zum Parteivorsitzenden aufstieg. Kurz darauf wurde die Viererbande verhaftet und zum Tode verurteilt, welches später in lebenslänglich umgewandelt wurde.
Schnell wurden alle wichtigen Posten mit einer relativ einheitlichen Führungsschicht besetzt, wie den wieder rehabilitierten Deng Xiaoping und anderen alteingesessenen Politikern.
Am XI.Parteitag wurde offiziell das Ende der Kulturrevolution ausgerufen und es wurde ein neues streng nach Disziplin und Ordnung gestaltetes Parteistatut verabschiedet. Nach der Konsolidierung folgte die Neuorientierung an die Weltwirtschaft. Durch zahlreiche Abkommen mit den westlichen Ländern wollte China neue Industrie finanzieren und zeigte so die Bereitschaft für ein Vorantreiben der Entwicklung von Landwirtschaft, Industrie, Militärtechnologie und Wissenschaft, wodurch sie eine Verschuldung im gewissem Umfang akzeptierten.
Eine neue Innenpolitik zielte auf die Liberalisierung der Kunst, Wiederaufbau der örtlichen Selbstverwaltung und die Beseitigung des Personenkults.
Am 3. Plenum des XI.Parteitages (1778) entmachtete Deng den Parteivorsitzenden Hua Kuo-feng und setzte Hu Yaobang an die Spitze der Partei, der die Reformziele von Deng, den sogenannten "Vier Modernisierungen" ( Landwirtschaft, Industrie, Militär Wissenschaft und Technik), verwirklichen sollte. Ministerpräsident wurde Zhao Ziyang. Hua wurde von Deng abgesetzt, weil dieser, Mao Ideologie bedingungslos folgte, einen eigenen Personenkult schaffen wollte und wegen seiner fehlerhaften Wirtschaftspolitik, sowie der Behinderung Deng Xiaopings eigener Politik. Deng selber war das oberste Führungsorgan der Streitkräfte und der eigentliche Drahtzieher in der Politik. Hua verlor indes all seine Ämter nacheinander.
Außerdem stufte die Regierung die Unruhen vom 5.4.1976 als ein revolutionäres Ereignis ein, als ein Ausdruck für das Verlangen nach der sozialistischen Demokratie. An diesem Tag fand die Beerdigungszeremonie des Poltikers Tschou En-lais statt. Die Mittelschicht, durch die Kulturrevolution entwurzelt, wollte nun mehr Rechte und Freiheit, sowie das Recht seine Meinung frei zu äußern. Die Bewegungen wurden unterdrückt und die KPCh beschloß sogar 1980 im Artikel 45 der Verfassung der VRCh das Anschlagen von Wandzeitungen, die seit 1949 als freie Meinungsäußerung galt, zu verbieten. Ihr Verbot war ein Teil der Entmaoisierung, die Deng in diesem Jahr eingeleitet hatte.
Durch den Besuch von Gorbatschows im Jahr 1989 kam es überall zum Teil zu heftigen Demonstrationen der Jugend, da dieser der Erfinder von Glasnost war, das das kommunist. System in der ganzen Welt herausforderte. Nach wochenlanger Demonstrationen der jungen Intellektuellengeneration wurde dann nicht nur die Demokratie verlangt, sondern auch der Rücktritt Dengs. Mit äußerster brutaler Gewalt ließ Deng eine Demonstration auf dem Platz des himmlischen Friedens blutig niederschlagen, wodurch sich zeigte, daß Deng bzw. die KPCh gegen Rechte für die Bürger waren.
Es heißt zwar, daß die Chinesen "die Befreiung Mao verdanken - den Wohlstand Deng", doch ist die wirtschaftliche Lage für sehr viele Chinesen kritisch. Die Korruption blüht und die Vetternwirtschaft ist überall verbreitet. Bauern bekommen nur wenig Geld für ihren produzierten Reis und viele Millionen Chinesen sind arbeitslos, was es laut einer kommunist. Propaganda nicht geben dürfte. Andere dagegen arbeiten für Niedrigstlöhne. Dadurch entsteht eine immer größer werdende Kluft zwischen der oberen Schicht und der breiten Masse.
Am Mittwoch den 20.2.1997 starb am Abend Deng Xiaoping in dem Militärhospital 301 an der Parkinson Krankheit. Der Kettenraucher wurde 92 Jahre alt.
„“ Die Entscheidung, wer am Ende eines immer noch möglichen Machtkampfes die Oberhand behalten wird, ( drei Kandidaten stehen zur Auswahl) könnte sich im Herbst entscheiden. Dann kommt die KPCh in Peking zu ihrem Parteitag zusammen. Alle drei Anwärter wollen den politischen Kurs Dengs beibehalten. „“
- Arbeit zitieren
- Nebermann Dirk (Autor:in), 1997, Die Ausbreitung des Kommunismus in China (1921-1997), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100204
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