Diese Studie untersucht die Big-Five Dimensionen der Persönlichkeit sowie den Selbstwert von 18-30-jährigen Personen in Abhängigkeit von ihrer Geburtsposition. Es soll überprüft werden, ob und inwiefern sich Einzelkinder, Erst- und Letztgeborene sowie mittlere Kinder in ihren Eigenschaften unterscheiden.
Mit Hilfe des NEO-FFI und der Rosenberg Skala werden die Aussagen der 140 Probanden online erfragt. Anhand von 60 Fragen werden die Ausprägungen der Probanden in den fünf Dimensionen des NEO – FFI untersucht. Mit Hilfe der Rosenberg Skala wird der globale Selbstwert anhand von 10 Fragen untersucht.
Männliche Probanden zeigen einen erhöhten Selbstwert im Vergleich zu weiblichen Probanden. Bezüglich der Persönlichkeitsmerkmale Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Verträglichkeit sowie Offenheit für Erfahrung können keine Zusammenhänge mit der Geschwisterreihenfolge gefunden werden. Bezüglich des Geschlechts zeigen männliche Probanden niedrigere Werte in Neurotizismus und Verträglichkeit.
Werden Sandwich-Kinder immer übersehen? Sind Einzelkinder oft verwöhnt? Oder Letztgeborene besonders rebellisch? Stereotype von Nesthäkchen, Sandwichkindern und Einzelkindern sind bis heute bekannt. Aber existieren sie wirklich? Die Geschwisterforschung ist bestimmt durch zahlreiche und auch heterogene Ergebnisse.
Obwohl elterliche Unterstützung und Aufmerksamkeit entscheidende Rollen für die Erziehung und die Eigenschaften eines Individuums spielen, wird das bevorstehende Forschungsvorhaben die Rolle untersuchen, die die Geschwisterpositionen bei der Gestaltung der Persönlichkeit und des Selbstwerts spielen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Stand der Forschung zur Persönlichkeit
1.2 Stand der Forschung zum Selbstwert
1.3 Zusammenfassung aus dem Stand der Forschung
1.4 Forschungsanliegen
2 Theorie
2.1 Definition Geschwisterund Geschwisterbeziehung
2.2 Bedeutung der Geschwisteranzahl
2.3 Bedeutung des Altersabstands
2.4 Bedeutung des Geschlechts
2.5 Zielsetzung
2.6 Fragestellungen und Hypothesen
3 Methodik
3.1 Stichprobe
3.2 Design
3.3 Reliabilität und Validität der Testitems des NEO-FFI
3.4 Reliabilität und Validität der Rosenberg Skala
3.5 Statistische Auswertung
4 Ergebnisse
4.1 DeskriptiveStatistik
4.2 Hypothesenprüfung
5 Diskussion
5.1 Limitationen
5.2 Aussicht
5.3 Fazit
7 Tabellenverzeichnis
8 Anhang
8.1 Anhang A - Fragebogen
8.2 Anhang B - Ergänzende Tabellen
Abstract
Ziel derStudie: Die vorliegende Studie untersucht die Big-Five Dimensionen der Persönlichkeit sowie den Selbstwert von 18-30-jährigen Personen in Abhängigkeit von ihrer Geburtsposition. Es soll überprüft werden, ob und inwiefern sich Einzelkinder, Erst- und Letztgeborene sowie mittlere Kinder in ihren Eigenschaften unterscheiden. Methodik: Mit Hilfe des NEO-FFI von Costa und McCrae (1989) und der Rosenberg Skala von Collani und Herzberg (2003) werden die Aussagen der 140 Probanden online erfragt. Anhand von 60 Fragen werden die Ausprägungen der Probanden in den fünf Dimensionen des NEO - FFI untersucht. Mit Hilfe der Rosenberg Skala wird der globale Selbstwert anhand von 10 Fragen untersucht. Ergebnisse: Die Geschwisterreihenfolge der Probanden zeigt keinen signifikanten Einfluss auf den Selbstwert. Auch Einzelkinder unterscheiden sich nicht signifikant von Geschwisterkindern in ihren Selbstwertangaben. Männliche Probanden zeigen einen erhöhten Selbstwert im Vergleich zu weiblichen Probanden. Bezüglich der Persönlichkeitsmerkmale Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Verträglichkeit sowie Offenheit für Erfahrung können keine Zusammenhänge mit der Geschwisterreihenfolge gefunden werden. Bezüglich des Geschlechts zeigen männliche Probanden niedrigere Werte in Neurotizismus und Verträglichkeit. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Konstrukte der Persönlichkeit sowie des Selbstwerts sehr vielschichtig sind und nicht in einem direkten Verhältnis zur Geburtsposition betrachtet werden sollten.
1 Einleitung
Werden Sandwich-Kinder immer übersehen? Sind Einzelkinder oft verwöhnt? Oder Letztgeborene besonders rebellisch? Stereotype von Nesthäkchen, Sandwichkindern und Einzelkindern sind bis heute bekannt. Aber existieren sie wirklich? Die Geschwisterforschung ist bestimmt durch zahlreiche und auch heterogene Ergebnisse (Sulloway, 2010). Obwohl elterliche Unterstützung und Aufmerksamkeit entscheidende Rollen für die Erziehung und die Eigenschaften eines Individuums spielen, wird das bevorstehende Forschungsvorhaben die Rolle untersuchen, die die Geschwisterpositionen bei der Gestaltung der Persönlichkeit und des Selbstwerts spielen.
Schon Alfred Adler beschäftigte sich im Jahr 1927 mit der Geschwisterforschung. Die Geschwisterposition verursache die Ausbildung bestimmter Persönlichkeitseigenschaften, wobei er wiederholt darauf hindeutet, dass nicht die Geburtenreihenfolge eines Kindes die entscheidende Aussagekraft habe, sondern die Situation in der Familie, in die das Kind hineingeboren wird. Besonders sei aber die Wahrnehmung des Kindes bedeutend. Zum Beispiel erhalte das einzige Kind die „ungeteilte Anerkennung und Zuwendung“ seitens der Eltern, es erlebe sich somit als etwas „Besonderes“. Folge jedoch eine Schwester oder ein Bruder, fühle es sich „entthront“. Aufgrund dieses „Entthronungserlebnisses“ seien Erstgeborene machtorientierter als ihre Geschwister. Das zweite Kind erlebe sich dagegen nie in einer einzigartigen Position in der Familie oder habe gar die ungeteilte Aufmerksamkeit erlebt, die einem erstgeborenen Kind erteilt wird. Es sei von Beginn an mit seinem älteren Geschwister konfrontiert und wird folglich bereits in eine Hierarchie hineingeboren. Das zweite Kind wird von Adler als sehr rivalisierend und ehrgeizig dargestellt. Das jüngste Kind in einer Familie ist somit das einzige, das nicht entthront werden könne (Adler, 1979; Kasten, 1998; Schneider, Völkening &Vorpahl, 2015).
Einer der primären Gründe, der Geschwisterforschung weiterhin nachzugehen, sind die Zusammenhänge mit Konstrukten wie die des Selbstwertgefühls. Faktoren, die den Selbstwert beeinflussen könnten, müssen eruiert werden, sodass der Bildung eines geringen Selbstwertgefühls gezielter entgegengesteuert werden kann. Ebenso bietet die fortlaufende Geschwisterforschung eine Möglichkeit, präventive Maßnahmen ergreifen zu können. Yeh und Lempers (2004) konnten zeigen, dass eine positive Geschwisterbeziehung mit einem höheren Selbstwert korreliert. Vor allem im Jugendalter hat die Geschwisterbeziehung einen großen Einfluss auf die Autonomie, die Sozialkompetenz, die Adaptionsfähigkeit sowie das Selbstkonzept (Amato, 1994). Der Grad der eigenen Wertschätzung hat einen Einfluss auf das Erleben und Verhalten eines Menschen (Schütz, 2005).
47 Prozent der minderjährigen Kinderwuchsen 2017 gemeinsam mit einem weiteren Geschwisterkind heran. 28 Prozent hatten mindestens zwei Geschwister und 25 Prozent der Kinder lebten ohne weitere Geschwister im Haushalt (Bundeszentrale für politische Bildung, 2018). Folglich haben Geschwister nach wie vor eine wichtige Bedeutung für Familien und sind insbesondere für Kinder ein bedeutsamer Bestandteil ihrer sozialen Kontakte (Furman & Buhrmester, 1985). Kinder und Jugendliche verbringen mehr Zeit mit ihren Geschwistern als mit Eltern oder gleichaltrigen Freunden. Geschwister werden oft als Vorbilder angesehen (Eckstein & Kaufman, 2012).
Verlässliche Ergebnisse in der Geschwisterforschung würden helfen, Kinder und Erwachsene in ihren Eigenschaften und ihrem Verhalten besser zu verstehen. Mithilfe dieses Wissens könnten Therapien oder auch Förderprogramme zur Selbstwertstärkung entwickelt sowie angepasst werden, welche in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden könnten.
1.1 Stand der Forschung zur Persönlichkeit
Das Konstrukt der Persönlichkeit wurde aus vielen Perspektiven versucht zu definieren und gestaltet sich als sehr komplex. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine allgemein anerkannte Definition der Persönlichkeit (Raab, Unger & Unger, 2016). Allport (1959, S.49) definiert Persönlichkeit als „die dynamische Ordnung derjenigen psychophysischen Systeme im Individuum, die seine einzigartigen Anpassungen an seine Umwelt bestimmen.“ Für Pervin, Cervone und John (1993, S.31) umfasst die Persönlichkeit „jene Charakteristika oder Merkmale des Menschen, die konsistente Muster des Fühlens, Denkens und Verhaltens ausmachen“. Jede Definition der Persönlichkeit nimmt Bezug auf unterschiedliche Aspekte des Verhaltens. Je nach verwendeter Methode wird die Definition durch eine bestimmte Theorie gestützt (Pervin, Cervone & John, 2005; Fisseni, 2008). Im Allgemeinen besteht jedoch der einheitliche Grundgedanke, dass Persönlichkeit „ein bei jedem Menschen einzigartiges, relativ stabiles und den Zeitablauf überdauerndes Verhaltenskorrelat“ darstellt (Herrmann, 1991, S.29).
Ein vielfach genutztes Modell zur Persönlichkeitsbeschreibung ist der NEO- FFI Fragebogen, welcher dem lexikalischen Ansatz folgt. Diesem Ansatz liegt das Verständnis zugrunde, dass sich in der Sprache alle relevanten Faktoren zur Beschreibung der Charaktereigenschaften des Menschen wiederfinden. Die ersten Adjektive zurAbdeckung von Persönlichkeitseigenschaften wurden von Allport und Odbert (1936) gesammelt. Es ergaben sich 550 000 Worte, welche von Norman (1967) reduziert wurden. Goldberg (1980) wiederum bearbeitete diese Liste und erhielt 339 Adjektive, die in 100 ähnliche Worte eingeteilt wurden. Goldberg (1980) konnte mithilfe der Faktorenanalyse fünf Hauptfaktoren der Persönlichkeit herauskristallisieren. Im Folgenden findet eine genaue Darstellung dieses eigenschaftstheoretischen Modells mit seinen Faktoren statt (Vgl. Asendoprf & Neyer, 2012).
Laut Borkenau & Ostendorf (2008) misst das Merkmal Neurotizismus Differenzen in der emotionalen Stabilität sowie Labilität. Den Autoren ist es wichtig, dass dieses Merkmal nicht verwechselt wird mit einer psychischen Erkrankung. Der Schwerpunkt liegt vielmehr darin, wie Emotionen erlebt werden. Dennoch korreliert eine hohe Ausprägung auf der Skala Neurotizismus mit Angstzuständen und Depressionen (Jylha & Isometsa, 2006) sowie einer geringen Arbeitszufriedenheit und Einsamkeit (Cheng & Furnham, 2002; Furnham & Zacherl, 1986). Neurotische Personen geraten unter Belastung eher aus dem Gleichgewicht (Asendoprf & Neyer, 2012). Neurotizismus korreliert unter anderem negativ mit Glücksgefühlen (Argyle & Lu, 1990; Cheng & Furnham, 2002). Zum Beispiel erleben Personen mit hohem Neurotizismus eher negative Affekte (Gross, Sutton & Ketalaar, 1998), während Personen mit niedrigem Neurotizismus eher Glücksgefühle verspüren. Personen mit einer hohen Ausprägung auf der Skala Neurotizismus beschreiben sich selbst als sehr sorgenvoll. Sie sind häufig erschüttert, nervös sowie unsicher (Borkenau & Ostendorf, 2008).
Personen, die auf der Skala Extraversion hohe Punktzahlen erzielen, neigen dazu, kontaktfreudig zu sein und die Gesellschaft anderer Menschen zu genießen. Sie neigen auch dazu, die Welt positiver zu sehen. Im Gegensatz zu Personen mit geringer Extraversion beurteilen Menschen mit hohen Skalen im Bereich der Extraversion neutrale Ereignisse positiver (Uziel, 2006). Studien haben Beweise gefunden, die die positive Beziehung zwischen Extraversion und positivem Affekt belegen (Gross et al., 1998). Extravertiert zu sein bedeutet jedoch mehr als nur Spaß zu haben und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Extravertierte Personen sind unter anderem auf der Suche nach Aufregung, was bedeutet, dass sie eher Risikoträger sind. Sie charakterisieren sich als selbstsicher, energetisch und optimistisch (Borkenau & Ostendorf, 2008). Introversion lässt sich dahingegen schwerer definieren. Introvertierte Personen lassen sich als zurückhaltend, unabhängig und ausgeglichen beschreiben. Der Kern des Merkmals Introversion ist das Bedürfnis, allein zu sein. Den Autoren ist es wichtig, dass introvertierte Menschen nicht als unglücklich oder pessimistisch beschrieben werden (Borkenau & Ostendorf, 2008).
Nach Costa und McCrae (1992) beinhaltet das Merkmal der Offenheit für Erfahrung die Tendenz zu Phantasieren. Personen mit einer hohen Ausprägung in der Offenheit für Erfahrungen besitzen eine Präferenz für Neuheit, Sensibilität für Kunst und Schönheit, intellektuelle Neugier und eine Tendenz, wertfrei zu sein. Dieses Merkmal impliziert die Bereitschaft, neuartige und unkonventionelle Denk- und Verhaltensweisen anzunehmen. Sie sind eher bereit, Normen und Werte zu hinterfragen. Personen mit einer hohen Offenheit zeigen ein flexibles Verhalten, während Personen mit einer niedrigen Merkmalsausprägung auf dieser Skala eher traditionellen Werten folgen. Menschen mit einer hohen Ausprägung in Offenheit für Erfahrung charakterisieren sich selbst als sehr wissbegierig.
Ein Kerncharakteristikum von Personen mit hoher Verträglichkeit ist Altruismus (Borkenau & Ostendorf, 2008). Personen, die bei diesem Merkmal schlecht abschneiden, neigen zu starrem Denken und Verhalten. Sie sind zum Beispiel „argwöhnisch, sarkastisch, unkooperativ, berechnend, kalt und streitsüchtig“ (Asendorpf & Neyer, 2012, S.41). Verträglichkeit korreliert mit Stressmangel und größerer Selbstwirksamkeit (Little, Lecci & Watkinson, 1992). Verträgliche Menschen versuchen keine Kontrolle auf Situationen auszüben und neigen zu einer eher lockeren Einstellung (Little et al., 1992). Laursen, Pulkkinen und Adams (2002) stellten fest, dass Erwachsene, die bei diesem Merkmal eine hohe Punktzahl erzielten, weniger von Alkoholismus und Depressionen berichteten als Erwachsene mit geringer Verträglichkeit. Sie fanden auch heraus, dass die Personen mit hoher Verträglichkeit weniger Verhaftungen und mehr Karrierestabilität meldeten. Dieses Merkmal ist ebenso mit einer wichtigen Fähigkeit zu Beziehungen verbunden. Laut Furnham und Heaven (1999) ist die Verträglichkeit der beste Prädiktor für die Zufriedenheit in der Ehe. Verträgliche Personen werden als sehr harmoniebedürftig, nachgiebig, wohlwollend und kooperativ beschrieben (Borkenau & Ostendorf, 2008).
Das Merkmal Gewissenhaftigkeit bezieht sich auf den Wunsch eines Individuums, etwas zu erreichen und erfolgreich zu sein. Personen mit hohen Werten sind kompetent, ordentlich und entschlossen, ihr Bestes zu geben. Die Gewissenhaftigkeit sagt am konsequentesten sowohl die akademische Leistung (Chamorro-Premuzic, Ahmetoglu & Furnham, 2008) als auch die Wahl der Disziplin voraus (Furnham & Heaven, 1999). Mit anderen Worten, dieses Merkmal sagt nicht nurvoraus, wie gut das Individuum in einem Fach abschneidet. Gewissenhaftigkeit korreliert auch positiv mit Arbeitsleistung und Erfolg (Barrick & Mount, 1991). Gewissenhafte Personen charakterisieren sich als sehr zielstrebig, ausdauernd, pünktlich sowie genau. Negative Aspekte der hohen Ausprägung auf der Skala Gewissenhaftigkeit können eine hohe Anspruchshaltung, eine ausgesprochene Ordentlichkeit sowie ein übertriebener Arbeitseifer sein (Borkenau & Ostendorf, 2008).
Die Erforschung des Zusammenhangs von Persönlichkeit und Geburtsordnung zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Herangehensweisen aus. Es existieren über fünfhundert Studien, die von divergierenden Ergebnissen berichten (Sulloway, 2001). Paulhus, Trapneil und Chen (1999) nehmen unter anderem an, dass der Grund der so unterschiedlichen Ergebnisse darin liegt, dass Studien, welche “within-family-designs” nutzen mit “between-family-designs” verglichen werden. Sulloway (2010) ist außerdem der Ansicht, dass die unterschiedlichen Ergebnisse durch das Nicht-Beachten der Familiengröße sowie der sozialen Klasse der Probanden entstünden. Die eindeutigsten Ergebnisse werden laut Sulloway (2001) in „within-family-designs“ gefunden.
Studien, wie die von Ernst und Angst (1983) oder auch Rohrer, Egloff, & Schmukle (2015) gehen von keinem signifikanten Zusammenhang zwischen der Geburtsposition und der Persönlichkeit aus. Ernst und Angst (1983) betonen, dass bei jeder Person ihre individuelle Interaktion sowie weitere Wirkfaktoren während der Entwicklung geprüft werden müssen. Rohrer et al. (2015) haben Daten von drei großen nationalen Gremien aus den USA (n = 5.240), Großbritannien (n = 4.489) und Deutschland (n = 10.457) verwendet, um den Einfluss der Geschwisterreihenfolge auf die Persönlichkeit zu untersuchen. Weiterhin wurden zwei verschiedene analytische Strategien durch Vergleichen von Geschwistern innerhalb derselben Familie und zwischen den verschiedenen Familien durchgeführt. Durch die Kombination großer Datensätze bestätigte sich der Effekt, dass Erstgeborene eine höhere Intelligenz besitzen. Allerdings fanden sich keine Auswirkungen der Geburtsordnung aufdie Big-Five.
Eine Meta- Analyse von über 7000 Probanden zeigte hingegen, dass Erstgeborene höhere Werte in den Big Five Dimensionen Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus im Vergleich zu ihren jüngeren Geschwistern aufweisen. Später geborene Kinder erreichen höhere Werte in den Dimensionen Verträglichkeit, Extraversion und Offenheit für Erfahrung (Sulloway, 1995, 1996, 2010). Sulloway (2010) geht allerdings davon aus, dass die Skala Gewissenhaftigkeit im Vergleich zu den vier weiteren Dimensionen der Persönlichkeit am stärksten mit der Geburtsordnung korreliert. Laut Leman (2004) imitieren Erstgeborene das Verhalten der Eltern und scheinen aus diesem Grund gewissenhafter.
Paulhus et al. haben 1999 ebenfalls Geburtsordnungseffekte in Bezug auf die Persönlichkeit untersucht. Es handelte sich um eine innerfamiliäre Untersuchung von 1022 Familien. Teilgenommen haben Studenten, ihre Geschwister und ihre Eltern. Alle Familienmitglieder wurden zu ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur sowie der ihrer Familienmitglieder befragt. Insgesamt wurden vier Studien durchgeführt. Die geringsten Effekte konnten im Bereich der Extraversion gefunden werden. Erstgeborene scheinen leistungsstärker und gewissenhafter, wohingegen später geborene Kinder rebellischer, liberaler und verträglicher sind. Sulloways Nischenmodell (1999) bestätigt die Ergebnisse von Paulhus et al. (1999) in Bezug aufdie rebellische Art von später geborenen Kindern. Laut Sulloway (1999) sind später geborene Kinder stets bemüht, eine Nische in der Familie zu suchen, die kein Familienmitglied bisher eingenommen hat und die sie von den älteren Geschwistern unterscheidet. Dies kann bedeuten, dass später geborene Kinder vergleichsweise offener für Erfahrung sind (Begue & Roche, 2005).
Entgegen der Forschungsergebnisse von Sulloway (1995, 1996, 2010) können Michalski und Shackleford (2002) eine positive Beziehung zwischen dem Erstgeborenenstatus und der Offenheit für Erfahrung feststellen. In Bezug auf die anderen Dimensionen des NEO-FFI können allerdings keine Zusammenhänge gefunden werden.
Eckstein (2000) hat 151 empirische Studien bezüglich des Einflusses der Geburtsordnung auf die Kernpersönlichkeit untersucht. Für die Erstgeborenen fanden sich gehäuft folgende Merkmale: höchste Leistung, höchster IQ, größter akademischer Erfolg und höchste Motivation. Zudem ist diese Gruppe überrepräsentiert unter Akademikern. Allerdings sind Erstgeborene auch diejenigen, die häufiger unter Stress stehen. Für die mittleren Kinder konnte festgestellt werden, dass diese oft sehr sozial sind, sich nicht zugehörig fühlen und die geringsten Tendenzen haben Probleme „auszuleben“. Für Letztgeborene fanden sich gehäuft folgende Merkmale: empathisch, Tendenz zu Alkoholismus sowie Überrepräsentanz von psychischen Störungen.
Sandwichkinder haben laut einer Studie des Max-Plack-Instituts nach Hertwig, Davis und Sulloway (2002) ein sogenanntes „middleborn handicap“ und somit ein geringeres Wohlbefinden. Sie werden nie den Vorzug genießen, die ungeteilte Aufmerksamkeit zu erlangen. Im Gegensatz zum ältesten und jüngsten Kind müssen sie diese immer mit mindestens einer Schwester oder einem Bruder teilen. So produzieren Eltern auch dann Ungleichheit, wenn sie zu jedem Zeitpunkt bemüht sind, ihre Ressourcen fair zu verteilen. Denn auch Ressourcen seien natürlich limitiert, so haben mittlere Kinder beispielsweise einen anderen Zugang zu Bildung.
Mittlere Kinder sind laut aktueller Forschungsergebnisse auffallend gesellig. Dies kann dadurch bedingt sein, dass sie sich eher auf Freunde als auf die Familie verlassen (Eckstein, Aycock & Sperber, 2010; Herrera, Zajonc, Wieczorkowska & Cichomski, 2003). Sie berichten, dass sie ihre Eltern seltener als diejenigen bezeichnen, an die sie sich in Krisenzeiten wenden würden (Salmon & Daly, 1998).
Die Ergebnisse von Klein (1984) aus einem „between-family-design“ legen nahe, dass Erstgeborene eher geringere Ausprägungen auf der Skala Extraversion zeigen als mittlere Kinder oder Letztgeborene. Sie sind demnach introvertierter als ihre Geschwister.
Auch Saroglou & Fiasse (2003) konnten Zusammenhänge zwischen der Geburtsposition und den Persönlichkeitszügen finden. Erstgeborene erzielen signifikant höhere Werte auf der Skala Gewissenhaftigkeit im Vergleich zu mittleren Kindern. Und mittlere Kinder erweisen sich als gewissenhafter im Vergleich zu ihren letztgeborenen Geschwistern.
Dunkel, Harbke und Papini (2009) führten eine Studie zu Geschwisterpositionen und dem Einfluss auf die Persönlichkeit mithilfe von 710 US- amerikanischen Studenten durch. Das Ten Item Personality Inventory wurde als Testverfahren genutzt. Es zeigten sich keine Korrelationen zwischen der Geburtenfolge und den Big Five Persönlichkeitsdimensionen. Dunkel et al. (2009) nehmen dennoch an, dass die Geburtenfolge einen Einfluss auf das Individuum hat, denn das Engagement der Eltern in die Erziehung verändert sich mit der Geburt von weiteren Kindern.
Healy und Ellis (2007) untersuchten Unterschiede zwischen erst- und zweitgeborenen Geschwistern hinsichtlich der Gewissenhaftigkeit und der Offenheit für Erfahrungen. Es handelte sich um ein „within-family-design“. Es wurde getestet, ob Erstgeborene gewissenhafter und Zweitgeborene offener für neue Erfahrungen sind als ihre Geschwister. Die Vermutungen der Autoren konnten bestätigt werden.
Bezüglich des Geschlechts konnte herausgefunden werden, dass Jugendliche, die mit einem gleichgeschlechtlichen Geschwister aufwuchsen, gewissenhafter und extravertierter waren. Außerdem konnte beobachtet werden, dass Männer, die mit einem Bruder und einer Schwester aufwuchsen, höhere Werte auf der NEO-FFI Skala Verträglichkeit aufzeigten, als Frauen mit derselben Geschwisterzusammensetzung. Zudem stellte sich heraus, dass Frauen, die Geschwister beider Geschlechter hatten, am kreativsten waren (Szobiovä, 2008).
Auch in der Erforschung der Unterschiede zwischen Einzelkindern und Geschwisterkindern in Bezug auf die Persönlichkeit zeigen sich inkonsistente Befunde. In einer Metaanalyse aus Forschungsarbeiten von 1926 bis 1985 fanden Polit und Falbo (1987) keine statistisch zuverlässigen Unterschiede zwischen Kindern oder Erwachsenen mit und ohne Geschwister in Bezug auf Extraversion, Neurotizismus, Großzügigkeit, Kooperativität, Führung und Selbststeuerung. Die Forschungsarbeit von Mancillas (2006) deutet darauf allerdings darauf hin, dass Einzelkinder eine höhere Ausprägung von Gewissenhaftigkeit, Offenheit für Erfahrung und Neurotizismus aufweisen. Sie zeigen niedrigere Werte im Bereich der Extraversion auf. Angesichts der Nullbefunde in älteren Forschungen (Polit & Falbo, 1987) wird jedoch angenommen, dass höchstens sehr kleine Persönlichkeitsunterschiede zwischen den Erwachsenen mit und ohne Geschwister existieren (Stronge, Shaver, Bulbulia & Sibley, 2019). Eine aktuelle nationale Studie mit Erwachsenen im Alter von 18-97 Jahren aus Neuseeland (N=20.592) hat erneut untersucht, ob Persönlichkeitsunterschiede zwischen Personen mit und ohne Geschwister existieren. Einzelkinder gaben ein geringeres Maß an Gewissenhaftigkeit, Ehrlichkeit sowie ein höheres Maß an Neurotizismus und Offenheit für Erfahrung an, als Erwachsene mit Geschwistern. Die Effekte waren jedoch sehr klein (Stronge et. al., 2019).
1.2 Stand der Forschung zum Selbstwert
“The individual simply feels that he is a person of worth, he respects himself for what he is, but he does not stand in awe of him. He does not necessarily consider himselfsuperior to others (Rosenberg,1965, S.31).
Rosenberg (1965), einer der Pioniere in der Selbstwertforschung, erklärt, dass sich das Selbstwertgefühl auf eine individuelle positive Gesamtbewertung des Selbst bezieht. Er fügt hinzu, dieses hohe Selbstwertgefühl besteht darin, dass ein Individuum sich selbst respektiert und sich für würdig hält. Rosenberg (1965) unterscheidet zwischen „gut sein“ in einem absoluten Sinne und „gut genug“, im Bezug zum Beispiel zu anderen. Ein hoher Selbstwert auf der RSES drückt ebenso das Gefühl aus, gut genug zu sein. Wenn man von einem hohen Selbstwertgefühl spricht, wird angenommen, dass der Einzelne sich selbst respektiert, er betrachtet sich nicht unbedingt als besser als andere, aber er betrachtet sich definitiv nicht als schlechter. Ein Individuum mit einem hohen Selbstwert ist nicht die ultimative Perfektion, sondern erkennt im Gegenteil seine Grenzen und erwartet, zu wachsen und sich zu verbessern. Ein geringes Selbstwertgefühl bedeutet andererseits Selbstzurückweisung, Selbstunzufriedenheit und Selbstverachtung. Dem Individuum fehlt die Sicherheit für das Selbst, welches er beobachtet. Das Selbstbild ist unangenehm und erwünscht, es wäre anders (Rosenberg, 1965).
Verschiedene Faktoren bestimmen den Selbstwert eines Individuums. So gehören zu diesen Faktoren zum Beispiel das äußere Erscheinungsbild, die geistige Leistungsfähigkeit, Stärken und Schwächen, die Beziehung zu anderen Menschen, Errungenschaften sowie Wünsche und Ziele (Dani & Dutta, 2008). Beziehungen zu Familienmitgliedern können die Entwicklung des Selbstwerts beeinflussen. So hat zum Beispiel eine Studie gezeigt, dass elterliche Akzeptanz und Unterstützung einen höheren Selbstwert fördern (Cornell & Grossberg, 1987). Relevante Quellen des Selbstwerts sind laut Crocker, Luhtanen, Cooper und Bouvrette (2003) akademische Kompetenz, Konkurrenz und Wettbewerb, familiäre Unterstützung, Glaube und Tugend, äußere Erscheinung und soziale Anerkennung. Die Komponente des Wettbewerbs bezeichnet zum Beispiel das Aufzeigen von individuellen Kompetenzen gegenüber anderen (Crocker et al., 2003).
Die Position eines Individuums in der Geschwisterreihe hat ebenfalls Auswirkungen auf das Selbstkonzept sowie den Selbstwert. Sears (1970) konnte zeigen, dass Erstgeborene einen höheren Selbstwert aufweisen als ihre jüngeren Geschwister. Bachmann (1970) und Rosenberg (1965) fanden heraus, dass Einzelkinder einen höheren Selbstwert als Geschwisterkinder haben. Auch andere Forscher meinen, dass der Selbstwert bei Einzelkindern größer ist. So konnte Coopersmith (1967) feststellen, dass männliche Einzelkinder einen hohen Selbstwert aufweisen. Auch Brophy (1989) geht von der Hypothese aus, dass Einzelkinder einen besseren Selbstwert gegenüber Geschwisterkindern haben. Sie werden von Brophy als Überflieger bezeichnet. Dieser Effekt kann unter anderem durch die besseren finanziellen Ressourcen von Einzelkindern im Vergleich zu Geschwisterkindern begründet sein (Roberts & Blanton, 2001).
Eine Studie von Veenhoven und Verkuyten (1989) untersuchte den globalen Selbstwert ebenso mit der Rosenberg Skala und fand keine Unterschiede zwischen Einzel- und Geschwisterkindern. Zimbardo und Formica (1963) behaupten allerdings, dass der Selbstwert bei Einzelkindern geringer ausfällt als bei Geschwisterkindern, da Einzelkinder sich eher mit den Eltern vergleichen. Unter Geschwisterkindern ist derVergleich demnach weniger ernüchternd.
Mittlere Kinder zeigen nach Forschungsergebnissen ein niedrigeres Selbstwertgefühl im Vergleich zu erst- und letztgeborenen Kindern (Kidwell, 1982). Dieses Phänomen tritt meist dann auf, wenn der Altersabstand unter den Geschwistern bei zwei Jahren und darunter liegt. Im Falle, dass das Sandwichkind ein Junge unter Schwestern ist, hat dies nicht so große Auswirkungen auf den Selbstwert. Wenn der Junge jedoch zwischen Brüdern oder gemischtgeschlechtlichen Geschwistern aufwächst, ist der Selbstwert signifikant niedriger (Kidwell, 1982). Sandwichkinder fühlen sich, als hätten sie nichts Besonderes an sich oder seien der Aufmerksamkeit ihrer Familie nicht würdig (Stewart, Stewart & Campbell, 2001). Später geborene Kinder fühlen sich oft weniger wertgeschätzt. Daher haben später geborene Kinder oft ein geringeres Selbstwertgefühl als erste und einzige Kinder (Ross & Wilson, 2002).
Tracy, Trzesniewski, Robins, Potter & Gosling, (2001) sowie Wilgenbusch und Merrell (1999) fanden heraus, dass Männer einen höheren Selbstwert als Frauen zeigen. In der vorliegenden Masterarbeit sollte der wichtige Faktor Geschlecht in Bezug auf den Selbstwert kontrolliert werden. Auch Block und Robbins (1993) zeigen auf, dass der Selbstwert von Frauen im jungen Erwachsenenalter eher sinkt, während er bei Männern steigt.
404 Kinder im Alter zwischen 7 und 12 Jahren nahmen an einer Studie teil, die durch die Piers-Harris Selbstkonzeptskala den individuellen Selbstwert der Teilnehmer hinsichtlich ihres Geburtsranges beurteilte. Es stellte sich heraus, dass Erstgeborene im Vergleich zu Zweitgeborenen einen signifikant höheren Selbstwert besitzen (Gates, Lineberger, Crockett & Hubbard, 1988).
Eine Studie von Nhandi (2017), welche in Tansania mithilfe von 183 Studenten durchgeführt wurde, bestätigte den Zusammenhang zwischen der Geburtsordnung und dem Selbstwertgefühl. Zur Erfassung des Selbstwerts wurde die Rosenberg Skala (1965) angewendet. Die Ergebnisse zeigen, dass Erstgeborene den höchsten Selbstwert gegenüber ihren Geschwistern aufweisen. Entgegen den bisher aufgeführten Studien, konnte Nystul (1974) keinen signifikanten Effekt zwischen der Geburtsordnung und dem Selbstwert eines Individuums feststellen. Auch aktuellere Forschungsergebnisse von Dani und Dutta (2008) können keinen Zusammenhang zwischen der Geburtsordnung und dem Selbstwert bei adoleszenten Personen finden. Auch hier wurde die Rosenberg Skala verwendet.
Eine weitere Studie, die sich mit der Geburtsordnung und dem Zusammenhang mit dem Selbstwert beschäftigt, ist die von Shebloski, Conger & Widaman (2005). 384 adoleszente Geschwisterpaare und ihre Eltern wurden rekrutiert. Gemessen wurden der Selbstwert sowie die Wahrnehmung der Geschwister bezüglich der Bevorzugung durch die Eltern. Es konnte gezeigt werden, dass auch hier der Selbstwert der Erstgeborenen signifikant besser ist. Auch die wahrgenommene Bevorzugung korreliert mit dem Selbstwert. Das Geschlecht hatte allerdings keinen Einfluss.
Den Effekt, dass Erstgeborene einen höheren Selbstwert gegenüber ihren Geschwistern besitzen, erklärt Kidwell (1982) mithilfe der Uniqueness-Theory, die diesem Geburtsrang eine einzigartige und besondere Position innerhalb der Familie zuspricht. Es zeigen sich ein höheres elterliches Investment und Anerkennung.
Später geborene Kinder erhalten mit größerer Wahrscheinlichkeit weniger elterliche Aufmerksamkeit sowie finanzielle Unterstützung, da Eltern gezwungen sind, für mehrere Kinder, anstatt für nur Eines aufzukommen. Das sogenannte Ressourcenverdünnungsmodell geht von einem Ressourcenverlust mit jedem weiteren Kind aus (Horner, Andrade, Delva, Gorgan-Kaylor, & Castillo, 2012). Angesichts des potenziell wettbewerbsorientierten Umfelds, in dem später geborene Kinder aufwachsen, ist es nicht verwunderlich, dass viele ein Motivationssystem entwickeln, das darauf basiert, andere zu übertreffen (Carette, Anseel, & Van Yperen, 2011). Es ist nicht ungewöhnlich, dass die jüngsten Geschwister im Vergleich zu älteren Geschwistern Minderwertigkeitsgefühle verspüren.
1.3 Zusammenfassung aus dem Stand der Forschung
Um einen Überblick über die vielfältigen und teilweise widersprüchlichen Forschungsergebnisse zu erhalten wurden einige Ergebnisse aus dem Stand der Forschung für die verschiedenen Geschwisterpositionen in Tabelle 1 zusammengefasst.
Tabelle 1 Zusammenfassung derErgebnisse aus dem Stand der Forschung Geschwisterposition Ergebnisse, Autor (Jahr)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Insgesamt kann festgehalten werden, dass Korrelationen zwischen Persönlichkeitszügen und Geschwisterpositionen bislang in einzelnen Studien nachgewiesen wurden. Es besteht Bedarf an Längsschnittstudien, die die Variablen, wie das Geschlecht, den Altersabstand sowie familiäre Einwirkungen genauer berücksichtigen. Bei der Betrachtung der Zusammenhänge von Geschwisterpositionen und dem Selbstwert kommt es zu eindeutigeren Ergebnissen. Die vorliegende Arbeit kann die Ansprüche einer Längsschnittstudie nicht erfüllen. Daher liegt die Konzentration aufden subjektiven Zusammenhängen von Geschwisterpositionen und Persönlichkeits- sowie Selbstwerteigenschaften.
1.4 Forschungsanliegen
Die empirische Arbeit geht der Frage nach, ob die Geschwisterreihenfolge Einflüsse auf Persönlichkeitsmerkmale sowie Selbstwertangaben hat. Diese Fragestellung ist besonders interessant, da Stereotype und Idealvorstellungen hinsichtlich der Geschwisterreihenfolge kultur- und zeitübergreifende Kontinuität besitzen (Onnen-Isemann, 2005). Es wird somit auch untersucht, inwieweit diese Rollenbilder noch zutreffen.
Die Geschwisterreihenfolge gestaltet sich als unabhängige Variable und die Persönlichkeit sowie der Selbstwert als abhängige Variable. Mit Hilfe von quantitativer Forschung sollen die Fragestellungen beantwortet werden. Die Daten werden mittels der Rosenberg Skala (Collani & Herzberg, 2003a) und des NEO-FFI (Costa & McCrae, 1989) erhoben. Aus dem Verständnis der Forschung müssten erstgeborene Kinder gewissenhafter und neurotischer sein als ihre jüngeren Geschwister, und später geborene Kinder müssten verträglicher und offener für Erfahrung sein als ihre älteren Geschwister (Sulloway, 1995, 1996, 2010; Paulhus et al-, 1999; Saroglou & Fiasse, 2003). In Bezug auf den Selbstwert sollten Einzelkinder höhere Werte erzielen (Rosenberg, 1965; Coopersmith, 1967; Brophy, 1989). Des Weiteren sollten mittlere Kinder die niedrigsten Selbstwertangaben aufweisen (z.B. Kidwell, 1982). Dies wird unter Konstanthaltung des Geschlechts berücksichtigt. Es wird ebenfalls angenommen, dass mittlere Kinder einen höheren Selbstwert erzielen, wenn sie das einzige Kind ihres Geschlechts in der Familie sind gegenüber mittleren Kindern aus gleichgeschlechtlichen Geschwisterbeziehungen (Kidwell, 1982).
Im Folgenden wird zunächst die Geschwisterbeziehung genauer erläutert. Daraufhin werden die Einflüsse der Geschwisteranzahl, des Altersabstandes und des Geschlechts untersucht. Im Anschluss wird die Methodik dieser Untersuchung sowie das Untersuchungsdesign dargestellt. Daraufhin werden die deskriptiven Statistiken sowie die Ergebnisse veranschaulicht. Der letzte Abschnitt ist der Diskussion inklusive der Limitationen Vorbehalten. Abschließend folgt ein kurzer Ausblick auf mögliche Ansatzpunkte weiterer Untersuchungen.
2 Theorie
2.1 Definition Geschwister und Geschwisterbeziehung
Kasten (1998, S.22) definiert Geschwister als „Personen, die über zum Teil identische Erbanlagen verfügen, weil sie dieselben Eltern oder dieselbe Mutter oder denselben Vater haben“. Mit dem Begriff „Geschwister“ sind allerdings nicht nur Personen mit einer identischen Erbanlage gemeint. Laut Bernstein (1990) kann auch die Rede von Halb- und Stiefgeschwistern sowie Adoptivgeschwistern sein. Dies kann unter anderem begründet sein durch eine zunehmende Scheidungsrate und eine damit einhergehende Entstehung von neuen Lebensgemeinschaften.
Geschwisterbeziehungen können durch eine Reihe von Charakteristika definiert werden, da sie sich von anderen Beziehungen sehr gut abgrenzen lassen. Sie lassen sich in der Regel in einem Familiensystem wiederfinden (Walper, Thönnissen, Wendt & Bergau, 2010). Charakteristisch für die Geschwisterbeziehung ist die Dauer, denn sie wird als eine der längsten betrachtet und endet erst mit dem Tod eines Geschwisterteils (Kasten, 1998). Sie dauern zum Beispiel länger als die Beziehungen zu Eltern oder Partnern (Bank & Khan, 1998). Geschwisterbeziehungen werden unter anderem auch als Primärbeziehungen bezeichnet (Kasten, 1998). Weiterhin beschreibt Kasten den unabwendbaren sowie schicksalhaften Charakter dieser Beziehung, da man in sie hineingeboren wird. Aus dieser Art von Beziehung kann man sich laut Bollmann (2012) nicht loslösen. Beziehungen zwischen Geschwistern bleiben bestehen, auch wenn beispielsweise keine Kommunikation mehr besteht. Auch Frick (2009) ist der Ansicht, dass es keine „Nichtbeziehung“ zwischen Geschwistern gibt. Ebenso können Gesellschaftsregeln die Beziehung beeinflussen. In unserer Gesellschaft existieren glücklicherweise keine Verpflichtungen, welche Einfluss auf die Qualität der Geschwisterbeziehung nehmen. Dies ist anders bei Konstrukten wie der Ehe. Dennoch sind ungeschriebene Normen, wie Hilfsbereitschaft und Loyalität unter Geschwistern existent (Kasten, 2007). Ein weiterer vielfach untersuchter Aspekt in Geschwisterbeziehungen wird der emotionalen Ambivalenz zuteil. Charakteristisch für die meisten Geschwisterbeziehungen ist ein ambivalentes emotionales Empfinden, dies bedeutet: Intensive positive Gefühle wie Liebe und Zuneigung sind gleichzeitig neben negativen Gefühlen wie Hass vorzufinden (Rufo, 2004). Dieses Phänomen kann durch die hohe Intimität ausgelöst werden, da Geschwister meist in einem Familienverbund aufwachsen. Geschwisterbeziehungen gelten als die engsten und vertrautesten Beziehungen überhaupt (Kasten, 2004). Mit fortschreitendem Alter zeichnen sie sich in ihrer Art und Weise als sehr individuell aus. Verantwortungs- sowie Zugehörigkeitsgefühle bleiben jedoch bestehen (Bank & Kahn, 1998).
Auch wenn es eine Vielzahl von Charakteristika für die Geschwisterbeziehung gibt, ist nicht jede Beziehung gleicher Natur. Es existieren eine Reihe von Einflussfaktoren wie zum Beispiel die Geschwisterzahl, der Altersabstand, die Geburtsposition, das Geschlecht der Geschwister, aber oder auch das Erziehungsverhalten der Eltern (Furman & Buhrmester, 1985). Diese Arbeit kann nichtjedem Einflussfaktor gerecht werden.
2.2 Bedeutung der Geschwisteranzahl
Kasten (1998) weist darauf hin, dass sich die Tatsache, ob ein Kind mit oder ohne Geschwister aufwächst, stärker auf seine Entwicklung auswirkt als viele andere Einflussfaktoren. In 3-Kind-Familien werden den jüngeren Geschwistern dominante und überlegene Verhaltensweisen entgegengesetzt. Geringe Altersdifferenzen unter den Kindern und Gleichgeschlechtlichkeit bestärken diese Verhaltensweisen. Konkurrenz, Konflikte und Rivalität kommen deutlich weniger in Zwei-Kind-Familien vor. Merkmale wie ein geringes Durchsetzungsvermögen oder auch eine Tendenz zu einer hohen Adaptivität stehen in Zusammenhang mit einer großen Geschwisteranzahl (Kasten, 2003). Eine geringe Geschwisteranzahl kann positive und negative Aspekte haben. Es passiert nicht selten, dass eine Reihe von Erwartungen und Wünsche der Eltern an die Kinder gerichtet werden. Kinder können diese Erwartungen unterschiedlich interpretieren. Es kann Druck in ihnen ausgelöst werden, da möglicherweise eine Fülle an Erwartungen zusammenkommt. Es kann aber auch als eine Perspektive auftreten. Oft profitieren Kinder aus Familien mit bis zu zwei Kindern von elterlicher Zuwendung und einer besonderen Förderung. Kinder aus größeren Familien stehen hingegen mehr Entfaltungsmöglichkeiten zur Verfügung, da die elterliche Aufmerksamkeit untereinander geteilt werden muss. Ein negativer Aspekt in größeren Familien ist das Risiko, als Kind unter den Geschwistern nicht wahrgenommen zu werden (Frick 2004, 2009; Hax-Schoppenhorst 2007).
„Durch das Fehlen anderer Geschwister, mit denen man Freud und Leid teilen, sich identifizieren kann, können heutige Geschwister in sehr intensiven oder begrenzten Beziehungen gefangen bleiben“ (Bank & Kahn, 1991, S.17). Kasten (1998) ist der Ansicht, dass eine große Geschwisteranzahl die Kinderder Familie in gewisser Hinsicht auch vor neurotischen und psychotischen Erkrankungen bewahrt.
2.3 Bedeutung des Altersabstands
In Deutschland lag der Abstand 2015 zwischen erster und zweiter Geburt einer Frau durchschnittlich bei 4.1 Jahren und zwischen zweiter und dritter Geburt bei 4.8 Jahren (Statistisches Bundesamt, 2020). Ab einem Altersabstand von mehr als fünf Jahren kann laut Lehman (2004, S.23) von „Quasi-Einzelkindern“ gesprochen werden. Je geringer der Altersabstand zwischen den Geschwistern, desto deutlicher kann von einer symmetrischen Beziehung gesprochen werden (Asendorpf & Banse, 2000).
Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Altersunterschied von fünf oder weniger Jahren die Auswirkungen der Geschwisterposition beibehält (Eckstein et al., 2010). Während ein Altersunterschied von fünf Jahren oder mehr dazu führen kann, die Auswirkungen der Positionierung der Geburtsordnung zu untergraben, ist es auch wichtig, die Beziehung zwischen Geschwistern zu untersuchen, die Zwillinge sind. Wenn zwischen den beiden Geschwistern kein Altersunterschied besteht, wird dies wahrscheinlich die typischen Ergebnisse der Geburtsordnung beeinträchtigen und möglicherweise zu einem wettbewerbsfähigeren Umfeld führen, da die beiden Geschwister gleichzeitig um die Aufmerksamkeit und die Ressourcen der Eltern konkurrieren müssen (de Haan, 2010).
Frick (2009) weist darauf hin, dass unter Geschwistern die Tendenz für Rivalitäten oder Konkurrenz erhöht ist, wenn es sich um einen geringen Altersabstand von ein bis drei Jahren handelt. Die Geschwister haben andererseits genau dann viele gemeinsame Interessen und können somit eine engere gefühlsintensivere Bindung entwickeln. Des Weiteren kann es zu einem Tutoren- Effekt kommen, wobei Jüngere die Meinungen, Ansichten oder Redewendungen der Älteren übernehmen. Vergleiche zwischen den Geschwistern führen oft zu gesteigerter Leistung, können allerdings auch negative Effekte haben wie zum Beispiel Neid oder Aggressivität. Auch Rivalitäten um die elterliche Aufmerksamkeit entstehen eher, wenn der Altersabstand gering ist (Sulloway, 1999). Liegt der Altersabstand zwischen drei und sechs Jahren, herrscht eine geringere aggressive Stimmung unter den Geschwistern. Ältere übernehmen vereinzelt Betreuungsaufgaben und dienen als Vorbilder. Es gibt allerdings weniger gemeinsame Interessen und die Geschwister unterscheiden sich in ihrer Selbstständigkeit. Ab einem Altersabstand von mehr als sechs Jahren existieren kaum noch gemeinsame Interessen, das Konkurrenzverhalten sinkt jedoch ebenfalls. Die Älteren fördern durch das Betreuen der Jüngeren ihre eigene Sozialkompetenz und stellen eine wertvolle Hilfe dar.
Bei einem größeren Abstand leben die Geschwister eigentlich bereits in verschiedenen Welten (Frick, 2009). Laut des Confluence Models ist ein größerer Altersabstand für die kognitive Entwicklung von Vorteil. Denn der Fokus der Eltern auf ihre Kinder kann sich intensivieren, sofern sie nicht kurz hintereinander geboren werden (Markus & Zajonc, 1975). Es finden sich häufig Zusammenhänge zwischen einer geringen emotionalen Bindung und einem großen Altersabstand. Kinder, die einen Altersabstand von über acht Jahren haben, verspüren weniger Nähe und Intimität in ihrer Geschwisterbeziehung (Kasten, 2004).
2.4 Bedeutung des Geschlechts
Für die Persönlichkeitsentwicklung und die Entstehung verschiedener Verhaltensmuster, ist das eigene Geschlecht, aber auch das Geschlecht der Geschwister eine Einflussvariable. Die Zusammensetzung des Geschlechts unter Geschwistern hat einen Einfluss, inwiefern sich Jungen oder Mädchen rollenkonform verhalten oder nicht. Ein Junge unter Schwestern zeigt eher weibliche Züge in seinem Verhalten als ein Junge in einer gleichgeschlechtlichen Geschwisterbeziehung. Gleiches gilt für Mädchen, die mit Jungen aufwachsen. So stammen zum Beispiel sehr feminine Mädchen häufig aus gleichgeschlechtlichen Geschwisterbeziehungen oder sind Einzelkinder. Dieser Effekt zeigt sich besonders dann, wenn der Altersabstand zwischen den gleichgeschlechtlichen Geschwistern sehr gering ist (Kasten, 2003). Kinder mit älteren Geschwistern übernehmen häufiger die Interessen des älteren Bruders oder der Schwester, denn die Älteren werden alsVorbildergesehen (Kasten, 1998; Kasten, 2003).
Das Geschlecht der Kinder hat besonders dann einen Einfluss auf Konstrukte wie die Persönlichkeit, wenn einer oder beide Elternteile stark vom Geschlecht des Kindes beeinflusst werden. Beispielsweise kann das jüngste Kind wie ein Erstgeborenes behandelt werden, wenn es der einzige Junge unter Mädchen ist (Eckstein & Kaufman, 2012; Leman, 2004). Wie schon Szobiovä (2008) zeigte, hat die Zusammensetzung des Geschlechts in Geschwisterbeziehungen ebenfalls einen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung, besonders in Hinsicht der Skala Verträglichkeit. Männer in gemischtgeschlechtlichen Geschwisterbeziehungen sind demnach verträglicher, als sie es in gleichgeschlechtlichen Geschwisterbeziehungen sind.
Es zeigen sich weitere Befunde, dass zwischen gleichgeschlechtlichen Geschwistern häufiger Differenzen Vorkommen als zwischen gegengeschlechtlichen Geschwisterpaaren (Stewart et al., 2001; Stocker, Lanthier & Furman, 1997). Bei Schwestern ist insgesamt eine engere Bindung festzustellen als bei Brüdern (Lüscher, 1997; Spitze & Trent, 2006). Schwestern stehen sich in geringerer Rivalität gegenüber und sprechen offener über Gefühle (Lüscher, 1997). In Situationen, in denen jüngere Geschwister einen Rat benötigen, Zuwendung suchen oder getröstet werden möchten, wenden sie sich häufiger an ältere weibliche Geschwister als an ihre männlichen Geschwister (Whiting, Whiting & Longabaugh, 1975). Eltern kommunizieren mehr mit Töchtern als mit ihren Söhnen. Sie erhalten zudem auch eher die Verantwortung für die Betreuung jüngerer Geschwister als ihre Brüder. Bei Jungen wird eher versucht, unerwünschte Verhaltensweisen einzustellen. Dies ist eine mögliche Erklärung dafür, warum es seltener zu prosozialem Verhalten und häufiger zu aggressiven Verhaltensweisen kommt (Kasten, 1998). Laut Kasten (1998) erfolgt die Erziehung von ausschließlich Söhnen seitens der Eltern strenger als die von ausschließlich Töchtern. Forschungen zum Konsum von Drogen, Nikotin und Alkohol zeigen, dass vor allem die Vorbildfunktion und das Modellverhalten der älteren, gleichgeschlechtlichen Geschwister eine wichtige Rolle für das Konsumverhalten der jüngeren Geschwister spielen (Kasten, 1998).
Das Geschlecht der Geschwister hat nicht nur Einfluss auf die Persönlichkeit. So wurde zum Beispiel gezeigt, dass die Ausbildung von kreativen Fähigkeiten und Problemlösestrategien vor allem dann begünstigt ist, wenn man als Junge unter Schwestern aufwächst. Als Mädchen unter Brüdern entsteht dieser Effekt allerdings nicht (Kasten, 1998).
2.5 Zielsetzung
Viele Studien belegen bereits den Einfluss der Geschwisterreihenfolge auf die Persönlichkeit (z.B. Kasten, 1998; Sulloway, 2011). Erstgeborene, mittlere Kinder und Letztgeborene unterscheiden sich in den fünf Dimensionen der Persönlichkeit. Die Komplexität der Geschwisterbeziehung sollte dabei allerdings nicht außer Acht gelassen werden. Andere Untersuchungen wiederum zeigen, dass die Geschwisterreihenfolge keinen weiteren Einfluss hat (Rohrer et al., 2015; Ernst & Angst, 1983). Ähnlich ist es bei dem Konstrukt des Selbstwerts. Nystul (1974) sowie Dani und Dutta (2008) sehen keinen Zusammenhang zwischen der Geburtsposition und der Selbstwertausprägung. Kidwell (1982), Shebloski et al. (2005) oder auch Nhandi (2017) konnten Gegenteiliges beweisen.
Dies wirft die Frage auf, ob und inwiefern Geburtspositionen einen Effekt auf die Persönlichkeit sowie den Selbstwert haben. Im Rahmen dieser Studie wird versucht, die Angaben der Probanden zu untersuchen und zu vergleichen. Die Aufschlüsselung der Fragestellungen kann förderlich sein, um herauszufinden, wo Interventionen, zum Beispiel im klinischen und psychotherapeutischen Bereich ansetzen könnten. Es wird unter anderem auch festgestellt, ob Stereotype, zum Beispiel in Bezug auf mittlere Kinder, zutreffen.
Verlässliche Ergebnisse in der Geschwisterforschung würden helfen, Kinder und Erwachsene in ihren Eigenschaften und ihrem Verhalten besser zu verstehen. Mithilfe dieses Wissens könnten zum Beispiel Therapien oder auch Förderprogramme zur Stärkung des Selbstwerts entwickelt sowie angepasst werden, welche in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden könnten.
2.6 Fragestellungen und Hypothesen
Mittels der Rosenberg Skala (Collani & Herzberg, 2003a) sowie des NEO- FFI (Costa & McCrae, 1989) sollen die folgenden Fragestellungen untersucht werden.
1. Unterscheiden sich die Selbstwertangaben zwischen Einzelkindern und Geschwisterkindern?
2. Sind Selbstwertangaben von mittleren Kindern geringer als die von Erst- sowie Letztgeborenen?
3. Hat das Geschlecht der Kinder sowie ihrer Geschwister einen Einfluss auf den Selbstwert?
4. Erreichen Erstgeborene höhere Werte auf den Skalen Neurotizismus und Gewissenhaftigkeit?
5. Erreichen später geborene Kinder höhere Werte auf den Skalen Extraversion im Vergleich zu ihren älteren Geschwistern?
Folgende Hypothesen ergeben sich aus den formulierten Fragestellungen.
1. Die Selbstwertangaben von mittleren Kindern sind im Vergleich zu erst- und letztgeborenen Kindern niedriger.
2. Einzelkinder haben einen höheren Selbstwert im Vergleich zu Geschwisterkindern.
3. Mittlere Kinder, die das einzige Kind ihres Geschlechts in der Familie darstellen, erzielen höhere Selbstwertangaben als mittlere Kinder, die in gemischtgeschlechtlichen Geschwisterbeziehungen aufwachsen.
4. Erstgeborene Kinder erreichen höhere Werte auf den Skalen Gewissenhaftigkeit sowie Neurotizismus im Vergleich zu jüngeren Geschwistern.
5. Später geborene Kinder erreichen höhere Werte auf den Skalen Verträglichkeit sowie Offenheit für Erfahrung im Vergleich zu älteren Geschwistern.
3 Methodik
3.1 Stichprobe
Voraussetzung für die Teilnahme an dieser Studie war unter anderem das Alter. Die Teilnehmer sollten zwischen 18 und 30 Jahren alt sein und wenn sie sich in einer Geschwisterbeziehung befinden, keine Stief-, Adoptiv- oder Halbgeschwister haben. Eine Untersuchung der Teilnehmer im jungen Erwachsenenalter empfiehlt sich besonderes, da Geburtsrangunterschiede in diesem Alter noch bestehen und der Selbstwert einen stabilen Wert erreicht, der sich in den darauffolgenden Jahren nicht signifikant verändert (Orth, Robins & Widaman, 2012; Trzesniewski, Donnellan, Brent & Richard, 2003). Auch auf die Persönlichkeit bezogen, bietet sich diese Altersspanne an. Roberts und DelVecchio (2000) fanden heraus, dass die Stabilität in der frühen Kindheit sehr niedrig ist und sich bis zum 50. Lebensjahr erhöht. Eine erste Erhöhung der Stabilität zeigt sich im Kleinkindalter, eine zweite nach dem Verlassen des Elternhauses und Erreichen des 18. Lebensjahres und eine dritte ab dem 50. Lebensjahr. Somit ist die Altersspanne zur Messung dieser beiden Konstrukte besonders günstig.
Gesucht wurden Einzelkinder, Erst-, Zweit- und Letztgeborene. Die Stichprobe umfasst 147 Probanden, unter denen jeweils 29 Einzelkinder, 40 Erstgeborene, 28 mittlere Kinder und 43 Letztgeborene sind. Die Teilnehmer befanden sich im Alter von 18 bis 30 Jahren. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 24.49 Jahre (SD = 3.16). Insgesamt füllten 47 Männer und 93 Frauen den Fragebogen aus. Das Verhältnis der Geschlechter in dieser Studie ist unausgeglichen, sodass ein signifikanter Unterschied (x2 = 15,11; p < .001) zwischen den beiden Geschlechtergruppen festgestellt werden konnte. Ein Teilnehmer machte keine Angabe zum Studiengang. Die Rekrutierung erfolgte über Social Media Plattformen, Survey Circle, SONA sowie über Aufrufe an Mitstudierende der Medical School Berlin. Die Datenerhebung fand zwischen dem 27. Mai 2020 und dem 29. Juni 2020 statt.
3.2 Design
In der Geburtsordnung dominieren Forschungsstudien mit einem familienübergreifenden Design. Dieses Design vergleicht Personen aus verschiedenen Familien nach ihrer Geburtsordnungsposition miteinander (Marini & Kurtz, 2011; Rohrer et al., 2015). Dies bedeutet, dass alle Einzelkinder sowie Erst, Zweit- oder Letztgeborene verglichen werden, um ein allgemeines Muster in ihrer Persönlichkeits- und Selbstwertstrukturzu finden.
In dieser Untersuchung bezieht sich die unabhängige Variable auf die Geburtsposition. Die abhängigen Variablen sind die Persönlichkeits- und Selbstwertangaben derTeilnehmer.
In der Geschwisterforschung finden sich gehäuft Theorien zu den Big-Five Dimensionen Neurotizismus, Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrung und Gewissenhaftigkeit (Vgl. Stronge et al., 2019; Sulloway, 2010; Healy & Ellis, 2007). Die geringsten Zusammenhänge zwischen Geburtsposition und Persönlichkeitsmerkmalen konnten im Bereich der Extraversion gefunden werden (Paulhus et al., 1999). Aus diesem Grund wurde der Faktor Extraversion nicht in die Hypothesen aufgenommen. Für die Persönlichkeitshypothesen wurden Erstgeborene von Spätergeborenen unterschieden. Dies ist ebenfalls üblich in Forschungen, wie der von Sulloway (1995, 1996, 2010) oder auch Paulhus et al. (1999). Die Gruppen der mittleren Kinder und der Letztgeborenen wurden demnach verbunden.
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