Diese Arbeit setzt sich primär mit der Griechenland-Krise auseinander, die sich rapide zu einer europäischen Krise entwickelt hat. Sie beschränkt sich auf das Politik- und Wirtschaftssystem nach systemtheoretischem Verständnis. In den letzten drei Jahren hat die EU bestimmte Maßnahmen auf den Weg gebracht, die dem breiteren Publikum besser bekannt sind als der Euro-Rettungsschirm, worunter als Hauptmaßnahmen der EFSF und der ESM-Stabilitätsmechanismus fallen. Diese beiden Mechanismen stellen den Kern einer neuen europäischen wirtschaftspolitischen Agenda dar, um der momentanen Krise im Euroraum entgegenzuwirken.
In Griechenland sind diese beiden Mechanismen und die damit verbundenen Folgeprobleme am stärksten zum Tragen gekommen. Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, ob es sich bei diesen Maßnahmen um soziale Innovationen des politischen Systems handelt und, wenn ja, wie sie generiert worden sind. Durch eine systemtheoretische Betrachtungsweise waren es gesellschaftliche Mechanismen, in Form von Vertrauen und Misstrauen, die einerseits zu dieser Krisensituation und andererseits zu diesen neuen Krisenbewältigungsmechanismen geführt haben. Um die Komponenten Vertrauen und Misstrauen mit Innovation zu verknüpfen werden beide aus Sicht der Luhmannschen Systemtheorie beleuchtet.
Griechenland und der europäische Währungsraum insgesamt haben die letzten drei Jahre höchst turbulente Krisenzeiten erlebt. Eine komplexe transsystemische Vertrauenskrise hat eine Misstrauensspirale in Gang gesetzt, die die bis heute etablierten europäischen Errungenschaften am Rande des Abgrunds befördert hat. Mit Beginn der europäischen Krise, die durch die Griechenland-Krise ausgelöst wurde, ist das Antlitz Europas und des Euros stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Problem allerdings ist weder Europa noch der Euro, sondern einerseits eine Überforderung der europäischen Nationalstaaten angesichts einer von Systemlogiken interdependenten Weltgesellschaft, in der verschiedene Funktionssysteme wie unter anderem die Politik, die Wirtschaft, und das Finanzsystem, nach eigenen Spielregeln operieren. Andererseits findet eine Konvergenz statt zwischen der Weltgesellschaft und einer sich etablierenden Wissensgesellschaft, was zu beschleunigten Strukturveränderungen führt, die oftmals evolutiv und `zufällig` stattfinden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Methodik und Fragestellung
- Aufbau der Arbeit
- Gesellschaft und Organisationen aus systemtheoretischer Sicht
- Gesellschaft und Differenzierung
- Kommunikation
- Beobachtung erster und zweiter Ordnung
- Weltgesellschaft und Atopie
- Wissensgesellschaft
- Wissen
- Wissen/Nichtwissen
- Organisationen
- Organisation, Entscheidung, Entscheidungsprämissen
- Strukturelle Kopplung
- Risiko, Gefahr und Sicherheit
- Vertrauen
- Systemvertrauen und Vertrauensintermediäre in der Griechenland-Krise
- Misstrauen
- Strukturfunktionale Latenz als Prämisse für kontrainduktive Entscheidungsprozesse
- Innovation
- Die Paradoxie der Innovation
- Variation, Selektion und Restabilisierung sozialer Systeme
- Innovationen als evolutionäre Errungenschaften
- Die „Griechenland-Krise“
- Griechenland-Programm, EFSF und der ESM-Stabilitätsmechanismus
- Exkurs: Eine untypisch europäische politische Kultur
- Systemische Vertrauenskrise als Genese politischer Innovationen und die Grenzen von Governance
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Griechenland-Krise aus systemtheoretischer Sicht und analysiert die Rolle von Vertrauen und Misstrauen bei der Generierung sozialer Innovationen. Sie beleuchtet den Euro-Rettungsschirm als Instrument zur Bewältigung der Krise und fragt, ob es sich bei den dabei getroffenen Entscheidungen um soziale Innovationen handelt.
- Die Rolle von Vertrauen und Misstrauen in komplexen sozialen Systemen
- Die Entstehung und Funktion des Euro-Rettungsschirms
- Soziale Innovationen im Kontext der Griechenland-Krise
- Systemtheoretische Analyse der Vertrauenskrise in Europa
- Die Grenzen von Governance in einer interdependenten Weltgesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung der Arbeit ein und beschreibt die Relevanz der Griechenland-Krise für die Europäische Union. Kapitel 2 legt die systemtheoretischen Grundlagen für die Analyse. Es behandelt die Konzepte von Gesellschaft, Organisation und Differenzierung, sowie die Rolle von Vertrauen und Misstrauen in komplexen sozialen Systemen. Kapitel 3 untersucht die Vertrauens- und Misstrauenskonstellation in der Griechenland-Krise und analysiert die Funktion von Systemvertrauen und Vertrauensintermediären. Kapitel 4 beleuchtet den Begriff der Innovation aus systemtheoretischer Sicht und betrachtet die Paradoxie der Innovation im Kontext sozialer Systeme. Kapitel 5 widmet sich der Griechenland-Krise und beleuchtet die Entstehung und Funktion des Euro-Rettungsschirms.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die zentralen Themen Vertrauen, Misstrauen, Innovation, Systemtheorie, Griechenland-Krise, Euro-Rettungsschirm, Europäische Union, Weltgesellschaft, Wissensgesellschaft, Governance.
- Citation du texte
- Georgios Alexiou (Auteur), 2013, Vertrauen und Misstrauen als Generierung sozialer Innovationen. Eine systemtheoretische Untersuchung der Griechenland-Krise anhand des Euro-Rettungsschirms, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1004564