Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit ist der Dokumentarfilm Hotel Sahara der deutschen Regisseurin Bettina Haasen aus dem Jahr 2008. Dabei wird untersucht, wie der Wartezustand und das Dazwischen-Sein anhand kinematographischer Mittel dargestellt wird. Zunächst wird das Konzept der „erstarrten Bewegung“ von Tom Holert und Mark Terkessidis vorgestellt. Anschließend werden filmische Mittel, wie Bildausschnitt, Bildaufbau, Perspektive, Kamerabewegung, Farbgebung und Ton betrachtet und aufzeigt, wie die Atmosphäre des Stillstands im Film erzeugt wird. Wichtig bei der Untersuchung ist jedoch, nicht aus den Augen zu verlieren, dass die Protagonisten trotz der Erstarrung, in die sie gezwungen werden, dennoch dynamisch dieser Immobilität entgegenwirken und aktiv in ihren Traum von einem besseren Leben investieren.
Der Film porträtiert Menschen, die auf ihrer Reise nach Europa in der mauretanischen Stadt Nouadhibou gestrandet sind. Die Stadt ist eine „Durchlaufstation“ für junge Afrikaner auf der Suche nach einem bessern Leben, von dort aus werden Migrant*innen von Schleuserorganisationen mit Booten über das Meer geschickt, in der Hoffnung nach einer gefährlichen Überfahrt ihr Ziel Europa zu erreichen. Doch viele können sich die Überfahrt nicht leisten und müssen in Nouadhibou ausharren, bis sie beispielweise genug Geld zusammengespart haben oder sich für die Schleuser eine rentable Anzahl Flüchtender zusammengefunden hat. Diese Situation beschreiben Tom Holert und Mark Terkessidis in ihrem Text „Die Reisen der Migranten“, der in dieser Arbeit als Konzept herangezogen werden soll. Die Regisseurin Bettina Haasen sagt selber, sie beschäftige sich seit Jahren mit einem „Mikrokosmos im Wartezustand“. In diesen Mikrokosmos führt sie den Zuschauenden mit dem Dokumentarfilm Hotel Sahara ein und stellt „Menschen auf dem Sprung – gefangen in ungewollter Immobilität“ vor. Eigener Aussage zu Folge handelt ihr Film vom Hoffen und Warten, vom Dazwischen-Sein, von der Entwurzelung im Transitraum, die oft viele Jahre andauere. Die Besonderheit des Films liegt darin, dass er weniger die, wie üblicherweise, die lineare Migration, sondern stattdessen die Unterbrechungen, das Warten, unerwartete Verzögerungen, Niederlassungen und Zwischenaufenthalte während des Prozesses, thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die,,Erstarrte Bewegung"
- Erstarrte Bewegung in Hotel Sahara - Kinematographische Umsetzung der erstarrten Bewegung
- Die Dynamik der Menschen – In der Bewegung erstarrt?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Dokumentarfilm "Hotel Sahara" von Bettina Haasen (2008) und untersucht, wie die "erstarrte Bewegung" von Migranten im Transitraum durch kinematographische Mittel dargestellt wird. Der Film zeigt die Situation von Menschen, die auf ihrer Reise nach Europa in Nouadhibou (Mauretanien) gestrandet sind und auf die Fortsetzung ihrer Reise warten. Die Arbeit befasst sich mit dem Konzept der "erstarrten Bewegung" von Tom Holert und Mark Terkessidis, wobei die filmischen Mittel, wie Bildausschnitt, Bildaufbau, Perspektive, Kamerabewegung, Farbgebung und Ton, im Fokus stehen.
- Das Konzept der "erstarrten Bewegung" und seine Anwendung auf den Film "Hotel Sahara"
- Die filmische Darstellung des Wartens und der Immobilität durch kinematographische Mittel
- Die Ambivalenz zwischen Erstarrung und Dynamik der Protagonisten und ihre aktive Auseinandersetzung mit ihrem Schicksal
- Die Auswirkungen der europäischen Migrationspolitik auf die "erstarrte Bewegung" und ihre Folgen für die Migranten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Vorstellung des Films "Hotel Sahara" und der Thematik der "erstarrten Bewegung" im Kontext der Migration.
- Die „Erstarrte Bewegung“: Einführung des Konzepts der "erstarrten Bewegung" von Tom Holert und Mark Terkessidis und Analyse der Gründe für die Immobilität von Migranten auf ihrem Weg nach Europa.
- Erstarrte Bewegung in Hotel Sahara: Untersuchung der kinematographischen Umsetzung der "erstarrten Bewegung" im Film "Hotel Sahara" und Analyse der filmischen Mittel, die zur Darstellung des Stillstands und Wartens eingesetzt werden.
- Die Dynamik der Menschen – In der Bewegung erstarrt?: Betrachtung der aktiven Auseinandersetzung der Protagonisten mit ihrer Situation der "erstarrten Bewegung" und ihrer dynamischen Reaktion auf die Immobilität.
Schlüsselwörter
Der Text befasst sich mit den Themen Migration, "erstarrte Bewegung", Dokumentarfilm, "Hotel Sahara", Kinematographie, filmische Mittel, Bildausschnitt, Bildaufbau, Perspektive, Kamerabewegung, Farbgebung, Ton, Immobilität, Dynamik, Transitraum, Nouadhibou, Mauretanien, Europa, Afrika, Flucht.
- Citation du texte
- Celine Keuer (Auteur), 2018, Die "Erstarrte Bewegung". Stillstand und Bewegung im Dokumentarfilm "Hotel Sahara", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1004615