In dieser Arbeit wird, von der Motivwelt des Mittelalters ausgehend und einer literaturhistorischen und ikonographischen Betrachtungsweise folgend, spezifisch das Motiv der Beizjagd und der parodierenden Beizjagd mit einem Kuckuck (Gauch) untersucht. Es soll nebenbei berücksichtigt werden, ob Brant und Murner anhand des benutzten Motivs eine bestimmte Ständekritik auszusprechen gedachten.
Eine Bezeichnung für den Narren ist in Brants Hauptwerk Das Narrenschiff und in den Werken Murners Narrenbeschwörung und Schelmenzunft ˮgouch“, neben den Denominationen Tor, Schelm, Esel und Affe. Unter gouch verstand man damals auch den Kuckuck.
In den behandelten satirischen Werken tritt er allerdings ebenso als Beizvogel auf, was für die Interpretation der Texte weitgehende Auslegungsmöglichkeiten öffnet, da die Falkenjagd / Beizjagd im europäischen Mittelalter und in der Frühen Neuzeit eine bedeutungstragende Insignie des Adels war und zudem von weitreichendem Bedeutungswert ist.
Für die Interpretation erweist sich dies als umso bedeutender, weil in der Satire Tierdarstellungen ohnehin schon nicht nur aufgrund ihrer Symbolik auf ganz bestimmte gesellschaftliche Umstände oder individuelle Makel hinweisen.
Bezüglich des spezifischen Aussagewerts von Tierdarstellungen sei angemerkt, dass eine ausgiebige Untersuchung der Tiergestalten im Hauptwerk von Brant und ebenso in Murners NB und SZ ein Desiderat bleibt und bisher weitgehend unberücksichtigt geblieben ist.
In Anbetracht der Tatsache, dass Tiere bei Brant und Murner oft in Phraseologismen vorkommen, die nicht immer für die einzelnen Texte von zentraler Bedeutung sind, müsste zunächst einmal ein Schwerpunkt nach der Relevanz, genauer nach dem Bedeutungsgehalt für den jeweiligen Einzeltext und damit zusammenhängend für die Holzschnitte, der Tierdarstellungen gelegt werden. Einer synoptischen Betrachtung aller Tierdarstellungen in Brants NS und in Murners NB und SZ kann wegen des beschränkten Umfangs dieser Arbeit, nicht nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einleitende Gedanken zu Brants Narrenschiff und zu Murners Narrenbeschwörung
- Das Narrenschiff von Sebastian Brant
- Brants Ständekritik
- Thomas Murners Narrenbeschwörung
- Murners Ständekritik
- Bedeutungstragende Hintergründe zum behandelten Gegenstand der Falkenjagd
- Falkenjagd als Beschäftigung des Adels
- Zur Symbolik des abgerichteten Falken bzw. der Falkenjagd
- Der abgerichtete Falke als Symbol des Adels
- Der abgerichtete Falke als Minnesymbol
- Der abgerichtete Falke und die Falkenjagd als Vanitas-Symbol
- Der abgerichtete Falke und die Falkenjagd und die sieben Hauptlaster
- Der abgerichtete Falke und die Falkenjagd als Symbol der Erziehung der Jugend zur Tugend
- Der Gauch Kuckuck als Parodie des abgerichteten Falken bei Brant und Murner
- Brant, NS 13 Von buolschafft.
- Brant, NS 8 Nit volgen gutem ratt.
- Brant, NS 44 Gebracht in der kirchen
- Murner, NB 12 Fantasten beitzen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Kuckucks als „Gauch“ in den satirischen Werken „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant und „Die Narrenbeschwörung“ von Thomas Murner. Der Fokus liegt dabei auf der Parodie des abgerichteten Falken, einem wichtigen Symbol des Adels, und der damit verbundenen Ständekritik.
- Die Rolle des Kuckucks als Parodie des abgerichteten Falken in Brants "Das Narrenschiff" und Murners "Die Narrenbeschwörung"
- Die Symbolik der Falkenjagd und des abgerichteten Falken im Mittelalter
- Die Ständekritik in den Werken von Brant und Murner, insbesondere in Bezug auf den Adel
- Die Bedeutung von Tierdarstellungen in der mittelalterlichen Literatur und Satire
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den „Gauch“ als Bezeichnung für den Narren und den Kuckuck vor und erklärt die Relevanz der Beizjagd als Symbol des Adels. Sie hebt das Desiderat einer Untersuchung von Tierdarstellungen in den Werken von Brant und Murner hervor.
- 2.1. Das Narrenschiff von Sebastian Brant: Dieses Kapitel bietet eine kurze Einführung in Brants Werk "Das Narrenschiff" und skizziert dessen Einfluss und Bedeutung in der damaligen Zeit. Es beleuchtet die verschiedenen Elemente, die Brant in sein Werk integriert hat, und hebt die Appellfunktion des Werkes hervor.
- 2.2. Brants Ständekritik: Dieses Kapitel analysiert Brants Kritik am Standeswesen, wobei es die mittelalterliche Gesellschaft und die unterschiedlichen Stände beleuchtet. Brant betont den Gedanken, dass Adel aus der Tugend erwächst, und richtet seine Kritik vor allem gegen den Aufstiegsdrang und die Superbia bestimmter Vertreter der Stände.
- 2.3. Thomas Murners Narrenbeschwörung: Dieses Kapitel wird voraussichtlich eine kurze Einführung in Murners Werk "Die Narrenbeschwörung" bieten, seine Bedeutung und die zentralen Themen beleuchten.
- 2.4. Murners Ständekritik: In diesem Kapitel wird Murners Ständekritik betrachtet, wobei die Kritikpunkte und Zielgruppen seiner Satire beleuchtet werden.
- 3. Bedeutungstragende Hintergründe zum behandelten Gegenstand der Falkenjagd: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bedeutung der Falkenjagd als Beschäftigung des Adels im Mittelalter und der damit verbundenen Symbolik. Es werden die verschiedenen Bedeutungen des abgerichteten Falken, wie z.B. sein Symbol für den Adel, für die Minne, für die Vanitas und die Erziehung zur Tugend, untersucht.
- 4. Der Gauch Kuckuck als Parodie des abgerichteten Falken bei Brant und Murner: Dieses Kapitel widmet sich der Untersuchung des Kuckucks als „Gauch“ als Parodie des abgerichteten Falken in den Werken von Brant und Murner. Es analysiert die entsprechenden Stellen in den beiden Texten und deren Bedeutung für die Ständekritik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen „Gauch“, „Kuckuck“, „Falkenjagd“, „Beizjagd“, „Ständekritik“, „Narrenschiff“, „Narrenbeschwörung“, „Symbol“, „Parodie“, „Vanitas“, „Tugend“ und „Adelsgesellschaft“ im Kontext der deutschen Literatur und Satire des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Sie analysiert die Werke von Sebastian Brant und Thomas Murner unter Berücksichtigung von literaturhistorischen und ikonographischen Aspekten.
- Quote paper
- Paolo Parisi (Author), 2016, Das Motiv des Gauchs als Beizvogel in Sebastian Brants "Narrenschiff" und Thomas Murners "Die Narrenbeschwörung". Eine Untersuchung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1005337