Der Bau des Drei-Schluchten-Staudamms am Jangtse. Hintergründe und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt


Thèse Scolaire, 2020

15 Pages, Note: 1

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Jangtse
2.1 Geographischer Hintergrund
2.2 Klimatische Einordnung
2.3 Charakter und Verlauf der Drei-Schluchten

3. Das Staudammprojekt und seine Realisierungsphasen

4. Welche Ziele liegen diesem Projekt zu Grunde?
4.1 Energiegewinnung
4.2 Kontrolle der Wasserführung (Hochwasserschutz)
4.3 Schiffbarmachung des Jangtse
4.4 Nord-Süd-Wassertransfer-Projekt

5. Auswirkungen des Bauprojekts
5.1 Welche Folgen sind bekannt?
5.2 Soziale und ökologische Gesichtspunkte

6. Concept-Map

7. Fazit

Anhang I:

Anhang II: Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der Volksrepublik China begann 1995 der Bau des sogenannten „Drei-Schluchten-Projekts“ am drittlängsten Fluss der Welt, dem Jangtse, und hat weltweit für große Aufmerksamkeit gesorgt. Auch wenn die Resonanz in der westlichen Presse und Öffentlichkeit verhältnismäßig gering war, handelt es sich bei dem Bau des „größten Wasserkraftwerks der Menschheitsgeschichte“1 um ein ebenso aktuelles wie umstrittenes Projekt.

Die Idee, meine Facharbeit über den Jangtse-Staudamm zu schreiben, kam mir beim Betrachten des Videos eines bekannten Youtubers2. Eigentlich ging es in diesem Video um den Einfluss der Talsperre auf die Erdrotation, welche angeblich durch die große Menge an gestautem Wasser beeinträchtigt und dadurch verlangsamt werde. Mir war anfangs nicht klar, von welcher Menge Wasser die Rede war, doch als ich herausfand, welch großen Einfluss dieser Staudamm auf Chinas Ökonomie hat und wie sehr sich die Meinungen darüber spalten, habe ich mich dazu entschieden, dieses kontroverse Projekt kritisch im Hinblick auf die ökologischen und sozialen Folgen zu untersuchen. In dieser Facharbeit sollen sowohl Gründe für als auch gegen die Aufstauung des Jangtse-Flusses erörtert werden und ich werde auf die Probleme eingehen, vor deren Hintergrund diese Kontroverse entstand.

Mich hat interessiert, inwieweit der Staudamm lukrativ für China war und weiterhin ist und ich habe mir in Anbetracht dessen die Frage gestellt, ob dieser Staudamm, im aktuell geführten Diskurs um regenerative, klimaneutrale Energieträger, ein futuristisches Vorzeigemodell für andere Länder sein könnte. Aufbauend auf meine Recherche werde ich die Auswirkungen unter Berücksichtigung der Kriterien der Nachhaltigkeit (Ökonomie, Ökologie und Soziales) herausarbeiten und in einer Concept-Map visualisieren.

2. Der Jangtse

Die Abbildungen in dieser Arbeit wurden aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktio entfernt

Abbildung 1: Jangtseverlauf

Abbildung 2: Satellitenbild des Staudamms

2.1 Geographischer Hintergrund

Der Jangtse Fluss ist Chinas „wichtigste Binnenschiffsfahrtstraße“ und trägt den Titel als „bedeutendster Strom“3 Asiens. Er zählt neben den großen chinesischen Flüssen Huanghe (Gelber Fluss) und dem Xijiang (Westfluss) zu einem der drei Hauptflüsse Chinas und trägt mit einer Länge von 6.300km den Titel des „dritt längsten Flusses der Welt“4. Er entspringt im tibetischen Hochland auf dem Tibet Plateau in 5.600m Seehöhe und fließt von dort aus hinab Richtung Osten, wobei er insgesamt 9 Provinzen (Qinghai, Xizang, Yunnan, Sichuan, Hubei, Hunan, Anhui, Jiangs und Shanghai) durchläuft. Der Oberlauf durchfließt das osttibetische Randgebirge und das mittelchinesiche Bergland, wo er jetzt gestaut wird.

Von West nach Ost fließend teilt er das Land in eine nördliche und eine südliche Hälfte: Vom Quellgebiet in der Provinz Qinghai bis in die Provinz Hubei gleicht der Jangtse einem schmalen Gebirgsfluss mit schneller Strömung. Nach dem Passieren der drei berühmten Schluchten Qutang, Wu und Xiling ändert sich sein Charakter. In diesem Flussabschnitt, mit geringerem Gefälle sowie Fließgeschwindigkeit, befindet sich der Drei-Schluchten-Staudamm, sowie der meiste Schiffsverkehr.5

Bei Shanghai schließt er seinen Lauf ab und mündet in das Ostchinesische Meer6. Mit einem Einzugsgebiet von 1,8 Millionen Quadratkilometern, was ungefähr der sechsfachen Fläche von Deutschland entspricht, umfasst es insgesamt 19% der chinesischen Staatsfläche, was die große Bedeutung des Flusses für das Land verdeutlicht.

2.2 Klimatische Einordnung

Der Fluss befindet sich in der subtropischen Klimazone, in der sich Niederschläge im ganzen Jahr und in verschiedenen Gebieten ungleichmäßig verteilen und die Wasserführung damit starken jahreszeitlichen Schwankungen ausgesetzt ist.7 Diese hydroklimatischen Voraussetzungen bieten China einen periodisch großen Wasservorrat und ein großes regionales landwirtschaftliches Potenzial.

Die Abbildungen in dieser Arbeit wurden aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktio entfernt

Abbildung 3

2.3 Charakter und Verlauf der Drei-Schluchten

Die „Drei-Schluchten“ ist eine übergeordnete Bezeichnung eines Gebietes in den oberen Lagen des Jangtses und beschreibt einen Abschnitt mit auffälligem Flusscharakter8. Wo die Drei-Schluchten (Qutang-Schlucht, Wu-Schlucht und Xiling-Schlucht) aufeinandertreffen, schlängelt sich der Fluss durch: „hohe Berge und tiefe[..] Schluchten[..]“ hindurch, bis er schließlich einige Kilometer weiter im Meer mündet. Mit einer „gewöhnlich[en] [B]reit[e] von 250 Meter bis 350 Meter, […] formen [die Schluchten] eine Fläche von etwa 1 Million km² Wasser.“9

3. Das Staudammprojekt und seine Realisierungsphasen

„Es war das einzige Projekt, über das der Nationale Volkskongress je kontrovers abstimmte. [...]1992 [stimmten] 67% der Abgeordneten […] dafür, 6,7% dagegen und 22 Prozent enthielten sich der Stimme. Ein Drittel Nein-Stimmen und Enthaltungen in einem Parlament, das sonst alle Pläne absegnet.“10 (…) „Die Natur zu erobern ist ein Kennzeichen chinesischer Geschichte.“ Aus einer Rede von Jiang-Zemin vom 8.11.1997

Bereits im Jahr 1950 plante die chinesische Regierung den Bau eines Staudamms im Bereich der Drei-Schluchten-Region. Dieser Vorschlag für eine mögliche Regulierung des Durchflusses ging auf zahlreiche Überflutungen von Häusern in Flussnähe mit Todesfällen von unzähligen Einwohnern zurück, hatte aber von Beginn an auch Prestigehintergründe. Durch eine starke Opposition, bestehend aus Projektkritikern, wurde die Realisierung des Staudamms immer wieder erschwert und die Planungen unterbrochen, was die Umsetzung allerdings nicht verhinderte sondern lediglich um ein paar Jahre in die Zukunft verschob11. 1993 wurden diese Pläne unter dem damaligen Federführer und Premierminister Li Peng schließlich in die Tat umgesetzt und verwirklicht. Das Drei-Schluchten-Bauprojekt umfasst einen Hochwasserkanal, ein Wasserkraftwerk und ein Schiffshebewerk.

Rückblickend gliederten die Konstrukteure der Drei-Schluchten-Gesellschaft das Projekt in drei Bauphasen12. Angefangen wurde mit den umfangreichen vorbereitenden Baumaßnahmen. Dazu gehörten Umsiedlungs- und Infrastrukturmaßnahmen sowie hydrologische Begleitmaßnahmen. Diese beinhalteten die Umsiedlung von 1,3 Millionen Menschen zur Platzschaffung der 15 km2 großen Baustelle, sowie den Abbau der lokalen Architektur. Darauf folgten die technischen Vorbereitungen, bestehend aus den fundamentalen Aushubarbeiten und die Einbringung von Stahlbeton für die 2335m lange, 185m hohe und 300m starke geplante Talsperre13. Nach der Auffüllung des Reservoirs, begannen schließlich am Ende der ersten Phase (1997) die parallelen Bauarbeiten am Wasserkraftwerk. Diese Zeitgleichheit erforderte einen provisorischen Damm zur Umleitung des Jangtse durch einen 3726m langen und 350m breiten aufgeschütteten Umgehungskanal14. Die zweite Phase (1998-2003) begann schließlich mit der Betriebsaufnahme der Kraftwerke sowie des Schiffshebewerkes inklusive Schleusen. Somit begann erst 2003 die Aufstauung und Flutung des Stauseebeckens mit einer Kapazität von 22 Milliarden Kubikmeter Wasser.15 Erst nach 14 Baujahren, im Jahr 2009, wurden die Arbeiten am Wasserkraftwerk sowie am Schleusensystem fertiggestellt und das Stauziel von 175m über NN erreicht. Während des Baus haben die Erbauer die neuesten Bautechniken aus der ganzen Welt angewendet und so einen neuen Weltrekord aufgestellt, in dem sie insgesamt 16 Millionen Beton und Sandstein verarbeiteten16.

Als zusätzliche baubegleitende Maßnahmen wurden Pumpstationen und Kläranlagen installiert, damit die chinesische Bevölkerung den Rohstoff für ihre Landwirtschaft nutzen kann. Für den Stromverbrauch entstanden überall verteilte Strommasten17.

4. Welche Ziele liegen diesem Projekt zu Grunde?

„ Dass China die größte Staumauer der Welt baut, ist ein starkes Symbol“18. Allein finanziell war dieses Projekt aufmerksamkeitserregend. Laut Betreibergesellschaft hat das gesamte Projekt 204 Milliarden Yuan gekostet, was etwa 18 Milliarden Euro entspricht.

Grundsätzlich sollte der Drei-Schluchten-Staudamm folgende Verbesserungen bringen:

4.1 Energiegewinnung

Mit der Errichtung eines Wasserkraftwerkes dieser Dimensionen, mit den leistungsstärksten und größten Turbinen der Welt, haben die Chinesen einen Weg gefunden, auf dem sie die Verbrennung von 50 Millionen Tonnen Kohle zur Energiegewinnung vermeiden können19. Diese umweltschonendere Alternative produziert jährlich 84 GWh Elektrizität. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 erzeugten alle 17 deutschen Kernkraftwerke 140 500 Gigawattstunden Strom20.

4.2 Kontrolle der Wasserführung (Hochwasserschutz)

Neben der Energieerzeugung strebt der Damm vor allem den Hochwasserschutz und die damit verbundene Kontrolle über die Wasserführung an. Dabei soll der Damm den Durchfluss regulieren und die bei Überschwemmungen auftretenden volkswirtschaftlichen Schäden mindern21. Da die Region besonders in den Monaten Juni bis Oktober von starken Monsunregen betroffen ist und etwa 75% der jährlichen Wassermenge in dieser Periode fallen, gefährden diese Wassermengen vor allem die tiefgelegenen Gebiete am Unterlauf.22 Diesbezüglich spielt die Funktion des Stausees als Wasserspeicher gerade bei der Desertifikationsproblematik, von der 25% der Fläche Chinas betroffen ist, eine ausschlaggebende Rolle.23 Ziel wurde es, dass Niederschlagswasser so lange wie möglich in der Fläche zu halten, um den Oberflächenabfluss und das Bodenerosionsrisiko zu mindern.24 Der entstandene Stausee sollte den Regenperioden entgegenwirken und die zuvor bestehende maximale Durchflussrate von 84.000 Kubikmeter/pro Sekunde auf 57.000 senken25.

[...]


1 Fremdenverkehrsamt der VR China: „Drei-Schluchten-Staudamm.“

2 Breaking-Lab: „Ein Staudamm, der die Welt verlangsamt“ (14.05.2020)

3 Brockhaus Enzyklopädie: „Drei-Schluchtentalsperre“. Versionsdatum: 17.10.2020

4 Vgl. Brockhaus Enzyklopädie : „ Jangtsekiang“. Versionsdatum: 16.10.2020

5 Vgl. Klett Infoblatt: Jangtse Fakten, Verlauf, wirtschaftliche Bedeutung und Hochwassergefahr, Versionsdatum: 10.10.2020

6 vgl. Grafik: Einzugsgebiet des Jangtse und Untersuchungsgebiet, in: Geographische Rundschau

7 Vgl. Brockhaus Enzyklopädie: „ Jangtsekiang“ ( Versionsdatum: 2020-10-20).

8 Peter Menzel: „China-Jangtsekiang-Qutang Schlucht-Drei Schluchten Kreuzfahrt (Videoclip)

9 China Rundreisen: „Warum bauen die Chinesen den Drei Schluchten Damm“.

10 „Chinas umstrittener Stolz“(Drei-Schluchten Staudamm am Jangtse): Astrid Freyeisen, Deutschlandfunk, Archiv

11 Vgl. Michael Herrmann: „Der 3-Schluchten Staudamm: Sein Geschichtlicher Rückblick und die Diskussionen“(Das Drei-Schluchten-Staudammprojekt: Was tut die Regierung um die entstandenen Probleme zu beseitigen) Eberhard Karls Universität Tübingen (2003/2004).

12 Vgl. Thomas Scholten und Sarah Schönbrodt- Stift: „Bauphasen und wichtige Meilensteine bei der Errichtung des Drei-Schluchten-Staudamms am Jangtse, in: Geographische Rundschau.

13 Vgl. Brockhaus Enzyklopädie Online: Drei-Schluchten-Talsperre, Versionsdatum: 16.10.20.

14 vgl Abbildung 5: Überblick „Drei-Schluchten-Staudamm“.

15 Vgl. Frederike Böge: „Der Jangtse kommt an seine Grenzen“, Überschwemmungen in China, in Frankfurter Allgemeine. Versionsdatum: 15.10.2020.

16 Vgl. China Rundreisen: „Überblick von Drei Schluchten Damm“, Warum bauen die Chinesen den Drei Schluchten Damm. Versionsdatum: 15.10.2020.

17 Torsten Engelhardt: „Chinesische Wasserspiele“, in GEO-Magazin. Torsten Engelhardt(2003).

18 Torsten Engelhardt: „Chinesische Wasserspiele“, in GEO-Magazin(2003).

19 Siehe Galileo Videoclip: „Mega-Kraftwerk: Der Drei-Schluchten Damm“(2018).

20 Focus Online

21 Vgl. Jens-Philipp Keil: „Auswirkungen auf die sozio-ökonomische Entwicklung im Xiangxi-Einzugsgebiet der Provinz Hubei“, geographisches Institut an der Julius-Liebig-Universität (2002). Versionsdatum: 14.10.2020.

22 Vgl. Infoblatt Yangtze, Fakten, Verlauf, wirtschaftliche Bedeutung und Hochwassergefahr: in Geographie Infothek(Klett).

23 „Staudämme und Kanäle“(Chinesische Wasserspiele), in: GEO-Magazin.

24 Thomas Scholten, Sarah Schönbrodt Stitt: „Landnutzungswandel“: In Geographische Rundschau(2014).

25 Geographisches Institut: „Auswirkungen auf die sozio-ökonomische Entwicklung im Xiangxi-Einzugsgebiet der Provinz Hubei“, Justus- Liebig-Universität Gießen. Versionsdatum: 17.10.2020.

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Der Bau des Drei-Schluchten-Staudamms am Jangtse. Hintergründe und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
Note
1
Année
2020
Pages
15
N° de catalogue
V1005517
ISBN (ebook)
9783346387141
Langue
allemand
Mots clés
drei-schluchten-staudamms, jangtse, hintergründe, auswirkungen, mensch, umwelt
Citation du texte
Anonyme, 2020, Der Bau des Drei-Schluchten-Staudamms am Jangtse. Hintergründe und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1005517

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