Die Derivation von Verbaladjektiven mit dem Suffix "-able" im Französischen und "-bile/-evole" im Italienischen


Seminararbeit, 2020

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Überblick: Derivation

3. Die Suffixe -bile und -evole im Italienischen
3.1 Die Verwendung des Suffixes -bile
3.2 Dispositionsadjektive und semantische Paraphrase
3.3 Semantik
3.4 Das Suffix -evole

4. Das französische Suffix -able
4.1 Wortbildungsregel und Semantik
4.2 Problematiken

5. Vergleich und Schlusswort

6. Literatur- und Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Sprachen verändern sich stetig, sei es in der Grammatik oder im Wortschatz. Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen und Innovationen sowie weiteren Gründen ist es wichtig, dass eine Sprache sich weiterentwickelt, v.a. der Wortschatz. Dafür sind Wortbildungsprozesse von hoher Bedeutung. Zu den Wortbildungsprozessen gehören u.a. die „Bildung neuer lexikalischer Einheiten“ (Stein 2014: 36), die Neologismen genannt werden. Ein weiterer Wortbildungsprozess ist die Komposition, die freie Morpheme zu einem Kompositum verbindet (Vgl. ebd. 38).

Diese Arbeit beschäftigt sich allerdings mit der Derivation, die im folgenden Kapitel genauer erläutert wird, wobei sich der Schwerpunkt bei der Derivation von Adjektiven legt, insbesondere von deverbalen Adjektiven. Dabei handelt es sich um Adjektive, die mit der Basis in Form eines Verbs gebildet werden. Dafür sind bestimmte Suffixe von Nöten. In diesem Fall geht es um das französische Suffix -able und das Italienische Gegenstück -bile.

Nach der Erläuterung der Derivation im Allgemeinen wird auf die Verwendung und Semantik des Suffixes -bile im Italienischen, sowie dem italienisch Suffix -evole eingegangen. Weiterhin wird das französische Pendant dazu behandelt, indem die Wortbildungsregel, die Semantik und einige Problematiken bei der Durchführung der Wortbildungsregel angesprochen werden. Anschließend werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede des französischen Suffixes und des italienischen Suffixes im Schlusswort betrachtet.

2. Überblick: Derivation

Bei der Derivation handelt sich um eine Form der Wortbildung in der Morphologie. Dabei entstehen neue Formen durch das Anfügen eines Affixes an die Derivationsbasis (Vgl. Stein 2014: 36).

Nach Thiele ergibt sich die Derivation durch Suffigierung, Präfigierung und der parasynthetischen Ableitung. Bei der Suffigierung handelt es sich um „[...] die Kombination aus Basismorphem und nachstehendem Suffix oder nachstehenden Suffixen [...]“ (Thiele 1993: 23). Bei der Präfigierung wird ein Präfix mit einem Basismorphem verbunden (Vgl. ebd.: 23). Zu beachten ist, dass bei der Präfigierung sowie Suffigierung eine Bedeutungsveränderung stattfinden kann, bspw. wird monter zu démonter. Allerdings verändert sich bei der Suffigierung nicht nur die Bedeutung, sondern auch die Wortart. Hier wird das Beispiel monter hinzugezogen, das zu montage wird (Vgl. Stein 2014: 36). Ersichtlich ist, dass aus einem Verb ein Nomen entstanden ist. „Bei den parasynthetischen Bildungen [.] treten Präfix und Suffix gleichzeitig [...] an den Stamm“ (Thiele 1993: 24). Als Beispiel wird das Derivat encolure angebracht, denn die nur suffigierte (*colure) wie auch nur die präfigierte Form (*encol) existieren nicht (Vgl. ebd.: 24). Das bedeutet, dass das Suffix und das Präfix gleichzeitig an die Derivationsbasis treten müssen, damit es sich um das genannte Phänomen handeln kann. Daher gilt es, von der Präfigierung, bei der zuerst ein Suffix und dann ein Präfix angefügt wird, zu unterscheiden, wie bspw. organisation réorganisation (Vgl. ebd.: 24).

Allerdings gibt es Kombinationsregeln, die beachtet werden müssen, auch Wortbildungsregeln genannt. Je mehr neue Wörter von einer bestimmten Wortbildungsregel hervorgebracht werden können, umso produktiver ist sie (Vgl. Stein 38).

Wie oben erwähnt, verändert sich die Wortart bei der Suffigierung. Thiele beschreibt dies als Wortbildungsart, bei der untersucht werden kann, „aus welcher Art von Stämmen im Prozeß der Wortbildung neue Wörter entstehen [...]“ (Ebd.: 26). Im Folgenden wird dies in einer tabellarischen Übersicht dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Typen der Derivation (nach PowerPoint-Folien Stein WS 2018/2019: Folie 23)

Schwerpunkt dieser Arbeit ist der Derivationstyp V > A, auch die Derivation von Verbaladjektiven genannt, insbesondere die Suffigierung mit -able/-bile. In einer zweiten Übersicht werden einige Suffixe des Französischen und Italienischen diesen Derivationstyps dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Französische und italienische Suffixe von Verbaldjektiven (eigene Darstellung in Anlehnung an die genannten Quellen für die jeweilige Sprache)

3. Die Suffixe -bile und -evole im Italienischen

Im vorherigen Kapitel wurden einige Suffixe vorgestellt, die bei der Verbindung an einer verbalen Basis ein Adjektiv ergeben. Diese Suffixe sind von diverser Produktivität, was bedeuten soll, dass ein Suffix produktiver sein kann als ein anderes (Vgl. Grossmann/Rainer 2004: 419). Bezüglich des Suffixes -bile äußern sich Grossman und Rainer wie folgt „È indubbio che -bile rappresenti il processo piu produttivo nell’ambito della formazione di aggettivi deverbali e uno tra i piu produttivi in generale della morfologia derivazionale italiana” (Grossmann/Rainer 2004: 422).

Bei den Derivaten handelt es sich semantisch und syntaktisch um echte Adjektive. Dabei gibt es zwei Gruppen zu unterscheiden: die Dispositionsadjektive, die entweder passiv oder aktiv sind und die sonstigen deverbalen Adjektive. Die passiven Suffixe der Dispositionsadjektive werden mit -bile gebildet und die Aktiven ausschließlich mit dem italienischen Suffix -evole (Vgl. Schwarze 1995: 592f). Auf die einzelnen Suffixe wird im Folgenden eingegangen.

3.1 Die Verwendung des Suffixes -bile

Wie bereits erwähnt ist die Derivation mit dem Suffix -bile von hoher Produktivität. Morphologisch betrachtet, muss auf Folgendes geachtet werden: Die Morpheme -abile und -ibile stehen in komplementärer Distribution. Das bedeutet, dass Verben, die auf -are enden mit dem Suffix -abile verbunden werden. Wiederum Verben, die auf -ire oder -ere enden, werden mit dem Suffix -ibile verbunden, wie bspw. mangiare -^mangiabile; definire definibile und credere credibile (Vgl. ebd. 593)

3.2 Dispositionsadjektive und semantische Paraphrase

Die genaue Definition der Dispositionsadjektive nach Schwarze lautet wie folgt: „Dispositionsadjektive bezeichnen Fähigkeiten, d.h. Eigenschaften, die nur darin bestehen, daß der Träger der Eigenschaft einen bestimmten Prozeß (passiv) erleiden oder eine bestimmte Wirkung (aktiv) ausüben kann“ (Schwarze 1995: 593).

Die Derivationsbasis des Adjektivs muss ein transitives Verb sein, damit das Derivat das Suffix -bile enthalten kann (Vgl. ebd. 594). Es folgt ein eigenes Beispiel zur Veranschaulichung in Anlehnung an die Definition und das Schema von Schwarze (Vgl. Schwarze 1995: 594f):

(1) L'insegnante (Subjekt/Agens) puo leggere la scrittura (Objekt/Thema).
(2) La scrittura (Subjekt/Thema) puo essere letta dall’insegnante (Objekt/Agens).
(3) La scrittura (Subjekt/Thema) è leggibile per l’insegnante (Adjunkt/Agens).

Das Subjekt L’insegnante aus Beispielsatz (1) wird in Beispielsatz (2) zum Objekt, aber es bleibt semantisch weiterhin der Agens. Das heißt eine syntaktische Veränderung findet statt, aber keine Semantische. Das neue Subjekt La scrittura in Beispielsatz (2) ist das frühere Objekt aus Beispielsatz (1), allerdings bleibt es wie zuvor auch das Thema. Durch diese syntaktischen Veränderungen entsteht aus einem Aktivsatz (1) ein Passivsatz (2). Aus dem Verb leggere, bzw. in dem Fall aus dem Partizip letta, entsteht das Adjektiv leggibile, indem das ursprüngliche Objekt aus Beispielsatz (2) zu einem Adjunkt mit per wird. Dies ist fakultativ, da es sogar vollständig entfallen könnte (La scrittura è leggibile). Somit ist sichtbar, dass die Derivation mit dem Suffix -bile der Passivierung ähnlich ist (Vgl. ebd.: 594f.).

Des Weiteren heißt es nach Scalise und Bisetto: „ [...] la rappresentazione [del processo] puo essere completata con la semantica tipica degli aggettivi in -bile che è di tipo ‘passivo’: [...] che si puo V” (Scalise/Bisetto 2008: 193). Im Fall des genannten Beispiels heißt es: che sipuo leggere. Bei leggere handelt es sich um ein transitives Verb, das somit auch ins Passiv gesetzt werden kann. Dementsprechend ist es eine passende Derivationsbasis für ein Derivat mit dem Suffix -bile im Italiensichen. Ebenso weisen Grossmann und Rainer, bezüglich der Suffigierung mit -bile, auf diese Paraphrase hin: „[...] “che puo essere PP” a prima vista [è] applicabile quasi senza eccezioni a qualunque verbo transitivo passivizzabile“ (Grossmann/Rainer 2004: 422).

3.3 Semantik

Das Adjektiv erbt die Struktur des Arguments des Verbes. Dabei ist es irrelevant, ob es sich bei dem Verb um ein transitives Verb mit zwei Argumenten (Agens und Thema) oder um ein Verb mit zwei Argumenten, wovon eines der Agens und das andere ein Experiencer ist, handelt (Vgl. Scalise/Bisetto 2008: 194).

[...]

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Details

Titel
Die Derivation von Verbaladjektiven mit dem Suffix "-able" im Französischen und "-bile/-evole" im Italienischen
Hochschule
Universität Stuttgart
Autor
Jahr
2020
Seiten
15
Katalognummer
V1006429
ISBN (eBook)
9783346390479
ISBN (Buch)
9783346390486
Sprache
Deutsch
Schlagworte
derivation, verbaladjektiven, suffix, französischen, italienischen
Arbeit zitieren
Dzenisa Osmani (Autor:in), 2020, Die Derivation von Verbaladjektiven mit dem Suffix "-able" im Französischen und "-bile/-evole" im Italienischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1006429

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