Ein Aufruhr in Sachsen, der mehr war als nur ein lokales Ereignis: Tauchen Sie ein in die dramatischen Tage der Revolution von 1848/49, als in Sachsen die Glut der Veränderung aufflammte und im Dresdner Maiaufstand ihren Höhepunkt fand. Verfolgen Sie die Ereignisse, die sich vor dem Hintergrund eines konservativen Königreichs entfalteten, in dem König Friedrich August I., trotz seines Festhaltens am Alten, Reformen im Rechtswesen, der Armenordnung und im Bildungswesen anstieß. Erleben Sie, wie sein Nachfolger Anton mit den aufkeimenden liberalen Ideen kämpfte und die Julirevolution in Frankreich auch in Sachsen für Unruhe sorgte. Die Forderungen nach einer modernen Stadtverwaltung wurden lauter, was schließlich zur sächsischen Verfassung von 1831 und weiteren Reformen führte, darunter die Städteordnung und der Beitritt zum Zollverein. Doch der Schein des Fortschritts trügt, denn die industrielle Revolution brachte auch soziale Gegensätze, Wohnungselend und Kinderarbeit mit sich. Die Februarrevolution in Frankreich zündete den Funken, und die sächsische Bourgeoisie forderte Pressefreiheit, doch der König lehnte ab. Robert Blum, der charismatische Führer der Revolution, versuchte, die Gemüter zu beruhigen, doch die Unzufriedenheit wuchs. Erfahren Sie, wie der Rücktritt reaktionärer Minister und die Einsetzung einer liberalen Regierung die Lage kurzzeitig entspannten, bevor die linke Bewegung unter Blum erstarkte. Die Ablehnung der Reichsverfassung durch den König führte schließlich zur Auflösung des Parlaments und zum Maiaufstand, bei dem Barrikaden errichtet wurden und Richard Wagner sowie Gottfried Semper eine entscheidende Rolle spielten. Begleiten Sie Bakunin, den russischen Berufsrevolutionär, der die Führung übernahm und das Sempersche Opernhaus anzündete, was verheerende Folgen hatte. Die Ankunft preußischer Truppen besiegelte das Ende des Aufstands, der nicht nur Tote und politische Gefangene forderte, sondern auch die bürgerlichen Freiheiten wieder abschaffte und die Aussicht auf eine deutsche Einigung zunichtemachte. Eine packende Erzählung über politische Intrigen, soziale Spannungen und den Kampf um Freiheit und Fortschritt im Herzen Sachsens, die die Frage aufwirft: War der Maiaufstand ein vergebliches Aufbegehren oder ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu einer modernen Gesellschaft? Entdecken Sie die vielschichtigen Hintergründe und das tragische Scheitern einer Revolution, die das Gesicht Sachsens für immer veränderte. Eine Reise in eine Zeit des Umbruchs, die bis heute nachwirkt und zum Nachdenken über die Bedeutung von Freiheit und sozialer Gerechtigkeit anregt.
Die Revolution 1848/49 in Sachsen
Die Revolution in Sachsen hatte ihren Höhepunkt im sogenannten Dresdner Maiaufstand 1849.
I. Vorgeschichte bis 1848:
- 1827 stirbt König Friedrich August I. (auch König Friedrich August der Gerechte), vorher Kurfürst Friedrich August III.
- sehr konservativ, d.h. er hielt am alten System fest, hemmte fortschrittliche Regungen
- war aber ein sehr geachteter, respektabler König:
- geriet am 19.10.1813 in Gefangenschaft (Frage nach welcher Schlacht, mit wem verbündet: Völkerschlacht in Leipzig, verbündeter Napoleons, preußische Gefangenschaft)
- kehrte im Juni 1815 aus der Gefangenschaft zurück
- Reformen im Rechtswesen (mehr Gleichheit), Armenordnung, bessere medizinische Betreuung, Verbesserungen im Bildungswesen
- seine Nachfolge übernimmt sein Bruder Anton (zum Amtsantritt schon 72)
- König Anton war auch sehr konservativ, jedoch nicht in der Lage liberale Gedanken aufzuhalten
- 1830 ein Signal aus dem Westen(fragen, Julirevolution in Frankreich)
- daraufhin Bewegungen in Dresden und Leipzig gegen die „verrottete Stadtverwaltung“
- König Anton muss etwas tun:
- bestimmt seinen Neffen Friedrich August zum Mitregenten (als Junger sehr liberal)
- Ablösung des ersten Ministers Graf von Einsiedel durch Bernhard von Lindenau
- am 4. September 1831 sächsische Verfassung:
- 6 Ministerien (Inneres, Justiz, Finanzen, Kultus und Unterricht, Krieg, Äußeres)
- Zweikammersystem: 1. Kammer: Angehörige der Landstände
2. Kammer: gewählte Abgeordnete (hauptsächlich Grundbesitzer, keine Lohnarbeiter, kleine Handwerker)
- Monarchie bleibt aber trotzdem erhalten!!
- der Verfassung folgten weitere wichtige Reformen:
- 1832 Städteordnung (nach preußischem Vorbild, Stadtrat und Stadtverordnete)
- 1834 Anschluss an den Zollverein
- 1835 Volksschulgesetz, größter Teil vieler Neuerungen im Bildungswesen (allgemeine Volksschule für das ganze Land)
- 1836 neues Strafgesetzbuch (sollte Gleichheit vor dem Gesetz garantieren)
- 1837 beginnt die Dampfschifffahrt auf der Elbe
- 1839 erste deutsche Eisenbahnverbindung Dresden-Leipzig
- Folge: Dresden und Leipzig rückten näher zusammen (Was bedeutet das?, beide politische und kulturelle Zentren)
- die Dampfmaschine beschleunigte die industrielle Entwicklung um vielfaches, hat natürlich auch negative Folgen: - Wachstum sozialer Gegensätze (unten: unzufriedene Arbeiterschaft)
- Wohnungselend, Hunger, Kinderarbeit
- wirtschaftliche Not durch Missernten (v.a. 1845/46)
- erste Konfrontation zwischen Liberalen und Machthabern:
- 1836, nach Tod König Antons wird der anfangs liberale Friedrich August II. König
- distanzierte sich zunehmend von liberalen Reformbewegungen
- 1845 Demonstration gegen Bruder des Königs (Johann) in Leipzig, die Leute hielten ihn für Freund des katholischen Jesuitenordens (Sachsen: v.a. protestantisch)
- Eskalation – Eingreifen des Militärs – 8 Tote, viele Verletzte
In dieser brisanten Lage traf Sachsen und Deutschland eine noch brisantere Nachricht:
FRAGEN
Siegreiche Februarrevolution in Frankreich
Dass wäre auch schon die Einleitung zum nächsten Punkt: II. Die Zeit von 1848 bis Mai 1849:
- Februarrevolution – Ausrufung der Republik
- Märzrevolution in München, Wien, Berlin
- die Sachsen blieben noch friedlich, jedoch nicht untätig
- Vertreter der sächsischen Bourgeoisie formulierten ihre Forderungen, insbesondere nach Pressefreiheit, in einer Petition an den König
- Leipziger Stadtrat stimmt zu, der König lehnt sie jedoch ab
- Leipziger verfielen in zornige Unruhe, Robert Blum, der zum Führer der Revolution in Sachsen wurde dämpfte aber den Zorn:(BILD)
„ In konstitutionellen Ländern sind die Minister, nicht der König verantwortlich. Sie haften für die Abweisung der Leipziger Anträge. Auf ihre Beseitigung muss man dringen. [...] Der König möge das Ministerium entlassen, da dieses das Vertrauen des Landes nicht besitzt.“ (Aus Hans Blum, Die deutsche Revolution 1848-49, Florenz und Leipzig 1898, S.144)
- Ist das nicht widersprüchlich – Friedrich August II. lehnte Petition doch ab? Warum macht Blum diese Aussage?
- will keine Gewalt
- König stürzen noch nicht möglich – der hat Militär
- Will die Regierung „von unten“, im Fundament angreifen
- am 4. März wiederholt Blum die Forderung nach Entlassung der Minister
- daraus folgte der Rücktritt des reaktionären Ministers Falkenstein, und Ansprache des Königs „An meine Sachsen“ (2 Tage später)
- war Beschwichtigungsversuch
- die Ablehnung der Leipziger Forderungen vergrößerte natürlich die Unzufriedenheit im ganzen Königreich – eine Flut von weiteren Adressen an den König aus ganz Sachsen
- Leipziger erwägten einen Massenprotestzug nach Dresden
- sächsische Truppen marschierten nahe Leipzig auf , und preußische Truppen wurden an der Grenze bereitgehalten (Drohung!!)
- Regierung schickte Justizminister Albert von Carlowitz um die Situation zu beobachten
- er sah eine geschlossene Bürgerliche Opposition, aber auch aufgebrachte Volksmassen
- empfahl Friedrich August II. seine Minister zu entlassen
- dies geschah am 13. März
- drei Tage später wird eine neue liberale Regierung unter Leitung des früheren Oppositionsführers Braun eingesetzt
- dem folgen eine ganze Reihe weiterer Reformen, die Forderungen der Leipziger Petition werden erfüllt (Aufhebung der Zensur, neues Versammlungsrecht, allgemeine Wehrpflicht)
- viele neue politische Vereine entstehen (z.B. Vaterlandsvereine unter Führung Robert Blums)
- Mai 1848 Frankfurter Nationalversammlung tritt erstmalig zusammen
- in Sachsen in den Folgemonaten: Unter Führung Blums erstarkten linke Bewegungen
- Robert Blum wird am 09. November in Wien standrechtlich erschossen
- Ende des Jahres Landtagswahlen – die Linke hatte Mehrheit
- Folge: Reiberein mit liberaler Regierung
- im Januar 1849 trat deshalb die liberale Regierung zurück
- es folgte eine konservative Regierung unter Gustav Friedrich Held, der es nach und nach gelang die vorangegangenen Reformen wieder einzuschränken
- Ende März 1849 wurde die Reichsverfassung in Frankfurt mit knapper Mehrheit angenommen
- 3. April: Friedrich Wilhelm IV. lehnt die Kaiserkrone ab
- im sächsischen Landtag wurde Verfassung natürlich angenommen
- um den König auch zur Annahme der Verfassung zu bewegen, bediente sich die sächsische Volksvertretung jetzt eines Druckmittels. – Sie machte die Bewilligung von Steuern vom Anerkennen der Verfassung abhängig.
- am 1. Mai löst der König das Parlament auf – Auslöser des Maiaufstandes III. Der Maiaufstand: (3.-9. Mai)
- ab 1. Mai kursiert in Dresden das Gerücht, dass sich preußische Truppen bald in das Geschehen in Sachsen einmischen werden
- der letzte Zündfunken für den bewaffneten Widerstand war dann das Verbot einer Demonstration der Bürgerwehr am 3. Mai und die offiziellen Drohung mit dem Einmarsch preußischen Militärs
- um 16.00 Uhr Sturm auf das Zeughaus – abgewehrt + 4 Tote
- in der darauffolgenden Nacht 108 Barrikaden um den Altmarkt
- mit auf den Barrikaden: u.a. Richard Wagner, Gottfried Semper (leitete Bau der Barrikaden)
- König flüchtet in der selben Nacht auf Festung Königstein
- neue provisorische Regierung: Samuel Erdmann Tzschirner (äußerst links)
- 24stündiger Waffenstillstand
- 5. Mai: - Bakunin („Dr. Schwarz“), russischer Berufsrevolutionär, trifft in Dresden ein, überzeugt anfangs durch praktische Erfahrung, drängte sich in die Führung der Revolution(!!! Warum???, kein Geld)
- seine wahre Absicht wird deutlich, als er demonstrativ die Fahne der Reichsverfassung wegwarf und das rote Banner der sozialistischen Republik entfaltete
- Bakunin ließ das alte Sempersche Opernhaus anzünden, um den Ansturm der Soldaten aufzuhalten – Feuer griff auf Zwinger über und zerstörte wertvolle Sammlungen(BILD)
- Folge: einige Bürger distanzierten sich von Aufständigen
- ca. 2000 Soldaten gegen 10000 Aufständige – Soldaten kreisen ein, nur Eindämmung
- 6. Mai: - Eintreffen preußischer Truppen, vier Tage Kampf
- 9. Mai: - letzte Bastionen fielen, damit war der Maiaufstand beendet!
Resultat: - 30 Soldaten und ca. 200 Barrikadenkämpfer gefallen, politische Gefangene
- bürgerliche Freiheiten wieder abgeschafft
- vorbei die Aussicht auf Deutsche Einigung
- wieder Rückzug der Menschen in Privatsphäre
Quellen:
- „Geschichte der Sachsen“, Gustav Niemetz, Oberlausitzer Verlag, 1999
- „Geschichte der deutschen Länder“, Band 2: „Die deutschen Länder vom Wiener Kongreß bis zu Gegenwart“, A.G. Ploetz Verlag, 1971
- „Bildung des Märzministeriums in Sachsen“, Martin Seffner, drefa Projektgruppe
„Geschichte Mitteldeutschlands“ (des MDR)
- „Bertelsmann Lexikon Geschichte“, Bertelsmann Lexikon Verlag, 1991
- „Die deutsche Revolution 1848-49“, Dr. Hans Blum, Florenz und Leipzig 1898
Häufig gestellte Fragen zur Revolution 1848/49 in Sachsen
Was war der Dresdner Maiaufstand 1849?
Der Dresdner Maiaufstand 1849 war der Höhepunkt der Revolution in Sachsen. Es war ein bewaffneter Aufstand, der vom 3. bis 9. Mai 1849 stattfand.
Wer war König Friedrich August I. und wie beeinflusste er Sachsen?
König Friedrich August I. (auch bekannt als Friedrich August der Gerechte) war ein sehr konservativer Herrscher, der fortschrittliche Regungen hemmte. Er starb 1827. Trotz seiner konservativen Haltung war er ein geachteter König, der Reformen im Rechtswesen, der Armenordnung, der medizinischen Betreuung und im Bildungswesen durchführte.
Was war die Julirevolution in Frankreich und wie wirkte sie sich auf Sachsen aus?
Die Julirevolution in Frankreich (1830) war ein Signal für liberale Bewegungen in ganz Europa. In Sachsen führte sie zu Unruhen in Dresden und Leipzig gegen die bestehende Stadtverwaltung.
Welche Reformen wurden in Sachsen nach den Unruhen von 1830 durchgeführt?
Nach den Unruhen von 1830 wurde Friedrich August zum Mitregenten ernannt, und Bernhard von Lindenau wurde erster Minister. 1831 wurde die sächsische Verfassung verabschiedet, die Ministerien einführte und ein Zweikammersystem etablierte. Weitere Reformen umfassten die Städteordnung (1832), den Anschluss an den Zollverein (1834), das Volksschulgesetz (1835) und das neue Strafgesetzbuch (1836).
Welche negativen Folgen hatte die industrielle Entwicklung in Sachsen?
Die industrielle Entwicklung beschleunigte sich durch die Dampfmaschine, führte aber auch zu sozialen Gegensätzen, Wohnungselend, Hunger und Kinderarbeit. Missernten in den Jahren 1845/46 verschärften die wirtschaftliche Not zusätzlich.
Was geschah 1845 in Leipzig?
1845 gab es eine Demonstration in Leipzig gegen den Bruder des Königs (Johann), der als Freund des katholischen Jesuitenordens galt. Die Eskalation führte zum Eingreifen des Militärs, wobei es Tote und Verletzte gab.
Was waren die Forderungen der sächsischen Bourgeoisie im Jahr 1848?
Nach der Februarrevolution in Frankreich formulierten Vertreter der sächsischen Bourgeoisie Forderungen nach Pressefreiheit in einer Petition an den König.
Wer war Robert Blum und welche Rolle spielte er in der Revolution in Sachsen?
Robert Blum war ein wichtiger Führer der Revolution in Sachsen. Er dämpfte den Zorn der Leipziger und forderte die Entlassung der Minister, die für die Ablehnung der Leipziger Petition verantwortlich waren. Er wurde später in Wien standrechtlich erschossen.
Was geschah am 1. Mai 1849 in Sachsen?
Am 1. Mai 1849 löste der König das Parlament auf, was den Maiaufstand auslöste.
Wer waren wichtige Figuren auf den Barrikaden während des Maiaufstandes?
Richard Wagner und Gottfried Semper (der den Bau der Barrikaden leitete) waren unter den Aufständischen auf den Barrikaden.
Wer war Bakunin ("Dr. Schwarz") und welche Rolle spielte er im Maiaufstand?
Bakunin, ein russischer Berufsrevolutionär, traf in Dresden ein und drängte sich in die Führung der Revolution. Er warf die Fahne der Reichsverfassung weg und entfaltete das rote Banner der sozialistischen Republik. Er ließ das alte Sempersche Opernhaus anzünden, was zur Zerstörung wertvoller Sammlungen führte.
Wie endete der Maiaufstand?
Der Maiaufstand endete am 9. Mai mit dem Fall der letzten Bastionen. Es gab Tote und politische Gefangene, bürgerliche Freiheiten wurden wieder abgeschafft, und die Aussicht auf eine Deutsche Einigung war vorbei.
- Citation du texte
- Robert Zeiß (Auteur), 2001, Revolution 1848/49 in Sachsen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100687