Musikrelevante Sinnessysteme bei Kindern. Bedeutung für die Gestaltung des Musikunterrichts in der Grundschule


Hausarbeit, 2018

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Sinnessysteme im Allgemeinen
1.1. Die Wirkung der Umweltreize auf die Sinnessysteme
1.2. Die Bedeutung der neuronalen Verbindungen
1.3. Reizarmut oder -überforderung der Sinnessysteme und ihre Folgen

2. Wirkung von Musik

3. Die musikrelevanten Sinnessysteme
3.1. Das auditive System
3.1.1. Akustische Verarbeitung im Gehirn
3.1.2. Pränatale Entwicklung des auditiven Systems
3.1.3. Perinatale Entwicklung des auditiven Systems
3.1.4. Allgemeine Leistungen des auditiven Systems
3.2. Das kinästhetische und vestibuläre System
3.3. Das taktile System
3.4. Das visuelle System

4. Musikalische Grundkompetenzen
4.1. Die Frage nach der musikalischen Begabung
4.2. Frühkindliche Stadien der musikalischen Entwicklung

5. Gestaltung des Musikunterrichts in der Grundschule
5.1. Didaktische Grundsätze
5.2. Didaktische Umsetzung
5.2.1. Förderung des auditiven Systems durch Musik
5.2.2. Förderung des kinästhetischen-vestibulären Systems durch Musik
5.2.3. Förderung des taktilen Systems durch Musik
5.2.4. Förderung des visuellen Systems durch Musik
5.3. Beispiel einer sensomotorisch - musikalischen Einheit

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Mit den Händen sehen, mit den Augen fühlen" stellte schon Goethe (1749 - 1832) fest und meinte damit, dass sich der Mensch nur als Ganzes wahrnehmen kann, wenn seine Sinne miteinander verbunden sind und miteinander kommunizieren. „Was an einem Organ verfehlt wird, wird am ganzen Organismus verfehlt. Nicht das Auge sieht, nicht das Ohr hört, nicht das Gehirn denkt, sondern der ganze Mensch mit seinem ganzen Leibe ist Sehender, Hörender, Denkender" (Hugo Kügelhaus, Alles Lernen ist ein sich erinnern) (vgl. Thomas Stöger, 2007/2008, S.3).

Über diese Zitate und Darlegungen stolperte ich auf der Suche nach einem der Ministudie unserer Seminargruppe ähnelndem Thema „Was denken Eltern über den Einfluss von Instrumentalspiel der Kinder auf schulische Leistungen?".

Durch die Bastianstudie, die Prof. Dr. Günther Bastian zwischen 1992 und 1998 an Berliner Grundschulen mit erweitertem Musikunterricht als Langzeitstudie durchführt, wurden wir zu unserem ursprünglichen Thema „Der Einfluss von Musik auf schulische Leistungen" angeregte. Die Ergebnisse zeigten die positiven Einflüsse von Musik auf schulische Leistungen, soziale Kompetenzen, IQ- Zugewinn, Kompensationen von Konzentrationsschwächen, Verbesserung der emotionalen Empfindlichkeit und mehr. Auf den ersten Blick begeisterten mich diese Ergebnisse. Nach genauerem Hinschauen schien mir die Studie jedoch einige Aspekte zu vernachlässigen. So fehlen mir wichtige Fragestellungen, wie z.B.:

- In welchem familiären und sozialen Umfeld befinden sich die Kinder, die in eine musikorientierte Klasse gehen?
- welchen Hobbies gehen die Kinder in ihrer Freizeit zusätzlich nach, die sich ebenfalls positiv auf schulische Leistungen auswirken könnten (Sport, Theatergruppen, künstlerische Tätigkeiten)?
- gibt es Unterschiede im Studium verschiedener Instrumente?

Wäre es demnach so einfach Kinder durch Musik zu fördern, bräuchte man keine Therapeuten und Heilerzieher mehr. Verhaltensauffälligkeiten und Teilleistungsstörungen könnten ja allein durch das Musizieren verbessert werden. Abgesehen von diesen Aspekten, ging sowohl die Bastian Studie, als auch ähnliche Studien wie die Schweizer Studie von Weber / Spychiger (1993) und das Hofer Modell von Pöppel (2009) von einem frühen Beginn des Instrumentalspiels aus. Die positiven kognitiven Leistungen und sozialen Entwicklungsprozesse werden demnach nicht allein durch den allgemeinen Musikunterricht in den regulären Schulen gefördert.

Durch diese kritischen Überlegungen nahm ich motivationsbedingt wieder Abstand vom eigentlichen Thema, noch dazu, weil unsere Ministudie bedingt durch den kurzen Zeitrahmen, der zu geringen Anzahl der Befragten und unseren zu ungenauen Fragestellungen ebenfalls unzureichende Ergebnisse hervorbrachte. So suchte ich nach Zusammenhängen zwischen Musik und Persönlichkeitsentwicklung. In vorbereitenden Studien zu diesem Thema stieß ich immer wieder auf die Frage nach der Bedeutung der „Sinnesorgane".

Seit kurzer Zeit arbeite ich als PES-Kraft an einer Schwerpunkt-Grundschule in Mainz und unterrichte nach den schon vorgeplanten Unterrichtsstunden der Fachlehrer, unter anderem auch den Musikunterricht. Hier stellt sich mir die Frage, wie man den Musikunterricht in Grundschulen eigentlich gestalten kann. Dabei fällt mir auf, dass viele Inhalte des Musikunterrichts vorrangig die visuelle Sinneswahrnehmung ansprechen, z.B. das Zeichnen von Noten oder das Ablesen von Liedblättern. Eine Ansprache sämtlicher Sinnesorgane erfolgt in diesem Unterricht, vor allem in den mit Tischen und Stühlen beengenden Räumlichkeiten nicht. Ist es wirklich nur das Noten- und Notenschlüsselmalen in der 4. Klasse oder ein Lied vom Blatt absingen, sich also vorrangig auf das visuelle System berufen, einige Bewegungen im Sitzen dazu zu machen und dies in einem engen Klassenraum, der mit Tischen und Stühlen bestückt ist?

Stelle ich nun das Zitat Goethes und die Aussage von Hugo Kükelhaus, die die Wichtigkeit des Zusammenspiels von mehreren Sinnesorganen hervorheben und den Musikunterricht, wie ich ihn als PES-Kraft an der Grundschule erlebe gegenüber, so stelle ich fest, dass bisher nur ein Teil der Sinne gleichzeitig im Musikunterricht angeregt werden.

Hinzu kommt die Erlebniswelt unserer Kinder heutzutage:

Einige Sinne - vestibuläre, propriozeptive, taktile - verkümmern förmlich, bedingt durch die Medienflut, in der die Kinder groß werden. Vielen Kindern fehlt es an Bewegung, feinmotorischen Tätigkeiten, Körpererfahrungen, Lernen nach Gehör, Fokussierung auf einen Reiz, usw.

Andere Sinne, wie z.B. das visuelle System wird des Öfteren reizüberflutet.

Das auditive Sinnessystem erlebt sowohl eine Reizverarmung durch Reduzierung von auswendig lernen, gezieltem Hören, selektieren, fokussieren, usw. als auch eine Reizüberflutung durch ständige Geräuschkulissen in verschiedenen Alltagsbereichen, wie z.B. permanent laufendes Radio, Fernseher, Spielkonsolen, Ganztagsbetreuungen in Schule und Kindergärten, Musik in Kaufhäusern, usw.

Diesen reizverarmten oder reizüberfluteten Kindern gegenübergestellt haben wir in Grundschulen gleichzeitig solche, die man als „musikbegabt" bezeichnet. Wie kommt es zu dieser Begabung, gibt es sie überhaupt und was mache ich mit diesen Kindern im Musikunterricht?

Das Zitat Goethes, meine ersten Erfahrungen im Musikunterricht als PES-Kraft in der Grundschule, das Lesen über Sinnesorgane beim Recherchieren für diese Hausarbeit, die Alltagswelt der Kinder und die unterschiedlichen Basiskompetenzen, die Kinder zu Beginn ihrer Grundschulzeit mitbringen, entwickelten in mir das Thema, mit dem ich mich beschäftigen möchte:

„Die Bedeutung der Forschung zur neurophysiologischen Entwicklung des Kindes für die Gestaltung des Musikunterrichts in der Grundschule"

1. Sinnessysteme im Allgemeinen

1.1. Die Wirkung der Umweltreize auf die Sinnessysteme

Unser Sinnessystem mit seinen Neuronen und unzähligen Vernetzungen, die sich vor allem im Kindesalter sehr ausgeprägt und vielfältig bilden, stellt einen wesentlichen Bestandteil der menschlichen Entwicklung im motorischen, sensorischen und psychischen Kontext dar. Neuronale Verbindungen bilden sich mit jedem neuen Lernen, das beim gesunden Menschen bis ins hohe Erwachsenenalter von statten geht.

Dennoch ist das kindlichen Nervensystem gegenüber dem des Erwachsenen noch weitaus flexibler in Quantität und Schnelligkeit, etliche neue Verbindungen über Dendriten und Synapsen einzugehen. Jean Jacques Rousseau beschrieb: „Wir werden empfindsam geboren und von Geburt an auf verschiedene Weise durch unsere Umwelt beeinflusst (Rousseau 1762/1971, S.11)" (Juliane Ribke, 1997, S.18) Demnach verfügt ein Säugling über einen sehr großen neuronalen Apparat, der die Möglichkeit bietet, Neuerfahrenes und Gelerntes im Kortex zu festigen. Bekommt ein Säugling und Kleinkind durch verschiedene Umstände zu wenige Reize aus seiner Umwelt, gehen nichtgenutzte Nervenzellen verloren (vgl. Carmen Paari, 2010, S. 3). Diese Tatsache zeigt eindeutig den hohen Stellenwert der frühkindlichen Erfahrungen und die Verantwortung der Umwelt für den Säugling und das Kleinkind. Ein späteres Nachholen der Reizerfahrung und der damit verbundenen Bildung neuronaler Verknüpfungen ist nötig und in gewissem Umfang möglich, jedoch wird ein älteres Kind die versäumten Reizerfahrungen der Kleinkindzeit nur mühsam und langwieriger aufholen können.

Die Art und der Umfang der Reize, die Kinder aus ihrer Umwelt heraus empfangen und angeboten bekommen, sind neben der genetischen Disposition mitverantwortlich für die Persönlichkeitsentwicklung. Die unterschiedlichen neuronalen Verbindungen bieten mitunter die Unterschiede zwischen den Menschen.

1.2. Die Bedeutung der neuronalen Verbindungen

Einzelne Sinnesreize wirken nie für sich alleine, sondern sind ebenfalls auf die Reizerfahrung anderer Sinnessysteme angewiesen und mit ihnen verknüpft. Nur ein Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Sinnesreize macht Lernen und eine optimale Entwicklung des Menschen möglich. Hier spricht man von einer sensorischen Integration. „Unsere ersten Philosophielehrer sind unsere Füße, Hände, Augen... Um denken zu lernen, müssen wir also unsere Glieder, unsere Sinne und unsere Organe üben, denn sie sind Werkzeuge unseres Geistes (Rousseau, 1762/1971, S.11)" (vgl. Juliane Ribke, 1997, S.18). Wie das Zitat von Rousseau verdeutlicht, ist Lernen nur durch Übung möglich. Lernen entsteht ausschließlich durch das Zusammenspiel verschiedener Sinne. Kinder versuchen durch Tasten, Singen, Horchen, Bewegen, Schmecken und Riechen die Welt zu erfassen und zu begreifen. Sie brauchen Anregungen aus der Umwelt und vielfältige Möglichkeiten, um ihre Sinne aktiv zu erproben (Dorothee Kreusch-Jakob) (vgl. Thomas Stöger, 2007/2008, S.4). Diese zusammenspielenden Sinnestätigkeiten ermöglichen dem Kind einen Welt- und Selbstbezug. Die bereits in der Einleitung zitierten Worte Kükelhaus' fassen diese neurologischen Tatsachen nochmal treffend zusammen: „Nicht das Ohr hört, nicht das Gehirn denkt, sondern der ganze Mensch mit seinem ganzen Leibe ist Sehender, Hörender, Denkender" (ebd., S.3). Hieraus ergibt sich, dass unsere Wahrnehmung ganzheitlich ist, das heißt, wir besitzen die Fähigkeit, vielfältige Wahrnehmungen gleichzeitig aufzunehmen, zu filtern und die für eine Handlung relevanten Reize zu verarbeiten. So erleben wir das Hören von Musik nicht als eine Folge von Einzeltönen, sondern als ganzes Stück.

1.3. Reizarmut oder -überforderung der Sinnessysteme und ihre Folgen

Auch in unserem Kulturkreis wachsen viele Kinder aufgrund unterschiedlichster Rahmenbedingungen einerseits in reizarmer, andererseits in reizüberflutender Umgebung auf. Manche Sinne werden überfordert, andere verkümmern.

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, erfahren das visuelle und auditive System im Besonderem sowohl eine Reizüberflutung, als auch -verarmung. Visuelle Reize können durch das Augenschließen ausgeblendet werden, auditiven Reizen kann man jedoch nicht so einfach entrinnen. Durch diese Überreizung und gleichzeitigem Mangel an gezielten Anregungen, wie z.B. dem Fokussieren auf ein Geräusch oder dem Selektieren von Geräuschen und Tönen, können sich Symptome wie Hyperaktivität, Unruhe und Konzentrationsstörungen herausbilden (vgl. Juliane Ribke, 1995, S. 69)

Auch Kükelhaus beschreibt das Defizit, das sich auf den ganzen Organismus auswirkt, sobald ein Sinnessystem vernachlässigt wird. Betrachte man sich als Beispiel nochmals die Deprivation des Berührungssystems im Säuglings- und Kleinkindalter, so sind Reduzierungen anderer sensorischer Aktivitäten, wie beispielsweise der Wahrnehmung verschiedener Temperaturen, Gerüche, Helligkeit, Farben oder Geräusche festzustellen (vgl. ebd. S. 69). Gleichzeitig wirkt sich die Deprivation in diesem Sinnessystem hemmend auf die Entwicklung des Urvertrauens aus. Häufig leiden solche Kinder später ebenso an Konzentrationsschwäche, Unruhe und erhöhter Aggressionsbereitschaft. Sie haben Schwierigkeiten mit ihrer Identitätsfindung (vgl. Juliane Ribke, 1997, S.69)

2. Wirkung von Musik

Das Musizieren spielt heutzutage für unsere Kinder, die sowohl Reizmangel, als auch -überflutung erfahren, eine wichtige Rolle. Hier können sie gezielten Reizen ausgesetzt werden und aktiv und handelnd im Ursache - Wirkungsprinzip agieren. Durch das Musizieren, Basteln von Instrumenten, Spielen, Singen, Tanzen und das musikalische Miteinander erfahren Kinder gezielte, bewusst von außen, z.B. einem Lehrer, eingesetzte Reize (Dorothee Kreusch-Jakob) (vgl. Thomas Stöger, 2007/08, S. 4).

Musikunterricht in Kindergärten und Schulen zielt demnach nicht darauf ab große Musiker auszubilden, sondern stellt einen wichtigen Bestandteil des individuellen, psychosozialen Erfahrungsfeldes dar. Musik soll das ausbalancieren, was gesellschaftsbedingt in der Kleinfamilie heutzutage des Öfteren nicht mehr möglich ist. Sie dient durch gezielte musikalische Betätigung der Ausbildung der Persönlichkeit (vgl. Juliane Ribke, 1995, S. 25).

Musikfachkräfte haben die Chance, aufgetretene Defizite in der Motorik, der Emotion oder der Kommunikation zu beheben oder präventiv dagegen vorzugehen (vgl. ebd., S.25).

Musik hilft zudem durch Gesang, Tanz, Lieder und Stimmlage emotionale Erlebnisse und Stressfaktoren abzubauen. Musik kann somit als Bewältigungsstrategie für negative und positive Gefühle angesehen werden und fördert somit die zur emotionalen Kompetenz (vgl. ebd. S. 25).

Musik bricht zusätzlich Hürden zwischen verschiedenen Kulturen, was besonders in unseren aktuellen Themen der vergangenen Flüchtlingswellen und der damit verbundenen Integrationen von zentraler Bedeutung ist. Musik führt zur Begegnung, Kommunikation, offenes Verhalten untereinander, gesellschaftliches Miteinander und vieles mehr.

Außerdem stärkt Musik das Immunsystem. Durch aktives Singen werden sowohl die Bronchien, das Zwerchfell und der Kehlkopf erweitert, das tiefe Einatmen sorgt sowohl für Ausschüttung von Glückshormonen, sowie Bildung des Abwehrstoffes Immunglobulin A. Singen bewirkt gleichzeitig eine aktive Körperspannung und eine damit verbundene positive psychische Verfassung (vgl. Carmen Paari, 2010, S.3).

Durch das aktive Musikhören und -machen wird das Gedächtnis für akustische Informationen trainiert (vgl. Monika Jenke, 2014, S.2).

Diese Beispiele, die die Wirkung der Musik auf Menschen ausübt, zeigen, dass jedes Kind Musik braucht, um sich nach seinen Anlagen optimal entwickeln zu können (Mechtild Fuchs, 2011, S.9).

3. Die musikrelevanten Sinnessysteme

Allgemein unterscheidet man zwei Gruppen von Sinnessystemen, die Körpernahsinne (Interozeption) und die Körperfernsinne (Exterozeption) (vgl. Sabine Cavic, 2008, S. 11)

Zu den Körpernahsinnen gehören Muskeln, Sehnen, Gelenke, Innere Organe, das Geleichgewichtsorgane, Temperatur- und Schmerzsinn. Dagegen gehören Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut zu den Körperfernsinnen (vgl. ebd. S. 11).

In der Musik gibt es eine musikrelevante Sinnesrangordnung:

Hier steht an oberster Stelle das auditive System, gefolgt vom Kinästhetisch-vestibulärem, anschließend dem Taktilem und letztendlich schließt die Rangordnung mit dem Visuellem. Das olfaktorische und gustatorische System hat in der Musik keine bedeutende Relevanz (vgl. Juliane Ribke, 1995, S.71).

3.1. Das auditive System

3.1.1. Akustische Verarbeitung im Gehirn

„Akustische Reize werden in Form von Schallwellen über das Ohr als elektrische Signale ans Gehirn weitergeleitet. Über dieses Sinnesorgan können wir Klänge, Töne oder Geräusche bewusst wahrnehmen und voneinander unterscheiden" (Dorothee Kreusch-Jakob, Jedes Kind braucht Musik) (Thomas Stöger, 2007/2008, S. 4).

Bei der Verarbeitung akustischer Wahrnehmung spielen neben dem Ohr als Sinnesorgan insbesondere noch drei weitere Hirnregionen eine Rolle, nämlich das limbische System, die Großhirnrinde des Stirn- und Schläfenlappens und spezialisierte Hirnhälften des Großhirns (vgl. Günther Görtz, 2002, S. 24).

Aufgrund der Verbindung zum limbischen System, wirkt Musik auf unsere Gefühle, Empfindungen und Emotionen ein (vgl. ebd. S. 24).

Ein eintreffender musikalischer Reiz wird im Kleinhirn, dem Zentrum für Bewegungsempfinden und Koordination, anschließend im Großhirn, dem Hörzentrum und dem sensorischen und motorischen Rindenfeld, welches für Körperregionen und Muskeln zuständig ist, verarbeitet.

3.1.2. Pränatale Entwicklung des auditiven Systems

Das Ohr ist das erste, schon vor der Geburt ausgebildete und funktionstüchtige Wahrnehmungsorgan, weshalb Alfred Tomatis unserer Spezies den Begriff „Ohrenmenschen" gab (vgl. Carmen Paari, 2010, S. 2).

Bereits in der 12. Schwangerschaftswoche ist das Hörorgan angelegt (vgl. Sabine Cavic, 2008, S.4). Ab der 24. Schwangerschaftswoche ist die Cochlea - ein Teil des Innenohres - und die sensorischen Endorgane voll entwickelt und ab der 27./28. Schwangerschaftswoche funktionstüchtig (vgl. ebd. S.4). Spätestens im 4. Monat ist der Fötus in der Lage durch Druck und Vibrationsrhythmik und Akustik der Herzschlagfolgte den Rhythmus des Herzens der Mutter wahrzunehmen (vgl. ebd., S. 4). „Etwa 3 Monate vor der Geburt besteht eine Verbindung zwischen Ohren und entsprechenden Hirnarealen." (Stefanie Stadler Elmer, 2015, S.93) Hier beginnt auch das aktive, feine Horchen auf die Stimme der Mutter, im späteren Schwangerschaftszeitraum reagiert der Fötus nachweisbar auf Reize der Außenwelt. Schalle werden mit dem auditiven System und als Vibration mit dem ganzen Körper wahrgenommen. Dies beeinflusst schon in dem vorgeburtlichen Stadium den Organismus und das Gehirn. Kontraste wie laut - leise, lang - kurz, hoch - tief werden verarbeitet (vgl. ebd. S. 101).

3.1.3. Perinatale Entwicklung des auditiven Systems

Mit der Geburt verfügt das Neugeborene über eine eigene Stimmwahrnehmung.

[...]

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Details

Titel
Musikrelevante Sinnessysteme bei Kindern. Bedeutung für die Gestaltung des Musikunterrichts in der Grundschule
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Musikpädagogik und Musikwissenschaft)
Veranstaltung
Einführung in die wissenschaftliche Musikpädagogik
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
19
Katalognummer
V1007799
ISBN (eBook)
9783346398468
ISBN (Buch)
9783346398475
Sprache
Deutsch
Schlagworte
neurophysiologische Entwicklung, Musik, Einfluss der Musik auf die Kindesentwicklung, Musikpädagogik, Sinne, Sinnesentwicklung, Musikalische Einflüsse
Arbeit zitieren
Simone Gerber (Autor:in), 2018, Musikrelevante Sinnessysteme bei Kindern. Bedeutung für die Gestaltung des Musikunterrichts in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1007799

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