Irrwege zu verlassen und Auswege zu finden, dies stellt in einer Zeit dynamischer Entwicklung und globalen Wandels eine zentrale Herausforderung dar. Hier Impulse zu geben, zur Reflexion und zum Weiterdenken anzuregen erscheint da durchaus sinnvoll. Uns liegt daran, ausgehend vom Themenkreis Macht, Recht und Gerechtigkeit dem Zwiespalt zwischen Bedrängnis und Hoffnung nachzuspüren, aus grundsätzlicher Sicht einen Ausblick durch Glauben, Wissen und Wollen zu geben und einzelne exemplarische Auswege aufzuzeigen.
Entscheidend erscheinen da die jeweiligen Grundeinstellungen, Herangehensweisen und die Bereitschaft, sich in Auseinandersetzung mit anderen weiterzuentwickeln. Wer stehenbleibt, erforderliche Offenheit und Flexibilität vermissen lässt, der fällt in der sich vollziehenden Veränderung zurück.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Macht, Recht, Gerechtigkeit
Negative Erfahrungen und negative Erwartungen
Recht bekommen oder Gerechtigkeit erzielen
Erlittene Ungerechtigkeit, Reaktionen und Folgewirkungen
Wut als Faktum und irrationale Antwort
Orientierungskrise, Verzweiflung, Irrwege und Auswege
Macht und Verführungskraft
Rationale Auseinandersetzung und Ausgewogenheit des Verhaltens
Bedrängnis und Hoffnung
Relativierung und Einordnung in größere Zusammenhänge
Tiefgang statt Oberflächlichkeit
Rücksichtnahme und verstärkte Zuwendung
Eingehen und Vermitteln
Streben nach innerem Wachstum und Vervollkommnung
Hoffnung schaffen als Licht am Ende des Tunnels
Bilanz ziehen und Perspektiven entwickeln
Ausblick durch Glauben, Wissen und Wollen
Glaubensmäßiges Fundament als tragfähige Basis
Wahrnehmung von Verantwortung
Gleichgewicht im Rahmen umfassender Zuwendung als
zukunftsträchtige Perspektive
Dauerhaft auf dem Weg
Glaube, Wissen und Wollen
Führung im Beziehungsgefüge von Wissen und Glaube
Auswege zur Umsetzung
Ausweg durch Verständnis und Rücksichtnahme
Ausweg durch Nachsicht
Ausweg durch Engagement
Ausweg durch gemeinsames Ringen
Ausweg durch wechselseitige Ergänzung
Ausweg durch Einsatz auf allen relevanten Ebenen
Ausweg als permanente Herausforderung
Gesamtzusammenfassung
Anhang
Führung als Aufgabe und Herausforderung
Bisherige Publikationen des Autors im GRIN-Verlag
Über den Autor
Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean. (Isaak Newton)
Aber auch kleine Lichter der Erkenntnis erhellen das Dunkel
Vorwort
Im zwischenmenschlichen Bereich herrscht nicht immer Harmonie. So zeigt sich auch Widerstreit in dem Macht und Recht sich auswirken und sich die Frage nach der Gerechtigkeit stellt. Positives und negatives Erleben gehören wohl letztlich zu den natürlichen Erfahrungen im menschlichen Leben. So befindet man sich zeitweilig in Bedrängnis und entfaltet andererseits Hoffnungen, die sich zumeist nur zum Teil verwirklichen. Entscheidend erscheint da der auf die Zukunft ausgerichtete Ausblick. Er baut auf Glauben und Wissen und lässt Wollen erwachsen.
Macht, Recht und Gerechtigkeit ist ein weites Feld. Bei so mancher Person treten da negative Erfahrungen und negative Erwartungen ins Blickfeld und es wird auch deutlich, dass Recht haben und Recht erzielen nicht unbedingt deckungsgleich in Erscheinung treten. Dass hier erlittene Ungerechtigkeit zu Reaktionen führt und Folgewirkungen zeitigt, kann da kaum verwundern. Aber Wut als Faktum und irrationale Antworten bieten kaum Lösungen an. Orientierungskrise, Verzweiflung und Irrwege stehen hier gegen Auswege.
Geht man den Dingen auf den Grund, so liegt in der Macht eine Verführungskraft, die so manche Führungskraft auf Irrwege geführt hat. Hilfreich erscheint in diesem Zusammenhang letztlich nur eine rationale Auseinandersetzung mit allen relevanten Faktoren und Bezugspersonen und eine Ausgewogenheit des Verhaltens, das sich erst nach hinreichender kritischer Reflexion des jeweiligen Führungsverhaltens erschließt. Dazu ist allerdings erforderlich, sich selbst in Frage zu stellen und stichhaltige Argumente anderer zu berücksichtigen.
Bedrängnis und Hoffnung bietet ebenfalls ein große Fülle an Themen, mit denen sich auseinanderzusetzen lohnt. So bietet es sich an, eigene Sichtweisen und eigene Befindlichkeiten zu relativieren und in größere Zusammenhänge zu stellen. Es bietet sich weiterhin an, Tiefgang der Oberflächlichkeit einander gegenüberzustellen, sowie Rücksichtnahme und verstärkte Zuwendung zu thematisieren. Da kommen wir nicht daran vorbei auf andere einzugehen und soweit erforderlich zu vermitteln.
Setzen wir beim jeweils Einzelnen an, so ist auf die Möglichkeit zu verweisen, nach innerem Wachstum und nach Vervollkommnung zu streben. Dies trägt dazu bei, die Hoffnung wachsen zu lassen, Licht am Ende des Tunnels wahrnehmen zu können. Nicht zuletzt ist im Zusammenhang mit Hoffnung auf die Notwendigkeit zu verweisen, Bilanz zu ziehen und Perspektiven zu entwickeln. Denn in der Hoffnung liegt treibende Kraft, das Unfertige fertigzustellen, Probleme zu beseitigen und Herausforderungen zu meistern.
Es gibt einen Ausblick, der durch den Glauben, das Wissen und das Wollen bestimmt ist. So kommt es darauf an, das glaubensmäßige Fundament als eine tragfähige Basis zu erkennen. Es kommt darauf an, Verantwortung wahrzunehmen, denn sie gehört zum Menschsein dazu. Besonders gefordert sind im Zusammenhang mit der Zukunft Führungskräfte. Ihre Aufgabe ist ohne Zweifel eine permanente Herausforderung. Aus dem Glauben und dem Wissen ergibt sich, dass Zuwendung eine zukunftsträchtige Perspektive darstellt.
Dem Leser und der Leserin wird deutlich, dass nicht nur Führungskräfte sich anstrengen müssen. Wir alle sind dauerhaft auf dem Weg, sind Unsicherheiten und Neuem ausgesetzt, das uns manchmal zu überfordern droht. Da bleibt uns als Rettungsanker der Glaube, das Wissen und das Wollen. Das Leistbare zu leisten, Hoffnung zu entwickeln und auf ein positives Ergebnis zu vertrauen erscheint da durchaus angemessen. So bleibt uns übrig, Führung im Beziehungsgefüge von Wissen und Wollen anzusprechen.
Letztlich bedarf es vielfältiger Auswege aus den vielfältigen Irrwegen. Sie zu suchen und zu gehen erscheint als hilfreiche Option, damit nicht ein vollständiges Abdriften in eine unheilvolle Zukunft geschieht. Wenn wir hier auf Verständnis und Rücksichtnahme, Nachsicht, Engagement, gemeinsames Ringen, Einsatz auf allen Ebenen verweisen und die Suche nach Auswegen als permanente Herausforderung begreifen, so wird offenkundig, dass wir auf Dauer gefordert sind, uns zu bewähren und weiter zu entwickeln.
Wir sind uns dessen bewusst, dass die Auswahl der Einzelaspekte unvollständig und unvollkommen ist. So obliegt es dem Leser und der Leserin über das vorgestellte hinaus zu denken und den Horizont durch neue Erkenntnisse zu weiten. Ich danke all Jenen, die mich im Dialog zu dieser Publikation inspiriert haben. Möge sie dazu dienen, über Einzelaspekte verstärkt nachzudenken, Zusammenhänge zu erkennen und in Gegenwart und Zukunft verantwortungsbewusst zu handeln.
Fürth, im April 2021 Prof. Dr. mult. Alfons Maria Schmidt
Macht, Recht, Gerechtigkeit
Negative Erfahrungen und negative Erwartungen
Negative Erfahrung macht im Laufe des Lebens wohl Jede und Jeder. Entscheidend erscheint, dass das Negative nicht Übergewicht erlangt, sich in den Erwartungen festigt und problematische Folgewirkungen zeitigt.
- Erfahrungen lassen sich als Wissen einer Person charakterisieren, das auf eigenem Erleben beruht.
- Erwartungen lassen sich als ein Harren, Hoffen oder Befürchten zukünftiger Gegebenheiten skizzieren und
- Folgewirkungen stellen Auswirkungen aus Erwartungen und Geschehen dar, die positiver aber auch negativer Natur sein können.
Welche Erfordernisse sich aus den Gegebenheiten zeigen, hängt letztlich von der Persönlichkeit des Einzelnen, den gemachten Erfahrungen, den gebildeten Erwartungen und den darauf gestützten Verhaltensweisen ab. Diese können konstruktiver, aber auch destruktiver Natur sein, weiterführen oder aber einen Weg darstellen, der in die Irre führt. Sich damit näher auseinander zu setzen, erscheint angesichts der jeweiligen Konsequenzen vernünftig. Bieten sie eine Kompensation oder aber eine Vertiefung des Negativen?
So gehen wir nachfolgend auf negative Erfahrungen näher ein und suchen die sich daraus möglicherweise ergebenden negativen Erwartungen zu hinterfragen. Dies ermöglicht Folgewirkungen in den Blick zu nehmen und letztlich Erfordernisse zu thematisieren, die bestenfalls in einer Kompensation münden und den inneren Frieden wiederherstellen. Letzterer wirkt sich in der Regel in wünschenswerter Art und Weise auf das soziale Beziehungsverhältnis und die gelebte Kultur des Miteinanders aus.
Negative Erfahrungen
Aus wissenschaftlicher Sicht ist nachJürgen Mittelstraß mit Erfahrung gewöhnlich „die erworbene Fähigkeit sicherer Orientierung [und] das Vertrautsein mit bestimmten Handlungs- und Sachzusammenhängen ohne Rekurs auf ein hiervon unabhängiges theoretisches Wissen“ gemeint. Es geht mithin um gespeichertes und verarbeitetes Erlebtes. (Mittelstraß J., 1980, 569) Erfahrungen sind insoweit natürlich auftretende Erscheinungen im Leben, die Betroffene belasten können, an denen man zerbrechen, aber auch wachsen kann.
Entscheidend erscheint bei negativen Erfahrungen nicht die Substanz des Negativen, sondern die subjektive Wahrnehmung und Bewertung des Erlebten durch den oder die jeweils betroffene Person. Diese kann von Mensch zu Mensch angesichts mehr oder weniger nachvollziehbarer Interpretationen des faktisch Gegebenen abweichen und damit angemessen oder aber unangemessen erscheinen. Im Leben treten in aller Regel sowohl positive als auch negative Erfahrungen auf.
Was allerdings subjektiv als negative Erfahrung gilt, darüber gehen die Ansichten deutlich auseinander. Dies ist sowohl eine Frage der Toleranzschwelle, aber auch eine Frage des als problematisch wahrgenommenen und eingeschätzten Gegenstandsbereiches. Insoweit können gleiche Tatbestände durch unterschiedliche Personen abweichend gewertet werden und dementsprechend abweichende Erwartungen begründen sowie abweichende Folgewirkungen nach sich ziehen.
Negative Erwartungen
Aus negativen Erfahrungen können sich zumal bei deren Übergewicht oder angesichts einer empfundenen besonderen Belastung überwiegend negative Erwartungen bilden. Diese können sich letztlich verfestigen. Erfahrungen führen schließlich dazu, Verhaltensweisen zu entwickeln, die unter Berücksichtigung der Erwartungen subjektiv als angemessen erscheinen. Wer von negativen Erwartungen bestimmt wird, der dürfte Flucht-, Vermeidungs- oder Gegenstrategien entfalten, um das Negative und dessen Auswirkung soweit möglich zu begrenzen.
Wenn wir negative Erwartungen näher betrachten, so lässt sich konstatieren, dass diese sich am „Worst Case Scenarium“ orientieren, also vom schlimmstmöglichen Fall ausgehen. Die sich einstellende Wirklichkeit kann Befürchtungen letztlich überschreiten, wird aber häufig die erwarteten Auswirkungen nicht in vollem Umfange eintreten lassen. Erwartungen sind aber Wegweiser für das individuelle Handeln und geben damit dem Einzelnen die Richtung vor. Diese wird häufig von Schadensbegrenzung gekennzeichnet.
Das Negative ist in aller Regel – wie bereits angedeutet – subjektiv bestimmt. Was für den Einen gilt muss nicht unbedingt für einen anderen gelten. Dies macht es so schwer, einem Kooperationspartner unter Berücksichtigung seiner Individualität und gleichzeitig der real bestehenden Gegebenheiten gerecht zu werden. Denn subjektives Empfinden ist nicht deckungsgleich mit der objektiv bestehenden Wirklichkeit, die sich in ihrer ganzen Fülle kaum menschlicherseits erfassen lässt.
Folgewirkungen
Aus negativen Erfahrungen und entsprechenden Erwartungen ergeben sich Folgewirkungen für die Zukunft, die eine Reihe von Erfordernisse nach sich ziehen. Sie können je nach Ausprägung beflügeln oder aber hemmen, können einen Aufbruch begünstigen oder aber einen Rückzug oder Flucht auslösen. Ausschlaggebend erscheint hier die subjektive Betroffenheit und der individuelle Umgang mit ihr. Insoweit zählt die jeweilige Person und ihre subjektive Befindlichkeit.
Negative Erfahrungen und darauf gestützte Erwartungen begünstigen immerhin ein Vertrauensdefizit. Dies kann und wird häufig zu einer Belastung der Zusammenarbeit mit Bezugspersonen und auf das gemeinsam erzielbare Ergebnis durchschlagen. Das Ergebnis aber ist das Ziel des jeweiligen Handelns und damit Grundlage für die Bewertung. Noch schlimmeres zu verhüten erscheint im Zuge der Ausgangsposition für den Einzelnen dabei kaum als hinreichende Option.
Flucht-, Vermeidungs- oder Gegenstrategien bergen den Nachteil in sich, keine positiven Beiträge zum Geschehen und zur Entwicklung zu leisten. Damit werden vorhandene Chancen vertan und vorhandene Potentiale liegen brach. Eine förderliche, dem Gemeinwesen dienliche Entwicklung verzögert sich dadurch. Negative Erwartungen bergen somit die Gefahr in sich, das auftretende Negative zu verstärken und eine Abwärtsspirale in Gang zu setzen oder voranzutreiben.
Erfordernisse und Kompensation
Ein Blick auf die Erfordernisse macht deutlich, dass für das Negative Kompensation angezeigt erscheint, um eine grundlegend skeptische Grundorientierung und deren Verfestigung zu vermeiden. Schließlich sind positive Effekte beabsichtigt und Erfolg des Handelns das Ziel eines Aktivwerdens. Insoweit liegt nahe darauf hinzuwirken, dass das Negative relativiert und als Kompensation positive Erfahrungen beim Einzelnen verankert werden, damit sich wieder ein Gleichgewicht einstellt.
Das Relativieren negativer Erfahrungen setzt einerseits voraus, offen für neue Erfahrungen zu sein, andererseits eine diesbezügliche Hilfestellung zu erfahren bzw. gewährt zu bekommen. Dies nimmt sowohl den jeweils Einzelnen als auch das soziale Umfeld in die Pflicht. Besondere Verantwortung kommt dabei den Personen mit Vorbildfunktion zu. Das Relativieren kann letztlich als eine unabdingbare Vorstufe für die angezeigte Kompensation betrachtet werden. Ihr ist daher hinreichende Aufmerksamkeit zu schenken.
Kompensation durch positives Erleben hängt letztlich im Wesentlichen an der Glaubwürdigkeit und Beständigkeit der von bisherigen Erfahrungen abweichenden überzeugenden positiven Eindrücken. Sie müssen geeignet sein, das bisherig Erlebte zu relativieren und die Sicht der Dinge, Beziehungen und Entwicklungen neu zu ordnen, sodass sich für Betroffene ein verändertes Bild von der Wirklichkeit ergibt. Dieses neue Bild von der Wirklichkeit gewinnt sodann Einfluss auf künftiges Verhalten.
Zusammenfassung
Ein Übermaß an negativen Erfahrungen führt zukunftsbezogen zu negativen Erwartungen. Negative Erwartungen lassen ihrerseits ein Verhalten erwarten, das auf Schadensbegrenzung hin angelegt ist. Insoweit ist in der Regel ein unzureichender Einsatz verfügbarer Ressourcen zur Verbesserung bestehender Gegebenheiten und zur Überwindung des Unzureichenden und grundlegend Negativen zu erwarten. Der volle Einsatz wäre aber erforderlich, um eine positive Entwicklung zu befördern und Schwachstellen zu beseitigen.
Die Folgewirkungen überwiegend negativer Erfahrungen hängt an der subjektiven Betroffenheit und dem individuellen Umgang mit erlebten negativen Erfahrungen. Ein mögliches Vertrauensdefizit entfaltet hier nicht selten eine ergebniswirksame Belastung, die in Flucht-, Vermeidungs- und Gegenstrategien mündet. Rückzug oder offensives Verhalten lassen die Verhinderung positiver Beiträge erwarten und dies gestaltet sich als eine letztlich kontraproduktive Entwicklung und entsprechendes Ergebnis.
Notwendig erscheint hier die Berücksichtigung von Erfordernissen und die Kompensation negativer Erfahrungen. Eine Verfestigung dieser gilt es zu vermeiden. Dies kann vor allem durch positive Erlebnisse geschehen. Faktisch bedarf es hinreichender Offenheit, aber auch einer unterstützenden Hilfestellung. Was zählt ist die Beständigkeit und Glaubwürdigkeit positiver Eindrücke, damit Kompensation wirksam wird, die erlittenen Verwundungen heilen und eine allseits wünschenswerten positiven Neuorientierung stattfindet.
Jürgen Mittelstraß (1980):Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Band I, Mannheim, 569
Recht bekommen oder Gerechtigkeit erzielen
Wer will nicht durch Mitmenschen Recht bekommen, Bestätigung und Bestärkung erfahren, sich letztlich durchsetzen? Geht diese Grundhaltung nicht von eigener Unfehlbarkeit und der Fehlbarkeit anderer aus? Wir sehen hier einen Teil jener Problematik, die uns nachfolgend beschäftigen soll. Problematisch erscheint für uns aber auch die Konkretheit von Gerechtigkeit im jeweiligen Einzelfall. Darüber lässt sich in einer heterogen aufgestellten Gesellschaft trefflich streiten.
Formales Recht und subjektiv empfundene Gerechtigkeit sind faktisch aufgrund fehlenden Wissens, bestehender Machtverhältnisse und Einflüsse, sowie sich vollziehender Veränderungen im sozialen Umfeld, bei Gesellschaft und Kultur nicht unbedingt deckungsgleich. Insoweit ergibt sich ein permanenter Handlungsbedarf zur Überwindung der Kluft zwischen Recht bekommen und Gerechtigkeit empfinden. Die Gerechtigkeit des Einen ist zudem für einen anderen empfundene krasse Ungerechtigkeit.
Nachfolgend gehen wir darauf ein, dass Recht zu bekommen eine Wunschvorstellung darstellt. Demgegenüber dient das Erzielen von Gerechtigkeit einer langfristigen Erfolgssicherung für das Gemeinwesen. Es kommt letztlich auf das rechte Maß von kurzfristige realisiertem legitimem Eigeninteresse und langfristig wirksamem Wohl des Gemeinwesens an, welches es zu gewährleisten gilt. Problematisch erscheint da, jenes angemessene Maß an Gerechtigkeit zu bestimmen, zu vertreten und letztlich im Interesse aller durchzusetzen.
Recht bekommen als Wunschvorstellung
In uns allen wirkt das Bestreben Recht zu bekommen. Doch ein ungezügeltes Streben kann sich sowohl auf dem einzelnen als auch auf das soziale Miteinander negativ auswirken. Negativ erscheint dabei vor allem der Missbrauch eines vorab gewährten Vertrauens mit allen daraus resultierenden Folgewirkungen. In einem solchen Falle wird durch den Einzelnen das Eigeninteresse dem Gemeinwohl und der Bewahrung des sozialen Friedens übergeordnet und damit das gesellschaftliche Klima, die entwickelte Kultur und das Zusammenleben belastet.
Soziale Gebilde sind dazu berufen, nicht nur Rückhalt und Sicherheit zu geben, sondern für den Einzelnen auch als Korrektiv wirksam zu werden. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass der Mensch unvollkommen und auf Gemeinschaft angewiesen ist, der Orientierung und Wertevermittlung bedarf und letztlich ungeachtet der zu entfaltenden Individualität Teil eines größeren Ganzen ist. Damit lässt sich eine zu begründende Beschränkung des Auslebens von Eigeninteressen wohl hinreichend rechtfertigen.
Uns ist bewusst, dass Wunschvorstellungen zunächst Träume darstellen, die erfahrungsgemäß nicht alle in Erfüllung gehen. Sich Ziele zu setzen und diese anzustreben erscheint dabei durchaus gerechtfertigt. Eine Einseitigkeit zu Gunsten ungezügelter Eigeninteressen wäre allerdings fragwürdig und aus Sicht sozialer Gruppen, der Gesellschaft, sowie von Ethik und Moral kontraproduktiv. Recht zu bekommen bedarf daher einer hinreichend nachvollziehbaren Begründung. Die Durchsetzung vorhandener Macht und bestehenden Einflusses wäre da zu wenig.
Gerechtigkeit erzielen als langfristiger gesellschaftlicher Erfolg
Gegenüber dem Bestreben Recht zu bekommen führt der Wunsch Gerechtigkeit zu erzielen eher zu langfristigem Erfolg. Denn sozialer Frieden wird gesichert, fairen Ausgleich bei unterschiedlichen Interessen geschaffen und damit für die Bewahrung einer förderlichen gesellschaftlichen Kultur gesorgt. Dass diese langfristige Perspektive kurzfristig nicht immer zur Befriedigung führt liegt wohl daran, dass die rationale Erkenntnis häufig gegen emotionales Empfinden steht und damit eine Spannung besteht, die es aufzulösen gilt.
Gerechtigkeit erfahren bedeutet letztlich nicht nur die Anerkennung und Würdigung von erbrachten Leistungen und die Befriedigung zustehender Ansprüche bei möglichst allen, sondern auch die angemessene Sanktionierung von gezeigtem Fehlverhalten und die Hilfestellung bei der Rückkehr auf den rechten Weg. Dies kann anstrengend und belastend sein, ungute Empfindungen wecken und als Belastung empfunden werden. Und doch führt daran kein Weg vorbei, um das schützenswerte Gemeinsame zu bewahren.
Gerechtigkeit zu erzielen bedarf gerade in einer Zeit von Umbrüchen, dynamischem Wandel und neuen Herausforderungen der Anstrengung aller, damit das zu bewahrende Notwendige an Einheit nicht verlorengeht. Sie ermöglich ein erforderliches Zusammenstehen, um Herausforderungen zu meistern, Probleme zu überwinden und Aufgaben lösen zu können. Von entscheidender Bedeutung ist da nicht zuletzt jene Langfristigkeit, die ein verbindendes Vertrauen erwachsen lässt.
Wer mithin über den Tellerrand der Gegenwart blickt, der erkennt den Stellenwert von Gerechtigkeit für die Gesellschaft und ist sich der Notwendigkeit seiner Bewahrung bewusst, ungeachtet des berechtigten Strebens nach Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung.
Das rechte Maß von kurzfristigem Eigeninteresse und langfristig wirksamer Gemeinwohlorientierung
Letztlich kommt es auf das jeweils rechte Maß bei der Erfüllung berechtigter kurzfristiger Eigeninteressen und der Gewährleistung des notwendigen und langfristig wirksamen Gemeinwohls an. Dies erfordert sowohl die Bereitschaft zur Einsicht in bestehende Erfordernisse, zur Rücksichtnahme gegenüber anderen, eine ganzheitliche Sichtweise auf die Gegebenheiten und Perspektiven, eine Überwindung der Kurzfristigkeit, sowie Ausgewogenheit beim gezeigten Verhalten.
Über das rechte Maß Einvernehmen zu erzielen fällt allerdings nicht leicht. Schließlich führen unterschiedliches Wissen, abweichende Erfahrungen, divergierende Möglichkeiten, erkannte oder nicht erkannte Perspektiven sowie individuell verfolgte und priorisierte Ziele zu Divergenzen, deren Überwindung eine ganzheitliche Erfassung und Bewertung des Gegebenen ebenso erfordert, wie die individuelle Einordnung in das gesellschaftliche Ganze, sowie eine Zurücknahme eigener Ansprüche.
Damit stellt sich für den Einzelnen unweigerlich die Frage nach der Wichtigkeit von Recht bekommen und Gerechtigkeit erfahren. Diese Frage ist individuell zu beantworten und zu verantworten. Dass einzelne Menschen sich um die Beantwortung dieser Frage zu drücken versuchen wissen wir. Beim rechten Maß ist Geduld und Beständigkeit erforderlich. Es gilt zu erkennen, was zu ändern und was angesichts der bestehenden wechselseitigen Abhängigkeit von anderen hinzunehmen ist.
Problematik von Gerechtigkeit
Bei der Bestimmung von Gerechtigkeit kommt es unseres Erachtens auf die Einbeziehung aller relevanten und damit zu mitberücksichtigenden Faktoren an. So stellt sich uns heute die Frage, ob wir unseren Lebensstil in den entwickelten Staaten des Westens mit ihren Auswirkungen auf andere, für die zu schützende Lebensumwelt und künftige Generationen hinreichend berücksichtigen oder verdrängen. Auch wenn wir umfassende Gerechtigkeit anstreben, bleibt da eine Erkenntnislücke, denn nicht alle Auswirkungen werden unmittelbar offenbar.
„Gerechtigkeit ist (nach allgemeiner Ansicht das) Prinzip eines gesellschaftlichen und/oder staatlichen Verhaltens, bei dem jedem Menschen sein persönliches Recht in gleicher Weise gewährt bzw. zugebilligt werden soll. .. (Sie) ist der optimale Zustand eines sozialen Miteinanders, bei dem stets ein fairer Ausgleich .. aller Interessen, Vergütungen sowie Chancen hergestellt wird“ (www.wertesysteme.de/gerechtigkeit/). Was als angemessene Berücksichtigung gilt, wird allerdings unterschiedlich gesehen und bewertet.
Uns kommt es zu, im Dialog die Angemessenheit des Verhaltens zu ergründen und der Angemessenheit zu ihrem Recht zu verhelfen. Dies erscheint angesichts vielfältiger vorhandener Stolpersteine und zu überwindender Widerstände höchst schwierig, zumal in unterschiedlichen Kulturen, Milieus und abweichenden Grundüberzeugungen differierende Wertvorstellungen bestehen. Ungeachtet dessen bleibt der Auftrag und die Notwendigkeit dafür zu sorgen, das Recht haben wollen und Gerechtigkeit zu erzielen nicht auseinandertriften zu lassen.
Zusammenfassung
So sicher wie es das menschliche Streben danach gibt, Recht zu bekommen, bedarf es für das langfristige gesellschaftliche Überleben und den Erfolg des Gemeinwesens der Gewährleistung von Gerechtigkeit. Recht zu bekommen nimmt das einzelne Individuum und dessen Verhalten in den Blick, Gerechtigkeit hingegen die Beziehungsverhältnisse der zu einer Gesellschaft gehörenden Menschen und darüber hinaus. Beide Bereiche können angemessen gestaltet sein, aber auch das rechte Maß vermissen lassen.
So kommt es darauf an, das rechte Maß von kurzfristig wirkendem individuellem Eigeninteresse und langfristig wirksamer, über Gerechtigkeit gewährleisteter Gemeinwohlorientierung sicher zu stellen. Das langfristige Wohl des Einzelnen wird sich letztlich nur über eine immer wieder neu zu gewährleistende Gerechtigkeit schaffen lassen. Letztere ist damit wichtiger Baustein für eine erstrebenswerte gesellschaftliche Kultur des Miteinanders, die sowohl auf das Ganze wie auch auf den Einzelnen Rücksicht nimmt.
Problematisch erscheint nur, was unter Gerechtigkeit zu verstehen ist. Bei der Konkretisierung dieses erstrebenswerten Zustandes stehen unterschiedliche Traditionen, kulturell geprägte Ansichten, Erwartungen und Überzeugungen einander gegenüber, die zumindest teilweise unvereinbar erscheinen. So muss heute gelten, im Miteinander einen weitgehenden Konsens herzustellen, der die legitimen Interessen und Bedürfnisse aller, sonstig relevante Faktoren sowie Ethik und Moral angemessen berücksichtigt.
Formales Recht kann dazu führen, Recht zu bekommen, es kann auch dazu führen Gerechtigkeit zu erfahren - muss ersteres nicht unbedingt und schafft Gerechtigkeit nicht in jedem Falle.
Erlittene Ungerechtigkeit, Reaktionen und Folgewirkungen
Wer Ungerechtigkeit erlebt und erleidet, der ist naturgemäß nicht davon begeistert. In ihm erwachsen in aller Regel negative Empfindungen, die nach einem Ausgleich streben. Auf welche Art und Weise sich dieser Ausgleich gestaltet, hängt dabei von der Persönlichkeit des Einzelnen, den bestehenden Rahmenbedingungen und gegebenen Möglichkeiten ab. Der Ausgleich kann sowohl positive als auch negative Formen zeigen, kann konstruktiver aber auch destruktiver Natur sein.
Ausgleich ist gleichzusetzen mit der personalen Wiedererlangung des inneren Friedens und des Ruhens in sich selbst. Der Ausgleich ist Kompensation eines Mangels und die Wiederherstellung eines Gleichgewichtes. Dies kann zuweilen kurzfristig gelingen, aber auch eine lebenslange Aufgabe darstellen. Man kann daran wachsen und sich im positiven Sinne entwickeln, aber auch zerbrechen und letztlich scheitern. Das Belastende des Erleidens ist dabei letztlich jeweils subjektiv bestimmt.
Im Zuge der aufgegriffenen Thematik beschäftigt uns zunächst Ungerechtigkeit und deren Wirkung. Dies führt uns zu den Reaktionen auf erlittene Ungerechtigkeit und Auswirkungen. Letztlich mündet dies ein in Überlegungen zu einem sinnvollen Bemühen um die Vermeidung negativer Effekte, sowie der Entfaltung neuer Perspektiven. Letztere sollten das Ziel zur subjektiven Überwindung erlittener Ungerechtigkeit sein und damit in eine positive Richtung weisen.
Ungerechtigkeit und deren Wirkung
Ungerechtigkeit lässt sich als Fehlen oder Verletzen von Gerechtigkeit apostrophieren.Es impliziert das Unterlassen sinnvoller Handlungen aber auch die Vernachlässigung der Bindung des Handelns an das Gebotene und Verantwortbare. Im Einzelnen bestehen da wohl jeweils unterschiedliche Wahrnehmungen und Berührtheiten. Es gibt schließlich ein abweichendes Ausmaß an Belastungen und des Strebens nach Ausgleich. So liegt es am Einzelnen, angemessen erscheinende Reaktionen zu zeigen.
In diesem Zusammenhang ist sowohl nach der subjektiv gegebenen Sensibilität als auch nach der jeweiligen Belastungsfähigkeit zu fragen. Erstere gibt Aufschluss über die Wahrnehmung, letztere über die Fähigkeit zum Umgang mit Ungerechtigkeit und zu deren Überwindung.
- Nicht jeder nimmt auftretende Ungerechtigkeiten als solche wahr und wird von ihnen nennenswert berührt und
- das Ausmaß der Belastungsfähigkeit variiert, sodass der Eine davon unberührt, ein anderer aber schwer erschüttert und belastet ist.
Erlittene und empfundene Ungerechtigkeit kann sowohl positives als auch negatives Verhalten nach sich ziehen. Sie kann erhöhte Anstrengung und Streben nach Anerkennung zeitigen, aber auch Erdulden und kontraproduktive Gegenstrategien bis hin zu Abkehr, ein eigengesteuertes Verhalten oder Widerstand. Wünschenswert wäre ein Bemühen um Verständigung und ein künftig vernünftiges und konstruktives Miteinander. Entscheidend erscheint hier letztlich die subjektiv wahrgenommene Perspektive.
Reaktionen und Auswirkungen
Reaktionen können – wie bereits angedeutet – je nach Ausmaß und subjektiver Betroffenheit höchst unterschiedlich sein. Die sich durch sie ergebenden Auswirkungen variieren daher.
- Negieren, Hinnehmen oder Erdulden durch Betroffene führt bei unangemessen Handelnden zu einer Bestärkung. Das fragwürdige Verhalten wird kaum hinterfragt und tendenziell als gerechtfertigt angesehen. Eine Veränderung ungerechtfertigter Benachteiligung wird da in aller Regel nicht in Erwägung gezogen. Insoweit dauert das Fehlverhalten vermutlich auch künftig an.
- Das Treffen von Gegenmaßnahmen führt meist zu einem verdeckten oder offenen Konflikt, bei dem nicht selten die Machtfrage auftaucht. Wer die Macht hat, der hat allerdings nicht unbedingt Recht und ein erlittenes unethisches Verhalten zeitigt häufig dort kontraproduktive Effekte, wo diese nicht unmittelbar zurechenbar sind. Ungerechtigkeit sucht hier nach Kompensation, die ihrerseits vor allem der subjektiven Befriedigung dient.
- Ein Bemühen um Veränderung und um konstruktives Miteinander appelliert an die Einsicht fragwürdig Handelnder. Von deren Reaktionen hängt ab, ob die Brücke zum konstruktiven Miteinander genutzt wird. Widrigenfalls werden nicht selten durch Betroffen Gegenmaßnahmen gesucht und durch Verursacher zu Machteinsatz gegriffen. Letzteres kann aber allenfalls nur kurzfristig zu einer scheinbaren Ruhe führen.
Negieren oder erdulden geht zu Lasten der gelebten Kultur und häufig zur Verweigerung des Einsatzes von Ideen, Kompetenzen und Erfahrungen durch Erleidende. Es spiegelt sich hier ein Unter- und Überordnungsverhältnis, das dem Einen das Denken und dem Anderen das Ausführen zuordnet. Letztlich ist dies ein Beziehungsverhältnis aus vergangenen Jahrhunderten, das für heutige Gegebenheiten, Herausforderungen und Notwendigkeiten kaum Angemessen erscheint.
Gegenmaßnahmen verbrauchen zudem produktive Kraft, die der eigentlichen Aufgabenbewältigung nicht zur Verfügung stehen. Abgesehen von dem ebenfalls problematischen sozialen Klima reduziert sich die Wahrscheinlichkeit des Erreichens angestrebter Ziele, denn das Lösungspotential ist auf Ideen, Kompetenzen und Erfahrungen der verantwortlichen Entscheidungsträger beschränkt und diese sind angesichts der Komplexität der Herausforderungen und der Dynamik der Entwicklung in der Regel begrenzt.
Sinnvolles Bemühen um Vermeidung negativer Effekte
So erscheint angezeigt, ein sinnvolles Bemühen an den Tag zu legen, um negative Effekte möglichst zu vermeiden und aus dem zurückliegend Belastenden neue Perspektiven zu entwickeln, die auf der Grundlage konstruktiver Zusammenarbeit fußen. Erlittenes Unrecht bleibt dabei Bestandteil gemachter Erfahrungen. Sie lassen sich wohl nur durch gegenteilige positive Erfahrungen und einen herbeigeführten zukunftsbezogenen Konsens in ihrer Wirkung mindern. Genau dies gilt es anzustreben.
Dies setzt allerdings voraus, dass es allseits um die jeweilig zu bewältigende Sache und nicht um persönliche Präferenzen und individuelle Durchsetzung geht. Es setzt ferner voraus, dass neben den bestellten Entscheidungsträgern auch die Betroffenen, ihre Ideen, Kompetenzen und Erfahrungen hinreichend einbezogen werden. Das zukunftsbezogen Richtige ist schließlich nicht an Einfluss und Positionsmacht gebunden, sondern an Kenntnis, Erfahrungen, Einsicht und Vernunft.
Letztlich zählt der gemeinsam erzielte Erfolg. Inwieweit erlittene Ungerechtigkeit allerdings durch sinnvolles Bemühen überbrückt werden kann stellt hier ein entscheidendes Moment dar. Die Grenze des Hinnehmbaren darf letztlich nicht überschritten werden, ansonsten gewinnen Rückzug, Flucht oder ein Gegensteuern Übergewicht und dies geht zu Lasten des erzielbaren Ergebnisses. Das Gemeinsame gegenüber dem Individuellen zu betonen erscheint in diesem Zusammenhang nicht immer leicht.
Zusammenfassung
Erlittene Ungerechtigkeit belastet. Sie führt zu Reaktionen und hat Auswirkungen. Die Reaktionen können variieren und die Auswirkungen sind von den Reaktionen beeinflusst. Je nach subjektiver Wahrnehmung und Berührtheit können die Reaktionen milde ausfallen oder aber zu einer grundlegenden Problematik werden. Negieren, Hinnehmen oder Erdulden stehen neben einem Treffen von Gegenmaßnahmen und neben einem Bemühen um Aufarbeitung und Überwindung bestehender Spannungen.
Inwieweit Gegenmaßnahmen – in welcher Form auch immer – gewählt werden liegt an der Ausprägung des Rachedurstes, der Hoffnungslosigkeit sowie der Erfolgsaussicht. Beim Negieren, Hinnehmen oder Erdulden ist eine fehlende Wahrnehmung oder aber die fehlende Erfolgsaussicht ausschlaggebend. Negieren, Hinnehmen oder Erdulden, aber auch Gegenmaßnahmen führen kaum zur Ausschöpfung der vorhandenen Potentiale, einem Erreichen bestmöglicher Ergebnisse und dem Gemeinwohl.
Im sinnvollen Bemühen um Vermeidung negativer Effekte und Förderung einer konstruktiven Zusammenarbeit liegt letztlich die einzig sinnvolle Perspektive. Denn durch die Einbindung von Interessen, Kompetenzen und Erfahrungen aller werden umfassend die vorhandenen Potentiale genutzt und gegebene Möglichkeiten ausgeschöpft. Erlittene Ungerechtigkeit zu überwinden ist dafür eine notwendige Voraussetzung. Ausschlaggebend ist hier das Übergewicht des konstruktiven Bemühens gegenüber der Belastung aus erlittener Kränkung und Ungerechtigkeit.
Wut als Faktum und irrationale Antwort
In immer stärkerem Maße hat sich in der letzter Zeit Wut gegenüber den bestehenden Verhältnissen breit gemacht. Diese Wut ist wohl Reaktion einer größer werdenden Anzahl von Mitbürgerinnen und Mitbürgern auf wachsende Verunsicherung, Unzufriedenheit und empfundene Ungerechtigkeit, eine Reaktion auf wahrgenommenes abgehängt sein und unberücksichtigt bleiben. Dass dies für Gegenwart und weitere Entwicklung bedeutsam erscheint, liegt offenkundig auf der Hand.
Woran liegt dieses Auftreten zunehmender Wut, die problematische Verhaltensweisen nach sich zieht? Wo liegen die immer offenkundigeren Versäumnisse und deren kaum zu rechtfertigende Folgewirkungen? Wie kann ein gangbarer Weg aus der aktuell verfahrenen Situation aussehen und können neue Perspektiven gewonnen werden? Damit wird sich die Gesellschaft und gesellschaftliche Gruppierungen immer dringlicher auseinandersetzen müssen, damit der Grundkonsens des Gemeinwesens nicht verlorengeht.
So befassen wir uns nachfolgend mit Wut als Faktum und irrationale Antwort, mit dem Empfinden des immer stärkeren abgehängt Seins und unberücksichtigt Bleibens, mit simplen Verschwörungstheorien als einfache Antworten auf Komplexität und Undurchschaubarkeit, sowie mit offenkundigen Defiziten bei abgehobenen Machteliten, etablierter Politik und angepassten Medien. Dahinter wird letztlich die Frage erkennbar, in welcher Welt wollen wir künftig leben und was sind wir bereit, in der Zukunft zu akzeptieren.
Wut als Faktum und irrationale Antwort
Zunehmende Wut ist in unserer Gesellschaft ein Faktum. Sie ist sowohl Zeichen der Abwehr angesichts wachsenden Frustes, als auch eine irrationale Antwort auf zunehmend als unbefriedigend oder als unangemessen wahrgenommener Gegebenheiten. Wir verstehen unter Wut letztlich eine heftige impulsive, häufig auch aggressive affektiv gesteuerte Reaktion auf eine als unangenehm empfundene Situation. Sie zu beherrschen fällt gegenüber reinem Zorn zumeist schwer.
Affektiv induziertes Verhalten lässt ein rationales Vorgehen vermissen, schaltet insoweit die Vernunftsteuerung aus. Ziel ist dabei letztlich das Herbeiführen einer subjektiv empfundenen Entlastung und die Wiederherstellung des verloren gegangenen inneren Gleichgewichts. Kompetenzdefizite, Überforderung und einfache Lösungskonzepte werden allerdings komplexen Herausforderungen und Gegebenheiten kaum gerecht. Sie verschärfen letztlich die weiterhin bestehende Problematik.
Irrational erscheint in diesem Zusammenhang all das, was der menschlichen Vernunft widerspricht oder sich dieser entzieht. Irrationalität ist insoweit die Charaktereigenschaft der Unvernunft, daher letztlich nur schwer vorherseh- und nachvollziehbar. Dies erschwert es, mit Irrationalität und Unvernunft umzugehen, die sich offen für Manipulation, Herdentrieb und Verschwörungstheorien zeigen. Die faktischen Phänomene gelten als permanente, mehr oder weniger stark ausgeprägte Herausforderung.
Abgehängt Sein und unberücksichtigt Bleiben
Unter abgehängt Sein verstehen wir eine Ausgrenzung von der gesellschaftlichen Teilhabe, vom Gestalten von Vorgängen und der Beeinflussung von Entwicklungen. Wenn wir auf ein unberücksichtigt bleiben blicken, so liegt deren Wesenskern in der fehlenden Einbeziehung legitimer Interessen und Bedürfnisse. Letzteres geht über das abgehängt Sein hinaus, da hier Entscheidungsträger einen Teil der Bevölkerung offenkundig übergehen und bewusst oder unbewusst vernachlässigen.
Dieses letztliche Ausgeliefertsein ist zum Teil auf einen umfassenden Machtanspruch von Entscheidungsträgern zurückzuführen, der tiefere Erkenntnis und die Inanspruchnahme von Sachzwangargumenten für sich reklamiert. Dabei wird verkannt, dass eingeschränkte Sichtweisen zu begrenzten Optionen führen. Außerdem zwingen nicht Sachen, sondern Menschen und deren Partikularinteressen die hinter den Sachen stehen. Wenn hier vordringlich die Stärkeren zum Zuge kommen, so leidet letztlich die Gemeinwohlorientierung.
Abgehängt Sein und unberücksichtigt bleiben ist nicht nur ein Schaden für die jeweils Betroffenen, sondern für das gesamte Gemeinwesen. Denn dessen Fortentwicklung steht unter falschen Vorzeichen. Dies schlägt durch auf die gelebte Kultur und damit auf die sozialen Beziehungen der Menschen in der Gesellschaft. Vordergründige Gewinner werden da – wenn auch nicht in erster Linie – letz tlich zu Verlierern. Als langfristige Bilanz kann insoweit gegenüber einem kurzfristigen Gewinn Verlust konstatiert werden.
Simple Verschwörungstheorien als einfache Antworten
Wer heute auf simple Verschwörungstheorien als einfache Antworten setzt, der macht es sich in einer komplexen Welt mit höchst vielschichtigen, zum Teil gegensätzlichen Prozessen zu einfach. Denn Vereinfachung lässt maßgebliche Aspekte außer Acht und führt damit zu Schlussfolgerungen, die nicht zwingend und eher falsch sind. Einem kritischen Betrachter kommt da beim Nachdenken das wohl bekannte Sündenbock-Phänomen in den Sinn, das Schuld ohne Beweise und ohne stichhaltige Begründung einfach zuweist.
Problematisch erscheint hier, wenn sich ein Teil der Bevölkerung in geschlossenen Milieus bewegt und abweichende Informationen als „fake news“ ansieht und diese ausblendet. Die Wirklichkeit gestaltet sich jedoch nicht schwarz oder weiß, sondern in aller Regel mehr oder weniger grau. Dass dabei häufig partielles eigenes Versagen negiert und anderen angelastet wird, rundet ein realistisches Bild ab. Insoweit gilt es, erhaltene Informationen fortlaufend auf Glaubwürdigkeit hin zu prüfen und zu hinterfragen.
Verschwörungstheorien sind naturgemäß vielfältig. Sie sind in aller Regel mit dem personalen Weltbild verknüpft. So sind unabhängig von tatsächlichen Gegebenheiten die erlangten Überzeugungen der Einen für andere nicht nachvollziehbar und umgekehrt. Dies lässt das Fundament des Gemeinwesens immer stärker erodieren und zu einer realen Gefahr für die Gesellschaft werden. Wem kann man noch trauen? Wer ist der Wahrheit und Wirklichkeit verpflichtet? Wer orientiert sich tatsächlich am Gemeinwohl?
Defizite durch etablierte Politik und angepasste Medien
Für dieses sich verlieren eines Teils der Bevölkerung in zum Teil höchst fragwürdigen vorurteilsgestützte Verschwörungstheorien und vermeintlich einfachen Antworten tragen neben den Verfechtern und Mitläufern die etablierte Politik und angepasste Medien eine nicht geringe Mitverantwortung. Ausschlaggeben erscheinen hier in erster Linie
- die Abgehobenheit der etablierten Politik und deren Vertreter gegenüber Normalbürgern,
- die unzureichende Vermittlung politischer Entscheidungen und Maßnahmen einschließlich deren hinreichender Begründung,
- die deutliche Bevorzugung mächtiger Interessenvertreter gegenüber einer ganzheitlichen gemeinwohlorientierten Sichtweise, sowie
- die mangelhafte Berücksichtigung von sozialen Randgruppen, gesellschaftlichen Teilgruppierungen, deren Lage und Befindlichkeiten, aber auch
- Versäumnisse, das zögerliche Vorantreiben erforderlicher Reformen und die Blockade des aus gerechtigkeitsgesichtspunkten Gebotenen,
- die empfundene oder tatsächliche Überwachung und Einschränkung von Freiheit,
- die Vereinnahmung maßgeblicher Körperschaften, Anstalten, Organe, Verbände und Organisationen durch Politiker, sowie
- die Unausgewogenheit der veröffentlichten Meinung, eines tendenziellen Journalismus, neue Medien, aber auch die Präferenz für das Negative.
Nicht alleine die Einzelnen hier aufgelisteten Faktoren erscheinen problematisch, sondern deren Summe und das wechselseitige Wirksamwerden der genannten Tatbestände in der Gesellschaft. Die zunehmende Undurchschaubarkeit des Staates, der Verwaltung und gesellschaftlicher Institutionen steht hier gegen den immer durchsichtiger werdenden und damit immer stärker kontrollierten Bürger. Dass dies wachsenden Unmut erzeugt, kann einen aufmerksamen Betrachter kaum verwundern.
Damit gewinnt die örtliche, landesweite, nationale und internationale Wahrnehmung von Verantwortung durch Politik und Medien eine zunehmende Bedeutung. Dieser gerecht zu werden ist unter ethischen Gesichtspunkten zu betrachten. Neben der Dimension des Individuellen ist hier auch die Dimension des Strukturellen in Augenschein zu nehmen. Damit wird Legitimität des Handelns im aufgeworfenen Zusammenhang zu einem Schlüsselbegriff. Sich damit auseinander zu setzen erfordert allerdings eine eigene Aufarbeitung.
Zusammenfassung
Zunehmende Wut ist ein Faktum in der heutigen Gesellschaft und gleichzeitig eine irrationale Antwort auf empfundenes ausgeliefert Sein, ausgegrenzt werden und Ungerechtigkeit. Emotionale Steuerung verdrängt hier ein rationales Vorgehen und einfache Lösungskonzepte suggerieren Scheinlösungen, die jedoch in aller Regel nicht zum Ziel führen. Ein abgehängt Sein und unberücksichtigt bleiben lässt da das Gefühl von gesellschaftlicher Ausgrenzung und Hilflosigkeit entstehen.
Verschwörungstheorien werden hier zu einer empfundenen personalen Entlastung, ungeachtet gegensätzlich bestehender Fakten, Mitglieder populistischer Strömungen zu einer Beistandsgemeinschaft, die dem Alleine- und Ausgeliefertsein etwas entgegensetzt, auch wenn die eingenommene Position rational nicht gehalten werden kann. Nicht unwesentlich erscheint in diesem Zusammenhang das jeweilige mehr oder weniger zutreffende Weltbild und das Ausmaß der Bereitschaft, dazu zu lernen.
Ein Zusammenwirken der Vielzahl negativen Erlebens im Rahmen des Wirkens von Politik und veröffentlichter Meinung fördert letztlich eine Abkehr, eine Verstärkung der Verführbarkeit und eines überzeugten Abweichens von der Realität. Aus dieser Position in die gesellschaftliche Wirklichkeit zurückzuführen erscheint nicht gerade einfach, doch führt im Interesse des Gemeinwesens kein Weg daran vorbei. Ansatzpunkte sind hier die ehrliche Information, das offen vorurteilsarme Gespräch und die Minderung der berechtigten Kritikpunkte an der heutigen Wirklichkeit. Da ist noch sehr viel zu tun.
Orientierungskrise, Verzweiflung, Irrwege und Auswege
Eine Fülle an Misserfolgen, Demütigungen und erlittener Ungerechtigkeit führt nicht selten zu einer Orientierungskrise und manchmal auch zu Verzweiflung, die keinen Ausweg erkennen lässt. Ohne neue Orientierung besteht faktisch kein Weg aus der Ungewissheit und der Unsicherheit, ohne Aufbruch keine neue Perspektive und keine Lösung aus verfahrener Situation. Ohne Orientierung keine Beeinflussung und Mitgestaltung der Zukunft, keine Wahrnehmung von Mitverantwortung für das sich vollziehende Geschehen.
Da macht es Sinn, neue Orientierung zu gewinnen und neu Hoffnung zu schöpfen, um sodann durch aktives Handeln die gegebene unbefriedigende Situation zu bereinigen und subjektiv empfundene Unzufriedenheit zu überwinden. Empfundene Verunsicherung und wachsende Angst sind da keine hinreichende Rechtfertigung, Mitverantwortung für das Bestehende und das Geschehende zu verweigern, auch wenn dies im Einzelfall nicht immer leicht erscheint.
Im Einzelnen setzen wir uns nachfolgend mit dem Phänomen Orientierungskrise auseinander, gehen auf Verzweiflung näher ein und beschäftigen uns schließlich mit Irrwegen und Auswegen. Dies soll uns helfen, mit dem Phänomen des Orientierungsverlustes angemessen umzugehen, Verzweiflung und Irrwege zu vermeiden und Auswege zu finden, die eine überzeugende Perspektive darstellen. Unsicherheit und Ungewissheit ist letztlich Bestandteil des Lebens auf dem Weg in die Zukunft.
Orientierungskrise
„Orientierungskrise ist (in der Regel) eine sehr belastende Situation. Denn in ihr spalten sich Gesellschaften schnell; in ihr gelingt es schwerer, Gutes zu erhalten; in ihr darf man nicht mehr auf eine ‚heilende’ Eigendynamik … (wie in früheren Zeiten) zählen.“ (www.zeitanalyse.de/dies-ist-eine-orientierungs krise) Was in gesellschaftlichen Bereich gilt, dies gilt auch im persönlichen Bereich und der konkreten zwischenmenschlichen Begegnung mit Bezugspersonen.
Wir leben heute überdies in einer Zeit des Umbruchs, die das Bisherige in Frage stellt und nach tragfähigen und überzeugenden Antworten verlangt. Bei zunehmender Unklarheit gilt es mithin Orientierung zu finden und aus ihr heraus konstruktiv wirksam zu werden. Orientierung erwächst da nicht zuletzt aus einer Offenheit und Flexibilität, mit dem Neuen und Ungewohnten angemessen umzugehen. Dazu bedarf es allerdings eines Zutrauens zu sich selbst und die Bereitschaft, an sich zu arbeiten.
Krisen sind Zeitpunkte, die in besonderer Weise einer kritischen Reflexion und ggf. einer Neuausrichtung erfordern. Sie bieten dafür aber die Möglichkeit, gestärkt aus der Bedrängnis hervorzugehen. Neue Orientierung schafft es, das Leben zu schätzen, sich und eigene Bedürfnisse ernst zu nehmen, sich selbst als Teil eines größeren Ganzen zu begreifen, Beziehungen wichtig zu nehmen, auf das Wichtige im Leben achten, sich weniger über Kleinigkeiten aufzuregen und sich der eigenen Stärken bewusst zu werden.
Verzweiflung
Krisen sind mit Unsicherheit verbunden, mit einem Suchen und Erproben, mit dem Versuch, mit Scheitern und Überwinden. Phasen der Verzweiflung bleiben da ebenso wenig aus, wie das Glücksgefühl bei erzielten Erfolgen. Unter Verzweiflung verstehen wir in diesem Zusammenhang einen „Zustand der emotionalen oder psychischen Verfassung in einer als aussichtslos empfundenen Situation …“ (https:// de.wikipedia.org/wiki/Verzweiflung) Sie geht weit über einzelne Sorgen hinaus und ist nicht selten mit Angst vor dem Eintritt oder Nichteintritt von Ereignissen verbunden.
Verzweiflung ist nicht selten mit Hoffnungslosigkeit verbunden. Sie übersteigt jene Zweifel, die Begleiterscheinungen des Seins sind, die ohne Auswege aufzuzeigen Betroffene im gegenwärtigen Zustand gefangen hält. Damit gibt es in der Verzweiflung kein Vor und Zurück. Doch die Verzweiflung kann und darf nicht das letzte Wort sein, wenn das Leben Sinn haben und machen soll – für Betroffene selbst, für deren Bezugspersonen und letztlich die gesamte Gesellschaft.
Verzweifelte bedürfen der Hilfestellung, um aus der empfundenen Ausweglosigkeit herauszufinden. Hilfe darf dabei kein Überstülpen von Lösungen sein, sondern die schrittweise Heranführung an selbst gefundene und entwickelte Lösungen und neue Perspektiven. Der schrittweise Prozess kann als Heilungsprozess apostrophiert werden. Neue Erkenntnisse, Eindrücke und Erfahrungen bilden hier die Brücke in die Zukunft und in neue Gegebenheiten auf höherem qualitativem Niveau.
Irrwege und Auswege
Für Betroffene ergeben sich im Zuge des Handelns und Nichthandelns Irrwege, und Auswege. Diese lassen sich nicht immer ganz leicht erschließen. Letztere einzuschlagen macht letztlich Sinn, will man nicht unter gegenwärtigen Verhältnissen erstarren, fremdbestimmt existieren oder sich letztlich treiben lassen.
- Irrwege stehen für Wege, die nicht zum Ziel führen, die nicht der Überwindung von auftretenden Herausforderungen und zur Bewältigung von Problemen dienen.
- Auswege stehen dem gegenüber für angemessene Wege, ein vorhandenes Problem zu lösen. Sie bieten insoweit Hoffnung gebende Perspektiven für die Überwindung des nicht zufriedenstellend Gegebenen.
Zu Beginn einer Fehlausrichtung ist diese nicht unbedingt offensichtlich, da wirksam werdende Einflüsse und auftretende Veränderungen im Zeitablauf nur schwer vorherseh- und abschätzbar sind. Irrwege können dabei letztlich unterschiedliche Ursachen haben, die sowohl beim Einzelnen, bei der Lebensumwelt oder bei beiden angesiedelt sein können. Richtiges Verhalten zu erschließen setzt hier eine hinreichende Reflexion, fortlaufende Überprüfung des Handelns und der jeweiligen Handlungsergebnisse voraus.
Auswege bieten demgegenüber angestrebte Lösungen, setzen allerdings voraus, sich der Mühen zu unterziehen, die deren Umsetzung erfordern. Entscheidend ist hier geistige Flexibilität, die vorhandene Bereitschaft und das erforderliche Potential, sich auf Alternativen zum Bekannten einzulassen. Irrwege sind da in aller Regel leichter einzuschlagen, führen allerdings kaum zum angestrebten Ziel. Es sich leicht zu machen kommt damit der Verweigerung einer Bewältigung nahe.
Zusammenfassung
Gerade heute stehen viele Menschen angesichts der Dynamik der Entwicklung, der Komplexität des Geschehens, der Vielfältigkeit der Herausforderungen und der ausufernden Wissenszunahme in einer Orientierungskrise. Bisherige Orientierungen verlieren angesichts des Neuen zunehmend ihre richtungsweisende Funktion und ihr Lösungspotential. So kommt es darauf an, neue Orientierung und damit neue Perspektiven zu finden, die über den Tag hinaus eine positive Entwicklung unterstützen und befördern.
Wird diese Orientierung nicht gefunden, so kann Orientierungsverlust sich bis zur Verzweiflung steigern. Diese ist als ein Empfinden von Hilf-, Aussichts- und Hoffnungslosigkeit mit lähmendem Charakter zu charakterisieren, die keine erstrebenswerte Zukunft schafft. Belastet werden dadurch nicht nur die Betroffenen, sondern auch Bezugspersonen, Entwicklung und Gesellschaft. Sich aus der Verzweiflung zu befreien bedarf zumeist einer hinreichenden Hilfestellung und förderlicher Unterstützung.
Im Zuge der Bewältigung zeigen sich uns Irrwege und Auswege. Irrwege sind da zunächst nicht unbedingt als Irrwege erkennbare, häufig einfache gestrickt und die Problematik verschärfend. Auswege sind demgegenüber dadurch gekennzeichnet, dass erheblicher Aufwand erforderlich ist und permanentes Bemühen das Handeln begleiten müssen. Offenheit, Flexibilität und Beharrlichkeit erscheinen hier ebenso geboten wie gemeinsames ehrliches Ringen, Rat und Begleitung.
Orientierungskrisen sind natürliche Erscheinungen. Sie in Grenzen zu halten wird allerdings zu einem unabweisbaren Erfordernis. Welche Wege sich letztlich als Irrwege und welche sich als Auswege erweisen, kann häufig nur die Zeit zeigen. Ungeachtet dessen sind wir gehalten, selbstkritisch zu sein, Verantwortung wahrzunehmen, soweit erforderlich zu handeln und nicht in Lethargie zu verharren. Hilfen zu nutzen und Alternativen kritisch zu prüfen wird uns wohl auch künftig niemand abnehmen.
Ob das auftretende Problem beim Einzelnen, der Umwelt oder beiden liegt, erscheint letztlich unerheblich. Will man beim Problem anzusetzen, gilt die Unerheblichkeit aber nicht.
Macht und deren Verführungskraft
Macht wohnt eine Verführungskraft inne, der dauerhaft zu widerstehen nicht immer leichtfällt. Der eingeräumte Freiraum kann schließlich konstruktiv als auch destruktiv genutzt werden und die auf der Grundlage gewachsener Erfolge gebildete Überzeugung eigener Unfehlbarkeit kann Angemessenheit des Handelns behindert oder verhindert. So bedarf es einer handlungsbegleitenden kritische Selbstreflektion, eines Eingehens auf abweichende vorgetragene Argumente und des Zugeständnisses der hinreichenden Berücksichtigung legitimer Interessen und Bedürfnisse anderer.
Die Dauer der Machtausübung hat da durchaus Einfluss auf das Führungsverhalten; es hat Einfluss, der in Abhängigkeit steht von gefestigten Grundüberzeugungen und ethischer Bindung, aber auch von zunehmenden Anfechtungen, von Beharrung, Routine, realitätsunabhängigem Selbstbild, Selbstgewissheit, sowie der Ausprägung eines unbedingten Durchsetzungswillens. Böser Wille muss damit nicht unbedingt verbunden sein, aber ein unkritisches Verhältnis zu sich selbst und zu seinem Verhalten.
Im Einzelnen gehen wir nachfolgend auf das Phänomen Macht näher ein und befassen uns anschließend mit der Verführungskraft, die diesem Phänomen innewohnt. Dies eröffnet uns die Möglichkeit, den sich daraus ergebenden Konsequenzen und Auswirkungen nachzuspüren. Dadurch ergibt sich für uns die Gelegenheit, Gegenstrategien zu entwickeln, zu entfalten und letztlich wirksam werden zu lassen. Dies gestaltet sich allerdings als ein schrittweise zu verwirklichender Entwicklungsprozess.
Macht
Macht zeigt sich uns als Gestaltungsmacht, als Möglichkeit oder Fähigkeit, etwas zu bewirken oder zu beeinflussen. Sie zeigt sich zuweilen auch als Form von Gewalt und Stärke, anderen den eigenen Willen aufzuzwingen und bei den vom eigenen Willen abweichenden Reaktionen auf Sanktionen zurückgreifen zu können, um Einordnung und Unterordnung zu erzwingen. Dabei wird nicht selten verkannt, dass für andere Sichtweisen, Meinungen und Überzeugungen durchaus gute Gründe sprechen können, die einer Berücksichtigung verdienen.
Angemessene Machtnutzung ist daher daran gebunden, neben der Aufgabenerfüllung dem gemeinsamen Wohl zu dienen. Dieses ist nicht mit dem Wohl und der Bequemlichkeit des Vorgesetzten gleichzusetzen. Er oder sie hat aufgrund des eingeräumten Freiraums und der damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeit Verantwortung für die Angemessenheit des gemeinsamen Handelns, die Berücksichtigung legitimer Interessen und Bedürfnisse, sowie der sich schrittweise vollziehenden Entwicklung wahrzunehmen.
So stellt sich handlungsbegleitend die Frage nach der Legitimität der Nutzung von Macht. Damit kommt Wertgebundenheit ins Spiel, also die Frage nach der ethisch-moralischen Vertretbarkeit von jeweiligem Tun und Unterlassen. Hier mehr auf Sensibilität als Durchsetzung zu setzen erscheint da als Klugheit, Wissen, Kompetenzen und Erfahrungen anderer einzubeziehen als erfolgsträchtige Option. Dazu erscheint allerdings eine personale Reife angezeigt, die sich im Zeitverlauf erst schrittweise bildet.
Verführungskraft der Macht
Mit dem eingeräumten Freiraum zur Nutzung von Gestaltungsmacht besteht ein Spielraum, Macht in positivem oder aber im negativen Sinne einzusetzen. Verführerisch ist hier, eigene Positionen ohne Rücksichtnahme auf Fakten und Argumente verpflichtend durchsetzen zu können. Eine Führungskraft kann dazu durch emotionale Instabilität oder durch die Grundüberzeugung verführt werden, für die eigene Position gute und überzeugende Gründe anführen zu können. Dies können aber Kooperationspartner zumeist auch.
Damit gewinnt Offenheit, Flexibilität und das Zulassen von Wissen, Können und Erfahrung anderer, sowie ein gemeinsames Ringen um tragfähige Lösungen für die zu bewältigenden Herausforderungen an Bedeutung. Sind diese Faktoren und das Annehmen ethischer Grenzen jedoch nicht gegeben oder unzureichend ausgeprägt, so erhöht sich die Gefahr der Verführung zu einem Verhalten, das fragwürdige Züge aufweist. Individuelle Grundorientierung besitzt damit Bedeutung für die Befähigung Führung auszuüben.
In der Praxis der Berufung von Führungskräften werden diese Aspekte allerdings meist nur unzureichend berücksichtigt und dies erscheint fatal, da sich Konsequenzen sowohl auf die Führungskraft und Abhängige ergeben, aber auch auf das erzielte Ergebnis des Führungshandelns und das soziale Klima im unmittelbaren und mittelbaren Bereich. Die im Rahmen vorhandener Macht bestehende Verführungskraft ist real und damit nicht zu unterschätzende Gefahr. Sie gilt es einzugrenzen und deren Wirksamwerden zu verhindern.
Konsequenzen und Auswirkungen
Der Missbrauch von Macht führt nicht nur beim Ausübenden, sondern auch bei den Bezugspersonen zu Konsequenzen, die fragwürdige bis unvertretbare Auswirkungen zeitigen. Bei der Führungskraft sind dies Abgehobenheit und Selbstherrlichkeit, sowie fehlendes Erkennen sinnvoller alternativer Möglichkeiten, für Unterstellte ein Vertrauensverlust, Abgrenzung, Rückzug und Verweigerung, möglicherweise auch zunehmende Aggressivität, Widerstand, sowie physische und psychische Belastungen.
Abgehobenheit, Selbstherrlichkeit und fehlendes Erkennen von Alternativen und Folgewirkungen für Abhängige und Betroffene lässt eine Kluft erwachsen, die ein gemeinsames Bemühen um Lösungen behindert. Zunehmende Isolation und Abgrenzung gegenüber anderen stärkt ferner die Selbstbezogenheit im Denken und Handeln. Es ergibt gewissermaßen ein „Kochen im eigenen Saft“ und dies ist eine Begrenzung bestehender Möglichkeiten zu Lasten des erzielbaren Ergebnisses.
Vertrauensverlust, Abgrenzung, Rückzug, Verweigerung, Aggressivität, Widerstand, sowie physische und psychische Belastungen als negative und damit kontraproduktive Phänomene zu bezeichnen, erscheint uns durchaus angemessen. Schließlich führen diese Empfindungen und Verhaltensweisen zu einer Abkehr von der wünschenswerten ergebnisorientierten Zusammenarbeit und präferieren als Antwort auf das erlebte Führungshandeln eigene Zielsetzungen.
Gegenstrategien
Als Gegenstrategien gegen bewussten oder unbewussten Machtmissbrauch bietet sich hier an, hinreichende Vorsorge und zielführende Maßnahmen zu treffen. Dies kann in der Beschränkung von Macht nach Zeit und Umfang, einer abgeforderten Rechtfertigung oder aber in der unterstützenden Begleitung und notfalls im korrigierenden Eingreifen bei fragwürdigem Führungshandeln liegen. Damit wird der Tatsache menschlicher Fehlbarkeit und der routinebedingten Ermüdung im Zeitablauf Rechnung getragen.
Mit Machtbeschränkung und Rechtfertigungszwang wird der Freiraum idealtypisch auf ein sinnvolles Maß beschränkt. Dies dient der Ausrichtung auf die übertragenen Aufgaben und zu verfolgenden Ziele, aber auch der Vermeidung von Exzessen und Missbrauch. Über die Machtbeschränkung und den Rechtfertigungszwang wird letztlich Orientierung gegeben und sinnvoll Grenzen gesetzt. Dies wirkt einem selbstherrlichen Machtrausch und einer Vernachlässigung ethischer Standards entgegen.
Unterstützende Begleitung und korrigierendes Eingreifen dient demgegenüber dazu, Hilfestellung zu gewähren und übergroße Abweichungen vom rechten Weg zu vermeiden. Damit wird sowohl auf unberücksichtigte Aspekte hingewiesen, Anstöße zur Reflexion angeboten, aber auch Fehlentwicklungen und Grenzüberschreitungen im Interesse der Aufgaben- und Zielbewältigung sowie der Beteiligten, nicht zuletzt auch der jeweils Verantwortung tragenden Führungskraft vermieden.
Zusammenfassung
Der Gebrauch von eingeräumter Macht kann nützen, aber auch schaden. Sie kann eine Hilfe zur Aufgabenerfüllung und Zielerreichung sein, aber auch für eigene Strebungen missbraucht werden. In erster Linie ist Macht ein Gestaltungs- und Handlungsfreiraum und es kommt auf seine Nutzung an. Guter Wille von Machtausübenden allein reicht da nicht aus, das mögliche Negative zu vermeiden oder zumindest zu beschränken. Denn der Macht wohnt eine Verführungskraft inne.
Diese Verführungskraft wächst mit der Wirksamkeitsdauer und der Ausdehnung des Ausmaßes an Freiraum. Wird hier nicht eine angemessene kritische Reflexion des Machtausübenden und ethische Bindung wirksam, so kann sich der Machtgebrauch jenseits des Sinnvollen und Gerechtfertigten bewegen und unerwünschte kontraproduktive Effekte zeitigen. Konsequenzen und Auswirkungen zeigen sich dann sowohl beim erzielten Ergebnis, bei der Führungskraft und den zugeordneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Um Konsequenzen und Auswirkungen eines Missbrauchs von Macht einzugrenzen bedarf es hinreichender Gegenmaßnahmen. Diese liegen einerseits in der Machtbeschränkung und in Rechenschaftspflichten, andererseits in einer unterstützenden Begleitung und im Bedarfsfalle im korrigierenden Eingreifen durch übergeordnete Instanzen. Entscheidendes Moment ist im jeweiligen Falle die Bindung des Handelns an die Legitimität. Nicht alles was faktisch möglich ist, ist letztlich auch vertretbar.
Rationale Auseinandersetzung und Ausgewogenheit des Verhaltens
Wenn sich die aktuellen Gegebenheiten als suboptimale Verhältnisse zeigen, so kommt es darauf an, bestehende Defizite zu überwinden, vorhandene Ungerechtigkeiten zu beseitigen und in Erscheinung getretene Schwachstellen zu eliminieren. Dies geschieht im Rahmen rationaler Auseinandersetzung und einer Ausgewogenheit des Verhaltens. Angesichts der sich zeigenden Veränderungen im Laufe der Zeit erfordert dies ein fortlaufendes Bemühen und eine ausgeprägte Ambiguitätstoleranz.
Der Blick auf Macht, Recht und Gerechtigkeit zeigt uns unmissverständlich, dass sich hier angesichts unterschiedlicher bestehender Bewertungsmaßstäbe und Schwerpunktsetzungen nahezu zwangsläufig immer wieder ein Dissens einstellt und sich der rechte und angemessene Weg nicht ohne weiteres unmittelbar jedem und jeder erschließt. Zumeist bedarf es eines Ringens um diesen Weg, eines Austausches von Argumenten sowie des ernsthaften Bemühens, Konsens herbeizuführen.
Im Zuge unserer Betrachtung befassen wir uns nachfolgend mit den sich in der sich vollziehenden Entwicklung auftretenden suboptimalen Gegebenheiten. Wir gehen ein auf rationale Auseinandersetzung als vernünftige Antwort und blicken auf die erforderliche Ausgewogenheit des Verhaltens, damit sich Zukunft als Fortschritt zeigt, der positiv zu werten ist. Letztlich geht es wohl darum, im Rahmen des Strebens nach Erfolg und sozialen Frieden fortlaufendes Bemühen und Ambiguitätstoleranz zu zeigen.
Suboptimale Gegebenheiten in der sich vollziehenden Entwicklung
Aktuelle Gegebenheiten sind im Rahmen der sich vollziehenden Entwicklung Augenblickserscheinungen. Sie sind unvollendete Baustellen, mit Herausforderungen und Rahmenbedingungen verbunden, die nach Verbesserung und Bewältigung rufen. Je dynamischer die Entwicklung, desto größer die kurzfristig zu bewältigende Aufgabenstellung und die zu überwindenden Defizite. Suboptimales Sein steht damit im Gegensatz zu erstrebten Zielvorstellungen und als wünschenswert empfundenen Verhältnissen.
Aktives Handeln ist damit der permanente Versuch, der sich fortlaufend verändernden Wirklichkeit gerecht zu werden und das Erforderliche zu leisten. Das wirklich Erforderliche erschließt sich allerdings erst mit Zeitverzögerung angesichts der erzielten Ergebnisse im Rahmen des Wirksamwerdens. Die zukunftswirksam werdende Handlungen sind zwangsläufig mit einem gewissen Maß an Unsicherheit verbunden und jeweilig Entscheidungen sind faktisch unter begrenztem Wissenstand zu treffen.
Leben unter suboptimalen Gegebenheiten ist insoweit der uns herausfordernde Normalfall, in dem es gilt, sich zu bewähren. Ein permanentes Ringen um bestmögliche Antworten und Lösungen kann dabei durchaus belasten und das Erzielen idealer Vorgehensweisen erscheint zwar wünschenswert, aber auch ungewiss. Hier gilt es, nicht Geduld und Mut zu verlieren und sich nicht zum Spielball fremder Entscheidungen machen zu lassen. Angemessenheit muss insoweit immer wieder neu erlangt, sichergestellt und bewahrt werden.
Rationale Auseinandersetzung als Antwort
Hilfereich erscheint hier die rationale Auseinandersetzung mit der zurückgelegten Entwicklung, den bestehenden Herausforderungen, aktuellen Gegebenheiten, wirksam werdenden Einflussfaktoren und absehbaren Perspektiven. Dies erleichtert es, im Zuge einer kritischen Reflexion eine möglichst realistische Vorstellung von der Zukunft zu erlangen, Alternativen zu durchdenken, sowie jeweilige Vor- und Nachteile der ins Auge gefassten und durchdachten Lösungsvarianten zu ergründen.
Rational ist hier nach allgemeiner Ansicht ein Verhalten, das von Vernunft gekennzeichnet ist. Vernunft steht dabei für ein durch Denken bestimmtes geistiges menschliches Vermögen zur Erkenntnis. In ihm wird den Dingen auf den Grund gegangen, werden Zusammenhänge offengelegt, Konsequenzen und Auswirkungen nachgespürt und in der Auseinandersetzung handlungsrelevant wirksam werdende Erkenntnisse erschlossen, die das nachfolgende Verhalten bestimmen sollten.
Hilfreiche Antworten zu finden ist letztliches Ziel des in Kauf genommenen Bemühens. Dabei bleibt allerdings ungewiss, ob Breite, Tiefe und Abgrenzung des Ergründens sich in der Zukunft als angemessen erweisen wird. Rationale Auseinandersetzung stellt insoweit ein nur unvollkommenes Bemühen dar, zumal neben der Ungewissheit auch reale Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit und unhinterfragte Vorurteile bestehen, die möglichen Erfolg beeinträchtigen können.
Ausgewogenheit des Verhaltens
Mit Hilfe der Rationalität ergibt sich die Chance, im Rahmen des Möglichen zu einer relativen Klarheit zu gelangen, die ein problemüberwindendes ausgewogenes Verhalten nahelegt. Als ausgewogen gilt ein Verhalten insbesondere dann, wenn alle als relevant einzuschätzenden Aspekte bei der Festlegung des Vorgehens einbezogen, fortlaufend überprüft und gewichtet wurden und werden. Hier geht es letztlich jeweils um Abwägungsprozesse, die ein fortgesetztes Ringen um Angemessenheit erfordern.
Ausgewogenheit stellt dabei eine Zielvorstellung dar, die in der gelebten Wirklichkeit nur unvollkommen erreicht wird und insofern bei einem Teil der von den getroffenen Maßnahmen Betroffenen möglicherweise eine mehr oder minder große Unzufriedenheit aufkommen lässt. Aus rationaler Sicht wächst in diesem Zusammenhang gerade heute der Konsensbildung, Konsenssicherung und Konsensbewahrung eine entscheidende Bedeutung zu, die nicht unterschätzt werden sollte.
Ein Blick auf das Verhalten macht deutlich, dass dieses vom Umfange her den Herausforderungen, Rahmenbedingungen, legitimen Interessen und Bedürfnissen, aber auch den bestehenden Erfordernissen Rechnung zu tragen hat. Dabei lassen sich nicht selten graduelle Unterschiede in der Einschätzung der jeweiligen Angemessenheit des Verhaltens finden. Insoweit ergibt sich die Notwendigkeit zur Rechtfertigung, damit das gezeigte Handeln oder Unterlassen als legitim eingeschätzt werden kann.
Fortlaufendes Bemühen und Ambiguitätstoleranz als Notwendigkeit
Aus vorgenannten Überlegungen wird deutlich, dass angesichts der sich vollziehenden Veränderungen, der wachsenden Erkenntnis und Erfahrung ein nie endendes Bemühen ebenso unverzichtbar erscheint wie Ambiguitätstoleranz. Letztere umfasst die Fähigkeit, mit Unklarheit, Unsicherheit und Unentschiedenheit von Situationen angemessen umzugehen. Dabei sind sowohl das Ausmaß, die Ausprägung sowie die Grenzen der jeweiligen Ambiguitätstoleranz entscheidend.
Angesichts der bestehenden Komplexität, Differenziertheit und Dynamik von Situationen tragen weder formales Recht noch Macht dem Anspruch einer anzustrebenden vollen Gerechtigkeit umfassend Rechnung. Dies führt uns die uns gesetzten Grenzen und auch die menschliche Unvollkommenheit deutlich vor Augen. Beide sind als gegeben hinzunehmen und kann trotz bestem Willen nicht umfassend überwunden werden. Fortlaufendes Bemühen ermöglicht jedoch ein Nachsteuern von Handlungen und Ambiguitätstoleranz hütet uns davor, vorschnell falsche Wege einzuschlagen.
Aus rationaler Sicht empfiehlt sich daher sowohl fortlaufendes Bemühen als auch Ambiguitätstoleranz zur Schadensbegrenzung. Das fortlaufende Bemühen setzt voraus, sich den Herausforderungen, Einflusskräften und erkennbaren Perspektiven zu stellen, aus Erkenntnis der Gegebenheiten Schlussfolgerungen zu ziehen und gebotene Maßnahmen in Angriff zu nehmen. Mittels Ambiguitätstoleranz wird dem gegenüber der Vorläufigkeit menschlicher Aktivität und der Ungewissheit von Auswirkungen Rechnung getragen.
Zusammenfassung
Im Rahmen der sich vollziehenden Entwicklung bestehen in aller Regel suboptimale Gegebenheiten, die uns herausfordern. Sie machen es erforderlich, sich fortlaufend den Herausforderungen, Veränderungen und Einflüssen zu stellen um in der Zeit mit Blick auf die Zukunft bestehen zu können. Als Antwort bietet sich eine rationale Auseinandersetzung mit der Gegenwart auf der Grundlage des Vergangenen und mit Blick auf das Zukünftige an. Dies dient dem Mitgestalten und verweigert ein sich treiben lassen.
Anzustreben ist dabei eine Ausgewogenheit des Verhaltens, die alle relevanten und damit zu berücksichtigenden Aspekte hinreichend einbezieht und angemessen gewichtet. Entscheidend ist letztlich die Angemessenheit des jeweiligen Handelns und Unterlassens, das sozialen Frieden zu bewahren aufgefordert ist. Vernunft wird hier bei aller Unvollkommenheit des Menschen zu einer entscheidenden Größe. Ohne Abwägungen, Entscheidungen, einem angemessenen ziehen von Konsequenzen und Korrekturen geht es dabei nicht.
Die Dynamik des Wandels macht ein fortlaufendes Bemühen und hinreichende Ambiguitätstoleranz unverzichtbar. Rationalität, Offenheit und Flexibilität stehen hier gegen festgefügte Strukturen, Traditionen und Positionen, gegen tradierte Machtansprüche und eine Verweigerung von Entwicklung. Dies widerspricht nicht dem Erfordernis eines gefestigten Fundaments im Gemeinwesen und zeitüberdauernder gemeinsamer verbindender Werte, die ethisch-moralischen Ansprüchen genügen.
Bedrängnis und Hoffnung
Relativierung und Einordnung in größere Zusammenhänge
Häufig sind wir in Alltagsnöte verstrickt, belasten uns aktuelle Herausforderungen und Probleme und wir vergessen das große Ganze. Dabei ist unser Alltag eingebunden in unseren Gesamtlebenslauf, die örtlichen Gegebenheiten in eine überörtliche Wirklichkeit, das Heutige in den Lauf der Zeit. Wir laufen Gefahr uns mit Kleinigkeiten und deren optimaler Bewältigung zu überfordern ohne dabei deren Relativität im Rahmen des Umfassenden und Überzeitlichen zu betrachten.
So laufen wir Gefahr, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu erkennen, nicht das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden zu können und damit an den eigentlich zu bewältigenden Aufgaben und deren Inangriffnahme vorbei zu gehen. So verdient die Relativierung von Einzelproblemen ungeachtet deren Bedeutung und Auswirkungen, sowie der Einordnung des Begrenzten in bestehende Zusammenhänge gerade in Zeiten dynamischen Wandels und einer Globalisierung an Beachtung.
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