Kurze Einführung in die Meditation


Exposé / Rédaction (Scolaire), 2000

6 Pages, Note: 11


Extrait


Meditation

Es gibt zwei Arten wie man Meditation verstehen kann. Einmal zur besseren Selbstkontrolle oder als Weg zu veränderten Bewusstseinszuständen. In der modernen westlichen Welt wird sie zumeist auf die erste Art genutzt. Sie dient zur Selbststeuerung als Mittel gegen Stress, Drogenmissbrauch oder einfacher Verstimmung. Die andere Art wird im östlichen Raum gebraucht. Hier hilft sie den Menschen sich von genormten Vorstellungen und Gedanken zu lösen. Die Meditation soll helfen gelöst und geistesgegenwärtig zu sein. Sie soll ihm helfen tiefere Einsichten über sich selbst und den Sinn seines Daseins zu finden. Die Meditation der westlichen Welt schafft ein Bewusstsein der Diesseitigkeit. Sie funktioniert nach dem Ursache-Wirkungsprinzips, während sich die Meditation der östlichen Welt, die wir hier betrachten werden, mit der Bewusstseinseinstellung der Jenseitigkeit beschäftigt. Es geht um eine Wendung nach innen. Sie zielt nicht auf zählbare Kenntnisse, sondern auf die Erfahrung eigener innerer Wirklichkeit ab. Gängige Weltanschauungen werden beiseite gelegt.

Konzentrierende und entfaltende Methoden der Meditation

Die Zen-Meditation stammt aus Japan, sie zählt zu der entfaltenden, während Yoga zu der konzentrierenden Meditation gezählt wird. Bei dem konzentrierenden Verfahren wird die Aufmerksamkeit auf ein einziges Ding gelenkt. Andere Wahrnehmungen werden versucht auszublenden. Das Ziel ist es das Bewusstsein zu steigern, dies lässt sich allerdings zu Anfang nur mit Hilfsmittel wie der Konzentration auf die Atemzüge erreichen. Dieses Hilfsmittel wird auch bei der Zen-Meditation gebraucht. Hier werden innere und äußere Reize nicht ausgeschlossen, sondern erschlossen. Eine Anhaftung an ihnen wird allerdings vermieden.

Die kombinierte Methode der Meditation schließt Teile beider Arten ein. Hier wird sich zum Beispiel auf den Atem und einem Mantram konzentriert, aber auch andere Reize werden zugelassen, werden diese jedoch zu stark, beschäftigt man sich wieder mit dem Atem und dem Mantram.

Die Unterschiede wurden besonders deutlich nachdem man die Gehirnströme der Yogis, den Vertretern der konzentrierenden Meditation und die der Mönche, die die entfaltende Meditation praktizierten, untersuchte. Sie wurden verschiedenen äußeren Reizen ausgesetzt. Die Yogis nahmen die Reize nicht wahr, sie haben sie weder gesehen noch gehört oder gefühlt. Die Mönche, die mit offenen Augen meditieren, waren für alle Sinnesreize offen. Sie nahmen jeden Reiz wahr. Der nicht-meditierende Mensch gewöhnt sich an die Reize, er stumpft ab und nimmt sie mit der Zeit nicht mehr wahr.

Grundhaltungen der Meditation

Es gibt zwei Grundhaltungen der Meditation. Die asketische und die synkretistische. Die Asketische hatte ursprünglich die Funktion die Götter durch Opfer wohlgesonnen zu machen. Schon Buddha erkannte, dass der asketische Weg sehr lebensfeindlich ist. Dem heutigen Menschen liegt die synkretistische Grundhaltung näher. Sie übt sich in lebensdienlicher Genügsamkeit. Außerdem verbindet sie das geistige und das religiöse Streben des Einzelnen mit den Interessen der Gesellschaft.

Ziel der Meditation

Für Menschen, die den Selbstzweck der Meditation nicht begreifen wollen, muss es ein Ziel geben, dieses definieren wir so: Das Ziel der Meditation ist die völlige Konzentration, die Erleuchtung, die Freiheit, die Weisheit und die Liebe. Man kann auch eine bestimmte Bewusstseinsfunktion bei der Meditation fokussieren. Zum Beispiel kann man sich fragen nach welchen Grundsätzen man sein Leben leben möchte. Meditation soll zum geistigen Erkennen führen. Der Verstand, das Gefühl, die Wachsamkeit und die Hingabebereitschaft werden beteiligt. Es geht um die Tiefe des Erlebens, um die Balance des Seins. Bei der Meditation geht es nicht um äußere Leistung, sondern um innere Lösung. Allerdings sollte man seine Konflikte auf andere Weise lösen und dann erst meditieren.

Gelenkte Meditation

Um ins Detail gehen zu können, suchten wir uns einen Schwerpunkt, dies ist die gelenkte Meditation. Die gelenkte Meditation setzt das Bedürfnis voraus sein Bewusstsein zu entwickeln und zu verwandeln. Die Wandlung ist abhängig vom persönlichen Temperament und auch dem Landstrich dem man entstammt. So sagt man dem Chinesen, nach er sei extrovertiert. Passend dazu stammt das T’ai-chi aus China. Die „stilleren“ Japaner entwickelten die Zen-Meditation. Aufgrund dieser Tatsachen kommt man schnell zu dem Schluss, dass die „Erleuchtung“ nicht bis ins Detail definiert werden kann, da sie von der Persönlichkeit abhängig ist. Jede Meditation hängt von dem geistigen Hintergrund ab, aus dem sie entwickelt wurde.. Um die gelenkte Meditation zu zelebrieren, ist es notwendig bestimmte Haltungen und Lebensauffassungen einzuüben. Es gibt sechs Faktoren, die man berücksichtigen muss: Die Gedankenkontrolle, die Willenskontrolle, die Gelassenheit, die positive Grundeinstellung, die Unbefangenheit gegenüber der Wirklichkeit und einer Zunahme des inneren Gleichgewichts.

Um das Stillewerden zu erreichen, versucht man sich ein Gegenstand, ein Wort, eine Silbe in einer bestimmten meditativen Weise zu nähern. Man versucht sich mit einem Gegenstand so sehr vertraut zu machen, dass er im Inneren wieder aufersteht. So schafft man eine „innere Außenwelt“. Die Schwierigkeit besteht darin, die Dinge in ihrer Vollständigkeit zu erfassen. Man muss versuchen, sie im Kontext anderer Erscheinungen und Ereignisse zu verstehen. Die Meditation soll zu einem Zustand der Wachheit und einer Abnahme der Abstraktion verhelfen, da die Abstraktion tatsächliche Erfahrungen verfälscht. Der Meditierende ist gezwungen zu verstehen, dass sich nicht jedes Problem durch Denken allein lösen lässt.

Man muss sich die Ergebnisse der Meditation selbst erarbeiten, da sich die ihr innewohnenden Erlebnisse durch Sprache nicht präzise vermitteln lassen.

Mittel zur gelenkten Meditation

Man versucht mithilfe der gelenkten Meditation die Wirklichkeit unmittelbar zu erfahren, mit ihren Hintergründen und in all ihrer Vielschichtigkeit.

Um der gelenkten Meditation Herr zu werden, bedarf es an Übung. Diese sollte möglichst gleichförmig sein, daher sollte man die meditative Technik nicht wechseln. Der ganze Mensch sollte in den Prozess der Übung miteinbezogen werden, dabei darf der geistige Schwerpunkt der Übung den körperlichen nicht verdrängen und dieser darf auch nicht zum Selbstzweck werden. Die Kontinuität der Meditation ist wichtig. Nur die Stetigkeit des Übens verschafft jene Balance, mit der das Gelingen der Meditation steht und fällt. Die Meditation darf zeitlich niemals auf Kosten des übrigen Lebens gehen.

Die beste Zeit zum Meditieren ist die Nacht und der Morgen. Da die Nacht beängstigend ist, hilft die Meditation sie durchzustehen. Der Morgen ist die Zeit des Neuanfangs, daher ist eine Meditation hier sinnvoll, um seine geistige Haltung zu stärken. Der Ort sollte für den einzelnen bedeutungsvoll sein. Es hängt von den persönlichen Vorlieben ab, ob man in Einsamkeit oder in der religiösen Gemeinschaft meditiert.

Das Meditationsobjekt

Objektgebundene Meditation ist zumindest für den Anfang sinnvoller, obwohl die objektlose Meditation direkter und wirkungsvoller ist. Aber da selbst Atmung ein Objekt ist, ist es sehr schwer die Objekte völlig auszuklammern. Objekte, die man konkret mit der Meditation in Verbindung setzt, helfen zu innerer Sammlung und Einkehr zu gelangen. Hierfür nutzt man zum Beispiel sakrale Gegenstände und Bilder (Mandalas). Allerdings darf man dem Gegenstand keine magischen Kräfte zuschreiben, sie sind nur eine Hilfe.

Das Mantram

Die wörtliche Bedeutung des Mantrams spiegelt auch seinen Zweck wieder: „man“ bedeutet denken und „tra“ ist das Werkzeug. Mit Hilfe des Mantrams wird eine tiefe Kommunikation mit den inneren Kräften erzielt. Das bekannteste aller Mantrams ist die Silbe „OM“. Durch seine Klangqualität wird die rechte, intuitive Gehirnhälfte belebt. „OM“ wird nicht, wie vielfach missinterpretiert, „OM“, sondern „A-U-M“. Das „A“ kommt hinten aus dem Gaumen, es steht für das Wachbewusstsein. Das „U“ entsteht in der Mitte des Mundraumes, es symbolisiert das Traumbewusstsein. Das „M“, welches Vorne geformt wird, steht für das Tiefschlafbewusstsein, das Unbewusste. Zuletzt kommt das Schweigen. So reflektiert dieses Mantram alle vier Zustände des Seins.

Rauschmittel

Ihre Bedeutung für die Meditation wird oft totgeschwiegen. Alkohol, Halluzinogene, aber auch Weihrauch und Räucherstäbchen können die Einleitung in Versenkungszustände erleichtern. Rauschmittel verschiedener Art, insbesondere die Halluzinogene, können zu Zuständen, die der meditativen Versunkenheit ähneln. Zumindest verhelfen sie zu einer größeren Durchlässigkeit des Geistes für derartige Erfahrungen. Allerdings ist jede Art von Sucht, also einer der schlimmsten Form von Anhaftung, dem buddhistischen Gedanken abträglich.

Das Fasten

Das Fasten dient oft zur Vorbereitung zur Meditation. Ursprünglich hatte es die Funktion das Eindringen der Geister der Toten in den eigenen Körper zu verhindern. Später diente es einfach als asketische Übung, es sollte die Konzentration durch die Beherrschung selbstverständlicher Körperfunktionen steigern. Heute dient es als Reinigungsritus, genauso wie die Enthaltsamkeit von Geschlechtverkehr. Ein gelenktes, nicht übertriebenes Fasten, ist unter Umständen sinnvoll, aber nur wenn es nicht zum Selbstzweck wird und das Ziel der Durchführung nicht vergessen wird.

Die Bewegung und die Atmung

Die Bewegungsabläufe bei der Meditation sollten möglichst kontinuierlich, ohne Unterbrechung und ohne abrupte Richtungsänderungen durchgeführt werden.

Der Atem spielt bei der Meditation eine besondere Rolle. Normalerweise ist unser Atem unregelmäßig und flach, er spiegelt die Diskontinuität unseres Alltagsbewusstseins, unsere stets wechselnde Aufmerksamkeit und unseren unsteten Gedankenfluss wieder. Durch die Meditation sollen nun diese Unregelmäßigkeiten durch Beherrschung des Atems bekämpft werden.

Dem Körper soll bei der Meditation keine Leistung abverlangt werden, er dient als Instrument zur Öffnung des eigenen Inneren. Die Sitzhaltung soll nicht übertrieben werden oder gar eine Qual sein. Auch wird keine Starre Bewegungslosigkeit erstrebt, sondern eine ständige Bewegung des Brustkorbes beim Atem.

Verständnis und Unverständnis der Meditation

Mithilfe der Meditation suchen wir eine erfahrungsmäßige Begegnung mit der letzten Wirklichkeit, indem wir den eigenen Wesensgrund mit dem Absolutem in Beziehung bringen. Meditation ohne zugrundeliegende geistige Haltung beweist sich selbst ihre Absurdität. Die Meditation stellt bestimmte moralische Forderungen, wie die Gewaltlosigkeit, die Wahrhaftigkeit, die Keuschheit, das Nicht-Stehlen und das Nicht-Begehren. All diese Vorraussetzungen machen die eigentliche Meditation erst möglich. Sie gipfelt in der Kontemplation, dem Überbewusstsein. Es ist ein Trugschluss sich selber vorzumachen, dass man nur durch sich hinsetzen und sich konzentrieren, schon meditiere. Hiermit erreicht man allenfalls Entspannung. Die Meditation läuft auf das Leerwerden des eigenen Bewusstseins hinaus. Oft wird die Vervollkommnung des Charakters, die die Zielvorstellung des Meditierenden ist, mit Selbstverwirklichung gleichgesetzt. Mit der Vervollkommnung des Charakter ist eher die Ausdehnung der Nächstenliebe gemeint. Die anfängliche Eigenliebe soll so erweitert werden, dass sie zu allgemeiner Menschenliebe wird.

Leute, die sich in der Meditation versteigen, ohne ihren Sinn tatsächlich verstanden zu haben, verbreiten ihre persönlichen, inneren Erfahrungen, die sie in einem vermeintlich meditativen Zustand gemacht haben. Diese Menschen entwickeln oft eine moralische Arroganz.

Die Meditation ist ein ganzheitliches Geschehen. Sie hat Konsequenzen für das ganze Leben bzw. alle Tätigkeiten. Jeder Versuch bei der Meditation etwas erreichen zu können, zerstört den meditativen Prozess von seinem Wesen her.

Konzentration

Für die Meditation darf man weder dumpf noch abgelenkt sein. Sie lässt sich nicht mit der Konzentration wie wir sie kennen gleichsetzten. Im Gegensatz zur Konzentration, bei der sich die Aufmerksamkeit nach äußeren Problemen richtet, bündelt der Meditierende sein Bewusstsein und lenkt seine Aufmerksamkeit nach innen. Der Meditierende muss mit höchster Aktivität einen Zustand der Passivität anstreben. Auch er kann sein Bewußtseinsstrom nicht abstellen, er kann ihn lediglich in eine bestimmte Richtung lenken. Um nicht aufgrund eines Stroms von äußeren Reizen sein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren, muss der Meditierende äußere Hilfen aktivieren. Entscheidend für die Anwendung dieser Mittel ist, das sie keinen mechanischen Prozess in Bewegung setzen. Wichtig für die Meditation ist es nicht zu verkrampfen, wenn die nötige Aufmerksamkeit nicht erbracht werden kann. Jede Meditation besteht aus unterschiedlichen Phasen: spielerischen und angestrengten.

Der Meditierende soll ein Maximum von Aufmerksamkeit und Wachheit aufbringen, damit sich seine Gedanken möglichst wenig zwischen ihn und das Betrachtete schieben. Bei der Meditation soll man sich auf den fließenden Strom des inneren Geschehens konzentrieren.

Fazit

Wie sieht nun der „Königsweg“ der Meditation aus? Er gründet sich in einem rückhaltlosen, gesammelten Sich-Eröffnen, nachdem man sich vorher innerlich zur Ruhe gebracht hat - nicht aktivistisch oder gar gewaltsam, sondern indem man die Affekte und störenden Gedanken gleichsam zur Seite legt. Eine solche volle und unbefangene Zuwendung ist das Gegenteil eines ziellos grübelnden Über-Etwas-Nachdenkens. Die Erfahrung des In-der-Welt-Seins und zugleich des Bei-Sich-Seins ist während des Meditierens fast immer gesteigert.

Die Absichtslosigkeit der Meditation ist für den Außenstehenden völlig uneinsichtig, weil er keine inneren Zugang zu ihr hat. Erst wenn er sich tief in diese Kunst eingelebt hat, wird er ihre Bedeutung erkennen. Aus eben diesem Grunde, dass meditative Erlebnisse quasi unvermittelbar sind, war dieses Thema anstrengend und kompliziert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Meditation eine Möglichkeit ist, zu innere Ruhe und einen eigenen Lebenssinn, aufgrund der Begegnung mit der geistigen Wirklichkeit, zu finden.

Fin de l'extrait de 6 pages

Résumé des informations

Titre
Kurze Einführung in die Meditation
Note
11
Auteur
Année
2000
Pages
6
N° de catalogue
V100807
ISBN (ebook)
9783638992305
Taille d'un fichier
336 KB
Langue
allemand
Mots clés
Meditation
Citation du texte
Isabel Gerlach (Auteur), 2000, Kurze Einführung in die Meditation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100807

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