Diese Arbeit untersucht, wie die Beziehung der menschlichen zur nicht-menschlichen Natur umgestaltet werden soll, um Probleme, die eine Mischform aus natürlichen und menschlichen Einflüssen sind, besser lösen zu können. Dafür wird in einem ersten Schritt das historisch gewachsene Verhältnis des Menschen zur Natur nachgezeichnet. Anschließend wird mit Bezug auf die Anthropozän-Hypothese die Notwendigkeit aufgezeigt, die nichtmenschliche Natur nicht ausschließlich als passives Objekt zu betrachten, sondern als einen Teil der Gesellschaft.
In einem nächsten Schritt werden Elemente der Akteur-Netzwerk-Theorie eingeführt, die mit ihrer beschreibenden Soziologie die Verflechtungen zwischen Natur und Gesellschaft herauszustellen versucht und damit einen theoretischen Hintergrund für das normative Erkenntnisinteresse dieser Arbeit liefert. Darauf aufbauend werden Bruno Latours' Forderungen nach einer radikal veränderten politikfähigen Ökologie mittels eines "Parlaments der Dinge" aufgegriffen, um Möglichkeiten für eine rechtliche und politische Neuordnung der Mensch-Natur-Beziehung aufzuzeigen.
Angesichts der durch den Menschen ausgelösten Umweltveränderungen, denen der Mensch in Form einer Weltgesellschaft gegenübersteht, stellt sich die Frage, wie der Mensch als treibender Faktor, aber eben auch als Leidtragender dieser Veränderungen Wege findet, der Problematik zu begegnen. Dafür bedarf es der Problemlösungsansätze, die die wechselseitigen Beziehungen von Politikfeldern sowie von unterschiedlichen Nationalstaaten und auch die Beziehungen zwischen Generationen mitdenken, und zwar von der lokalen bis zur globalen Ebene.
Doch nicht nur die menschliche Welt als Gemeinschaft muss sich neu aufstellen, um Herausforderungen wie dem Klimawandel und seinen Folgen zu begegnen, sondern es bedarf auch einer Neuordnung/Reflexion des dichotomen Verhältnisses zwischen dem Menschen auf der einen und der Natur auf der anderen Seite. Denn die Beziehung zwischen der menschlichen und der nicht-menschlichen Natur kann im Anthropozän (Zeitalter des Menschen als formende Kraft) durchaus als krisenhaft beschrieben werden.
So ist gemäß Latour erst die Trennung von Natur und Gesellschaft dafür verantwortlich, dass gesellschaftliche Praktiken vollzogen werden konnten, die zur gegenwärtigen Umweltproblematik führten. Aus diesem Grunde müssen zur Bewältigung der ökologischen Krisen im Anthropozän neue Formen des Umgangs mit der nicht-menschlichen Natur gefunden werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Dichotomie im Mensch-Natur Verhältnis
- Anthropozän
- Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT)
- Akteur
- Netzwerk
- Übersetzung
- Kollektiv
- Bruno Latours „Parlament der Dinge“
- Notwendigkeit einer Vertretungsstruktur für die nicht-menschliche Natur
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herausforderung des Anthropozän für das Mensch-Natur-Verhältnis und erörtert, wie neue Formen des Umgangs mit der nicht-menschlichen Natur im Erdzeitalter des Menschen gefunden werden können.
- Die historische Dichotomie im Mensch-Natur-Verhältnis
- Das Anthropozän-Konzept und seine ethischen Implikationen
- Die Akteur-Netzwerk-Theorie und ihre Relevanz für die Umweltproblematik
- Bruno Latours „Parlament der Dinge“ als Konzept für eine politische Ökologie
- Die Notwendigkeit einer Vertretungsstruktur für die nicht-menschliche Natur
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik des Anthropozäns dar und die Frage nach neuen Formen des Umgangs mit der nicht-menschlichen Natur.
Historische Dichotomie im Mensch-Natur Verhältnis
Dieses Kapitel zeichnet die historische Entwicklung des Mensch-Natur-Verhältnisses nach, beginnend mit der jüdisch-christlichen Schöpfungslehre bis hin zur Industrialisierung und den Umweltbewegungen des 20. Jahrhunderts.
Anthropozän
Dieses Kapitel erklärt das Anthropozän-Konzept und seine Bedeutung für die kritische Selbstreflexion des Menschen sowie für die ethische Verantwortung gegenüber dem Erdsystem.
Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT)
Dieses Kapitel stellt die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) vor, die eine allgemeine Theorie des Sozialen konstruiert, indem sie die Verflechtungen von Natur und Gesellschaft sowie menschlichen und nicht-menschlichen Wesen untersucht.
Bruno Latours „Parlament der Dinge“
Dieses Kapitel diskutiert Bruno Latours Konzept eines „Parlaments der Dinge“ als Vorschlag für eine politische Ökologie, die die moderne Natur-Gesellschaft-Dichotomie überwindet und eine demokratische Repräsentation der Dinge einfordert.
Notwendigkeit einer Vertretungsstruktur für die nicht-menschliche Natur
Dieses Kapitel analysiert die Notwendigkeit einer Vertretungsstruktur für die nicht-menschliche Natur im Anthropozän, um den Interessen der Natur innerhalb des politischen und rechtlichen Systems eine Stimme zu verleihen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind: Anthropozän, Mensch-Natur-Verhältnis, Akteur-Netzwerk-Theorie, politische Ökologie, Parlament der Dinge, nicht-menschliche Natur, Vertretung, Rechtspersönlichkeit, hybride Rechtspersonen.
- Arbeit zitieren
- Janik Horstmann (Autor:in), 2020, Anthropozän-Konzept als Herausforderung für das Mensch-Natur-Verhältnis. Umgang mit nicht-menschlicher Natur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1008433