Peter Bichsel - Die Männer
Die Geschichte „Die Männer“ von Peter Bichsel erzähl von einer Frau gesehen durch Männeraugen.
Diese Frau wird in verschiedenen Situationen, wie im Café oder bei der Arbeit beobachtet, und in Ihre Beschreibung projizieren die betrachtenden Männer ihre eigenen Phantasien.
Beim Lesen der Geschichte fällt auf, dass der Text einen etwas verworrenen Verlauf nimmt, d.h. an manchen Stellen nicht chronologisch zu verlaufen scheint. Dies läßt sich durch die zwei unterschiedlichen Erzählebenen erklären, aus denen d er Text aufgebaut ist. Über den Männern, die hier als wertender personaler Erzähler die Frau beschreiben, steht ein auktorialen Erzähler, der seinerseits das Verhalten der Männer kommentiert.
Die Männer beobachten die Frau nicht das erste mal(„Sie wartete hier bald auf eine Freundin, auf eine Kollegin, “ ; Z.3/4) und mit einer sehr großen Genauigkeit. („Sie machte Lungenzüge, sah man. Eine Freundin hatte es sie gelehrt, wußte man.“ Z.13/14) Der auktoriale Erzähler macht sich auf der Basis der sprachlichen Mittel über die Einstellung der Männer lustig indem er ihre Spekulationen im Indikativ präsentiert um damit deren eigene Überzeugung darzustellen. Ihre Gedanken werden immer auf die gleiche Art und Weise eingeschoben in dem er durch ein Komma abgetrennt den Nachsatz „dachte man“ hinzufügt.(„Sie ist jung, dachte man auch.“, Z.11/12) Das unpersönliche Wörtchen man wird hier zur Wertung und symbolisiert die eigene Interpretation der Frau durch die Männer. Er schleicht sich in die Gedanken der Männer ein und präsentiert auch noch ihre Wünsche um sie bloß zu stellen. (Z.12 „Ein bisschen verdorben, wünschte man.“)
Auffällig ist das nur reine Äußerlichkeiten und Verhalten der Frau beschrieben werden(„Sie hat einen sinnlichen Mund “ Z.18 -23) was die Männer als oberflächlich darstellt. Ihr steigender Enthusiasmus zeigt sich anhand der doppelten Beschreibung des an- und ausziehens. Beides wird durch zwei Verben beschrieben wobei das zweite jeweils eine bildhaft Darstellung durch die Augen der Männer ist. („Sie sahen ihr zu wie sie den Mantel auszog, sich ausschälte. Später wieder anzog, sich in ihn schmiegte, über die Hüften strich.“ , Z.15 - 17) Hinzu tritt das die anfangs anapherartigen beschreibenden Sätze des Mannes (Z.18 - 23 „Sie hat einen sinnlichen Mund. Sie hat schöne Haare Eine weiche Stimme Rehaugen.“) immer kürzer werden, was auf der einen Seite die steigende Begeisterung des Mannes symbolisiert auf der anderen jedoch auch mit einer größer werdenden Abstraktion der Frau einhergeht, die schließlich in einer Reihung von Vergleichen nur noch als reines Objekt betrachtet wird. („Sie ist ein kleines Mädchen, ein kleines Ding, ein Püppchen , ein Schmetterling, dachte man auch. “ Z.25/26)
Diese Tatsache und, dass ihre Beobachtungen im Präsens formuliert werden(Z.18 - 20) lassen so auf einen Höhepunkt der Geschichte schließen. Dies unterstützt ein Stellungswechsel des Pronomens „man“ - es übernimmt die Spitzenstellung des Satzes. („Man kannte ihre Stimme.“, Z.21) Hier findet sich also eine zentraler Schwerpunkt des Erzählers; er zeigt die triebhafte Überinterpretation der Männer anhand einer simplen Alltagssituation.