Stadtentwicklung in Südostasien am Beispiel Vietnam und Hanoi

Fachliche Grundlagen und Möglichkeiten der Umsetzung im Fach Geographie


Examensarbeit, 2010

122 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINFÜHRUNG
1.1 Zielsetzung und Fragestellung

2 ÜBERBLICK UND BEGRIFFSDEFINITION
2.1 Vietnam - Geographische Hintergrundinformationen
2.2 Hanoi - Eine Stadt in Südostasien
2.3 Hanoi im Siedlungssystem Vietnams
2.3.1 Lage Hanois
2.3.2 Administrative Gliederung
2.3.3 Agglomerationsräume in Vietnam

3 HISTORISCHE ENTWICKLUNG HANOIS
3.1 Stadtgründung und vorkoloniale Phase
3.2 Französische Kolonialherrschaft
3.2.1 Unkontrollierte städtebauliche Entwicklung bis 1920
3.2.2 Koordinierte Planungsmaßnahmen bis zur Revolution
3.2.3 Hanoi im Unabhängigkeitskampf bis zum Ende der französischen Kolonialherrschaft
3.3 Hanoi in der Phase staatlicher Plan- und Verwaltungswirtschaft .
3.3.1 Bevölkerungsentwicklung im zweiten Indochinakrieg
3.3.2 Stadtplanung unter sozialistischer Ideologie
3.4 Exkurs: Hanoi als ökologischer Raum
3.4.1 Stadtklima
3.4.2 Schadstoffbelastung
3.5 Die wirtschaftliche Erneuerung „Doi Moi"
3.5.1 Der Transformationsprozess in Vietnam
3.5.2 „Doi Moi" - Auswirkungen auf Hanoi
3.6 Untersuchungsareal: 36-Gassen-Gebiet
3.6.1 Transformationsprozesse in den unterschiedlichen städtebaulichen Phasen
3.6.1.1 Vorkoloniale Phase
3.6.1.2 Phase der Französischen Kolonialherrschaft
3.6.1.3 Phase der staatlichen Plan- und Verwaltungswirtschaft
3.6.1.4 Das „36-Gassen-Gebiet” seit Doi Moi
3.6.2 Straßenraumnutzung im „36-Gassen-Gebiet”
3.6.3 Wohnnutzung und Raumorganisation
3.6.4 Fazit: Hindernisse und Chancen für das „36-Gassen-Gebiet”

4 DIE MUNICIPALITY IN GEGENWART UND ZUKUNFT
4.1 Bevölkerung
4.2 Migranten in Hanoi
4.3 Wohnungsbau und sozialräumliche Polarisierung
4.3.1 New Urban Areas
4.4 Entwicklungspolitik
4.4.1 Deutschland in Vietnam
4.4.2 Nachhaltige Entwicklung der Megastadt
4.4.3 Klimaschutz durch nachhaltige Gebäudetechnik
4.4.4 Projekt „Clean Air” Hanoi
4.4.5 „Hanoi towards the Future”

5. Zusammenfassung und ABSCHLIEßENDE Beurteilung

6 DIDAKTISCHE GRUNDLAGEN
6.1 Schülerinteressen an Südostasien allgemein
6.2 Stadtentwicklung: ein Thema für den EWG-Unterricht!?
6.2.1 Die Bedeutung des Themas für die Schülerinnen und Schüler
6.2.2 Vernetztes Denken
6.2.3 Die Rolle der Geographie
6.2.4 Der Bezug zum Bildungsplan für die Realschule '04
6.2.5 Exkurs: Vietnam im Kontext Schule (Klasse 5-10)

7 DIDAKTISCHE REDUKTION
7.1 Hanoi - Leben in einer sich wandelnden Stadt
7.1.1 Bedingungsanalyse
7.1.1.1 Ist-Stand-Feststellung
7.1.1.2 Einbettung der Stunde in die Unterrichtseinheit
7.1.2 Sachanalyse
7.1.2.1 Hanoi - Leben in einer sich wandelnden Stadt
7.1.3 Didaktische Reflexion
7.1.3.1 Einordnung in den Bildungsplan'04
7.1.3.2 Bedeutung des Themas für die Schülerinnen und Schüler
7.1.4 Lernziele
7.1.5 Methodische Analyse
7.2 Wirtschaftsstandort Ha Noi - Da Nang - Ho Chi Minh City
7.2.1 Konzeption
7.2.2 Lernziele
7.2.3 Unterrichtsmethode Rollenspiel
7.2.4 Spielorganisation
7.2.5 Ablauf der Unterrichtseinheit

8 LITERATUR VERZEICHNIS

Vorwort

Vietnam ist ein Land, in dem uns vieles fremd und eigenartig erscheint. Endlose Reisfelder, einsame Strände, hohe Berge, tief eingeschnittene Täler, Buchten und Deltalandschaften, Tempel und Pagoden sowie die ausgesprochen freundlichen und aufmerksamen Menschen machen Vietnam zu einem ungemein lohnenswerten Reiseziel. Es ist also kaum verwunderlich, dass ich nach einer ausgesprochen aufschlussreichen Exkursion in die sozialistische Republik Vietnam den Entschluss fasste, mich in meiner Zulassungsarbeit mit genau diesem Land auseinander zu setzen. Ein weiterer Grund hierfür sind die Menschen vietnamesischer Herkunft, die ich seit meiner Heimkehr kennenlernen durfte. Sie haben mich mit ihrer Offenheit und Unbeirrbarkeit bedingungslos fasziniert und mich einen persönlichen Wandel erfahren lassen, wie auch das Land selbst. Diese zweite Generation der sogenannten „Boat People" hat mir die Verbundenheit zwischen Deutschland und Vietnam aufgezeigt, die enger ist, als es die räumliche und kulturelle Entfernung vermuten lässt. Einige dieser Berührungspunkte werden im didaktischen Teil dieser Arbeit erläutert, da sie die Bedeutung des Themas im Unterricht deutscher Schulen veranschaulichen können.

In ihrem Drang, in ein neues Zeitalter aufzubrechen, sind die Vietnamesen unschlagbar. Viele Beschreibungen, die Konfuzius mit Coca Cola und Ho Chi Minh mit Hip-Hop in Einklang bringen möchten, zeigen die rasche Entwicklung des Landes auf, das sich im Laufschritt an andere Tigerstaaten anschließen möchte. Dabei gibt es wenige Länder, die einen ähnlich schweren und langen Leidensweg hinter sich haben. Die gewaltigen Fremdeinflüsse auf die Städte Hanoi und Ho Chi Minh City dauerten bis zum Ende der Achtzigerjahre an. Die kulturelle Vielfalt des Landes und die gewaltige Zahl der Faktoren, die sich vor allem in der Hauptstadt des Landes widerspiegeln, sind beachtlich.

Die Wahl des Themas, welches sich mit Vietnam beschäftigen sollte, fiel daher auf die älteste noch bestehende Hauptstadt Südostasiens. Dazu passt sehr gut, dass Bestehen der Stadt wurde 2010 zum deutsch-vietnamesischen Jahr gewählt. Es ist also angebracht, der Entwicklung einer Stadt im Transformationsprozess auf den Grund zu gehen, deren Gefüge zu verstehen und mögliche Entwicklungschancen zu entdecken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Blumenhändler in Hanoi

Quelle: Eigene Aufnahme [April 2009]

1 Einführung

1.1 Zielsetzung und Fragestellung

Transformationsprozesse beeinflussen die Entwicklung eines Landes auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. Die Anzahl endogener und exogener Kräfte, die auf die Entwicklung der Hauptstadt Hanoi eingewirkt haben, ist beachtlich. Politisches Handeln und wirtschaftlicher Fortschritt sind unabdingbare Faktoren, die die Entwicklung vietnamesischer Städte beeinflussen. Zu Beginn dieser Arbeit wird es also notwendig sein, grundlegende Begriffe zu definieren, die die Gegebenheiten vor Ort weitreichend erläutern und Informationen offen zu legen, die das weitere Verständnis erleichtern. In der wissenschaftlichen Literatur werden häufig die Begriffe Entwicklungsland, Schwellenland, Tigerstaat und auch Dritte-Welt-Land verwendet, um die Demokratische Republik Vietnam zu beschreiben. Ähnlich verhält es sich bei Informationen zur Hauptstadt selbst. Handelt es sich bei Hanoi um eine Megastadt? Eine asiatische Metropole? Und wenn ja, ist der Frage nachzugehen, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hat und ob sie das Potenzial in sich trägt, eine gewichtige Rolle im südostasiatischen Raum und somit auch in einer globalisierten Welt zu spielen. Weiter muss natürlich auch geklärt werden, was man im geographischen Sinne überhaut unter Stadtentwicklung beziehungsweise Stadtgeographie versteht und auf welche Besonderheiten zu achten ist. Nach der Erläuterung dieser grundlegenden Begriffe wird ein grober Überblick über das Land sowie die Lage Hanois gegeben. Daran anschließend kann die siedlungsgenetische Entwicklung Hanois betrachtet werden. Ein Verständnis der in der Stadt ablaufenden wirtschafts- und sozialräumlichen Transformationsprozesse ist ohne eine Erläuterung dieser Grundlagen nicht möglich. Um die Stadtentwicklung Hanois im Anschluss als Abfolge historischer und gegenwärtiger Transformationsprozesse zu erörtern, sollen in der Arbeit folgende Fragestellungen beleuchtet werden:

- Wo liegen die siedlungsgenetischen Grundlagen der Stadt Hanoi?
- Wie bildete sie sich zur Metropole und Hauptstadt Vietnams heraus?
- Welchen Wandel erfuhr die Stadt(-struktur) in ihrer gesamten 1000jährigen Entwicklungsgeschichte, mit besonderem Hinblick auf die Auswirkungen der französischen Kolonialherrschaft sowie der staatlichen Plan- und Verwaltungswirtschaft, auf die bauliche, wirtschaftliche und sozialräumliche Entwicklung Hanois?
- Wo finden sich charakteristische Stadtstrukturen, die auf endogene und exogene Faktoren, die auf die Stadt gewirkt haben, zurückzuführen sind?
- Welche urbanen Entwicklungen stehen der Stadt, unter besonderer Berücksichtigung von Armutsbekämpfung, Infrastruktur und Globalisierung bevor und welche nachhaltigen Entwicklungschancen lassen sich verwirklichen?

Der Bearbeitung dieser Fragestellungen soll eine problembezogene beziehungsweise systemanalytische Betrachtung zugrunde liegen, die sich mit der Genese Hanois von den Anfängen bis zur Gegenwart auseinandersetzt und somit dem Begriff der Stadtentwicklung nach Leser gerecht wird. Leser versteht unter Stadtentwicklung die „Genese einer Stadt von ihren Anfängen bis zur Gegenwart oder während einer Epoche." 1 Des Weiteren soll die Stadt in dieser Arbeit als Forschungsobjekt verstanden werden und - ganz im Sinne der modernen Stadtgeographie - einschließlich ihrer Genese, nach Lage und Physiognomie, Struktur und innerer Gliederung sowie Funktion und Struktur ihrer Bevölkerung untersucht werden.2 Darüber hinaus beschäftigt sich die Arbeit mit dem Transformationsprozess, der mit dem Untergang der Planwirtschaft in Osteuropa und Nordasien einherging und Vietnam besonders stark traf. Hierbei bezieht sich die Arbeit im Allgemeinen auf die Grundlagenforschung Waibels, der einen bedeutungsvollen Beitrag zur regionalen Transformationsforschung Vietnams geleistet hat. Waibel beschreibt regionale Transformationsforschung hierbei in Anlehnung an Fassmann, als Untersuchung, die sich „im Kern mit dem politischen, ökonomischen, sozialen und besonders mit dem regionalen Wandel als Folge des1 2 Übergangs von einem zentral gesteuerten planwirtschaftlichem System zu einem marktwirtschaftlichen befasst. "3

Im Anschluss an den ersten Teil der wissenschaftlichen Hausarbeit, der sich mit den fachwissenschaftlichen Grundlagen der Stadtentwicklung in Südostasien am Beispiel Vietnam - Hanoi befasst, geht die Arbeit in einen zweiten Teil über, in dem fachdidaktische Umsetzungsmöglichkeiten im Fächerverbund Erdkunde - Wirtschaftskunde - Gemeinschaftskunde der Realschule aufgezeigt werden. In einer Unterrichtssequenz, die für eine 10. Klasse Realschule bestimmt ist, sollen das Leben und die Stadtmorphologie der sich wandelnden südostasiatischen Hauptstadt Vietnams im Vordergrund stehen. Methoden und ausgewählte Medien zur thematischen Erschließung sollen dabei eine transparente und realisierbare Form der curricularen Durchführung im Unterricht demonstrieren. Neben dieser ausführlich beschriebenen Unterrichtssequenz werden Schülerinteressen an Südostasien, insbesondere Vietnam - Hanoi aufgezeigt und eine Konzeption skizziert, die Vietnam als Leitidee einer spiralcurricularen Umsetzungsmöglichkeit im Realschulunterricht aufnimmt. Überdies wird eine didaktische Konzeption behandelt, in der zu den drei bedeutendsten Städten Vietnams ergänzende wirtschaftsgeographische Informationen gegeben werden.

2 Überblick und Begriffsdefinition

Stadtentwicklung und Stadtstruktur werden von sozioökonomischen Faktoren beeinflusst. Da zu den wirtschaftlichen Kennziffern auch gesellschaftliche Aspekte herangezogen werden müssen, spielen kulturelle, soziale und politische Gesichtspunkte eine entscheidende Rolle, möchte man ein umfassendes Verständnis städtischer Strukturen und Entwicklungen erlangen. Unter kulturellen Aspekten werden hierbei typische Lebens- und Organisationsformen einer Bevölkerung gesehen, die sowohl materielle Tatbestände wie Architektur, Kleidung und Ernährung beinhalten, als auch soziale und geistige Gesichtspunkte wie Wirtschaftssysteme, Organisationsformen, Denk- und Verhaltensweisen, Normen und Wertvorstellungen.4 Bevor also der spezifische Entwicklungspfad der südostasiatischen Stadt Hanoi nachgezeichnet werden kann, müssen Grundinformationen vorhanden sein, die in diesem Kapitel angerissen werden sollen.

2.1 Vietnam - Geographische Hintergrundinformationen

Die sozialistische Republik Vietnam mit ihrem Einparteiensystem (Kommunistische Partei Vietnams), befindet sich gegenwärtig in einer Phase tiefgreifender Transformation. Wirtschaft, Gesellschaft und Politik orientieren sich neu. Das Verhältnis und die Zuordnung von Regierung, Partei, Wirtschaft und Gesellschaft werden dabei permanent in Frage gestellt. Mit knapp 86 Millionen Einwohnern ist Vietnam das zweitgrößte Land im Verband südostasiatischer Nationen (kurz: ASEAN).5 Vietnam verzeichnet ein enormes Wirtschaftswachstum - 8,5 Prozent im Jahr 2007 und beachtliche 5,3 Prozent im Jahr 2009 inmitten der weltweiten Finanzkrise.6 Trotz dieser Zahlen, die Vietnam als wichtigen Wachstumsmarkt bestätigen, wird das Land in der Literatur häufig noch als unterentwickelt angesehen. Und tatsächlich ergibt sich für Vietnam ein nur mittlerer Entwicklungsstand, berechnet nach dem Human Development Index (HDI), der den „Grad der menschlichen Entwicklung" eines Landes widerspiegelt. Vietnam liegt mit einem HDI Wert von 0,725 an 116ter Stelle der 182 im Report aufgeführten Länder.7 Im Folgenden wird Vietnam daher als Schwellenland oder - nach der Bezeichnung für asiatische Schwellenländer - als Tigerstaat bezeichnet. Nach Leser gilt ein solches Schwellenland als verhältnismäßig weit fortgeschritten.8 Von einem niedrigen Niveau aus startend, hat Vietnam alle Chancen, günstigstenfalls schon in einem Jahrzehnt zu den Industrienationen zu gehören. Wirtschaftliche Liberalisierung, konfuzianische Arbeitstechnik und starke Betonung von Bildung schaffen dafür eine ausgezeichnete Grundlage.9 Wirtschaftliche Zentren bilden hierbei Ho Chi Minh City und die zunehmend wichtig werdende Handelsmetropole Hanoi, die sich für 2010 das Ziel gesetzt hat, eine Wachstumsrate von 9 bis 9,5 Prozent zu erreichen und somit die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.10 Allerdings leben lediglich 26 Prozent der vietnamesischen Bevölkerung in Städten. Damit hat das Land eine der niedrigsten Urbanisierungsraten Asiens.11

2.2 Hanoi - Eine Stadt in Südostasien

Aufgrund unterschiedlicher historischer Entwicklungen der südostasiatischen Staaten lässt sich ein generelles raum-zeitliches Entfaltungsmuster der Städte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Hanoi Panorama

Quelle: Vorlaufer 2009, S. 84

in Südostasien nicht formulieren. Oft wird daher bei der Herausarbeitung von Stadttypen nur zwischen autochthonen und kolonialen Städten unterschieden. Das komplexe Städtesystem vermag aber auch dieser Ansatz nicht zu erfassen, bemerkt Vorläufer, und ergänzt, dass viele Städte als Hybridstädte bezeichnet werden müssen, in denen sich autochthone und allochthone Elemente verquicken. Allochthone Elemente, die als naturgemäß ortsfremd gelten, sind in südostasiatischen Städten meist kolonialen Ursprungs. Am Beispiel Hanoi lässt sich besonders deutlich veranschaulichen, wie sich die Kolonialstadt der autochthonen Mittelpunktsiedlung (hier: Altstadt und Zitadelle) angelagert hat. Vorläufer beschreibt Hanoi daher als Dualstadt, in deren Stadtbild bis heute zwei unterschiedliche Komponenten erkennbar sind (vgl. Abb.1).12 Definitionsschwierigkeiten ergeben sich auch bei der Erfassung des gegenwärtigen Verstädterungs- und Urbanisierungsgrad eines südostasiatischen Landes. Wäre dies nicht schon problematisch genug, herrscht im deutschen Sprachgebrauch ein begriffliches Dilemma, welches die Begriffe „Verstädterung", „Urbanisierung" und„Metropolisierung" angeht. Während das Englische („urbanization") hier keine Unterscheidung kennt, ist Verstädterung bei uns ein demografisch geprägter Begriff, der die Vergrößerung von Städten nach Zahl, Fläche und Einwohnern beschreibt.13 Urbanisierung beschreibt hingegen, nach Bronger und Leser, den Prozess der Verstädterung, der die Ausbreitung städtischer Lebens- und Verhaltensweisen beinhaltet.14 15 Findet Bronger auch für den Begriff Metropolisierung keine abschließende Definition, wird sie hier nach Leser als „Entwicklung einer die anderen Städte des Landes an Größe und Bedeutung überragenden Metropole"12 13 14 15 16 betrachtet. Zurück zum Verstädterungs- und Urbanisierungsgrad südostasiatischer Städte bleibt zu sagen, dass in einigen Ländern die überbegrenzte Stadt typisch ist. Beispiele hierfür sind die Philippinen und Myanmar. In Vietnam und Malaysia sind viele Städte hingegen unterbegrenzt. Eindeutig urbane Räume sind hier ländlichen Verwaltungseinheiten und nicht der Stadt zugeordnet.17 Vorläufer errechnet somit eine Stadtagglomeration für Hanoi im Jahr 2005 von 4.170.000 Einwohnern.18 Seiner These der unterbegrenzten Stadt wird er somit gerecht, vergleicht man seine Zahl mit denen des General Statistics Office of Vietnam (kurz: GSO). Das GSO veröffentlicht für 2005 eine Einwohnerzahl von 2.056.800 in den rein städtisch klassifizierten Distrikten und eine Zahl von 3.149.800, in der auch die ländlich klassifizierten Distrikte der Municipality Hanoi berücksichtigt sind.19 Heute leben in der Municipality, die einer Provinz gleichgesetzt werden kann (vgl. Abb. 4), 6.116.200 Personen.20 Berücksichtigen wir lediglich letztere Zahl, kann Hanoi bereits heute in die Liste der 40 Megastädte aufgenommen werden, von denen sich 25 in Süd-, Südost- und Ostasien befinden. Dazu wird ein Schwellenwert von 5 Mio. Einwohnern gewählt.

2.3 Hanoi im Siedlungssystem Vietnams

Das Siedlungssystem Vietnams, welches als Erbe der französischen Kolonialzeit gilt, ist von den beiden Agglomerationen Hanoi und Ho Chi Minh City enorm geprägt. Gründe hierfür liegen vor allem in der Aufspaltung des Landes in Nord- und Südvietnam, beschlossen von der Potsdamer Konferenz 1945 bzw. in den Genfer Verträgen 1954. Erst am 2. Juli 1976 wurden die zwei Landesteile unter dem Namen „Sozialistische Republik Vietnam" wiedervereint. Laut Waibel haben sich in dieser Zeit „die beiden Metropolen jeweils zu Gravitationszentren politischer und ökonomischer Macht in Nord- bzw. Südvietnam entwickelt".21

2.3.1 Lage Hanois

Hanoi befindet sich innerhalb des Gradnetzes der Erde zwischen 20°56' und 21°25' nördlicher Länge sowie zwischen 105°20' und 105°99' östlicher Breite. Am nördlichen Ausläufer der Deltaebene des Roten Flusses liegt die Stadt überwiegend auf alluvialen Sedimenten.22 Mit einer Entfernung von rund 100 km zum Golf von Tonkin grenzt die Randzone Hanois an den Ballungsraum von Haiphong,der drittgrößten Stadt Vietnams, die oft als Hafen Hanois bezeichnet wird (vgl. Abb. 2 und 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Die Lage Hanois aus der Satellitenbildperspektive

Quelle: leicht veränderter Ausschnitt nach http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/34/So ng_Hong.jpg, [Stand: 04.04.2010]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Ballungsräume in Vietnam

Quelle: Ausschnitt aus Vorlaufer 2009, S. 97

2.3.2 Administrative Gliederung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Die administrative Struktur Vietnams

Quelle: Eigene Darstellung nach Waibel 2002, S. 42

Im Kapitel 2.2 wurde bereits erwähnt, dass Hanoi wie Ho Chi Minh City, Danang und Haiphong, den Status einer Municipality besitzt. In der sozialistischen Republik Vietnam bilden diese zusammen mit den 60 (weiteren) Provinzen23 die wichtigsten Gebietskörperschaften. Municipalities sind neben den Provinzen der Zentralregierung direkt unterstellt und haben somit den gleichen administrativen Status. In Reiseführern werden sie daher, insbesondere für deutsche Touristen, oft als Stadtstaat beschrieben. Unterhalb der Ebene der Municipality werden zwei weitere Verwaltungsebenen unterschieden (vgl. Abb. 4). Dabei sind die städtisch klassifizierten Distrikte den ländlich klassifizierten Distrikten flächenmäßig weit unterlegen. Südostasiatische Großstädte administrativ mit einem weiten Hinterland zu versehen, hat verschiedene Ziele. Die Sicherung der Nahrungsmittelproduktion spielt im Falle von Hanoi die wichtigste Rolle, außerdem sollen potenzielle Reserveflächen für eine eventuelle Expansion der Stadt zur Verfügung stehen. Verlor die Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Gütern aber zunehmend an Bedeutung, kam es 1991 zu einer territorialen Neugliederung der Municipality (vgl. Abb. 5). Die Gesamtfläche Hanois wurde dabei um über 60 Prozent reduziert und brachte die Zahl städtisch und ländlich klassifizierter Einwohner in eine ungefähre Balance. Insgesamt reduzierte sich die Einwohnerzahl durch diese Neugliederung von 3,1 Mio. auf 2,0 Mio. Einwohner. Das Ziel, Hanois Management zu verbessern und ein klar abgrenzbares Gebiet für ausländische Investitionen zu schaffen, konnte allerdings erreicht werden.24 Zum 1. August 2008 wurde Hanoi ein weiteres Mal administrativ neu gegliedert und erweitert (vgl. Abb. 34). Seither besteht die Municipality Hanoi aus insgesamt 10 städtischen Distrikten, 18 ländlichen Distrikten und einer Stadt in der Stadt namentlich Son Tây.25 Auf die niederen offiziellen Verwaltungsebenen, die in Abb. 4 dargestellt sind, soll nicht weiter eingegangen werden. Interessant ist aber, dass es noch weitere informelle Verwaltungsebenen unterhalb der formalen gibt. Die sogenannten to stellen hier die kleinste Einheit dar, in denen alltägliche Dinge wie Müllentsorgung und das Reinigen der Straße organisiert werden. Einem to steht ein to-Leiter bevor, der sich beispielsweise um die Buchführung von Geburten, Todesfällen, Zu- und Wegzügen in seinem Wohnblock kümmert. To-Leiter sind häufig Staatangestellte (hauptsächlich Lehrer) oder Pensionäre, die vorher in der Distrikts Verwaltung arbeiteten.26

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Städtisch und ländlich klassifizierte Distrikte 1991

Quelle: Waibel 2002, S. 43

Nach der jüngsten Volkszählung vom April 2009 leben in der Municipality Hanoi 6.116.200 Personen, von denen 2.570.900 Personen in städtisch klassifizierten Distrikten und 3.545.300 Personen in ländlich klassifizierten Distrikten wohnhaft sind. Damit ist Hanoi die zweitgrößte Stadt Vietnams nach Ho Chi Minh City mit 6.611.600 Personen. Die Einwohnerzahl Hanois von über sechs Millionen ist daher erstaunlich, waren es 2007 noch 3.288.200 Personen. Hierzu muss die administrative Neugliederung Hanois von 2008 berücksichtigt werden, in der dem Verwaltungsgebiet 13 weitere Bezirke zugeordnet wurden (vgl. Kap. 4.1). Aufgrund dieser Umstände (die in einigen vorhergegangenen Aufsätzen leider vernachlässigt wurden), muss auf eine Angabe des Bevölkerungswachstums in den letzten beiden Jahren innerhalb der Municipality, verzichtet werden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich die Einwohnerzahl, wie in den letzten Jahren, konstant um 1,03 Prozent erhöht hat (vgl. Abb. 6). Dies entspricht genau dem durchschnittlichen jährlichen Bevölkerungswachstum Vietnams von 1999 - 2008. In den neuneinhalb Jahren zuvor waren es noch 1,72 Prozent. Insgesamt hat die ungleiche Bevölkerungsverteilung weiter27

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Bevölkerungswachstum von Hanoi und Ho Chi Minh City im Vergleich Entwurf: Martin Brio!

Datengrundlage: GSO 2010 (a) [Stand 04.05.2010]

zugenommen. Während im Delta des roten Flusses, im Südosten und Mekong­Delta knapp 60 Prozent aller Vietnamesen leben, sind die Bergregionen des Nordens und die zentralen Landesteile sehr dünn besiedelt (vgl. Abb. 7 und 8). Dies hat zur Folge, dass sich die Bevölkerungsdichte im Landesdurchschnitt höchst ungleich verteilt. Die größten Bevölkerungsagglomerationen befinden sich im Roten-Fluss-Delta, dem Großraum Ho Chi Minh City und den sich südwestlich anschließenden Provinzen des Mekong-Delta. Damit weisen vor allem die durch intensiven Nassreisanbau gekennzeichneten Gebiete die höchsten Bevölkerungsdichten auf. In den zentral gelegenen Großregionen Vietnams ist allein in der Municipality Da Nang eine Bevölkerungsdichte von über 600 Einw./qm anzutreffen. Wurde vor zehn Jahren die höchste Bevölkerungsdichte noch in der Municipality Hanoi erzielt (2901 Einw./qkm)28, liegt sie heute deutlich mit 1827 Einw./qkm hinter der Municipality Ho Chi Minh City mit 3155 Einw./qkm zurück. Die fortschreitende Verstädterung Hanois erfolgt dabei hauptsächlich entlang der Ausfallstraßen. Die niedrigsten Bevölkerungsdichten des Landes werden in der an China und Laos grenzenden Provinz Lai Chau und der im Hochland gelegenen Provinz Kon Tum mit knapp 40 Einw./qm erzielt. Abb. 9 und 10 verschaffen dazu einen deutlichen Überblick.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Regionen und Provinzen in Vietnam

Quelle: http://lexikon.freenet.de/images/de/f/f4/ Vietnam_Regionen.png, [Stand 04.05.2010]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8: Bevölkerungsdichte Vietnam - in Einwohner/qkm Entwurf: Martin Brio!

Datengrundlage: GSO (c), [Stand 05.05.2010]

3 Historische Entwicklung Hanois

3.1 Stadtgründung und vorkoloniale Phase

„Mit seinen langen Küstenlinien, Bergketten und breiten Flusstälern, die von heftigen, jahres z eitlichen Regenfällen gespeist werden, boten sowohl das Festland als auch die Inseln Südostasiens reiche Ressourcen für die Menschen der Früh z eit." [ 29 ] Die Vielfalt der Flora im Delta des roten Flusses machten auch hier eine durchgängige Besiedelung während der Bronze- und Eisenzeit möglich, deren älteste Zeugnisse bis zu 7000 Jahre zurückgehen.28 29 Nach der legendären Schlacht am Bach Dang Fluss 938, in der General Ngo Quyen die tausendjährige Fremdherrschaft der Chinesen beendete, verlegte das unabhängig gewordene Königreich Dai co Viet, seine Hauptstadt im Jahre 1010 an den roten Fluss in ein ehemals chinesisches Festungsgebiet.30 Die strategisch günstige Position inmitten einer fruchtbaren und

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Regionale Vorraussetzungen für die Gründung Thang Longs/ Hanoi im Delta des roten Flusses, unter Berücksichtigung der vier Stadtentstehungsgründe nach Carter

Quelle: Eigene Darstellung

Datengrundlage: Claaßen 2008; S. 13, Schnepf-Orth 2003, S. 163; Waibel 2002, S. 52

schon damals dicht bevölkerten Flussebene, die auch als geomantisch31 vorteilhaft angesehen wurde, machen die Verlagerung der Hauptstadt, die zu jener Zeit mit Thang Long (Stadt des sich in die Lüfte hebenden Drachens) bezeichnet wurde, plausibel.32

Die Stadtgeographie kennt unterschiedliche Gründe, die zur Entstehung einer städtischen Siedlung beitragen. In der Tabelle 1 sollen regionale Vorraussetzungen für die Gründung Thang Longs imDelta des roten Flusses, unter Berücksichtigung der vier Stadtentstehungsgründe nach Harold Carter33, konkretisiert werden (vgl. Tabelle 1). Thang Long gliederte sich zum einen in eine Kaiserstadt und eine die Kaiserstadt umgebende Volksstadt, die die Kaiserstadt mit Nahrungsmitteln und handwerklichen Produkten versorgte. Diese zwei Elemente waren räumlich klar voneinander getrennt Mit der Erbauung der verbotenen Stadt Cam Thanh kopierten die vietnamesischen Kaiser exakt die Anlage und räumlichen Strukturen chinesischer Herrschaftssitze (vgl. Abb. 9).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 9: Schematische Stadtgliederung von Hanoi im 11. Jahrhundert

Quelle: Eigene Darstellung, verändert nach Wai'bel 2002, S. 54

Ähnliches findet sich in der Kaiserstadt Hue wieder, die nach dem Vorbild der verbotenen Stadt in Peking erbaut wurde. Stadtbereiche, die die „Verbotene Stadt" Thang Longs umgaben, hatten klar zugewiesene Funktionen. Dabei galt die „Verbotene Stadt" als Kern der Siedlung und wurde von einer Befestigungsmauer umgeben, die mit einem Rechteck eine klar geometrische Form aufwies. Beim Bau der zweiten und dritten Befestigungsmauer erhielten funktionale Aspekte der geomantischen Idealvorstellung Vorrang, wobei die dritte Befestigungsmauer gleichzeitig die Stadtgrenze gegenüber dem Umland festlegte. Sollten die großen Flächen zwischen dem zweiten und dritten Befestig ungswall ursprünglich die Nahrungsmittelversorgung sicher stellen, entwickelten sich bereits im 11. Jahrhundert vor allen vier Toren der zweiten Befestigungsmauer Märkte. Von den Bauwerken jener Zeit ist heute leider nichts mehr vorhanden. Die Einsäulenpagode, die 1049 errichtet wurde und der 1070 errichtete Literaturtempel34 stellen heute lediglich Rekonstruktionen der wichtigsten Bauten dar.35 Heute zählen sie zu den bedeutendsten Wahrzeichen Hanois und sind ein Magnet sowohl für einheimische Besucher als auch ausländische Touristen (vgl. Abb. 10). Zum Anfang des 15. Jahrhundert verlor Thang Long kurzfristig seinen Status als Hauptstadt des Landes, da die Chinesen 1407 die politische und militärische Schwäche des Landes ausnutzten, um wieder einmal in Vietnam einzufallen. Nach zehnjährigen Widerstandskämpfen konnte Le Loi die chinesischen Truppen aus der Stadt vertreiben, baute sie vollständig wieder auf und gab ihr 1430 den Namen Dong Kinfi36. Im Zuge jahrhundertelanger militärischer Auseinandersetzungen, innervietnamesischer Rebellionen und machthaberischer Konflikte unter den Dynastien verlor Dong Kinh 1687 seinen Hauptstadtstatus erneut - in diesem Fall an die Kaiserstadt Hue, die mit einem eindrucksvollen Palastbezirk versehen wurde.37 Die älteste noch erhaltene Karte der heutigen Hauptstadt Hanoi, die ihren endgültigen Name 1831 erhielt, wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts skizziert und gibt einen ungefähren Eindruck über die räumliche Lage und Ausdehnung von Kaiser- und Volksstadt (vgl. Abb. 11). Auf die Genese der Volksstadt, die seit 1464 als 36-Gassen-Gebiet bezeichnet wird und die heutige Altstadt Hanois bildet, soll in Kapitel 3.6 gesondert eingegangen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.11: Stadtstruktur Hanois um 1470

Quelle: verändert nach Schnepf-Orth, S. 163

3.2 Französische Kolonialherrschaft

Diverse koloniale Einflüsse bestimmten die großen Städte Südostasiens ganz entscheidend. So begann auch in Vietnam eine tiefgreifende Transformation der gesamten traditionell geprägten Gesellschaft, die vor allem die Städte - insbesondere Hanoi - in hohem Maße erfasste. Wie für viele Kolonialstädte typisch führte die französische Kolonialherrschaft in Hanoi zu einem bipolaren Stadttyp. Waibel charakterisiert diesen Stadttyp als räumlich, sozial und ökonomisch zweigeteilt.38 Die städtebauliche Entwicklung Hanois im Laufe der französischen Kolonialherrschaft wird im Folgenden in zwei Phasen unterteilt. Während die erste Phase (1883-1920) von ungeplanten und unkontrollierten Errichtungen im klassisch kolonialen Muster geprägt war, ist die zweite Phase (1929-1946/1954) durch koordinierte Planungsmaßnahmen gekennzeichnet.

3.2.1 Unkontrollierte städtebauliche Entwicklung bis 1920

Im Jahr 1883 bestimmten die Franzosen Hanoi zur Hauptstadt des Protektorats Tonkin und wollten die Stadt als „Paris de l' Annam" zum Abbild der französischen Hauptstadt werden lassen. Am Reißbrett errichteten die Franzosen weitläufige Wohn- und Verwaltungsviertel, die von schachbrettmusterartigen angelegten Boulevards durchzogen wurden. Durch diese Bautätigkeiten erfuhr die Stadtfläche eine insgesamt große Erweiterung (vgl. Abb. 1 und 42). Kanäle, Flüsse, die Vielzahl an kleineren Seen und Sümpfen, die in Abbildung 11 noch erkennbar sind, wurden dabei zugeschüttet und trocken gelegt, da diese als Brutstätte für tropische Krankheiten erkannt wurden. Einzig der Westsee und der Hoam Kiem See blieben als größere Gewässer erhalten und sollten als innerstädtische Ruhezonen mit Grünanlagen umgeben werden. Im Jahr 1889 wurde von den französischen Kolonialherren ein erster Zensus durchgeführt, der eine Bevölkerungszahl von 35.000 Personen ergab. Darunter lebten 400 Franzosen (Militärs nicht einberechnet) in einem flächenmäßig weit überdehnten Stadtteil. Dennoch ging die Bautätigkeit der Franzosen ungebremst weiter. Ihre Boulevards und typischen Villen errichteten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.12: Das Die Pariser Oper (links) als Vorbild für das Stadttheater von Hanoi (rechts) zu nehmen, spiegelt die Bemühungen der Franzosen wieder, Hanoi als Abbild der französischen Hauptstadt zu gestalten.

Quelle: http://www.wikiwak.com/image/Hanoi+Oper.jpg und http://www.55plus-magazin.net/uploads/medium/paris_oper.jpg, [Stand 07.04.2010]

sie hauptsächlich in Ost-West-Richtung südlich der Altstadt (Vgl. Abb. 1). Die zwei- bis dreistöckigen Villen boten im Normalfall einer französischen Familie Unterkunft und wurden von parkähnlichen Grundstücken umsäumt, die sich hinter einem Zaun oder einer Mauer erstreckten. Es kam aber nicht selten vor, dass in den sechs bis acht Räumen des Hauses nur eine Person lebte, die die Zimmer, im Gegensatz zu den multifunktionalen Tunnelhäusern des 36-Gassen-Gebiets, ausschließlich zum Wohnen nutzte. Reiche Vietnamesen in einer französischen Villa stellten die Ausnahme dar. Auf jeder Parzelle einer Kolonialvilla wiederholte sich die räumlich­funktionale Trennung der Stadt. Während die französischen Kolonialherren im Vordergrund der hellen, sauberen und großzügig bemessenen Villa lebten, mussten sich die einheimischen Bediensteten in einem dunklen, engen und schmutzigen Wirtschaftsgebäude im Hinterhof, räumlich segregiert, zurecht finden. Mit dem Anstieg der französischen Bevölkerung in Hanoi differenzierte sich die Stadtstruktur immer weiter in einen vietnamesischen und in einen französischen Teil. Ist diese bipolare Entwicklung keine Besonderheit kolonialer Stadtentwicklung, gab es in Hanoi nie eine Mauer, die den Stadtteil der Europäer von dem der einheimischen Bevölkerung trennte, wie dies in vielen Kolonialstädten der Engländer in Asien und Afrika üblich war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hielten sich rund 900 Europäer dauerhaft im Kolonialviertel Hanois auf. Dies stand im krassen Gegensatz zum Areal des 36-Gassen-Gebiets, in dem sich auf erheblich kleinerer Fläche mindestens 50.000 Menschen ballten. Der Drang zur Schaffung neuer Wohnflächen war jedoch unerschöpflich und spiegelt möglicherweise den Optimismus und das Wunschdenken vieler Kolonialmächte wieder. Um neue Kolonialisten nach Hanoi zu ziehen, nahm die Stadtverwaltung 1897 einen Kredit von über 1.500.000 Francs auf, mit dem das Straßennetz sowie das Kanalisationssystem ausgeweitet und ein Straßen bahn netz aufgebaut werden sollten. Weiter wurden mit diesen Geldern zahlreiche öffentliche Gebäude wie das Stadttheater errichtet, das der Pariser Oper nachempfunden wurde und mehr Sitze aufwies als zu jenem Zeitpunkt Europäer in Hanoi lebten (vgl. Abb. 12). Mit der Fertigstellung des ehemaligen Palastes des französischen Generalgouverneurs löste Hanoi das im Süden gelegene Saigon als Hauptstadt ab. Über Hanoi hinaus wurden in der französischen Ära weitere gigantische Projekte vollzogen, die auf einem ebenso gigantischen Kredit beruhten. Durch eine Summe von 200.000.000 Francs konnte ein Eisenbahnnetz von Hanoi nach Yunnan, von Hanoi nach Saigon und von Hanoi zur Hafenstadt Haiphong errichtet werden. Insgesamt wurden innerhalb weniger Jahre 2.500 km Eisenbahnschienen verlegt, die den erhofften ökonomischen Erfolg aber nie einbrachten. Aus dieser Zeit stammt auch die Long Bien Brücke, die über viele Jahrzehnte hinweg als längste Eisenbahnbrücke Asiens galt.39 40 Zusammenfassend betrachtet stellt Waibel fest, dass die ehrgeizigen Infrastruktur- und Bauprogramme der Franzosen bei weitem überdimensioniert waren, „und mehr dem Prestige Frankreichs als einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erschließung und Entwicklung des Landes"41 dienten. Stieg die Anzahl der Franzosen während der gesamten Kolonialherrschaft in Hanoi zwar langsam, aber stetig an, betrug ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nie mehr als fünf Prozent. Dabei arbeiteten sie nur selten in der freien Wirtschaft und waren stattdessen in der, wie von Waibel beschrieben, aufgeblähten Kolonialverwaltung beschäftigt. Waibel weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Zahl der Verwaltungsbeamten (4.700 Personen), die in Hanoi tätig waren, der Zahl britischer Beamter in ganz Indien ähnlich war. Mit dem Unterschied, dass die Briten eine Bevölkerungszahl von 350 Millionen gegenüber 25 Millionen in Indochina zu verwalten hatten.41

3.2.2 Koordinierte Planungsmaßnahmen bis zur Revolution

Erst zu Beginn der zwanziger Jahre erkannten die französischen Kolonialbeamten, dass die vergangenen Bautätigkeiten zu unkontrolliert verlaufen waren und die Prioritäten oft falsch gelegt wurden. Mit der Gründung einer zentralen Behörde für ganz Indochina, die Stadtplanung und Städtebau koordinieren sollte, wurde eine für Hanoi mittel- und langfristige Stadtplanung angestrebt. Dringliche Aufgaben, wie zum Beispiel der Ausbau des Kanalisationssystems, wurden prestigeträchtigen Projekten vorgezogen und auch die traditionelle vietnamesische Architektur sollte besser geschützt werden. Der Städtebauer Paul Hébrard wurde dieser Behörde 1923 als Leiter vorgesetzt. Zonierungen waren das Hauptmerkmal seiner Pläne, die den Stadtvierteln bestimmte Funktionen zuweisen sollte. Der Charta von Athen 42 vorgreifend unterschied Hébrard in vier räumlich zu trennende Hauptfunktionen einer Stadt - Wohnen, Freizeit, Industrie und Verwaltung. Ein großer Park war für die Naherholung und für die Ausübung sportlicher Aktivitäten vorgesehen. Alle Industrieanlagen sollten auf einem Areal östlich des roten Flusses zentriert und isoliert werden, um die Umweltverschmutzung möglichst gering zu halten. Wohnviertel sollten, von der Gartenstadtidee43 inspiriert, mit ausgedehnten Grünflächen versehen werden. Franzosen und Vietnamesen sollten weiterhin segregierte Wohnviertel zugewiesen bekommen. Hébrards

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.13: Modell der Siedlungsdispersion (In der Charta von Athen wurde die Funktion Versorgung nicht berücksichtigt)

Quelle: Eigene Darstellung

Masterplan wurde aufgrund finanzieller Engpässe zwar nie realisiert, er diente jedoch bis 1943 als offizielle Richtlinie.44 Gliederte Hébrard die Stadt in räumlich klar voneinander abgegrenzte Funktionsräume, geht dieser Trend heute wieder zurück in Richtung Vermischung der Funktionen. Dies lässt sich durch die Ansprüche des Menschen an seinen Lebensraum begründen, der seinen Zeitaufwand und die Wege zur Befriedigung von Grundbedürfnissen möglichst gering halten möchte. Dazu kann das Modell der Siedlungsdispersion und Entmischung zur Veranschaulichung heran gezogen werden (vgl. Abb. 13).Die Bevölkerung Hanois wuchs in der Zeit zwischen 1921 und 1937 von 75.000 auf 182.000 Einwohner an. Der Großteil der meist verarmten, ländlichen, häufig landlosen Migranten kam aus dem bevölkerungsreichen Delta des roten Flusses. Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land litten viele Menschen an Hunger und das, obwohl jedes Jahr Millionen von Reis exportiert wurden. Nahrungsmittel und einfache Konsumgüter wurden für die vietnamesische Stadtbevölkerung unerschwinglich.45 Während das ohnehin schon überstrapazierte 36-Gassen-Gebiet (II) an die Grenzen seiner Expansionsmöglichkeiten geriet - im Westen die Zitadelle (I), im Süden das französische Kolonialviertel (III) und im Westen der Rote Fluss - und nicht mehr genügend Wohnraum bieten konnte, bildeten sich neue Wohnviertel (IV, V, VI) mit teils slumartiger Bebauung heraus (vgl. Abb. 14).

3.2.3 Hanoi im Unabhängigkeitskampf bis zum Ende der französischen Kolonialherrschaft

Am 2. September 1945 verkündete Ho Chi Minh in Hanoi die Unabhängigkeit Vietnams, nachdem die Japaner das Land kurzzeitig besetzt hatten. Unterredungen Ho Chi Minhs mit den Franzosen 1946 über die zukünftige Stellung Vietnams scheiterten jedoch, so dass es noch im selben Jahr zum Kriegsausbruch kam. Hanoi wurde von diesen militärischen Auseinandersetzungen heftig getroffen. Die Einwohnerzahl sank auf unter 10.000 Menschen - von 182.000 Personen im Jahr 1937 - was vor allen Dingen auf die knappen Nahrungsmittelvorräte zurückzuführen war. In der Nachkriegszeit erfuhr die Stadt aber ein starkes Wachstum, infolgedessen die Stadtbevölkerung innerhalb weniger Jahre auf ca. 275.000 Personen bis 1952 anstieg.46 Abschließend muss noch einmal erwähnt werden, dass die französische Kolonialherrschaft Hanoi enorm transformiert hat. Nach dem Abzug der Franzosen war eine typisch bipolare Stadtstruktur erkennbar, deren Muster sich heute noch, anhand räumlicher und auch sozialer Charakteristika, problemlos explizieren lässt (vgl. Abb. 14).

Anmerkung der Redaktion: Abbildung 14 wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Abb.14: Bevölkerungsverteilung und Einwohnerdichte 1932

Anmerkung: Gebiet I stellt seit 1901 das zweite europäische Kolonialviertel nach Gebiet III dar. Handelt es sich bei der Karte auch um eine aktuelle Satellitenbildaufnahme, spiegeln sich die unterschiedlichen räumlichen Strukturen - heute wie damals - auch aus der Luft gut wieder.

Quelle: Eigene Darstellung Kartengrundlage: Google Earth Pro Datenquelle: Waibel 2002, S. 101

3.3 Hanoi in der Phase staatlicher Plan- und Verwaltungswirtschaft

Zwei Jahre, nachdem Hanoi am 10. Oktober 1954 befreit wurde, erklärten die Kommunisten es zur Hauptstadt der Demokratischen Republik Vietnam. Die Stadtstruktur wurde in dieser Phase stark von sozialistischen Idealvorstellungen geprägt. Die staatliche Plan- und Verwaltungswirtschaft, nach sowjetischem Vorbild errichtet, führte zwar rasch zur Industrialisierung des Landes, jedoch nicht in gleichem Maße zu einem Anstieg der städtischen Bevölkerung. Nach einem Zensus von 1960 lebte fast die Hälfte der städtischen Bevölkerung Nordvietnams in der Hauptstadt Hanoi, die eine Gesamteinwohnerzahl von 634.576 aufwies. Zu diesem Zeitpunkt waren allein auf die 12 qkm große innerstädtische Fläche 458.000 Personen konzentriert. Die Stadt stieß an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit, deshalb wurde Hanois Stadtfläche von 152 qkm auf 586 qkm vergrößert. Bis 1965 stieg die Einwohnerzahl auf über 900.000 Menschen an, sank nach den ersten Bombenangriffen der Amerikaner im Februar desselben Jahres aber rasch wieder ab47.

3.3.1 Bevölkerungsentwicklung im zweiten Indochina Krieg

„If you bomb Hanoi, you bomb the heart of Vietnam"48, müssen Stimmen während des amerikanischen Krieges aus dem Süden des Landes gerufen haben, die das ehrenwerte Symbol des Nordens und somit das Herz des vietnamesischen Kommunismus zerschlagen wollten. Mit dem Anlaufen der amerikanischen Luftangriffsoperation „Rolling Thunder" im April 1966 musste fast die Hälfte der Hanoischen Bevölkerung die Stadt verlassen. Ganze Industriegebiete und Verwaltungsstellen wurden ebenfalls in ländliche Gebiete verlagert. Infolge der „Tet Offensive"49 1968 stellte der damalige US Präsident Lyndon B. Johnson50 51 52 die US- Bombardements nördlich des 20. Breitengrades ein. Der Wiederanstieg der städtischen Bevölkerung ging zunächst nur schleppend vonstatten, bis 1972 stieg die Einwohnerzahl dann doch auf starke 1,2 Mio. an. Wurden die Amerikaner von der kommunistischen Osteroffensive im März/April 1972 zwar überrascht, schlugen sie von Mai bis Oktober mit „Linebacker " und vor allem mit den Weihnachts­Bombardements auf Hanoi - „Linebackerl" - desselben Jahres noch massiv zurück. Unter Präsident Richard M. Nixon nahmen sie die Bombardierung der Hauptstadt wieder auf. Aufgrund rascher Massenevakuierungsmaßnahmen, die über 60 % der Gesamtbevölkerung Hanois - insgesamt 720.000 Menschen - erfasste, ist die Zahl menschlicher Opfer (2000 Menschen) allerdings als gering einzuschätzen.52 53 Die Zerstörung noch vorhandener Industrieanlagen, technischer Infrastruktur und von Wohnraum in den Außenbezirken war jedoch enorm. Nachdem die Luftangriffe auf Hanoi 1973 endgültig eingestellt wurden, strömten sehr schnell Menschen aus ganz Nordvietnam in die Hauptstadt zurück. Die nach einem Zensus von 1974 erhobene Einwohnerzahl von 1.378.335 Menschen, davon 736.211 in innerstädtischen Bezirken, ließ die Stadt erneut überfüllt und chaotisch erscheinen, was die sozialistischen Städteplaner zu einer administrativen Vergrößerung der Stadtfläche von 568 qkm auf 2.123 qkm zwang. Die Einwohnerzahl stieg infolgedessen auf 2.579.905 Personen im Jahr der Wiedervereinigung 1976, wovon ca. 800.000 Einwohner in kernstädtischen Gebieten lebten. Vergleicht man diese Zahlen mit denen von 1974, ergibt dies einen prozentualen Rückgang der städtischen Bevölkerung um 22,4 %, wenngleich die absoluten Zahlen einen geringen Zuwachs verzeichnen konnten. Der Wiederaufbau Hanois ging nur schleppend voran. Die Infrastruktur wurde erst nach und nach wieder instand gesetzt und ist bis heute in einem maroden Zustand. Auch der Haus- und Wohnungsbau wurde größtenteils vernachlässigt und so kam es, dass die Bevölkerung Hanois in zehn Jahren bis 1984 um geringe 94.095 auf gerade einmal 2.674.000 Personen anwuchs, wovon 826.900 in kernstädtischen Bezirken lebten.53 Gabriel Thien Than, eine ins Ausland geflüchtete Vietnamesin, kehrte in den frühen 80er Jahren wieder nach Hanoi zurück und fand eine entsagungsvolle Stadt vor: „It is the poverty, which hits you as soon as you arrive in Hanoi. In the streets, crowds of thin bodies and emaciated faces perambulated on foot or on bicycles. In this rather sand and old-fashioned town, an impression of being at the end of the world overwhelms you. Foreigners are so few and the humidity in the atmosphere seems to slow everything down."54 Wird Hanoi den Vietnamesen zwar immer als Thang Long, die Stadt des „rising dragon" in Erinnerung bleiben, gilt sie auch heute noch als Hauptstadt und Zentrum des vietnamesischen Kommunismus.

3.3.2 Stadtplanung unter sozialistischer Ideologie

Wie bereits erwähnt hatte der Haus- und Wohnungsbau in Hanoi, wie in allen übrigen Städten Nordvietnams, eine insgesamt niedere Priorität. Militärische Bauwerke und sozialistische Repräsentationsbauten wurden dagegen in großer Zahl fertig gestellt, was für ein ähnliches Sendungsbewusstsein der kommunistischen Führung spricht, wie es zuvor auch die Franzosen entwickelt hatten. Die Zugehörigkeit Vietnams zu den sozialistischen Bruderstaaten sollte fest manifestiert werden und „die Durchsetzung der marxistisch­ leninistischen Ideologie [...] sollte sich auch in der Stadtplanung niederschlagen, um Individualismus und Privatheit durch das proletarische Prinzip des

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.15: Das Ho Chi Minh Mausoleum

Quelle: Eigene Aufnahme, April 2009

Kollektivismus abzulösen" 56, wie es Bähr/ Jürgens beschreiben. So hatte sich auch Hanoi dem Primat der Politik unterzuordnen. Besonders der Innenstadt maßen die Sozialisten eine politisch-ideologische Bedeutung zu und wollten diese zur sozialistischen „Stadtkrone" machen. Der Ba Dinh Platz wurde beispielsweise zu einem typisch sozialistischen Paradeplatz umgebaut und genau an der Stelle, an der Ho Chi Minh die Unabhängigkeit ausgerufen hatte, steht heute das Ho Chi Minh Mausoleum. Es wurde 1975 fertig gestellt und verkörpert den wohl wichtigsten Repräsentationsbau sozialistischer Architektur in Hanoi (vgl. Abb. 15). Spiegelten die sozialistischen Repräsentationsbauten die sozialistische Ideologie der Kommunisten wieder, gilt dasselbe auch für die staatlichen Großwohnanlagen, die in der Folgezeit errichtet wurden. Da die sozialistische Stadt klassenlos sein sollte, waren einheitliche Wohntypen für alle sozialen Gruppen geplant, die einen standardisierten und industrialisierten Wohnungsbau ermöglichten. Die neuen Großwohnsiedlungsanlagen und auch neuen Industriegebiete in Hanoi breiteten sich rasch in Richtung Westen und Süden aus, was eine enorme Erweiterung der Stadtfläche zur Folge hatte. Während anfänglich nur zweigeschossige Wohnhäuser errichtet wurden, musste man aufgrund des akuten

Wohnungsmangels schneH Anmerkung der Redaktion: Abbildung 16 wurde aus eine neue Lösung finden urheberrechtiichenGründenentfernt. und errichtete fortan auch vier- bis fünfgeschossige Wohnsiedlungen. Die erste dieser Art war die Kiem Lien Wohnsiedlung (vgl. Abb. 16), mit deren Bau zwar schon 1957 begonnen wurde, die aber aufgrund des Krieges erst in den Siebzigern fertig gestellt wurde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.16: Satellitenbildaufnahme der staatlichen Wohnsiedlung Kiem Liem. Nordwestlich ist die an das Kiem Liem Gebiet anschließende Anlage Trung Tu zuerkennen. Quelle: Google Earth Pro 2010 56 Bähr/ Jürgens 2009, S. 125

[...]


1 Leser 2005, S.876

2 Ebd., S. 877

3 Waibel 2002, S. 25

4 Vgl. Bähr 2009, S. 13-14

5 Vgl. Frehner 2007, S.1

6 Vgl. BMZ [Stand 08.07.2010]

7 Vgl. UNO Human Development Reports [Stand 08.07.2010]

8 Vgl. Leser 2005, S. 822 u. 960

9 Vgl. Pilny 2008, S. 93

10 Information von Herrn Thao, Vorsitzender kommunaler Volksrat Hanoi.

11 Ebd. S, 84

12 Vgl. Vorläufer 2009, S. 83

13 Vgl. Bronger 2004, S.28

14 Ebd., S. 8

15 Vgl. Leser 2005, S. 1008

16 Ebd., S. 554

17 Vgl. Vorläufer 2009, S. 83

18 Ebd. S. 96

19 Hanoi hat wie Ho Chi Minh City, Danang und Hai Phong den Verwaltungsstatus einer Municipality. Municipalities setzen sich aus städtisch und ländlich klassifizierten Distrikten zusammen. Näheres zur administrativen Gliederung findet sich in Kap. 2.3.3 wieder.

20 GSO (a,b) [Stand 08.07.2010]

21 Waibel 2002, S. 29

22 Ebd., S, 29

23 GSO (a,b) [Stand 08.07.2010]

24 Waibel 2002, S. 41-43

25 Hanoi Portal (a,b) [Stand 08.07.2010]

26 Waibel, 2002, S. 44

27 Datenerhebung GSO 2010 (a, b, c)

28 Overy 2000, S. 46

29 Vgl. Waibel 2002, S. 51

30 Vgl. Schnepf-Orth 2003, S. 163

31 Der Begriff der Geomantik setzt sich aus den beiden Teilen „Erde“ und „ Weissagung“ zusammen. In vielen Kulturen und Religion ist Geomantie eine traditionelle Methode der „Weissagung aus der Erde“. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, eine Harmonie des künstlich geschaffenen mit der Natur zu erreichen. Wer in Vietnam ein Haus baut, beansprucht heute noch häufig geomantische Beratung.

32 Vgl. Waibel 2002, S.52

33 Harold Carter ist Humangeograph und veröffentlichte 1977 in seinem Buch "The Study of Urban Geography" vier Stadtentstehungstheorien - die hydraulische Theorie, die theologische Theorie, die ökonomische Theorie und die militärische Theorie. Auf Thang Long/ Hanoi treffen, wie in T abelle 1 ersichtlich, alle vier Theorien zu.

34 Der Literaturtempel (Van Mieu) steht derzeit auf der Tentative List (Vorschlagsliste) des Welterbezentrums der UNESCO. Van Mieu wird hier dem „Cultural Heritage Complex von Thang Long - Hanoi“ untergeordnet. In diesem „Reliquie Komplex“ wurden, auf verschieden (Zeit-) Schichten bereits zahlreiche archäologische Funde gemacht, die aus 1300 Jahre alter vietnamesischer und chinesischer Geschichte stammen. Vor allem die architektonischen Überbleibsel der alten Hauptstadt Thang Long, sind für die Wissenschaftler von hoher Bedeutung (Vgl. http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5069/, [Stand 08.07.2010]).

35 Vgl. Waibel 2002, S. 51-56

36 „Der Name Dong-Kinh wurde von westlichen Ausländern als Tonkin verstanden und diente ihnen im Folgenden als Bezeichnung für das gesamte nordvietnamesische Gebiet.“ (nach: Waibel 2002, S. 56)

37 Vgl. Waibel 2002, S. 56-61

38 Ebd., S. 105

39 Ebd., S. 75-84

40 Waibel 2002, S. 86ff.

41 Vgl. Waibel 2002 S. 106

42 La charte d' Athènes wurde auf dem vierten internationalen Kongresse für neues Bauen 1933 in Athen verabschiedet Stadtplaner und Architekten diskutierten unter dem Thema „Die funktionale Stadt“ über Aufgaben der modernen Siedlungsentwicklung.

43 Das Gartenstadtmodell war während des unaufhaltsamen Städtewachstums der Industrialisierung das erste Planungsmodell, das die städtischen Lebensbedingungen verbessern wollte und weltweit Reformimpulse in der Stadt- und in der Raumplanung setzte. (nach Claaßen 2008, S. 25

44 Vgl. Waibel 2002, S. 94 -96

45 Ebd., S. 98-101

46 Ebd., S. 102-104

47 Ebd., S. 107- 108

48 Boudarel/ Nguyen 2002, S. 1

49 Die Tet Offensive 1968 wird als die größte militärische Operation der nordvietnamesischen Armee und der Vietcong gesehen. Der Angriff erfolgte auf breitester Front und es gelang den Vietcong die Kaiserstadt Hue zu erobern, die dortige Zitadelle zu besetzen und die amerikanische Botschaft anzugreifen. Die Tet-Offensive brachte den Vietcong zwar keinen militärischen Durchbruch, war propagandistisch und politisch aber ein voller Erfolg. Für die Amerikaner war es ein Schock, wie der Gegner trotz der Stationierung von über einer halben Million amerikanischer Soldaten eine solch groß angelegte Operation durchführen konnte.

50 Lyndon B. Johnson wurde nach dem Tod John F. Kennedys zum 36. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Am 31.03.1968 gab Johnson bekannt das er auf eine weitere Kandidatur verzichten werde. Das Massaker von My Lai 16.03.1968 war ihm zu diesem Zeitpunkt anscheinend noch unbekannt. Knapp ein Jahr später wurde Richard M. Nixon neuer US Präsident.

51 Vgl. Steininger 2004, S. 106 ff.

52 Vgl. Waibel 2002, S. 108-109

53 Ebd., S. 109 ff.

54 Logan 2000, S. 217

Ende der Leseprobe aus 122 Seiten

Details

Titel
Stadtentwicklung in Südostasien am Beispiel Vietnam und Hanoi
Untertitel
Fachliche Grundlagen und Möglichkeiten der Umsetzung im Fach Geographie
Hochschule
Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
122
Katalognummer
V1010138
ISBN (eBook)
9783346462251
ISBN (Buch)
9783346462268
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vietnam Südostasien Stadtentwicklung Hanoi Doi Moi 36-Gassen-Gebiet Municipality
Arbeit zitieren
Martin Briol (Autor:in), 2010, Stadtentwicklung in Südostasien am Beispiel Vietnam und Hanoi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1010138

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