Geburtenrückgang in Deutschland - Können sich die Deutschen keine Kinder mehr leisten?


Term Paper, 2000

17 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Geburtenrückgang in Deutschland - Können sich die Deutschen keine Kinder mehr leisten?

1 Einführung/ Begriffliche Klärung: Fertilität

Kann sich Deutschland keine Kinder mehr leisten? Diese Frage wird heutzutage des öfteren gestellt. Noch nie waren die Deutschen so wohlhabend wie heutzutage, aber dennoch werden viel weniger Kinder im Vergleich zu früher geboren. In den Schlagzeilen der Tagespresse tauchen immer häufiger die Schlagwörter `Geburtenrückgang¢ und `Sicherung der Renten¢ auf; so auch Mitte Oktober 2000 in der `Schwabmünchner Allgemeine¢: vom „Rückgang der Bevölkerung“ ist dort die Rede, der „nicht mehr aufzuhalten [sei]“ (Schwabmünchner Allgemeine, Nr. 236, 2000, 1; siehe Anhang 1) Sogar in Fernsehzeitschriften wird diskutiert, „ob man heute noch Kinder kriegen [soll]“ (Funk Uhr, Nr. 40, 2000, S. 8-9; siehe Anhang 3). Doch was sind die Gründe für den stetigen Geburtenrückgang in Deutschland und anderen Industrienationen? Haben die heutigen Jugendlichen so viel Geld für Freizeit und Hobbys übrig, dass für eigene Kinder nichts mehr übrigbleibt? Und weshalb sind die Geburtenraten der ärmeren Länder dieser Welt so hoch, dass manche Entwicklungsländer mit einer Überbevölkerung zu kämpfen haben?

Die These, dass der Bevölkerungsrückgang eine Folge von Reichtum ist, wird in der Fachwelt seit langem diskutiert und soll auch hier kurz beleuchtet werden.

Zunächst jedoch eine kurze Erklärung der Begriffe `generatives Verhalten¢ und `Fertilität´:

Als „Fertilität“ wird der „Vorgang der Erzeugung von Nachwuchs“ bezeichnet (Höpflinger 1997, S. 47).

Um die Fertilität zu erfassen, analysiert man das Geburtenverhalten und die Kinderzahl von Paaren. Dieses Verhalten (also auch Unterlassungen) nannte Gerhard Mackenroth „generatives Verhalten“ (Höpflinger 1997, S.47).

Es ist abhängig von sozialen und ökonomischen Strukturen, kulturellen Wertsystemen und familialen Sinnorientierungen.

2 Geburtenrückgang

2.1 Geburtenrückgang in Europa

Hundert Jahre zuvor waren die rohen Geburtenziffern in sehr vielen europäischen Ländern und in Neuseeland noch zwei- bis dreimal höher als etwa 1990. Der erste Geburtenrückgang setzte in den nordwesteuropäischen Ländern ca. 1880 ein und endete in den 1920ern und 1930ern. Danach kam eine Phase einer relativ konstanten Fertilität bis ca. Mitte der 1960er. Es gab zwar Schwankungen, aber es ließ sich kein eindeutiger Trend zu einem Wachstum oder einem Rückgang feststellen. Ab Mitte der 1960 er Jahre sanken die Geburtenraten in den hochentwickelten Ländern Westeuropas und Nordamerikas. In den darauffolgenden zwei Jahrzehnten litten viele Nationen an dermaßen tiefen Fertilitätsraten, dass nicht einmal das zur Bestandserhaltung der Bevölkerung notwendige Niveau von rund 210 Geburten pro Hundert Frauen erreicht wurde Diese Niveau nennt man Reproduktionsniveau. Jede Frau müsste also statistisch gesehen 2,1 Kinder gebären, um die Bevölkerung konstant zu halten. Mit Ausnahme von Albanien und der Türkei (3 bzw. 2,48 Kinder) erreicht jedoch kein europäisches Land diesen Wert. Den Rang mit den niedrigsten Geburtenraten haben die neuen Deutschen Bundesländer mit 1,02 Kindern pro Frau inne. Der Rückgang der Fertilitätsraten breitete sich später auch auf die südeuropäischen Länder aus. Seit Anfang der 1990 er Jahre zählen Italien und Spanien zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtsrate im europäischen Vergleich (Italien: 1,22; Spanien:

1, 15). Zwar darf man in Zukunft mit Fluktuationen rechnen, jedoch stabilisieren sich diese Werte auf einem weiterhin sehr niedrigen Niveau (vgl. Bähr 1992, S. 210 u. 230; Höpflinger 1997, S. 47- 52).

Auch in Österreich ist in Zukunft nicht mit einem Anstieg der Geburtenraten zu rechnen:

„Im Jahr 1997 erreichte der Geburtenrückgang in Österreich seinen bisherigen Höhepunkt. Konnten im Jahr 1991 94629 Lebendgeburten verzeichnet werden, so waren es 1997 nur mehr 84045.“ „ Die durchschnittliche Kinderzahl der Österreicherinnen liegt mit 1,32 bei sinkender Tendenz (...) auf einem historischen Tiefpunkt“ (ÖSTAT 1998).

2.2 Geburtenrückgang in der BRD

In der BRD wird eine Familie mit wenigen Kindern als ideale Familie angesehen. Frauen, die drei oder mehr Kinder gebären, findet man heute vergleichsweise selten. 1900 dagegen betrug die durchschnittliche Kinderzahl in einer Familie 4,1; von 1910 auf 1930 sank sie von 3,0 auf 2,2; 1960 war die Zahl 2,1 und 1988 nur noch 1,59 (vgl. Schäfers 1995, S. 126) Geburtenausfälle in Deutschland gab es vor allem in den beiden Kriegen und in der während der Weltwirtschaftskrise 1932.

Frauengenerationen, die nach dem zweiten Weltkrieg ihre Kinder gebaren, bekamen mehr Kinder als die Frauengenerationen vor ihnen. Dieser Babyboom (Zahl der Lebendgeborenen in der BRD von einer Million im Jahre 1965) läßt sich durch das Wirtschaftswunder und den daraus resultierenden gesteigerten Wohlstand erklären. Nach dem dramatischen Absinken der Geburtenraten 1968/69, dem sogenannten Pillenknick, gab es noch 576000 Lebendgeborene pro Jahr. 1978 war erstmals die Sterberate höher als die Geburtenrate. Diese Zahl blieb bis 1985 relativ konstant.

Seitdem steigen die Werte wieder etwas an (1989: 682000), was aber vor allem darauf zurückführt, dass die geburtenstarken Jahrgänge von zuvor nun Kinder gebären. Grund für den Geburtenrückgang ist also nicht etwa ein verändertes generatives Verhalten. Die absoluten Geburtenraten werden im Jahr 2000 stark absinken, da immer weniger Frauen ins gebärfähige Alter kommen und dadurch automatisch weniger Kinder geboren werden.

In der DDR verlief die Entwicklung ähnlich, durch eine geburtenfördernde Politik wurden dort jedoch ab Mitte 1970er wieder mehr Kinder geboren. Nach der Wende 1989 stoppte diese positive Geburtenentwicklung aber abrupt, da viele Menschen unsicher waren und erst einmal warten wollten, was die neue Zeit mit sich bringt (vgl. Peuckert 1991, S. 73- 74).

Ein exakteres Maß als die absoluten Geburtenraten, um das generative Verhalten im Verhältnis zu sehen, ist die Nettoreproduktionsrate. Durch sie erkennt man, dass die absolute Geburtenrate verfälscht wird. Letztere sinkt im Jahre 2000 sehr stark, weil es nicht so viele Mütter wie zuvor gibt. Die Nettoreproduktionsrate dagegen zeigt keinen so starken Rückgang: es wird das Verhältnis der geborenen Mädchen zur der Anzahl der Frauen (von 15 bis unter 50 Jahren) gemessen. Ein Wert von 1,0 bedeutet, dass die Zahl der Töchtergeneration die Müttergeneration vollständig (zu 100%) ersetzt. 1965 betrug diese Rate noch 1,17, 1985 jedoch nur noch 0,60 (vgl. Peuckert 1991, S.73- 74 u. Schäfers 1995, S. 94).

Auch heutzutage leisten die Fertilitätsraten die Reproduktion der Bevölkerung nur noch zu ca. 60- 65 %, sind also seit 1985 relativ konstant geblieben; 1988 betrug die Ziffer z. B 0,66 (vgl. Bähr 1992, S. 126).

Nur durch die ausländischen Mütter in Deutschland, deren Fertilitätsniveau um einiges höher ist als das ihrer Mitbürgerinnen, werden die niedrigen Geburtenziffern etwas kompensiert.

Wenn man Deutschland regional betrachtet, erkennt man, dass die höchsten Geburtenziffern im Emsland, im Oldenburgischen Münsterland, in Teilen der Eifel und Ostwestfalens und in einigen bayerischen Landkreisen liegen. Die niedrigsten Raten dagegen weisen große Ballungsräume auf (vgl. Bähr 1992, S. 238)

Festzustellen ist, dass die Kinderzahl bei Katholiken größer als bei Protestanten ist, vollzeitbeschäftigte Frauen seltener Kinder gebären als Teilzeitbeschäftigte und Hausfrauen, Menschen, die im landwirtschaflichen Bereich tätig sind, mehr Kinder als Arbeiter im industriellen Bereich haben und kleinere Orte eine größere Kinderzahl haben als Städte (vgl. Peuckert 1991, S. 80 u. Schäfers 1995, S. 128). So wurden 1979 in kreisfreien Städten 25 % weniger Kinder geboren als in ihren Landkreisen (vgl. Bähr 1992, S. 238).

2.3 Vergleich der Geburtenraten in den Industrie- und den Entwicklungsländern

Aussagekräftigte Daten über die Dritte Welt zu finden, war früher für die Fertilitätshistoriker ein schwieriges Unterfangen. Erst die Verbesserung der Qualität der Informationen erlaubte valide Schätzungen der Fertilität durch Haushaltsbefragungen und Volksschätzungen, sogar in Schwarz- Afrika.

Über die Jahre hinweg blieb die Fruchtbarkeit trotz einiger Schwankungen relativ stabil und auf einem sehr hohen Niveau. Es gibt keine Anzeichen zu einer Trendentwicklung, jedoch lassen sich große Unterschiede im Niveau feststellen: Afrika hat die meisten Geburtenziffern in der Dritten Welt zu vermelden (vgl. Hauser 1974, S. 102- 103; 107).

Ein deutlicher Rückgang der Geburten setzte in vielen (jedoch nicht in allen) Entwicklungsländern erst ab 1960 ein. Eine bedeutende Senkung der Geburtenrate fand in Lateinamerika statt, also in Kuba, Mexiko, Venezuela und Chile. Es weist alles daraufhin, dass nach einer leichten Stabilisierung die Geburtenziffern in der Dritten Welt wieder ansteigen werden (vgl. Bähr 1992, S. 209- 210). Wenn man die Daten zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern vergleicht, lassen sich eindeutige historische Parallelen ziehen: Sowohl der Baby- Boom, als auch das anschließende Abflauen der Geburtenrate Mitte der 1950 er findet man in beiden Regionen, nicht nur in den ökonomisch bessergestellten Ländern (vgl. Hauser 1974, S. 105).

Auch gibt es keinen klaren Gegensatz zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern. Vielmehr muss man diese Regionen differenzierter betrachten. Die World Population Data Sheet fand in den beiden Großgebieten vier unterschiedliche Länderkategorien:

[Anmerkung: Geburtenrate gemessen in der totalen Fruchtbarkeitsziffer (total fertility rate bzw. TFR)/ Index der Gesamtfruchtbarkeit; von Geschlecht und Altersaufbau unbeeinflußt und summiert; vgl. Hauser 1982, S. 123)]

1. Länder mit extrem hohen Geburtenraten (TFR > 6, zum Teil > 7) Beispiel: tropisches Afrika, einige islamische Staaten
2. Länder mit mittleren bis hohen Geburtenraten (TFR 4- 6) Beispiel: Entwicklungskontinente
3. Länder mit niedriger Geburtenrate (TFR 2- 4) Beispiel: Staaten in der Dritten Welt, die in jüngster Zeit einen schnellen Geburtenrückgang vorzuweisen hatten (VR China, Sri Lanka, Thailand, einige Klein- und Inselstaaten)
4. Länder mit extrem niedriger Geburtenrate (TFR < 2) Beispiel: Großteil Europas, Nordamerika, Japan, Australien, Singapur, Hongkong, Taiwan, Kuba

In der letzten Gruppe ist das langfristige Erhaltungsniveau der Bevölkerung nicht mehr gesichert. (Zur Veranschaulichung: siehe Anhang 2 und 4)

Es zeigt sich, dass tatsächlich die Staaten, die wirtschaftlich weiter entwickelt sind, die wenigsten Kinder haben. Bis auf einige Sonderfälle in Gruppe vier (Hongkong, Singapur, Kuba, Taiwan) trifft die Wohlstandsthese daher (oberflächlich betrachtet) zu. Sie besagt, dass je reicher ein Land sei, desto weniger Kinder auch in diesem Land geboren werden.

Der Gegensatz zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern existiert jedoch nicht erst seit kurzem, vielmehr stellte man diese Diskrepanz schon im frühen 20. Jahrhundert fest. Die Veränderungen in den letzten Jahrzehnten wirken nicht auf diesen Gegensatz aus, denn die Veränderungen sind weltweit, sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern. Wie also läßt sich der Fertilitätsrückgang in Europa erklären (vgl. Bähr 1992 S. 207- 210)?

2.4 Ursachen/ Erklärungsansätze für den Geburtenrückgang in den Industrienationen

Ist der Wohlstand der Industrieländer nun der Hauptgrund für den Geburtenrückgang in Europa? Diese These ist wohl nur teilweise zutreffend. Karl Schwarz bezeichnete als Ursache für den Rückgang der Geburtenziffern „ein vielschichtiges und kompliziertes Geflecht von Ursache- und Wirkungszusammenhängen, die regional, sozialgruppenspezifisch und auch im Zeitverlauf ein unterschiedliches Gewicht haben können...“ (Schwarz 1979, S. 166- 170, zitiert nach Bähr 1992, S. 232).

Nach C. Höhn sind die Ursachen auf mehreren Ebenen zu suchen; auf der Mikro-, der Meso-und der Makroebene (vgl. Bähr 1992, S. 211).

Studien auf der Makroebene erlauben großräumige Vergleiche der Beziehungen. Hierfür werden statistische Daten genutzt. Für Forschungen auf der Mikroebene wertet man Tauf-, Sterbe- und Heiratsregister aus und befragt Personen. Es werden Aussagen über die individuelle Fertilität, z. B. in Familien gewonnen (vgl. Bähr 1992, S. 211)

Zu Ursachen für den Geburtenrückgang auf der Mikroebene gehören:

- gewandelte Auffassungen über den Wert von Kindern
- Auflösung traditioneller Familienformen
- veränderte Einstellung zu Familienplanung und Sexualität Zu Ursachen auf der Mesoebene zählen:
- Unterschiede zwischen Einkommens- und Sozialgruppen/ städtischen und ländlichen Bevölkerungen
- Unterschiede nach der Konfession und der religiösen Überzeugung
- Unterschiede nach dem Bildungsstand und dem Erwerbsstatus
- Einfluß von Bezugsgruppen (z.B. Freunden)

Gründe auf der Makroebene sind z.B.:

- die Verstädterung und die zunehmende Kinderfeindlichkeit
- die Modernisierung der Werte (Folge: die Abwendung von religiösen Werten; Selbstentfaltung der Menschen ist wichtiger)
- Zukunftsangst

(vgl. Bähr 1992, S. 232- 234).

Für Karl Schwarz [werfen] „Kinder... keinen materiellen Nutzen mehr ab und sind auch kein Garant mehr dafür, daß die Eltern in Not, bei Krankheit und im Alter versorgt werden. Das besorgen heute die sozialstaatlichen Sicherungssysteme. (...) Kinder kosten nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit. (...) Kinder zu haben bedeutet i. d. R. Beschneidung von Wahlmöglichkeiten. (...) Daß Elternschaft Abhängigkeiten schafft, wissen heute vor allem die jungen Frauen aus den Erfahrungen ihrer Mütter.“ (Schwarz 1979, S. 490, zitiert nach Kaufmann 1994, S. 57).

G. Carlsson definierte den Fertiltitätsrückgang als Ergebnis eines Anpassungsprozesses. Man reagierte auf die gewandelten wirtschaftlichen Bedingungen und auf die Auflösung der traditionellen gesellschaftlichen Strukturen (vgl. Bähr 1992 S. 224)

Nun sollen einige Beispiele als Ursachen für den Geburtenrückgang in den Industrienationen näher erläutert werden:

Erweiterung der Optionen

Durch die Wohlstandssteigerung wurden die Möglichkeiten, sein Leben zu führen, stark erweitert. Die Bereitschaft für ein Kind ist heutzutage bei manchen Paaren nicht mehr vorrangig vorhanden, sie haben andere Wünsche wie Reisen oder Luxus allgemein. Auch haben die Kinder den ökonomischen Nutzen als Arbeitskraft oder als Versorger im Alter verloren. So ist es nicht verwunderlich, dass einige Paare ihre Prioritäten in Bezug auf ihr Leben anders setzen als früher.

wirtschaftliche Beweggründe

Die Ehepaare bestimmen die Zahl der Kinder aufgrund einer ökonomischer Kosten- Nutzen- Erwägung.

Aufkommen neuer Familienformen

Durch die sinkende Bereitschaft, überhaupt zu heiraten, wurden manche ursprünglichen Kinderwünsche nicht mehr verfolgt.

Frauenerwerbstätigkeit

Erwerbstätige Frauen haben in allen europäischen Ländern weniger Kinder als nicht- erwerbstätige Frauen. In einer Studie von Nave- Hertz nannten 82 % des Heiratsjahrgangs 1980 berufliche Gründe als Ursache für ihre Kinderlosigkeit (vgl. Peuckert 1991, S. 83).

Ein vermuteter Grund für die niedrigen Geburtenzahlen ist auch der mangelhafte Ausbau von familienexterner Kindesbetreuung, wie z.B. in Deutschland. So gab es in der ehemaligen DDR mehr Kinderkrippen und auch mehr Kinder als heutzutage.

Der Zusammenhang zwischen den niedrigen Geburtenziffern und der Frauenerwerbstätigkeit ist jedoch nicht eindeutig, da der Geburtenrückgang sowohl in Ländern mit niedrigen als auch in solchen mit hohen Frauenerwerbsquoten stattfindet.

Bildung

Es läßt sich eine negative Korrelation zwischen schulischer Ausbildung von Frauen und deren Kinderzahl, vor allem in außereuropäischen Ländern, aber auch in modernen europäischen Ländern feststellen, dass heißt, dass durch den Bildungsstatus der Frau die Geburtenrate zurückging. Je höher die weibliche Bildung ist, desto besser sind die Frauen in der Lage, eigene Wünsche (wie längere Geburtenabstände oder weniger Kinder) zu artikulieren und gegenüber dem Mann durchzusetzen.

Fehlen einer kindgemäßen Umwelt

Die Wohnverhältnisse in Großstädten sind nicht optimal für kleine Kinder. Die Wohnungen sind in der Regel zum Spielen zu klein und außerhalb der Wohnung gibt es auch wenig Spielmöglichkeiten. Es lauern Gefahren, wie z.B. von Autos überfahren zu werden.

Solche schlechten Verhältnisse sah man nach dem Krieg als gegeben an, heutzutage aber möchte man dem Kind etwas bie wird die eigenen Lebensansprüche gestiegen sind.

Konfessionszugehörigkeit

Häufig wird die Konfessionszugehörigkeit als Grund für die geringen Kinderzahlen genannt. Fetstellbar ist allerdings, dass die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten ab der Nachkriegszeit abgeschwächt oder sogar aufgelöst wurden. Die Pille wird in der jetzigen Zeit von den Katholiken genauso oft verwendet wie von den Protestanten.

Fortgang des Säkularisierungsprozesses

Da der Einzelne sich von kirchlichen Bindungen löst, geht der Einfluß der Kirchen auf die Lebensgestaltung zurück. Auch die Kirchen ändern sich. Wo früher das uneingeschränkte Fruchtbarkeitsgebot propagiert wurde, trat an diese Stelle eher eine verantwortliche Elternschaft.

pessimistische Zukunftsbeurteilung

Die traditionellen, wirtschaftlichen, politischen und institutionellen Sicherheiten werden in Frage gestellt, weil sich der Erfahrungshorizont der Menschen vergrößert hat. So gelangen auch Probleme der Bevölkerungsexplosion immer mehr ins öffentliche Bewußtsein. Für einige Paare, ist es unverantwortlich, heutzutage Kinder zu bekommen.

verbesserte Möglichkeiten der Empfängnisverhütung

Ab ungefähr 1968/69 konnte man die Kinderzahl durch die Emfängnisverhütung besser kontrollieren. Die Pille steht jedoch nicht für eine Ursache des Geburtenrückgangs. Vielmehr war sie eher ein Mittel, um die Entscheidung, kein Kind zu bekommen, in die Tat umzusetzen. Der Pillenknick ist daher als These zur Erklärung des Geburtendefizits nicht haltbar. Als wichtigen Grund für den Geburtenrückgang kann man die Motivation für eine Empfängnisverhütung aufführen, nicht die Kenntnis von einem Mittel selbst. Es lässt sich jedoch nicht bestreiten, dass durch die Verfügbarkeit solcher Mittel und durch Lockerungen des Gesetzes zum Schwangerschaftsabbruch der Geburtenrückgang beschleunigt wurde

(vgl. Bähr 1992, S. 232- 234; Höpflinger 1997, S.59 und 63; Peuckert 1991, S. 74- 77).

Gewöhnung an ein Leben ohne Kinder

Dadurch, dass Paare immer später den Bund des Lebens schließen, werden ihre Nachkommen auch erst später geboren. Ein Teil der Ehepaare, hat sich sogar im Laufe ihrer Ehe so an ein Leben ohne Kinder gewöhnt, dass sie schließlich ganz auf Kinder verzichten.

Man muss dennoch berücksichtigen, dass die Entscheidung ein (erstes) Kind zu bekommen (oder nicht zu gebären) oft ein anderes Gewicht besitzt als die Entscheidung für ein viertes oder sechstes Kind. So spielt der Faktor Geld vielleicht erst beim dritten Kind eine Rolle. Empirisch belegt ist auch die Tatsache, dass die Bildung der Frau mit der Entscheidung für ein erstes Kind zusammenhängt (vgl. Peuckert, S. 83).

2.5 Ursachen/ Erklärungsansätze für die hohe Geburtenrate in den Entwicklungsländern

Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse

Die hohe Fruchtbarkeit in den Entwicklungsländern muss die hohe Sterblichkeit ausgleichen, sonst würde die Bevölkerung durch Epidemien, Ernteausfälle, Kriege und Naturkatastrophen rapide schrumpfen. Auch wird nur durch eine hohe Geburtenziffer die Zahl der Mädchen, die ins gebärfähige Alter kommen, ohne vorher zu sterben, erreicht.

wirtschaftliche Bedingungen

Kinder sind wichtig, da sie Arbeitskräfte darstellen und auch zur Sozialversicherung, die es nicht staatlich gibt, beitragen.

Gründe des Familienwohls

Nur eine Vielzahl an Kindern symbolisieren in der Dritten Welt Glück, Macht und Stärke der Familie und des gesamten Stammes. Auch lassen sich durch eine große Kinderschar die eigenen Rechte besser gegenüber anderen Familien durchzusetzen und es wird sichergestellt, dass der Familienname weiter bestehen bleibt.

Innereheliche Gründe

Wahrscheinlich ist die Ehe glücklicher, wenn eine Frau in den Entwicklungsländern mehrere Kinder hat.

Persönliche Bedürfnisse

Durch viele Nachkommen kann der Mann seine Männlichkeit demonstrieren.

moralische und kulturelle Gründe

In der dritten Welt ist die Tatsache, vielen Kindern das Leben zu schenken, Gottes Wille. Eine Empfängnisverhütung verstößt daher gegen diesen Willen und wird seltener angewandt als in den Industrienationen.

Abneigung gegen kontrazeptive Methoden

Aber auch aus ästhetischen und gesundheitlichen Gründen werden Mittel, die eine Geburt verhindern, abgelehnt (vgl. Hauser 1974, S. 112- 114).

3. Bevölkerungstheorien/ theoretische Ansätze der Geburtenentwicklung

Um den Geburtenrückgang in den Industrienationen zu erklären, wurden in jüngster Zeit viele verschiedene Theorien aufgestellt, die teilweise miteinander konkurrieren. Sie lassen sich grob in Wohlstandstheorien, ökonomische Modelle (z. B. das mikroökonomische Modell von Gary S. Becker), soziologische Ansätze, psychologische und sozialpsychologische Studien (wie der Value- of- children- Ansatz), familientheoretische Ansätze und eigenständige Theorien unterteilen.

Jedoch sind alle Theorien auf eine einseitige Perspektive aufgebaut: eine hohe Geburtenziffer wird als gegeben gesehen, erklären muss man nur eine niedrige Geburtenrate. „Oft wurde die Möglichkeit eines Geburtenanstiegs theoretisch ausgeblendet, und der `Baby- Boom´ der Nachkriegsjahre war für die damaligen Fertilitätstheoretiker ein substantieller Schock“ (Höpflinger 1997, S. 64). An dieser Stelle sollen einige Erklärungsansätze näher erläutert werden, so z. B. auch folgende Theorie vom demographischen Übergang.

3.1 Theorie vom demographischen Übergang (theory of demographic transition)

Die am weitesten verbreitete Theorie, die sogenannte Theorie vom demographischen Übergang wurde von Warren Thompson und Frank W. Notestein aufgestellt. Sie beschreibt den Prozess, welcher mit der Modernisierung (1880-1930) einhergeht, und bringt diesen Industrialisierungsprozess mit der Bevölkerungsmenge in einen direkten Zusammenhang.

Basierend auf einem 5- Phasen- Modell, zeigt sie die Kombination von Fertilität und Sterblichkeit im zeitlichen Ablauf:

1. Phase (prätransformative Phase)

In der ersten Phase waren hohe Geburten- und Sterbeziffern vorrangig. Das Bevölkerungswachstum war nur sehr gering.

2. Phase (frühtransformative Phase)

Nach und nach sank die Sterbeziffer ab, wohingegen die hohen Geburtenziffern blieben. Als Folge war ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen.

3. Phase (mitteltransformative Phase

Da die Sterbeziffern weiter abnahmen und die Geburtenziffern auch allmählich absanken, nahm das Bevölkerungswachstum weiter zu und erreichte schließlich seinen Höhepunkt.

4. Phase (spättransformative Phase)

Die Geburtenraten sanken in dieser Phase rapide ab, und die Sterbedaten blieben auf einem niedrigen Niveau, was einen Bevölkerungsrückgang zur Folge hatte.

5. Phase (posttransformative Phase)

Die Sterbe- und die Geburtenziffern blieben konstant niedrig. Dadurch wuchs die Bevölkerung sehr gering.

Diese Phasen ereigneten sich in den Industrienationen während der Industrialisierung.

Nach Thompson und Notestein existieren in jeder Gesellschaft Normen, die besagen, in welchem Maß die Sterblichkeit durch Fruchtbarkeit ausgeglichen werden soll; jede Gesellschaft hat demnach eine eigene Vorstellung von der idealen Kinderzahl.

Die Merkmale der Agrargesellschaft (in der 1.Phase) waren Voraussetzung für die hohe Fruchtbarkeit und Sterblichkeit. Die nachfolgende Industriegesellschaft schuf die Voraussetzung für die niedrige Sterblichkeit (durch Technik und Hygiene). Durch den gleichzeitig stattfindenden Wertewandel sanken die Geburtenziffern.

Ungenau geht aus dieser Theorie hervor, dass die Ursachen des Geburtenrückgangs die Verstädterung im Zuge der Industrialisierung, die soziale Mobilität und die veränderte Rolle der Frau sind (vgl. Cromm 1988, S. 169- 172).

Ist eine Modernisierung wie in den Industrienationen also die Hauptlösung für die Bevölkerungsprobleme in der dritten Welt?

Nicht unbedingt. Die Theorie macht nämlich keine Aussagen über die Dauer der transformativen Phase und über die tatsächliche Gründe, die zu der Geburtensenkung führen. Auch wird auf die künftige Bevölkerungsentwicklung nicht eingegangen.

Die Theorie ist „nur eine empirische Verallgemeinerung der demographischen Geschichte der (vornehmlich) westlichen Welt...“ (Hauser 1982, S. 235).

Die Theorie vom demographischen Übergang ist daher nicht geeignet für die Fragestellung nach den unterschiedlichen generativen Verhaltensweisen.

3.2 Wohlstandstheorien (Brentano/Mombert)

Der Geburtenrückgang im Rahmen des demographischen Übergangs führte dazu, Erklärungen des generativen Verhaltens zu finden, und da diejenigen Gruppen mit dem höchsten ökonomischen Status auch den höchsten Geburtenrückgang zu vermelden hatten, wurden frühe Wohlstandstheorien ausgearbeitet. Sie besagen, dass der Geburtenrückgang der Industrienationen auf die Zunahme des wirtschaftlichen Wohlstandes zurückzuführen ist. Je nach Wohlstandsthese wurde die verschärfte Konkurrenz der Genüsse, eine verstärkte Konsumorientierung oder der Wunsch nach sozialer Mobilität (Aufstiegsstreben) betont.

Als erste formulierten Bertillon und Lavasseur in Frankreich die eine Wohlstandsthese, im deutschen Raum gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwei wichtige Vertreter: Ludwig Josef Brentano und Paul Mombert.

Die Theorie besagt, dass der gegen Ende des 19. Jhs in Westeuropa begonnene Geburtenrückgang auf den sozialen und kulturellen Aufstieg und auf die Zunahme des Wohlstands zurückzuführen ist. Entscheidend dabei ist der Wille, der Zeugung vorzubeugen. Der Geburtenrückgang ist demnach also Folge einer gewollten Regelung, eines psychologisches Hemmnisses. Durch die Zunahme der Konkurrenz der Genüsse mit zunehmenden Wohlstand hat der Zeugungswille abgenommen.

Brentano sieht den steigenden Wohlstand als unmittelbare Ursache des Geburtenrückgangs:

„ Mit zunehmenden Wohlstand und zunehmender Kultur wächst die Mannigfaltigkeit der Bedürfnisse der Menschen, und mit dem Auftreten anderer Bedürfnisse macht sich auch hinsichtlich der Befriedigung des Geschlechtstriebes das Gossensche Gesetz geltend... Der Mensch bricht mit der Kindererzeugung da ab, wo die Mehrung der Kinderzahl ihm geringere Befriedigung schafft, als andere Genüsse des Lebens, die ihm sonst unzugänglich würden...“ (Brentano 1909, S. 606, zitiert nach Cromm 1988 S. 155- 156).

Zwischen Wohlstand und Fruchtbarkeit besteht also kein unmittelbarer Zusammenhang: der wirtschaftliche Wohlstand führt erst durch andere Faktoren zum Geburtenrückgang. Durch den ökonomischen Wohlstand wird ein rationales Denken ausgelöst. Dieses Denken beinhaltet den Wunsch nach einer kleinen Familie. Die Ursachen für den Geburtenrückgang sind daher nicht nur wirtschaftlichen Gründen zuzuordnen, sondern einer neuen geistigen rationalen Weltanschauung, die auch durch eine erneute Verschlechterung der Lebensverhältnisse beibehalten wird.

Als Kritik an dieser These lässt sich anführen, dass der wirtschaftliche Wohlstand nicht den Geburtenrückgang an sich erklärt. Denn „wieso sollen jene Bevölkerungsgruppen, die sich am ehesten viele Kinder leisten können, am ehesten dazu tendieren, wenig Kinder zu haben?“ (Höpflinger 1997, S. 65).

Auch ist der historische Verlauf von Geburtenrückgang und Modernisierung nur sehr allgemein und unspezifisch wiedergegeben und der Wechsel zwischen den verschiedenen Ebenen (wirtschaftliche Struktur und kulturelle Werte) ist zu ungenau (vgl. Cromm 1988, S. 154- 156; Höpflinger 1997, S. 64- 65).

Wolf führte die Wohlstandthese weiter: für ihn treten die größere Wohlhabenheit und die geringen Geburtenziffern nur ein wenig in Wechselbeziehung, einen größeren Einfluß auf die Fertilität hat der jeweilige Kulturzustand einer Bevölkerung. Für Wolf ist also nicht die Wohlhabenheit, sondern der Kulturzustand vorrangig, da ein abnehmendes Bevölkerungswachstum in Ländern unterschiedlichen Reichtums vorhanden ist.

Die Hauptmerkmale einer Kultur, welche die Kinderzahlen einschränkt, sind die

Emanzipation von überkommenden Werten (z.B. Emanzipation der Frau), ein fortschreitender Ordnungssinn und die steigende Bildung breiter Bevölkerungsschichten (vgl. Cromm 1988, S. 157) Die Sozialisten wie Lassalle sind genau gegensätzlicher Meinung:

Der sozialdemokratische Politiker Ferdinand Lassalle stellte sein ehernes Lohngesetz auf. Demnach kann der durchschnittliche Lohn eines Arbeiters niemals über das Existenzminimum hinausgehen, da jede Lohnerhöhung zur Erhöhung der Vermehrungsrate führt, wodurch sich das Angebot an Arbeitskräften vergrößert. Als Folgen des sinkenden Lohnniveaus lassen sich eine erneute Verelendung und der daraus resultierende Geburtenrückgang nennen (vgl. Cromm 1988, S. 151)

3.3 Theorie der säkularen Nachwuchsbeschränkung (Linde)

Hans Linde wollte den Geburtenrückgang als ein historisches und säkulares Phänomen der industrieeuropäischen Gesellschaften erklären. Dabei berücksichtigte er die Entscheidungen innerhalb der Familie. Er war der Meinung, dass es durch die Industrialisierung zu einem Strukturwandel in der Familie kam und dadurch zu einem Geburtenrückgang.

Es kam zu drei aufeinanderfolgenden Entwicklungen:

Die erste Entwicklung war die Ausgliederung der Produktion und der Erwerbstätigkeit aus dem Familienhaushalt und die Veränderung der Produktionsverhältnisse. Die frühere familiale Produktion war nun marktwirtschaftlich.

Danach wurden die sozialen Sicherungssysteme erweitert. Kinder waren nun nicht mehr die einzigen Garanten eines Paares für die Altersvorsorge. Der Hauptgrund für das konstant niedrige Fertilitätsniveau liegt nach Linde im Ausbau des Wohlfahrtstaates.

Als dritte Entwicklung folgten die gesteigerten Konsummöglichkeiten jedes einzelnen durch die industrielle Massenproduktion.

Der Wohlstandseffekt tritt ein: mit steigendem Wohlstand steigen auch die Wahlmöglichkeiten an, die Entscheidung für oder gegen Kinder steht im Widerstreit unterschiedlicher Ansprüche (vgl. Höpflinger 1997, S. 70- 72).

3.4 Value - of- children- Ansatz (Wert von Kindern)

Am Anfang des Ansatzes standen „Value of Children“ (VOC)- Studien, die auf internationaler Ebene untersuchen, inwieweit soziale, ökonomische und psychologische Einflußfaktoren auf das generative Verhalten einwirken. Dabei soll keine Theorie getestet werden, vielmehr sollen Daten gesammelt und ihre Beziehungen im interkulturellen Vergleich erforscht werden.

(Den VOC- Studien zugrunde liegt die Liste von neun Variablensets von Hoffmann und Hoffmann, die dazu geeignet sind, den Kinderwunsch vorauszubestimmen. Variablen sind z. B. die Kosten, Anreize, aber auch z. B. der Wert von Kindern.)

Die VOC- Studien basieren auf drei Grundannahmen:

- Der Wert von Kindern ist mit dem sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Wert einer Gesellschaft eng verbunden; die Vor- und die Nachteile von Kindern orientieren sich daher am gesellschaftlichen Entwicklungsstand.
- Ehepaare, die in Kinder mehr Vor- als Nachteile sehen, werden mehr Kinder haben als diejenigen, bei welchen die Tatsache nicht gleichermaßen zutrifft.
- Das generative Verhalten variiert nach der unterschiedlichen Lebenseinstellung und der familialen Situation.

Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass in Gesellschaften, die an Freizeit und Konsum stark orientiert sind, der Erlebnischarakter von Kindern stark an Bedeutung gewinnt. So erkennt man in Studien in der Schweiz, in Deutschland und den USA, warum diese Länder eine geringe Fertilität vorzuweisen haben. Dort sind nämlich die expressiven Vorteile (wie die Gemeinschaft mit Kindern/ die Stimulation/ das Erlebnis und die Erfahrung) die Konsequenz für die Kinderzahl. Da die Vorteile schon durch eine begrenzte Zahl an Nachkommen abgedeckt werden können und die Nachteile eher mit einer größeren Anzahl ansteigen würden, beschränkt man sich auf diese wenigen Kinder (vgl. Cromm 1988, S. 202- 203; Höpflinger 1997, S. 81- 84)

4 Schluss/ Folgerungen

Was ist also der Grund für die unterschiedlichen Geburtenziffern? Ist es tatsächlich der Wohlstand in den Industrienationen, der den Geburtenrückgang beeinflusst? Ja und nein. Zwar trifft die Wohlstandsthese zu, aber die ökonomischen Faktoren können nicht als Hauptursache gesehen werden. Obwohl ein auffälliger Zusammenhang zwischen ökonomisch (weniger) entwickelten Nationen und (hoher) niedriger Fertilität besteht, sind jedoch die wirtschaftlichen Faktoren nicht maßgebend, da Länder mit ähnlichem Entwicklungsstand ein ganz unterschiedliches Fertilitätsniveau haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ökonomische Entwicklung zwar ein Grund, aber nicht der maßgebende Grund für die Unterschiede im Fruchtbarkeitsniveau ist. Andere Faktoren wie Kultur und soziale Institutionen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Ähnlich wie in Europa wird mit einem Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft eine Beschränkung der Geburtenzahlen erfolgen, denn „development is the best pill“ (Bähr 1974 S. 227). „We must conclude that we do not know why some nations have high birth rates and others low birthrates (Bogue 1969, S. 679, zitiert nach Hauser 1974, S. 118). Eine gültige Theorie, die alle Ungereimtheiten erklärt, gibt es bis heute nicht. Unklar bleibt auch die Tatsache, warum gerade die BRD in Europa das Land mit der niedrigsten Fertilität ist.

6 Literaturverzeichnis

- Bogue, D. J.: Principles of Demography. New York/ London/ Sydney/ Toronto, 1969
- Brentano, L. J.: Die Malthussche Lehre und die Bevölkerungsbewegung der letzten Dezennien. In: Abhandlungen der historischen Klasse der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 24. Band, 3. Abt., München, 1909, S. 579
- Bähr, J.: Bevölkerungsgeographie: Verteilung und Dynamik. Stuttgart, 1992 (2. Aufl.)
- Cromm, J.: Bevölkerung · Individuum · Gesellschaft: Theorien und soziale Dimensionen der Fortpflanzung. Opladen, 1988
- Hauser, J.: Bevölkerungsprobleme der dritten Welt: ein Vademecum mit Tatsachen, Beziehungen und Prognosen. Bern/ Stuttgart, 1974
- Hauser, J.: Bevölkerungslehre. Stuttgart, 1982
- Höpflinger, F.: Bevölkerungssoziologie: eine Einführung in bevölkerungssoziologische Ansätze und demographische Prozesse. Weinheim/ München, 1997
- Kaufmann, F.- X.: Zukunft der Familie. München, 1994
- Peuckert, R.: Familienformen im sozialen Wandel. Opladen, 1991
- Schwarz, K.: 100 Jahre Geburtenentwicklung. In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft 22, 1997, S. 490
- Schäfers, B.: Gesellschaftlicher Wandel in Deutschland. Stuttgart, 1995
- ÖSTAT 9/98, http://www.unics.uni-hannover.de/bollm/wandel/geburten.htm; S.1

Excerpt out of 17 pages

Details

Title
Geburtenrückgang in Deutschland - Können sich die Deutschen keine Kinder mehr leisten?
Grade
1,3
Author
Year
2000
Pages
17
Catalog Number
V101014
ISBN (eBook)
9783638994361
File size
367 KB
Language
German
Keywords
Geburtenrückgang, Deutschland, Können, Deutschen, Kinder
Quote paper
Jana Thalheim (Author), 2000, Geburtenrückgang in Deutschland - Können sich die Deutschen keine Kinder mehr leisten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101014

Comments

  • guest on 5/23/2001

    sehr ausführlich.

    Eine echt gute Hausarbeit.Ausführlich.

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Title: Geburtenrückgang in Deutschland - Können sich die Deutschen keine Kinder mehr leisten?



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