Mündliche Kommunikation. Zur Frage der Gelingensbedingungen argumentativer Handlungen


Bachelorarbeit, 2020

36 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Zu den Fragestellungen der Pragmatik
2.1 Gesagtes und Mitgeteiltes
2.2 Mitgeteiltes und Gemeintes
2.3 Die Gestaltung des kommunikativen Austauschs

3 Theoretische Grundlagen zur Bedeutung
3.1 Natürliche Bedeutung und nichtnatürliche Bedeutung
3.2 Bedeutungsbestimmungen der nichtnatürlichen Bedeutung
3.2.1 Zeitunabhängige Bedeutung
3.2.2 Angewandte zeitunabhängige Bedeutung
3.2.3 Situationsbedeutung eines Ausdrucks
3.2.4 Situationsbedeutung eines Sprechers
3.2.5 Idiolekt-Bedeutung
3.3 Intention und Bedeutung
3.4 Die Sprecherbedeutung
3.5 Die funktionale Einbettung des Kontextwissens

4 Sprechakttheorie
4.1 Grundbegriffe der Sprechakttheorie
4.1.1 Konstative und performative Äußerungen
4.1.2 Der Sprechakt
4.1.3 Die Teilakte
4.2 Signalisierung von Illokutionen
4.3 Sprechaktregeln

5 Zum Phänomen des Andeutens: Implikaturen
5.1 Konversationelle Implikaturen
5.2 Das Kooperationsprinzip
5.3 Die Konversationsmaxime
5.3.1 Maxime der Quantität
5.3.2 Maxime der Qualität
5.3.3 Maxime der Relation
5.3.4 Maxime der Art und Weise

6 Die Bedingungen des erfolgreichen Kommunizierens
6.1 Der Kommunikationsbegriff
6.2 Das Gespräch als Grundform der Kommunikation
6.3 Mündliche Kommunikation
6.4 Merkmale einer erfolgreichen Kommunikation
6.5 Problematik der Analyse mündlicher Kommunikation

7 Mündliches Argumentieren als Form kommunikativer Praktik
7.1 Der Argumentationsbegriff
7.2 Die mündliche Argumentation
7.3 Struktur einer mündlichen Argumentation

8 Zum Gelingen mündlicher Argumentation

9 Zusammenfassung

10 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Der Sprechakt – nach J.R. Searle

Abbildung 2: Kommunikationsmodell in Anlehnung an Karl Bühler

1 Einleitung

In der heutigen Welt ist es notwendig, die Kunst der Argumentation zu beherrschen, um sie gewinnbringend für die eigenen Ziele und Interessen zu nutzen. Dabei finden Argumentationen im Schul- und Berufsleben statt und durchziehen das alltägliche Leben von Kindern und Erwachsenen(vgl. Potthoff et al. 2008: 7). Aus diesem Grund stellt die Argumentationsfähigkeit eine wesentliche Schlüsselkompetenz des Zusammenlebens dar. Das sprachliche Phänomen des Argumentierens geht „in Logik, Rhetorik sowie im sprachtheoretischen Kontext auf eine lange Forschungstradition [zurück] […] und [beeinflusste] die sprachwissenschaftlichen Modellierungen ganz wesentlich […]."(Meißner/Wyss 2017: 7)

In der vorliegenden Arbeit wird vertiefend das Thema „Mündliche Kommunikation: Zur Frage der Gelingensbedingungen argumentativer Handlungen“ behandelt. Dabei wird versucht, herauszufinden, welche Faktoren das Gelingen mündlicher Argumentationen ermöglichen. Diese Faktoren werden, aufbauend auf die zuvor gegebene theoretische Grundlage, aus der Pragmatik ermittelt.

Zu Beginn der Arbeit wird ein Einblick in den Aufgabenbereich der Pragmatik gegeben. Dieser bildet die Basis für das darauf aufbauende Verständnis der Thematik. Im Folgenden wird sich unter Einbezug verschiedener Publikationen von Liedtke (2016), Rolf (2013) und Levinson (2000) den theoretischen Grundlagen zur Bedeutung zugewendet. In diesem Zusammenhang wird eine Abgrenzung von natürlicher und nichtnatürlicher Bedeutung vorgenommen, um anschließend den Bedeutungsbegriff vom Intentionsbegriff zu unterscheiden. Weiterhin werden Sprecherbedeutung und Bedeutung des Kontextwissens herausgearbeitet, da diese Faktoren zum Gelingen mündlicher Argumentationen beitragen. Anknüpfend wird im darauffolgenden Kapitel die Sprechakttheorie vorgestellt, wodurch dargelegt werden soll, was ein Sprecher macht, wenn er eine Äußerung von sich gibt. In diesem Kapitel wird erklärt, was unter dem Sprechakt und den Teilakten zu verstehen ist und die Sprechaktregeln werden vorgestellt. Anschließend wird der Implikatur-Begriff unter Hinzuziehung des Kooperationsprinzips sowie der Konversationsmaxime erörtert. Dies ist insofern relevant, da Implikaturen im alltäglichen Sprachgebrauch auftreten und zur Behebung von Verständnisproblemen hinzugezogen werden. Im weiteren Verlauf werden die Bedingungen des erfolgreichen Kommunizierens nach Fiehler (2009) zusammengetragen, wobei das Gespräch als Grundform der Kommunikation untersucht wird. Daraufhin wird die mündliche Argumentation unter besonderer Berücksichtigung ihrer Struktur vorgestellt. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit unter Hinzuziehung der Forschungsfrage dargestellt.

2 Zu den Fragestellungen der Pragmatik

Der Begriff Pragmatik leitet sich vom griechischen Wort ‚pragma‘ ab, das so viel wie ‚Handlung‘ bedeutet (vgl. Linke et al. 2004: 194). Im alltagssprachlichen Gebrauch wird dieser Begriff in Bezugnahme auf pragmatisches Denken oder pragmatisches Handeln verwendet (vgl. ebd.). Erfahrungsgemäß wird unter Pragmatik ein Synonym für die Sprechakttheorie verstanden(vgl. Glück/Rödel 1993: 482). Bei der Sprechakttheorie handelt es sich jedoch nur um eine bekannte Ausrichtung der Pragmatik (vgl. ebd.).

Unter Pragmatik ist eine junge Wissenschaft zu verstehen, die sich mit der Lehre des sprachlichen Handelns beschäftigt. Dabei untersucht sie als linguistische Teildisziplin die Verwendung sprachlicher Äußerungen. In seiner Zeichentheorie bezeichnete Morris die Pragmatik als die Lehre von der Zeichenverwendung(vgl. ebd.). Der englische Philosoph Herbert Paul Grice beschäftigte sich ebenfalls mit dieser Thematik. Grice analysierte die Sprecherbedeutung, indem er die Verständigung in Gesprächen untersuchte. Außerdem entwickelte er in seinen Untersuchungen die Begriffe der konversationellen Implikatur und des Kooperationsprinzips, die im weiteren Verlauf dieser Thesis erneut aufgegriffen und erläutert werden.

Folgend werden drei Fragestellungen der Pragmatik nach Linke et al. (2004) aufgeführt, die zentrale Gesichtspunkte des sprachlichen Handelns betreffen. Diese sollen im weiteren Verlauf unter Hinzuziehung der Ausführungen von Linke et al. und passender Beispiele genauer erklärt werden (vgl. Linke et al. 2004: 2).

1. Wie verhält sich das, was in der Situation sprachlich realisiert wird, zu dem, was mit dieser Äußerung ausgesagt wird über die Welt?
2. Wie verhält sich das, was in der Situation über die Welt ausgesagt wird, zu dem, was der Produzent damit dem Rezipienten gegenüber beabsichtigt?
3. Wie gestalten die Sprechenden – mit ihren Äußerungen – den kommunikativen Austausch? Wie drückt sich in ihrem Sprechen ihre soziale Position aus?(Linke et al. 2004: 202)

2.1 Gesagtes und Mitgeteiltes

Die erste Fragestellung der Pragmatik bezieht sich nach Linke et al. (2004) auf die Abgrenzung zwischen ‚Gesagtem‘ und ‚Mitgeteiltem‘. Diese Differenzierung ist eine der grundlegenden Eigenschaften sprachlicher Kommunikation und soll durch folgendes Beispiel verdeutlicht werden:

„Wann wirst du sie wiedersehen?“

„Heute.“

An diesem Austausch wird die Unterscheidung zwischen dem sprachlich Formulierten und der mitgeteilten Information über die Welt ersichtlich. Diesbezüglich zeigt sich, dass das sprachlich Ausgedrückte weitaus vieldeutiger ist und gleichzeitig einen geringeren Informationsgehalt über die Welt hat. Aus dem Beispiel ist nicht erkennbar, in welchem Verhältnis die Personen zueinander stehen oder um welchen Tag es sich genau handelt. Die Informationen über die Welt können in diesem Zusammenhang der Wahrheit entsprechen oder falsch sein und werden als Proposition bezeichnet(vgl. Linke et al. 2004: 202f.). In der Sprachphilosophie werden Propositionen ebenfalls als die Bedeutung eines Deklarativsatzes sowie das Objekt für mentale Einstellungen umschrieben (vgl. Glück/Rödel 1993: 488).

2.2 Mitgeteiltes und Gemeintes

Mit der zweiten Fragestellung der Pragmatik nehmen Linke et al. (2004) eine Abgrenzung der beiden Begriffe ‚Mitgeteiltes‘ und ‚Gemeintes‘ vor. Dieser Unterschied soll an folgendem Beispiel erläutert werden:

„Die Tür ist offen.“

Wenn die Ausführung durch eine Person geäußert wird, ist zu erkennen, dass mit dieser Aussage keine Feststellung mitgeteilt wird. Vielmehr deutet sie daraufhin, dass die Person sich durch die offene Tür gestört fühlt oder sie sogar die andere Person dazu auffordert, jene zu schließen. Daraus folgt, dass sich das Gemeinte von der Mitteilung dadurch abgrenzt, dass es sich nicht mehr um eine Proposition, sondern vielmehr um die kommunikative Funktion der Äußerung handelt. Diese kommunikative Funktion umfasst sowohl den Sinn als auch die soziale Bedeutung(vgl. Linke et al. 2004: 204).

2.3 Die Gestaltung des kommunikativen Austauschs

Mit der dritten Fragestellung gelingen Linke et al. an die Grenzen der Pragmatik. Dies ist damit zu begründen, dass sich die Gestaltung des kommunikativen Austauschs weniger mit den mitgeteilten sprachlichen Äußerungen beschäftigt (vgl. ebd.: 204). Vielmehr bezieht sich dieser Bereich auf die Beschreibung grundsätzlicher Regularitäten. Diese ermöglichen es dem Sprecher, das Gesagte dem Gesprächspartner der Situation entsprechend verständlich zu vermitteln (vgl. ebd.).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit diesem Kapitel ein erster Überblick bezüglich der Thematik vermittelt wurde. Dabei erschien es notwendig, die drei Fragestellungen der Pragmatik in ihrer Gänze zu beschreiben, um die Vollständigkeit der Thematik zu garantieren. Im Verlauf werden anknüpfend die theoretischen Grundlagen zur Bedeutung dargestellt.

3 Theoretische Grundlagen zur Bedeutung

Im Folgenden sollen zu einem besseren Verständnis die theoretischen Grundlagen zur Bedeutung dargestellt werden. Dabei wird zunächst die Abgrenzung von natürlicher Bedeutung und nichtnatürlicher Bedeutung unter Hinzuziehung des englischen Sprachphilosophen Herbert Paul Grice (1913–1988) vorgenommen. Infolgedessen werden ebenfalls der Bedeutungsbegriff und der Intentionsbegriff voneinander unterschieden. Schließlich wird die Sprecherbedeutung herausgearbeitet sowie die funktionale Einbettung des Kontextwissens vorgenommen.

3.1 Natürliche Bedeutung und nichtnatürliche Bedeutung

An dieser Stelle wird zunächst die Abgrenzung zwischen den Begriffen natürlicher und nichtnatürlicher Bedeutung nach Grice vorgenommen werden. Diese Unterscheidung der beiden Bedeutungsarten ist Ausgangspunkt für Grice‘ Erklärung der nichtnatürlichen Bedeutung (vgl. Rolf 1994: 30). Als Beispiel natürlicher Bedeutung ist das Aufsteigen von Rauch am Himmel aufzuführen, was auf Feuer hindeutet (vgl. ebd.: 23). Die Realisierung nichtnatürlicher Bedeutung kann sowohl verbal als auch nonverbal, durch sprachlichen oder mimischen Ausdruck erfolgen und bezieht sich darauf, was der Sprecher meint bzw. zu verstehen gibt (vgl. ebd.). Dabei ist sie jedoch von konventionaler Bedeutung abzugrenzen (vgl. ebd.: 30). Ein Beispiel für nonverbale nichtnatürliche Bedeutung tritt auf, wenn ein Schwimmer aus dem Wasser winkt und dies als Hilfe-Notruf gedeutet werden würde (vgl. ebd.: 23). Die verbale Form nichtnatürlicher Bedeutung würde sich mit dem Ausruf zeigen, dass der Bus voll ist, wenn es dreimal hintereinander klingelt(vgl. Rolf 1994: 23–30).

3.2 Bedeutungsbestimmungen der nichtnatürlichen Bedeutung

Grice unterscheidet vier Arten von Bedeutungsbestimmungen der nichtnatürlichen Bedeutung. Dabei handelt es sich um die zeitunabhängige Bedeutung, die angewandte zeitunabhängige Bedeutung, die Situationsbedeutung eines Ausdrucks und die Situationsbedeutung eines Sprechers. Das folgende Beispiel von Liedtke stellt den Unterschied zwischen zeitunabhängiger Bedeutung und Situationsbedeutung dar:

„Einen schönen Tag (noch).“ (Liedtke 2016: 41)

Die Aussage, jemandem einen schönen Tag zu wünschen, wird von vielen Sprechern zur Verabschiedung verwendet. Dabei entsteht ein Konflikt. Der Hörer könnte davon ausgehen, dass der Sprecher weiß, was er überlegt, an diesem Tag zu unternehmen. Daraufhin wird er sich fragen, woher der Sprecher die Auskunft darüber erhielt. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass die ursprüngliche Bedeutung diese Aussage an die Situation gebunden war, dass der Sprecher über den Tagesablauf des Hörers Bescheid wusste. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn sie zur Verabschiedung an der Kasse getätigt wird. In dieser Situation bringen Hörer und Sprecher ebenfalls diesen Wunsch zum Ausdruck, obwohl sie nichts über das Vorhaben des anderen wissen. Die Grundlage der Unterscheidung dieser beiden Bedeutungsarten lässt sich an den Bezeichnungen der beiden Begriffe festmachen. Während die zeitunabhängige Bedeutung nicht an eine Verwendungssituation gebunden ist, bezieht sich die Situationsbedeutung auf sie(vgl.: Liedtke 2016).

3.2.1 Zeitunabhängige Bedeutung

Grice nimmt unter Hinzuziehung der Lesart eine Differenzierung für die zeitunabhängige Bedeutung und die angewandte zeitunabhängige Bedeutung vor (vgl. Liedtke 2016: 43). Im Allgemeinen ist die Lesart eines Ausdrucks bei der zeitunabhängigen Bedeutung bereits deutlich geworden. Demnach handelt es sich hierbei um die Zuweisung einer einzigen Lesart (vgl. ebd.) Dies hat zur Folge, dass das Gesagte durch seine Eindeutigkeit verständlich ist. Anknüpfend lässt sich festhalten, dass einem Ausdruck seine Bedeutung unabhängig von einer bestimmten Verwendungssituation zugeschrieben wird (vgl. ebd.).

3.2.2 Angewandte zeitunabhängige Bedeutung

Die Zuordnung zur angewandten zeitunabhängigen Bedeutung erfolgt auf der Grundlage, dass bei sprachlichen Ausdrücken dieser Art zwischen zwei Lesarten gewählt wird, die an sich zeitunabhängig sind (vgl. ebd.). Zur Veranschaulichung führt Liedtke folgendes Beispiel auf:

„Die Bank brach zur allgemeinen Überraschung zusammen.“ (ebd.)

Hier gibt es zwei verschiedene Lesarten. Einerseits könnte der Ausdruck das Zusammenbrechen einer Bank im Park beschreiben. Auf der anderen Seite wäre es jedoch auch möglich, dass sich der Ausdruck auf den finanziellen Zusammenbruch eines Kreditinstituts bezieht. In diesem Zusammenhang lässt sich festhalten, dass die Lesart dieses Ausdrucks sowohl zeit- als auch verwendungsabhängig ist (vgl. ebd.).

3.2.3 Situationsbedeutung eines Ausdrucks

Wie bereits beschrieben, handelt es sich bei der Situationsbedeutung um eine Form der nichtnatürlichen Bedeutung. Diese Form ist relevant, wenn ein Sprecher seine Äußerung auf eine andere Person bezieht. Damit ist nicht gemeint, dass jemand eine andere Person anspricht, sondern vielmehr, dass die entsprechende Person durch einen Ausdruck nachgeahmt wird (vgl. ebd.: 42).

3.2.4 Situationsbedeutung eines Sprechers

Die Situationsbedeutung des Sprechers hingegen besagt, dass der Sprecher seine Äußerung auf sich selbst bezieht (vgl. ebd.). Dabei ist das Augenmerk auf dessen Intention zu legen. Demnach gilt es in diesem Zusammenhang, die Absicht zu ergründen, die der Sprecher mit seiner Äußerung verfolgt. Diese letzte Unterscheidung zwischen Situationsbedeutung eines Ausdrucks und Situationsbedeutung eines Sprechers ist für Grice zur Rekonstruktion des Bedeutungsbegriffs notwendig, um über die Sprecherbedeutung zur Sprecherintention zu gelangen (vgl. ebd.). Im Verlauf dieses Kapitels wird erneut Bezug auf die Sprecherbedeutung genommen, wenn diese genauer erläutert wird.

3.2.5 Idiolekt-Bedeutung

Abschließend beschreibt Liedtke, dass sich nach Grice eine Verbindung zwischen Situationsbedeutung und zeitunabhängiger Bedeutung herstellen lässt, die Grice als Idiolekt-Bedeutung bezeichnet (vgl. ebd.: 44). Bei der Idiolekt-Bedeutung dreht es sich darum, dass die jeweilige Bedeutung von den einzelnen Hörern abhängig ist. Dies ist der Fall, wenn ein Sprecher einen bestimmten Begriff einmalig verwendet und der Rezipient infolgedessen Überlegungen dazu anstellt, welche Intention der Sprecher mit seiner Äußerung verfolgt. Daraufhin entscheidet der Hörer, um welche Bedeutung es sich handelt. „Wenn [der Sprecher] […] diesen Ausdruck häufiger in vergleichbaren Situationen verwendet, dann kann man ihm eine Gewohnheit unterstellen, den Ausdruck so-und-so zu verwenden.“ (Liedtke 2016: 44)(vgl. Liedtke 2016: 41–44).

Das Resümee zu den Bedeutungsbestimmungen der nichtnatürlichen Bedeutung lautet daher wie folgt: Zunächst unterscheidet Grice zwei Arten von Bedeutungsbestimmungen der nichtnatürlichen Bedeutung. Dabei handelt es sich einerseits um die zeitunabhängige Bedeutung und andererseits um die Situationsbedeutung. Diese beiden Arten lassen sich jeweils in zwei weitere Formen unterteilen. Bei der Situationsbedeutung ist zwischen Situationsbedeutung eines Ausdrucks und Situationsbedeutung eines Sprechers zu unterscheiden. Demgegenüber sind bei der zeitunabhängigen Bedeutung unter Hinzuziehung der Lesart zeitunabhängige Bedeutung und angewandte zeitunabhängige Bedeutung voneinander abzugrenzen.

3.3 Intention und Bedeutung

Im Folgenden werden der Intentionsbegriff und der Bedeutungsbegriff gegenübergestellt, um die Differenzen zwischen den beiden Ausdrücken zu verdeutlichen. Dabei wird ebenfalls Bezug auf die Ausführungen von Frank Liedtke genommen (vgl. Liedtke 2016).

Zu wissen, was jemand mit einer Äußerung meint, heißt, die Intention zu erkennen, mit der er oder sie diese Äußerung vollzieht. In einem letzten Schritt kann man das, was jemand mit einer Äußerung meint, als die Bedeutung der Äußerung bezeichnen. (Liedtke 2016: 35)

Im weiteren Verlauf wird zunächst der Intentionsbegriff erläutert. Aus dem obenstehenden Zitat geht hervor, dass die sprechende Person mit ihrer Äußerung eine bestimmte Absicht verfolgt. Sprechende Personen können mit ihren Äußerungen verschiedene Absichten verfolgen. Dies hat zur Folge, dass die Absicht des Sprechers im Gespräch missverstanden werden kann. Ein klassisches Beispiel lässt sich anhand eines Dialoges während des Mittagessens aufzeigen.

A: „Was ist denn das für ein Gemüse?“
B: „Wenn dir das Essen nicht schmeckt, musst du dir etwas kaufen.“
A: „Ich wollte doch nur wissen, was das Gelbe in der Suppe ist.“

[...]

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Mündliche Kommunikation. Zur Frage der Gelingensbedingungen argumentativer Handlungen
Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
Note
2,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
36
Katalognummer
V1011527
ISBN (eBook)
9783346402028
ISBN (Buch)
9783346402035
Sprache
Deutsch
Schlagworte
mündliche Kommunikation, Pragmatik, Kommunikation, Sprechakttheorie, Implikaturen, natürliche Bedeutung, nicht-natürliche Bedeutung, Kooperationsprinzip, mündliches Argumentieren, Argumentieren, Argumentation, mündliche Argumentation, Konversationsmaxime
Arbeit zitieren
Jasmin Schacht (Autor:in), 2020, Mündliche Kommunikation. Zur Frage der Gelingensbedingungen argumentativer Handlungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1011527

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