Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die Lösungswege aufzuzeigen, mit denen die Krankenhaussozialarbeit Beratung während der Covid-19 Pandemie neu konstruiert hat. Der Fokus soll dabei nicht auf den inhaltlichen Elementen der sozialrechtlichen Beratung liegen, sondern in ihrer Ausgestaltung und ihrem körperlichen, verbalen, nonverbalen oder paraverbalen Ausdruck. Die Zeit in der beiläufige Kommunikation selbstverständlich war, hat im Jahr 2020 eine drastische Wende genommen.
Die Anwendung verbaler und nonverbaler Kommunikation wurde durch die Covid-19 Pandemie gestört. Sie, die Pandemie, stellt alle bisherigen Muster und Abläufe auf die Probe. Berührung ist nicht länger erlaubt, vielmehr ist es ein Gesetz geworden Abstand zu halten. Eine besondere Veränderung finden wir aber direkt in unserem Zentrum – dem Gesicht. Die Hälfte des Gesichts, unseres verbalen Motors muss zum Schutz verdeckt sein. Die Maske nimmt uns allen einen elementaren Teil unserer Wahrnehmung. Obgleich sie jetzt zum Standard gehören, gar "Nicht-Träger" als unsolidarisch demaskieren, versperren sie uns die Sicht auf entscheidende Funktionen unseres Gesichts. Hier stellt sich nun die Frage: Wie gestaltet sich die Kommunikation in der Covid-19 Pandemie im Kontext der Krankenhaussozialarbeit und welche Chancen ergeben sich für die pandemiefreie Zeit?
Die Krankenhaussozialarbeit ist Dreh- und Angelpunkt für außerklinische Perspektiven. Neben Heilung, Therapie und Körperpflege ist sie die psychosoziale Begegnung, die Mut macht und zuhört. Individuelle Zugänge zum Menschen bieten Empathie, Kongruenz und Wertschätzung sowie eine passende Art diese zu kommunizieren. Interpersonale Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit bezeichnet einen sensiblen Umgang mit Emotionen während der Krankheitsbewältigung. Die Covid-19 Pandemie hat diese ohnehin schon herausfordernde Krisenintervention im Krankenhaus zu einem neuen Level geführt. Emotionen und kommunikative Settings werden durch Hygieneregeln zur Neuinterpretation gezwungen. Um interpersonale Kommunikation im Krankenhaus trotz Maske, Abstand und Isolation weiterhin bedarfsgerecht anzubieten, mussten neue, alternative Möglichkeiten kreiert werden.
I. Inhaltsverzeichnis
I. Inhaltsverzeichnis
II. Abbildungsverzeichnis
III. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Forschungsfrage
1.3 Struktur und Aufbau
2. Interpersonale Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit
2.1 Geschichte der Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit
2.2 Rahmenbedingungen der Kommunikation im Krankenhaus
2.2.1 Auswirkungen der Räumlichkeiten auf Gespräche
2.2.2 Auswirkungen von Abläufen und Strukturen auf Gespräche
2.3 Kommunikationskonzepte und ihre Wirkung in der Krankenhaussozialarbeit
2.3.1 Verstehen und verstanden werden
2.3.2 Emotionen erkennen und wertschätzen
2.3.3 Authentizität und Transparenz
2.4 Sichtbarkeit und Transport von Werten
3. Interpersonale Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit während der Covid-19 Pandemie
3.1 Die Maske - Eine schützende Einschränkung
3.1.1 Auswirkungen durch Mimik-Verlust der unteren Gesichtspartie
3.1.2 Vulnerable Patientengruppen
3.2 Kompensation und Lösungen
3.2.1 Prägnanz der Augen, Brauen und der Stirn
3.2.2 Die Stimme und paraverbale Stile
3.2.3 Bilder, Theater und Pantomime
3.3 Abstandsregeln und soziale Distanzierung
3.3.1 Auswirkungen fehlender Berührung oder Nähe
3.3.2 Gestik und Interaktion als Balance für Emotionen
3.4 Die Notsituation erschafft Lösungen
3.4.1 Krankenhäuser schaffen Alternativen
3.4.2 Comeback alter Medien und Hilfsmittel
3.4.3 Beschleunigung in der Digitalisierung
4. Chancen für die Krankenhaussozialarbeit für die pandemiefreie Zeit
4.1 Möglichkeiten, Entwicklungen und Strategien
4.2 Grenzen der Krankenhaussozialarbeit in der kommunikativen Gestaltung
5. Fazit
IV. Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
Die Krankenhaussozialarbeit ist Dreh- und Angelpunkt für außerklinische Perspektiven. Neben Heilung, Therapie und Körperpflege ist sie die psychosoziale Begegnung, die Mut macht und zuhört. Individuelle Zugänge zum Menschen bieten Empathie, Kongruenz und Wertschätzung sowie eine passende Art diese zu kommunizieren. Interpersonale Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit bezeichnet einen sensiblen Umgang mit Emotionen während der Krankheitsbewältigung.
Die Covid-19 Pandemie hat diese ohnehin schon herausfordernde Krisenintervention im Krankenhaus zu einem neuen Level geführt. Emotionen und kommunikative Settings werden durch Hygieneregeln zur Neuinterpretation gezwungen. Um interpersonale Kommunikation im Krankenhaus trotz Maske, Abstand und Isolation weiterhin bedarfsgerecht anzubieten, mussten neue, alternative Möglichkeiten kreiert werden. Die Covid-19 Pandemie stellt Patientinnen und Sozialarbeiterinnen dabei gleichermaßen auf den Prüfstand. Seit Beginn der Pandemie, gab es zahlreiche Ansätze und die verschiedensten Mittel dieser neuen Herausforderung zu begegnen - für den Erhalt von Beziehungen zwischen internen und externen Akteurinnen des Krankenhauses.
Schlüsselwörter: Emotion, Empathie, Kongruenz, Wertschätzung, interpersonale Kommunikation, Covid-19, Pandemie, Krankenhaus, Soziale Arbeit, Krankenhaussozialarbeit, Maske, Abstand
Abstract
Hospital-based social work is the linchpin of out-of-hospital perspectives. In addition to healing, therapy and personal care, it is the psychosocial encounter that encourages and listens. Individual connections with people offer empathy, congruence, and appreciation, as well as an appropriate way to communicate them. Interpersonal communication in hospital-based social work settings refers to a sensitive approach to emotions during illness management.
The Covid-19 pandemic has taken this already challenging hospital crisis intervention to a new level. Emotions and communicative settings are forced to be reinterpreted by hygiene rules. In order to continue to offer interpersonal communication within the hospital in a way that meets the needs of the patient, despite masks, social distancing, and isolation, new, alternative options must be created. The Covid-19 pandemic is putting patients and social workers alike to the test. Since the beginning of the pandemic, there have been numerous approaches and the most diverse means to meet this new challenge - for the preservation of relationships between internal and external actors of the hospital.
Keywords: emotion, empathy, congruence, appreciation, interpersonal communication, covid-19, pandemic, hospital, social work, hospital-based social work, mask, social distancing
II. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers
Abbildung 2: Emotionen und Masken
Abbildung 3: Maske mit Sichtfenster für Schwerhörige und Gehörlose
Abbildung 4: Betonung der eigenen Worte
Abbildung 5: Die kontaktlose Begrüßung
Abbildung 6: Lächeln und Zuhören ausstrahlen
Abbildung 7: Niedergeschlagenheit und Trauer
Abbildung 8: Konzentration und Sorge
III. Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Der Krankenhausbereich ist für Außenstehende häufig ein undurchschaubares Gebilde. Die Strukturen und Abläufe sind den Patientinnen1 meist fremd, auch die medizinische Sprache, die hier gesprochen wird, gleichen Hieroglyphen. Diese Literaturarbeit soll verschiedene Elemente und Bereiche verbinden, um zwei gegensätzliche Welten einander näher zu bringen. Die psychosoziale Komponente der Krankenhaussozialarbeit soll herausgearbeitet werden, sowie in Bezug gesetzt werden zur aktuellen Lage in der Covid-19 Pandemie. Die Recherche in Werken der Theaterwissenschaft, der Sprachwissenschaft, der Psychologie aber auch der Kunst, sowie die Darstellung neurowissenschaftlicher Vorgänge und anderen Bezugswissenschaften, zeigen die Vielfalt der Bereiche, die im Arbeitsfeld Krankenhaussozialarbeit miteinander verflochten werden. Die Bezugnahme dieser verschiedenen Bereiche stellt die Schwierigkeit dar, denn es wirkt zunächst überraschend, eine ernste Angelegenheit wie einen Krankenhausaufenthalt, mit kreativen und gestaltenden Perspektiven wie Pantomime oder Theater zu begegnen und neu entstandene Hürden und Barrieren wie Masken und Abstand zu entzerren, trotzdem birgt dies eine Chance in Anbetracht der neuartigen Umstände, die die Krankenhaussozialarbeit nun vorfindet. Diese neuartigen Umstände werden durch das weltweite Geschehen der Covid-19 Pandemie bestimmt, welche eine akute und potenziell tödlich verlaufende Atemwegserkrankung hervorrufen kann (vgl. WHO 2020, S.4). Um sich selbst, aber vor allem andere - und noch genauer Risikogruppen mit Vorerkrankungen sowie ältere Menschen vor der Erkrankung zu schützen - gilt im Jahr 2020/2021 und voraussichtlich darüber hinaus die Maske als wichtigstes Utensil und Teil der Schutzausrüstung in Krankenhäusern und auch im Privatbereich (vgl. Schnitzbauer et al. 2020, S. 577).
Die Autorin dieser Arbeit hat das Thema aufgrund der persönlichen professionellen Erfahrung in der Krankenhaussozialarbeit gewählt. Die berufliche Randgruppe im Krankenhaus nimmt einen kleinen Platz ein, denn zahlenmäßig kann die Sozialarbeiterin im Krankenhaus nicht mit den Pflegerinnen oder Ärztinnen aufschließen (vgl. Statistisches Bundesamt 2020, S.29; S.55). Obwohl die Krankenhaussozialarbeiterin quantitativ eine Minderheit darstellt (ebd.), bedeutet ihre Arbeit im Hinblick auf die Verbindung zwischen Gesundheit und der sozialen Umwelt von Patientinnen große Relevanz für häusliche Perspektiven und Bedarf daher einer umfassenden Betrachtung (vgl. Rademaker/Alten- höner 2019, S. 160). Die interpersonale Kommunikation bildet den Mittelpunkt von Kliniksozialdiensten, da die Krankheitsbewältigung in Form von psychosozialer Beratung stattfindet und den Vorteil eines niedrigschwelligen Angebots einnimmt (vgl. DVSG 2013, S.7-8).
1.1 Problemstellung
Im fremden Krankenhausumfeld ist es hilfreich Anschluss zu finden. Der Übersetzer der Fachsprache könnte die Krankenhaussozialarbeit darstellen. Sie kommt ins Spiel, wenn die soziale Problematik in Verbindung mit der Erkrankung oder auch umgekehrt unüberwindbar scheinen (vgl. Schütte- Bäumner 2019, S. 70). Sozial-anwaltschaftliches Engagement und psychosoziale Gesprächsführung sind Begleiter, denen man in einem System begegnet, dem Patientinnen in größter Not, meist in Krankheit ausgeliefert sind (vgl. Ansen/Gödecker-Geenen/Nau 2004, S. 13-16).
Die Krankenhaussozialarbeit gestaltet Übergänge vor allem kommunikativ (vgl. Heenan/Birrel 2019, S.1755). Verschiedene Konzepte und Methoden sind Vorgangsweisen und Werkzeuge, die Sozialarbeiterinnen befähigen die richtigen Worte zu finden, aber auch die richtigen Fragen zu stellen (vgl. Widulle 2012, S.23). Die Problematik in der aktuellen Lage bezieht sich auf die Beratung und Durchführung interpersonaler Kommunikation mit Maske und den daraus resultierenden Problemen und Störungen im Informations- und Kommunikationsfluss (vgl. Schuster et al. 2020, S.42-43). Dabei kommt zum Tragen, dass es eben nicht reicht allein durch Lautstärke Gespräche zu verdeutlichen, sondern der gesamte Aufbauprozess kommunikativer Gestaltung andersartig unterstützt werden muss (ebd.). Die Problematik zeigt, dass zwar prinzipiell Menschen mit bereits vorbekannten akustischen Problemen besonders belastet sind, trotzdem auch gesunde Personen ohne Hörschädigung unter der veränderten Situation mit der Maske und dem Verlust der während einer Kommunikationssituation vermittelten Werten und Informationen leiden (ebd.).
1.2 Ziel und Forschungsfrage
Das Ziel dieser Arbeit besteht also darin, die Lösungswege aufzuzeigen, mit denen die Krankenhaussozialarbeit Beratung, während der Covid-19 Pandemie neu konstruiert hat. Der Fokus soll dabei nicht auf den inhaltlichen Elementen der sozialrechtlichen Beratung liegen, sondern in ihrer Ausgestaltung und ihrem körperlichen, verbalen, nonverbalen oder paraverbalen Ausdruck. Die Zeit in der beiläufige Kommunikation selbstverständlich war, hat im Jahr 2020 eine drastische Wende genommen. Die Anwendung verbaler und nonverbaler Kommunikation wurde durch die Covid-19 Pandemie gestört. Sie, die Pandemie, stellt alle bisherigen Muster und Abläufe auf die Probe. Berührung ist nicht länger erlaubt, vielmehr ist es ein Gesetz geworden Abstand zu halten. Eine besondere Veränderung finden wir aber direkt in unserem Zentrum - dem Gesicht. Die Hälfte des Gesichts, unseres verbalen Motors muss zum Schutz verdeckt sein. Die Maske nimmt uns allen einen elementaren Teil unserer Wahrnehmung. Obgleich sie jetzt zum Standard gehören, gar „Nicht-Träger" als unsolidarisch demaskieren, versperren sie uns die Sicht auf entscheidende Funktionen unseres Gesichts (vgl. Kleis 2020).
Hier stellt sich nun die Frage: Wie gestaltet sich die Kommunikation in der Covid-19 Pandemie im Kontext der Krankenhaussozialarbeit und welche Chancen ergeben sich für die pandemiefreie Zeit?
Die einzelnen Elemente der Kommunikation, wie wir sie vor der Pandemie gekannt haben, müssen neu interpretiert werden und erfahren eine Revolution in ihrer Ausgestaltung.
1.3 Struktur und Aufbau
Zu Beginn der Arbeit soll die interpersonale Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit beschrieben werden, und durch einen kurzen Exkurs über die geschichtlichen Umstände abgerundet werden. Schon ohne die Pandemie ist das Handlungsfeld Krankenhausozialarbeit und damit die interpersonale Kommunikation von verschiedenen Herausforderungen umgeben, welche beispielsweise durch determinierte Rahmenbedingungen geschaffen werden. Da sich diese auf kommunikative Prozesse auswirken, erfolgt ein Überblick über verschiedene Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen. Die Konzepte und Modelle, die im nachfolgenden dargestellt und erläutert werden gehen auf die außergewöhnlichen Situationen ein, die zentral auf die Krankenhauskommunikation einwirken. Im speziellen ist die Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit gemeint. Die vorgestellten Konzepte umschließen Werke und Handlungsweisen von Carl Rogers und Friedemann Schulz von Thun. Verschiedene Blickwinkel einer humanistischen Haltung sollen in Bezug zum Arbeitsfeld Krankenhaussozialarbeit gesetzt werden. Individuelle Zugangsweisen zu einer großen Anzahl von Adressatinnen mit jeweils eigenen Hintergründen sollen darüber Aufschluss geben, dass jene, im Krankenhausbereich angebundenen vulnerablen Patientengruppen einer eigenen Kommunikationswelt bedürfen (z.B. Demenzerkrankte, Schwerhörige, Gehörlose, Menschen mit neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen).
All diese Bausteine erfahren in der Covid-19 Pandemie zunächst eine Zäsur. Die Maske, der Abstand, die Unsicherheit, Ängste, sowie einer Vielfalt an Emotionen sind allgegenwärtig. Gesichtszüge und Worte verschwimmen und schwinden. Es entsteht eine Barriere, die es zu brechen gilt, um neue Wege der Kommunikation zu entdecken und zu nutzen, um Teilhabe zu ermöglichen oder aufrechtzuerhalten. Kreative und andersartige gestalterische Perspektiven der interpersonalen Kommunikation durch die Maske sollen Herausforderungen mildern und auflösen. Des Weiteren soll ein Einblick gegeben werden, wie Krankenhäuser auf das Besuchsverbot reagiert haben und welche neuartigen und alternativen Entwicklungen es in den vergangenen Monaten gegeben hat.
Schließlich folgt eine Vision von Chancen, die für die Krankenhaussozialarbeit in der pandemiefreien Zeit Lichtblicke und Potenziale freisetzt. Diese Visionen ziehen eine Folgerung von Gedanken nach sich, welche aus der Pandemie positives ableiten lassen, um letztlich mit neuer Hoffnung und neuen Optionen aus einer Katastrophe für die pandemiefreie Zeit zu lernen.
2. Interpersonale Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit
Zunächst ist es wichtig die Begrifflichkeiten näher zu beleuchten, um Klarheit zu schaffen, was unter interpersonaler Kommunikation einerseits zu verstehen ist und andererseits einen Bezug zur Krankenhaussozialarbeit herzustellen und diese beiden Begriffe als untrennbare Einheit hier zu betrachten: „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die Grundlage für diese Eigenschaft ist die interpersonale Kommunikation“ (Witte 2006, S.2). Die interpersonale Kommunikation ist also eine Form zwischenmenschlichen Verhaltens, die eine Art der gegenseitigen Verständigung beschreibt (ebd.).
Kommunikation bedeutet jedoch mehr als sich mit Andren zu unterhalten (vgl. Wilken 2014, S. 1012). Kommunikation bedeutet: Sich gegenüber stehen, sich ansehen, Abstand halten, Bewegungen der Arme, der Stirn, der Augen, jede Regung, jeder Laut, jedes Symbol und jedes Wort welches Personen als Zeichen des Ausdrucks füreinander, übereinander aber auch miteinander geben verkörpert interpersonale Kommunikation (ebd.).
Den Bezug zum Arbeitsfeld Krankenhaussozialarbeit bildet die interpersonale Kommunikation als elementaren Bestandteil und wichtigstes Werkzeug im Umgang mit der Adressatin (vgl. Schütte- Bäumner 2019, S. 71). Fragen der Krankheitsbewältigung und Krisenintervention erfordern eine Face-to-Face Kommunikation und eine Verbindung die im Gespräch entsteht (ebd.). Der Sozialdienst des NCT Heidelberg2 beispielsweise, verdeutlicht dies in seinem Konzept, indem es die interpersonale Kommunikation in Form der psychosozialen Beratung von den sozialrechtlichen Aspekten abgrenzt und als eigenständigen Bereich behandelt (vgl. Walther 2012, S. 266-268). Die Unterschiede zwischen der sozialrechtlichen Informationsvermittlung und der Ebene der Emotionen und der Umgang mit ihnen werden so deutlich (ebd.).
In einem Interview (Person #3) mit Heenan und Birrel (2019, S.1747) in Nordirland im Themenschwerpunkt Krankenhaussozialarbeit bestätigte dies eine Sozialarbeiterin, als Sie ihre Aufgabe der psychosozialen Betreuung darin begründete, dass sie die Menschen an ihrem tiefsten Punkt erlebe und eben hier anknüpft um eine Stütze zu sein in der interpersonalen Beziehung zwischen Krankenhaussozialarbeiterin und Patientin (ebd.). Des Weiteren führt im Interview eine Sozialarbeiterin (Person #5) an:
„We advocate and empower that’s how I would describe it. It is our role to ensure that people are not passive and powerless in decisions that really affect their lives. We ensure that they have a voice and that it is heard“ (Heenan/Birrel 2019, S.1747).
Ein Auszug dieser Interviews veranschaulicht beispielhaft, dass die interpersonale Kommunikation stets die Befähigung der Menschen zum Ziel hat, ihre Anliegen zu erfassen, aber auch ihnen zu signalisieren, dass seitens der Sozialarbeiterin jedes Wort der Patientin bedeutsam ist und zum Anlass des Hilfeplans wird (ebd.).
Die Herausforderungen der Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit bestehen vor allem darin die vielseitigen und grundverschiedenen Begegnungen in diesem Arbeitsfeld adäquat, transparent und professionell zu gestalten (vgl. Lamer 1977, S. 207-209). Die Adressatinnen sind nicht eine einzige Zielgruppe. Vielmehr ist die Zielgruppe ein Abbild der ganzen Gesellschaft und vereint darin alle Problematiken im Krankenhauskomplex (ebd.). Eins haben jedoch alle Patientinnen gemeinsam, die mit der Krankenhaussozialarbeit in Kontakt treten: Sie haben ein gesundheitliches Problem, das sich auf ihr soziales Umfeld auswirken kann. Diesen sensiblen und privaten Angelegenheiten gilt es umsichtig gegenüberzutreten (ebd.).
Dabei liegt der Kern der interpersonalen Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit darin Vertrauen zu schaffen, denn private Angelegenheiten, sind persönlich und bedürfen einer verlässlichen Partnerin, um Problematiken zu lösen, vorrangig jedoch Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten (vgl. Bei- vers/Kramer 2019, S.133). Diese Hilfe wird annehmbar, durch die richtige Umsetzung interpersonaler Kommunikation durch die Soziale Arbeit im Krankenhaus (ebd.). Die Heranführung der Patientin an Lösungswege und die Verknüpfung externer Stellen sorgen für ein Zusammenspiel, welches der Patientin auch im häuslichen Umfeld Sicherheit geben (vgl. Franzkowiak 2014, S.118-119). Es ist somit wichtig die interpersonale Kommunikation so zu gestalten, dass Patientinnen durch die psychosoziale Unterstützung Halt erfahren, um nicht nur Probleme lösen zu lassen, sondern motiviert zu werden, dies selbst schaffen zu können (ebd.).
Harmonie ist dabei nicht immer Standard, denn die vielen verschiedenen Teilnehmerinnen an der patientenorientierten Behandlungsstrategie sind Teil eines Konfliktpotenzials (vgl. Stein 2020, S. 230-234). Nicht alle Patientinnen oder Mitarbeiterinnen im Krankenhaus haben die gleichen Voraussetzungen im Wissensprozess (z.B. Ärztinnen kennen nicht immer die soziale Lage der Betroffenen) (ebd.). Dies bezieht sich zum einen auf den Behandlungsstand oder gar der Prognose einer Erkrankung und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Patientin (ebd.). Es liegt faktisch Konfliktpotenzial im Raum, sowohl zwischen Sozialarbeiterin und anderen Professionen als auch zwischen Patientin und anderen Mitarbeiterinnen des Behandlungsteams (vgl. Ansen 2010, S. 88-90). Diese Spannungen entladen sich zum Teil im Gespräch zwischen Patientin und Sozialarbeiterin. Der Autor (ebd., S. 112-113) führt als Beispiel weitreichende Eingriffe in die Unversehrtheit der Patientin an, z.B. die Ablehnung seitens der Patientin zu einer Verlegung in eine stationäre Pflegeeinrichtung, die von Angehörigen und Ärztin jedoch bereits besprochen und initiiert wurde, aber final noch nicht entschieden werden kann, da das Selbstbestimmungsrecht gewahrt werden muss (vgl. Art. 2 Abs. 1 GG).
2.1 Geschichte der Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit
Im späten 19. Jahrhundert starteten die Anfänge der Krankenhaussozialarbeit (vgl. Cannon 2018, S. 41-50). Es ist nicht so, dass vorher nichts bestanden hätte, jedoch wurden hier konkrete Berufsbezeichnungen für Sozialarbeiterinnen3 benannt (ebd.). Die Dienste und Fürsorge für soziale Belange von Kranken sind bereits in den Wurzeln des Christentums vorzufinden (ebd.).
Die Kommunikation der damaligen Krankenhaussozialarbeit entdeckt man in erster Linie in den Werten, die einstige Sozialarbeiterinnen vertreten haben und den Menschen schon damals als Mitglied eines Systems gesehen haben, und daher die Notwendigkeit bestand empathisch auf alle Personen einzugehen:
„Wie der Arzt das kranke Organ nicht isoliert, sondern in Bezug zum ganzen Körper sieht, so betrachten die Sozialarbeitenden den kranken Menschen nicht bloss [sic!] als bedauernswerte Person, die ein Spitalbett belegt, sondern als Angehörige einer Familie oder einer Gemeinschaft, die wegen des schlechten Gesundheitszustandes eines Ihrer Mitglieder ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird" (Cannon 2018, S.49-50).
Dies wird auch von Ansen et al. bestätigt: Diese betonen in ihrer Beschreibung der Geschichte der Krankenhaussozialarbeit bis 1933, dass Sozialarbeiterinnen ein Bindeglied zwischen Patientin, Familie und der Institution Krankenhaus darstellen, um auf diesem Weg in der Kommunikation, Ängste und Besorgnis abzubauen (vgl. Ansen/Gödecker-Geenen/Nau 2004, S. 117-121).
Lamer (1977, S. 209-210) beschreibt in den 1970er Jahren die Schwierigkeiten der Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit vor dem Hintergrund möglicher Konflikte mit anderen Berufsgruppen. Die Kommunikation ist hier als Hauptmerkmal der Sozialarbeiterinnen in Krankenhäusern aufgeführt (ebd.). Das methodische Vorgehen, was häufig zeitintensive Gespräche fordere, sei von anderen Berufsgruppen nicht immer respektiert, da vor allem ärztliches und pflegerisches Personal in ihren Arbeitsschwerpunkten der kommunikativen Gestaltung durch den Zeitdruck beraubt werden (ebd.).
Diese Darlegung bekräftigen auch Ausführungen von Garms-Homolova und Schaeffer (o.J., S.186- 190), indem sie die Stellung der Krankenhaussozialarbeit gegenüber derer von Ärztinnen und Pflegerinnen gegeneinander abwiegen, wobei klar erscheint, dass letzteren klarer formulierte praktische Aufgaben und Positionen zuteilwerden.
Darauf bezugnehmend geht in späterer Literatur hervor, dass gerade die Kooperation von Sozialarbeiterin, Ärztin und Pflegerin zur Gesundheitsförderung beiträgt und die zwischen ihnen stimmige interpersonale Kommunikation sich zudem positiv auf die Arbeit mit der Patientin auswirkt (vgl. Skarke 2005, S. 133-135). Eine konstruktive Teamarbeit wirkt sich also in allen Ebenen auf die soziale, seelische und gesundheitliche Förderung der Patientin aus (ebd.). Außerdem kann diese zusätzliche kommunikative Anstrengung auch eine gesundheitliche und arbeitsklimatische Förderung im Team Krankenhaus mit seinen unterschiedlichen Professionen fördern.
2.2 Rahmenbedingungen der Kommunikation im Krankenhaus
Einen großen Einfluss auf die interpersonale Kommunikation und die Gesprächsführung hat die zunehmende Ökonomisierung der Krankenhäuser und deren Fokus auf Kosten-Nutzen-Aspekte sowie der Druck der Arbeitgeberin diesen Fokus umzusetzen (vgl. Heenan/Birrel 2019, S.1745). Dies merkt die Sozialarbeiterin deutlich an den Zeitressourcen, die ihr zur Verfügung stehen, vor dem Hintergrund eines immer geringeren Personalschlüssels (vgl. Nau 2006, S.6). Immer mehr Patientinnen bekämen immer kürzere Beratungsgespräche, wodurch ersichtlich wird, dass die interpersonale Kommunikation im Hinblick auf einen einfühlsamen Umgang leidet (ebd.).
„Vermutlich spüren viele Mitarbeiter in Sozialdiensten in den Krankenhäusern die Spannung zwischen unterschiedlichen Erwartungen und dem eigenen Anspruch und verbrauchen alle Energie in der Bewältigung des beruflichen Alltags. Sozialarbeiter sind möglicherweise für das Krankenhaus nicht die idealen Entlassungsmanager, weil sie Themen einbringen, die ein Krankenhaus unter DRG-Bedingungen eigentlich nicht gebrauchen kann" (Nau 2009, S.7).
Das heißt, Kostendruck und monetäre Ziele der Institution sowie der Anspruch der Sozialarbeiterin sind Gegenspieler im Krankenhaussystem und sorgen für andauernde Reibung in den Interaktionen, der einzelnen Systemmitglieder (ebd.).
Die Beziehung von Umwelt und System nach Luhmann (1994, S. 253-265) könnte in Bezug gesetzt werden zum Krankenhaus, denn dieses selbst ist schon System und Umwelt zugleich. Wenn also die Patientin ein System darstellt, so ist das Krankenhaus die Umwelt (ebd.). Es ist zu bedenken, dass das Krankenhaus ebenfalls ein System darstellt, welches von sozialpolitischen Vorgängen gesteuert und bestimmt wird und wiederum von einer Umwelt umgeben ist (vgl. Rothgang/Preuss 2018, S.37-38). Man kann also ein Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Systemen und ihren Umwelten erkennen (vgl. Luhmann 1994, S.253-265). In dem Moment, da sich beide begegnen, werden sie eine Einheit und bedingen sich gegenseitig (ebd.). Schubert (2011, S. 4) argumentiert ebenso, und führt zudem auf, dass die verschiedenen Akteurinnen, also Personen, Institution, und die jeweiligen Umwelten einer Verbindung unterliegen, welche stets im Mittelpunkt einer Beratung stehen sollte. Dies bedeutet zugleich, dass eine Blindheit innerhalb des Systems zu vermeiden ist und deshalb stetiger Reflektion bedarf (ebd.).
Die Rahmenbedingungen im Krankenhaus haben auf Patientinnen persönliche und beeinflussende Auswirkungen: Die fremde Umgebung und die Dienstbekleidung der Mitarbeiterinnen sind mit Assoziationen verbunden die beängstigend wirken können (vgl. Cannon 2018, S. 219-220). Es sind nicht nur die Bedingungen, die das Krankenhaussystem selbst schafft, solche etwa wie oben benannte ökonomische Umstände, sondern auch die, welche die Patientin mitbringt und auf der Basis ihrer Erfahrungen wirken (ebd.). Cannon (ebd.) hebt zu Recht hervor, dass Krankenhaussozialarbeiterinnen, obgleich sie nicht direkt im Ablauf der medizinischen Behandlung beteiligt sind, ein Gespür dafür haben sollten, welchen Faktoren die Patientinnen in ihren Zimmern ausgesetzt sind (z.B. das Angefasst werden von Fremden oder störende Gerüche), die sich grundlegend auf Stimmung und somit Gespräche auswirken können. Cerwinka und Schranz (2014, S.90-93) bestätigen die Wirkung von Gerüchen auf Emotionen und erwähnen explizit störende und intensive Düfte im Krankenhaus als Assoziation mit negativen Gefühlen. Gesprächsteilnehmerinnen die an diesen Geruch gewöhnt sind, nehmen diesen Einfluss nicht immer wahr (ebd.).
2.2.1 Auswirkungen der Räumlichkeiten auf Gespräche
Patientinnen sind nicht freiwillig im Krankenhaus, sondern meist aufgrund akuter oder chronischer Erkrankungen auf lebensnotwendige Behandlungen angewiesen (vgl. Prütz/Rommel 2017, S.95- 99). Dieses Krisensetting als Umwelt im Krankenhauskomplex, in der die Patientin in ihrem Krankenzimmer eingebettet ist, trägt bereits einen belastenden Anteil zur interpersonalen Kommunikation zwischen Patientin und den jeweiligen Gesprächsteilnehmerinnen bei (vgl. Schmidt et al. 2009, 1151-1156). Eine Umfrage via Fragebögen hat ergeben, dass die Sauberkeit in den Patientenzimmern besonders auf die Zufriedenheit und die Stimmung von Patientinnen einwirkt (ebd.). Erste Orientierungen im Krankenzimmer legen überdies die Basis für eine positive Grundstimmung (ebd.). Interpersonale Kommunikation findet mithin immer im Kontext der Gestaltung der unmittelbaren Umgebung statt (vgl. Kübler 1977, S.49-53).
Die Konstruktion einer vertrauensvollen Umgebung, welche Ruhe ausstrahlt und bei den Patientinnen Wohlbefinden auslöst, kann durch verschiedene Farbkombinationen und mithilfe von Bildern an den Wänden gestützt werden (vgl. Obermayr 2020, S. 25-27). Ein gesundheitsfördernder Effekt konnte direkt mit der Gestaltung des Krankenzimmers in Verbindung gebracht werden (ebd.).
Im Umkehrschluss ist also eine karge, sterile Umgebung mit fehlenden visuellen Reizen eine eher unproduktive Gestaltung für ein Patientenzimmer. Dies bestätigen Voss und Danziger, indem Sie in einem Krankenhaus in Berlin, „Anstelle eines hochfunktionalen, sterilen, alltagsfernen und teilweise beängstigenden Krankenhausmilieus [...]“ (Voss/Danzig 2017, S.899) eine wohnliche Atmosphäre schafften. Die Architektur und Planung einer Krankenstation und den Patientenzimmern, integrierte Mobiliar und Farbkonzepte, die im Umgang mit der Patientin ein förderliches Milieu für die professionelle Beziehung und damit letztlich auch dem kommunikativen Handeln zugrunde legt (vgl. Voss/Danzig 2017, S. 896-901). Leydecker thematisiert in diesem Zusammenhang die „Wechselwirkung zwischen Mensch und Raum“ (2017, S.14). Die interpersonale Kommunikation im Krankenhaus scheint eben dieser Wechselwirkung ausgesetzt, wobei die kühle Klinikatmosphäre im Spannungsverhältnis zwischen den teilnehmenden Akteurinnen steht (ebd.).
Eine spezifische Gesprächssituation profitiert nicht nur vom Raum selbst, sondern auch im Hinblick auf das Mobiliar und dessen Anordnung, da hier festgelegt ist in welchem Setting eine Unterhaltung stattfindet (vgl. Cervinka/Schranz 2014, S. 61-64). Da Patientinnen nicht selten Doppel- oder Mehrbettzimmern ausgesetzt sind, ist das Raumklima nicht zu unterschätzen, da hier verschiedene Persönlichkeiten auf eine Gesprächssituation einwirken und deren Beziehung zueinander auch andere Gespräche beeinflussen können (ebd. S. 85-87).
Eine positive Umgebung könnte für die Patientin beispielsweise mit Bildern, (elektrischen) Kerzen einer Uhr und angenehmem Licht gestaltet werden (vgl. Otterstedt 2005, S. 86). Im Übrigen sind persönliche Elemente (z.B. auf dem Nachttisch befindliche Bilder oder Karten) hilfreich bei der Kommunikation, insbesondere um den Anfang zu einem Gespräch zu finden (ebd.).
2.2.2 Auswirkungen von Abläufen und Strukturen auf Gespräche
Die interpersonale Kommunikation in der Krankenhaussozialarbeit unterliegt den Abläufen und fest terminierten Strukturen in der Institution (vgl. Märker/Turba 2016, S.196-199). In Anbetracht der Tatsache, dass direkt bei Aufnahme der Patientin das Entlassungsdatum festgelegt werden soll, kann man ableiten, dass die Termine und der therapeutische Ansatz zur Heilung der Patientin strikt befolgt werden müssen (ebd.). Die Sozialarbeiterin ist gefordert, sich in diesen Ablauf einzugliedern, ohne ihn zu stören und unterliegt hier den Konflikten, die Interessen der Klinik mit in die interpersonale Kommunikation mit der Patientin zu inkludieren und den Ablauf von Gesprächen zu takten (ebd.). Diese drastische Darstellung beschreibt den Spagat, welchem die interpersonale Kommunikation im Krankenhaus unterliegt (vgl. Nau 2009, S.7). Demnach ist dies nicht nur zwischen Sozialarbeiterin und Patientin spürbar, sondern auch zwischen anderen Akteurinnen, die einer vorgefertigten Spur zu folgen haben (ebd.).
Die Soziale Arbeit im Krankenhaus ist, wie alle anderen Berufsgruppen, der zunehmenden Verwaltungsmaschinerie ausgesetzt, dieser zur Folge wird die Patientin und ihr Krankenhausfall zwar in Form einer Akte geführt und die Fallorientierung durch die Krankenhaussozialarbeit praktiziert, trotzdem ist es wichtig in der interpersonalen Kommunikation auf den Menschen zu achten und die professionelle Identität der Sozialarbeit zu wahren (vgl. Bendsen 2015, S.25-26). Lösungsorientierte Sprechmuster können einen Weg bereiten, die ökonomischen Zwänge im Gesundheitswesen positiv auszubalancieren (ebd.).
Abläufe und Strukturen, die die Patientin durch den Krankenhausapparat schleusen, tangieren alle Akteurinnen gleichermaßen (vgl. Heenan/Birrel 2019, S. 1755). Konflikte zwischen den führenden Professionen (Pflege und Medizin) und der Sozialen Arbeit rühren häufig von den verschiedenen Sichtweisen und Perspektiven (ebd.). Kommunikationstraining im interdisziplinären Setting würden diese Perspektiven aufnehmen und für alle verständlich transportieren (ebd.).
Zusammenfassend signalisieren die straffen Abläufe und Strukturen im Krankenhaus eine Hürde und Erschwernis für die Krankenhaussozialarbeit. Genauso ist es allerdings an ihr, diesen Rahmen zu nutzen, um die interpersonale Kommunikation ungeachtet der Barrieren in allen Bereichen verantwortlich auszuführen.
2.3 Kommunikationskonzepte und ihre Wirkung in der Krankenhaussozialarbeit
Das in der Krankenhaussozialarbeit transportierte Wissen und die Unterstützung ist, wie in allen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit, eingebettet in ineinandergreifende Kommunikationskonzepte und deren Methoden. Ein solches Konzept bietet die klientenzentrierte Gesprächsführung als Basis eines humanistischen Menschenbildes (vgl. Stimmer 2012, S. 229-240). Stimmer (ebd.) beschreibt diese Einstellung als »Grundhaltung« für sozialarbeiterisches Handeln und betont die Besonderheit im Zusammenspiel der Werte nach Carl Rogers. Diese Werte bilden das Herz des »personen- zentrierten Ansatzes«, der, so Stimmer (ebd.) Beratung nicht nur auf der Ebene der Beraterin gestaltet, sondern dazu beitragen soll, dass Patientinnen ebenso für sich selbst profitieren und in ihrer Persönlichkeit gestärkt hervorgehen können. Ein weiteres Charakteristika ist zudem eine lebendige Abbildung dieser Werte im Konzept der Gesprächsführung durch Ausdruck und Verhalten der Sozialarbeiterin in der interpersonalen Kommunikation mit der Patientin und sollte gelebt statt einfach physisch mitgebracht werden:
„Die drei Kriterien bilden wechselwirkend ein System, das als sozialpädagogische Haltung bezeichnet werden kann, eine Haltung allerdings, die ständig im Fluss ist, die manchmal in Annäherung erlebt und gelebt werden kann, die aber nie als Gegenstand in Besitz genommen werden kann. Das heißt, diese Haltung ist ein Idealtypus, dem sich konkrete Sozialpädago- gInnen in der Realität der Sozialen Arbeit nur immer mehr oder weniger nähern werden" (Stimmer 2012, S. 236).
Die soziale Beratung im Krankenhaus, die zwar im Rahmen des Case Managements ausgeführt wird, versteht sich als punktueller Begleiter der Krankenversorgung (vgl. Wendt 2015, S. 270-274). Die Sozialarbeiterin kann im Hinblick auf Versorgungsstrukturen Hilfen in die Wege leiten, welche im Vorfeld erörtert, eruiert und mit der Patientin diskutiert werden müssen (ebd.). Im Hinblick auf krankheitsbedingte emotionale Belastungen ist dieses Vorgehen mit der Anwendung ausgewählter Kommunikationskonzepte zu behandeln (ebd.).
Infolgedessen besteht die Herausforderung der Sozialen Arbeit im Krankenhaus darin, zu begreifen, „[...] dass ein Patient nicht nur ein Mensch mit Gesundheitsproblemen ist, sondern auch eine unverwechselbare Person mit einzigartigen Eigenschaften, dass eine Patientin nicht nur eine Kostenstelle ist, sondern auch ein Mensch mit Innenleben und Geschichte." (Sedmak 2013, S. 31). Sedmak (ebd.) greift hier eine entscheidende menschliche Position auf, im Vergleich zu Wendt (2015, S. 270274) der in deskriptiver Weise dem Case Management und seiner Fallorientierung sachlich Ausdruck verleiht. Dieser Vergleich gibt zudem Aufschluss über die verschiedenen Perspektiven, Patientinnen im Krankenhausumfeld zu betrachten.
Jede Patientin steckt in ihrer eigenen Geschichte, diese gilt es zu hören, sich ihrer anzunehmen, und entsprechend zu reagieren (vgl. Jost/Bieker 2013, S. 137-140). Im Folgenden soll erläutert werden, wie die Sozialarbeiterin interpersonale Kommunikation entwickeln könnte, um diesem alltäglichen Geschehen ihres Berufsalltags gerecht werden zu können.
2.3.1 Verstehen und verstanden werden
Um in Kontakt treten zu können und eine Beziehung aufzubauen, gilt es sich auf die Gesprächspartnerin einzulassen und diese zu verstehen (vgl. Jost/Bieker 2013, S. 137). Dabei gilt es den Menschen zunächst in dessen Lebenswelt zu erreichen. Dies ist sowohl auf der Ebene Sozialarbeiterin - Patientin, als auch zwischen den verschiedenen Professionen zu beachten (ebd.).
Verstehen ist der Zugang zu den Gedanken und der Welt des Gegenübers (vgl. Rogers 1977, S.184- 185). Die Gedanken die Carl Rogers mit diesen Worten ausdrückt, zeigen welche Voraussetzungen notwendig sind, um in Kontakt zu treten, ohne zu werten, sondern Signale der Anteilnahme zu senden (ebd.). Es entsteht Bereitschaft zur Aufnahme und Annahme entgegenkommender Worte (ebd.). Dies setzt die Fähigkeit voraus nicht sich selbst in den Vordergrund zu stellen und ein Gespräch zu beeinflussen oder zu steuern, sondern einen Redefluss geschehen zu lassen (ebd.). Das ganzheitliche und respektvolle Verstehen einer Person führt folglich dazu, einen Draht zueinander zu finden, also eine auf Vertrauen basierende Verbindung zu haben. Rogers (2019, S. 68) nennt dies gar eine „[...] besondere Art des Zuhörens eine der mächtigsten Kräfte der Veränderung, die ich kenne" (ebd.).
Die Soziale Arbeit kreiert demnach eine Haltung, die eine Beratung mit Menschlichkeit unterstreicht, und sogleich lebendige Unterhaltungen fördert (vgl. Widulle 2012, S. 56-57). Schütte-Bäum ner (2019, S.69) führt dazu ein Beispiel auf, welches die interpersonale Kommunikation einer Sozialarbeiterin im Krankenhaus mit einer an Brustkrebs erkrankten Patientin darstellt, mit Verweis auf die einerseits freie und offene, andererseits dennoch feinfühlige Atmosphäre des Gesprächs. Dadurch soll die Möglichkeit der Krankheitsbewältigung mit einer Aktivierung der eigenen Stärken und Ressourcen einhergehen und diese fördern (ebd.).
Das Verstehen der anderen Gesprächsteilnehmerin führt zu Offenheit, Aufrichtigkeit, Mitgefühl und Verständnis indem das Geheimnis des empathischen Hörens liegt (vgl. Rogers 1980, S.185-198). Nicht der physiologische Vorgang der akustischen Wahrnehmung, sondern der Wahrnehmung der Erlebnisse und Sorgen des Andren sind entscheidend (ebd.). Ohne zu prüfen oder Worte vorwegzunehmen, wird der Prozess des Verstehens auch gleichzeitig zur Offenbarung wirklicher Empathie (ebd.).
In der Studie von Heenan/Birrel (2019, S. 1748) legen Sozialarbeiterinnen im Krankenhaus Empathie als Grundbaustein ihrer Arbeit fest.
Ein weiterer Aspekt des Verstehens und verstanden Werdens bezieht sich auf die inhaltliche Komponente von interpersonaler Kommunikation: Ein Dialog kann mithin nur wechselseitig sein, wenn die Botschaften von beiden Teilnehmerinnen verarbeitet werden können (vgl. Schulz von Thun 2011, S. 160-171). Schulz von Thun betont die Verständlichkeit im Begriff »Einfachheit« (ebd.).
Dieser Gesichtspunkt ist besonders in der Kommunikation zwischen Sozialarbeiterin und älteren Patientinnen relevant, denn es ist wichtig, dass auch die beispielsweise demente Patientin sich selbst als gleichberechtigte Gesprächspartnerin sehen kann (vgl. Jost/Bieker 2013, S. 165-167). Für die Sozialarbeiterin bedeutet dies demgemäß das Bewusstsein zu tragen, Informationen in einer Art und Weise zu vermitteln, die eine Patientin ohne nötige Fachkenntnisse verstehen kann, und ohne sich minderwertig zu fühlen (ebd.). Zur Verdeutlichung schreibt Schulz von Thun: „Ich rede wie ein normaler Mensch, nicht wie ein Gelehrter" (Schulz von Thun 2011, S. 164). Jene vertrauensvolle Beziehung innerhalb interpersonaler Kommunikation liegt einerseits in der Professionalität Fachsprache zu verwenden, jedoch andererseits auf das Gegenüber anzupassen, sodass Kommunikation auf Augenhöhe verständlich stattfinden kann, denn „Einen direkten Kontakt zum Patienten herzustellen, ist die Basis jeder erfolgreichen Intervention“ (Pütter 2013, S. 130).
Die Ebenen der Beziehung in der interpersonalen Kommunikation, sowie der Inhalt der vermittelt wird, müssen ein gemeinsames Ziel haben (vgl. Watzlawick/Beavin/Jackson 2017, S. 63). Wenn beide Dimensionen verknüpft sind, erst dann sind beide Gesprächspartnerinnen im gegenseitigen Verstehen angekommen (ebd.).
2.3.2 Emotionen erkennen und wertschätzen
Das Verstehen ist also das eine, den Weg zur gemeinsamen professionellen Beziehung bereiten jedoch auch die Beachtung der Gefühle des Andren, sowie eine Form der bedingungslosen Zuwendung (vgl. Rogers 1977, S. 186). Wertschätzung in der Krankenhaussozialarbeit kann beschrieben werden als Anerkennung der Patientin und ihres Willens, ihrer Stimmung und ihrer Launen, sozusagen die Anerkennung aller Gefühle, die die Ausnahmesituation im Krankenhaus bringen kann (vgl. Mühlum 2016, S. 212-213). Lebensverkürzende Erkrankungen können aufwühlende und gereizte Gespräche hervorbringen (ebd.). Für die Sozialarbeiterin ist es daher wichtig ihre Rolle zu kennen und der Patientin Zeit zu geben, diese Situationen zu erleben (ebd.). Die Machtposition der Sozialarbeiterin durch den institutionellen Auftrag darf deshalb nicht in Konkurrenz mit der Achtung vor den Wünschen und Ansichten der Klientin stehen (ebd.). Der Autor führt als Beispiel individuelle und persönliche Wünsche in der Sterbebegleitung an, welchen mit Wertschätzung entsprochen werden soll, obgleich dem Krankenhaus hier Grenzen gesetzt sind (ebd.).
Dies betrifft nicht nur sterbende Patientinnen, sondern beispielsweise auch wohnungslose oder suchterkrankte Personen (vgl. akzept e.V. 1999, S. 12-14). Es geht nämlich darum die Patientin in ihrem Selbst und ihrer Entscheidung ihr Leben zu führen ungeachtet der gesellschaftlichen Vorgaben zu akzeptieren (ebd.). Innerhalb dieser Akzeptanz kann es möglich werden eine Aufnahmebereitschaft der Patientin zu erreichen (ebd.). Wertschätzung bedeutet folglich Akzeptanz von Selbstbestimmung und Autonomie aber auch die Förderung dieser Komponenten.
Patientinnen die mit dem Krankenhausaufenthalt konfrontiert sind, befinden sich in einer Ausnahmesituation (vgl. Meese 2018, S.202-203). Dabei steht nicht immer eine lebensbedrohliche Krise im Raum, trotzdem gibt die Situation Anlass zu Besorgnis oder gar Not (ebd.). Empathie ist sowohl Ausgangspunkt des Verstehens als auch Fundament des Einfühlens in die Gefühlswelt von Andren (ebd.).
Rogers unterstreicht dieses Einfühlungsvermögen, als spezifische Maßnahme in der interpersonalen Kommunikation zwischen ihm und der Klientin und unterstreicht „[...] daß die wirkungsvollste Art von Hilfe diejenige war, darauf zu achten, welche Gefühle und Emotionen sich in den Worten des Klienten kundtaten“ (Rogers 1980, S. 75). Dabei betont Rogers den Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid, denn es geht nicht darum den inneren Schmerz des Gegenübers mitzuerleben, sondern die Welt des Gegenübers zu betreten und Anteilnahme und Interesse zu zeigen für sein Befinden (vgl. Rogers 1986, S.44-45). Gefühle des Andren zu erkennen und zu wertschätzen ist somit eine Form des Sich-aufeinander-Einlassens, um damit wiederum Aufrichtigkeit zu spiegeln (ebd.).
Um die Gefühle einer Patientin zu erkennen besteht die Aufgabe zunächst darin, die Würde jedes Menschen anzuerkennen (vgl. Art. 1, GG), den Menschen zu beobachten und sich seinen Gefühlen zuzuwenden (vgl. Frahnow 2013, S. 178). Neurowissenschaftlich ist dieser Mechanismus in Form der »Spiegelneurone« verankert. Diese biologischen Vorgänge führen jedoch noch nicht zur empa- thischen Einfühlung (vgl. Rizzolatti/Sinigaglia 2012, S.185-192).
Die interpersonale Kommunikation kann durch die Sozialarbeiterin in der Wahrnehmung der Gefühle der Patientin gefördert werden, weil sie der Patientin in einer Krise begegnet, die Emotionen zum Ausdruck bringt (vgl. Dieplinger 2008, S. 30-31). Es gilt sie aufzufangen und die Person darin zu unterstützen für sich einen gangbaren Weg zu finden, der unterstützend selbst erarbeitet und nicht automatisiert vorgegeben wurde (ebd.).
Es geht nicht darum, die Patientin ständig zu studieren und zu analysieren ob der Möglichkeit permanent die Gefühlssituation zu kontrollieren (vgl. Ekman 2017, S. 23-26). Vielmehr geht es darum zu verinnerlichen, dass wir als Individuen dauerhaft Gefühlen ausgesetzt sind, diese jedoch nicht immer in ausgeprägter Form sichtbar sind (ebd.). Im Krankenhaus gilt es dagegen, die Gefühle zu erkennen, die im Zusammenhang stehen mit der Erkrankung, der Bewältigung von Sorge, Schmerz oder Unsicherheit oder aber Freude zu bestärken, die einhergeht mit einer guten Diagnose oder Prognose:
„2. The need to express their feelings, both negative and positive. The feelings may be of fear, insecurity, resentment, hatred, injustice, and so on, or of their opposites" (Biestek 1957, S. 14).
Die psychosoziale Komponente jeder Problematik gilt es zu erfassen, um eine Beziehung zu schaffen, die Emotionen zulässt:
„These emotions in the client, in turn, elicit a response of attitudes and emotions in the caseworker toward the client, thus beginning the dynamic interaction" (ebd., S.15).
Schon an dieser Stelle wird deutlich, dass Verstehen auf beiden Seiten der Beziehung zwischen Sozialarbeiterin und Patientin, sowie die Gefühle und die Wertschätzung Prozesse darstellen, die nicht ohneeinander funktionieren können. Diese Beziehung bildet die Grundlage für den Erfolg einer Beratung (vgl. Rogers 1994, S. 83-88). Sie unterscheidet sich von Beziehungen zu Freundinnen oder der Familie und kennzeichnet sich als „vollkommene Gegenseitigkeit" (ebd., S.83). Damit soll gesagt werden, obgleich man voneinander lernt, profitiert oder einen Nutzen hat, hat all dies seine Grenzen und geht einher mit Identifikation in den Rollen von Beraterin und Patientin (ebd.).
Eine wichtige Berücksichtigung innerhalb der Arbeit mit Patientinnen und den entgegengebrachten Emotionen liegt in ihrer Unterschiedlichkeit (vgl. Bartsch/Kloß 2019, S.259). Generell gibt es zwar Basisemotionen (Freude, Ekel, Trauer, Zorn, Überraschung, Angst, Verachtung), trotzdem sind diese nicht bei jeder Person immer mit gleicher Intensität ausgeprägt (ebd.). Infolgedessen liegen die Ausprägungen und die Sichtbarkeit von Emotionen auch im Menschen selbst, denn jeder entscheidet was er preisgibt. Erziehung, Erfahrung, Geschlecht oder das Alter sind nur einige Beispiele, die in den Prozess der Emotionsproduktion miteinfließen (vgl. Ekman 2017, S. 321-326). Es ist daher nicht immer möglich, die Gefühle zu erkennen, denn ebenso wie Gefühle nach außen zu zeigen, ist es der Patientin auch erlaubt diese für sich zu behalten (ebd.).
2.3.3 Authentizität und Transparenz
Wie schafft es die Sozialarbeiterin im Krankenhaus nun, neben dem Verstehen und den Emotionen, Glaubwürdigkeit zu transportieren? Die dritte Säule von Carl Rogers ist die Echtheit, welche interpersonaler Kommunikation erst einen Sinn verleiht (vgl. Rogers 2004, S. 329-333). Jemandes Gefühle zu erkennen, dieses zu wollen, um die Person zu verstehen, kann nur aus einer Haltung heraus geschehen, die Wahrhaftigkeit symbolisiert (ebd.). Es lässt sich daraus schließen, dass ein Gespräch, welches Dienst nach Vorschrift vermittelt und alle diese vorangegangenen Werte nicht beachtet, kaum eine Wirkung hinterlassen kann, die zum einen dem Krankenhaus als Institution in der Reputation hilfreich ist, zum anderen weder Zufriedenheit innerhalb der Patientin noch der Beraterin hinterlässt. Dies bestätigt Rogers (2004, S. 333-336) indem er darlegt, je größer eine Person Kongruenz und damit auch Authentizität und Transparenz ausstrahlt und somit sein eigenes Selbst erfährt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die zwischenmenschliche also interpersonale Kommunikation zwischen beiden wechselseitig ist (vgl. auch Rogers 2019, S. 66-67).
Abb. 1. Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Röhner/Schütz 2020, S. 37
Dieses Schaubild soll verdeutlichen, dass diese Komponenten in wechselseitiger Beziehung stehen, sich bedingen und aufeinander zulaufen. Rogers (1977, S. 180-181) nimmt dies zum Anlass auf die innere Haltung und Persönlichkeit der Beraterin zu verweisen, welche selbst zum Erfolg und der Wirkung auf die Patientin beiträgt. Dies wiederum erinnert an einen Spiegel und erklärt einleuchtend, wie einzelne Werte nicht mechanisch und sachlich zu unterbreiten sind, sondern tatsächlich gelebt werden müssen, um einen Effekt auf Andre zu erzeugen. Dies bestätigt auch Pütter (2013, S. 131), indem er hervorhebt, dass die Grundhaltung der Sozialarbeiterin im Krankenhaus Einfühlungsvermögen, aber auch Transparenz zu Grunde liegen.
Auf der Grundlage von Johach (1993, S. 75-76) wird diese Art der Beziehung zwischen Sozialarbeiterinnen und Klientinnen vor dem Hintergrund des humanistischen Menschenbildes zusammengefasst. Seiner Betrachtung zur Folge ist dies ein charakteristisches Merkmal von Sozialarbeiterinnen unabhängig von Tätigkeit und Arbeitsfeld demzufolge auch in der Krankenhaussozialarbeit (ebd.).
2.4 Sichtbarkeit und Transport von Werten
Alle diese Werte können für den Andren sichtbar transportiert werden, denn diese Wirkung des dargestellten personenzentrierten Ansatzes geschieht durch eine Art interpersonale Magie, denn während die Beraterin zu sich selbst ehrlich ist und dies ausstrahlt, geht besagte Haltung von Ehrlichkeit und Verständnis in die Patientin über (vgl. Rogers 2019, S.68).
Wie erfolgt nun der Transport? Mimik, Gestik oder Worte? Für positive Emotionen genügt schon eine kleine Partie inmitten des Gesichts (vgl. Trumble 2006, S. 200-201). Das Lächeln und die Botschaften dahinter haben sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, tatsächlich war es von schlechtem Benehmen zu lächeln, wenn auch aufmunternd, wenn andere Leid empfinden und heute nimmt es in schwierigen Zeiten in der menschlichen Interaktion einen entscheidenden Platz ein (ebd.). Um Freude bei anderen Menschen zu wecken scheint das Lächeln das Mittel der Wahl (vgl. Hän- del/Kresimon/Schneider 2007, S.83). Kein schallendes Lachen aber ein mitfühlendes und leichtes Lächeln, besänftigen zum einen das Gemüt des leidgeplagten und niedergeschlagenen Menschen und zum anderen auch das eigene (vgl. Trumble 2006, S. 200-201). Lächeln könnte sozusagen den Zugang zu Gesprächen mit Patientinnen erleichtern, da wie eben dargestellt ein Signal der Freude ein Schlüssel zum Gegenüber bedeuten kann.
Wenn Sozialdienst-Mitarbeiterinnen mit an Demenz erkrankten Patientinnen ins Gespräch kommen, ist der Transport bestimmter Informationen mit Bedacht zu wählen (vgl. Paillon 2008, S.16-21). Die interpersonale Kommunikation mit an Demenz oder Alzheimer Erkrankten kann sich in kreativen Äußerungen wie Redewendungen oder Wortspielen gestalten, die Situation lockern, sowie Vertrauen schaffen (ebd.).
Emotionen können nirgends aussagekräftigeren Ausdruck finden als im Gesicht (vgl. Eilert 2013, S. 28). Eilert schreibt hierzu anschaulich: „Das Gesicht ist sozusagen das im Mittelpunkt stehende Soloinstrument einer Symphonie" (Eilert 2013, S. 28). Diese Metapher zeigt zum einen wie vielfältig ein Ausdruck im Gesicht sein kann und wie viel herausgelesen werden kann. Mimik ist eine Art des Transports von Werten, Emotionen und Stimmungen (ebd.).
Im Anschluss an ebengenannte Metapher der Symphonie, kann eben das Spiegeln von Emotionen als konkretes Werkzeug genannt werden, welches nicht einfach das Verbalisieren einzelner sichtbarer Emotionen der Patientin bedeutet, sondern auch innerhalb eines Gesprächs unterstützend wirken kann und dadurch Formulierungen die zuvor noch versteckt waren, Ausdruck erhalten (vgl. Stimmer 2012, S. 237).
Ein weiterer Teil des Transports von Werten und Informationen folgt verbal also durch das Ausführen von Sprache (vgl. Händel/Kresimon/Schneider 2007, S.35). Informationen und deren Inhalt werden durch die Stimme transportiert. Hier verweist die Autorin dieser Arbeit auf Schulz von Thun (2011, S. 27-33), der durch sein 4-Ohren-Modell klar ausdrückt, dass Worte die durch die Stimme transportiert werden, nicht exakt genauso beim Gegenüber ankommen müssen. Es kommt auf vielseitige Faktoren an, welche darüber entscheiden auf welchem Ohr man ankommende Worte hört (ebd.). Dieser These liegen die 4 Seiten einer Nachricht zugrunde, welche auf die vielen Störungen aufmerksam machen, je nachdem wie sich zwei Personen während interpersonaler Kommunikation verstehen (ebd.). Dies kann unter Umständen zu Missverständnissen führen (ebd.).
Um diese Störungen zu vermeiden, bzw., diese sogleich aufzulösen, ist eine weitere greifbare Möglichkeit, die der Ordnung des Gesprächs mithilfe von Zusammenfassungen, Kontrastierungen von Inhalten, um diese für die Patientin zu konzentrieren und damit überschaubarer zu machen (vgl. Stimmer 2012, S. 238).
[...]
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das generische Femininum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter.
2 Das NCT Heidelberg ist eine Institution des Universitätsklinikums Heidelberg (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen), getragen vom Deutschen Krebsforschungszentrum der Universität Heidelberg.
3 Die weibliche Bezeichnung Sozialarbeiterinnen erfolgt an dieser Stelle mit Bemerkung, da Cannon in ihrem Originalwerk von 1913 (2018) hervorhebt, dass ausschließlich Frauen zu dieser Zeit diese Berufsbezeichnung trugen (S. 42).
- Arbeit zitieren
- Tanya Campbell (Autor:in), 2021, Masken während der Covid-19 Pandemie in der Sozialen Arbeit. Herausforderungen der interpersonalen Kommunikation für die Krankenhaussozialarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1011570
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