Die vorliegende Arbeit soll nicht nur die Auswirkungen der ethnischen Konflikte auf die heutigen Ostprovinzen der Demokratischen Republik Kongo und ihr Umland aufzeigen, sondern es soll auch erklärt werden wie diese Konflikte entstehen und sich verbreiten konnten sowie welche inländischen als auch ausländischen Gruppierungen und Länder Einfluss auf die Geschehen im Kongo nahmen. Neben den demographischen, ökonomischen und politischen Auswirkungen auf die Gegenwart sollen am Ende der Arbeit auch verschiedene Einschätzungen für die zukünftige Entwicklung sowie Prognosen und Entwicklungen für die Region dargestellt werden. Ziel der Arbeit soll es sein die in der Vergangenheit häufig mystifizierten Konflikte der Ethnien im Gebiet der Großen Seen rund um die Ostprovinzen der Demokratische Republik Kongo in der Zeitspanne von der Vorkolonialzeit bis heute zu erklären und dabei besonders deren Auswirkungen auf sowohl die dort lebenden Menschen als auch den Staat darzulegen.
Im Rahmen von Protesten der Opposition gegen die verfassungswidrige erneute Kandidatur des seit 2001 regierenden Präsidenten Joseph Kabila bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen und durch den Ausbruch von Gewalt zwischen den Anhängern der verschiedenen politischen Lager auf Demonstrationen in der Hauptstadt Kinshasa rückte die Demokratische Republik Kongo kurzzeitig auch hierzulande wieder in das Rampenlicht der Medien. Mindestens zwei Tote und mehrere Festnahmen war die Bilanz als die Opposition am 26. Mai zu Protesten gegen die Regierung aufrief, welche mit dem Einsatz von Tränengas, einem Militäraufgebot und zahlreichen Warnschüssen den Machtkampf in den Straßen der Hauptstadt auflöste.
Inhaltsverzeichnis
- 1. ZUSAMMENLEBEN DER ETHNIEN IM VORKOLONIALEN GEBIET DER GROSSEN SEEN
- 2. EUROPÄISCHE NEUORDNUNG DER ETHNIEN WÄHREND DER KOLONIALZEIT
- 2.1 Soziale Unterdrückung und wirtschaftliche Ausbeutung im Freistaat Kongo
- 2.2 Rassentheorien und ethnische Spaltung der Bevölkerung in Belgisch-Kongo
- 3. ZUNAHME DER INTERETHNISCHEN KONFLIKTE ZWISCHEN 1960-1965
- 3.1 Die Rolle der Ethnien bei der Unabhängigkeit des Kongos
- 3.2 Ethnisierung der Machtkämpfe während der Kongo-Krise
- 4. DER KONGO UNTER DER DIKTATUR MOBUTUS
- 4.1 Entwicklung des Kongo zur Hochburg der Korruption
- 4.2 Der gescheiterte Versuch eines Neuanfangs
- 4.3 Radikale Ethnisierung in den Ostprovinzen
- 5. ZWEI KRIEGE UM DIE MACHT IM KONGO
- 5.1 Der Erste Kongokrieg - Das Ende für die Ära Mobutu
- 5.2 Der Zweite Kongokrieg - Der Osten und Westen im Stellungskrieg
- 5.3 Der turbulente Übergang zur Demokratie zwischen 2003-2006
- 6. ENTWICKLUNGEN VOM DRITTEN KONGOKRIEG BIS HEUTE
- 6.1 Dritter Kongokrieg – Die ostkongolesischen Tutsi im Zweifrontenkrieg
- 6.2 Trotz Kriegsende kein Frieden
- 6.3 Die M23-Rebellion - Der vierte große Krieg im Osten
- 7. VORAUSSICHTLICHE ENTWICKLUNG UND PERSPEKTIVEN FÜR DIE ZUKUNFT
- 7.1 Prognosen und Perspektiven für die Region
- 7.2 Hilfsprojekte der internationalen Gemeinschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die ethnischen Konflikte in den Ostprovinzen der Demokratischen Republik Kongo und ihrem Umland, von der vorkolonialen Zeit bis heute. Das Ziel ist es, die Entstehung und Ausbreitung dieser Konflikte zu erklären, den Einfluss in- und ausländischer Akteure zu beleuchten und die demografischen, ökonomischen und politischen Auswirkungen zu analysieren. Die Arbeit soll die oft mystifizierten Konflikte verständlich machen und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung und den Staat aufzeigen.
- Zusammenleben der Ethnien im vorkolonialen Kongo
- Einfluss der europäischen Kolonialisierung auf ethnische Spannungen
- Die Rolle von Ethnizität in den Kongokriegen
- Auswirkungen der Konflikte auf die Bevölkerung und den Staat
- Zukünftige Entwicklungen und Perspektiven
Zusammenfassung der Kapitel
1. ZUSAMMENLEBEN DER ETHNIEN IM VORKOLONIALEN GEBIET DER GROSSEN SEEN: Vor der Kolonialzeit existierte der Kongo als einheitlicher Staat nicht. In der Region der heutigen Nord-Kivu lebten verschiedene Volksgruppen, darunter die Nande und später zugewanderte Banyarmulenge aus Uganda und Ruanda. Die Region blieb vom Sklavenhandel weitgehend verschont. Später, unter der Herrschaft des Königs Kigeri IV. Rwaburigi, erweiterte sich Ruanda und brachte weitere Banyarwanda in den Ostkongo. Die Begriffe "Hutu" und "Tutsi" bezeichneten zu dieser Zeit keine strikten Ethnien, sondern eher soziale Gruppen, wobei "Tutsi" eine mächtige Viehzüchterklasse repräsentierte und "Hutu" die landwirtschaftlich tätige Bevölkerung. Die Macht lag jedoch zunächst bei den verschiedenen Clans, die sowohl Hutu als auch Tutsi umfassten.
2. EUROPÄISCHE NEUORDNUNG DER ETHNIEN WÄHREND DER KOLONIALZEIT: Die Kongo-Konferenz 1885 erklärte den größten Teil des heutigen Kongo zum Privatbesitz König Leopolds II. von Belgien. Die Ausbeutung von Rohstoffen wie Kupfer, Diamanten und Kautschuk führte zu immensem Leid der Bevölkerung, die zur Zwangsarbeit in den Minen gezwungen wurde. Millionen Kongolesen starben an den Folgen dieser Ausbeutung. Nach der Übergabe des Freistaats an die belgische Regierung versuchte diese, eine Klassengesellschaft zu etablieren, indem sie gezielt ethnische Parteien förderte und ethnische Spannungen schürte, um die Bevölkerung zu spalten und die eigene Herrschaft zu sichern. Belgien erweiterte sein Kolonialgebiet durch die Eingliederung von Ruanda-Urundi.
3. ZUNAHME DER INTERETHNISCHEN KONFLIKTE ZWISCHEN 1960-1965: Dieses Kapitel behandelt den Zeitraum der Unabhängigkeit und die darauf folgende Kongo-Krise. Die Unabhängigkeit des Kongos im Jahr 1960 führte nicht zu Frieden und Stabilität. Stattdessen eskalierten ethnische Spannungen und Machtkämpfe, in die verschiedene Ethnien verwickelt waren, und prägten die politische Landschaft des Landes tiefgreifend. Die Ethnisierung der Machtkämpfe trug maßgeblich zur Instabilität und Gewalt bei.4. DER KONGO UNTER DER DIKTATUR MOBUTUS: Mobutus Herrschaft war geprägt von Korruption und dem Scheitern von Versuchen zu einem Neuanfang. Die Ostprovinzen erlebten unter seiner Diktatur eine zunehmende Radikalisierung der ethnischen Konflikte. Mobutu's Regime nutzte und verschärfte die ethnischen Spaltungen für seine Machtsicherung, was zu langfristigen Folgen führte.
5. ZWEI KRIEGE UM DIE MACHT IM KONGO: Die beiden Kongokriege markieren bedeutende Wendepunkte in der Geschichte des Landes. Der Erste Kongokrieg beendete die Ära Mobutu, während der Zweite Kongokrieg einen Stellungskrieg zwischen Ost und West auslöste. Der Übergang zur Demokratie nach dem Zweiten Kongokrieg gestaltete sich turbulent und schwierig.
6. ENTWICKLUNGEN VOM DRITTEN KONGOKRIEG BIS HEUTE: Der dritte Kongokrieg zeigt die ostkongolesischen Tutsi in einem Zweifrontenkrieg. Trotz des Kriegsendes herrscht kein Frieden, und die M23-Rebellion stellt einen weiteren großen Konflikt im Osten dar. Das Kapitel beleuchtet die anhaltende Instabilität und die komplexen Ursachen der andauernden Konflikte.
Schlüsselwörter
Ethnische Konflikte, Demokratische Republik Kongo, Ostprovinzen, Kolonialismus, Mobutu, Kongokriege, Tutsi, Hutu, Banyamulenge, Nande, Ressourcenkonflikte, politische Instabilität, internationale Intervention.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Ethnische Konflikte im Ostkongo"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Seminararbeit analysiert die ethnischen Konflikte in den Ostprovinzen der Demokratischen Republik Kongo und ihrem Umland, von der vorkolonialen Zeit bis heute. Sie untersucht die Entstehung und Ausbreitung dieser Konflikte, den Einfluss in- und ausländischer Akteure und die demografischen, ökonomischen und politischen Auswirkungen.
Welche Zeiträume werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die ethnischen Konflikte im Ostkongo von der vorkolonialen Zeit bis zur Gegenwart. Sie umfasst die Kolonialzeit, die Unabhängigkeit, die Diktatur Mobutus und die Kongokriege.
Welche ethnischen Gruppen werden erwähnt?
Die Arbeit konzentriert sich auf verschiedene Volksgruppen im Ostkongo, darunter die Nande und die Banyamulenge (aus Uganda und Ruanda). Die Begriffe "Hutu" und "Tutsi" werden ebenfalls im Kontext ihrer historischen und sozialen Bedeutung behandelt, wobei betont wird, dass diese zunächst soziale Gruppen und keine strikten Ethnien waren.
Welche Rolle spielte die Kolonialisierung?
Die europäische Kolonialisierung, insbesondere unter König Leopold II. und der belgischen Regierung, wird als entscheidender Faktor für die Entstehung und Verschärfung ethnischer Spannungen dargestellt. Die Ausbeutung von Ressourcen und die gezielte Förderung ethnischer Parteien durch die Kolonialmacht trugen maßgeblich zur Instabilität bei.
Welche Rolle spielte Mobutu Sese Seko?
Die Herrschaft Mobutus wird als geprägt von Korruption und dem Scheitern von Versuchen zu einem Neuanfang beschrieben. Sein Regime nutzte und verschärfte die ethnischen Spaltungen zur Machtsicherung, was zu langfristigen Folgen führte.
Wie werden die Kongokriege dargestellt?
Die beiden Kongokriege und der dritte Kongokrieg werden als Wendepunkte in der Geschichte des Landes beschrieben. Sie markieren Eskalationen der ethnischen Konflikte und zeigen die Komplexität der beteiligten Akteure und Interessen. Der dritte Kongokrieg und die M23-Rebellion werden als Beispiele für anhaltende Instabilität genannt.
Welche Auswirkungen hatten die Konflikte?
Die Arbeit analysiert die demografischen, ökonomischen und politischen Auswirkungen der Konflikte auf die Bevölkerung und den Staat. Sie verdeutlicht das immense Leid der Bevölkerung und die anhaltende Instabilität des Landes.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ethnische Konflikte, Demokratische Republik Kongo, Ostprovinzen, Kolonialismus, Mobutu, Kongokriege, Tutsi, Hutu, Banyamulenge, Nande, Ressourcenkonflikte, politische Instabilität, internationale Intervention.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel, die die ethnischen Konflikte vom vorkolonialen Kongo über die Kolonialzeit, die Kongokriege bis zur Gegenwart untersuchen. Jedes Kapitel fasst einen bestimmten Zeitraum und wichtige Ereignisse zusammen. Das letzte Kapitel befasst sich mit Prognosen und Perspektiven für die Zukunft.
Wo finde ich eine detailliertere Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Die Arbeit enthält detaillierte Zusammenfassungen jedes Kapitels, welche die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen des jeweiligen Zeitraums beschreiben.
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- Dominik Heller (Author), 2016, Ethnische Konflikte. Auswirkungen des Beispiels der Ostprovinzen der Demokratischen Republik Kongo und ihrem Umland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1011635