Die Auswirkungen von sozialen Medien auf den Schulalltag in Deutschland. Digitale Plattformen, Netzwerke, Applikationen sowie Film- und Tonmedien


Hausarbeit, 2020

34 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretischer Hintergrund

3 Methodik
3.1 Untersuchungsdesign
3.2 Stichprobe
3.3 Leitfadenkonstruktion
3.4 Durchführung
3.5 Auswertungsverfahren

4 Ergebnisse

5 Diskussion

Anhang

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kategoriensystem nach Mayring

Abkürzungsverzeichnis

IGLU Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung

LMU Ludwig-Maximilians-Universität München

PISA Programme for International Student Assessment

PIRLS Progress in International Reading Literacy Study

TIMMS Trends in International Mathematics and Science Study

1 Einleitung

„Eigentlich darf es keinen Lehrer geben, der noch nie von Instagram, Twitter oder Snapchat gehört hat und nicht grob weiß, wie diese Netzwerke funktionieren"1 forderte der Medienpädagoge Florian Schultz-Pernice von der Münchner LMU im Interview mit der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2017. Für die heutigen Schüler und Schülerinnen, die als sogenannte digital natives aufwachsen, mag ein Leben ohne solche sozialen Medien kaum vorstellbar sein, verläuft doch ein Großteil ihrer täglichen Interaktionen im digitalen Raum.2 Dass die sozialen Medien somit auch Einzug in die Klassenzimmer gefunden haben, ist daher nur folgerichtig. Inwieweit die mediale Offensive jedoch auch von den Lehrkräften begrüßt wird, ist von der persönlichen Überzeugung und gesammelten Erfahrungen geleitet. Das Ausmaß, in dem Potenziale und Gefahren sozialer Medien identifiziert wird, bestimmt deren aktiven Einsatz in der Institution Schule.

Diese qualitative Forschungsarbeit beabsichtigt die Auswirkungen von sozialen Medien auf den Schulalltag in Deutschland zu erörtern. Der Ausdruck Soziale Medien wird hierbei als Oberbegriff für digitale Plattformen, Netzwerke, Applikationen, sowie Film- und Tonmedien verstanden, schließt aber auch die zur Benutzung notwendigen Geräte wie Handys, Tablets oder Computer mit ein. Im Folgenden werden theoretische Grundlagen und ausgewählte Forschungen zu dem Thema vorgestellt. Anschließend wird die angewandte Methodik erläutert. Hierbei wird auf das Untersuchungsdesign, die Auswahl der Stichprobe, die Leitfadenkonstruktion, die Art der Durchführung sowie die Auswertungsmethode eingegangen. Im weiteren Verlauf werden die Ergebnisse dargestellt und abschließend diskutiert.

2 Theoretischer Hintergrund

Beißwenger und Knopp formulieren, dass soziale Medien als Instrumente des didaktischen Handelns Lehrkräften an Schulen und Hochschulen bei der Vermittlung ihrer Lerninhalte behilflich sein können. Hierbei sind besonders die Möglichkeit der digitalen Speicherung und Organisation von Unterrichtsinhalten, verstärkte internetbasierte interpersonale Kommunikation und der Einsatz verschiedener Medientypen hervorzuheben. Weiterhin ermöglicht die Verwendung sozialer Medien im Schulalltag die Entkopplung von Lehr- und Lernaktivitäten vom Präsenzunterricht. Online-Aktivitäten werden Teil des didaktischen Repertoires und können ortsunabhängig von der Lernkraft angeboten werden, sowie individuell oder in der Gruppe ebenfalls ortsunabhängig von den Schülern in Anspruch genommen werden.3

Herzig und Aßmann erkennen einen Zusammenhang zwischen der Vermittlung fachspezifischer Kenntnisse und dem Erziehungsauftrag der Institution Schule durch den Einsatz sozialer Medien im Unterricht. Dafür thematisieren sie das Experiment eines Projektkurses Musik in der 11. Klasse eines städtischen Gymnasiums, dessen Teilnehmern freigestellt wurde, anstatt eine klassische Facharbeit auszuarbeiten, ihr im Unterricht erlerntes Wissen zum Schreiben und Komponieren von eigenen Stücken anzuwenden und diese im Anschluss im Internet zu veröffentlichen. Die Schüler bedienten sich für diese Projektarbeit digitaler Medien wie der App GarageBand, dem Musikportal SoundCloud, Youtube oder der schulinternen Enzyklopädie. Auffällig war, dass die Schüler sich in ihren selbst geschrieben Songs häufig mit Themen auseinandersetzten, die sich zentral auf die Identitätsentwicklung des Individuums auswirken, wie z.B. Liebe, Freundschaft, Tod, Gestaltung eines erstrebenswerten Lebens und Glück. Die Präsentation ihrer Ergebnisse über das Internet verschaffte Ihnen darüber hinaus größeren Gestaltungsspielraum zur Selbstinszenierung und zum Ausdruck der Botschaft ihrer Songs. Das Projekt zeigte somit eindrucksvoll Möglichkeiten und Formen der Identitätsarbeit durch den Einsatz sozialer Medien im Unterricht bei gleichzeitiger Vermittlung fachspezifischer Inhalte auf.4

Drossel und Eickmann thematisieren Unterschiede hinsichtlich der Verfügbarkeit sozialer Medien bei Jugendlichen zugunsten von Schülern und Schülerinnen aus einkommensstärkeren Familien. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse diverser Schulleistungsstudien wie PISA, IGLU/PIRLS und TIMSS, die in den vergangenen Jahren verstärkt große Disparitäten zwischen Jugendlichen verschiedener wirtschaftlicher und sozialer Schichten belegten, erkennen die Autoren eine steigende Gefahr der Verstärkung dieser Ungleichheiten durch zunehmende Mediennutzung im Schulalltag.5

Durch den technischen Fortschritt und die steigende Verbreitung sozialer Medien hat sich auch Cybermobbing zu einem dauerhaften Problemfeld in Schulen und dem privaten Umfeld der Schüler entwickelt. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte die Organisation Bündnis gegen Cybermobbing zuletzt im Jahr 2017 eine Studie zur Verbreitung von Cybermobbing unter Schülern und Schülerinnen in Deutschland. Für diese Erhebung wurden Schüler und Schülerinnen, Eltern und Lehrer aus verschiedenen Bundesländern Deutschlands befragt. Die Erhebung der Eltern und Lehrer erfolgte über eine standardisierte Onlinebefragung, die Nettostichprobe betrug 1.100 bzw. 409 Fälle. Die Befragung der Schüler und Schülerinnen im Alter von 10 und 21 Jahren fand mittels einer Onlinebefragung und einer Paper-Pencil-Befragung statt, die Nettostichprobe betrug hier 1.586 Fälle. 13% der befragten Schüler und Schülerinnen gaben an, bereits Opfer von Cybermobbing gewesen zu sein. In absoluten Zahlen entspricht dies 1,4 Millionen Schülerinnen und Schülern in Deutschland. Die Übergänge zwischen Täter und Opferrolle sind zum Teil fließend: Jeder fünfte Täter gab an, selbst auch schon einmal Opfer von Cybermobbing gewesen zu sein. Weiterhin äußerte jedes fünfte Mobbingopfer bereits Suizidgedanken gehabt zu haben, was in absoluten Zahlen 280.000 Schülerinnen und Schülern entspricht. 30% der Betroffenen klagten darüber hinaus über eine dauerhafte Belastung.6

3 Methodik

In diesem Kapitel soll die angewandte Methodik dieser Arbeit dargelegt werden. Hierbei wird auf das Untersuchungsdesign, die Auswahl der Stichprobe, die Leitfadenkonstruktion, die Art der Durchführung sowie die Auswertungsmethode eingegangen.

3.1 Untersuchungsdesign

Die qualitative Forschung ist gekennzeichnet durch die zentralen Prinzipien Offenheit, Kommunikation, Prozesscharakter, Reflexivität, Explikation und Flexibilität. Offenheit bezieht sich hierbei auf die Haltung des Forschers gegenüber der Untersuchungsperson, dem Untersuchungsgegenstand, der Untersuchungssituation und den anzuwendenden Methoden. Der Forscher definiert im Vorfeld keine Hypothesen und Zusammenhänge, sondern generiert diese während des Untersuchungszeitraums, da er offen gegenüber neuen Entwicklungen und Dimensionen sein soll.

Das Prinzip der Kommunikation umfasst die Kommunikation zwischen dem Forscher und dem Beforschten und versteht deren Interaktion als konstitutiven Bestandteil des Forschungsprozesses. Dabei erfährt der Forscher die Perspektive des Beforschten, weshalb der qualitative Forschungsprozess auch als Aushandeln von Wirklichkeitskonstruktionen verstanden werden kann.

Das Prinzip des Prozesscharakters beschreibt das Verständnis der Verhaltensweisen und Aussagen der Beforschten als prozesshafte Ausschnitte der Reproduktion und Konstruktion sozialer Realität. Der Prozesscharakter ist hierbei in dem Forschungsprozess, der als Interaktionsprozess zwischen Forscher und Beforschten verstanden wird, sowie dem Forschungsgegenstand selbst vorzufinden. Die qualitative Sozialforschung legt das Hauptaugenmerk auf den Prozess der Reproduktion, Modifikation und Deutung von Handlungsmustern.

Das Prinzip der Reflexivität unterstreicht, dass der qualitative Forschungsprozesses zirkulär ist. Die Reflexivität bezeichnet die Anpassungsfähigkeit des Forschenden hinsichtlich seines Forschungsgegenstands. Aussagen müssen im Gesamtkontext gedeutet werden und im Forschungsprozess unter Umständen angepasst werden.

Explikation beschreibt die Erwartung an die Sozialforscher, die Einzelschritte des Untersuchungsprozesses möglichst transparent darzulegen und zu erklären, welche Regeln für die Interpretation der erhobenen Daten angewandt wurden. Auf diese Weise soll auch Dritten die Nachvollziehbarkeit der Daten ermöglicht werden.

Das letzte Prinzip Flexibilität umfasst flexible Erhebungsverfahren, um die Anpassung des Forschenden an den Untersuchungsgegenstand zu gewährleisten. Dadurch ist der im Forschungsprozess erzielte Erkenntnisfortschritt für nachfolgende Untersuchungsschritte verwertbar.7

Unter Berücksichtigung der dargelegten Prinzipien wurde für diese Arbeit das halbstandardisierte, leitfadengestützte Interview als Untersuchungsdesign ausgewählt. Dieses enthält offene Fragen, die im Vorfeld im Hinblick auf relevante Themengebiete festgelegt wurden und zur Antwortfindung auf die Forschungsfrage, Auswirkungen von sozialen Medien auf den Schulalltag, führen sollen. Dabei kann die Reihenfolge der gestellten Fragen variieren und flexibel an den Gesprächsverlauf angepasst werden. Die Erforschung der Fragestellung geschah durch zwei Einzelinterviews, die mit einer ausgewählten Stichprobe stattfanden. Die Feldphase fand über Microsoft Skype statt, da zum Zeitpunkt der Erhebung der Daten Kontaktbeschränkungen zwischen Personen, die nicht einem Haushalt angehören, aufgrund der Covid-19-Pandemie bestanden. Für beide Interviews fand eine Audioaufnahme statt.

3.2 Stichprobe

Für die Stichprobe wurden sowohl eine weibliche als auch eine männliche Person ausgewählt, die zum Zeitpunkt des Interviews 29, bzw. 34 Jahre alt waren. Kriterium für die Auswahl war die Tätigkeit als Lehrkraft an einer staatlichen Schule in Deutschland. Ebenfalls wurde bei der Selektion der Interviewpartner darauf geachtet, dass beide Personen ein möglichst unterschiedliches Berufsumfeld haben. So unterrichtet Interviewpartner 1 die Fächer Wirtschaft und Englisch an einem Gymnasium in Berlin und Interviewpartner 2 die Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften an einer Realschule in Essen. Durch diese zugrunde gelegten Kriterien soll bei der kleinen Stichprobe im Rahmen dieser Arbeit eine hohe Diversität an Antworten und Perspektiven erlangt werden, um Heterogenität zu gewährleisten.

3.3 Leitfadenkonstruktion

Das Instrument zur Erhebung von Daten in der qualitativen Forschung stellt der flexible Leitfaden (siehe Anhang I) dar. Für den Erfolg eines leitfadengestützten Interviews ist die Leitfadenkonstruktion von entscheidender Bedeutung. Dabei muss ein flexibler Leitfaden offene Fragen enthalten, die sich nicht mit ja oder nein beantworten lassen. Des Weiteren müssen die Fragen klar formuliert sein und sich nur auf eine einzige Antwortdimension beziehen, sowie einfach und verständlich dem Interviewpartner vorgetragen werden.8

Der Leitfaden für das halbstandardisierte Interview untergliedert sich in sechs verschiedene Fragetypen: Eröffnungsfrage, Einleitungsfrage, Überleitungsfrage, Hauptfragen, Nachhak- und Folgefragen, sowie die Schlussfrage.9 Der Forscher siezt den Interviewpartner, da dies im Umgang mit Lehrkräften gewöhnlich ist.

Mit der Eröffnungsfrage bittet der Forscher den Interviewpartner sich kurz vorstellen, um eine vertrauensvolle, angenehme Interviewatmosphäre herzustellen und Druck bzw. Nervosität auf Seiten des Interviewpartners zu reduzieren. Sobald die persönliche Ebene erreicht ist, knüpft die Einleitungsfrage daran an: „Wie ist denn Ihre private Einstellung zu sozialen Medien?“. Die neutrale Formulierung der Frage soll den Interviewpartner thematisch abholen. Die Überleitungsfrage öffnet das Tor zu den Hauptfragen und fragt den Interviewpartner nach dem Einfluss der sozialen Medien auf seinen/ihren Berufsalltag. Die vier spezifischen Hauptfragen knüpfen hieran an und dienen der Beantwortung der Forschungsfrage. Die erste Hauptfrage „Inwieweit sind soziale Medien bereits präsent in Ihrer Schule?“ zielt darauf ab, dass der Interviewpartner die Gesamtheit der eingesetzten Medien in seinem/ihrem unmittelbaren beruflichen Umfeld reflektiert. Die zweite Hauptfrage: „Was ist für Sie persönlich eine konstruktive Nutzung sozialer Medien im Schulalltag?“ lenkt das Interview auf die Vorteile des Medieneinsatzes im gesamten Schulalltag, bevor mit der dritten Hauptfrage: „Welche Probleme ergeben sich aus dem Zusammenspiel von Schulleben und sozialen Medien?“ die negative Komponente des Medieneinsatzes im Schulleben beleuchtet wird. Die vierte Hauptfrage: „Was denken Sie, wie die sozialen Medien die Lernleistung von Schülern beeinflussen können?“ beabsichtigt ausschließlich die Auswirkungen sozialer Medien auf den Lernerfolg der Schüler und Schülerinnen zu erfassen. Aufgrund der neutralen Formulierung der Frage wurde hierfür vorab die Nachhakfrage: „Gibt es denn auch etwas Positives/Negatives?“ definiert, um bei möglicherweise einseitigen Antworten eine größere Breite an Daten zu erhalten. Falls der Interviewte bereits in den vorherigen Fragen passende Antworten auf die vierte Hauptfrage gibt, erfolgt an dieser Stelle die Anpassung der Frage durch Fokussierung auf noch nicht genannte Aspekte unter Beachtung bereits erteilter Antworten, um wiederum eine breite Antwort- und Perspektivenbreite zu erhalten. Das Prinzip der Flexibilität in der qualitativen Forschung ermöglicht diese Vorgehensweise. Bei der Anordnung der Hauptfragen zwei bis vier wurde beachtet, allgemeine vor spezifischen Fragen und positive vor negativen Fragen zu stellen. Abgeschlossen wird das Interview durch die Schlussfrage, in welcher der Forscher abschließend das Ziel der Untersuchung nennt und dem Interviewpartner die Möglichkeit für weitere Ergänzungen einräumt.

Im Vorfeld der Interviews wurden zunächst Pretests durchgeführt. Dabei fiel auf, dass Einleitungs- und Überleitungsfrage getauscht werden müssen und dass bei der vierten Hauptfrage vermehrt negative Antworten gegeben wurden, sodass in diesem Zusammenhang die Nachhakfrage entwickelt wurde. Ebenfalls wurde bemerkt, dass die Antworten sich vermehrt auf die zum Zeitpunkt aktuelle Covid-19 Pandemie bezogen, wodurch das Bewusstsein des Forschers verstärkt wurde, in den Interviews ggf. häufiger spontane Folge- und Nachhakfragen zu formulieren, um auch über die Pandemie hinausgehende Perspektiven von den Interviewpartnern zu erhalten.

3.4 Durchführung

Während der Anfrage zum Interview erklärte der Forscher den Interviewpartnern die Teilnahmeerklärungen und sendete sie den Teilnehmern im Nachgang per E-Mail mit der Bitte um Unterzeichnung zu. Die dadurch zugesicherte Anonymität sollte den Interviewpartnern ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, um im Forschungsprozess ehrliche Antworten geben zu können.

Das Interview mit Person 1 fand am 23.04.2020 statt und dauerte 09:31 Minuten. Der Forscher und Person 1 waren sich vorher bekannt, ohne jedoch in einem privaten Kontext zueinander zu stehen. Das Interview mit Person B fand am 01.05.2020 statt und dauerte 14:18 Minuten. Der Forscher und Person 2 kennen sich ebenfalls, unterhalten jedoch kein freundschaftliches Verhältnis.

Zu Beginn des Interviews stellte der Forscher sich und die Forschungsarbeit vor, sicherte dem Interviewpartner noch einmal Anonymität bei der Behandlung seiner/ihrer Antworten zu und erklärte, dass es keine richtigen und falschen Antworten gebe. Der Forscher verzichtete bewusst auf eine Definition des Begriffes soziale Medien, um eine möglichst große Breite an Antworten und Assoziationen von den Interviewpartner im Laufe des Interviews zu erhalten.

Beide Gespräche wurden aufgrund der Kontaktbeschränkungen, die von der Bundesregierung aufgrund der Covid-19-Pandemie verhängt wurden, über Microsoft Skype abgehalten. Der Interviewablauf wurde geringfügig durch die Tonqualität beeinträchtigt. Bei beiden Interviews kam die Videokamera des Forschers und des Interviewpartners zum Einsatz, sodass Emotionen, Mimik und Gestik des Interviewpartners nachvollzogen werden konnten. Da nach Abschaltung des Tonbands keine Daten mehr erfasst wurden, wurde kein Postscript angefertigt.

3.5 Auswertungsverfahren

Die Auswertung der durchgeführten Interviews erfolgte nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring. Diese Methodik beschreibt eine Auswertungsmethode zur strukturierten und systematischen Analyse von bereits vorliegendem Material. Die Systematik zeigt sich durch die Einhaltung expliziter Regeln beim Ablauf der Analyse. Somit soll der Anspruch der intersubjektiven Nachprüfbarkeit erfüllt werden. Weiterhin geht die Inhaltsanalyse theoriegeleitet vor, das heißt sie analysiert das Material in Bezug auf eine theoretisch ausgewiesene Fragestellung und interpretiert die Ergebnisse vom jeweiligen Theoriehintergrund her. Sie verfolgt mit der Analyse das Ziel, Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der Kommunikation zu ziehen.10

Im ersten Schritt der Analyse des Datenmaterials werden deduktive Kategorien, sogenannte Haupt- oder Oberkategorien gebildet, die sich aus dem theoretischen Forschungsstand oder der Leitfadenkonstruktion ableiten lassen. Um zur induktiven Kategorienbildung zu gelangen, müssen einige Arbeitsschritte durchgeführt werden. Zuerst erfolgt die Bestimmung von Analyse- bzw. Kodiereinheiten. Dies beschreibt Zitate aus den Interviews, die für die Beantwortung der Forschungsfrage relevant sind. Diese identifizierten Textstellen wurden anschließend reduziert (paraphrasiert), sodass unwesentliche Wörter aus den Kodiereinheiten entfernt werden. Danach erfolgt die Generalisierung gleichartiger Paraphrasen bzw. die Ableitung induktiver Unterkategorien. Dieser Prozess wird als sprachliche Verdichtung (siehe Anhang IV) bezeichnet. Sie schafft die Grundlage für die Erstellung des Kategoriensystems nach Mayring. Hierbei wurden tabellenartig die deduktiven Hauptkategorien und die ihnen zugeordneten induktiven Unterkategorien dargestellt. Des Weiteren wurde jede Unterkategorie definiert und ihr ein Ankerbeispiel zugewiesen.11

4 Ergebnisse

In dieser Arbeit wurden vier deduktive Kategorien gebildet: Einfluss von sozialen Medien auf den Berufsalltag, Vorteile der Nutzung sozialer Medien im Schulalltag, Nachteile der Nutzung sozialer Medien im Schulalltag und Auswirkung der sozialen Medien auf die Lernleistung der Schüler. Alle nachfolgenden Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Die erste deduktive Oberkategorie Einfluss von sozialen Medien auf den Berufsalltag untergliedert sich in zwei induktive Unterkategorien. Die erste Unterkategorie Veränderung der Unterrichtsmethodik lässt erkennen, dass soziale Medien auch die Durchführung der Aufgaben im Unterricht beeinflussen. Dies wird mit dem Ankerzitat „[…] dass in Deutsch Schüler dann über eine App so eine Art Diskussion über einzelne Figuren eines Dramas spielen. Das wäre dann ein Abschreibgespräch, was sich quasi vom analogen Papier auf das Digitale verlagert." (Interviewpartner 2) verdeutlicht. Die zweite Unterkategorie Verlagerung der Kommunikation besagt, dass mit dem Einsatz der sozialen Medien im Schulgeschehen auch eine Verlagerung der Kommunikation vom Klassenzimmer in den digitalen Raum einhergeht: „ Vielleicht mal vor ‘ner Klassenarbeit noch E-Mails mit Fragen von Schülern beantwortet, aber auf jeden Fall nicht in dem Ausmaß online, das wir jetzt haben" (Interviewpartner 1).

Die zweite Oberkategorie Vorteile der Nutzung sozialer Medien im Schulalltag untergliedert sich in zwei induktive Unterkategorien. Die flexible Unterrichtsgestaltung kennzeichnet die Möglichkeit, ortsunabhängigen und abwechslungsreichen Unterricht durchzuführen: „ […] über spezielle Plattformen wie Zoom und natürlich auch Emailverkehr diesen Draht zu den Schülerinnen und Schülern zu behalten und auch wirklich Unterricht möglich zu machen." (Interviewpartner 1). Die Vereinfachte Kommunikation hebt die verbesserte Erreichbarkeit aller am Schulleben beteiligten Personen und den vereinfachten Austausch zwischen jenen Akteuren durch die Verwendung sozialer Medien hervor. Dies wird durch das Ankerzitat „ […] mittlerweile habe ich mit meiner Klasse eine WhatsApp Gruppe, über die wir kommunizieren und natürlich über organisatorische Dinge oder auch über Abgabefristen sprechen können" (Interviewpartner 1) unterstrichen.

[...]


1 https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-es-darf-keinen-lehrer-geben-der-noch-nie-von-instagram-gehoert-hat-1.3652307-2, Zugriff am 22.06.2020.

2 Vgl. https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2016/JIM_Studie_2016.pdf, Zugriff am 22.06.2020.

3 Vgl. Beißwenger M., Knopp, M., Medien, 2019, S. 9 ff.

4 Vgl. Aßmann, S., Herzig, B., Musikunterricht, 2014, S. 648.

5 Vgl. Drossel, K., Eickelmann, B., Digitale Medien, 2014, S. 4 ff.

6 Vgl. https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/fileadmin/pdf/studien/2016_05_02_Cybermobbing_2017End.pdf , Zugriff am 20.06.2020.

7 Vgl. Lamnek, S., Krell, C., Sozialforschung, 2016, S.33 ff.

8 Vgl. Krueger, R.., Morgan, D.. Fragenformulierung, 1998, S. 3 ff.

9 Vgl. Krueger, R.., Morgan, D.. Fragenformulierung, 1998, S. 21 ff.

10 Vgl. Mayring, P., Qualitative Inhaltsanalyse, 2015, S. 12 ff.

11 Vgl. Mayring, P., Qualitative Inhaltsanalyse, 2015, S. 65 ff.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Die Auswirkungen von sozialen Medien auf den Schulalltag in Deutschland. Digitale Plattformen, Netzwerke, Applikationen sowie Film- und Tonmedien
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
34
Katalognummer
V1011809
ISBN (eBook)
9783346423344
ISBN (Buch)
9783346423351
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziale Medien, Schulalltag, Schüler, Auswirkungen von sozialen Medien, Soziale Netzwerke
Arbeit zitieren
Felix Lesch (Autor:in), 2020, Die Auswirkungen von sozialen Medien auf den Schulalltag in Deutschland. Digitale Plattformen, Netzwerke, Applikationen sowie Film- und Tonmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1011809

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