Die vorliegende Arbeit untersucht Tiecks Rotkäppchen auf seine Alleinstellungsmerkmale, hierbei vor allem auf eine radikale Politisierung des Stoffes, nicht nur im Stück selbst, sondern im größer angelegten Erzählrahmen des "Phantasus". Die Forschung ist vorschnell zu dem Ergebnis gekommen, dass mit dem Motiv des roten Käppchens (Erkennungsmerkmal der Jakobiner) die politische Allegorese im Stück erschöpft sei. Dem wird widersprochen: Die Bedeutungspaare Wolf/Hund sowie Jäger/Tabak werden in diesem Horizont diskutiert und mit dem Motiv des Aberglaubens wird überdies eine lohnend erscheinende Perspektive für weiterführende Forschung herausgearbeitet.
Ludwig Tieck war zu Lebzeiten etwa derart populär wie er heutzutage vergessen ist. Seine Werke werden kaum noch beachtet, die Tieck-Forschung fristet ein Randdasein im wissenschaftlichen Diskurs. Und auch sein Märchendrama zum Rotkäppchenstoff kann als eher unbekannt bezeichnet werden, ebenso wie das Werk, in welchem es abgedruckt ist: Der "Phantasus". Viel bekannter ist hingegen die Grimm'sche Version des Rotkäppchens, was allerdings nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass die berühmten Brüder den Stoff selbst nicht erdacht, sondern lediglich verschriftlicht und editiert haben. Dabei unterscheidet sich Tiecks Rotkäppchen sehr deutlich von dem der Grimms und beide unterscheiden sich wiederum von der noch älteren Bearbeitung Charles Perraults.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vom Buchmärchen zum Märchendrama
- Politische Allegorese in der Motivik
- Der Freigeist - Canis Lupus als tiefgründige Rachefigur
- Blauer Dunst – der Tabak als Surrogat für die Autonomie des Individuums
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Ludwig Tiecks Märchendrama „Leben und Tod des kleinen Rotkäppchens“ und untersucht die politische Dimension der Figuren und Motive im Kontext der damaligen Zeit. Das Drama entstand während einer Zeit großer politischer Umbrüche, geprägt von der Französischen Revolution, dem Aufstieg des Jakobinismus und der napoleonischen Eroberungspolitik.
- Vergleich zwischen Tiecks Adaption und der älteren Fassung von Charles Perrault
- Interpretation des Wolfs als Symbol für den Freigeist
- Analyse der politischen Konnotationen des Tabaks
- Deutung des Jägers im Kontext der politischen Allegorie
- Die Beziehung zwischen individuellem Handeln und gesellschaftlicher Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erklärt den Forschungsstand. Es wird auf die bisherige Forschung zu Tiecks „Rotkäppchen“ eingegangen und die Forschungslücke, die diese Arbeit schließen möchte, identifiziert.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Veränderungen, die Tieck im Vergleich zu Charles Perraults Fassung des Märchens vorgenommen hat. Dabei werden die Unterschiede in der Figurenkonstellation, der politischen und gesellschaftlichen Kontext sowie die veränderte Rolle des weiblichen Protagonisten hervorgehoben.
Das dritte Kapitel analysiert die politischen Anspielungen und Allegorien in Tiecks „Rotkäppchen“. Die Untersuchung fokussiert auf die Figur des Wolfs als Symbol des Freigeistes und die Interpretation des Tabaks als Surrogat für individuelle Autonomie.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit Ludwig Tiecks „Leben und Tod des kleinen Rotkäppchens“, politischen Allegorien, dem Freigeist, Tabak als Symbol für Autonomie, dem Jäger, Jakobinismus, Französischer Revolution, und dem Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Martin Reese (Autor:in), 2019, Politische Anspielungen und Konnotationen in Ludwig Tiecks "Phantasus", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1014080