W. W. Rastow: Stadien wirtschaftlichen Wachstums
Rastows Theorie beschreibt die Entwicklung einer traditionellen Gesellschaft in eine Moderne Konsumgesellschaft durch 5 Stadien .
1. Stadium: Traditionelle Gesellschaft.
- Wirtschaft innerhalb begrenzter Produktionsmöglichkeiten
- Industrie und LW basieren auf „Vornewtonscher“ Technologie
-Einzelproduktion von Hand mit primitiven Werkzeugen
- Gesellschaft ist geprägt von Religiösen Vorstellungen und einem weit verbreiteten Fatalismus („War so, ist so und wird immer so bleiben, und man nichts ändern“)
-Neuerungen wird mit Ablehnung und Feindseligkeit begegnet, resultiert in extrem langsamer Entwicklung
- Landwirtschaft dominiert, ca. 75% der Bevölkerung in LW beschäftigt
Bsp.: Antike und Mittelalter in Europa (Berufsbild: Bauer, Hufschmied), aber auch primitive Eingeborenenstämme (z.B. Pygmäen)
2. Stadium: Übergangsgesellschaft
- Gesellschaft beginnt, Erkenntnisse der Wissenschaft in Industrie und Landwirtschaft anzuwenden
- Unternehmer treten auf, sind bereit zu investieren und Risiko zu tragen
- Banken mobilisieren Kapital für weitere Investitionen
- Etwa 5% des Volkseinkommens wird investiert
-Trotz des Fortschrittes gibt es immer noch wenig moderne Betriebe, hauptsächlich traditionelles Handwerk
3. Stadium: Wirtschaftlicher Aufstieg („Take-Off“)
- Benötigt genügend Sozialkapital, fortgeschrittene technische Entwicklung und Wirtschaftsförderung durch die Politik
- Alte Hindernisse und Widerstände innerhalb der Kirche und der Gesellschaft werden abgebaut
- Ca. 10-12% des Volkseinkommens werden weiter investiert
- Verbreitung von modernen Industrie- ( hauptsächlich in Urbanen Gegenden) und Landwirtschaftsbetrieben
Bsp.: Französischer Merkantilismus
4. Stadium: Entwicklung zur Reife
- Langer Zeitraum steigen Wachstums
- Technischer Fortschritt wird auf allen Wirtschaftlichen Bereichen angewendet
- Neue Industrien treten auf, alte sterben aus
- Traditionelle Werte und Institutionen verändern sich bzw. verschwinden, um das Wirtschaftswachstum zu fördern
- Landwirtschaft wird kommerzialisiert
- Auftreten des tertiären Sektors Bsp.: USA Mitte des 19. JH.
5. Stadium: Das Zeitalter des Massenkonsums
- Realkopfeinkommen steigt soweit, dass Konsum- und Luxusgüter für Viele erreichbar sind
- Anteil der Städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung steigt
- Anteil der Angestellten und der Facharbeiter steigt
- Entwicklung einer starken sozialen Absicherung, oft durch den Staat
- Gesellschaft befindet sich (nach Rostow) in ihrer finalen Phase Bsp.: Deutschland in den 50ern und 60ern
Entwicklungsphasen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kritik an Rostows Stadientheorie
- Stadienkriterien sind nicht einheitlich, teilweise wird technologischer Fortschritt, teilweise aber auch gesellschaftliche und finanzstrukturelle Kriterien angelegt, dadurch kann es zu Überschneidungen kommen
- Kriterien sind teilweise ungenau
- Primitive Stämme werden mit Mittelalterlichen Gesellschaften und Antiken Hochkulturen auf eine Stufe gestellt
- Heutige Entwicklungsländer sind nicht mit der traditionellen Gesellschaft zu vergleichen, da in den EL auch moderne Technik zum Einsatz kommt
- Rostow berücksichtigt die externen Einflüsse auf heutige Entwicklungsländer nicht (z.B. Kolonialismus)
- bei der Investitionsrate geht R. nicht darauf ein, woher das Geld stammt, ein Ausländischer Investor schöpft auch die Gewinne ins Ausland ab.
- Rostow gibt die Länge der Stadien an, diese variieren jedoch stark bei veränderten Bedingungen
- Die Stadien überschneiden sich teilweise, so dass man kaum sagen kann wann ein Land von einem Stadium ins nächste wechselt
- Die getätigten Investitionen müssen produktiv sein und hohe Gewinne abwerfen, ansonsten muß der Anteil der Investitionen am Volkseinkommen noch größer werden
- Da diese Theorie Mitte des 20ten JH aufgestellt wurde, schließt sie unsere heutige Informations- und Kommunikationsgesellschaft nicht mit ein
- Trotz aller Kritik kann Rostows Modell auch heute noch als funktional und praktisch angesehen werden, da es die Wichtigkeit der richtigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen für Wachstum aufzeigt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Kernaussage von W. W. Rostows "Stadien wirtschaftlichen Wachstums"?
Rostows Theorie beschreibt, wie sich eine traditionelle Gesellschaft durch fünf Stadien zu einer modernen Konsumgesellschaft entwickelt.
Was sind die fünf Stadien nach Rostow?
Die fünf Stadien sind: 1. Traditionelle Gesellschaft, 2. Übergangsgesellschaft, 3. Wirtschaftlicher Aufstieg ("Take-Off"), 4. Entwicklung zur Reife, 5. Das Zeitalter des Massenkonsums.
Was kennzeichnet die traditionelle Gesellschaft (Stadium 1)?
Die Wirtschaft ist durch begrenzte Produktionsmöglichkeiten, "Vornewtonsche" Technologie in Industrie und Landwirtschaft, Einzelproduktion mit primitiven Werkzeugen, religiöse Vorstellungen und Fatalismus sowie Ablehnung von Neuerungen gekennzeichnet. Die Landwirtschaft dominiert, mit ca. 75% der Bevölkerung beschäftigt.
Was passiert in der Übergangsgesellschaft (Stadium 2)?
Die Gesellschaft beginnt, wissenschaftliche Erkenntnisse in Industrie und Landwirtschaft anzuwenden. Unternehmer treten auf, die bereit sind zu investieren und Risiken einzugehen. Banken mobilisieren Kapital. Etwa 5% des Volkseinkommens werden investiert. Es gibt aber noch hauptsächlich traditionelles Handwerk.
Was ist der "Take-Off" (Stadium 3)?
Dieser benötigt Sozialkapital, fortgeschrittene technische Entwicklung und Wirtschaftsförderung durch die Politik. Alte Hindernisse werden abgebaut. Ca. 10-12% des Volkseinkommens werden investiert. Es findet eine Verbreitung moderner Industrie- und Landwirtschaftsbetriebe statt.
Was ist charakteristisch für die Entwicklung zur Reife (Stadium 4)?
Es gibt ein langes Wachstum. Technischer Fortschritt wird in allen Wirtschaftsbereichen angewendet. Neue Industrien entstehen, alte sterben aus. Traditionelle Werte verändern sich, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Die Landwirtschaft wird kommerzialisiert. Der tertiäre Sektor entsteht.
Was ist das Zeitalter des Massenkonsums (Stadium 5)?
Das Realkopfeinkommen steigt, sodass sich viele Konsum- und Luxusgüter leisten können. Der Anteil der städtischen Bevölkerung steigt. Der Anteil der Angestellten und Facharbeiter steigt. Es entwickelt sich eine starke soziale Absicherung, oft durch den Staat. Die Gesellschaft befindet sich (nach Rostow) in ihrer finalen Phase.
Welche Kritikpunkte gibt es an Rostows Stadientheorie?
Die Stadienkriterien sind nicht einheitlich und teilweise ungenau. Primitive Stämme werden mit mittelalterlichen Gesellschaften gleichgesetzt. Die Theorie berücksichtigt nicht die externen Einflüsse auf heutige Entwicklungsländer (z.B. Kolonialismus). Es wird nicht darauf eingegangen, woher das Investitionskapital stammt. Die Länge der Stadien variiert stark. Die Stadien überschneiden sich. Die getätigten Investitionen müssen produktiv sein. Die Theorie berücksichtigt nicht die heutige Informationsgesellschaft.
Was ist das Fazit zur Rostow's Stadientheorie?
Trotz aller Kritik kann Rostows Modell auch heute noch als funktional und praktisch angesehen werden, da es die Wichtigkeit der richtigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen für Wachstum aufzeigt.
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- Kristian Miska (Autor), 2001, W.W. Rostows Stadientheorie und ihr Bezug zur Wirklichkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101483