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Transfairkaffee

Title: Transfairkaffee

Presentation / Essay (Pre-University) , 2000 , 5 Pages , Grade: 1

Autor:in: Michael Dietrich (Author)

Theology - Religion (For Pre-University Students)
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Transfairkaffee

1.Erste spontane Meinung zu Transfairkaffee

Transfairkaffee ist im Gegensatz zu ,,normalem" Kaffee sehr teuer. Wir stehen dem Kauf zunächst sehr skeptisch gegenüber. Der uninformierte Verbraucher hat zu viele Fragen: Was ist Transfairkaffee eigentlich genau? Hilft man mit dem Kauf wirklich Menschen und warum geht es ihnen überhaupt schlecht? Ist der Preisunterschied von ca. 2 DM tatsächlich angemessen?

2. Hintergrund und Zusammenhang des heutigen Kaffeehandels

Der heutige Kaffeehandel blickt auf eine lange Geschichte zurück:

Die vermutliche Herkunft des Kaffees liegt im äthiopischen Hochland in Ostafrika. Nachdem er im 13./14. Jahrhundert durch Sklavenhändler nach Arabien und somit inden gesamten islamischen Raum gebracht wurde, lernten auch die Europäer im 17. Jahrhundert den Kaffee durch die Türken kennen. Während des 18. und 19. Jahrhunderts erfuhren die europäischen Länder, neben ihren eigenen Revolutionen, eine ,,Kaffeerevolution". Kaffeetrinken wurde zu einer Mode. Da die Kolonialmächte zusätzlich zu den Importländern Kaffee in ihren Kolonien anbauten und oft Tausende von Sklaven zur Bewirtschaftung der Felder brauchten, führte dieser Kaffeeboom zu einem Überangebot, das die Preise enorm sinken ließ und das immer wieder auch heute vorkommen.

Heute produzieren ca. 75 Länder Kaffee. Marktführer sind Kolumbien und Brasilien. Da die Anbaugebiete in den tropischen Gebieten der Erde liegen und so meist zu den Entwicklungsländern gehören, sind Preisstürze auf dem Kaffeemarkt, bedingt durch eine Überproduktion, sehr schlimm für die größtenteils arme Bevölkerung, die in einigen Ländern sogar ausschließlich vom Kaffeeanbau lebt. Um einen Zusammenfall des Weltkaffeemarktes zu verhindern wurden immer wieder ,,Kaffeeabkommen" geschlossen. Das erste internationale Kaffeeabkommen, ICA (International Coffee Agreement), wurde 1963 gegründet und versuchte die Schwankungen der Nachfrage auf alle Anbauländer aufzuteilen, indem es jedem Land bestimmte Marktanteile zu wies. Da es trotzdem 1989-1994 zu einem dramatischen Preissturz kam, wurde ein neues Abkommen, das GATT-Abkommen geschlossen.

Die beiden größten Importländer sind die USA und Deutschland. Kaffee ist das beliebteste Getränk in Deutschland (vor dem Bier!!). Dies ist auch der Grund dafür, daß der Hamburger Hafen einer der größten Kaffeeumschlaghäfen der Welt ist. Dort landet der Kaffee, nachdem er in den verschiedenen Anbauländern geerntet und nach Farbe, Größe und Gewicht sortiert wurde. Nach drei bis sechs wöchiger Fahrt und diversen Qualitätskontrollen wird er im Hafen gelagert und später in eine Rösterei gebracht, wo auch die Zollgebühren gezahlt werden müssen. Diese sind, neben den Einzelhändlerkosten, der zweitgrößte Kaffeepreisfaktor.

Kaffee hat mittlerweile eine sehr wichtige Position in der Weltpolitik und eine eigene Börse, in der sich nur die größeren Unternehmen behaupten können. Dieser Konkurenzkampf und die Monopolisierung (in Deutschland sind dies Jacobs Suchard (mit Kaffee HAG/Onko), Tchibo (mit Eduscho), Aldi, Melitta und Nestlé (mit Dallmayr)) des Kaffeehandels sind für einen stetigen Fall der Preise verantwortlich, die manchmal sogar unter den Anbaukosten liegen, und der viele Kleinbauern in eine große Verschuldung oder den Ruin führt. (Insofern hat Erhard Eppler mit seiner Behauptung recht.)

3. Lebenssituation von Kaffeepflückern

Im Gegensatz zu denGroßgrundbesitzern, die eine große Fläche Land besitzen, reich und relativ unabhängig von den aktuellen Preisen auf dem Weltmarkt sind, da sie die nötigen Finanzreserven haben, bei einem Preissturz auf andere Anbauprodukte (z.B. Zuckerrohr) umzustellen, geht es den Kleinbauern und Tagelöhnern sehr schlecht: Kleinbauernbesitzen nur sehr wenig Land und Geld. Oft haben sie Probleme mit der Ernte, da sie, wie auch die Großgrundbesitzer, auf Tagelöhner angewiesen sind, jedoch meist sehr abgelegen (z.B. auf Bergen) wohnen oder die Löhne nicht zahlen können. Die kargen Einkünfte reichen oft nur dazu aus, die Kosten zu begleichen. Preisrutsche auf dem Kaffeemarkt belasten sie enorm und führen nicht selten zum Ruin, da sie kein Geld haben, auf andere Agrarprodukte umzurüsten. Sie können sich, im Gegensatz zu den Großgrundbesitzern, nicht auf der internationalen Kaffeebörse behaupten. Tagelöhnergehören zur untersten Schicht der Kaffeeindustrie. Sie sind sehr arm und reisen für gewöhnlich von Farm zu Farm, um sich dort, meist zur Erntezeit, als Kaffeepflücker für einen Hungerlohn zu verdingen. Durch die menschenunwürdigen Löhne und Behandlung, ist es ihnen nicht möglich eine gesicherte Existenz aufzubauen. Oftmals müssen auch Kleinbauern als Tagelöhner arbeiten um ihre Kosten zu decken und zu überleben.

4. Fair gehandelter Kaffee und seine Vor- und Nachteile

Fair gehandelter Kaffee ist Kaffee, der unter der Kontrolle bestimmter Organisationen angebaut, weiterverarbeitet und verkauft wird. Die Hilfsorganisationen (z.B. die gepa) achten darauf, daß er von armen Kleinbauern stammt, die dafür einen angemessenen Preis erhalten. Die 2 DM, die der Transfairkaffee im Schnitt gegenüber herkömmlichen Marken mehr kostet, werden zur Förderung und Unterstützung der verarmten Kaffeepflückern verwendet, um ihnen ein menschenwürdiges Leben und eine wirtschaftliche Existenz zu ermöglichen. Durch einen festen und fairen Preis und einen möglichen Kredit in der Höhe von 60% des Kaffeepreises werden sie vor dem Ruin bewahrt und können ihren Betrieb aufbauen. Die (meist entwicklungspolitischen oder kirchlichen) Organisationen versuchen durch Kontrollen (auch bei den Zwischenhändlern), Hilfe vor Ort zu ermöglichen und den Transfairkaffee mit der Hilfe eines Gütesigels zu verbreiten und zu verkaufen. In Holland ( Max- Havelaar- Stiftung), Belgien und Luxemburg hat fair gehandelter Kaffee bereits einen Marktanteil von 20-30%. In Deutschland jedoch noch einen weit geringeren, das u.a. an der mangelnden Bekanntheit liegt. Doch nicht nur die fehlende Popularität, sondern auch der häufig weite Weg zum nächsten Eine-Welt-Laden und der hohe Preis schrecken viele Kaffeekonsumenten vom Kauf ab.

5. Menschenrechte, ,,Option für die Armen", Nächstenliebegebot und die Goldene Regel im Bezug auf den Kaffeehandel Wenn man die schlechten und menschenunwürdigen Situationen der Kleinbauern und Tagelöhnern betrachtet und dann einige Punkte in der Erklärung der Menschenrechte liest kommt man ins Grübeln:

z.B. Artikel 23: 1. Jeder hat das Recht auf Arbeit, freie Wahl seiner Beschäftigung, angemessene und befriedigende Arbeitsbedingungen und Schutz gegen Arbeitslosigkeit.

2. Jeder ohne unterschied hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

3. Jeder, der arbeitet, hat Anspruch auf angemessene und befriedigende Bezahlung, die ihm und seiner Familie eine menschenwürdige Existenz sichert und die, sofern erforderlich, durch andere soziale Schutzmaßnahmen ergänzt werden soll.

... oder das Nächstenliebegebot:

,,Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst." ( Lukas 10,27)

...oder die goldene Regel:

,,Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, daß tut ihnen auch." (Matthäus 7,12) ... oder die Prophezeiung vom Weltgericht:

,,Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." (Matthäus 25,40)

- Die Lebensbedingungen der Kleinbauern und Tagelöhner verstoßen gegen die Menschenrechte! (Bei uns, in den Industrieländern, ist dies verboten). Die "Option für die Armen" und die oben aufgeführten Bibelstellen belegen, daß es unsere Aufgabe ist, diesen Menschen zu helfen, um nicht wider unserer Religion zu handeln.

6. Grundüberzeugungsliste

Das Gerechtigkeits- das Verantwortungs-, das Barmherzigkeits-, das Eine-Welt-, das Menschenrechts-, das Menschenpflichts- und das Reziprozitäts-Argument sind die wichtigsten und stehen für einen fairen Handel. Das Eigeninteresse-Argument sollte an letzter Stelle stehen, da es sehr egoistisch gedacht ist. Das Resignations-Argument trifft nicht auf den fairen Handel zu und das Begrenzungs-Argument ist falsch.

- Die Mehrzahl der Argumente spricht für den Transfair-Handel.

7. Fazit

Im Anbetracht der nun vorliegenden Informationen ist Transfairkaffee sehr sinnvoll. Der Kauf von Transfairkaffee trägt dazu bei, die Lebensbedingungen der armen Kaffeebauern in den Entwicklungsländern zu verbessern. Diese Aktion ist sicherlich ein erster Schritt, das Unheil in den Entwicklungsländern zu mindern. (Ein in allen Staaten allgemeingültiges Menschenrecht sollte nicht nur Fiktion sein, sondern schnellstmöglich erreicht werden.)

Häufig gestellte Fragen zu Transfairkaffee

Was ist Transfairkaffee und warum ist er teurer?

Transfairkaffee ist Kaffee, der unter der Kontrolle bestimmter Organisationen angebaut, weiterverarbeitet und verkauft wird. Er stammt von armen Kleinbauern, die dafür einen angemessenen Preis erhalten. Der höhere Preis dient dazu, die Lebensbedingungen der Kaffeepflücker zu verbessern.

Was ist der Hintergrund des heutigen Kaffeehandels?

Der Kaffeehandel hat eine lange Geschichte. Er begann in Äthiopien und verbreitete sich über Arabien nach Europa. Der Kaffeeboom in den Kolonialmächten führte zu Überproduktion und fallenden Preisen, was bis heute ein Problem darstellt. Die größten Importländer sind die USA und Deutschland. Der Kaffeehandel ist von Konkurrenzkampf und Monopolisierung geprägt.

Wie ist die Lebenssituation der Kaffeepflücker?

Kleinbauern und Tagelöhner sind oft arm und abhängig von den Kaffeepreisen. Kleinbauern haben wenig Land und Geld. Tagelöhner arbeiten für Hungerlöhne und können sich keine gesicherte Existenz aufbauen. Preisstürze können sie ruinieren.

Welche Vor- und Nachteile hat fair gehandelter Kaffee?

Vorteile sind faire Preise für Kleinbauern, Unterstützung durch Hilfsorganisationen und der Aufbau von Betrieben durch Kredite. Nachteile sind der höhere Preis und die mangelnde Bekanntheit, die viele Kaffeekonsumenten vom Kauf abhalten.

Welche Menschenrechte sind im Bezug auf den Kaffeehandel relevant?

Artikel 23 der Menschenrechte (Recht auf Arbeit, angemessene Arbeitsbedingungen, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, menschenwürdige Existenz) wird durch die Lebensbedingungen der Kleinbauern und Tagelöhner verletzt.

Welche Argumente sprechen für einen fairen Handel?

Das Gerechtigkeits-, das Verantwortungs-, das Barmherzigkeits-, das Eine-Welt-, das Menschenrechts-, das Menschenpflichts- und das Reziprozitäts-Argument sprechen für einen fairen Handel.

Was ist das Fazit zur Transfairkaffee-Problematik?

Transfairkaffee ist sinnvoll, um die Lebensbedingungen der armen Kaffeebauern in den Entwicklungsländern zu verbessern. Es ist ein Schritt zur Verwirklichung von Menschenrechten.

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Details

Title
Transfairkaffee
Grade
1
Author
Michael Dietrich (Author)
Publication Year
2000
Pages
5
Catalog Number
V101945
ISBN (eBook)
9783640003495
Language
German
Tags
Transfairkaffee dritte Welt Eine-Welt-Laden
Product Safety
GRIN Publishing GmbH
Quote paper
Michael Dietrich (Author), 2000, Transfairkaffee, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101945
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