Streichquartette bei Beethoven und Schubert. Eine Zeit, zwei Epochen


Term Paper, 2020

18 Pages, Grade: 2,3


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Streichquartett als Gattung

3. Beethoven und das Streichquartett

4. Schubert und das Streichquartett

5. Biographien
5.1. Biographie Beethoven
5.2. Biographie Schubert
5.3. Vergleich und Verhältnis

6. Streichquartette bei Beethoven und Schubert
6.1. Beethoven op. 74 in Es-Dur
6.2. Beethoven op.18,5 in A-Dur
6.3. Schubert op. post. D 810 in d-Moll

7. Vergleich Streichquartette bei Ludwig van Beethoven und Franz Schubert

8. Fazit

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Aus heutiger Sicht schufen Ludwig van Beethoven und Franz Schubert Meilensteine, wie etwa die „Missa solemnis“, die „9. Sinfonie“ und die Oper

„Fidelio“ bei Beethoven oder die „unvollendete 8.Sinfonie“, die „schöne Müllerin“ und das Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ von Schubert auf das auch in dieser Arbeit noch eingegangen werden soll. Beide hinterließen Ohrwürmer wie das Albumblatt „Für Elise“ oder „Die Wut über den verlorenen Groschen“ bei Beethoven oder das „Ave Maria“ und „Am Brunnen vor dem Tore“ aus der

„Winterreise“ von Schubert. Um beide ranken sich Mythen bzw. Legenden, so soll Beethoven eine „ferne Geliebte“ gehabt haben, oder Schubert der angeblich unansehnlich und klein war, der aber einen kultivierten und fröhlichen Freundeskreis hatte, jedoch keine Liebe fand.1

Beide lebten beide fast zeitgleich in Wien. Dennoch werden sie aus heutiger Sicht unterschiedlichen musikalischen Epochen zugeordnet. Beethoven, der eher zur Wiener Klassik gezählt wird und der jüngere Schubert der zur Romantik gezählt wird. Auch wenn Beethoven unter seinen Zeitgenossen auch zu den Romantikern zählt wird er heute eher der Klassik zugeordnet. Aber warum hat sich die Wissenschaft heute so entschieden? Mit dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden in welchem Verhältnis Ludwig van Beethoven und Franz Schubert zueinander standen, sowohl Menschlich als auch musikalisch und ob dieses Verhältnis der beiden zueinander die Aufteilung in zwei Epochen, der Wiener Klassik und der Romantik, rechtfertigen. Gibt es die großen Unterschiede in ihrer Musik und in ihrer Art zu komponieren? Um diese Frage, also „wie kann es sein, dass Beethoven und Schubert unterschiedlichen Epochen zugeordnet werden obwohl sie fast zeitgleich in derselben Stadt lebten und arbeiteten“, zu beantworten soll zunächst die Gattung Streichquartett als solches betrachtet werden. Anschließend wird auf den Umgang mit der Gattung Streichquartett bei Beethoven und Schubert eingegangen. Durch eine kurze Darstellung der Biographien Beethovens und Schuberts soll deren persönliches Verhältnis zueinander dargestellt und deutlich gemacht werden. Die anschließende Betrachtung ausgewählter Streichquartette von Beethoven und Schubert soll dann deren musikalisches Verhältnis zueinander aufdecken. Paul Griffith bezeichnet Beethoven und Schubert in seinem Buch „Geschichte der Musik –

Vom Mittelalter bis in die Gegenwart“ als „den tauben Mann und den Sänger“2. Der Vergleich der Streichquartettbeispiele von Beethoven und Schubert soll dieser Bezeichnung näher kommen und soll aufzeigen, wie Beethoven und Schubert ihre Streichquartette gestalteten und ob diese Gemeinsamkeiten aber vor allem die Unterschiede die Aufteilung bzw. die Zuteilung der beiden Komponisten in zwei unterschiedliche musikalische Epochen rechtfertigen. In einer abschließenden Zusammenfassung soll die Forschungsfrage:

„Warum werden Beethoven und Schubert zwei unterschiedlichen musikalischen Epochen zugeordnet und ist diese Aufteilung gerechtfertigt?“

beantwortet werden.

2. Das Streichquartett als Gattung

Das Streichquartett oder wie es in früherer Zeit bezeichnet wurde Quartetto, Quatuor, Sonata a quattro, Sonata en quatuor oder divertimento a quattro, so wie wir es kennen entstand im 18. Jahrhundert.3 Aus dem Namen Streichquartett leiten sich sowohl die Besetzung als auch die Art der präsentierten Musik ab. Es handelt sich um Kammermusik mit der Besetzung eines Violoncellos, einer Viola und zwei Violinen. In der Zeit vom 18. Bis ins 20. Jahrhundert wurde das Streichquartett neben der Sinfonie zu einer der am anspruchsvollsten zu komponierenden Gattungen der Musik. Mit seinem Hauptvertreter Joseph Haydn erlangte das Streichquartett seinen Höhepunkt in der Zeit der Wiener Klassik und der Romantik. Viele andere Musiker und Komponisten orientierten sich an den Streichquartetten Haydn´s, wie etwa Mozart mit seinen Haydn-Quartetten. Mit Haydn´s op.33, den russischen Quartetten von 1781 war ein Musterbeispiel geschaffen, an dem sich viele nachfolgende Komponisten orientierten.4 Einen zweiten Hauptvertreter hatte die Gattung Streichquartett durch den Italiener Luigi Boccherini. Dieser komponierte 1761 sein erstes Streichquartett und war ähnlich wie auch Joseph Haydn ein Vorreiter in Sachen Streichquartettkomposition.5 In seiner Ästhetik kam dem Streichquartett innerhalb der Kompositionslehre und

Kompositionspraxis kaum eine andere musikalische Gattung nach.6 Das Streichquartett als solches kann als eine Art Gespräch zwischen vier Personen beschrieben werden. So bezeichnet es Johann Friedrich Reichardt im Jahr 1773, was sich dann auch als vorherrschende Meinung durchsetzt.7 Vergleicht man das Streichquartett mit anderen Formen bzw. Gattungen der Musik wie zum Beispiel den Sonaten und ihrer Sonatenhauptsatzform, oder aber Menuetten oder Fugen, werden Streichquartette als eher experimentell angesehen. Hier haben die Komponisten den größten Freiraum und können neue Modelle und neue Kompositionen erfinden.8 Johann Joachim Quantz stellte 1752 einen ersten Versuch an eine Definition für das Quatuor also für das Streichquartett zu finden:

„Das Quatuor, (…) ist eigentlich der Probirstein eines ächten Contrapunctisten; aber auch eine Gelegenheit, wobey mancher, der in seiner Wissenschaft nicht recht gegründet ist, zu Falle kommen kann. (…) Zu einem guten Quatuor gehöret: 1) ein reiner vierstimmiger Satz; 2) ein harmonisch guter Gesang; 3) richtige und kurze Imitationen; 4) eine mit vieler Beurtheilung angestellete Vermischung der concertirenden Instrumente; 5) eine recht baßmäßige Grundstimme; 6) Solche Gedanken die man miteinander umkehren kann (…) 7) Man muss nicht bemerken können, ob diese oder jene Stimme den Vorzug habe; 8) Eine jede Stimme muss, wenn sie pausiert hat, nicht als eine Mittelstimme, sondern als eine Hauptstimme, (…) wieder eintreten (…).“9

Dem Streichquartett als Gattung kommt bei diesen Betrachtungen eine sehr hohe Stellung zu Gute. Die Freiheit in der Komposition der Streichquartette spiegelt in gewisser Weise den Charakter des Komponisten wider, da er, anders als zum Beispiel bei der Sonatenhauptsatzform, nur an wenige Regeln gebunden ist kann er seine ganz eigene Persönlichkeit in seine Werke mit einfließen lassen. Dies ist bei anderen Werken zwar auch möglich, jedoch wohl nicht in diesem Umfang. Aus diesem Grund und weil wir vielleicht grade durch Streichquartette besonders viel über Komponisten erfahren eignen sie sich für die weitere Betrachtung von Beethoven und Schubert sehr gut, weshalb im Folgenden auf die Beziehung bzw. auf die Art des Umgangs mit der Gattung Streichquartett bei Ludwig van Beethoven und Franz Schubert eingegangen werden soll.

3. Beethoven und das Streichquartett

Neben seinen vielen Sinfonischen Werken und Konzerten gab es im musikalischen Werken Ludwig van Beethovens drei größere Abschnitte in denen er sich mit der Gattung Streichquartett auseinandersetzte und diese komponierte. Nach seinen Zeitgenossen Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart fing Ludwig van Beethoven erst spät an sich mit Streichquartetten zu befassen, er war bereits 29 Jahre als, sein ersten Streichquartett entstand. Man teilt Beethovens Streichquartette in die frühen Streichquartette, die mittleren Streichquartette, die da sie dem Fürsten Andreas Rasumowski gewidmet sind auch Rasumowski-Quartette genannt werden und die späten Streichquartette ein.10 Die frühen Streichquartette Ludwig van Beethovens bestehen aus sechs Streichquartetten und werden als op. 18 1-6 bezeichnet. Erst nach mehrmaliger Überarbeitung veröffentlichte Beethoven seinen Zyklus im Jahr 1801 in Wien. Der aus sechs Quartetten bestehende Zyklus erinnert dabei an Joseph Haydn, der ähnlich vorging. Auch wenn sich Beethoven wohl an Haydn und Mozart orientierte, so wird doch sein eigener Kompositionsstil durch die vielen kleinen Motive aus denen die Streichquartette bestehen, sowie die abrupten Wechsel zwischen Dur und Moll Passagen deutlich. Einigen Jahren ohne weitere Streichquartette von Beethoven folgten 1806 seine drei Streichquartette für den Fürsten Andreas Rasumowski, sowie zwei weitere Streichquartette, die er dem Fürsten Lobkowitz und Zmeskall von Domanowetz widmete. Vergleicht man diese mittleren Streichquartette mit den frühen Streichquartetten Beethovens so fällt auf, dass diese einen ganz anderen Ansatz und eine neue Herangehensweise an das Komponieren von Streichquartetten bieten.11 In den Jahren 1824 bis 1826 erschienen dann die späten Streichquartette Beethovens. Diese bestehen aus fünf Streichquartetten und der großen Fuge op.133 in B-Dur die aber auch als Streichquartett angesehen werden kann da sie für die Besetzung eines Streichquartetts geschrieben ist und wohl ursprünglich als Finale des Streichquartetts op.130 in B-Dur gedacht war. Auch diese Streichquartette widmete Beethoven wieder Fürsten. Dem Fürsten von Galitzien

sowie dem Erzherzog Rudolph von Österreich. Im Jahre 1826 und damit ein Jahr vor dem Tod des Komponisten schloss er sein Spätwerk ab.12 Bis hierhin hatte sich der Stil in dem Beethoven seine Streichquartette komponierte von den Anfängen, in denen er sich noch stark an Haydn und Mozart orientierte, gewandelt. Schon in seinen mittleren Streichquartetten wie auch später in seinen späten Streichquartetten erfindet Beethoven die Streichquartette für sich neu und verbindet diese mit seinem ganz eigenen Stil. Beethovens späte Streichquartette gehören zu den Höhepunkten der Streichquartettkunst.13 Er löst sich von Haydn und Mozart und wird experimenteller. Seine Leidenschaft und seine Erregtheit drückt er durch Harmonik und Dynamik aus sowie durch abrupte Wechsel in Dur- und Moll-Lagen sowie des gesamten Charakters des Stückes. Musiker werden vor immer neue Herausforderungen gestellt, da Beethoven ihnen mit seinen Kompositionen immer mehr abverlangt.14

4. Schubert und das Streichquartett

Auch Franz Schubert beschäftigte sich in seinen Werken mit dem Streichquartett. Anders als Beethoven jedoch widmete er sich den Streichquartetten nicht erst im späten Alter von 29 Jahren sonder begann mit der Veröffentlichung seines ersten Streichquartetts mit 13 Jahren im Jahr 1810.15 „Seine Kammermusik – Trios, Quartette, und Quintette […] – gehört zum Schönsten, was diese Gattung zu bieten hat“16, so würdigt Peter Paul Kaspar die Werke Schuberts. Ähnlich wie bei Beethoven kann man auch bei Schuberts Streichquartetten eine Dreiteilung zur Entstehung vornehmen. Um bei dem Vergleich mit Beethoven zu bleiben werden auch diese hier auch in frühe, mittlere und späte Streichquartette eingeteilt. Als frühe Streichquartette können die ersten sieben Streichquartette Schuberts bezeichnet werden, die in der Zeit von 1810 bis 1813 veröffentlicht wurden. Er hatte also bereits bis zu seinem 16. Lebensjahr sieben Streichquartette veröffentlicht.17 Warum Schubert so viel früher mit dem Komponieren von Streichquartetten beginnt wird deutlich wenn man sich anschaut wo und in welchen Verhältnissen Schubert aufgewachsen ist. Schon in seiner Kindheit

lernte im Hausquartett die bekannte Streichquartettliteratur kennen und studierte dessen Form am Wiener Stadtkonvikt, doch hierzu mehr in der Biographie zu Franz Schubert.18 Die „mittleren“ Streichquartette Schuberts werden in der Zeit von 1814 bis 1820 angesiedelt. In diesen wird deutlich, dass sich Schubert weiter mit der Thematik Streichquartett auseinandergesetzt hat. Diese sind um einiges durchdachter und man erkennt eine Art handwerkliche Sicherheit in den Werken Schuberts. Ab dem Jahr 1824 entstehen die späten Streichquartette Schuberts.19 Zu ihnen zählt auch das Streichquartett Nr.14 in d-Moll „Der Tod und das Mädchen“ auf das im weiteren Verlauf der Arbeit noch weiter eingegangen werden soll. In diesen werden immer stärker Emotionen zum Thema des Streichquartetts auf der anderen Seite sind diese jedoch sehr strenge Konstruktionen und immer sichereres Handwerk bei Schubert zu sehen und zu spüren.20 Mit seinen späten Werken erkennt man bei Schubert eine Abkehr von der bei seinen Vorgängern so hoch geschätzten Gleichberechtigung der vier Stimmen. Für Schubert steht immer mehr die Melodie oder die melodische Linie im Vordergrund. Andere Stimmen nehmen dabei Begleitfunktionen ein, was in Streichquartetten von Haydn, Boccherini, Mozart und Beethoven nicht denkbar gewesen wäre. Es zeichnet sich hier ein ganz eigener Stil Schuberts ab mit einer Begleitung mit rhythmischer Funktion sowie Schuberts speziellen Liedhaften Charakter der Streichquartette.21

5. Biographien

In dem folgenden Abschnitt sollen die Biographien von Beethoven und Schubert kurz vorgestellt und in einem zweiten Schritt einander gegenüber gestellt werden. Die sozialen Verhältnisse sowie ihre jeweilige musikalische Sozialisation sollen dabei Aufschluss über ihren Charakter sowie ihre Abhängigkeit voneinander aufzeigen. Ziel soll es sein eine Abhängigkeit beider oder eine Unabhängigkeit festzustellen und deren Auswirkung auf die Streichquartettkompositionen beider aufzudecken.

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Details

Title
Streichquartette bei Beethoven und Schubert. Eine Zeit, zwei Epochen
College
Carl von Ossietzky University of Oldenburg  (Institut für Musik)
Course
Kulturgeschichte des Streichquartetts und des Streichquartettspiels
Grade
2,3
Author
Year
2020
Pages
18
Catalog Number
V1021569
ISBN (eBook)
9783346414878
ISBN (Book)
9783346414885
Language
German
Keywords
Streichquartett als Gattung, Beethoven und das Streichquartett, Schubert und das Streichquartett, Biographien, Verhältnis, Beethoven op. 74 in Es-Dur, Beethoven op. 18.5 in A-Dur, Schubert op. post. D 810 in d-Moll
Quote paper
Tobias Postel (Author), 2020, Streichquartette bei Beethoven und Schubert. Eine Zeit, zwei Epochen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1021569

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