Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit dem kirchlichen Zinsverbot des Mittelalters, seinem Ursprung, der Rechtfertigung durch die Scholastik sowie den anerkannten Ausnahmen.
Im zweiten Teil wird die Position von Johannes Eck (1486-1543) zur Zinsfrage im historischen Kontext erläutert und gewürdigt.
Der anschließende dritte Teil befasst sich mit der Enzyklika „Vix pervenit“ (1745) von Papst Benedikt XIV. (1675-1758), die als letzte, autoritative und grundsätzliche Entscheidung der Kirche zur Zinsfrage gilt.
Den Abschluss bildet eine Schlussbetrachtung, die auch die neueren Entwicklungen zur Zinsfrage mit einschließt.
In der heutigen modernen Marktwirtschaft mit ihrem hochdifferenzierten Kreditwesen erscheint der Zins als notwendiges Phänomen. Das Fordern bzw. Entrichten von Zinszahlungen für Darlehen ist in der heutigen Wirtschaftspraxis selbstverständlich. Kaum jemand kann sich vorstellen, dass im christlich geprägten Europa über viele Jahrhunderte hinweg ein kirchliches Zinsverbot galt, das auch in der weltlichen Gesetzgebung Geltung besaß. Das frühe kirchliche Recht definierte „Wucher“ generell als jeden, über die ursprünglich dargeliehene Summe hinausgehenden Betrag. Die Begriffe „Zins“ und „Wucher“ waren deckungsgleich und wurden beide mit „usura“ bezeichnet. Viele namhafte Männer der Kirche verdammten den Wucher als schreckliche Sünde. So bezeichnet Bischof Augustinus (4./5. Jhd.) das Zinsnehmen als „ars nequitiae“, die Kunst der Nichtsnutzigkeit bzw. Gaunerkunst, durch die der Unterhalt in gleicher Weise erworben werde wie vom Dieb. Für Martin Luther (1483-1546) ist der Wucherer gar „schlimmer noch als alle Tyrannen, Mörder und Räuber, schier so böse wie der Teufel selbst!“ Heute dagegen versteht man unter dem „Zins“ etwas Erlaubtes, während der „Wucher“ sein unerlaubtes Gegenstück bezeichnet. Wie lässt sich dieser Wandel erklären? Besteht das kirchliche Zinsverbot noch immer oder hat die Kirche davon Abstand genommen? Diese Fragen gilt es zu untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das christliche Zinsverbot im Mittelalter
- Ursprung und historische Entwicklung
- Rechtfertigung des christlichen Zinsverbotes
- Ausnahmen vom christlichen Zinsverbot
- Johannes Eck und der contractus trinus
- Historische Ausgangslage
- Johannes Ecks Position im Zinsstreit: consilium in casu quinque de centenario
- Kritische Würdigung
- Benedikt XIV. und die Enzyklika „Vix pervenit“
- Historische Ausgangslage
- Die Enzyklika „Vix pervenit“
- Kritische Würdigung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die historische Entwicklung des christlichen Zinsverbotes und analysiert zwei wichtige Beiträge zu dieser Debatte: Johannes Ecks „consilium in casu quinque de centenario“ sowie die Enzyklika „Vix pervenit“ von Papst Benedikt XIV. Die Arbeit beleuchtet die Argumente und Denkansätze, die diese beiden Werke in den historischen Kontext einordnen und analysiert deren Bedeutung für die Entwicklung der Zinslehre.
- Das christliche Zinsverbot im Mittelalter
- Die theologischen und wirtschaftlichen Argumente für und gegen Zinsverbot
- Die Rolle von Johannes Eck im Zinsstreit
- Benedikt XIV. und die Regulierung des Zinses in der Neuzeit
- Die Entwicklung der katholischen Lehre zum Zins
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema des christlichen Zinsverbotes ein und stellt die Relevanz der untersuchten Werke von Johannes Eck und Benedikt XIV. dar.
- Kapitel 1 beleuchtet die historischen Wurzeln des Zinsverbotes im Mittelalter und analysiert die verschiedenen Argumentationslinien, die für und gegen das Verbot vorgebracht wurden.
- Kapitel 2 befasst sich mit dem Werk von Johannes Eck und analysiert seine Position im Zinsstreit sowie die Kritik an seinem „consilium in casu quinque de centenario“.
- Kapitel 3 untersucht die Enzyklika „Vix pervenit“ von Benedikt XIV., die eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der katholischen Zinslehre spielte.
Schlüsselwörter
Christliches Zinsverbot, Mittelalter, Johannes Eck, contractus trinus, Benedikt XIV., Enzyklika „Vix pervenit“, Zinsstreit, Theologische Ethik, Wirtschaftsethik, Kanonisches Recht, Historische Entwicklung,
- Quote paper
- Janina Serfas (Author), 2011, Das christliche Zinsverbot. Von Johannes Eck bis zur Enzyklika "Vix pervenit", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1021781