Die Globalisierung hat zweifellos die Weltwirtschaft beflügelt und insgesamt zu Wohlstandssteigerungen geführt, aber nicht alle Menschen profitieren gleichermaßen davon. Die Gewinner der Globalisierung leben vor allem in den westlichen Industrienationen und verfügen über ein vielfältiges Angebot günstig hergestellter Produkte. Die Verlierer der Globalisierung leben vor allem in den Entwicklungsländern, sind von akuter Armut betroffen oder zumindest bedroht und arbeiten häufig zu Niedriglöhnen unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen für Subunternehmer global agierender Großkonzerne – ohne echte Aussicht auf eine Verbesserung ihrer Lage in der Zukunft.
Die Verlierer der Globalisierung sind Opfer struktureller Ungerechtigkeit. Dieses Phänomen beinhaltet, dass in sozialen Prozessen Normen, Machtverhältnisse und Praktiken so zusammenwirken, dass bestimmte Personengruppen systematisch schlechter gestellt sind und ihr Potential gar nicht ausschöpfen können – unabhängig davon, welche Entscheidungen sie treffen, wie hart sie arbeiten oder wie gut ihre Pläne sind. Diese systematische, im Ablauf der Prozesse in der globalen Welt selbst gründende Benachteiligung bestimmter Gruppen macht es notwendig, über Gerechtigkeits- und Verantwortungskonzepte in einem globalen Rahmen nachzudenken: Sind die Bewohner der reichen Industrieländer mitverantwortlich für globale Armut? Wenn ja, bestehen dann einforderbare Gerechtigkeitspflichten?
Iris Marion Young und Thomas Pogge bejahen beides in ihren Ansätzen, ihre Modelle unterscheiden sich aber voneinander: Wo sich das Konzept von Thomas Pogge mehr dem Haftungsmodell zuordnen lässt – wenn auch modifiziert für den globalen Kontext, verfolgt Iris Marion Young mit ihrem Modell sozialer Verbundenheit als Ergänzung zum Haftungsmodell einen eigenen Ansatz der Zuschreibung von Verantwortung in einer globalisierten Welt. In der Schlussbetrachtung soll abschließend die besondere Akzentsetzung von Youngs Modell anhand eines Vergleichs zu Pogges Ansatz hervorgehoben werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in die Thematik
- Das Haftungsmodell und seine Grenzen
- Iris Marion Youngs Modell sozialer Verbundenheit als Ergänzung zum Haftungsmodell
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Iris Marion Youngs Konzept von Verantwortung aus sozialer Verbundenheit eine Lösung für die strukturelle Ungerechtigkeit in der globalen (Wirtschafts)Welt bietet. Hierbei steht die Kritik am traditionellen Haftungsmodell und die Herausarbeitung von Youngs alternatives Modell im Vordergrund.
- Strukturelle Ungerechtigkeit in der globalen Welt
- Kritik am Haftungsmodell im Kontext globaler Armut
- Iris Marion Youngs Modell sozialer Verbundenheit als alternative Verantwortungskonzeption
- Vergleich von Youngs Ansatz mit dem Haftungsmodell
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung in die Thematik: Das Kapitel beleuchtet die Problematik der globalen Ungleichheit und die Folgen der Globalisierung für Entwicklungsländer. Es wird die Frage nach der Verantwortlichkeit der Bewohner reicher Industrieländer für die Armut in der Welt gestellt.
- Das Haftungsmodell und seine Grenzen: Dieses Kapitel stellt das Haftungsmodell als traditionelle Konzeption von Verantwortung vor. Es wird dessen Eignung im globalen Kontext in Frage gestellt, da sich die Ursachen für strukturelle Ungerechtigkeit häufig nicht auf einzelne Personen zurückführen lassen.
- Iris Marion Youngs Modell sozialer Verbundenheit als Ergänzung zum Haftungsmodell: Dieses Kapitel stellt Youngs Modell als Alternative zum Haftungsmodell vor. Es soll zeigen, wie die Verantwortung für strukturelle Ungerechtigkeit durch die Betonung sozialer Verbundenheit und gemeinsamer Verantwortlichkeit neu verstanden werden kann.
Schlüsselwörter
Strukturelle Ungerechtigkeit, globale Armut, Haftungsmodell, soziale Verbundenheit, Verantwortung, Gerechtigkeitspflichten, Iris Marion Young, Thomas Pogge.
- Arbeit zitieren
- Janina Serfas (Autor:in), 2014, Iris Marion Youngs Konzept von Verantwortung aus sozialer Verbundenheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1021795