Eine Investitionsempfehlung durch "Due-Diligence-Prüfung". Die "ubitricity"-Gesellschaft und "Earlybird"


Seminararbeit, 2018

33 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkurzungsverzeichnis

1. Ei nleitu ng

2. Due Diligence
2.1 Human Resource Due Diligence
2.2 Technical Due Diligence
2.3 Market Due Diligence
2.3.1 Business Model Canvas
2.3.2 Wettbewerb
2.3.3 Marktorientierte Wettbewerbsanalyse
2.3.4 Fazit
2.4 Financial Due Diligence
2.5 Legal Due Diligence
2.6 Investitionsentscheidung

3. Managementunterstutzung

4. Exit-Strategie

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Organigramm

Abbildung 2: Entwicklung der Mitarbeiter

Abbildung 3: Altersstruktur der Mitarbeiter

Abbildung 4: Installationsmoglichkeiten der SimpleSockets

Abbildung 5: Porters Five-Forces

Abbildung 6: SWOT-Analyse

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Jahresabschlusse der ubitricity Gesellschaft fur verteilte Energiesysteme mbH 2014-2016

Tabelle 2: Entwicklung des Return on Investment, Reingewinn aus Umsatzerlosen sowie IST/PLAN Umsatzerlosen

Tabelle 3: Liquiditat 1.-3. Grades in

Tabelle 4: Entwicklung des Working Capital und der Working Capital Ratio

Tabelle 5: Cash Conversion Cycle (CCC), Days Inventory Outstanding (DIO), Days Sales Outstanding (DSO) sowie Days Purchasing Outstanding (DPO) in 2015 und 2016

Tabelle 6: Beteiligte Gesellschafter (Stand: Mai 2018)

Abkurzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Mit bereits uber 20 Jahren Erfahrung, uber 40 Portfoliounternehmen und einem kumulier- ten Fondsvolumen von 850 Mio. € ist Earlybird eine der erfolgreichsten Venture Capital Gesellschaften (VC), welche sich auf europaische Technologieunternehmen spezialisiert (Earlybird, 2018).Bereits im Jahr 2010 beteiligte sich Earlybird an der ubitricity Gesell­schaft fur verteilte Energiesysteme mbH. Aktuell halt die VC-Gesellschaft 11,54 % der Gesellschafteranteile des Unternehmens.1 ubitricity definiert seine Kerntatigkeit als Ent- wickler neuer Dienstleistungen fur Haushalte und Fuhrparks mit Elektrofahrzeugen (E- Fahrzeuge) sowie als Anbieter von Ladeinfrastruktur und Energieversorgung. Ausgehend vom Hauptsitz in Berlin, wo ubitricity gleichzeitig mit mehreren kleinen Projekten vertreten ist, ist das Unternehmen auch auf dem nationalen und internationalen Markt tatig. So hat die Gesellschaftneben einem GroBprojekt in London laut eigenen Aussagen auch weitere Kunden in der Schweiz und Danemark (ubitricity, 2018a). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll anhand einer Due Diligence (DD) gepruft werden, ob eine Folgefinanzierung von ubitricity aus Sicht von Earlybird als sinnvoll erachtet wird. Auf Basis der DD wird zu- satzlich eine Empfehlung fur eine Managementunterstutzung sowie eine geeignete Exit- Strategie formuliert.

2. Due Diligence

2.1 Human Resource Due Diligence

ubitricitywurde 2008 von Dr. Frank Pawlitschek und Knut Hechtfischer gegrundet. Frank Pawlitschekagiert als CEO von ubitricity.Knut Hechtfischer fokussiert sich auf die strate- gische Ausrichtung, die Unternehmensentwicklung sowie die Finanzen. Beide Grunder haben einen juristischen Hintergrund und praktizierten bereits vor der Grundung als Juris- ten. Seit mehreren Jahren ist Pawlitschek im Fachbeirat des Vereins Forum Elektromobili- tat (E-Mobilitat), engagiert sich als Mitglied des Prasidiums des Berlin-Brandenburg Ener­gy Networks und vertritt ubitricity auf der nationalen Plattform Elektromobilitat der Bundes- regierung. Hechtfischer agiert als Industrie-Experte und publiziert Artikel zum Thema Energiewirtschaft und E-Mobilitat in diversen Fachzeitschriften (ubitricity,2018b).Wie auf dem Organigramm(Anhang 1)erkennbar, setzt sich das Team aus sieben Organisations- einheitenzusammen. Ein GroBteil der Mitarbeiter istim IT-bzw.im Sales- und Operati- onsbereichtatig.Auffallig ist, dass keine eigene Finanzabteilung existiertund nicht jede Organisationseinheit einen Abteilungsleiter hat (ubitricity, 2018c).

Die Zahl der Angestelltenistseit 2013von 20 Mitarbeitern auf 54im Jahr 2018angestie- gen. Aufgrund der aktuellen Stellenausschreibungen ist von einem weiteren Anstieg der Beschaftigten auszugehen (Amadeus, 2018a).2 Bei Betrachtung der Altersstruktur wird ersichtlich,dass das Team relativ jung ist.Rund ein Drittelder Mitarbeiter befinden sich im Alter zwischen 26 und 35 Jahren.3 Ein GroBteil des Personalshatzudem einenakademi- schen Hintergrund. 32 der uberpruften Angestellten haben ein abgeschlossenes Studium vorzuweisen.4 Eine hohe Zufriedenheit der Beschaftigten spiegelt sich in den Eintragen auf dem Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu wider. ubitricity hat dort eine hundertpro- zentigeWeiterempfehlungsrate und eine Bewertung von 4,34 von insgesamt 5 Punkten (Kununu, 2018).In der Gesamtheit fallt die DD der Human Resources positiv aus. Nichts- destotrotz weist sie einige Schwachstellen auf. Denn einige Fuhrungspositionen, zum Beispielim Bereich der Finanzen oder der IT, sind aktuell unbesetzt.

2.2 Technical Due Diligence

In Rahmen der Technical DD werden die beiden Hauptprodukte von ubitricity, das Smart­Cable und die SimpleSocket vorgestellt. Das SmartCable, ein Ladekabel mit einem inte- grierten und geeichtenStromzahler,ist das Kernstuck fur die Lade-und Abrechnungslo- sungvon ubitricity. Der Stromverbauch wird wahrend des Ladevorgangs auf einem Dis­play angezeigt, was bei herkommlichen Ladestationen nicht moglich ist. Innovativ ist das Konzept von ubitricity, weil die Intelligenz in das mobile Kabel verlagert wird. Der Nutzer des SmartCables schlieBt vor Gebrauch der Ladetechnologie einen Stromvertrag mit ei- nem einzigen Anbieter ab. Die Verbrauchsdaten werden mittels Mobilfunk an das Ba- ckendsystemgesendet und von dort aus weiterverarbeitet (ubitricity, 2018d). Bei konven- tionellen Ladestationen, auch Wallboxes genannt, ist ein Vertragsabschluss mit dem je- weiligen Ladesaulenbetreiber notwendig.

Das Gegenstuck zum SmartCable ist die SimpleSocket. Die stationaren SimpleSockets kommen ohne Zahl- und Kommunikationstechnik aus. Somit sind Anschaffungs- und Be- triebskosten deutlich gunstiger als bei herkommlichen Ladestationen. Die Kosten betra- gen mit rund 1000€ im Vergleich etwa ein Zehntel (Breuer, 2017). Durch die Verlagerung samtlicher Rechenleistung in das SmartCable kann die Ladebox platzsparend in bereits existierende Infrastruktur wie z.B. StraBenlaternen integriert werden. Anhang 4 zeigt drei verschiedene Varianten der Montage. Eine SimpleSocket bietet meist nur eine einphasige Stromversorgung der Ladestation an. Dies bedeutet, dass mit nur vier Kilowatt (kW) das Elek- troauto geladen wird (ubitricity, 2018d). Auch ein dreiphasiges Modell mit elf kW ist technisch moglich. Offentliche Ladestationen laden indes mit bis zu 22 kW (JeB, Schade, 2017), sodass das Ladekonzept von ubitricity in puncto Leistung aktuell noch Ruckstande aufweist. Dennoch fallt die Technical DD insgesamt positiv aus. Beide Produkte sind sehr innovativ und konnen vorhandene Nutzer-Hemmnisse auf Grund unvorteilhafter Lademoglichkeiten von E-Autos uberwinden. Daruber hinaus sind die wichtigsten Hauptkomponenten beider Produkte durch Patente geschutzt.

2.3 Market Due Diligence

2.3.1 Business Model Canvas

Das Geschaftsmodell ist derzeit auf die Zusammenarbeit mit Schlusselpartnern aus dem Energiesektor (GASAG-, BayWa AG, EdF) als Stromlieferanten, der Gemeinden, Stadten und Kommunen zur Verteilung des benotigten Stroms sowie der Verbreitung und Ausbau der Ladeinfrastruktur ausgelegt. Auch die Siemens Energy Management Division treibt das Unternehmen durch einen Know-how-Transfer im F&E-Bereich entscheidend voran. Die Kernkompetenz von ubitricity liegt in der Datenverarbeitung und transaktionsgenauen Abrechnungsleistung des verbrauchten Stroms. In Form eines intelligenten Losungskon- zepts, bestehend aus den Produkten SmartCable und SimpleSocket,werden sieuber die firmeneigene Website und externe Partnerkonzerne vertrieben. ubitricity legt den Fokus auf E-Roaming, welches dem Nutzer ermoglicht an den derzeitig 60.000 Ladepunkten in Europa das Auto mit Hilfe des Partners PlugSurfing zu laden (ubitricity, 2018e). Einen weiteren Schwerpunkt legt ubitricity auf die technologische Ausstattung von gewerblichen Fuhrparks. Mit 69,4% gewerblich neu zugelassenen E-Fahrzeugen (Euroforum, 2018, S. 19)ist die Bedeutung der Fuhrparks zum jetzigen Zeitpunkt enorm.

Im Privatkundensektor sind zudem groBe Stuckzahlen insbesondere in der Immobilien- wirtschaft zu erzielen, indem bspw. ganze Tiefgaragen von Neubauprojekten mit der La- delosung ausgestattet werden. Vor der Nutzung schlieBt der Konsument einen Stromver- trag mit einem Anbieter seiner Wahl und kann anschlieBend die Technologie per App steuern. Das Unternehmen generiert neben einer monatlichen Grundgebuhr von 9,90 € eine Arbeitsgebuhr inHohe von 30 Cent je geladener kWh, die im Vergleich zu konkurrie- renden Ladesaulen von Tesla bspw. um 8 Cent je kWh hoher ist. AnschlieBend werden die Kosten uber ubitricity abgerechnet und dem Konsumenten monatlich in Rechnung gestellt. Durch das Ziel der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2020 Leitmarkfuhrer fur E-Mobilitatzu werden, wird das Unternehmen in Zukunft von staatlichen Subventionen bis zu 300 Millionen Euro unterstutzt (Bundesregierung, 2016).

2.3.2 Wettbewerb

„The New Motion Deutschland GmbH", 5 eine Tochtergesellschaft von Shell, steht mit ubit- ricityim direkten Wettbewerb. Hierbei werden die Daten jedoch uber eine Ladestation und nicht uber ein Kabel erfasst. Primar soll der Fuhrparkleiter samtliche Ladevorgange muhe- los, wie z.B. mit einerTankkarte,abrechnen konnen (Euroforum, 2018, S. 19). Des Weite- ren steht mit dem Munchener Unternehmen „The Mobility House GmbH“ ein direkter Wettbewerber zu Buche. Dieser verfugt ebenfalls uber Ladekabel, Wallboxen und eine kundenorientierte Abrechnungsleistung. Das Unternehmen steht unter anderem mit Au- tokonzernen wie BMW und Tesla im indirekten Wettbewerb, die bislang uber Ladesaulen, hingegen nicht uber eine centgenaue Abrechnungsleistung verfugen. BMW stellt seinen Kunden mit dem „360° ELECTRIC“ eine Wallbox, eine Photovoltaikanlage und den Zugang zu offentlicher Ladeinfrastruktur bereit (Thomas, Nuttgens & Fellmann, 2016, S. 259). Diese Gesamtlosung bietet ebenfalls der Automobilhersteller Tesla Motors mit ei- nem Netz an Schnellladesaulen und Wallboxenan (Tesla,2015).

Neben diesen Anbietern haben auch Energieversorger auf den Trend E-Mobilitat reagiert. Das Unternehmen ladenetz.de verknupft Ladesaulen unterschiedlicher Stadtwerke uber eine einheitliche Ladekarte. Das JointVenture Hubject, an dem unter anderem EnBW und RWE beteiligt sind, bietet mit der Marke „intercharge“ die Moglichkeit, an alien teilneh- menden europaischen Ladesaulen das Fahrzeug zu laden. Im Bereich der Fuhrparklo- sungen hat ubitricity mit dem Unternehmen „Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH“ ei- nen Konkurrenten, der bei 260 Fuhrparkservices beratend tatig ist (Thomas et al. 2016, S. 259). Trotz einer Vielzahl von Wettbewerbern hat ubitricity entscheidende Wettbewerbs- vorteile: Die Ladung ist ortsunabhangig, bei Fremdanbietern, am Arbeitsplatz oder zu Hause moglich. Hinzu kommt, dass das Unternehmen uber eine patentierte kostenstel- lengenaue Abrechnungsleistung verfugt (Euroforum, 2018, S. 19).

2.3.3 Marktorientierte Wettbewerbsanalyse

Kundenvolumen:

Die innovativen Ladelosungen von ubitricity richten sich insbesondere an private und ge- schaftliche Kunden. Im privaten Bereich ist das Produkt SmartCable fur E-Auto-Besitzer gedacht und bietet den Vorteil mobiler und centgenauer Ladung und Abrechnung des bezogenen Stroms (ubitricity, 2018f). Einen groBeren Stellenwert nehmen jedoch Ge- schaftskunden ein. Dabei zielt das Konzept auf Unternehmensflotten, Parkplatzanbieter und besonders den Immobiliensektor ab. Hier besteht in den nachsten Jahren hohes Po- tenzial des Einbaus von Ladelosungen fur E-Fahrzeuge in Immobilien, um private und gewerbliche Nutzer anzuziehen. Zu den vorhandenen Kunden von ubitricity zahlen unter anderem die Stadtwerke Unna, Iserlohn, Velbert sowie die Universal Music Group (ubitri- city, 2018g). Die Berlin Hyp AG rechnetihren Fuhrparkkomplett mit dem System von ubit- ricity ab (Euroforum, 2018, S.19).

Aufgrund des stetigen Wachstums des E-Fahrzeug-Marktes besteht analog ein enormes Wachstumspotenzial von ubitricity. Von 2016 auf 2017 wurdenrund 25.000 neue E-Autos in Deutschland verkauft, was ein Plus von 117 % zum Vorjahr darstellt. Der Marktanteil von E-Autos hat sich somit von 0,8 auf 1,6 % verdoppelt. In China war vom Jahr 2016 zum Jahr 2017 sogar ein Wachstum von 507.000 auf 777.000 E-Autos zu verzeichnen (Viehmann, 2018). Neben diesen positiven Anzeichen fur das Wachstum der Branche sind auch die politischen Rahmenbedingungen fur eine weitere Durchdringung des Auto- mobilmarktes gunstig. So will der deutsche Staat den Ausbau der Ladeinfrastruktur bis 2020 mit 300 Mio. € bis 2020 fordern. Zudem soil die E-Mobilitat mit bis zu 4.000 € pro Elektroauto gefordert werden (Bundesregierung, 2016). Die Indikatoren sprechen insge- samt fur einen stetig wachsenden Markt, von dem ubitricitydurch seine innovativen Lade- losungen enorm profitieren konnte.

Kundenverhalten:

Zum Kundenverhalten konnen anhand der vorhandenen Informationen keine konkreten Aussagen getroffen werden. Es bleibt allerdings zu sagen, dass primare Schlusselkunden derzeit private und gewerbliche E-Fahrzeug-Besitzer und Parkflachen-sowie Immobilien- anbieter sind. Diese gelten mit Hinblick auf das fruhe Stadium der E-Mobilitat als Innova- toren bzw. Early Adopter und konnen durch Beeinflussung, Word-of-Mouth und ihre Ex­pertise auf dem Gebiet als Meinungsfuhrer agieren und die zukunftige Absatz-und Um- satzentwicklung von SmartCablesund SimpleSockets stark beeinflussen.

Innovations- und Kooperationsbereitschaft:

Die beiden Innovationen SmartCable und SimpleSocket von ubitricity gelten als Losung bisher bestehender Probleme der E-Mobilitat. In Kombination ermoglichen sie das mobile, ortsunabhangige und abrechnungsgenaue Laden. Neben der Innovationsbereitschaft ist auch die Kooperationsbereitschaft als sehr hoch einzustufen. Das Geschaftsmodell ist derzeit auf die Zusammenarbeit mit Energieanbietern als Stromlieferanten sowie Gemein- den, Stadten und Kommunen zur Verteilung des benotigten Stroms sowie der Verbreitung und Ausbau der Ladeinfrastruktur ausgelegt. Durch das enorme Wachstumspotenzial des E-Mobilitats-Marktes ergibt sich der Vorteil langfristiger und profitabler Geschaftsbezie- hungen. Auf Seite von ubitricity kann von Expertise der Energielieferanten und den damit einhergehenden Synergieeffekten profitiert werden. Auf der anderen Seite konnen Ener- gieanbieter durch die Vertriebskanale und Strategien von ubitricity neue Kunden in Form von Stromabnehmern akquirieren. Allerdings besteht die Moglichkeit, dass Energieunter- nehmen eigene Absichten hinsichtlich der E-Mobilitat verfolgen und den Vermittler umge- hen wollen, um den direkten Weg zum Kunden zu suchen. Indiesem Falle konnten Ener- gielieferanten das Wachstum von ubitricity verhindern und den Kunden von eigenen Lade- losungen uberzeugen. Insgesamt besteht aber durch bereits bestehende Partnerschaften mit marktfuhrenden Energieanbietern und einen hohen Grad der Innovativitat ein sehr hohes Kooperations- und Innovationspotenzial. Zukunftig konnten fur ubitricity strategi- sche Partnerschaften mit Unternehmen aus der Automobilindustrie an Bedeutung gewin- nen. Laut Aussage des CEO Frank Pawlitschek soll der Stromzahler langfristig direkt in das Auto integriert werden, sodass Autos mit fahrzeuggebundenen Stromvertragen ver- kauft wurden (Breuer, 2017).

Kundenbedurfnisse:

Um die Stellung von ubitricity hinsichtlich der Kundenbedurfnisse beurteilen zu konnen, mussen zuerst die aktuellen Probleme der E-Mobilitat erlautert werden. Das anfangs langsame Wachstum des E-Mobilitatsmarktes lasst sich insbesondere durch die bisher schwach ausgebaute Ladestruktur sowie die geringen Reichweiten elektrisch angetriebe- ner Fahrzeuge erklaren. Hinzu kommt, dass es weder Kompatibilitat von Ladekabeln und Ladesaulen unterschiedlicher Hersteller noch eine exakte und centgenaue Abrechnung des benotigten Stroms gibt. Somit fehlte bislang eine orts- und herstellerunabhangige sowie exakte Ladelosung fur E-Fahrzeuge. Die genannten Faktoren und die verhaltnis- maBig hohen Kosten fur die Anschaffung und den Aufbau einer stationaren Ladesaule stellen Barrieren und Hindernisse fur das Wachstum des E-Fahrzeug-Marktes dar, welche fur den Erfolg der Branche abgebaut werden mussen. ubitricitygeht mit seinen Produkten auf genau diese Probleme ein und hat die Kundenbedurfnisse klar erkannt. Das Smart­Cable dient zur Losung des Problems der ungenauen Abrechnung, wobei die Kombinati- on aus SimpleSocket und SmartCable das Hindernis der schwachen Infrastruktur redu- ziert. Wahrend in dieser Weise die direkten Probleme des schwachen Netzausbaus gelost werden, kann indirekt auch der Aspekt der kurzen Reichweite von E-Fahrzeugen gelost werden, da das Laden nun flachendeckend moglich ist. Besonders die Kombination bei­der Produkte kann bei Durchdringung des Marktes zu enormen Synergieeffekten fuhren. Durch den Abbau der oben genannten Hindernisse konnte der Weg fur ein starkeres Wachstum der E-Mobilitat geebnet sein. Weiterhin kann ein weiteres und starkeres Wachstum des E-Mobilitat-Marktes wiederum zu starkeren Absatz- und Umsatzmoglich- keiten fur ubitricityfuhren.

Entscheidungsprozess:

Der konkrete Entscheidungsprozess fur den Kauf kann an dieser Stelle nicht exakt erlau- tert werden. Allerdings sollen hier wichtige mogliche Einflussfaktoren aus privater und gewerblicher Sicht identifiziert werden. Aus privater Sicht spielt als wichtigster Faktor vermutlich der Besitz eines E-Autos eine Rolle. Hierbei ist vom Kunden abzuwagen beim derzeitigen Anbieter zu bleiben oder zu ubitricity zu wechseln. Die Vorteile fur einen Wechsel wurden bereits in den vorangegangenen Abschnitten erlautert. Als weitere wich- tige Aspekte fur eine Entscheidung konnten zum einen die Kosten des SmartCables so- wie dessen Kosteneinsparungspotenziale im Gegensatz zu anderen Kabeln und Herstel- lern gelten. Auch hier bietet das SmartCable durch seinen flexiblen Einsatz und die cent- genaue Abrechnung Vorteile gegenuber anderen Kabeln, welche oftmals nur intranspa- rente Abrechnung bieten und unvorhersehbaren Preisschwankungen unterliegen. Ein letzter wichtiger Faktor, welcher fur die Entscheidungsfindung eine Rolle spielt, ist die Anzahl bereits vorhandener und offentlich zuganglicher Ladestationen bzw. SmartSockets von ubitricity. Da der Auf- und Einbau von SmartSockets erheblich gunstiger ist als statio- nare Ladestationen, liegt auch hier der Vorteil auf Seiten von ubitricity. Hinzu kommt, dass der Einbau der SmartSockets in gewohnliche Laternen erfolgen kann, was den flachende- ckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur stark vereinfacht.

Aus gewerblicher Sicht spielen vor allem branchen- und bevolkerungsspezifische Merk- male eine Rolle. Demnach ist es wichtig zu wissen, wie sich der E-Mobilitatsmarkt in Zu- kunft entwickelt und wie viele Personen ein Elektrofahrzeug besitzen. Anhand dieser Kri- terien mussen Unternehmen, Parkflachen- und Immobilienanbieter abwagen, welche Ziel- gruppe sie ansprechen wollen. Fur Unternehmen, in denen viele E-Auto-Fahrer arbeiten, kann dies z. B. ein maBgeblicher Faktor fur Mitarbeiterzufriedenheit sein, wahrend es fur Parkflachenanbieter eine groBe Rolle spielt, gezielt Kunden anzuziehen. Im Falle einer positiven Entwicklung des Marktes kann die Attraktivitat einer Immobilie durch smarte Lademoglichkeiten fur E-Fahrzeuge enorm gesteigert werden. Zusammenfassend wird der Entscheidungsprozess sowohl privat als auch gewerblich maBgeblich von der zukunf- tigen Entwicklung der E-Mobilitatsbranche abhangen. Je mehr E-Fahrzeuge zugelassen werden, desto wichtiger wird es fur Privatpersonen, Unternehmen, Stadte und Gemeinden die notige Ladeinfrastruktur fur Bewohner und Mitarbeiter zu schaffen.

Kundennahe:

Ubitricity hat die aktuellen Probleme der Branche sowie die damit verbundenen Kunden- bedurfnisse klar erkannt und innovative, passgenaue Losungsansatze entwickelt. Alle Beteiligten, d.h. Kunden, Lieferanten und das Unternehmen selbst, konnen von dem Kon- zept profitieren, da Energieanbieter ihren Kundenkreis erweitern konnen, Kunden von einem umfangreichen Ladenetz und mobiler, exakter Abrechnung profitieren und Stadte bzw. Gemeinden von einer Minderung der Umweltbelastung. Insgesamt stellt die Kombi- nation aus SmartCable und SimpleSocket ein wichtiges Element fur eine stabile und lang- fristige Kundenbeziehung dar.

2.3.4 Fazit

Zu den Starken des Unternehmens zahlt primar das patentierte System zur centgenauen Abrechnung.6 Durch das Nutzen vorhandener Infrastruktur (z.B. Laternen) werden Kosten bis zu 90 % eingespart. Daruber hinaus sind die Kunden von ubitrictiy im Vergleich zu den Automobilherstellern nicht an die Marke gebunden. Die Ladesaulen von Tesla gestatten bspw. die Aufladung lediglich von unternehmenseigenen Fahrzeugen, mit dem Kabel von ubitricity ist auch unabhangig vom Fahrzeughersteller das Aufladen mit der Hardware moglich. Fur den Kunden ergeben sich durch die erheblichen Kosteneinsparungen im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren Vorteile (Wu, Inderbitzin & Bening, 2015, S.198). Durch die Gewahrung eines Umweltbonus sind neu zugelassene E- Fahrzeuge bis zum Jahr 2020 fur funf Jahre von der Steuer befreit (BuW, 2015). Den entscheidenden Anteil der Kosteneinsparungen macht der Fahrstrom auf lange Sicht selbst aus, der im Vergleich zu den ressourcenarmen Olreserven gunstiger wird (Bozem, Nagl, Rath & Haubrock, 2013, S.15). Auf diese Weise ergibt sich die Moglichkeit, dass das Auto der Zukunft durch Vernetzung in der Stadt der zentrale verlangerte Teil des Stromnetzes wird.

Die groBte Schwache ist die enorme Abhangigkeit von externen Partnern zur flachen- deckenden Umrustung. Ohne Unterstutzung kann weder der Ausbau von Ladesaulen noch die Forschung zur kunftigen Weiterentwicklung der Hardware vollzogen werden. Im Vergleich zu herkommlichen Ladesaulen der Konkurrenz kann die Ladezeit durch eine schwachere Spannung langer sein. Zudem herrscht zum jetzigen Zeitpunkt Unsicherheit bezuglich der grundsatzlichen Investitionen in die E-Mobilitat, da durch technologische Verbesserungen der Batterien hohereReichweiten und sinkende Preise in den kommen- den Jahren zu erwarten sind (Bosch, 2015). Somit ist ein Zuwachs potentieller Kunden von der unsicheren Entwicklung des Marktes fur Elektromobilitat abhangig. Bezogen auf die Zielgruppe bevorzugt vor allem die jungere Generation zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der vergleichsweise hohen Anschaffungskosten Gebrauchtwagen mit Verbren- nungsmotoren. Das durchschnittliche Alter von Neuwagenkaufern betrug im Jahr 2017 in Deutschland 52,8 Jahre (Statista, 2018a). Dies schrankt die Zahl potentieller Kunden erheblich ein und ist ein weiterer Faktor fur den schleppenden Anstieg der Absatzzahlen. Dennoch ist der Trend hin zur E-Mobilitat klar erkennbar. So hat sich das Marktvolumen von 25.502 Fahrzeugen in 2016 auf 53.861 Automobile im Januar 2018 mehr als verdop- pelt (Statista, 2018b).

Mit dieser Technologie existiert nun eine Losung, die durch die Umrustung von Fuhrparks und Immobilien der E-Mobilitat entscheidend zum Durchbruch verhelfen kann (Euroforum, 2018, S. 19). Somit ist auf Basis der Market DDdie Investition zu befurworten.

2.4 Financial Due Diligence

Als Datengrundlage fur die Financial DD dienten hauptsachlich die im Bundesanzeiger veroffentlichten Jahresabschlusse von ubitricity der Jahre 2014 bis 2016.7 Die Jahresab- schlusse wurden nach den Rechnungslegungsvorschriften des HGB aufgestellt. Nach §267, I HGB gilt ubitricity als Kleine Kapitalgesellschaft8 und ist somit nach §326 HGB nicht zur Veroffentlichung einer Gewinn-und Verlustrechnung verpflichtet. Die Financial DDumfasst im Folgenden eine Rentabilitats- und Liquiditatsanalyse sowie eine Untersu- chung der Ertragslage und Kapitalstruktur.

Eine Rentabilitatsanalyse des Unternehmens muss vor dem Hintergrund der fruhen Fi- nanzierungsphase von ubitricitygeschehen. Obwohl schon 2008 gegrundet, befindet sich das Unternehmen noch in der Start-Up-Phase, sodass die Gewinnschwelle typischer- weise noch nicht erreicht wurde und die Gesellschaft in den Jahren 2014bis 2016 nicht rentabel war.Die ersten Pilotprojekte starteten erst 2014 (Ambo Media, 2014, S. 2), so­dass noch bis zum Jahr 2016 geringe Umsatze einem hohen Kapitalbedarf gegenuber- standen. Der Return On Investment war in den untersuchten Perioden (siehe Anhang 8) erwartungsgemaB jeweils negativ. Auch der Reingewinn aus Umsatzerlosen lag deutlich unter dem eingesetzten Kapital. Kritisch zu betrachten ist indes die enorme Verschlechterung des Return on Investment in 2016, die sich auf die deutliche Verfehlung der Umsatzziele zuruckfuhren lasst. Die Planzahlen sahen im genannten Jahr einen Um- satz von 14 Mio. € vor, in dessen Hohe laut Aussage des Unternehmens auch der Break Even Point gelegen hatte (Ambo Media, 2014, S. 2). Tatsachlich erzielte ubitricity nur Umsatzerlose i. H. v. 4,8 Mio. €. Die groBe Diskrepanz von uber 9 Mio. € kann auf eine zu optimistische Einschatzung der Marktentwicklung zuruckgefuhrt werden. Die Auftragslage

[...]


1 Stand vom Mai 2018.

2 Fur eine genauere Darstellung der Entwicklung siehe Anhang 2.

3 Fur eine genauere Darstellung der Altersstruktur siehe Anhang 3.

4 Diese Information wurde aus den LinkedIn oder Xing Profilen entnommen. 16 Mitarbeiter des Unternehmens haben keinen Account auf einem dieser Portale und konnten daher nicht in die Analyse einbezogen werden.

5 Fur die grafische Darstellung von Porters Five-Forces siehe Anhang 5.

6 Eine tabellarische Aufstellung der folgenden SWOT-Analyse ist in Anhang 6zu sehen.

7 Die Jahresabschlusse konnen in Anhang 7 detailliert eingesehen werden.

8 Zwei der in §267 genannten Merkmale fur Kleine Kapitalgesellschaften wurden nicht uberschritten. Die Um- satzerlosgrenze von 12 Mio. € wurden genau wie die Mitarbeiterzahl von durchschnittlich 50 in keinem der veroffentlichten Abschlussjahre bis einschlieBlich 2016 erreicht.

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Details

Titel
Eine Investitionsempfehlung durch "Due-Diligence-Prüfung". Die "ubitricity"-Gesellschaft und "Earlybird"
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,7
Jahr
2018
Seiten
33
Katalognummer
V1022455
ISBN (eBook)
9783346437662
ISBN (Buch)
9783346437679
Sprache
Deutsch
Schlagworte
eine, investitionsempfehlung, due-diligence-prüfung, earlybird
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Eine Investitionsempfehlung durch "Due-Diligence-Prüfung". Die "ubitricity"-Gesellschaft und "Earlybird", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1022455

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