Diese Arbeit untersucht, welche persuasiven Wirkmechanismen seitens rechtspopulistischer Politiker*innen in der jüngeren Vergangenheit angewandt und wie diese rhetorisch sowie argumentativ umgesetzt wurden. Schließlich sind es eben jene Wirkungen, die Wesen, Gefühl und (Un)bewusstsein lenken und somit die anhaltenden Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien begünstigen, wenn gar ermöglichen.
Zu diesem Zweck werden insgesamt vier Reden von jeweils zwei Rednern der AfD und zwei Redner*innen des RN sprachlich-rhetorisch und argumentativ in Hinblick auf sogenannte Topoi, bestimmte Argument- und Schlussfolgerungstypen, untersucht. Alle Reden wurden im Rahmen der Europawahl 2019 gehalten und sind als Wahlkampfreden einzuordnen.
Die Europawahl ist die jüngste länderübergreifende Wahl, die seither stattgefunden hat und eignet sich daher, insbesondere aus Gründen der Aktualität für diese Analyse. Deutschland und Frankreich wurden für diese Analyse ausgewählt, da beiden Ländern im Rahmen der europäischen Integration nicht selten die Rolle des deutsch-französischen Motors und somit eine zentrale Führungsrolle in der europäischen Politik zugeschrieben wird.
Rechtspopulistische Parteien konnten im vergangenen Jahrzehnt in vielen Ländern Europas zunehmend Erfolge verbuchen. Die Alternative für Deutschland (AfD) sowie der Rassemblement National (RN) in Frankreich sind hierfür bekannte Beispiele. Aber nicht bloß anlässlich länderspezifischer Wahlen sind bei rechts außenstehenden Parteien Stimmzuwächse und -konsolidierungen zu beobachten.
Die jüngsten Europawahlen aus dem Jahr 2019 belegen diesen Trend: Im Vergleich zu 2014 hat die AfD um 3,9 Prozentpunkte und vier Sitze im Europaparlament zugelegt. Der RN konnte das Ergebnis der Vorwahl verteidigen und verlor lediglich einen Sitz und 1,5 Prozentpunkte, bleibt damit in Frankreich aber weiterhin stärkste Kraft. Europaweit konnten die rechtspopulistischen Fraktionen des EU-Parlaments ihren Stimmanteil von 15 auf 18 Prozent beziehungsweise von 118 auf 135 Sitze erhöhen.
Rechtspopulistische Parteien sind nicht mehr bloß temporäre Randerscheinungen im von einer bürgerlichen Mitte geprägten Meinungsspektrum. Sie befinden sich gar im Aufwind und erfahren Meinungszuspruch bis weit in das bürgerliche Milieu hinein, weshalb sie sogar als neue 'Parteien der Mitte' bezeichnet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rechtspopulismus als politisches Phänomen
- Fragestellung und Vorgehen
- Forschungsstand und Literatur
- Politik und Rhetorik
- Politische Rede als Forschungsgegenstand
- Konzepte politischer Rhetorik
- Redegattungen der politischen Rhetorik: die Wahl(kampf)rede
- Funktionale Aspekte politischer Rede
- Von Lexik und Metaphern: Sprachliche Analyse politischer Rede
- Argumentative Ebene: Topos und Narratio
- Persuasive Wirkmechanismen in Deutschland: Die AfD im Europawahlkampf 2019
- Redeanalyse I: Alexander Gauland am 06.04.2019.
- Redeanalyse II: Jörg Meuthen am 06.04.2019.
- Zusammenfassung
- Persuasive Wirkmechanismen in Frankreich: Der RN im Europawahlkampf 2019.
- Redeanalyse III: Marine Le Pen am 01.05.2019.
- Redeanalyse IV: Jordan Bardella am 01.05.2019.
- Zusammenfassung
- Fazit und Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Wirkmechanismen rechtspopulistischer Rhetorik im deutsch-französischen Vergleich am Beispiel der Europawahl 2019. Sie analysiert die sprachlichen Strategien und argumentativen Muster von Reden der AfD in Deutschland und des RN in Frankreich, um zu erforschen, wie rechtspopulistische Akteure ihre Botschaften formulieren und auf das Publikum wirken.
- Definition und Charakterisierung von Rechtspopulismus
- Analyse der sprachlichen Mittel und argumentativen Strategien rechtspopulistischer Rhetorik
- Vergleich der Wirkmechanismen von rechtspopulistischer Rhetorik in Deutschland und Frankreich
- Bedeutung des Europawahlkampfs 2019 für das Verständnis von Rechtspopulismus
- Potenzielle Auswirkungen von rechtspopulistischer Rhetorik auf die politische Landschaft in Deutschland und Frankreich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Rechtspopulismus ein, definiert den Begriff und skizziert die Fragestellung sowie das Vorgehen der Arbeit. Sie beleuchtet außerdem den aktuellen Forschungsstand zu Rechtspopulismus und verweist auf relevante Literatur.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Politik und Rhetorik. Es werden Konzepte der politischen Rhetorik und ihre Redegattungen, insbesondere die Wahl(kampf)rede, beleuchtet. Zudem werden die funktionalen Aspekte politischer Rede, wie sprachliche Analyse und Argumentation, näher betrachtet.
Kapitel 3 analysiert die Reden von Alexander Gauland und Jörg Meuthen von der AfD während des Europawahlkampfs 2019 in Deutschland. Es werden die Persuasionsmittel und argumentativen Strategien untersucht, die zum Einsatz kommen, um die Zuhörer zu überzeugen.
Kapitel 4 analysiert die Reden von Marine Le Pen und Jordan Bardella vom RN während des Europawahlkampfs 2019 in Frankreich. Es werden die sprachlichen und argumentativen Strategien der Reden untersucht, um ihre Wirkung auf das französische Publikum zu analysieren.
Schlüsselwörter
Rechtspopulismus, Rhetorik, Sprachkritik, Europawahl 2019, AfD, RN, Deutschland, Frankreich, Wahl(kampf)rede, Persuasionsmittel, Argumentation, Medien, Politik, Gesellschaft.
- Citar trabajo
- Johann Kunz (Autor), 2020, Wirkmechanismen rechtspopulistischer Rhetorik im deutsch-französischen Vergleich. Sprachkritische Auseinandersetzung am Beispiel der Europawahl 2019, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1023473