Anglizismen in der deutschen Pressesprache. Gebrauchshäufigkeit von Anglizismen am Beispiel der Zeitschrift "Spiegel"


Bachelorarbeit, 2020

47 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung
1.1 Allgemeines
1.2 Ziel der Arbeit

I Theoretischer Teil
2. Entlehnungen
2.1. Entlehnungen aus dem englischsprachigen Raum
2.1.1 Subkategorien von Entlehnungen

3. Gebrauchshäufigkeiten von Anglizismen- Forschungshintergrund
3.1 Das Anglizismenprojekt von Eisenberg (2013)
3.2 Anglizismen in der deutschen Pressesprache

II Empirischer Teil
4.1 Korpus und Methode
4.2 Vorgehensweise der Untersuchung

5. Ergebnisse
5.1 Gesamthäufigkeit von Anglizismen
5.2 Häufigkeit nach Kommunikationsbereichen
5.3 Häufigkeit nach Wortarten

6. Vergleichende Betrachtung
6.1 Allgemeine Vergleich mit der Untersuchung von Yang (1990)
6.2 Vergleich nach Kommunikationsbereichen
6.3 Vergleich nach Wortarten

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

9. Wortindex

Vorwort

Das Erstellen einer Abschlussarbeit und das Beenden eines Bildungsabschnitts stellt einen Meilensteil im Leben jedes Studenten dar, unabhängig von Alter oder Lernniveau. Etwas Großes endet, aber etwas noch Größeres beginnt.

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der Anfertigung dieser Bachelorarbeit sowie meines ganzen Studiums unterstützt und motiviert haben.

Besonderer Dank gebührt zunächst Frau Dr. Kohlmann, die meine Bachelorarbeit betreut und begutachtet hat. Für die wertvollen Hinweise und die freundliche Betreuung bei der Erstellung dieser Arbeit möchte ich mich herzlich bedanken.

Ebenso danke ich meinen Freunden M. Vilenna-Nigro und K. Kadar für den starken emotionalen Rückhalt über die Dauer meines Studiums.

Abschließend möchte ich bei meinen Eltern bedanken, die mir mein Studium in Deutschland durch ihre Unterstützung ermöglicht haben.

Veronika Baskakova 24.04.2020

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung Anz. Anzahl

bzw. beziehungsweise

d. h. das heißt dt. deutsch

durchschn. durchschnittlich engl. Englisch

Jh. Jahrhundert Mio. Millionen Tab. Tabelle

u.a. und andere usw. und so weiter vgl. vergleiche

z. B zum Beispiel ZS Zeitscheibe Abk. Abkürzung sub. Substantiv adv. Adverb

adj. Adjektiv

1. Einleitung

1.1 Allgemeines

Eine Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Mit ihrer Hilfe findet ein Informationsaustausch in Gemeinschaften statt, zum Beispiel die Weitergabe kultureller und historischer Traditionen von Generation zu Generation. Die Sprache verändert sich zusammen mit der Gesellschaft und entwickelt sich weiter. Durch die Globalisierung, rasche technologische Wandel und die zunehmende Mobilität von Gütern, Dienstleistungen und Arbeitskräften entsteht in Sprachgemeinschaften mit unterschiedlichen Sprachen oft die Notwendigkeit, in Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Technik, Kunst und Kultur noch engere Verhältnisse zu gestalten. Außerdem können sich durch Entwicklungsprozesse der Gesellschaft neue sprachliche Bezeichnungen in einem Sprachraum bilden sowie eine Übernahme von bereits vorhandenen Wörtern aus anderen Sprachen ebenfalls zur Erweiterung des Wortschatzes führen.

Die Tatsache, dass die englische Sprache als Lingua Franca bzw. Verkehrssprache anerkannt ist (vgl. Kreff/Knoll 2011: 230) und ist mit 335 Millionen Sprechern in mehr als 100 Ländern gesprochen damit heute am weitesten verbreitete Sprache ist (vgl. IWD 2018), führt dazu, dass die englische Sprache einen enormen Einfluss auf viele bestehende Sprachen auszuüben scheint. Auch die deutsche Sprache ist dabei keine Ausnahme und durch diesen Sprachkontakt und einem damit einhergehenden Sprachwandel betroffen. Auch hier kommen aus dem Englischen ausgeliehene Wörter, sogenannte Anglizismen, vor. Bei ihrer Ausbreitung scheinen Medien wie Zeitungen und Zeitschriften eine der wichtigsten Rollen einzunehmen. (vgl. Burmasova 2010: 143).

1.2 Ziel der Arbeit

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollen das Vorkommen von Anglizismen und deren Häufigkeit in der deutschen Pressesprache behandelt werden. Hier soll am Beispiel der Zeitschrift „ Spiegel“ die Gebrauchshäufigkeit von Anglizismen in deutschen Medien untersucht werden.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zum Einen, eine Übersicht über englischsprachige Entlehnungen wie direkte Entlehnungen, Mischkomposita oder Scheinentlehnungen darzustellen, und

zum Anderen, eine eigene Pilotuntersuchung durchzuführen und eine quantitative Analyse der Häufigkeit von Anglizismen in der Pressesprache am Beispiel der Zeitschrift „Spiegel“ vorzunehmen, sowie die Anglizismenanzahl in verschiedenen Kategorien wie Wortarten und Informationsbereichen von Zeitschrift miteinander zu vergleichen.

Weiterhin besteht eine weitere Aufgabe der Arbeit darin, die Hypothese –

dass die Häufigkeit von Anglizismen über einen längeren Zeitraum gesehen steigt, zu verifizieren. Die Hyphothese ist, dass die quantitative Häufigkeit von Anglizismen innerhalb eines Zeitraums von 40 Jahren zwischen der Untersuchung von Yang (1990) aus dem Jahr 1980 und der eigenen Pilotuntersuchung aus dem Jahr 2020 zunahm. Die Hyphothese stützt sich auf Ergebnisse von früher durchgeführten Studien: Das Anglizismenprojekt von Eisenberg (2013) und die Untersuchung von Yang (1990). In beiden Forschungen wurde die Zunahme von der Häufigkeit von Anglizismen über längere Zeiträume für Eisenberg (2013) zwischen der ersten Periode, die die Jahre 1905-1914 umfasst, und der dritten Periode, die die Jahre 1995-2004 umfasst, und für Yang (1990) zwischen 1950 und 1980 festgestellt. Es ist zu erwarten, dass die Anzahl von Anglizismen in der deutschen Sprache weiterhin zunimmt und sich ein Anstieg von Anglizismen gegenüber dem Jahr 1980 ergibt. Den Schwerpunkt bildet die Frage, welche Tendenzen sich bei der Pressesprache am Beispiel der Zeitschrift „Spiegel“ in Bezug auf Frequenz von Anglizismen in den Jahren 1980-2020 beobachten lassen? In welchen Informationsbereichen (wie zum Beispiel in Sport, Wissen, Kultur, Politik usw.) sowie in welchen Wortartkategorien wie Substantive, Verben, Adjektive oder Adverbien werden Anglizismen am häufigsten angetroffen?

In dem folgenden Kapitel 2 stellt die vorliegende Arbeit theoretische und terminologische Grundlagen dar. Es wird zunächst auf Begriffsdefinitionen von Entlehnungen eingegangen und verschiedene Subkategorisierungen vorgestellt. Im nächsten Abschnitt wird genauer der Begriff Anglizismen definiert. In der Arbeit wird weiter zwischen Britizismus oder Amerikanismus nicht unterschieden, da diese Aufteilung für die Arbeit irrelevant ist.

Im 3. Kapitel erfolgt eine kurze Vorstellung des Forschungshintergrunds zum Thema „Anglizismen im Deutschen“ mit besonderem Fokus auf zwei empirischen Untersuchungen zu Gebrauchsshäufigkeiten. Die Forschungsarbeiten werden bezüglich ihrer Bedeutung und ihrer Relevanz für die vorliegende Arbeit dargestellt. Dieser Teil beruht auf zwei Werken: Das Anglizismenprojekt von Eisenberg (2013: Anglizismen im Deutschen. Reichtum und Armut der deutschen Sprache), und die Untersuchung von Yang (1990): (Anglizismen im Deutschen. Am Beispiel des Nachrichtenmagazins Der Spiegel). Es wird sowohl die Methodik jeder Forschung vorgestellt als auch die Vorgehensweise erläutert. Letztlich wird auf die Ergebnisse zu Gebrauchshäufigkeiten von Anglizismen in den Studien von Eisenberg (2013) und Yang (1990) eingegangen. Zunächst werden Informationen zum Untersuchungsmaterial bzw. zur Pressesprache im Allgemeinen gegeben sowie das Profil des „Spiegels erläutert.

Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der eigenen Untersuchung. Dazu wurde eine empirische Pilotstudie am Beispiel des Nachrichtenmagazins

„Spiegel“ durchgeführt. In Kapitel 4 wird die Methodik und Vorgehensweise aufgezeigt sowie werden die Nachschlagewerke für die Bestimmung der Anglizismen vorgestellt und Kriterien für die Identifizierung von Anglizismen erläutert.

In Kapitel 5 werden die Ergebnisse der eigenen Studie vorgestellt. Im darauffolgenden Kapitel wird die Gebrauchshäufigkeit der aufgefundenen Anglizismen nach Zeitschriftenrubriken bzw. hier Kommunikationsbereichen und nach Wortarten aufgeschlüsselt und miteinander verglichen. Die Ermittlung dieser Werte zur Häufigkeit erfolgte mittels statistischer Auswertungen.

In Kapitel 6 werden die Ergebnisse mit denen von Yang (1990) verglichen und eventuelle Diskrepanzen diskutiert. In diesem Kapitel werden außerdem die Hypothese und die Fragestellungen hinsichtlich der eigenen Ergebnisse und denen der Literatur diskutiert.

Im letzten Kapitel werden die Ergebnisse erneut zusammengefasst sowie mögliche Verbesserungen der Arbeit und Implikationen für weitere Forschungen gegeben.

I Theoretischer Teil

In diesem Teil der Arbeit werden theoretische und terminologische Grundlagen vorgestellt. Es wird zunächst auf Begriffsdefinitionen von Entlehnungen eingegangen. Im nächsten Abschnitt wird genauer auf Entlehnungen aus dem englischsprachigen Raum eingegangen und der Begriff Anglizismen definiert. Folgend werden verschiedene Subkategorisierungen vorgestellt. Für die Subkategorisierungen werden als Beispiele Entlehnungen aus dem englischsprachigen Raum benutzt.

2. Entlehnungen

In der deutschen Sprache lässt sich eine ganze Reihe von sprachlichen Einflüssen aus anderen Sprachen feststellen, zum Beispiel aus dem Lateinischen wie „Altar“ lateinisch (altare), „Schule“ (lateinisch schola), aus dem Französischen wie

„Turnier“ (französisch turnier), „Flöte“ (altfranzösisch flaüte) oder aus dem Russischen wie „Kolchose“ (russisch kolhoz), „Kosmonaut“ (russisch kosmonavt) (vgl. Dr. Kohlmann persönliche Mitteilung, vgl. Zürn 2001: 72f). Diese Einflüsse erfolgen dadurch, dass Wörter aus diesen Herkunftssprachen entlehnt worden sind und in das deutsche Lexikon integriert wurden. Dieser als Entlehnung bezeichneter Prozess beschreibt sowohl denVorgang und (das) Ergebnis der Übernahme eines sprachlichen Ausdrucks bzw. einer sprachlichen Struktur aus einer Fremdsprache in die Muttersprache, meist in solchen Fällen, in denen es in der eigenen Sprache keine Bezeichnung für neu entstandene Sachen bzw. Sachverhalte gibt “ (Bußmann 2008: 164).

2.1. Entlehnungen aus dem englischsprachigen Raum

Ein Oberbegriff für Entlehnungen, die aus dem englischen Lexikon übernommen sind, ist der Anglizismus. Der Duden definiert Anglizismus als „Übertragung einer für [das britische] Englisch charakteristischen sprachlichen Erscheinung auf eine nicht englische Sprache.“ (Dudenradaktion, 2020) Diese Annahme impliziert, dass das Konzept des Anglizismus auf eine geographische beschränkte Herkunft hinweist (vgl. Meder 2005; 65). Deswegen wird in vielen Definitionen für entlehnte

Ausdrücke aus dem englischsprachigen Raum auch zwischen Amerikanismus oder Britizismus differenziert, die sich auf ihre Herkunftsländer beziehen (vgl. Meder 2005: 65). Laut Duden ist Britizismus somit ein Synonym für Anglizismus (vgl. Dudenredaktion 2020). Auch Kupper (2007) setzt sich mit dem Begriff Amerikanismus auseinander, und verweist darauf, dass „eine Entlehnung aus dem amerikanischen (im Gegensatz zum britischen) Englisch stammt “ (Kupper 2007: 75). Auch Carstensen (1965) stimmt dem Begriffsunterschied zwischen Britinismus und Amerikanismus zu und bezieht sich dabei auf die Entlehnungen aus der britischen und der amerikanischer Varietät (vgl. Carstensen 1965: 19).

Bei Bestimmungen von Entlehnungen nach ihrer Herkunft treten jedoch immer wieder Schwierigkeiten auf. Nicht immer ist es möglich festzustellen, über welche Sprachvarietät ein Wort entlehnt worden ist (vgl. Yang 1990: 7). Dieses Problem adressiert auch Carstensen (1965), der betont, dass bei vielen Wörtern eine eindeutige Differenzierung zwischen britischen und amerikanischem Englisch nicht möglich sei „und die philologische Exaktheit wäre hier nicht gewährleistet, wenn man mehr als ‚Englisch’ sagte“ (Carstensen 1965: 18). Deswegen schlägt Yang (1990) vor, Anglizismus als “Oberbegriff von Entlehnungen aus dem amerikanischen Englisch, dem britischen Englisch sowie den übrigen englischen Sprachbereichen wie Kanada, Australien, Südafrika u.a.“ (Yang 1990: 7) zu verstehen. Dem stimmt auch Meder (2005) zu, die schreibt, dass „englische Spracheinflusse gleich welcher Varietät – sei es britischen, US-amerikanischen, kanadischen oder australischen – unter die Kategorie ‚Anglizismus’ zu fassen [wären]“ (Meder 2005: 66).

Ebenso werden solche Lexeme oder Lexemverbildungen als Anglizismen bezeichnet, die aus anderen Sprachen ins Englische übernommen wurden und sich dort auf phonetischer und orthografischer Ebene angepasst haben und nachher in den deutschen Wortschatz entlehnt wurden (vgl. Zürn 2001: 66). Als Beispiele nennt Zürn (2001) „Dschungel“ und „Pyjama“, Begriffe, die aus dem Hindi ins Englische entlehnt wurden (Zürn 2001: 66). Ein Beispiel aus eigener Untersuchung ist „Kanu“, aus dem Spanischen übertragen ins kanadische Englisch und „Ketchup“ aus dem Indonesischen übertragen in Englisch (Dr. Jochmann, persönliche Mitteilung).

Da die Herkunft der entlehnten Wörter oder Wortverbindungen meist nicht eindeutig festzustellen ist sowie auch das britische Englisch selbst stark unter amerikanischem Einfluss steht (vgl. Kupper 2007: 75), wird in der vorliegenden Arbeit zwischen Anglizismen unterschiedlicher Herkunftsländer nicht unterschieden. Zusammenfassend lasst sich sagen, dass ein Anglizismus ein entlehntes Lexem oder eine Lexembildung ist, das bzw. die in den deutschen Sprachgebrauch integriert ist.

Von Entlehnungen sind vor allem die offenen Wortklassen von Substantiven, Verben und Adjektiven und Adverbien betroffen, die dann noch morphologisch, phonologisch oder orthographisch dem Deutschen angepasst werden können.

2.1.1 Subkategorien von Entlehnungen

Typischerweise wird bei Entlehnungen von verschieden Kategorien ausgegangen. Mehrere Sprachwissenschaftler wie Betz (1965), Fink (1968), Carstensen (1979), und Yang (1990) stellen unterschiedliche Subkategorien vor. Diese Arbeit lehnt sich an das Modell von Yang (1990) an. In diesem Modell (Abb.1) wird zwischen dem inneren Lehngut und dem äußerem Lehngut unterschieden.

Als inneres Lehngut werden Entlehnungen bezeichnet, die zwar nur aus deutschen Wortmaterial bestehen, aber direkt aus einem bestehenden englischem Wort gebildet wurden, wie z. B. „Klimaanlage" wurde aus dem englischen „air- condition“ gebildet, dabei aber kein englisches Wortmaterial verwendet wurde (vgl. Zürn 2001: 49). Die Wörter wie z. B. „Fußball“ aus engl. „Football“ könnten ebenso gut im Deutschen ohne englisches Vorbild entstanden sein. (vgl. Eisenberg 2013: 71)

Als äußeres Lehngut werden Entlehnungen genannt, deren sprachliche Herkunft an ihrer Form oder ihrer Aussprache erkennbar ist (vgl. Carstensen 1979: 90). Zu diesen Übernahmen zählen sowohl direkte Entlehnungen, dabei wird zwischen Fremdwort, Lehnwort und Exotismen unterschieden als auch Scheinentlehnung und Mischkomposita. In der vorliegenden Arbeit wird nur das äußere Lehngut betrachtet. Dabei bleibt das innere Lehngut außen vor, da die Herkunft dieser Entlehnung nicht eindeutig gesichert werden kann.

Schematisch lassen sich die Subkategorien von in der Arbeit beobachteten Entlehnungen in der folgenden Abbildung 1 darstellen und mit dazu passenden Beispielen zu jeder Subkategorie erläutern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Schematische Abbildung von Entlehnungen, nach dem Modell von Yang (1990:16). teilweise übernommen und mit den Beispielen aus der englischen Sprache modifiziert.

2.1.1.1 Direkte Entlehnungen

Die Mehrheit von Anglizismen bildet die Kategorie direkte Entlehnungen. Carstensen (1965) hält in seinen Untersuchungen fest, dass die direkte Übernahme in unveränderter Form und Bedeutung besonders häufig aufträten (vgl. Carstensen 1965, zitiert nach Yang, 1990: 11). Das beinhaltet auch, dass sowohl die ursprüngliche Wortform als auch überwiegend die Aussprache aus dem Englischen erhalten bleibt.

Dabei wird nach dem Modell von Yang (1990) zwischen Fremdwörtern und Lehnwörtern unterschieden. Dieser Unterschied bezieht sich auf “den Eindeutschungsgrad” des übernommenen Lexems (Yang 1990: 10). Als Fremdwort bezeichnet man ein aus einer anderen Sprache in das Sprachgut übernommenes Lexem oder eine Lexembildung, das/die “im Deutschen ohne phonologische, orthographische morphologische und semantische Veränderung gebraucht wird und deren fremde Herkunft sich deutlich und leicht erkennen lässt” (Yang 1990: 11), wie zum Beispiel: „Dschungel“, „Homepage“, „Jeans “. Diese Beispiele weisen auf allen Ebenen intakte Merkmale auf.

Im Gegensatz dazu passt sich ein Lehnwort phonologisch, morphologisch und/oder orthographisch der aufnehmenden Sprache an und wird von vielen Sprechern nicht mehr als Entlehnung aus dem Englischen wahrgenommen (vgl. Yang 1990: 11f), wie zum Beispiel: „Klub“ „chillen“, „Stress“. Bei einer phonologischen Anpassung wird das Wort den Ausspracheregeln der Nehmersprache angeglichen (vgl. Yang 1990: 12): das Wort „Stress“ zum Beispiel wird im Deutschen mit Lautfolge [ʃt…] ausgesprochen, im Englischen aber mit [st…]. Bei der orthographischen Anpassung werden die fremden Buchstaben und Buchstabenverbindungen durch die entsprechenden in der deutschen Sprache ersetzt. Wie zum Beispiel das englische Wort “club” wird im Deutschen groß geschrieben und [c] durch [K] ersetzt „Klub”. (Zürn 2001: 175) Bei der Anpassung der morphologischen Eigenschaften passen sich die Entlehnungen an das morphologische System der Nehmersprache an (vgl. Zürn 2001: 178). In der deutschen Sprache werden bei der morphologische Anpassung Artikel, Pluralmarker und Kasusmarker zu den Substantiven sowie Verbalendung zu den

Verben hinzufügt (vgl. Yang 1990; 11). Zum Beispiel das Verb „chillen“, das aus englischen Verb „to chill“ entlehnt wurde, hat die Infinitivverbendung [–en] des Deutschen und wird auch nach dem deutschen System konjugiert.

Trotz der genannten Unterschiede ist die Grenze zwischen den zwei Begriffen Fremdwort und Lehnwort fließend. Oft scheint es vom Sprachgefühl oder vom Bildungshintergrund des Beurteilers abhängig, ob eine Entlehnung als diese überhaupt erkannt wird und/oder als Fremdwort oder Lehnwort beurteilt wird (vgl. Zindler 1959 zitiert nach Yang 1990: 12). Stedje stimmt dieser Aussage zu: “Eine scharfe Grenze zwischen Fremdwort und Lehnwort lässt sich jedoch nicht immer aufrechterhalten. [...] Bei Fremdwort und Lehnwort werden sowohl Wortform wie Bedeutung übernommen” (Stedje 1989: 23f).

Eine weitere Subkategorie des äußeren Lehnguts beinhaltet die sogenannten Exotismen bzw. fremde Wörter. Unter diesem Begriff werden Lexeme eingeordnet, die etwas beschreiben, welches im eigenen kulturellen Raum nicht existiert oder, wie Zürn (2001) es definiert, werden unter diesem Begriff „Dinge, Gegenstände, Vorgänge, Personenbezeichnungen und Erscheinungen, die aus einem fremdsprachigen Sprachraum stammen und die es im Deutschen eigentlich (genau genommen) nicht gibt, die zur Benennung von Gegebenheiten des Herkunftslandes und im übertragen, erweiterten oder ironischen Sinne auf ähnliche deutsche Gegebenheiten Anwendung finden“ (Zürn, 2001: 47) beschrieben werden, wie zum Beispiel: engl. „Bobby“ bedeutet ‘ein englischer Polizist’ oder engl. „High School“– ‘die amerikanische höhere Schule’ (Yang 1990:12).

2.1.1.2 Mischkomposita

Ein weiterer Entlehnungstyp des äußeren Lehnguts nach dem Model von Yang (1990) ist das Mischkompositum. Darunter versteht man eine Zusammensetzung aus einem oder mehreren fremdsprachlichen Lexemen mit einem oder mehreren einheimischen Lexemen (vgl. Yang 1990: 14) wie zum Beispiel „Teamarbeit“, in dem der erste Bestandteil des Kompositums ein englische Lexem ist oder wie

„Nachtshow“, in dem der zweite Teil des Kompositums ein englisches Lexem darstellt. Darüber hinaus benutzen andere Sprachwissenschaftlern für die Beschreibung der Wortbildungen aus eigensprachlichem und fremdsprachigem Material verschiedene Termini. So wird es nicht nur von Mischkomposita (Yang 1990) gesprochen, sondern auch von Hybride (Eisenberg 2013), Hybridbildungen (Fleischer/Barz 1995) oder Mischverbindungen (Zindler 1959). Die letzten zwei Begriffe Hybridbildungen und Mischverbindungen beziehen darüber hinaus auch Entlehnungen mit ein, die durch Derivation gebildet wurden, wie z. B., „aufstylen“,

„auschillen“. Diese Anglizismen zählt Yang (1990) zu den direkten Entlehnungen bzw. zu den Lehnwörtern, während er Mischkomposita auf Wortbildungen einschränkt, die nur durch Komposition gebildet wurden.

2.1.1.3 Scheinentlehnungen

Einen wichtigen Bestandteil von englischem Wortmaterial in der deutschen Sprache machen sogenannte Scheinentlehnungen aus. Diese Wörter werden mit der Hilfe von englischen Sprachmitteln gebildet oder weisen eine englische Struktur auf (vgl. Yang 1990: 12). Dadurch erwecken sie den Anschein, aus dem Englischen zu stammen, existieren aber im englischen Wortschatz nicht (vgl. Carstensen 1965: 215). Zu den Scheinentlehnungen werden die Lehnveränderungen sowie die lexikalischen und semantischen Scheinentlehnungen gezählt (vgl. Yang 1990: 13).

Der Begriff Lehnveränderung zeichnet sich dadurch aus, dass er morphologisch verändert werden kann (vgl. Yang 1990: 13). Diese morphematischen Änderungen umfassen sowohl Kürzungen von Einzelwörtern, Zusammensetzungen, Einheiten aus mehreren Wörtern als auch morphologisch umgestaltetes Morphemmaterial (Yang 1990: 13). Als Beispiele nennt er das deutsche Wort „Profi“, abgeleitet aus dem englischen Substantiv „professional“. „Profi“ ist eine Abkürzung mit einer

angehängten Silbe, die ein nicht-deutsches finales [I] enthält, das deutsche Nomen „Discount“, entwickelte sich aus dem englischen Kompositum „discount store“, das deutsche Kompositum „Gin Tonic“, abgeleitet aus den beiden Substantiven „gin and tonic“, und das deutsche Kompositum „Gentleman- Agreement“, entwickelte sich aus der englischen Genitivkonstruktion „Gentleman’s agreement“ (Yang 1990: 13f).

Die lexikalische Scheinentlehnung lässt sich definieren als ein Wort, dass aus dem Englischen gebildet wurde, aber in der Herkunftssprache gar nicht vorkommt. Ein bekanntes Beispiel für eine lexikalische Scheinentlehnung ist das deutsche Kompositum „ Dressman“, was aus den englischen Substantiven „ dress“ and „ man“ zusammengesetzt wurde (Yang 1990: 14).

Bei der semantischen Scheinentlehnung ist das englische Wort in seiner ursprünglichen Form übernommen worden, obwohl es im Deutschen eine andere Bedeutung angenommen hat, wie aus den folgenden Beispielen ersichtlich wird, bei dem das deutsche „Smoking“ den Gesellschaftsanzug bezeichnet, während es

„dinner-jacket“ im britischen Englisch und „tuxedo“ im amerikanischen Englisch genannt wird (Zürn 2001 : 37).

3. Gebrauchshäufigkeiten von Anglizismen- Forschungshintergrund

Mit Bezug auf die Fragestellung, ob die Anzahl von Anglizismen sich im Laufe der Zeit ändert, werden in diesem Kapitel zwei Arbeiten zur Gebrauchshäufigkeit von Anglizismen in deutschen Pressemedien vorgestellt, die einen erheblichen Einfluss im Bereich der Anglizismenforschung beigetragen haben. Obwohl viele weitere Autoren ebenfalls wichtige Beiträge in diesem Gebiet geleistet haben, wurden lediglich diejenigen Autoren ausgewählt, die am häufigsten in den Werken zitiert worden sind, deren Forschungen demnach am aktuellsten sind. Hierbei handelt es sich um zwei Werke: das Anglizismenprojekt von Eisenberg (2013): (Anglizismen in Deutschen. Reichtum und Armut der deutsche Sprache) und die Untersuchung von Yang (1990): (Anglizismen im Deutschen. Am Beispiel des Nachrichtenmagazins Der Spiegel). Die Forschungsarbeiten werden im Hinblick auf ihre Bedeutung für die vorliegende Arbeit und ihre Relevanz beschrieben. Es werden sowohl die Methodik jeder Forschung vorgestellt als auch die Vorgehenweise und Ergebnisse erläutert.

In beiden Werken wurde die Häufigkeit von Anglizismen nach Tokens und Lemmata bzw. Types ermittelt. Tokens definiert nach Bußman (2008): „Einzelne sprachliche Äußerung“ (Bußmann 2008: 758) Dabei wird als Token jedes vorkommendes Wort bezeichnet. Dem Gegenüber als Lemmata bzw. Types wird

„der Klasse der diesen Äußerungen zugrunde liegenden abstrakten Einheiten bezeichnet“ (Bußmann 2008: 758) bzw. es wird die Zahl von Lexemen im Korpus bezeichnet. Als Dichte wird die Anzahl von Tokens in einen Korpus bezeichnet und Verwendunghäufigkeit wird für Lemmata benutzt.

3.1 Das Anglizismenprojekt von Eisenberg (2013)

Wie in der Einleitung erwähnt wurde, besteht das Ziel dieser Arbeit darin, die Häufigkeit von Anglizismen in der deutschen geschriebenen Sprache vor allem in der Pressesprache zu untersuchen. Eine der ausführlichsten und neueren Studien zu diesem Thema leistet das Anglizismenprojekt von Eisenberg (2013). Er stellt in seinem Projekt im Rahmen „Des Ersten Berichts zur Lage der deutschen Sprache“ den Einfluss von Anglizismen auf den deutschen Wortschatz dar. Sein Ziel ist es, Aussagen über das Gegenwartdeutsche vor dem Hintergrund der Entwicklung des Deutschen im 20. Jahrhundert zu machen (vgl. Eisenberg 2013: 62). Seine Fragestellung war, wie hoch der Anglizismenanteil an der deutschen Sprache ist und ob die Häufigkeit von Anglizismen tatsächlich zunahm?

[...]

Ende der Leseprobe aus 47 Seiten

Details

Titel
Anglizismen in der deutschen Pressesprache. Gebrauchshäufigkeit von Anglizismen am Beispiel der Zeitschrift "Spiegel"
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie)
Veranstaltung
Germanistik im Kulturvergleich
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
47
Katalognummer
V1023783
ISBN (eBook)
9783346423283
ISBN (Buch)
9783346423290
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Anglizismen, Anglizismen in der deutschen Pressesprache, Pressesprache, Gebrauchshäufigkeit von Anglizismen, Zeitschrift „Spiegel“, Spiegel, Entlehnung, Entlehnungen aus dem englischsprachigen Raum, Subkategorien von Entlehnungen, Inneres Lehngut, Äußeres Lehngut, direkte Entlehnungen, Mischkomposita, Scheinentlehnung, Anglizismenprojekt von Eisenberg, Pressesprache am Beispiel des „Spiegels“, Untersuchung von Yang (1990), Empirischer Teil, eigene Untersuchung, Vergleichende Betrachtung, Vergleich mit der Untersuchung von Yang, Kommunikationsbereich, Korpus und Methode, Begriff Anglizism
Arbeit zitieren
Veronika Baskakova (Autor:in), 2020, Anglizismen in der deutschen Pressesprache. Gebrauchshäufigkeit von Anglizismen am Beispiel der Zeitschrift "Spiegel", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1023783

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