Im Rahmen dieser Arbeit wird der Paradigmenwechsel von sogenannter 'Verkündigender Seelsorge' zur Pastoralpsychologie als Ausgangspunkt dienen, der sich innerhalb der Poimenik in den 1960er und 1970er Jahren vollzogen hat. Das Beispiel Joachim Scharfenbergs als eines exponierten Vertreters der Seelsorgebewegung und sein Klassiker "Seelsorge als Gespräch" bilden dabei die Grundlage, von der aus die Abgrenzung zur Verkündigenden Seelsorge nachvollzogen wird.
Auch wird nach der wirkungsgeschichtlichen Auseinandersetzung mit seinem Ansatz und des Religionsbezuges gefragt werden, die an den Konzeptionen Anne M. Steinmeiers und Freimut Schirrmachers exemplarisch diskutiert werden. Die Arbeit schließt mit einer Auseinandersetzung mit dem Religionsbegriff beziehungsweise dem Spiritualitätsbegriff innerhalb der Spiritual Care, die dem weiteren Feld der Palliative Care zugeordnet werden kann und die spirituelle Dimension des Menschen als ein wesentliches Element der Pflege und Betreuung von Menschen am Ende des Lebens begreift.
Im Zentrum der Diskussion soll neben der Erarbeitung wesentlicher methodischer Bausteine seiner Konzeption vor allem dem Vorwurf nachgegangen werden, ob die vom Dialog mit der Tiefenpsychologie geprägte Seelsorgebewegung am Beispiel Scharfenbergs überhaupt noch als dezidiert christliche Praxis zu identifizieren ist. Es wird also zu prüfen sein, wie Religionsverständnis beziehungsweise Theologie und Psychologie einander zugeordnet werden, welche Konsequenzen sich daraus für die Praxis ergeben und wie sich dies wirkungsgeschichtlich ausgeprägt hat.
In der Seelsorge scheint Krisenstimmung zu herrschen. Was ist das genuin christliche Proprium der Seelsorge in der heutigen Zeit? Zumindest erweckt der Eindruck der überwältigenden Zahl an seelsorgerlichen Konzeptionen, dass diese Frage noch nicht geklärt ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Seelsorgekonzeption in „Seelsorge als Gespräch“
- Die historische Verortung der Seelsorge bis Scharfenberg
- „Seelsorge als Gespräch“ - Ziele und Methodologie
- Kapitel 1 – Seelsorge und Sprache
- Kapitel 2 – Grundformen des Gesprächs
- Kapitel 3 - Die interpersonale Dynamik im Gespräch
- Kapitel 4 – Mittel und Methoden der Gesprächsführung
- Kapitel 5 - Kritische Punkte der Gesprächsführung
- Kapitel 6 – Die Gesprächsreihe
- Zusammenfassung
- Weiterführende Überlegungen zum Verhältnis von Religion und Psychoanalyse bei Scharfenberg
- Das Erbe Scharfenbergs – Jüngere Seelsorgekonzepte und ihr Religionsbegriff
- Anne M. Steinmeier - Wiedergeboren zur Freiheit
- Die Fragestellung
- Die Auseinandersetzung mit Scharfenberg
- Das Religionsverständnis Steinmeiers und das Verhältnis zur Psychoanalyse
- Freimut Schirrmacher - Seelsorge als Beziehungsgeschehen
- Die Fragestellung
- Die Auseinandersetzung mit Scharfenberg
- Das Religionsverständnis Schirrmachers im Rahmen seiner Konzeption
- Interdisziplinäre Perspektiven - Das Religions- bzw. Spiritualitätsverständnis in der Spiritual Care
- Begriffliche Eingrenzung und jüngere historische Entwicklung
- Das zugrundeliegende Religions- bzw. Spiritualitätsverständnis
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Seelsorgekonzeption von Joachim Scharfenberg und dessen Werk „Seelsorge als Gespräch“. Der Fokus liegt auf der Frage, wie Scharfenberg die Verbindung zwischen Theologie und Psychologie in seiner Konzeption gestaltet und wie diese Verbindung in jüngeren seelsorgerlichen Konzepten rezipiert wird.
- Der Paradigmenwechsel von „Verkündigender Seelsorge“ zur Pastoralpsychologie
- Die Integration von psychoanalytischen Elementen in die seelsorgerliche Praxis
- Die Rezeption von Scharfenbergs Werk in den Konzeptionen von Anne M. Steinmeier und Freimut Schirrmacher
- Das Religions- bzw. Spiritualitätsverständnis in der Spiritual Care
- Die Bedeutung des anthropologischen Verständnisses für die Seelsorge
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Rahmen der Arbeit dar. Sie zeichnet den historischen Wandel in der Seelsorge nach und verdeutlicht die Relevanz von Scharfenbergs Werk. Kapitel 2 analysiert „Seelsorge als Gespräch“ in seinen zentralen Zielen und methodischen Ansätzen. Es beleuchtet die historischen Wurzeln von Scharfenbergs Konzeption und diskutiert seine methodischen Prinzipien, insbesondere die Bedeutung des Gesprächs. Kapitel 3 und 4 befassen sich mit den jüngeren Seelsorgekonzepten von Anne M. Steinmeier und Freimut Schirrmacher. Die Rezeption Scharfenbergs durch diese Autoren wird im Hinblick auf die Integration von psychoanalytischen Elementen und die Entwicklung des Religionsbegriffs untersucht.
Schlüsselwörter
Seelsorge, Pastoralpsychologie, Verkündigende Seelsorge, Joachim Scharfenberg, „Seelsorge als Gespräch“, Religionsverständnis, Tiefenpsychologie, Psychoanalyse, Anne M. Steinmeier, Freimut Schirrmacher, Spiritual Care, Spiritualität, Anthropologie
- Citation du texte
- Michel Neubert (Auteur), 2020, Joachim Scharfenbergs "Seelsorge als Gespräch". Religionsverständnis in der tiefenpsychologisch orientierten Seelsorge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1023835