Die psychosoziale Arbeit und ihre Herausforderungen. Gesundheitsförderung für die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen


Fachbuch, 2021

71 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Arbeitsbelastung und Traumata – eine Einleitung

2 Der Begriff „Stress“ und das transaktionale Stressmodell von Lazarus

3 Folgen von psycho-emotionalem Stress
3.1 Chronische Stresszustände aufgrund von anhaltender Dauerbelastung
3.2 Burnout-Syndrom
3.3 Depressionen

4 Psychische Belastung am Arbeitsplatz

5 Arbeitsbelastung in psychosozialen Berufsgruppen

6 Traumata
6.1 Der Begriff „Trauma“
6.2 Die posttraumatische Belastungsstörung
6.3 Klassifikation der Traumata
6.4 Sekundäre Traumatisierung

7 Theoretische Anwendung des Lazarus-Modells
7.1 Konfrontation mit den Geschichten der traumatisierten Kinder und Jugendlichen
7.2 Trennung von Arbeit und Privatleben

8 Präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen
8.1 Selbstsorge der sozial-psychologisch Arbeitenden
8.2 Fürsorge durch die Institutionen

9 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Arbeitsbelastung und Traumata – eine Einleitung

„Burnout ist nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TKK) für das Fehlen von 40 000 Arbeitskräften pro Jahr in Deutschland verantwortlich“ (Steinlin/ Dölitzsch/ Fischer/ Lütdke/ Fegert/ Schmid 2015, S. 8)

„In der Detailanalyse zeigt sich, dass insbesondere Berufe betroffen sind, in denen alltäglich eine helfende Haltung gegenüber anderen Menschen gefordert wird.“ (Jegodtka/ Luitjens 2016, S. 195)

Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, welche Arbeitsbelastungen in der psychosozialen Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen auftreten können und welche Möglichkeiten der Prävention und Gesundheitsförderung es in Bezug auf diese Arbeitsbelastungen gibt. Dazu wird in dieser Arbeit zuerst auf den Begriff „Stress“ eingegangen und das transaktionale Stressmodell von Lazarus beschrieben. Danach werden die Folgen von psycho-emotionalem Stress genauer betrachtet. Wie an den beiden oberen Zitat deutlich wird, hat das Burnout-Syndrom weitreichende Auswirkungen und tritt besonders häufig in Berufen auf, in denen eine helfende Haltung anderen Menschen gegenüber gefordert ist. Aus diesem Grund wird als Folge von psycho-emotionalem Stress das Burnout-Syndrom beschrieben, des Weiteren werden auch chronische Stresszustände aufgrund von anhaltender Dauerbelastung und die Depressionen betrachtet. Nach der Betrachtung der Folgen wird der Fokus allgemein auf die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz gelegt, um daraufhin auf Arbeitsbelastungen in psychosozialen Berufsgruppen einzugehen. Nachdem die Ursachen und Risikofaktoren bei der Arbeit in psycho-sozialen Berufsgruppen beschrieben wurden, wird im weiteren Verlauf ergänzend dazu die sekundäre Traumatisierung speziell in Bezug auf Arbeitsplatzbelastung bei psychosozialer Traumaarbeit betrachtet. Dazu beschäftigt sich die Bachelorarbeit in dem Kapitel zuerst mit der Definition des Begriffs Traumata, mit der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und der Klassifikation der Traumata. Durch diese Gliederung soll die oben genannte Fragestellung erarbeitet werden, indem Stress zuerst allgemein betrachte, dann auf den Arbeitsplatz bezogen und letztendlich in Bezug zu psychosozialen Berufen und speziell zu der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen gesetzt wird. Daraufhin folgt die theoretische Anwendung des Lazarus-Modells auf die Konfrontation mit den Geschichten der traumatisierten Menschen und auf Schwierigkeiten bei der Trennung von Arbeit und Privatleben, zwei Situationen, die bei der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen auftreten können. Zum Schluss der Arbeit wird auf präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen eingegangen. Dabei stehen die Selbstfürsorge der sozial-psychologisch Arbeitenden und die Fürsorge durch die Institutionen im Fokus der Betrachtung.

2 Der Begriff „Stress“ und das transaktionale Stressmodell von Lazarus

Als Stress wird ein „Zustand des Ungleichgewichts“ (Franzkowiak/ Franke 2018) bezeichnet. Mit den Begriffen Stress und Stressbewältigung werden die Reaktionen auf Herausforderungen in einer als wichtig eingeschätzten Situation beschrieben. Diese Herausforderungen fordern Menschen zu einer Reaktion heraus, können die vorhandenen Mittel und Fähigkeiten des Menschen aber auch überschreiten. Als Stressoren werden Reizereignisse definiert, die „vom Organismus eine Anpassungsreaktion verlangen“ (Franzkowiak/ Franke 2018). Stress entsteht, weil der Mensch nicht nur das, was mit ihm und in seiner Umgebung geschieht wahrnimmt, sondern dies auch bewertet (vgl. Müller-Timmermann 2010, S. 96). Der beschriebene Stress kann sowohl negative als auch positive Auswirkungen haben. Positiver Stress wird als Eu-Stress bezeichnet, negativer Stress als Dis-Stress (vgl. (Franzkowiak/ Franke 2018). Eu-Stress entsteht, wenn die Tätigkeit oder der Zustand, die auf den Menschen einwirken, nicht als Belastung empfunden wird. Dis-Stress hingegen wird als unangenehm empfunden und führt zu negativen körperlichen, geistigen und seelischen Folgen (vgl. Habermann-Horstmeier 2017, S. 14). Dies kann sich auch in Form von Gefühlen wie Angst und Hilflosigkeit zeigen. Der negative Stress ist häufig mit der Erfahrung eines drohenden oder realen Verlustes der Handlungskontrolle verbunden und führt zu Handlungsverhinderung und Ausweichverhalten (vgl. Franzkowiak/ Franke 2018).

Seit den siebziger Jahren ist die Anzahl an Publikationen zum Thema Stress deutlich angestiegen und es wurden zahlreiche wissenschaftliche Texte und Ratgeber veröffentlicht. Verschiedene Fachdiszi­plinen wie Medizin, Soziologie, Pädagogik und Psychologie beschäftigen sich mit dem Thema Stress. Es existieren verschiedene Begriffserklärungen und Konzepte, da es im Leben viele Bedingungen und Situationen gibt, die zum einen Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung und des Lernens darstellen, zum anderen aber auch zu der Beeinträchtigung des Befindens und zu Krankheit durch negativen Stress führen können (vgl. Bamberg/ Busch/ Ducki 2003, S. 37). Es gibt verschiedene Modelle zur Stressentstehung, von denen eines das Stressmodell von Richard Lazarus ist. Im Vordergrund des Modells steht die subjektive Bewertung einer Situation. Neben dem Modell von Lazarus existieren auch andere Ansätze zur Erklärung von Stress und dessen Entstehung. Dazu gehören das Modell der Ressourcenkonservierung von Hobfoll, das Person-Environment-Fit Model von Caplan und van Harrison (vgl. Barthold/ Schütz 2010, S. 27) und das biologische Stresskonzept von Selye. Dieser bezeichnet mit dem Begriff Stress allgemein die Auswirkungen von Belastungen auf lebende Körper. Selyes Forschungsarbeiten zeigen, dass verschiedene körperliche und seelische Belastungen zu körperlichen Veränderungen führen. Diese können, wenn sie über eine längere Zeit andauern, eine ernsthafte Bedrohung für den Körper darstellen (vgl. Kaluza 2007, S. 4). Des Weiteren lässt sich als Stressbegriff der von Greif und Kollegen nennen, welche Stressoren als „negativ zu verstehenden externe oder innerpsychische Reize [beschreiben], die assoziiert sind mit unerwünschten Reaktionen“ (Muschalla/ Linden 2013, S. 32). In diesem Kapitel der Arbeit wird allerdings das transaktionale Stressmodell von Lazarus genauer betrachtet, da dieses in der Stressforschung großen Einfluss erlangt hat und von den meisten Autoren anerkannt wird (vgl. Bartholdt/ Schütz 2010, S. 27).

Die zentrale Annahme des transaktionalen Stressmodells liegt darin, dass ein Mensch Belastungen nicht passiv ausgesetzt ist, sondern dass „zwischen der Person und ihrer Umwelt eine prozeßhafte, dynamische und wechselseitige Beziehung besteht“ (Bossong 1999, S. 5). Stress tritt auf, wenn Aspekte von einem Menschen wahrgenommen werden, die dessen Kräfte deutlich beanspruchen oder überfordern und das Wohlgefühl bedrohen können (vgl. Bossong 1999, S. 5). Das bedeutet, dass Stress an sich nicht existiert, sondern nur das ist, was von einem Menschen als Stress bewertet wird. Diese psychologische Stressperspektive betont demnach die Bedeutung der kognitiven Einschätzung einer belastenden Situation (vgl. Franzkowiak/ Franke 2018). Verschiedene Menschen reagieren in derselben Situation auf unterschiedliche Weise. Kaluza nennt als Alltagssituationen auf die unterschiedlich reagiert werden als Beispiel eine Prüfung, einen Streit oder einen verlegten Hausschlüssel (vgl. Kaluza 2005, S. 33).

In Stresssituationen werden im Körper des Menschen Hormone freigesetzt, unter anderem Cortisol und Adrenalin, die zu verschiedenen Reaktionen wie der Freisetzung von Zucker im Blut, der Anspannung der Muskeln und dem Anstieg der Konzentration führen (vgl. Kleinschmidt 2015, S. 12). Oppolzer benennt verschiedene Reaktionen, zu denen sowohl der Anstieg des Pulses, der Atemfrequenz, des Blutdrucks und der Zucker- und Fettkonzentration im Blut als auch die Weitung der Pupillen zählen. Ebenfalls kann die Aktivität des Verdauungstraktes eine Veränderung aufweisen (vgl. Oppolzer 2010, S. 16). Nach dem Modell von Lazarus hängt die Beurteilung eines Stressors primär von der individuellen Bewertung ab. Einen entscheidenden Einfluss darauf, ob und mit welcher Intensität und Qualität neuroendokrine Stressreaktionen ausgelöst werden, hat die kognitive und emotionale Stellungnahme zu einer bestimmten Anforderung (vgl. Kaluza 2005, S. 33).

Der Prozess der Stressverarbeitung nach Lazarus wird in zwei Phasen eingeteilt. Die erste Phase ist das Appraisal, die Wahrnehmung und Bewertung des Reizes, die zweite Phase ist das Coping, die Phase des Umgangs mit dem als Stressor wahrgenommenen Reizes. Der Ablauf des Appraisal, in welchem die Relevanz und die Konsequenzen des Reizes festgestellt wird, lässt sich ebenfalls in zwei Phasen einteilen. In der ersten Phase, welche als „primary appraisal“ (Franzkowiak/ Franke 2018) benannt ist, überprüft der Mensch den Reiz, mit welchem er konfrontiert ist, im Hinblick auf das Wohlergehen. Dieser kann entweder als irrelevant, als positiv oder als Reiz eingeschätzt werden, der die unmittelbaren Bewältigungsmöglichkeiten überfordert und damit als stresshaft gilt. Ist letzteres der Fall und der Reiz wird als stresshaft bewertet, so wird im primary appraisal weiterhin eingeschätzt, ob bereits ein Schaden oder Verlust eingetreten ist, ob eine Beeinträchtigung droht, oder ob es sich um eine positive Herausforderung handelt. Dies ist der Fall, wenn die Auseinandersetzung oder Anstrengung zwar stresshaft ist, gleichzeitig aber auch als interessant oder lohnenswert erscheint. In der zweiten Phase des Appraisal, die als „secondary appraisal“ (Franzkowiak/ Franke 2018) bezeichnet wird, werden die Ressourcen, die zur Bewältigung zur Verfügung stehen, abgeschätzt. Die beiden beschriebenen Prozesse des Appraisal folgen dabei nicht zwangsläufig zeitlich aufeinander, sondern können sich auch überschneiden und gegenseitig beeinflussen. In der zweiten Phase kann es auch zu Neubewertungen kommen. Ein Stressor, der bei der ersten Betrachtung scheinbar auf einen drohenden Verlust hinwies, kann angesichts der positiv eingeschätzten Möglichkeiten in Bezug auf die vorhandenen Ressourcen eines Menschen bei der zweiten Betrachtung als interessante Herausforderung eingeschätzt werden. Dem secondary appraisal, dem Abschluss des Bewertungsprozesses, folgt das Coping, die eigentliche Bewältigungsphase. Dieses bezeichnet „alle kognitiven und verhaltensmäßigen Anstrengungen […], mit dem als Stressor bewerteten Reiz umzugehen und die von ihm ausgehende Bedrohung bzw. den antizipierten Schaden zu minimieren“ (Franzkowiak/ Franke 2018). Bei der Bewältigung wird im transaktionalen Stressbewältigungsmodell von Lazarus zwischen dem instrumentellen Coping und dem emotionalen Coping unterschieden. Zu den Strategien des instrumentellen Copings lässt sich das Einholen von Informationen oder von sozialer Unterstützung zählen, zu den Strategien des emotionalen Copings das kognitive Umstrukturieren, die innerliche Distanzierung, das Sich-Ablenken und das Beten. Eine dritte Bewältigungsform ist das regenerative Coping. Dazu zählen die aktive Entspannung, Bewegung und Erholung, mit welchen das Ziel verfolgt werden soll, körperliche Anspannung zu lösen, innere Unruhe zu minimieren und neue Energien aufzubauen. Die wichtigsten sechs Gruppen der Reize, die von vielen Menschen als stresshaft erlebt werden, unabhängig von der subjektiven Betrachtung sind Alltags- und Arbeitsbelastungen und physikalisch-sensorische Stressoren (zum Beispiel zeitlicher Druck, Lärm, Reiz- und Schlafentzug), Leistungs- und soziale Stressoren (Über- und Unterforderung, Konkurrenz, Isolation und zwischenmenschliche Konflikte), körperliche Stressoren (Verletzungen, Hunger, Schmerz und starke Funktionseinschränkungen), lebensverändernde kritische Ereignisse (Verlust von Bezugspersonen oder dem Arbeitsplatz), chronische Spannungen und Belastung (dauerhafte Alltagsprobleme und Rollenkonflikte in Beruf und Familie) und kritische Übergänge im Lebenslauf, zu denen unter anderem die Pubertät, der Berufsein- oder -ausstieg und der Übergang in die nachberufliche Lebenszeit gehören (vgl. Franzkowiak/ Franke 2018). In Kapitel 5 wird in dieser Arbeit auf die psychische Belastung am Arbeitsplatz eingegangen, in Kapitel 7 wird das hier beschriebene transaktionale Stressbewältigungsmodell von Lazarus auf zwei Situationen angewendet, die bei der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen auftreten.

3 Folgen von psycho-emotionalem Stress

3.1 Chronische Stresszustände aufgrund von anhaltender Dauerbelastung

Die „wichtigste Form psychischer Fehlbeanspruchung stellen Stresszustände dar“ (Oppolzer 2010, S. 16). Diese Stresszustände werden als anhaltend unangenehme und angstbetonte Anspannung erlebt und sind mit der Furcht vor Misserfolg, innerer Unruhe und Nervosität verbunden. Sie können sich in unterschiedlicher Form zeigen. Dazu gehören eine hohe Fehlerhäufigkeit, eine überhastete Arbeitsgeschwindigkeit und ein verringertes Wahrnehmungs-, Denk- und Reaktionsvermögen (vgl. Oppolzer 2010, S. 16).

Nach Beckrath-Wilking, Biberacher, Dittmar und Wolf-Schmid sind diese ausgeprägten Erschöpfungszustände der Grund dafür, dass sich immer mehr Menschen in ärztliche und therapeutische Behandlung begeben. Als häufigste Ursache für diese Erschöpfungszustände „gilt eine Störung des Stressverarbeitungssystems aufgrund anhaltender Dauerbelastung“ (Beckrath-Wilking/ Biberacher/ Dittmar/ Wolf-Schmid 2013, S. 367). Wenn eine Neigung zum Perfektionismus vorhanden ist steigt dieses Risiko noch. Diese ausgeprägten Erschöpfungszustände lassen sich in allen Berufsgruppen finden (vgl. Beckrath-Wilking/ Biberacher/ Dittmar/ Wolf-Schmid 2013, S. 367).

Wenn ein Stressor als bedrohlich bewertet wird, kann ein Mensch innerhalb weniger Millisekunden seine Kraftreserven mobilisieren, um die größtmögliche Effizienz zu erreichen und das Problem bewältigen zu können (vgl. Kleinschmidt 2015, S. 12). Als Stressor bezeichnet Dragano den „die physiologische Stressreaktion […] auslö­sende[n] Reiz“ (Dragano 2007, S. 74). Der Stressor und seine individuelle Verarbeitung haben einen großen Einfluss auf die Form und Dauer der darauffolgenden Stressreaktion (vgl. Dragano 2007, S.74). Nach einer Situation, in der die Kraftreserven aufgrund eines Stressors in kürzester Zeit mobilisiert wurden, braucht der Mensch eine Pause, um sich wieder beruhigen zu können und dadurch zu erreichen, dass sich auch die Muskeln wieder entspannen. Durch dieses entstehende Gefühl der Sicherheit kann sich auch der Geist wieder entspannen. Die auf die Stresssituation folgende Ruhephase ermöglicht es, dass der Mensch sich körperlich und geistig für die nächste Stresssituation erholen kann (vgl. Kleinschmidt 2015, S. 12).

3.2 Burnout-Syndrom

Burisch betont, dass „Stress für das Verständnis des Burnout-Syndroms ein Schlüsselphänomen ist“ (Burisch 2006, S. 76) und zitiert dabei Cherniss, der von „psychologischem Rückzug von der Arbeit als Reaktion auf übermäßigen Stress und Unzufriedenheit“ berichtet (Burisch 2006, zitiert nach Cherniss 1980a, S. 76). Der Begriff „Burnout“ geht auf den New Yorker Psychotherapeuten Herbert Freundenberg zurück, welcher diesen in den 70er-Jahren prägte. Mit diesem Begriff beschrieb Freudenberg einen Zustand, den er bei sich selbst und anderen Beschäftigten beobachtet hatte, die in sozialen Berufen tätig waren (vgl. Berger/ Schneller/ Maier 2015, S.79 f.). Grundsätzlich ist es allerdings so, dass das Burnout-Syndrom in allen Berufen zu finden ist (vgl. Bergner 2011, S. 8). Aus diesem Grund beschäftigt sich das Kapitel mit dem Burnout-Syndrom allgemein, dieses wird in Kapitel 6 allerdings nochmal genauer in Bezug auf psychosoziale Berufe betrachtet.

Nach Berger, Schneller und Maier haben sich Menschen mit einem Burnout-Syndrom in ihrer Arbeit überengagiert. Sie fühlen sich unter anderem müde, überfordert, lustlos und durch körperliche Beschwerden beeinträchtigt. Ein andauerndes Erschöpfungserleben in Zusammenhang mit einer längeren Belastung, welche eine Arbeitsbelastung sein kann, ist das Leitsymptom des Burnout-Zustandes (vgl. Berger/ Schneller/ Maier 2015, S.80). Bergner benennt drei wichtige Merkmale, die zu der Diagnose Burnout führen. Diese sind die „emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und abnehmende Leistungsfähigkeit“ (Bergner 2011, S. 9). Die emotionale Erschöpfung bezeichnet er als Kern- oder Leitsymptome für Burnout. Diese emotionale Erschöpfung kann sich unter anderem durch Aussagen darüber zeigen, keine Kraft mehr zu haben, sich leer zu fühlen oder dringend Urlaub zu benötigen. Ein „Nährboden für Burnout“ (Bergner 2011, S. 9) bildet sich dann, wenn neben der emotionalen Erschöpfung eine Unzufriedenheit mit dem Beruf, der privaten Situation, den Verhältnissen oder einem anderen Lebensbereich auftritt. Das zweite Burnout-Merkmal ist die Depersonalisation. Darunter wird ein reduziertes Engagement für andere Menschen verstanden. Das kann sowohl die anderen MitarbeiterInnen und KlientInnen beinhalten als auch PartnerIn, Freunde oder Verwandte. Es wird eine wenig gefühlsvolle, gleichgültige, zynische oder sarkastische Einstellung eingenommen und gezeigt, auch gegenüber KollegInnen und KlientInnen. Ein weiteres Merkmal der Depersonalisation ist der gesellschaftliche Rückzug zur Vermeidung von sozialen Kontakten und der begleitende Versuch des Perfektionismus. Das dritte Merkmal ist die abnehmende Leistungsfähigkeit. Da die Betroffenen in der Anfangsphase allerdings zuerst hyperaktiv sind, ist dies das schwächste der drei Kriterien. Wenn das Burnout nach einer längeren Zeit „im berüchtigten Hamsterrad“ (Bergner 2011, S. 10) zu einer Abnahme der Leistungen führt und diese Veränderung auch bemerkt wird, ist das Syndrom in den meisten Fällen schon weit fortgeschritten (vgl. Bergner 2011, S. 9f.).

Trotz der Benennung von verschiedenen Symptomen unterschiedlicher Autoren gibt es keine bestimmten festgelegten Beschwerden, durch die sich Burnout allgemein diagnostizieren lässt. Es wurden über 100 Messinstrumente für Burnout-Beschwerden entwickelt, unter denen die Selbstbeurteilungsskala Maslach-Burnout-Inventory (MBI) für die meisten Veröffentlichungen verwendet wird. Diese Skala umfasst 25 Items und ihr Ziel ist nicht die Diagnose des Burnout-Syndroms, sondern die Erfassung des subjektiven Ausmaßes der Beschwerden. Ein leichtes, mittelschweres oder schweres Burnout kann nicht anhand bestimmter Werte festgelegt werden und dementsprechend liegt es momentan im ärztlichen Ermessen, ein Burnout zu diagnostizieren und den PatientInnen daraufhin ein geeignetes Behandlungskonzept vorzuschlagen (vgl. Berger/ Schneller/ Maier 2015, S. 80).

Auch Bergner unterstreicht, dass es nur schwer möglich ist, eine eindeutige Diagnose zu stellen. Er betont allerdings auch, dass es in der Anfangsphase noch deutlich leichter ist, dies zu tun als im fortgeschrittenen Verlauf des Burnouts. Bergner benennt diese drei Burnout-Phasen als die Phase 1 der Aggression und Aktivität, Phase 2 der Flucht und des Rückzugs und Phase 3 der Isolation und Passivität. Diese drei Phasen gehen unmerklich ineinander über. Das Leitsymptom der Phase 1 ist der Ärger, die Leitreaktion die Aggression. In dieser Phase ist die Situation, in der sich die Betroffenen befinden, nur wenigen bewusst und die möglichen Folgen werden unterschätzt. Diese Phase kann sich, je nach Willenseinsatz über Jahre hinziehen. Das Leitsymptome der Phase 2 ist die Furcht, die Leitreaktion ist die Flucht. Die Betroffenen haben das Gefühl, weniger Zeit zu haben und das Fluchtverhalten setzt ein. Durch Distanz zu Anderen soll ein Raum für „scheinbare Ruhe und Schutz“ (Bergner 2011, S. 11) geschaffen werden. Auch der Kontakt zu KlientInnen wird minimiert und die Betroffenen nehmen sich nicht mehr richtig wahr. Mitmenschlichkeit und Empathie nehmen ab und sportliche Bewegung wird entweder übertrieben maximiert oder minimiert. Die anfängliche Furcht entwickelt sich zu Angst und ist dann nicht mehr aktiv begründbar. Sie entsteht scheinbar einfach. Das Leitsymptome der Phase 3 ist die Isolation, die Leitreaktion die Lähmung. Erst in dieser Phase wird sich aufgrund des Leidensbewusstseins eventuell Hilfe gesucht. Eventuell auftretende Folgen in der Endphase sind Alkohol-, Nikotin- oder Tablettensucht, Depressionen oder letztendlich auch Selbstmordideen. In Phase 3 „erstarrt jede Bewegung, vielleicht auch, um die längst selbstangelegten Fesseln nicht zu sehr zu spüren“ (Bergner 2011, S. 11). Eigenmotiviertes Handeln nimmt dementsprechend im Verlauf des Burnouts immer weiter ab (vgl. Bergner 2011, S. 10 f.).

3.3 Depressionen

Da die Depressionen als eine der eventuell auftretenden Folgen in der Endphase des Burnout-Syndroms aufgezählt wurden, beschäftigt sich die Arbeit an dieser Stelle genauer mit diesem Thema.

Affektive Störungen und dabei vor allem die Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen bei Erwachsenen. Laut einer Studie, die in Skandinavien, den USA und Deutschland durch­geführt wurde, leiden 12 – 26 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal in ihrem Leben an einer klinisch manifesten depressiven Episode, häufig mittleren Schweregrades. Während lange Zeit davon ausgegangen wurde, dass Frauen doppelt so häufig wie Männer an allen Depressionsformen erkranken, zeigen neue Untersuchungen, dass dies nicht der Fall ist, sondern dass Frauen eine höhere Rückfallneigung haben und sie außerdem zu chronischen Verläufen neigen. Des Weiteren reden Männer mittlerweile früher über ihr emotionales Befinden, wodurch die Zahl der Männer mit einer Depression gestiegen ist (vgl. Will 2019, S. 57 f.).

Depressive Störungen greifen strak in den Lebensalltag der Betroffenen ein, vor allem in die Bereiche Schule, Beruf, und Sozialkontakte und erhöhen das Risiko für suizidale Handlungen. Mit dem Begriff „Depression“ wird das „Spektrum von alltäglichen Gefühlen der Traurigkeit bis hin zu einer schwerwiegenden und umfassenden psychischen Störung“ (Ihle/ Groen/ Walter/ Esser/ Petermann 2012, S. 1) beschrieben. Die Beschreibung der Diagnostik und Klassifikation von Depression lässt sich im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen, der, DSM-IV-TR, und in der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen, der ICD-10, finden. Die Integration von Symptomen und weiterer zu berücksichtigender Merkmale, wie den Kriterien der psychosozialen Beeinträchtigung und der Dauer, erfolgt auf dieser Diagnoseebene. Zu den Hauptsymptomen von Depression zählen deutlich emotionale Niedergeschlagenheit beziehungsweise Traurigkeit, die als depressive Verstimmung bezeichnet wird, die reduzierte Fähigkeit, Freude und Interesse zu empfinden, ein verminderter Antrieb und eine schnellere Ermüdbarkeit. Sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen lassen sich die Hauptsymptomatiken in Bezug auf eine depressive Störung beobachten. Neben diesen zentralen affektiven Symptomatiken treten weitere charakteristische Merkmale auf. Dazu lassen sich unter anderem ein vermindertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Gedanken an den Tod, kognitive und motivationale Beeinträchtigungen, eine erschwerte Entscheidungsfindungen, ein eingeschränktes Konzentrationsvermögen, neurovegetative Symptome, verhaltensbezogene Auffälligkeiten, eine verlangsamte Psychomotorik und eine Veränderung des Appetits und Schlafverhaltens zählen (vgl. Ihle/ Groen/ Walter/ Esser/ Petermann 2012, S. 1 ff.).

Blitz beschreibt Symptome einer depressiven Erkrankung in Bezug auf die Bereiche Fühlen, Denken, Wahngedanken, Handeln und Körper. Der Bereich Fühlen beinhaltet die Niedergeschlagenheit beziehungsweise Traurigkeit, den Verlust von Freude an Dingen, die bisher Freude bereitet haben, die Empfindung der Gefühllosigkeit, der Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit, die Verunsicherung, Schuldgefühle, das Einsamkeitsgefühl und die Angst, etwas nicht zu schaffen. Dem Bereich Denken lassen sich negative Bewertungen über die eigene Person, über die Zukunft und über die Situation zuordnen. Der Bereich Wahngedanken beinhaltet den Schuldwahn, den Verarmungswahn und den hypochondrischen Wahn, also die wahnhafte Vorstellung, eine Krankheit zu erleiden. Der Bereich Handeln beinhaltet unter anderem den Verlust des Interesses an alltäglichen Dingen, das Rückzugsverhalten, Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten, Weinen, das Gefühl, im Handeln blockiert zu sein und Entscheidungsschwierigkeiten. Der letzte Bereich ist der Bereich Körper. Diesem lassen sich die Merkmale Erschöpfung, Schwindel, Schlafstörungen, Schmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Schweißausbrüche, Druck auf der Brust, Brennen im Körper und mangelnde Lust auf Sexualität zuordnen (vgl. Blitz 2008, S. 4 ff.).

Die Ausprägung einiger bestimmter Symptome kann aber je nach Alter unterschiedlich sein. Dabei ist allerdings zwischen dem alltäglichen Gefühl von Traurigkeit und Unlust und der Depression zu unterscheiden. Eine depressive Störung liegt dann vor, wenn sich mehrere Symptome gleichzeitig zeigen, wenn diese Symptome eine bestimmte Intensität erreichen, über eine gewisse Zeit andauern und im Leben der Betroffenen zu Beeinträchtigungen oder Leiden führen (vgl. Ihle/ Groen/ Walter/ Esser/ Petermann 2012, S. 3). Bock und Koesler beschreiben ebenfalls, dass Trauer nicht sofort eine Depression ist. Wenn ein Mensch trauert, leidet er nicht zwangsläufig an einer Depression, sondern kann dabei trotzdem Halt finden und nicht an einer depressiven Störung erkranken. Dennoch gehört die Möglichkeit zu depressiven oder manischen Ausprägungen zum Wesen des Menschen dazu (vgl. Bock/ Koesler 2005 S. 16 f.).

Nach Blitz sind eine hohe Leistungsbereitschaft und eine hohe Sensibilität Risikofaktoren für die Erkrankung. Dabei hat Depression „nichts mit Schwäche, Anstellen oder Zu-wenig-Anstrengen“ (Blitz 2008, S. 3) zu tun, sondern lässt sich auf biologische und soziale Faktoren zurückführen (vgl. Blitz 2008, S. 3). Diese Arbeit beschreibt an dieser Stelle nur kurz und nicht im Detail die biologischen Faktoren, da der Fokus auf Depressionen als Folge von psycho-emotionalem Stress liegt. Das Gehirn und das gesamte Nervensystem eines Menschen bestehen aus Nervenzellen, welche sich auf kognitive Funktionen spezialisieren. Botenstoffe, die Neurotransmitter, vermitteln zwischen den Nervenzellen. Bei der Entstehung einer Depression spielt das Ungleichgewicht in zwei Transmittersystemen eine wichtige Rolle. Die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin, die bei der Verarbeitung positiver Informationen eine wichtige Rolle spielen, sind bei depressiven Menschen zu wenig vorhanden. Bei der Betrachtung der biologischen Risikofaktoren ist zu beachten, dass eine depressive Erkrankung keine Erbkrankheit ist, sondern, dass einige Menschen eine größere Veranlagung haben, auf eine hohe Belastung, die über einen längeren Zeitraum besteht, mit einer Depression zu reagieren (vgl. Blitz 2008, S. 34 ff.).

Damit eine Depression ausbricht müssen neben der Veranlagung weitere Belastungsfaktoren, also wie bereits in dieser Arbeit beschrieben, mehr Stress, auftreten. Nur wenige Menschen erkranken auch ohne die äußeren Einflüsse an einer Depression. Zu den Ursachen für die Entstehung einer Depression zählen nach Blitz die sozialen Faktoren „aktuelle Belastungen, Lernerfahrungen und sonstige Erfahrungen“ (Blitz 2008, S. 36). Außerdem sind bestehende oder fehlende Schutzfaktoren ausschlaggebend dafür, ob die Erkrankung ausbricht oder nicht. Zu den Ursachen im Bereich der aktuellen Belastungen zählen unter anderem Veränderungen im Leben, die Anforderungen des täglichen Lebens und Erkrankungen. Zu den Lernerfahrungen zählen mangelndes Grundvertrauen, falsche Glaubenssätze, fehlende Flexibilität in den Zielen und frühere depressive Episoden, zu den sonstigen Faktoren fehlende soziale Kontakte und fehlende positive Aktivitäten (vgl. Blitz 2008, S. 37 f.). Diese hier beschriebenen möglichen Ereignisse und das biologische Ungleichgewicht der Neurotransmitter können zu der Entstehung depressiver Gedanken führen. Blitz erklärt das depressive Erleben anhand eines „depressiven Strudel[s]“ (Blitz 2008, S. 48). Dabei sorgen die beschriebenen negativen Ereignisse für ein Gefühl der Hilflosigkeit und eine negative Stimmung. Aufgrund dessen wird die Situation bewertet und es entstehen negative Gedanken, welche wiederrum Lustlosigkeit und Rückzugsverhalten zur Folge haben. Durch den Rückzug erhält der Mensch weniger positive Anreize, was dazu führt, dass das Denken noch negativer wird. Das führt dazu, dass auch die Stimmung negativer wird und die Lustlosigkeit steigt. Die Folge der hier beschriebenen Zusammenhänge ist der depressive Strudel (vgl. Blitz 2008, S. 48 f.). Die Depressionen entstehen demnach nicht plötzlich, sondern sind Teil eines Entwicklungsprozesses. Wenn ein Mensch depressiv wird, ist dies „ein Ausdruck längerer Erfahrung“ (Bock/ Koesler 2005, S. 18), auch wenn die Symptome der Depression plötzlich sichtbar werden (vgl. Bock/ Koesler 2005, S. 18).

4 Psychische Belastung am Arbeitsplatz

Nach der Betrachtung der Folgen von psycho-emotionalem Stress beschäftigt sich die Arbeit an dieser Stelle mit der psychischen Belastung am Arbeitsplatz und bezieht das im vorherigen Kapitel beschriebene Wissen auf diesen Lebensbereich.

Psychische Erkrankungen sind in den vergangenen Jahren der Hauptgrund für eine Frühverrentung geworden. Ein Drittel der befragten Beschäftigten gibt an, das Gefühl zu haben, aufgrund der Last in ihrem Beruf nicht in der Lage zu sein, bis zum festgelegten Renteneintritt arbeiten zu können. Immer mehr Beschäftigte müssen ihre berufliche Laufbahn aufgrund dieser Art von Erkrankung frühzeitig beenden. Laut Rentenkasse treten vor allem Depressionen und Ängste besonders häufig auf. Auch die Weltgesundheitsorganisation sieht die Depressionen an erster Stelle der bedeutendsten Volkskrankheiten der Industriestaaten, den „Global Burden of Disease“ (Kleinschmidt 2015, S. 12). Nach Angaben der Techniker-Krankenkasse ist das Burnout-Syndrom der Grund dafür, dass in Deutschland jährlich 40.000 Arbeitskräfte fehlen (vgl. Jegodtka/ Luitjens 2016, zitiert nach Steinlin et al. 2015a, S. 195). Dabei wird Stress am Arbeitsplatz als einer der bedeutendsten Gründe für diese Entwicklung diskutiert (vgl. Kleinschmidt 2015, S. 12).

Auch bei der Betrachtung der Gründe für Krankschreibungen ist zu festzuhalten, dass Beschäftigte, die an einem stressbedingten Burnout oder einer Depression leiden, im Schnitt 28 Tage lang krankgeschrieben sind. Manche betroffenen MitarbeiterInnen können nach einer „psychischen Krise“ (Kleinschmidt 2015, S. 13) nur noch bedingt an ihren ursprünglichen Arbeitsplatz zurückkehren, für andere ist der Wiedereinstieg in den Beruf gar nicht mehr möglich (vgl. Kleinschmidt 2015, S. 13). Aufgrund dieser Entwicklung befasst sich dieses Kapitel genauer mit den psychischen Belastungen am Arbeitsplatz.

Der Arbeitsplatz ist eine potenzielle Quelle für Stressoren, da dies für den arbeitenden Menschen ein zentraler Lebensbereich ist, in den er viel Zeit investiert, wodurch auch das Bedrohungspotential einer Situation in diesem Bereich steigt. Der Bereich ist für einen Menschen im Erwachsenenalter zentral und bedeutsam, da die Arbeit die wichtigste Möglichkeit darstellt, ein regelmäßiges Einkommen zu erwirtschaften und somit die elementaren Bedürfnisse zu befriedigen. Außerdem hat die Arbeit einen starken Einfluss auf die Teilhabe an gesellschaftlichen Chancen, Gütern und der Macht (vgl. Dragano 2017, zitiert nach Mikl-Horke 1997, S. 75 f.). Neben der Bedeutung für den sozialen Status kann die Erwerbstätigkeit auch eine große Bedeutung für die Identitätsbildung haben, denn im Lebensbereich Arbeit kann der Mensch eine soziale Rolle außerhalb des privaten Bereichs übernehmen. Außerdem ermöglicht die Arbeit die Teilnahme an sozialen Netzwerken und bietet Chancen für Selbstwirksamkeitserfahrungen und Selbstbestätigung (vgl. Dragano 2017, zitiert nach Siegrist 2005a, S. 76).

Die Arbeitswelt ist von immer schnelleren Veränderungen gekennzeichnet. Als Ursache für diese Veränderungen werden unter anderem die Globalisierung, Informationstechnologien und der Wettbewerbsdruck genannt. Die Belastungen, die sich aufgrund dessen zeigen, sind immer häufiger psychische Belastungen und nicht mehr überwiegend körperlicher Art. Diese psychischen Belastungen sind in der Norm DIN EN ISO 10075-1 definiert und bei ihrer Betrachtung stehen Arbeitsverdichtung, bei der mehrere Dinge in derselben Zeit gleichzeitig erledigt werden müssen, der Umgang mit vielen Informationen aufgrund der neuen Kommunikationstechniken und die Entstehung von zeitlich befristeten und damit unsicheren Arbeitsverhältnissen im Fokus. Diese Veränderungen lassen sich teilweise auch auf das Privatleben übertragen (vgl. Windemuth 2008, S. 65 f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 71 Seiten

Details

Titel
Die psychosoziale Arbeit und ihre Herausforderungen. Gesundheitsförderung für die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen
Autor
Jahr
2021
Seiten
71
Katalognummer
V1024435
ISBN (eBook)
9783964873552
ISBN (Buch)
9783964873569
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziale Arbeit, Trauma, Traumatisierung, Arbeitsbelastung, psychosoziale Arbeit, Kinder und Jugendliche, Prävention, Gesundheitsförderung, Gesundheit, Stress, Burnout, Helfersyndrom
Arbeit zitieren
Jill Johanning (Autor:in), 2021, Die psychosoziale Arbeit und ihre Herausforderungen. Gesundheitsförderung für die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1024435

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die psychosoziale Arbeit und ihre Herausforderungen. Gesundheitsförderung für die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden