Kaiser Nero und der große Brand von Rom. Verschiedene Darstellungen des Kaisers als möglicher Brandstifter im Vergleich


Thèse de Bachelor, 2020

35 Pages, Note: 2.0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kaiser Nero
2.1 Die Herrschaft von Kaiser Nero
2.2 Die Familienverhältnisse von Kaiser Nero
2.3 Nero, der Künstler

3. Der Brandverlauf in den Quellen und Neros Darstellung als Brandstifter (Annalen / Cassius Dio/ Livius)
3.1 Tacitus Darstellung und Kritik des Brandes Roms {38-44}
3.2 Sueton Darstellung und Kritik des Brandes Roms { Nero 38}
3.3 Brand Roms in der Darstellung bei Cassius Dio { 62, 16-18}
3.4 Vergleich der Darstellungen und Interpretation
3.5 Moderner Diskurs gegen Neros Brandstiftungsrolle

4. Neros Maßnahmen nach dem Brand
4.1 Neros kaiserliche Pflichten und Gegenmaßen
4.2 Die Suche nach dem Schuldigen ,, Christenverfolgung “

5. Resümee

6. Anhang
6.1 Quellenverzeichnis
6.2 Literaturverzeichnis

1. Einleitung

,,Von ihm und der Agrippina habe unmöglich etwas Anderes, als ein Scheusal und Verderben der Welt, geboren werden können.“1 Mit diesen prophetischen Worten beschreibt der römische Literat und Kaiserbiograf Sueton die Geburt des zukünftigen Herrschers. Hierbei soll Neros Vater behauptet haben, dass die Geburt des Sohnes mit dem Untergang des Reiches einherginge.2 Nero wurde später von verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel Sueton oder Cassius Dios und Tacitus als Brandstifter und Verbrecher verdächtigt. Er habe den Brand von Rom verursacht und sich an diesem Ereigniss ergötzt.3 Vermutlich brach das Feuer an dem 18/19. Juli aus und endete an dem 28. Juli im Jahr 64 n. Chr. Das Feuer brannte sechs bis sieben Tage lang in den Straßen und Bezirken der Hauptstadt. Den antiken Quellen zufolge brach das Feuer im Südostende des Circus Maximus aus. Es weitete sich durch den Wind weiter auf die anliegenden Gebäude aus.4 Den Brand überstanden nur vier von vierzehn Stadtbezirken.5 Hierbei sind die drei Stadtbezirke: Circus Maximus (Regio XI), Palatin (Regio X) und Templum Pacis (Regio IV) komplett niedergebrannt.6

Die Ursache für den Brand wird seit über 2000 Jahren bis heute kontrovers diskutiert. Hierbei sind die Meinungen gespalten. Wie auch in den antiken Quellen, sind die heutigen wissenschaftlichen Werke verschieden. Die Frage lautet: „Inwiefern dem Kaiser Nero vorgeworfen wird am Brand von Rom beteiligt zu sein und es Nero wirklich der Brandstifter war oder Opfer seiner Gegner?“ Hierbei werden in den Quellen von Cassius Dios und Sueton davon ausgegangen, dass der Kaiser den Brand befahl. Hierbei vertreten beide eine nerofeindlichen Positionen. Tacitus positioniert sich in seiner Quelle gegen die Brandstiftungsrolle des Kaisers und dafür, dass die Christen die Brandursache wären.7 Die moderne Forschungsmeinung geht in drei Richtungen. Aufgrund Ihrer Gegenargumente distanzieren sich die Historiker, wie Gunter Scheda, Michael Grant, Hermann Schiller und Gerhad Baudy gegen die Annahme, dass Nero der Brandstifter war. Einige moderne Forscher wie Gerhard Baudy und Gerhard Waldherr halten die Christen für die Urheber des Brandes. In dieser wissenschaftlichen wird die Schuldfähigkeit der Christen erwähnt, weil sie zur Zeit des Brandes in Rom lebten und ein Motiv hätten. Weiterhin wird die Zufallstheorie von Forschern, wie Waldherr, Kürger und Schiller betrachtet. Um folglich auf die Frage eingehen zu können, ob Nero den Brand von Rom 64 n. Chr. gestiftet hatte oder ein Opfer seiner Gegner war, muss zuerst die Persönlichkeit des Kaiser analysiert werden. Inwiefern haben diese Behauptungen Authentizität, aufgrund der geschichtlichen Dokumentation von antiken Historikern.

Meine Bachelorarbeit wurde, aus diesem Grund, wie folgt aufgebaut: Zuerst wird der erste Oberpunkt „Kaiser Nero“ betrachtet. In diesem Oberpunkt gibt es drei Unterpunkte, nämlich die Herrschaft von Kaiser Nero, die Familienverhältnisse von Kaiser Nero und Neros künstlerische Interesse. In dem Oberpunkt ,,Der Brandverlauf in Quellen und Neros Darstellung als Brandstifter“ folgt der Hauptteil, indem eine kritische Auseinandersetzung und Analyse der drei Primärquellen. In diesem Oberpunkt wird betrachtet, wie das Brandgeschehen von den drei antiken Historikern Tacitus, Sueton und Cassius Dios dargestellt wird. Weiterhin wird analysiert, ob ein Verursacher oder Brandstifter genannt wird, in den drei Unterpunkten. Die Unterpunkte bestehen aus den drei antiken Quellen. Diese antiken Quellen wurden von Tacitus, Suetons und Cassius Dios verfasst. Im darauffolgenden Unterpunkt werden die Darstellungen verglichen und unter Berücksichtigung der modernen Forschungsliteratur interpretiert. Hierbei werden die Quellen verglichen und interpretiert. In dem nächsten Unterpunkt wird die Perspektive der modernen Forschung betrachtet. Der vorletzte Oberpunkt beinhaltet, ,,die Maßnahmen von Nero nach dem Brand“. Hierbei werden auf die zwei Unterpunkte ,,Neros kaiserliche Pflichten und Gegenmaßnahmen“ und ,,Die Suche nach dem Schuldigen (Christenverfolgung)“ analysiert. In der Schlussbetrachtung wird zusammenfassend ein Fazit gezogen, indem die Leitfrage beantwortet wird. Als letztes werden die Quellen und Literaturen aufgelistet, die in dieser wissenschaftlichen Arbeit verwendet wurden.

2. Kaiser Nero

Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus war der Sohn von Gnaeus Domitius Ahenobarbus und Lulia Agrippina. Er wurde am 15. Dezember 37 in Antium als letzter Kaiser der julisch- claudischen Dynastie geboren.8 Nero trug zunächst den Namen Lucius Domitius Ahenobarbus und war der Urenkel von Kaiser Augustus von mütterlicher Seite. Agrippina heiratete ihren Onkel Claudius. Am 25. Februar 50 n. Chr. adoptierte Claudius seinen Stiefsohn, der nun Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus hieß.9

2.1 Die Herrschaft von Kaiser Nero

Die ersten fünf Jahre der Herrschaft von Kaiser Nero wurden als „Quinquennium Neronis“10 bezeichnet. Nero soll nach Sueton in den ersten fünf Jahren als ein fähiger, selbstständiger und gerechter Richter gewesen sein.11 Er fällte seine Urteile wohlüberlegt, aufgrund des Einfluss von Senecas, Burrus und Agrippinas. Aufgrund seines Führungsstils und der Zuwendung zum Volk war Nero in diesem Zeitraum sehr beliebt. Er unterstütze die mittellosen Senatoren, indem er die Senatsposten nach besetzte. Dies deutete auf eine kompromissbereite Herrschaft des Kaisers hin.12 Die Herrschaft von Nero veränderte sich ins Negative nach den fünf Jahren. Er konzentrierte sich auf die Künste und die Herrschaft zweitrangig wurde.13 Als Burrus im Jahr 62 n. Chr. verstarb und Senecas sich zurückzog, verschlechtere sich das Verhältnis zu dem Senat.14 Nero hatte Tigellinus zum „Prätorianerpräfekten“15 ernannt und der förderte Neros verschwenderische Ausgaben. Dies stoß bei seinem Volk und insbesondere im Senat auf Ablehnung.16 Nach dem Brand von Rom wurde die Opposition auf Seiten des Senats stärker und der Herrscher sollte durch die ,,Pisonische Verschwörung“17 umgebracht werden. Die anfänglich solide Beziehung mit dem Senat und dem Kaiser entwickelte sich zu einem Mordkomplott, der misslang. Die Herrschaft in Rom lag im Argen.18

2.2 Die Familienverhältnisse von Kaiser Nero

Nero lebte zunächst bei seinem Vater, weil seine Mutter in Ungnade fiel. Der junge Nero musste dann zu seiner Tante, weil sein Vater 40 n. Chr. verstarb.19 Seine Tante Domitia Lepida und Neros Vater werden als sehr intrigante, skrupellose und reiche Personen beschrieben. Weiterhin gab es auch Streitigkeiten in der Familie. Domitia und Agrippina stritten um die Gunst und den Vorrang bei Nero.20 Nero erfährt schon als Kind, dass Intrigen, Machtkämpfe und der Tod ein große Rolle in der Familie einnehmen.21 Seine Mutter unterstützte ihn dabei, Kaiser zu werden indem er eine angemessene Ausbildung bekam.22 Nero heiratete seine Stiefschwester Octavia.23 Octavia und Britannicus waren nicht nur seine Stiefgeschwister, sondern auch Opfer seiner Hinterhalte. Im Jahr 55 soll Nero Britannicus vergiftet haben, weil er fürchtete, dass er seine Macht teilen müsse. Weiterhin plante Nero in den nächsten Jahren den Mord an seiner Mutter. 59 n. Chr. gelang es ihm.24 Nero verliebte sich in die schöne Poppaea Sabina.25 Er plante nun, seine Mätresse zu heiraten für die er Octavia 62 n. Chr. verließ. Octavia wurde von Nero beschuldigt, dass sie keine Kinder zeugen könne und Affären hätte. An dem 9. Juli 62 n. Chr. wurde Octavia verbannt und auf die Insel Pandateria später hingerichtet.26

2.3 Nero, der Künstler

Neros künstlerische und literarische Ausbildung wurde gefördert, da er zur römischen Oberschicht gehörte.27 Unter den Erziehern Beryllus und Anicetus wurden sein Interesse für Kunst, Theater, und Architektur gefördert. Nach dem Tod seiner Mutter veränderte Nero seine Selbstdarstellung, indem er sich als Künstler in der Öffentlichkeit präsentierte.28 Der Kaiser beschäftigte sich viel mehr mit den Künsten, als mit den politischen Aufgaben.29 Im Verlauf seiner Studien investierte er Übungsstunden und Geld in seine Interessen.30 Als Nero im Januar 68 nach Rom zurückkam, begann er die gesellschaftlichen Konventionen auszuhebeln und aufzugeben.31 Hierbei spielte der Kaiser eine Frau und zwang die Aristokraten an seinen Vorstellungen teilzunehmen. Tacitus beschreibt, dass der „Herrscher der Welt“32 zum Schluss seiner Vorstellungen vor dem Pöbel auf die Knie ging.33 Er schien dabei mit Furcht zu erwarten, was seine Richter urteilen würden.34 Das Verhalten des Kaisers wurde von seinen Senatoren mit Scham und Entrüstung aufgenommen. Nero verwandelte die traditionellen Standesideal und die Sitten der Vorfahren ,,Mores maiorum“35 in eine öffentliche Schande. Hierbei machte er sich Gegner, wie die Senatoren und Anhänger des traditionellen Staatsideals. Weiterhin war er sehr schwer zu zügeln. Nero buhlte um die Gunst des Publikums.36 Dabei vergaß er seine eigentliche politische und gesellschaftliche Rolle als Kaiser.37

3. Der Brandverlauf in den Quellen und Neros Darstellung als Brandstifter ( Annalen / Cassius Dio/ Livius)

Der Brand ereignete sich in den früheren Morgenstunden des 19. bis zum 26. Juli 64 n. Chr. in der Regierungszeit des Kaisers Nero.38 Der Ursprung des Brandes war wahrscheinlich im Norden beim Circus Maximus.39 Das Feuer wurde aufgrund des Windes angefacht und hatte sich durch die leicht brennbaren Gebäude ausgeweitet.40 Nach sechs Tagen und sieben Nächten wurde das Feuer eingedämmt. Laut Tacitus wurden drei der 14 römischen Stadtbezirke komplett niedergebrannt dazu gehörten der Circus Maximus, der Isis, der Palatin und der Tempel des Serapis.41 Die sieben übrigen Stadtbezirke waren bis auf wenige unbewohnbare Häuserreste stark zerstört und nicht bewohnbar waren.42 Cassius Dios beschrieb, dass das Ausmaß des Brandes zwei Drittel der Stadt betraf.43

Publius Cornelius Tacitus war ein römischer Historiker und Senator. Er beschrieb in seinen Annalen, wie der Brand in Rom 64 n.Chr. verlief. Weiterhin erwähnt er die Christenverfolgung durch Nero. Die Ursache des Brandes kann aufgrund von Beschuldigungen nicht festgestellt werden. Tacitus positionierte sich für die Ungewissheit, weil nicht genau ermittelt werden konnte, ob es ein Zufall oder ein arglistiger Plan des Kaisers war.44 Es wird deutlich, dass es ein folgenschwerer Brand mit katastrophalen Folgen war. Er beschreibt sehr detailliert den Entstehungsort und die Ausbreitung des Brandes: ,,den Anfang nahm es in dem Teile des Circus, welcher an den palatinischen und cälischen Berg stößt, wo längs der Buden, in denen solche Waren sich befanden, die der Flamme Nahrung geben, das Feuer in demselben Augenblick entstand und auch gleich mächtig, mit dem Winde schnell den Circus seiner Länge nach ergriff.“45 Tacitus Beschreibung ist sehr detailliert, weil er erklärt von wo das Feuer ausbrauch und warum das Feuer ausbrach. In den nachfolgenden Abschnitten des Tacitus wird über die Menschen gesprochen, die durch das Feuer starben und alles verloren haben. Tacitus distanziert sich von der direkten Behauptung und Anschuldigung, dass es Nero gewesen sei. Er stellt nur die Behauptung auf, dass es ,,eine Menge von Menschen“46 gibt, denen befohlen wurde das Feuer zu sabotieren. Es wird aber nicht deutlich, ob dies eine aktive Sabotage oder nur eine plündere Gruppe von Räubern sei. Tacitus letzte Worte: ,,(...) oder wirklich auf Befehl“47 zeigen deutlich, dass er den Kaiser als Brandstifter nicht ausschließt und ihm das zutraut.48

In dem darauffolgende Abschnitt 39 wird Neros Verhalten erläutert. Nero habe sich nur nach Rom begeben, weil sein Palast in Brandgefahr war. Im Folgenden werden Neros Hilfemaßnahmen genannt: „(...) aber zum Troste für das verjagte in flüchtige gewordene Volk öffnete er das Marsfeld und die Bauten des Agrippa, (...) und ließ in der Eile Gebäude ausführen, die hilflose Menge aufzunehmen.“49 Obwohl Nero den Getreidepreis senkte und Bedarfsgegenstände von Ostia liefern ließ, verfehlte es seine Wirkung.50 Hierbei deklariert Tacitus, dass der Brandstiftungsvorwurf ein Gerücht sei. Weiterhin ist sich Tacitus nicht sicher, ob Nero angeblich auf seinem Balkon in der Öffentlichkeit dem Untergang Trojas besungen hatte.51

Der 41. Absatz beinhaltet die Zahlen der Verluste und Schäden aufgrund der Brandkatastrophe.52 Nero benutze die Zertrümmerungen seiner Vaterstadt, um sich einen Palast zu erbauen. ,,In welchem nicht sowohl Edelsteine und Gold Bewunderungen erregen sollten, was längst etwas Gewöhnliches und durch Verschwendung gemein geworden war, (..,).“53

Mit diesem Sätzen eröffnet Taciuts den nächsten Absatz, indem er Nero vorwirft, dass er die Zerstörung der Stadt ausnutzt, um einen verschwenderischen und aufwendigen Palast zu bauen.54 Die Kritik von Tacitus ist deutlich und richtet sich nicht nur an dem Kaiser, sondern auch dessen Architekten Severus und Celer. Sie gestalteten die Entwürfe für das Projekt Domus Aurea.55

Im Absatz 43 wird Nero von Tacitus wieder positiver dargestellt, weil er Maßnahmen, wie den Wiederaufbau und Brandschutzvorkehrungen veranlasste: ,,(...), sondern in regelmäßigen Häuserreihen, mit breitem Straßenraume und beschränkter Höhe der Gebäude, sowie mit freien Hofräumen und dazu mit Säulengängen, um der Mietsgebäude Front zu decken.“56 Der Kaiser übernimmt die Kosten für den Wiederaufbau und unterstützt mit Prämien, wie die Vollbürgerschaft für Bürger, die bereit sind den Wiederaufbau mitzufinanzieren.57

Im letzten Absatz des Kapitels 44 des Kapitel XV werden Neros Veranstaltungen als „menschliche Fürsorge“58 bezeichnet. Er veranlasste Gebete und Opferungen, sowie Betfeste, um Götter zu besänftigen. Obwohl Nero Sühnemittel und Maßnahmen unternahm, konnten die Gerüchte nicht gestoppt werden. Tacitus argumentiert, dass die Schuldzuweisung der Christen Neros Lösung war.59 Aufgrund Neros Brutalität hat Tacitus Mitgefühl mit den Christen, obwohl sie die „härteste Strafe verdienen“.60 Es wird nicht deutlich, was die Ursache für den Brand ist und er legt sich auch nicht fest, ob Nero den Brand gelegt hat. Tacitus traut Nero zu den Brand legen zu können, aber ebenso könnten es die „Christianer“61 sein. Tacitus versucht eine gewissenhafte, detaillierte und objektive Darstellung zu verfassen, indem er das komplette Geschehen historisch wiedergibt.62

3.2 Sueton Darstellung und Kritik des Brandes Roms {Nero 38}

In der Quelle von Sueton wurde der Kaiser eindeutig beschuldigt den Brand gestiftet zu haben. Suetons Anschuldigungen lauten: „aber selbst das Volk und die Mauern der Vaterstadt Rom verschonte er nicht“.63 Der Kaiser wäre nach Sueton von dem Anblick der Stadt und ihrem Aufbau sehr unzufrieden. Diese krummen Gassen, alten Häuser und gewundenen Häuser wären eine Beleidigung für den künstlerischen Kaiser, der das Schöne liebte.64 Der Kaiser konnte den Anblick nicht ertragen und ließ Rom in Brand stecken. Nero wird in Sueton Quelle als kindlicher und egoistischer Herrscher dargestellt, der nur an sein eigenes Interesse denkt. Hierbei wird seine Herrschaftsfähigkeit kritisiert und infrage gestellt, weil er sein eigenes Volk in Gefahr bringt. Die Loyalität eines Herrscher gilt immer zuerst dem Volk, jedoch trifft dies in der Beschreibung von Sueton bei Nero nicht zu. Neros Anhänger wurden von Konsularen erwischt und steckte nach Sueton alles in Brand. ,,(...) Und zwar so offenbar daß viele Konsularen seine Kammerdieners, welche sie mit (...) und Fackeln in ihren Häuser ertappten,.“65 Hierbei fügt Sueton im darauffolgenden Erklärung an, dass das Feuer sechs Tage dauerte.66 In diesem Zusammenhang werden die Verluste und Zerstörungen des Volkes aufgezählt: „damals verbrannten außer einer unermesslichen Zahl von Wohnhäusern die Paläste der alten Feldherren, (,..)“.67 Die Umschreibung der verursachten Schäden ähnelt der Beschreibungen von Tacitus. Das Feuer zerstörte viele Mietshäuser, Tempel und andere Sehenswürdigkeiten nach Sueton. Neros Hauptinteresse war wohl, dass er durch den Brand sein Bauvorhaben umsetzen konnte. Weiterhin sprach Sueton über Neros Verhalten als der Brand wütete: „dieser Feuerbrunst schaute er vom Mäcenasthurme herab zu“.68 Aufgrund der „Schönheit der Feuerbrunst“69 war Nero voller Freude und genoss den Anblick.70 Er kostümierte sich und besang die trojanische Eroberung. In dieser Beschreibung ergötzte Nero sich am Leid und dem Schmerz der Bürger. Hierbei kann nur Nero der Brandstifter gewesen sein, da er zufrieden und profitabel als Herrscher seine Vorstellung umsetzten konnte. Sein Verhalten auf dem Turm bestätigte Suetons Vorwürfe . Weiterhin bestärkt es Suetons negative Haltung gegen den Kaiser. Sueton erklärt, dass der Kaiser nur aus Eigennutz das Unglück stiftete. Er nutzt einen Vorwand, um die Bevölkerung zu bestehlen, indem er das Hab und Gut borg. Der Vorwand war, dass er die Leichen kostenlos wegschaffte.71 Das Geld wurde durch Zwangseintreibungen beschafft und er brachte Privatleute in die Mittelosigkeit. In Suetons Darstellung gibt es keine Würdigung des Kaisers. Er erwähnt keine kaiserlichen Maßnahmen, wie den Wiederaufbau, sondern nur kritische und persönliche Urteile.72

[...]


1 Sueton: Kaiserbiographien, übers. und hrsg. v. Adolf Stahr, München 1961, S. 378, 6.

2 Vgl. Waldherr, Gerhard H.: Nero. Eine Biografie, Regenburg 2005, S. 11.

3 Vgl. Cassius Dio: Römische Geschichte, übers. und hrsg. v. Otto Veh, 61- 80 Bde, Düsseldorf 2007, S. 63, 16­18.

4 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke. Lateinische mit deutscher Übersetzung und erläuternden Anmerkungen. Zweiter Band: Annalen XI-XVI, übers. und hrsg. v. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1865, S. 254, 38.

5 Vgl. Sueton: Kaiserbiographien, S. 416, 38.

6 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 212.

7 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 261, 44.

8 Bengston, Hermann: Römische Geschichte. 2, Die Kaiserzeit/ Ernst Kornemann., 4. Aufl., 1959, S. 170.

9 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 29-37.

10 Malitz, Jürgen: Nero, München 1999, S. 22fff.

11 Vgl. Dengler, Melina: Nero: Römischer Kaiser und geborener Tyrann? In Psychologie des Guten und Bösen, Berlin; Heidelberg 2019, S. 264.

12 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 29-37.

13 Vgl. Malitz, Jürgen: Nero, München 1999, S. 41fff.

14 Vgl. Dengler: Nero. Psychologie des Guten Und Bösen, S. 265.

15 Malitz, Jürgen: Nero, München 1999, S.72fff.

16 Vgl. Krüger, Julian: Nero: Der römische Kaiser und seine Zeit, Köln/Wien 2012, S. 273fff.

17 Krüger, Julian: Nero: Der römische Kaiser und seine Zeit, Köln/Wien 2012, S. 276ff.

18 Vgl. Deppmeyer, Korana: Die Kunst der Verfehlung: Kaiser Nero auf Abwegen, in: Antike Welt, Bd. 4, 2016, Sp. 13-19.

19 Vgl. Shotter, David: Nero, 2012, S. 3fff.

20,,Den heftigen Kampf verursachte aber, ob die Tante oder die Mutter bei Nero den Vorrang hätten“ Denn Domitia fesselte ihn durch Schmeicheleien und Geschenke das Herz des Jünglings, wogegen sich Agrippina finster und drohend zeigte. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 41.

21 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 41.

22 Vgl. Griffin, Miriam: Nero. The End of Dynasty, 2002, S 18.

23 Vgl. Hausmann, Michael: Die Leserlenkung durch Tacitus in den Tiberus- und Claudiusbüchern der Annalen, Berlin 2009, S. 397ff.

24 Vgl. Schmitzer, Ulrich: Der Tod auf offener Szene. Tacitus über Nero und die Ermordung des Britannicus, in: Hermes, Band. 133, (3), Wiesbaden 2005, Sp. 337-357.

25 Vgl. Dengler: Nero. Psychologie des Guten Und Bösen, S. 266.

26 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 41fff.

27 Vgl. Deppmeyer, Korana: Die Kunst der Verfehlung: Kaiser Nero auf Abwegen, in: Antike Welt, Sp. 13-19.

28 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 107-118.

29 Vgl. Dengler: Nero. Psychologie des Guten Und Bösen, S. 266.

30,,Er förderte an seinem Hof neuste Produktionen von zeitgenössischen griechischen Verfassern, wie Lucilius (iunior) der schrieb: „olympische Musen, Töchter des Zeus, ich wäre am Ende gewesen, hätte mir nicht Nero Caesar mir Bargeld geholfen“ Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 128.

31 Vgl. Cassius Dio: Römische Geschichte, S. 46, 19-20.

32 Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 129.

33 Vgl. Reitz, Christiane: Rezension zu: Nero, Nero. Kaiser, Künstler und Tyrann. Begleitband zur Ausstellung „Nero - Kaiser, Künstler und Tyrann“, Rheinisches Landesmuseum Trier, Museum am Dom Trier, Stadtmuseum Simeonstift Trier, 14. Mai bis 16. Oktober 2016. (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier, Bd. 40.) Darmstadt, Theiss 2016. In: HZ, Bd. 308, 04.05.2019, S. 459-461.

34,,Man konnte denken, sie seien glücklich. Und sie waren es vielleicht auch, denn was kümmerte es sie, ob der Staat geschändet sei.“ Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 129.

35 Cassius Dio: Römische Geschichte, S.91, 63, 2-5.

36 Vgl. Dengler: Nero. Psychologie Des Guten Und Bösen, S. 267.

37 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 129.

38 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 210.

39 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 254, 38.

40 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 254, 38.

41 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 210.

42 Vgl. Malitz: Nero, S. 71fff.

43 Vgl. Champlin, Edward: Nero /Edward Champlin, Cambridge Mass. 2003, S. 180.

44 Vgl. ,,Es folgte ein Unglück, ob durch Zufall oder Tücke des Fürsten, ist ungewiss (...)“ Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 254, 38.

45 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 254, 38.

46 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 256, 38.

47 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 254, 38.

48 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 254, 38.

49 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 256, 39.

50,,()..Verfehlte es doch seine Wirkung, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, er habe gerade während des Brandes der Stadt seine Hausbühne bestiegen und Trojas Untergang besungen, das gegenwärtige Unglück Vernichtung Szenen der Hochzeit gleichstellend.“ Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 256, 39.

51 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 256, 39.

52,,Die Zahl der Paläste , Miethegebäude und Tempel, die verloren gingen , zu bestimmen, dürfte wohl nicht leicht sein; aber die ältesten Heiligthümer , das, was Servius Tullius der Luna, der große Altar und Tempel,(...).“ Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 259, 41.

53 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 259, 42.

54 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 259, 42.

55 Vgl. Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 219.

56 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 259, 42.

57,,Auch setzte er nach dem Stande und Vermögen eines Jeden Preise aus, und bestimmte eine Zeit, innerhalb welcher die Paläste oder Mietsgebäude fertig sein mußten, um zu erhalten. Zur Aufnahme des Schuttes bestimmte er die Sümpfe bei Ostia, und das die Schiffe, welche Getreide den Tiber hinaufgeführt, mit Schutt beladen hinabfahren sollten, (...).“ Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 261, 43.

58 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 261, 44.

59 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 263, 44.

60 „Daher ward, wenn auch für noch so Schuldige, welche die härtesten Strafen verdient, Mitleiden rege, als würden sie nicht dem Auges meinen Besten, sondern der Mordlust eines Einzigen geopfert.“ Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 263, 44.

61 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 263, 44.

62 Vgl. Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 263, 44.

63 Tacitus: Des P. Cornelius Tacitus Werke, S. 417, 38, 1.

64 „Denn unter den Vorwande, daß ihm die Häßlichkeit der alten Gebäude und die engen und krummen Straßen zuwider seien, zündete er die Stadt an.“ Sueton: Kaiserbiographien, S. 417, 38, 1.

65 Sueton: Kaiserbiographien, S. 417, 38, 2.

66 „Sechs Tage und sechs Nächte lang wüthete dieses Unheil und das Volk war gezwungen, in Monumenten und Grabmälern Zuflucht und Obdach zu suchen. Sueton: Kaiserbiographien, S. 417, 38, 2.

67 Sueton: Kaiserbiographien, S. 417, 38, 2.

68 Sueton: Kaiserbiographien, S. 417, 38, 2.

69 Sueton: Kaiserbiographien, S. 417, 38, 3.

70 Vgl. Kierdorf, Willhelm (Hg.): Sueton: Leben des Claudius und Nero: Vorwort, Paderborn 1992, S. 34fff.

71,,Um aber selbst aus diesem Unglück so viel Gewinn und Beute als möglich zu ziehen, fündigte er an, daß er die kostenfreie Wegschaffung des Schuttes und der Leichname übernehme.“ Sueton: Kaiserbiographien, S. 417, 38.

72 Vgl. Sueton: Kaiserbiographien, S. 416ff.

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Titre
Kaiser Nero und der große Brand von Rom. Verschiedene Darstellungen des Kaisers als möglicher Brandstifter im Vergleich
Note
2.0
Auteur
Année
2020
Pages
35
N° de catalogue
V1025367
ISBN (ebook)
9783346427694
ISBN (Livre)
9783346427700
Langue
allemand
Mots clés
Nero Juli 64 n. Chr. Brand von Rom Poppea Tacitus
Citation du texte
Merzal Rahat (Auteur), 2020, Kaiser Nero und der große Brand von Rom. Verschiedene Darstellungen des Kaisers als möglicher Brandstifter im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1025367

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