Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Aufbau und Vorgehen
1.4 Abgrenzung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Klärung zentraler Begriffe und Definitionen
2.2 Verfahren zur Messung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
2.3 Determinanten wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit
3 Analyse
3.1 Heterogene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hispanoamerikanischer Staaten..
3.2 Ursachen der Heterogenität wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit
3.3 Reflexion der Analyseergebnisse
3.4 Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in Mexiko
4 Zusammenfassung und kritische Reflexion
Literaturverzeichnis
Internetquellenverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Übersicht der Staaten in Hispanoamerika
Abbildung 2: BIP zu Marktpreisen - Vergleich aller 16 hispanoamerikanischer Volkswirtschaften
Abbildung 3: BIP pro Kopf (in PPP)
Abbildung 4: Geburtenrate in Geburten pro Frau, Mexiko
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
„Over the past 15 years, Latin America’s economies have grown by around 3 percent a year, slower than any other developing region."1
Diese Aussage findet sich in einem Discussion Paper des McKinsey Global Institute (MGI) aus dem Jahr 2017 und sie verdeutlicht, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der hispanoamerikanischen Volkswirtschaften in den letzten Jahrzehnten stark hinter anderen Entwicklungsländern zurückblieb. China, Südasien und auch Subsahara-Afrika haben über den gleichen Zeitraum Wachstumsraten ihres jeweiligen Bruttoinlandsproduktes (BIP) von über 5% vorweisen können.2 Aber auch innerhalb der Region des Wirtschaftsraums Hispanoamerika lässt sich eine signifikante Heterogenität in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erkennen. Die Staaten Peru und Panama liegen mit 5,3% und 6,5% jährlichem Wachstum des BIP deutlich über der Wachstumsrate von Ländern wie El Salvador und Venezuela mit 1,9% und 2,1%.3
An diesen Beispielen lässt sich die Relevanz der Themenstellung deutlich erkennen, denn das wirtschaftliche Wachstum eines Landes ist in Abhängigkeit von anderen Faktoren ein essenzieller Indikator über den zukünftigen Wohlstand der jeweiligen Bevölkerung.
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Um derartige Problemstellungen besser einschätzen und im besten Fall das wirtschaftliche Wachstum positiv beeinflussen zu können, soll ein Teilziel dieser Arbeit sein, hierfür eine theoretische Grundlage zu schaffen. Dafür werden zunächst generell die zentralen Begriffe definiert und erklärt. Hierbei stehen die Art und Weise der Messung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowie Faktoren, die auf sie Einfluss haben, im Fokus. Ein weiteres Modalziel ist eine Beschreibung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Hispanoamerikas. Darauf aufbauend gilt als finales Ziel dieser Arbeit, mögliche Ursachen der Heterogenität der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit hispanoamerikanischer Staaten herauszuarbeiten. Als letztes Teilziel soll gelten, mit Hilfe der zuvor definierten Einflussfaktoren einen Ausblick auf die Entwicklung wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit anhand des konkreten Beispiels Mexikos zu geben.
1.3 Aufbau und Vorgehen
Am Ende der Einleitung, welche die Problemstellung erklärt sowie die Ziele definiert, wird zunächst eine kurze Abgrenzung vorgenommen. Im danach folgenden Kapitel soll ein Überblick über die Begrifflichkeiten und die konzeptionellen Grundlagen entstehen. Es schließt sich die Ist- Analyse an. Diese besteht aus der Beschreibung der Ausgangslage in Hispanoamerika. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit im Hinblick auf die Zielsetzung zusammengefasst und es wird darüber hinaus eine kritische Reflexion vorgenommen, um eventuelle Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
1.4 Abgrenzung
Aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit können vorab nur die relevantesten Begriffe definiert und erklärt werden. Ebenso werden lediglich die wichtigsten Aspekte der Heterogenität des Wirtschaftsraums Hispanoamerika analysiert, da dies sonst den Umfang der Arbeit sprengen würde. Politische Hintergründe und Motivatoren werden nicht beleuchtet. Ebenso wenig ist es möglich, auf alle Facetten und Aspekte in der Entwicklung der Messverfahren der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einzugehen. Diese Eingrenzung dient dazu, das Ziel dieser Arbeit sinnvoll zu verfolgen und aussagekräftig darzulegen.
2 Theoretische Grundlagen
Um ein umfassendes Verständnis der Analyse zu garantieren, sollen hier die wichtigsten Begriffe eingeführt und definiert sowie eine Reflektion der konzeptionellen Grundlagen ausgearbeitet werden.
2.1 Klärung zentraler Begriffe und Definitionen
Im Folgenden sollen nun die relevantesten Termini Wirtschaftsraum Hispanoamerika und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erklärt werden.
Um zu verstehen, was Hispanoamerika, bedeutet ist es wichtig, diesen Begriff gegenüber den Begriffen Lateinamerika und Iberoamerika abzugrenzen. Lateinamerika betitelt sämtliche amerikanische Gebiete oder Völker, in denen neolateinische Sprachen vorherrschen (Spanisch, Portugiesisch, Französisch und teilw. Italienisch). Lateinamerika soll diese Länder von den Staaten Angloamerikas - mit deren vorherrschender Sprache Englisch - abgrenzen. Iberoamerika spiegelt die Kolonisation durch Spanien und Portugal, also der Iberischen Halbinsel wider.4 Hispanoamerika dagegen ist im deutschen Sprachgebrauch seltener zu finden, es ist kein geografischer Begriff, sondern stellt eine kulturpolitische Abgrenzung eines Wirtschaftsraumes dar, welcher geprägt ist durch eine gemeinsame Kolonialgeschichte, Spanisch als vorherrschende Sprache und die Relevanz der katholischen Kirche. Das geografische Gebiet Hispanoamerikas erstreckt sich vom Norden Mexikos über Mittelamerika, endet an der Spitze des südamerikanischen Kontinents bei Kap Horn und wird innerhalb dieser Ausbreitung durch 16 souveräne Staaten gebildet. Diese sind in der folgenden Tabelle mit ihren offiziellen Staatsnahmen und Hauptstädten aufgelistet.5 6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Übersicht der Staaten in Hispanoamerika6
Um im Folgenden die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dieser Staaten miteinander vergleichen zu können, ist es notwendig, den Begriff selbst zunächst zu definieren und zu erklären. Dazu ist es wichtig zu wissen, wie das BIP definiert ist: „Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum und die zentrale Größe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen.“7 Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit beschreibt aus makroökonomischer Perspektive also die Produktion einer gesamten Volkswirtschaft. Basierend auf dem BIP wird dann die Rate des jährlichen Wirtschaftswachstums errechnet, das heißt die Rate, um die die Produktion einer Volkswirtschaft im betrachteten Zeitraum steigt. Dieses Wirtschaftswachstum wird oft als Synonym für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verwendet. Hierbei ist es wichtig, den Nachhaltigkeitsaspekt beim Wachstum nicht aus den Augen zu verlieren, um der Bevölkerung eine nachhaltig positive Entwicklung ihres Lebensstandards zu ermöglichen.8
2.2 Verfahren zur Messung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
Wie im vorangehenden Kapitel ausgeführt, beschreibt die Entwicklung des BIP die Veränderungen in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Allerdings ist diese absolute Kennzahl für den Vergleich verschiedener Staaten nur bedingt geeignet, da sie das absolute Produktionsniveau dieser Länder gegenüberstellt und somit keinen relativen Bezug herstellen kann und außerdem Währungsschwankungen nicht berücksichtigt. Im Gegensatz zum absoluten BIP beschreibt das „Pro-Kopf-Einkommen als Indikator des Wohlstands [...] für internationale und regionale Vergleiche eine Sozialproduktgröße (z. B. Bruttosozialprodukt, Bruttoinlandsprodukt, Volkseinkommen), geteilt durch die Bevölkerungszahl eines Landes oder einer Region."9 Darüber hinaus muss diese Kennzahl noch um die oben erwähnten Währungsschwankungen bereinigt werden, um es zwischen verschiedenen Ländern vergleichbar zu machen, denn jedes Land berechnet sein eigenes BIP natürlich zunächst in der Landeswährung. Dies wird durch die Konvertierung in sog. Kaufkraftparitäten - in der Literatur meist als Purchasing Power Parity (PPP) zu finden - erreicht.10 Mit dieser Methode erhält man relativ verlässliche und vergleichbare Ergebnisse, natürlich vorausgesetzt, dass die initiale Vorgehensweise zur Berechnung des BIP grundsätzlich vergleichbar ist. Dies wird sichergestellt durch die Vorgaben zur Berechnung des BIP durch das System of National Accounts, womit eine Vergleichbarkeit der erhaltenen Daten gegeben ist.11
2.3 Determinanten wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit
Nachdem nun geklärt wurde, wie wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gemessen wird, sollen im folgenden Kapitel die Faktoren herausgearbeitet werden, die die Entwicklung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bestimmen. Dazu soll zunächst das grundlegende Modell, welches die Basis für die neoklassische Wachstumstheorie in der Analyse von Wachstumsprozessen bildet, erklärt werden. Dieses wurde 1956 von Solow begründet und unterstellt eine gesamtgesellschaftliche Produktionsfunktion beruhend auf den beiden Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit.12 In seinem Modell stellt Solow die drei Faktoren für Wachstum dar. Dies ist durch Sparen und Investitionen im Bereich Kapital möglich und durch Veränderungen bei der Erwerbstätigkeit also Bevölkerungswachstum im Bereich Arbeit. Als dritten Faktor für Wachstum nennt er technologischen Fortschritt.13 In seinem Modell verfolgt Solow den Ansatz, dass es in Volkswirtschaften zwei Stadien gibt, einen sog. steady state bei dem alle ökonomischen Variablen wie Output, Kapital etc. in gleichem Maße wachsen und eine Phase der transitional dynamics, welche einem steady state vorgelagert ist. Ist der steady state erreicht, kann ein langfristiger Produktionszuwachs nur noch über technischen Fortschritt erreicht werden. Ein Bevölkerungswachstum allein wäre nicht in der Lage, den Output pro Kopf zu erhöhen. Durch technologischen Fortschritt jedoch lässt sich die Arbeitsproduktivität nachhaltig verbessern, da die Arbeit per se effizienter gemacht wird und somit ein Wachstum im Bereich Output pro Kopf erreicht wird.14 Der technische Fortschritt ist somit als Restgröße zu betrachten und wird auch als Solow-Residuum oder Wachstumsrate der totalen Faktorproduktivität bezeichnet.15
Aufbauend auf der Theorie Solows hat Romer die Neue Wachstumstheorie begründet, da bei Solows Modell kritisiert wurde, dass der Faktor technischer Fortschritt nur exogen dargestellt wurde. Solow hatte zwar korrekterweise den entscheidenden Ursprung des langfristigen wirtschaftlichen Wachstums identifiziert, allerdings wurden durch die rein exogene Betrachtung nicht die notwendigen vorauszusetzenden Kriterien ergründet.16 Indem er den technischen Fortschritt als endogenen Faktor mit aufgenommen hatte, konnte Romer die neoklassische Wachstumstheorie dahingehend positiv verändern. Die Kernaussage dieser Neuen Wachstumstheorie ist, dass das Produktivitätswachstum durch diejenigen Faktoren beeinflusst wird, die Innovationen fördern.17 Dazu gehören vor allem das Humankapital, welches in Form von technischen Innovationen und Wissen einen Komplementärfaktor zum Sachkapital bildet und somit eine wesentliche Rolle als Determinante der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft einnimmt.18 Allgemein wird Humankapital definiert als „das in ausgebildeten und lernfahigen [sic] Individuen repräsentierte Leistungspotential einer Bevölkerung".19 Somit lässt sich daraus schließen, dass sich durch entsprechendes Anheben des Qualifikationsniveaus der Bevölkerung das Humankapital vergrößern lässt. Doch Humankapital kann auch weitere Determinanten umfassen, bspw. den Gesundheitszustand der Personen sowie deren sozialen Status, denn gesunde Arbeitnehmer sind im Erwerbsleben generell produktiver und tragen somit auch zu einer höheren Gesamtproduktivität der Volkswirtschaft bei.20
3 Analyse
Im folgenden Analyseteil der Arbeit soll nun ausgehend von den eingangs definierten Grundlagen und den basierend auf der Literaturrecherche erarbeiteten Verfahren zur Messung wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und deren Determinanten eine Analyse der Ursachen der Heterogenität wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit in Hispanoamerika erfolgen.
3.1 Heterogene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hispanoamerikanischer Staaten
Für diese Analyse soll zunächst als Basis die aktuelle Lage der Heterogenität wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit hispanoamerikanischer Staaten dargelegt werden. Betrachtet man die absolute Wirtschaftsleistung innerhalb Hispanoamerikas so geht aus der untenstehenden Tabelle klar hervor, dass Mexiko im Jahr 2017 mit fast 60% - oder in absoluten Zahlen 1.046 Mrd. USD - der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung der restlichen 15 hispanoamerikanischen Volkswirtschaften hier die Führungsrolle übernimmt.21 22
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: BIP zu Marktpreisen - Vergleich aller 16 hispanoamerikanischer Volkswirtschaften22
Wie aus dieser Abbildung zu erkennen ist, lässt sich bezogen auf die absolute Wirtschaftsleistung direkt ableiten, dass in Hispanoamerika eine große und viele kleine Volkswirtschaften die Heterogenität der Region ausmachen. Es sind neben geografisch und soziokulturell diversifizierten Ländern mit starken regionalen Unterschieden wie Mexiko, Argentinien oder Chile auch kleine, eher homogene Länder wie Costa Rica oder Honduras vertreten.23 24 Ganz am Ende dieser Liste findet sich Nicaragua mit lediglich 13,8 Mrd. USD.
Um diese absoluten Werte nun vergleichbar zu machen greifen Ökonomen auf das in Kapitel 2.2 beschriebene Verfahren der Messung des BIP pro Kopf dargestellt in PPP zurück.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: BIP pro Kopf (in PPP)24
[...]
1 Cadena et al. (2017) S.2
2 Vgl. ebd., S.3
3 Vgl. ebd., S.4
4 Vgl. Lope Blanch (2003), S.176
5 Vgl. Sangmeister (2019), S.24f
6 Ebd., S.25
7 Rudnicka (2020) in Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland, abgerufen am 03.01.2021
8 Vgl. Hauff/Jörg (2017), S.141
9 Bundeszentrale für politische Bildung (o.J.), abgerufen am 03.01.2021
10 Vgl. Miles et al. (2014), S.47ff
11 Vgl. Arnold (2006), S.13
12 Vgl. Christiaans (2004), S.107
13 Vgl. Mankiw (2017), S.254
14 Vgl. Pasero (2003), S.33ff
15 Vgl. Blanchard/Illing, S.12
16 Vgl. Arnold (2006), S.34
17 Vgl. Romer (1990), S. 71f
18 Vgl. Jaeger (2013), S.159
19 Doré/Clar (1997), S.159ff
20 Vgl. Brian (2008), S.112f
21 Vgl. Sangmeister (2019), S.41
22 Ebd., S.38
23 Vgl. Hügle (2001), S.111
24 World Bank Group (2020), abgerufen am 03.01.2021