Die Bindungstheorie nach Bowlby


Trabajo Escrito, 2020

13 Páginas, Calificación: 1,7

Anónimo


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entwicklung von Bindung

3. Verhaltenssysteme
3.1. Bindungsverhaltenssystem
3.2. Explorationsverhaltenssystem
3.3. Pflegeverhaltenssystem

4. Feinfühligkeit

5. Die Fremde Situation

6. Die sichere Basis

7. Bindungsqualitäten
7.1. Die organisierten Bindungsstrategien
7.1.1. Sichere Bindungsstrategie (Typ B)
7.1.2. Unsicher-vermeidende Bindungsstrategie (Typ A)
7.1.3. Unsicheres-ambivalente Bindungsstrategie (Typ C)
7.2. Die desorganisierte Bindungsstrategie (Typ D)

8. Innere Arbeitsmodelle

9. Das STEEP -Programm – Bindungsorientierte präventive Begleitung von Hochrisikofamilien
9.1. Zur Situation von Hochrisikofamilien und zur Notwendigkeit früher Prävention
9.2. Struktur, Ziele, Weiterbildung und Wirksamkeit
9.3. Effektivität des STEEP -Programms

10. Fazit

Literaturverzeichnis

1.Einleitung

„Bindung ist diese besondere Beziehung eines Kindes zu seinen Eltern oder Personen, die es ständig betreuen.“ (Grossmann et al. 1989, S. 51). Diese Art von Beziehung beschäftige Mary Ainsworth und John Bowlby vergangenes Jahrhundert und sie stellten daraufhin verschiedene Forschungen an.

Die Ergebnisse dieser Forschung fasste Bowlby (Psychoanalytiker und Kinderpsychiater) 1969 in der Bindungstheorie „Bindung – Eine Analyse der Mutter-Kind-Beziehung“ (Becker-Stoll et al. 2018, S. 353.) zusammen. Ainsworth, studierte Psychologin, entwickelte hingegen „Die Fremde Situation“: ein Testverfahren, um die verschiedenen Bindungsstrategien zu erfassen und zu klassifizieren (Becker-Stoll et al. 2018, S. 354).

Diese Arbeit soll einen groben Überblick über die von Bowlby und Ainsworth erfassten Forschungsergebnisse und Theorien geben. Außerdem soll die praktische Relevanz der Bindungstheorie dargestellt werden, indem das STEEP -Programm vorgestellt wird.

2. Entwicklung von Bindung

Das Bedürfnis und die Notwendigkeit nach Bindung bestehen von Geburt an. Je nachdem, wie von der Bindungsperson auf das sogenannte Bindungsverhaltenssystem reagiert wird, können unterschiedliche Bindungsqualitäten entstehen (Grossmann et al. 1989: S. 52). Neugeborene beziehungsweise Säuglinge verfügen von Geburt an über bestimmte Verhaltensweisen, um den Kontakt zu den Eltern aufzubauen, beispielsweise durch Blickkontakt, Lächeln und frühkindliche Imitation (Lohaus/Vierhaus 2015, S. 107). Negative Empfindungen äußert das Kind hingegen mit Schreien (Becker-Stoll et al. 2018, S. 67f.).

Bowlby teilte den Prozess des Bindungsaufbaus in vier Phasen ein. In der ersten Phase lernen sich Eltern und Neugeborenes kennen. Nach einigen Wochen beginnt das Kind, eindeutiger zu kommunizieren. Dieses Verhalten ist jedoch wenig zielgerichtet nach einer bestimmten Person (Becker-Stoll et al. 2018, S. 68f.). In der zweiten Phase richtet sich das Bindungsverhalten deutlicher an eine Person und das Explorationsverhalten beginnt (vgl. ebd., S. 69f.). Ab dem sechsten Lebensmonat erweist sich die Bindungsperson als sichere Basis und das Explorationsverhalten nimmt zu (vgl. ebd., S. 70). In der letzten Phase werden die Handlungen zielgerichteter, jedoch kann das Kind noch nicht unterscheiden, dass nicht jede Handlung der Bindungsperson auf sich zu beziehen ist. (vgl. ebd., 72).

3. Verhaltenssysteme

John Bowlby vermutete, dass Verhaltenssysteme ursprünglich evolutionsbedingt sind. Sie waren eine Überlebenstechnik: Durch das Bindungsverhalten, so Bowlby, bot die Mutter Schutz vor Gefahren durch die Nähe zu ihrem Kind. Das Explorationsverhalten, das das Kind nur mit einer sicheren Bindung der Mutter erfolgreich ausleben konnte, ermöglichte dem Kind, Dinge zu lernen, die ebenfalls dem Überleben diente (Grossmann et al. 1989, S. 56).

3.1. Bindungsverhaltenssystem

Verhaltensweisen des Bindungsverhaltens sind beispielsweise weinen, nachfolgen, rufen. Das Kind möchte sich mit der Mutter in Verbindung bringen (Grossmann et al. 1989: S. 57). Diese Signale werden nur gesendet, wenn das Bindungsverhaltenssystem bei negativen Gefühlen aktiviert wird (Grossmann et al. 1989: S. 57f.). Fühlt sich das Kind sicher, aktiviert sich das Explorationsverhaltenssystem (Schneider/Lindenberger 2012, S. 180).

3.2. Explorationsverhaltenssystem

Das Explorationsverhalten dient dem Erforschen der Umwelt und ist von großer Relevanz für die kognitive Entwicklung (ebd., S. 768). Beim Explorieren begeben sich die Kinder neugierig in die Umgebung, entdecken Neues und probieren Dinge aus (Becker-Stoll et al. 2018, S.23). Dieses dient dem Lernen und hat den Zweck, vorbereitet zu sein auf die spätere Rolle in der Gesellschaft und das Überleben. Das Explorieren wird mit zunehmendem Alter fortgeschrittener (Becker-Stoll et al. 2018, S. 75f.).

3.3. Pflegeverhaltenssystem

Automatisch wird die Stimme eines Elternteils leiser und die Frequenz höher, da dies vom Gehirn des Säuglings besser verarbeitet werden kann. Außerdem hält eine Person das Kind instinktiv in der Distanz, in der es das Gesicht der Person scharf sehen kann. Das Pflegeverhaltenssystem ist evolutionär so ausgereift, dass es mit dem Bindungsverhalten des Kindes ineinandergreift. Die Natur versucht somit das Überleben des Säuglings sicher zu stellen (Becker-Stoll et al. 2018, S. 81.).

4. Feinfühligkeit

Die Feinfühligkeit der Mutter zeigt sich im Verhalten dieser bei Signalverhalten des Kindes (Main 2012: S. 27). Nach Ainsworth hat diese Feinfühligkeit vier Komponenten: „(a) ihre Wahrnehmung der Signale, (b) eine richtige Interpretation der Signale, (c) eine angemessene Antwort und (d) eine prompte Reaktion darauf.“ (Ainsworth 1974b, S. 414).

Die Mutter muss laut Ainsworth zuerst einmal empfänglich für die Signale sein, bevor sie darauf reagieren kann. Gleichzeitig spielt hier die richtige Interpretation der Signale eine große Rolle, um angemessen darauf zu reagieren. Die zuvor beschriebene Wahrnehmung muss frei von Verzerrung sein und die Mutter muss im Besitz von Einfühlungsvermögen sein (ebd., S. 415). Zuletzt geht es um die Promptheit, mit der die Mutter auf die Signale reagiert. Reagiert die Mutter so verzögert, dass für das Kind nicht ersichtlich ist, auf welches Signal reagiert hat, spielt auch die Einfühlsamkeit keine Rolle mehr (ebd., S.417). Ainsworth sagt klar, dass das Zusammenspiel der gesamten Komponenten wichtig ist, da nur alle Faktoren zusammen zur Feinfühligkeit der Mutter führen (ebd., S.417)

5. Die Fremde Situation

Die Fremde Situation wurde unter anderem von Mary Ainsworth entwickelt, um zu beobachten, wie sich ein Kleinkind im Alter von etwa 12 Monaten in Trennungssituationen und Wiedervereinigung verhält. Sie erwartete, dass das Explorationsverhaltenssystem aktiviert wird, sobald die Mutter nach Trennung wiederkehrt. Jedoch zeigte sich, dass von dreiundzwanzig Kindern, die an dem Experiment teilnahmen, nur dreizehn die erwarteten Reaktionen aufzeigten. Sechs dieser Kinder zeigten nahezu kein Bindungsverhalten und vier zeigten dieses übermäßig (Main 2012, S. 24).

Die Fremde Situation findet in einem Raum statt, der freundlich wirkt und mit Spielzeug ausgestattet ist. Die gesamte Situation besteht aus sieben Episode zu je drei Minuten. Es wechseln sich Phasen der Trennung und Phasen der Wiedervereinigung mit der Bindungsperson. Zeitweise ist das Kind ganz alleine oder mit einer Fremden Person (ebd. S. 25). Aufgrund des Verhaltens des Kindes in dieser Situation lassen sich die Bindungsstrategien in Klassifikationen unterteilen (ebd. S. 26).

6. Die sichere Basis

Bowlby und Ainsworth sahen als Konsequenz ihrer Forschungen die Bindungsperson als „sichere Basis“. Von dieser Basis aus kann das Kind sicher Explorieren, dies fördert die Unabhängigkeit und Autonomie. Ohne sichere Basis empfinden die Kinder größere Angst, sind nicht selbstsicher, was sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzt. Das Selbstbewusstsein und die sozialen Interaktionen leiden darunter (Howe/Welling 2015, S. 38). Das Kind braucht zwar die Freiheit, die Umwelt zu erkunden, jedoch braucht es bei negativen Gefühlen wie Angst oder Unsicherheit den Schutz der Bindungsperson (Becker-Stoll et al. S. 28ff.). Das Kind lernt den Umgang mit Gefühlen, das Lernen wird unterstützt und die Resilienz wird gefördert, also die Widerstandsfähigkeit gegen Stressoren (Becker-Stoll et al. 2018, S. 48ff.). Carlitschek und Kißgen (2014) fassten außerdem weitere Kompetenzen zusammen, wie eine bessere Kontrolle von Impulsen und eine erhöhte Frustrationstoleranz.

7. Bindungsqualitäten

7.1. Die organisierten Bindungsstrategien

7.1.1. Sichere Bindungsstrategie (Typ B)

Das Explorationsverhaltenssystem des sicher gebundenen Kindes wird direkt aktiviert, sobald es mit der Mutter in den Raum kommt und das Spielzeug entdeckt. Es kommuniziert gelegentlich mit der Mutter, spielt jedoch hauptsächlich. Verlässt die Mutter den Raum, wird das Bindungsverhalten des Kindes aktiv, es beginnt zu weinen, hört auf zu spielen. In der Phase, in der die fremde Person anwesend ist, lässt sich das Kind nicht beruhigen. Kehrt die Mutter zurück, lässt sich das Kind sehr schnell beruhigen und beginnt wieder zu explorieren (Main 2012, S. 27). Die Mütter der sicher gebundenen Kinder zeigten sich im ersten Lebensjahr des Kindes als feinfühlig (ebd.).

7.1.2. Unsicher-vermeidende Bindungsstrategie (Typ A)

Diese Kinder zeigen in der Fremden Situation wenig affektive Regung. Verlässt die Mutter den Raum und/oder wird es mit der fremden Person alleine gelassen, zeigt das Kind keine Reaktion, es exploriert weiter und hat keine Stressreaktion auf das Alleinsein. Kehrt die Mutter zurück, blickt das Kind nach erstem Blickkontakt weg und wendet sich ab. Es zeigt kaum Reaktion auf das Wiedererscheinen der Mutter, wenn diese das Kind hochnimmt, lehnt sich das Kind beispielsweise weg und zeigt auf Spielzeug (Main 2012, S. 28). Ainsworth entdeckte bei Analysen vorheriger Gespräche mit den Müttern, dass dieses vermeidende Verhalten zurückzuführen ist auf das bisherige zurückweisende Verhalten der Mutter gegenüber dem Bindungsverhalten des Kindes (Main 2012, S. 29; zitiert nach Ainsworth 1971, 1978). Durch das Vermeiden lenkt sich das Kind unbewusst ab, um Angstreaktionen nicht zuzulassen und das Bindungsverhaltenssystem zu unterdrücken (Main 2012, S. 29; zitiert nach Bowlby 1980; Main 1981). Die Stressreaktion zeigt sich laut Studie jedoch physisch genauso wie bei sicher gebundenen Kindern: die Herzfrequenz ist erhöht, der Kortisolspiegel steigt (Main 2012, S. 29; zitiert nach Sroufe/ Waters 1977; Spangler/ Grossmann 1993).

7.1.3. Unsicheres-ambivalente Bindungsstrategie (Typ C)

Kinder, die unsicher-ambivalent gebunden sind, zeigen sehr widersprüchliches Verhalten. In der Fremden Situation ist das Explorationsverhalten passiv und das Kind zeigt wenig Interesse. Wenn es spielt, wird die Aktivität durch Quengeln oder Ärger der Mutter gegenüber unterbrochen (Main 2012, S. 30). Die Belastung in den Trennungsepisoden ist hoch, teilweise so, dass die Episode abgebrochen werden muss. In den Phasen der Wiedervereinigung zeigt das Kind einerseits Bindungsverhalten, andererseits zeigt es ärgerliches Verhalten. Das Beruhigen fällt dem Kind in jeder Wiedervereinigung schwer (ebd.). Die Mütter dieser Kinder verhielten sich ambivalent auf das Signalverhalten des Kindes (ebd.).

7.2. Die desorganisierte Bindungsstrategie (Typ D)

Diese Art von Bindungsstrategie differenziert sich stark von den organisierten Bindungsstrategien. Das Bindungsverhaltenssystem wird wie gewohnt durch einen Stressor aktiviert, jedoch lässt sich kein Verhaltensmuster erkennen, dass Nähe zur Bezugsperson sucht. Das Kind zeigt Verwirrtheit, unorganisiertes, desorientiertes Verhalten ohne scheinbares Ziel (Howe/Welling 2015, S. 171). Die Eltern reagieren nicht feinfühlig auf Bindungsverhalten der Kinder und entziehen sich auf verschiedene Weisen der Verantwortung (ebd.). Des Weiteren beschreiben Howe, dass „die Abwehr des Kindes“ permanent arbeitet, um „so viele bedrohliche und schmerzhafte Informationen […] wie möglich aus dem Bewusstsein zu verbannen.“ (ebd., S. 174). Das Kind befindet sich in einer Zwickmühle: einerseits besteht der Instinkt zur „Flucht vor seiner Angst (die Bindungsperson) und die Annäherung an die scheinbare Quelle der Sicherheit (dieselbe Bindungsperson).“ (ebd., S.176). Die Kinder sind durch dieses Paradoxon nicht fähig dazu, eine Verhaltensstrategie zu entwickeln, um Sicherheit herzustellen (ebd., S.177). Folgen der desorganisierten Bindungsstrategien können teils schwerwiegende psychische Erkrankungen sein, wie einige Studien zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ergeben haben (u.a. KIGGS-Studie) (Hölling (et al.) Ravens-Sieberer & Schlack, 2007).

[...]

Final del extracto de 13 páginas

Detalles

Título
Die Bindungstheorie nach Bowlby
Universidad
Wiesbaden University of Applied Sciences
Calificación
1,7
Año
2020
Páginas
13
No. de catálogo
V1025861
ISBN (Ebook)
9783346425157
ISBN (Libro)
9783346425164
Idioma
Alemán
Palabras clave
bindungstheorie, bowlby
Citar trabajo
Anónimo, 2020, Die Bindungstheorie nach Bowlby, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1025861

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