Die Beweidung der Deichvorländer
➔ Naturlandschaft Vorländer
Ursprünglich waren die Vorländer eine Naturlandschaft. In der Vergangenheit wurden jedoch alle natürlichen Salzwiesen durch Eindeichungen zerstört. Viele der heutigen Vorländer sind stark durch Landgewinnungsbauwerke (wie z. B. Lahnungen oder Grüppen) geprägt. Werden sie sich selbst überlassen, so verwandeln sie sich langsam in Naturbiotope, die den zerstörten Flächen ähnlich sind.
➔ Schafe - kein natürlicher Bestandteil der Salzmarschen
Vor ca. 2000 Jahren begann der Mensch, Weidetiere auf die Salzwiesen zu treiben. Ursprünglich weideten hier Wildgänse, Hasen und vielleicht sogar Hirsche, Auerochsen oder Elche. Durch Einführung der EU-Schafprämie im Jahre 1972 kam es schließlich zu einer massiven Überbeweidung der Salzwiesen.
➔ Die Vorlandbeweidung in den letzten 30 Jahren:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
➔ Naturschutz gegen Abschaffung der Deichschafe
Aus Gründen des Küstenschutzes ist die Beweidung der Deiche unbedingt erforder- lich und somit unstrittig. Daher wird sie fortgeführt. Lediglich die mehr als 150 m von der Deichkrone entfernten Salzwiesen sollen aus der Beweidung genommen werden. Denn hier sind Schafe für den Küstenschutz nicht notwendig, sondern schädigen da- gegen die Natur im Nationalpark. Der heute erreichte Anteil unbeweideter Flächen ist ein Kompromiss zwischen Naturschutz, Küstenschutz und Landwirtschaft.
➔ Nationalpark keine Ausweichfläche für die Landwirt schaft
Es kann vorkommen, dass die Grasmenge auf den Deichen knapp wird. Durch angemessene Weideführung und Bestandsdichte kann dieses Problem jedoch gelöst werden. Den Nationalpark in Ausnahmefällen (z. B. in trockenen Sommern) als Weidefläche zu nutzen ist dagegen keine Lösung, da dieser vorrangig dem Naturschutz und nicht der Landwirtschaft dient.
➔ Unbeweidete Vorländer
Im Gegensatz zu den kurz beweideten „Golfrasen“ der vergangenen Jahre beher- bergen unbeweidete Vorländer von Natur aus viel mehr Tier- und Pflanzenarten. Sie verwandeln sich also ganz und gar nicht in artenarme „Steppen“, wenn sie nicht be- weidet werden.
➔ Brutvögel in den unbeweideten Salzwiesen
Der Brutvogelbestand in unbeweideten Salzwiesen ist deutlich artenreicher und zah- lenmäßig etwas höher als in beweideten Vorländern. Die Vögel sind jedoch meist schwieriger zu sehen, weil sie sich in der hohen Krautschicht verstecken, wenn sie brüten.
Während einzelne Vogelarten in unbeweideten Salzwiesen abnehmen (wie z. B. Säbelschnäbler, Küstenseeschwalbe), nehmen andere Arten dafür zu (z. B. Rotschenkel, Brandgans). Einige Arten wie beispielsweise Löffelente, Uferschnepfe und Sumpfohreule erscheinen sogar zusätzlich.
➔ Nur noch geringe Fraßschäden auf Äckern
1990, als noch alle Vorländer beweidet waren, setzte eine Zunahme von Fraßschäden an Raps und Winterweizen ein. Sie ist jedoch durch eine europaweite Zunahme der Pfeifenten, milde Winter und eine Ausweitung der Wintersaaten entstanden. Doch gerade durch den Rückgang kurz beweideter Salzwiesen, wo die Pfeifenten gerne tagsüber fressen, wird es zu einem Rückgang der überwinternden Pfeifenten an der Westküste kommen. Das verbleibende Problem kann durch angemessene Ausgleichszahlungen gelöst werden.
➔ Zunahme der Treibselmenge durch unbeweidete Salz wiesen? Ob die Treibselmenge durch unbeweidete Salzwiesen zunimmt, weiß man z. Zt. noch nicht. In erster Linie bestimmt die Sturmhäufigkeit die Treibselmenge, d. h. viel Sturm - viel Angespül bzw. kein Sturm - kein Treibsel. Da es lange Zeit keine schwere Sturmflut gab, ist noch nicht bekannt, ob die Gesamtmenge des Treibsels sich in unbeweideten Vorländern ändert.
➔ Gründe für das Ertrinken vieler Hasen im Vorland
Häufig gestellte Fragen
Was sind Vorländer und wie wurden sie beeinflusst?
Vorländer waren ursprünglich Naturlandschaften. In der Vergangenheit wurden jedoch natürliche Salzwiesen durch Eindeichungen zerstört. Viele Vorländer sind durch Landgewinnungsbauwerke geprägt. Bei sich selbst überlassen, entwickeln sie sich langsam zu Naturbiotopen, die den zerstörten Flächen ähneln.
Welche Auswirkungen hat die Beweidung der Vorländer durch Schafe?
Die Beweidung der Salzwiesen durch Schafe begann vor etwa 2000 Jahren. Ursprünglich weideten hier Wildtiere. Die EU-Schafprämie im Jahr 1972 führte zu einer massiven Überbeweidung.
Warum wird die Beweidung der Deiche fortgesetzt?
Die Beweidung der Deiche ist aus Gründen des Küstenschutzes notwendig und wird daher fortgeführt. Allerdings sollen Salzwiesen, die mehr als 150 m von der Deichkrone entfernt sind, nicht mehr beweidet werden, da Schafe dort den Naturschutz im Nationalpark beeinträchtigen.
Darf der Nationalpark als Weidefläche genutzt werden?
Der Nationalpark dient vorrangig dem Naturschutz und sollte nicht als Ausweichfläche für die Landwirtschaft genutzt werden, auch nicht in Ausnahmefällen wie trockenen Sommern.
Verwandeln sich unbeweidete Vorländer in artenarme Steppen?
Nein, im Gegenteil. Unbeweidete Vorländer beherbergen von Natur aus mehr Tier- und Pflanzenarten als kurz beweidete Flächen.
Wie unterscheidet sich der Brutvogelbestand in beweideten und unbeweideten Salzwiesen?
Der Brutvogelbestand in unbeweideten Salzwiesen ist artenreicher und zahlenmäßig höher als in beweideten Vorländern. Allerdings sind die Vögel schwieriger zu sehen, da sie sich in der hohen Krautschicht verstecken.
Welche Auswirkungen hat die Beweidung auf Fraßschäden auf Äckern?
Fraßschäden an Raps und Winterweizen nahmen 1990 zu, als noch alle Vorländer beweidet waren. Dieser Anstieg ist jedoch auch auf die europaweite Zunahme der Pfeifenten, milde Winter und eine Ausweitung der Wintersaaten zurückzuführen. Durch den Rückgang kurz beweideter Salzwiesen, wo Pfeifenten gerne fressen, könnte es zu einem Rückgang der überwinternden Pfeifenten an der Westküste kommen. Mögliche Schäden können durch Ausgleichszahlungen kompensiert werden.
Führt die Unbeweidung von Salzwiesen zu einer Zunahme der Treibselmenge?
Ob die Treibselmenge durch unbeweidete Salzwiesen zunimmt, ist derzeit nicht bekannt. Die Treibselmenge wird hauptsächlich durch die Sturmhäufigkeit bestimmt.
Warum ertrinken Hasen im Vorland?
Hasen kehren in die Salzwiesen zurück, nachdem die Beweidung eingestellt wurde. Das Ertrinken einiger Hasen ist ein natürliches Phänomen, ähnlich wie der Tod von Vogelküken bei Sturmfluten. Zäune und Dämme sollten so gestaltet sein, dass sie nicht zur Falle für Hasen werden.
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- Miriam Kreuziger (Autor), 2000, Die Beweidung der Deichvorländer, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102691