In Michel Foucaults Frühwerk spielt der Begriff des Wahnsinns eine zentrale Rolle. Die Humanwissenschaften haben dem Menschen einen völlig neuen Erkenntnisbereich eröffnet. Mit dem Erheben statistischer Daten und den Korrekturmaßnahmen der modernen „Disziplinargesellschaft“, fallen Pädagogik, Medizin und Psychologie seither gänzlich andere Aufgaben zu; theoretisch werden sie sogar jetzt erst zu Wissenschaft, wie wir sie heute verstehen. In seinen berühmten Vorlesungen "Die Anormalen" erweitert Foucault sein Konzept und gibt uns eine interessante Lesart von pädagogisch-psychologischen Texten des 19. Jahrhunderts an die Hand.
Die vorliegende Arbeit will den Versuch wagen, Foucaults Argumentation der „Psychologisierung des Kindes“ nachzuzeichnen und sie um wichtige Werke der Psychologie ergänzen, die die Vorstellung der Kinderpsyche wesentlich mitprägten. Ein besonderes Augenmerk kommt dabei der Freud-Klein-Kontroverse zu, die für das moralische Bild der Kinderpsyche im letzten Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte. Im Zentrum wird der Begriff des Kindes stehen, und welchen Beitrag die erwähnten Texte zu dessen Pathologisierung beigetragen haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangspunkt
- Wahnsinn und Gesellschaft
- Die Anormalen
- Die Stellung des Kindes in der frühen Psychoanalyse
- Sigmund Freud
- Hermine Hug-Hellmuth
- Gutes oder böses Kind? Zwei Diskurse
- Melanie Klein
- Anna Freud
- Fazit
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, Foucaults Argumentation der „Psychologisierung des Kindes“ nachzuzeichnen und sie mit wichtigen Werken der Psychologie zu ergänzen, die die Vorstellung der Kinderpsyche prägten. Dabei wird insbesondere auf die Freud-Klein-Kontroverse eingegangen, die für das moralische Bild der Kinderpsyche im letzten Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte.
- Die Entwicklung des Wahnsinnsbegriffes von der gesellschaftlichen Funktion im Mittelalter bis zur Pathologisierung in der modernen Gesellschaft
- Die Rolle des Kindes in der aufkommenden Psychopathologie und seine Sexualität
- Die Bedeutung der Freud-Klein-Kontroverse für die Vorstellung vom „guten“ und „bösen“ Kind
- Die Beiträge verschiedener Psychologen zur Pathologisierung der Kinderpsyche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der „Psychiatrisierung des bösen Kindes“ ein und skizziert den Forschungsrahmen. Kapitel 2 beleuchtet den Ausgangspunkt der Arbeit in Foucaults Frühwerk „Wahnsinn und Gesellschaft“ und zeigt die Entwicklung des Wahnsinnsbegriffes von der gesellschaftlichen Funktion im Mittelalter bis zur Pathologisierung in der modernen Gesellschaft auf. Kapitel 2.1 fokussiert auf die Entstehung des Wahnsinns als Krankheit und die daraus resultierende Notwendigkeit, ihn zu diagnostizieren und zu kontrollieren. In Kapitel 2.2 beleuchtet Foucault die „Phase der Ungewissheit“ in der Psychopathologie am Ende des 19. Jahrhunderts und die Rolle des Kindes in diesem Kontext. In Kapitel 3 werden die Positionen von Sigmund Freud und Hermine Hug-Hellmuth im Hinblick auf die Stellung des Kindes in der frühen Psychoanalyse vorgestellt. Kapitel 4 behandelt die Kontroverse zwischen Melanie Klein und Anna Freud über das „gute“ und „böse“ Kind und deren Einfluss auf das Verständnis der Kinderpsyche.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Wahnsinn, Gesellschaft, Kind, Psychoanalyse, Freud-Klein-Kontroverse, Pathologisierung, Moral, Kinderpsyche.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2019, Die Psychiatrisierung des bösen Kindes nach Foucault und die Freud-Klein-Kontroverse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1027473