In Platons Protagoras wird diskutiert, ob sämtliche menschlichen Handlungen vom Guten geleitet sind. Sokrates vertritt in dem Dialog die These, dass niemand aus Absicht etwas Schlechtes tut; eine solche Handlung resultiere immer aus einem Mangel an Wissen und deshalb könne es nur irregeleitete Absichten geben, niemals aber bewusstes schlechtes Verhalten.
In einer heutigen Zeit, die sich längst von einem linearen Fortschritt der Menschheitsgeschichte und des Guten in Hegelscher Manier verabschiedet hat, wirkt dieser Gedanke zunächst etwas befremdlich. Wörter wie „Gutmensch“ gelten längst als Beleidigung und die Psychologie hat uns vor Jahrzehnten schon gelehrt, dass Verhalten nicht auf Vernunftprinzipien, sondern auf unbewussten und emotionalen Entschlüssen beruht – selbst Aristoteles hatte schon nur einige Jahre nach Platons Text einige kritische Worte darüber verloren. Milliardenschwere Werbebudgets die Egoismen fördern und lehren, sich Vorteile vor anderen zu verschaffen, gehören ebenfalls längst zum Alltag; vom Guten als oberstes, allumfassendes Prinzip weit und breit keine Spur.
Aus dieser Perspektive ist es umso nötiger sich mit dem Platonischen Begriff des Guten und des Willens etwas näher auseinanderzusetzen. Um Sokrates Handlungstheorie besser nachvollziehen zu können, wird zunächst in wenigen Sätzen der Inhalt des Dialogs und dessen wesentliche Argumente widergegeben. Im Anschluss soll Sokrates Handlungstheorie noch einmal auf ihre Stichhaltigkeit überprüft und ins Licht der heutigen Zeit gerückt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Protagoras
- Sokrates Handlungstheorie
- Von guten und schlechten Handlungen
- Sokrates Interpretation der „Lustüberwältigung“
- Sokrates und der Hedonismus: Ist Lust gleich das Gute?
- Sokrates Handlungstheorie heute
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Sokrates' Handlungstheorie in Platons Dialog "Protagoras" und setzt diese im Kontext der heutigen Zeit. Ziel ist es, die Argumentation Sokrates' zu analysieren und zu verstehen, ob seine These, dass alle Handlungen vom Guten geleitet sind, auch in der heutigen Zeit relevant ist.
- Sokrates' These, dass niemand aus Absicht etwas Schlechtes tut
- Die Rolle von Wissen und Unwissenheit in Bezug auf Handlungsentscheidungen
- Die Beziehung zwischen Lust, Gut und Schlecht
- Die Bedeutung von Willensschwäche in der ethischen Philosophie
- Die Relevanz von Sokrates' Handlungstheorie im Kontext der heutigen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext des Dialogs "Protagoras" von Platon vor und erläutert die zentrale These des Dialogs: Die Frage, ob alle menschlichen Handlungen vom Guten geleitet sind. Sie führt außerdem die Argumentation von Sokrates ein, dass niemand aus Absicht etwas Schlechtes tut und dass solches Verhalten immer auf mangelndes Wissen zurückzuführen ist.
Protagoras
Dieses Kapitel stellt den Sophisten Protagoras vor und beschreibt seine philosophische Position. Es skizziert den fiktionalen Dialog zwischen Sokrates und Protagoras, in dem sie die Frage der Lehrbarkeit von Tugenden und die Bedeutung von politischem Erfolg durch sophistischen Unterricht diskutieren.
Sokrates Handlungstheorie
Von guten und schlechten Handlungen
Dieses Kapitel untersucht die Argumentation von Sokrates, dass alle menschlichen Handlungen vom Streben nach dem Guten geleitet sind. Es analysiert, wie Sokrates den Begriff des Guten von dem des Angenehmen abgrenzt und argumentiert, dass auch scheinbar schlechte Handlungen immer auf mangelndes Wissen zurückzuführen sind.
Sokrates Interpretation der „Lustüberwältigung“
Dieses Kapitel untersucht Sokrates' Argumentation, dass Menschen nicht wissentlich und vorsätzlich schlechte Handlungen begehen können. Es beleuchtet das Konzept der "Lustüberwältigung" und zeigt, wie Sokrates die Beweggründe für scheinbar schlechtes Verhalten erklärt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche ethische Philosophie, Handlungstheorie, Sokrates, Platon, Protagoras, Gut, Schlecht, Wissen, Unwissenheit, Lust, Willensschwäche, Hedonismus und die Relevanz dieser Themen für die heutige Zeit.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2021, Akrasia. Über den Begriff der Willensschwäche bei Platon, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1027487