Ansatz und Bewertung von Finanzanlagen nach Maßgabe von IAS 39


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

27 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung und Zielsetzung der Arbeit

2 Zielsetzungen der International Accounting Standards

3 Grundlegende Definitionen
3.1 Kennzeichnung Finanzinstrumente
3.2 Finanzielle Vermögenswerte
3.2.1 Originäre Finanzinstrumente
3.2.2 Derivative Finanzinstrumente
3.3 Begriff des Fair Value

4 Ansatz und Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IAS 39
4.1 Bilanzansatz
4.1.1 Aktivierungsfähigkeit
4.1.2 Zeitpunkt der Aktivierung
4.2 Bilanzielle Erfassung
4.2.1 Erstmalige Bewertung
4.2.2 Folgebewertung
4.2.3 Verrechnung von Gewinnen und Verlusten
4.2.4 Verrechnung von Wertminderung und Uneinbringlichkeit

5 Bilanzierung von Sicherungsgeschäften nach IAS 39
5.1 Bedingungen für Hedge-Accounting
5.2 Formen des Hedge-Accounting
5.2.1 Fair Value-Hedge
5.2.2 Cash Flow-Hedge
5.3 Bilanzielle Erfassung
5.3.1 Bewertung eines Fair Value-Hedge
5.3.2 Bewertung eines Cash Flow-Hedge

6 Kritische Würdigung

Literaturverzeichnis

Ehrenwörtliche Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Einteilung von Finanzinstrumenten

Abbildung 2: Kategorien von finanziellen Vermögenswerten

Abbildung 3: Folgebewertung finanzieller Vermögenswerte

1 Einleitung und Zielsetzung der Arbeit

Die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland nimmt in den letzten Jahrzehnten immer mehr an der Internationalisierung der Güter-, Dienstleistungs- und Kapitalmärkte teil. Von dieser Globalisierung sind nicht nur Großkonzerne betroffen, sondern in einem Export orientierten Staat wie Deutschland auch ein Großteil des Mittelstandes. Ferner kann sich die Rechnungslegung eines Unternehmens diesem Trend nicht entziehen. Sie darf sich nicht darauf beschränken internationale Geschäftsvorfälle korrekt abzubilden, sondern muss auf Grund der gewandelten Anforderungen und der Forderung nach internationaler Vergleichbarkeit sich selbst den internationalen Standards anpassen.[1]

Nach empirischen Studien[2] über die Beweggründe der Unternehmen zu diesem Schritt lassen sich im Wesentlichen sechs Gründe für eine Internationalisierung des Rechnungswesens unterscheiden:[3]

- Öffnung für internationale Kapitalmärkte

Nicht nur Global Player, sondern auch Unternehmen, die einen Börsengang in Deutschland anstreben, sind von der Internationalisierung betroffen. So werden viele Börseneinführungsprojekte von internationalen Finanzmärkten wie z.B. London aus geleitet. Auf Grund von Sprachproblemen und teilweise unberechtigten Aversionen gegen deutsche Abschlüsse werden häufig Abschluss- und Planzahlen nach internationalen Standards verlangt.

- Orientierung an den Bedürfnissen des Shareholders

Nach vorherrschender Meinung internationaler Shareholder lässt die Rechnungslegung nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) viele Wahlrechte offen und gibt wenige Aufschlüsse über die Ertragssituation in der Zukunft. Dadurch ist die Rechnungslegung nach HGB nicht hinreichend in der Lage, den Aktionär ausreichend über Lage und Entwicklung des Unternehmens zu informieren. Ein Unternehmen, das sich nach dem Shareholder Value orientiert, wird solchen Tatsachen Rechnung tragen.

- Imagevorteile

Aufgabe eines international agierenden Unternehmens ist die Bereitstellung von internationalen Informationen. Dazu reicht eine reine Übersetzung eines deutschen Systems in eine andere Sprache nicht aus. Zusätzlich muss das System internationalisiert werden.

- Vereinheitlichung des internen Konzernreportings

Häufig ist bei international agierenden Unternehmen zu beobachten, dass Fehlentwicklungen bei ausländischen Tochtergesellschaften später erkannt werden als bei deutschen Töchtern. Grund hierfür ist oft der Verzicht auf ein aussagekräftiges, zeitnahes Konzernreporting. Durch die zu späte Beseitigung von Fehlentwicklungen entstehen Kosten, die durch ein an internationalen Grundsätzen orientiertem Konzernreporting vermieden werden können.

- Abstimmung von internem und externem Rechnungswesen

Die internationale Rechnungslegung ist stärker als die des HGB an Zeitwerten orientiert. Dadurch wird das externe Rechnungswesen mit dem schon immer an Wiederbeschaffungswerten orientiertem internen Rechnungswesen in Einklang gebracht.

- Verbesserung der Informationen für Kreditgeber

Eine Rechnungslegung nach internationalen Vorschriften, die eine kontinuierliche Realisierung von Umsatz und Gewinn vorsieht, führt zu einer Verstetigung des Gewinns und damit zur Beruhigung der Kapitalgeber.

Der Trend der Internationalisierung der Rechnungslegung zeigt sich dahingehend, dass Konzerne seit dem 01. Januar 2001 neben dem Jahresabschluss nach HGB auf Grund oben genannter (o.g.) Gründe auch einen Konzernabschluss nach den International Accounting Standards (IAS) erstellen.[4] Die Harmonisierung der Rechnungslegung in der europäischen Union hat zur Folge, dass spätestens ab dem 01.Januar 2005 Kapitalgesellschaften zur IAS-Konzernrechnungslegung verpflichtet sind. Im Entwurf der Europäische Union-Kommission (EU-Kommision) wird darüber hinaus das Recht eingeräumt, die Anwendung der IAS sowohl für den konsolidierten Abschluss als auch für den Einzelabschluss aller Unternehmen vorzuschreiben oder zuzulassen.[5] So wird auch zukünftig die Bedeutung des deutschen Handelsrechts für die Bilanzierung weiter abnehmen.

Dem Kern der Arbeit – Grundsätze für den Ansatz und die Bewertung von Finanzanlagen sowie von Sicherungsgeschäften aufzuzeigen – geht die Zielsetzung der internationalen Rechnungslegung voraus. Der Harmonisierungsprozess des Rechnungslegungssystems wird hierbei vor den Hintergrund der stärkeren Orientierung an den Bedingungen des Kapitalmarktes zur Zufriedenstellung der Informationsbedürfnisse der Investoren betrachtet. Das dritte Kapitel behandelt wichtige Begriffsbestimmungen von Finanzinstrumenten und deren Bewertung, die in den nachfolgenden Kapiteln von Bedeutung sein werden. Im vierten Kapitel wird die Problematik des bilanziellen Ansatzes sowie der bilanziellen Erfassung von Finanzinstrumenten nach IAS 39 erläutert, wobei die Verrechnung von Bewertungsergebnissen und Wertänderungen nicht vernachlässigt wird. Mit der inhaltlichen Ausführung des IAS 39 im Hinblick auf Sicherungsgeschäfte befasst sich das fünfte Kapitel, in dem neben den Varianten von Sicherungsgeschäften auch deren bilanzielle Erfassung aufgezeigt wird. Zum Abschluss wird das Thema einer kritischen Würdigung unterzogen. In der gesamten Arbeit werden einige englischen Fachtermini beibehalten, da sie in vielen Fällen inhaltlich von der deutschen Übersetzung abweichen.

2 Zielsetzungen der International Accounting Standards

Der Jahresabschluss nach IAS soll für einen weiten Adressatenkreis einen Einblick in die Vermögens- und Finanzlage sowie die Veränderung dieser Lage und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens liefern. Alle Regelungen richten sich konsequent auf die Informationsversorgung aus, wobei hier nicht, wie im Abschluss nach HGB, die Gläubiger an erster Stelle stehen. Die größte Bedeutung wird den gegenwärtigen und zukünftigen Kapitalgebern zugesprochen, die darüber informiert werden sollen, ob das Unternehmen langfristig ausreichende Mengen an Zahlungsmitteln und damit eine angemessene Verzinsung erwirtschaften kann.[6]

Es ist zu beachten, dass nach dem going-concern-Prinzip (Bewertung zu Fortführungswerten) der Rechnungslegung das Ziel der periodengerechten Erfolgsermittlung zu Grunde liegt.[7] Der true-and-fair-view-Grundsatz, dessen Ziel es ist, ein den Tatsachen entsprechendes Bild des Unternehmens zu geben, bildet daher das wichtigste Prinzip in der internationalen Rechnungslegung.[8] So wird durch die Einschränkung der Bildung stiller Reserven die Vertuschung von Verlusten und die Verschleierung der tatsächlichen Ertragslage verhindert. Ein höherer Eigenkapitalausweis ist die Folge. Eine Informations-, Dokumentations- und Ausschüttungsbemessungsfunktion fällt dabei dem Abschluss nur indirekt zu. Neben der innergemeinschaftlichen Harmonisierung soll so zunehmend eine den internationalen Maßstäben genügenden Rechnungslegung gefördert werden. Darüber hinaus soll die Standardisierung der Rechnungslegung so vorangetrieben werden, dass eine Prüfung für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vereinfacht wird.

3 Grundlegende Definitionen

3.1 Kennzeichnung Finanzinstrumente

Ein Finanzinstrument (Financial Instrument) ist ein „... Vertrag, der gleichzeitig bei dem einen Unternehmen zu einem finanziellen Vermögenswert und bei dem anderen zu einer finanziellen Verbindlichkeit oder einem Eigenkapitalinstrument führt.“[9] Wichtigste Voraussetzung für die Erfassung eines Finanzinstruments ist, dass das Unternehmen durch die vertraglichen Bestimmungen des Finanzinstruments Vertragspartner wird. Daraus lassen sich Finanzinstrumente in drei Kategorien einteilen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Einteilung von Finanzinstrumenten[10]

Die erste Gruppe bilden die finanziellen Vermögenswerte (Financial Assets), die sich aus originären und derivativen Finanzinstrumenten zusammensetzen. Diese Gruppe wird im folgenden Gliederungspunkt ausführlich darstellt. Finanzielle Verbindlichkeiten (Financial Liabilities) und Eigenkapitalinstrumente (Equity Instruments) bilden die beiden weiteren Gruppen, die an dieser Stelle einmalig genannt werden, aber nicht in den Themenbereich dieser Arbeit gehören.

3.2 Finanzielle Vermögenswerte

3.2.1 Originäre Finanzinstrumente

Bei den originären Finanzinstrumenten (Primary Instruments) handelt es sich um klassische Finanzinstrumente, die grundsätzlich zu ihrem vollen Wert erworben werden.[11] Etwaige Wertschwankungen basieren nicht auf anderen unterliegenden Werten oder Indexes und ihr Abwicklungsdatum liegt nicht in der Zukunft. Damit ist das gesamte Geldvermögen der Aktivseite der Bilanz erfasst, unabhängig davon, ob es sich um Aktien, Obligationen, Geldforderungen oder verzinsliche Wertpapiere oder um Investmentanteile an Sondervermögen handelt.[12] In allen Fällen steht dem Recht Bargeld zu erhalten, korrespondierend die vertragliche Zahlungsverpflichtung gegenüber.

3.2.2 Derivative Finanzinstrumente

Derivative Finanzinstrumente oder auch Derivate sind vertragliche Vereinbarungen, die sich durch drei Eigenheiten definieren lassen.[13] Der Wert des derivativen Finanzinstruments hängt von den Schwankungen anderer originärer Finanzinstrumente, so genannter Underlyings (Basisobjekte) ab. Underlyings können z.B. bestimmte Zinssätze, Wertpapier- oder Warenpreise, Wechselkurse oder Indizes sein. Zudem bedarf es zum Abschluss eines derivativen Vertrags keiner oder nur einer geringen anfänglichen Nettoinvestition. Ferner erfolgt die Erfüllung oder Abwicklung des derivativen Finanzinstruments in der Zukunft. Typisch für ein derivatives Finanzinstrument ist die Hebelwirkung, d.h. der Multiplikatoreffekt, mit dem sich die Wertschwankung des Underlyings in der Wertschwankung des derivativen Finanzinstruments auswirkt.[14] Dies birgt hohe oder gar unbegrenzte Zahlungsverpflichtungen beziehungsweise (bzw.) Gewinnchancen in sich, wobei keine neuen Risiken, sondern ausschließlich Marktrisiken der Underlyings widergespiegelt werden. Derivative Finanzinstrumente haben in der Regel (i.d.R.) einen Nennbetrag in Form einer Währung, einer Anzahl von Aktien, von Gewichts- oder Mengeneinheiten oder anderer im Kontrakt genannter Einheiten.[15] Zu den wichtigsten derivativen Finanzinstrumenten zählen Optionen, Futures, Forwards und Swaps, die im Folgenden kurz charakterisiert werden.

Optionen sind Vereinbarungen, bei denen dem Optionskäufer das Recht eingeräumt wird, zukünftig innerhalb einer bestimmten Frist oder zu einem bestimmten Zeitpunkt, mit dem Optionsverkäufer ein festgelegtes Vertragsverhältnis einzugehen.[16] Das Optionsgeschäft vollzieht sich in zwei Schritten: erstens den Kauf bzw. Verkauf des Optionsrechts und der Zahlung der Optionsprämie vom Käufer an den Verkäufer. Zweitens schließt sich die Erfüllungshandlung an, genauer gesagt die Ausübung der Option, wobei die Lieferung bzw. die Annahme des Underlyings durch einen Barausgleich ersetzt werden kann. Wird das Recht nach einer bestimmten Zeit nicht ausgeübt, verfällt die Option und der Käufer verliert die Optionsprämie. Man unterscheidet zwischen Kaufoptionen (calls) und Verkaufsoptionen (puts), die sich auf Underlyings wie Aktien, Devisen, Indizes, Swapgeschäfte und auf andere Optionen beziehen können.

Bei Futures handelt es sich hinsichtlich Nominalbetrag, Laufzeit und Basiswert um börsenfähige standardisierte Terminkontrakte. D.h. der Käufer bzw. Verkäufer verpflichtet sich eine bestimmte Menge des Underlyings zu einem fixierten Preis zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt zu kaufen bzw. zu verkaufen.[17] Die Underlyings basieren auf Devisen-, Zins- und Aktienindexes.

Im Gegensatz zu Futures sind Forwards nicht standardisiert und somit nicht Börsen gehandelte Finanzinstrumente. Ein Forward basiert auf dem Kauf bzw. Verkauf einer bestimmten Menge des Underlyings mit Lieferung und Abrechnung zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt.[18] Underlyings sind sowohl Waren, Staatspapiere, Fremdwährungen wie auch andere Finanzinstrumente. Die in der betrieblichen Praxis bedeutendsten Forwards sind Devisenforwards.

[...]


[1] vgl. Krawitz 2001, S. 629

[2] vgl. Krawitz/ Albrecht/ Büttgen 2000, S. 541 ff.

[3] vgl. Lüdenbach 2001, S. 21

[4] vgl. IAS 2001, S. 927

[5] vgl. Prof. Dr. Kümpel 2002, S. 19

[6] vgl. Selchert 1998, S. 12f.

[7] vgl. Lüdenbach 2001, S. 37

[8] vgl. Neuß 1998, S. 8 f.

[9] IAS 39.8, 2001, S. 943

[10] Scharpf 2001, S. 15

[11] vgl. Böckli 2000, S. 191

[12] vgl. Scharpf 2001, S. 16

[13] vgl. Scharpf 2001, S. 53

[14] vgl. Böckli 2000, S. 192

[15] vgl. IAS 39.13, 2001, S. 947

[16] vgl. Rudolph 1995, S. 147

[17] vgl. Rettberg, Zwätz 1995, S. 77

[18] vgl. Downes 1993, S. 371

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Ansatz und Bewertung von Finanzanlagen nach Maßgabe von IAS 39
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim, früher: Berufsakademie Mannheim  (Fachbereich Wirtschaft/ Industrie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V10293
ISBN (eBook)
9783638167574
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
IAS 39, Hedge Accounting, Fair Value, Sicherungsgeschäfte, Finanzinstrumente
Arbeit zitieren
Petra Rudolf (Autor:in), 2002, Ansatz und Bewertung von Finanzanlagen nach Maßgabe von IAS 39, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10293

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