Stottern als dialogische Fehlentwicklung


Elaboración, 2001

24 Páginas


Extracto


Literatur:

Bindel, Rolf: Stottern als dialogische Fehlentwicklung. Göttingen (Verlag für Psychologie) 1987.

Zusammenfassung von Kapitel 3 & 4 !

Stottern als dialogische Fehlentwicklung

Das Problem Stottern

Stottern hat es immer und auf der ganzen Welt gegeben. Gegenwärtig geht man von davon aus, dass ca. 1% der Gesamtbevölkerung vom Stottern betroffen sind. Obwohl das Phänomen Stottern über Jahre hinweg wissenschaftlich erforscht wurde, bleiben Ursachen, Funktion und Wirkung von Therapien ungeklärt. Stottern entsteht in der Kindheit und ist dann oft noch rückbildbar. Bestehen die Symptome allerdings bis in das Erwachsenenalter hinein, werden sie außerordentlich therapieresistent. Gegenwärtig kann beim Erwachsenen durch Therapie einzig eine Verminderung der Symptome, aber keine Heilung erreicht werden. Im Vergleich zu anderen psychischen Symptomen gilt das Stottern als die am schwierigsten zu beeinflussende und komplexeste Störung überhaupt. Ein Beleg ist die Tatsache, dass der überwiegende Teil therapieresistenter Erwachsener bereits in der Kindheit erfolglos behandelt wurde.

Die Therapieformen unterscheiden sich meist in zwei Hauptrichtungen. Zum einen wird das Stottern als eine Störung der Sprechweise betrachtet oder aber als Ausdruck einer Personstörung.

(Vgl. S.1)

Das Stottern lässt sich nicht auf einen Organdefekt beziehen, da jeder Stotternde sehr wohl in der Lage ist, normal zu sprechen. Das Stottern tritt auch nur zu bestimmten Punkten im Sprechen mit anderen Personen auf und der Rest der Aussage kann normal gesprochen werden.

Auf unvorhersehbare und unkontrollierbare Weise ist das Aussprechen eines Wortes behindert, wobei das Aussprechen entweder gar nicht gelingt, erst nach längerer in- nerer Verarbeitungszeit oder nur mit einer speziellen Sprechstrategie. Stottern nimmt bei einem Bericht oder der Beantwortung von Fragen zu und ist am stärksten beim spontanen Reden. Eine Vermehrung des Stotterns im Zusammen- hang mit der inneren Erregung wird in der Literatur festgestellt. Demnach ist das Stottern auch stark von der Beziehung zum jeweiligen Gesprächspartner abhängig und variiert von Person zu Person.

(Vgl. S.2 a.a.O)

Wie äußert sich das Stottern?

Meist ist beim Stottern der Sprechbeginn eines Wortes betroffen, aber niemals das Wortende.

Je nach Schweregrad des Stotterns ist der Anfang einer Aussage, der Anfang von Aussagesegmenten, der Anfang zahlreicher Wörter einer Aussage oder der Anfang von Wortteilen betroffen.

Es ist möglich, dass Stottern äußerlich zu verändern, in dem innere Strategien entwickelt werden.

(Vgl. S.3 a.a.O.)

Entsprechend dem Ausmaß der Abänderung, werden die Sprechsymptome in drei Gruppen eingeteilt:

Symptome, die unmittelbar als Stottern erkannt werden, sind vor allem gehäufte Laut- und Silbenwiederholungen oder massive Verspannungen bei der Artikulation. Es können Blockierungen durch muskuläre Spasmen der Artikulationsorgane auftreten, die willkürliche nicht mehr zu kontrollieren sind.

Bei Symptomen, die weniger deutlich als Stottern erkannt werden, ist Stottern in eine scheinbar sozial akzeptable Form umgewandelt worden. Beim Zuhörer soll zum Beispiel der Eindruck entstehen, als denke der Stotterer nur nach, als sei er abgelenkt oder als habe er Halsbeschwerden. Bei Verzicht auf diese Strategien würde Stottern wieder in seiner direkten Form auftreten.

Sprachbegleitende Symptome durch weitere körperliche Bewegungsanomalien ent- stehen aus Versuchen, Stottern übermäßig gewaltsam zu kontrollieren. Dem eigentli- chen Stottern können unter Umständen Bewegungsrituale vorausgehen, die sich in der Vergangenheit als scheinbar effektiv erwiesen haben.

(S. 3 a.a.O)

Stottern als Dialogproblem

Betrachtet man das Stottern als eine spezielle Störung des dialogischen Sprechens lassen sich fo lgende Punkte festhalten:

Das Stottern ereignet sich nur zu bestimmten Augenblicken im Dialog und ist ein Kontrollmechanismus gegenüber möglichen Sprechabweichungen. Beim Stottern selbst laufen unkontrollierbare muskuläre Spasmen ab, die zu einem unkontrollierbaren Sprechproblem werden.

Außerdem ist das Stottern von der interpersonellen Beziehung und somit von der kritischen Sprechanforderung und Sprechbeobachtung abhängig. Zusätzliche Belastungen wie Erregung oder Ängste vermehren die Stottersymptome. Es ist anzunehmen, dass Stottern als Folge einer äußeren Sprechkritik entsteht. Beziehungsprobleme zu den Erziehungspersonen, Sprechlabilität des Kindes oder äußere Leistungsanforderungen sind mitauslösende Faktoren.

(Vgl. S. 67 a.a.O)

Sprechunregelmäßigkeiten

In einem Dialog sind Sprechunregelmäßigkeiten ein vollkommen normaler Bestandteil. Diese Unregelmäßigkeiten lassen sich in drei Gruppen unterscheiden. Bei der leeren Pause spricht man von der natürlichsten Form der syntaktischen Strukturierung. Hingegen geht man bei durch Ersatzlaute gefüllten Pausen und den Sprechfe h- lern im engeren Sinne davon aus, dass sie vom Redner dazu gebraucht werden, um Leerzeiten beim Sprechen zu überbrücken bzw. zu vermeiden.

Vergleicht man Stotterer und Normalsprechende, lässt sich feststellen, dass bei bei- den die gleichen Sprechbelastungen zu Sprechunregelmäßigkeiten führen. Der Un- terschied ist allerdings, dass sich der Normalsprechende zu korrektem Sprechen zwingen kann, beim Stotterer aber gerade dieser selbstauferlegte Druck das Stottern noch weiter verstärkt.

(Vgl. S.68 a.a.O.)

Dialogische Sprechabstimmung Jeder Dialog unterliegt komplexen Planungen, im Besonderen muss der Inhalt mit den interpersone llen Beziehungen vereinbart und anschließend sprachlich gestaltet werden.

Personen wollen durch ihr Sprechen beim Dialogpartner etwas erreichen, demzufo l- ge orientiert sich die gesamte Sprechregelung über die Kenntnis des Gegenübers, die Beziehung zu ihm und entsprechend seiner Rückmeldung.

Es wird jedoch niemals zu einer vollständig flüssigen Gesprächsabstimmung kommen können. Der Dialog gestaltet sich um so schwerer, je fremder sich zwei Personen sind, um so mehr sich ihr Kenntnishintergrund unterscheidet und um so weniger Rückmeldungen sie sich im Gespräch geben.

Nach einem psycholinguistischem Modell von Jaffe, Anderson und Stern können die Dialogprozesse vier Beziehungsebenen zugeordnet werden.

Auf der Ebene der dialogischen Grundbeziehung erfolgt die Festlegung, ob ein Dia- log aufgenommen wird. Die Qualität der Grundbeziehung ist im Ausmaß der Kom- munikationsbeachtung der Dialogpartner zu erkennen. So kann eine Aussage des Dialogpartners missachtet werden oder die Aussage wird beachtet, aber nur um die eigene Argumentation zu stützen. Ein intensiveres Verstehen ergibt sich allerdings erst aus der Bereitschaft, eigene Konzeptionen zu erweitern oder sogar abändern zu wollen.

Auf der Ebene des dialogischen Rhythmus regelt sich die Abfolge der Sprecheinhei- ten zwischen den Dialogpartnern. Das Hauptmerkmal des Dialogs ist der rhythmi- sche Sprechwechsel zwischen den Beteiligten. Da gleichzeitiges Zuhören und Spre- chen die geistigen Kapazitäten übersteigen würde, sollte immer nur ein Ge- sprächsteilnehmer reden und der andere zuhören. Ein Wechsel der Sprechrollen vollzieht sich in der Regel in Sprechpausen, die entweder bewusst in das Gespräch eingebunden oder aber vom Zuhörer erzwungen werden, in dem er den Sprecher unterbricht. Sprechinitiative und Sprechdauer sind von Dominanz und Beeinflussbar- keit der Dialogpartner abhängig.

Auf der Ebene der semantischen und syntaktischen Expression vollzieht sich die Formulierung. Im Normalfall ist kaum eine Aussage komplett wörtlich vorplanbar. So muss der Wissenshintergrund des Dialogpartners berücksichtigt werden. Insbeson- dere der spontane Dialog stellt besondere Anforderungen an die Aussagestrukturie- rung. Permanent müssen auf Grund des Feedbacks des Zuhörers, wie etwa Zustim- mung, Ablehnung, Unverständnis oder Langeweile Umstrukturierungen vorgenom- men werden.

Man kann also sagen, dass bei der Formulierung Regeln zu beachten sind. So muss die Rede für den Zuhörer relevant sein, so dass er nicht gelangweilt wird. Die Rede muss den Kenntnisstand des Zuhörers vorweg nehmen und soll vom Allgemeinen zum Speziellen fortschreiten. Zur Aufmerksamkeitssteigerung sollen nonverbale Elemente beitragen.

Auf der Ebene der Phonation erfolgt die akustische Aussteuerung der Aussage über Phonation, Artikulation, Akzentuierung, Sprechgeschwindigkeit, Mimik, Gestik und Körperhaltung. Die extraverbale Kommunikation (Mimik, Gestik, Blickkontakt) repräsentiert dabei den emotionalen Zustand.

(Vgl. S 68- 69 a.a.O)

Dialogische Sprechbelastung

Bei Belastungen vermehren sich Sprechunregelmäßigkeiten. So wirken sich geistige Anforderungen unmittelbar auf die Sprechunregelmäßigkeiten aus. Dies ist in einer Hierarchie erkennbar, in der zunehmend mehr Anforderungen an die Formulierung der Rede gestellt werden, da die organisierbaren Strukturen abnehmen und somit eine fortwährende Neueinstellung in Inhalt und Form erforderlich wird: Lesen, Nacherzählen, Erzählen und spontane Konversation.

Weiterhin führen emotionale Erregungszustände zu Planungs- und Sprechstörungen, so dass Sprechpausen und Sprechfehler vermehrt und die Sprechkontrolle vermin- dert ist.

Darüber hinaus bestimmt die interpersonelle Beziehung Inhalt und Form der Aussage. Über Körperaktivität teilt der Zuhörer sein Ausmaß an Dialogbereitschaft mit. (Vgl. S. 70- 71 a.a.O.)

Die dialogische Sprechlabilität des Kindes

Das Kind hat in seiner Entwicklung die schwierige Aufgabe, die sprachlich voll entfa ltete Umwelt, mit allen Kenntnissen und Konventionen des Erwachsenen aufzune h- men. Der Erwachsene muss sich mit seinen Anforderungen dem Wissenstand des Kindes anpassen. (Vgl. S. 71)

Im ersten Lebensjahr werden die lautlichen Äußerungen des Kindes vollständig be- achtet und häufig imitiert. Im zweiten Lebensjahr entstehen die ersten Worte und Zweitwortsätze, die wiederum eine vollständige Resonanz erfahren. Im dritten Le- bensjahr vergrößert sich der Wortschatz von ca. 50 Wörtern auf 3000 Wörter. Jetzt wird situativ ein Dialog mit Erwachsenen möglich, das Kind kann direkter seine Be- dürfnisse sprachlich ausdrücken und wird selbst direkter sprachlich dirigiert: die Sprache des Kindes wird sozial orientiert. Erst im vierten Lebensjahr wird ein Dialog über mehrere wechselseitige aussagen möglich. Erst die routinierte Verwendung ganzer Aussagesegmente führt zur kommunikativen Kompetenz. Im fünften Lebens- jahr sind die Hauptstrukturen der Sprachfähigkeit vorhanden, die dialogische Rede ist jedoch noch labil. Die Sprechleistung des Kindes unterliegt daher einer starken situativen Variation, so ist sie beispielsweise im Spiel deutlich besser als bei einer offiziellen Sprechaufforderung. Erst das achtjährige Kind beginnt die komplexen Grundregeln des Dialogs zu beherrschen. Intellektuelle Berechnungen werden mög- lich, die optimales Reagieren erlauben. Kommunikative Absicht, Partneraktivität und situative Angemessenheit werden koordiniert.

Sprechunregelmäßigkeiten wie Korrekturen, Wiederholungen, gefüllte Pausen ergeben sich bei Kindern häufig und vermindern sich bis in die späte Kindheit kaum. (S. 71- 72 a.a.O.)

Die dialogische Labilität auf der Ebene der Grundbeziehung : Für das Kind hat das Sprechen andere Prioritäten als für den Erwachsenen. In erster Linie ist die Kontakt- aufnahme wichtig und nicht die inhaltliche Mitteilung. Das Kind hat das besondere Bedürfnis von sich selbst zu sprechen und bleibt die Bestätigung des erwachsenen Dialogpartners aus, kommt es zu Sprechstörungen und einer starken dialogischen Belastung. Demnach ist das Kind beim Weitersprechen extrem von gestischen und mimischen Signalen des Zuhörers abhängig und bedarf einer ständigen Ermutigung.

Die dialogische Labilität auf der Ebene des dialogischen Rhythmus: Die dialogische Flexibilität ist beim Kind reduziert. Einschränkungen in der Aufmerksamkeit, Unter- brechungen oder Vorwegnahmen führen direkt zu Aussageeinbrüchen. Erst durch einen intensiven Lernprozess wird es das Kind schaffen, sich von der absoluten Aufmerksamkeit zu lösen und eine Dialogabfolge einzugehen. Zu erlernen sind Kriterien wie Reihenfolge, Sprechdauer und vordringliche Mitteilungen.

Die dialogische Labilität auf der Ebene der Semantik und der Syntax: Beim Kind sind sprachliche Darstellungen weniger entfaltet und logisch unvollständiger. Vor allem bei komplexeren Darstellungen mit längeren Ausführungen sind häufig Korrekturen notwendig. Der erwachsene Gesprächspartner muss seine Erwartungen an Realismus und Perfektion herabsetzten. Kritik, Kontrolle und Fragen erschweren die Strukturierungsversuche und stören das Kind in seiner Mitteilung.

Die dialogische Labilität auf der Ebene der Phonation: Die Fähigkeit zum lautlich kor- rekten Sprechen ist im allgemeinen im sechsten Lebensjahr erreicht, aber noch sind nicht alle Begriffe verfügbar. Die eigene Wortverfügbarkeit wird leicht überschätzt, wodurch es zu Sprechfehlern kommt. Kritik führt zu noch größeren Sprechverunsi- cherungen.

(Vgl. S. 72- 73 a.a.O.)

Das angemessene Reagieren des Erwachsenen ist enorm wichtig, da sowohl zu in- tensives als auch zu geringes Reagieren die Darstellungen des Kindes erschüttern können. Im Kampf um Sprachbausteine ist das Kind in beiden Fällen emotional be- lastet, in seiner Aussage verunsichert und es kommt zu mehr Sprechstörungen. Normalerweise entsprechen Eltern der dialogischen Labilität ihres Kindes durch tole- rante Sprecherwartungen. Auch die eigene Sprechweise wird grammatikalisch ver- einfacht, verlangsamt und informationsbetont dem Kind angepasst. Das angemesse- ne Sprachniveau des Erwachsenen wird aus Versteh- und Ausdrucksvermögen des Kindes erschlossen.

Demnach bewegen sich das Kind und der Erwachsene in einem Dialograhmen, der tolerant gegenüber Sprechunregelmäßigkeiten ist.

(Vgl. S. 73- 74 a.a.O.)

Die Entwicklung der Sprechsymptome des Stotterns In einem Modell lässt sich die Entstehung von Stottern durch eine dialogische Überlastung erklären. Das dialogische Sprechen erfordert vom Kind Regulierungsleistungen, die sowohl von der geistigen Kapazität, als auch vom emotionalen Zustand und den Anforderungen des Dialogpartners geprägt sind.

Das dialogische Sprechen ist kapazitätslimitiert. Das bedeutet, dass das Kind im Fal- le einer Überforderung in eine n Geschwindigkeits- Genauigkeitskonflikt gerät. Ent- weder wird mehr Zeit benötigt oder aber die Antwort wird fehlerhaft. Beobachtungen zeigen, dass sich das Kind für die Geschwindigkeit und gegen die Genauigkeit entscheidet. Stottern wird zur lautlichen Füllung einer Leerzeit. (Vgl. S. 76 a.a.O.)

Stottern als Silbenwiederholung

Tritt Stottern das erste mal auf, so ist das häufigste Merkmal die Silbenwiederholung, ein eigentlich normaler Sprechfehler. Aber gerade die rasche und längere Folge des gleichen Sprechfehlers (Dasdasdasdasdas ist ein Hund) provozieren die Diagnose Stottern.

Die Ursache für die Silbenwiederholungen lässt sich in der Entwicklungspsychologie finden. Gerät der Mensch in eine Stresssituation ist das Zurückgreifen auf bekannte Situationen oft sinnvoll. Demnach ist die Wiederholung von Worten oder Wortteilen in einer belastenden Situation naheliegend.

Unter einer Belastung ist Nichtssprechen keine dialogische Lösung; Silbenwiederholungen entsprechen hingegen dem Kommunikationsimpuls.

Bei Vorschulkindern führt der Antrieb zur Mitteilung zu Wiederholungen. Beim älteren Kind nehmen die Wiederholungen ab, dafür vermehren sich die leeren Pausen, die Neuanfänge und Interjektionen in der Aussage.

Die Anzahl der Sprechfehler nimmt im Bereich von vier bis acht Jahren insgesamt kaum ab.

Auf Grund von früheren Sprecherfahrungen befürchtet der Redner beim Entstehenlassen einer Leerzeit unterbrochen zu werden. Bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen, soll durch die gefüllte Pause Zeit gewonnen und ein Signal des Weiterredenwollens gesetzt werden.

Das höchste Vorkommen hat die gefüllte Pause beim spontanen Sprechen, da hier besonders schnell Aussagestrukturierungen vorgenommen werden müssen. Die Aufmerksamkeitsfähigkeit des Kindes führt zum Problem des Sprechfehlers als aufrechterhaltendes Dialogmittel. Das Kind ist nur für kurze Zeitspannen voll zur

Aufmerksamkeit fähig und wird von den Sprechfehlern von seinem eigentlichen Mitteilungsversuch abgelenkt. Somit erschwert und grenzt das Stottern die Aussagestrukturierung zusätzlich ein.

Da sich die Kinder der Regeln der Sprache bewusst sind, nehmen sie auch ihr Sto t- tern bewusst wahr. So entsteht Furcht vor dem Kontrollverlust und Wiederholungen beim Sprechen.

(Vgl. S. 76- 78 a.a.O.)

Zusammenfassend ist festzustellen: Stottern ist zunächst das Problem einer Pausenfüllung beim dialogischen Sprechen. In einem Geschwindigkeits- Genauigkeitskonflikt im Dialog mit dem Erwachsenen hat sich das stotternde Kind für die fehlerhafte Reaktion entschieden: eine Leerzeit wird rasch mit Silbenwiederholungen gefüllt. Das Bewusstsein dieser Sprechstörung kann die Sprechleistung dabei noch mehr stören und noch mehr Stottern auslösen. (S. 78 a.a.O.)

Stottern als Wortanfangsblockierung Wenn innere und äußere Ansprüche verlangen, dass Wiederholungen vermieden werden, verschiebt sich das Stottersymptom. Dadurch, dass das Kind zwanghaft ver- sucht die Wortanfangswiederholung zu kontrollieren kommt es zu muskulären Ver- spannungen. Als Folge wird dadurch speziell der Worta nfang blockiert. Der Zustand für das Kind wird noch verschlimmert, wenn der Zuhörer offenkundig macht, dass er nachfolgend ein richtiges Sprechen anstelle des Stotterns wünscht. (Vgl. S. 78 a.a.O.)

Stottern als Blockierungsveranlagung

Bei Versuchen zu besserem Sprechen entstehen Blockierungsveranlagungen. Ver- sucht der Stotterer mit Gewalt gegen eine Blockierung anzugehen, können Blockie- rungen entstehen, die alle Sprechmuskeln betreffen können. Bei diesen Verspan- nungen geht der Bezug zum Wortanfang verloren, und der Stotterer versucht aus- sichtslos aus einer falschen Artikulationsstellung heraus zu sprechen. (Vgl. S. 79 a.a.O.)

Koartikulationssymptome

Lang anhaltendes Stottern und Blockierungen haben Auswirkungen auf die gesamte Sprechweise. Durch angespannte Artikulation versucht der Stotterer Blockierungen zu verhindern.

Koartikulationssymptome werden durch einen übermäßigen Geschwindigkeitsanspruch verursacht.

(Vgl. S. 79 a.a.O.)

Die Hierarchie der Sprechsymptome

Das Stottern verändert sich in einer hierarchischen Entwicklung. Die offene Wieder- holung wird durch Verspannungen und Sprechtricks immer mehr unterdrückt. Zu intensive Sprechanforderungen können zu Sprechstörungen beim störanfälligen Kind führen. Das Stottern besteht aus dem Versuch, trotz innerer oder äußerer Stö- rung weiterzusprechen. Wiederholungssymptome entstehen durch eine Störung auf dem Niveau der inneren Satzplanung, Blockierungen erst durch äußere Kritik. Die vielfältige Stottersymptomatik entsteht erst aus den Versuchen, die Blockierungen vermeiden zu wollen.

(Vgl. S. 80 a.a.O.)

Die inneren Symptome beim Stottern

Die Erwartungsängste werden um so größer, je unkontrollierbarer das Stottern erfa h- ren wird. Durch rechtzeitige Reaktionsversuche wird das Stottern noch verstärkt. Da der Stotterer vor Leerzeiten Angst hat und motiviert ist im Dialog mitzuhalten, ist das Stottern zunächst ein Problem der Pausenfüllung, in dem gewaltsam versucht wird die Pause zu beenden. Erst daraufhin wird es zu einem Problem des Worta n- fangs.

Da der Stotterer so auf seinen Mitteilungswunsch fixiert ist, nimmt er sich die Möglichkeit der Sprachsteuerung. Sprechvariationen, Verlangsamungen, Beschleunigungen oder Betonungen sind ihm nicht möglich.

Bei allen Stotterern ist eine Sprechscham zu beobachten. Die Entwicklung der Stot- tersymptome ist bestimmt durch den Versuch, sprachlich unauffällig zu erscheinen. Die Angst vor der Blockierung (Unfähigkeit ein bestimmtes Wort auszusprechen) kann so groß sein, dass selbst das Denken an die Blockierung eine solche auslöst. (Vgl. S. 81- 83 a.a.O.)

Grundkonzeptionen einer Therapie des Stotterns

Beim Stottern ergeben sich Symptome auf drei Beobachtungsebenen:

1. Ebene des Verhaltens: Sprechsymptome schleifen sich ins allgemeine Verhalten ein und darauf aufbauende Muster wie Blockierungssymptome und muskuläre Spasmen manifestieren sich.

2. Ebene des Denkens: Erwartungsängste herrschen vor, die Vorstellung vom Stot- tern kann zum Beispiel das Stottern auslösen.

3. körperliche Ebene: Emotionen wie Angst oder Scham sowie diverses Vermei- dungsverhalten in Verbindung mit dem Stottern können von Person zu Person unterschiedliche körperliche Reaktionen auslösen.

Mögliche Therapieansätze:

1. „Dekonditionierung der Angst zum angstauslösenden Reiz“ (siehe S. 91). Der

Reiz, der die Angst auslöst, soll Angstattribute verlieren.

2. Primäre Veränderungen auf der Ebene des Verhaltens und des Denkens, die kör- perliche Ebene wird automatisch mitvollzogen. In-vivo-Desensibilisierung legt es darauf an, dass Vermeidungsverhalten durch Verhaltensalternativen ersetzt wird. Außerdem können falsche Ansprüche an das Verhalten abgebaut werden.

3. Die Ängste betreffen Sprechgeschwindigkeit, Sprechgenauigkeit und Sprech- blockierungen. Diese drei Angstfaktoren müssen bei der Therapie berücksichtigt und abgebaut (nicht unterdrückt) we rden.

Jede Therapie muss auf die Person individuell abgestimmt werden, insbesondere auf das Alter muss geachtet werden.

Die Therapie des Stotterns beim Kind

Dialogische Belastungen:

1. Störung der scheinbar nicht gesicherten interpersonellen Grundbeziehung

2. Negative Dialogerfahrungen, Äußerungen bzw. Miteilungsabsichten werden nicht genügend respektiert

3. Negative Dialogerfahrungen, Gegenüber legt statt auf den Inhalt zu großen Wert auf die Formulierungen

4. Negative Dialogerfahrungen, Sprechweise wird ständig kritisiert

Bei derartigem negativen Hintergrund redet das Kind nicht mehr frei und kann somit immer weniger den Geschwindigkeits- und Genauigkeitsanforderungen entsprechen. Symptome werden somit erhalten, vermehrt und andere ausgelöst. Das Kind nimmt wahr, dass die Eltern das Stottern als etwas Negatives sehen, diese elterliche Sprechkritik ruft im Kind eine Blockierung hervor und fördert somit auch das Sto ttern.

Die Verminderung der dialogischen Anforderungen

„Stottern kann rasch entstehen, es kann sich aber nur langsam wieder zurückbilden“ (siehe S. 93). Dem Stottern kann also nicht nur ein paar Stunden in der Woche ent- gegengewirkt und sonst nicht beachtet werden, sondern es muss in den Alltag ein- gebunden sein. Erst durch einen großzügigen Dialograhmen kann das Kind die Angst vor Unsicherheiten, Fehlern und dem Stottern langsam verlieren und zu einer Sprechsicherheit führen.

Eltern können meist nicht ad hoc ihre Ansprüche umkehren und wie nötig auf das Kind eingehen. Deshalb ist ein wichtiger Teil der Therapie die Beratung und Unterstützung der Eltern. Dieses findet nicht einmalig zu Beginn der Therapie statt, sondern in regelmäßigen Abständen. Hier werden dann auch Schwierigkeiten und/oder Fortschritte sowie das weitere Vorgehen besprochen werden.

Wichtigster Bestandteil der Therapie ist die Verminderung der dialogischen Anforderungen. Dies kann auf unterschiedlichen Ebenen gesche hen :

1. Ebene der Grundbeziehung: Die Ursachen für das Stottern kann muss aber nicht in den Beziehungs- und Erziehungssystemen des Kindes begründet sein. Unab- hängig davon sollte bei der Therapie auf eine Verminderung der „Erziehungs- probleme“ (siehe S. 93) und die „individuellen Beziehungsbedürfnisse“ (siehe S. 93) geachtet werden, so dass das Kind dort Entspannung erfährt. Überfordernde Erwartungen, mangelnde Gefühlsausdrücke, Erklärungsverweigerungen oder un- terschwellige Allianzen (vgl. S. 93) stellen ein absolutes Tabu dar.

2. Ebene des dialogischen Rhythmus ‘: Das Kind soll jegliche Art von sprachlicher Kommunikation mit positiven Gefühlen verbinden können. Das heißt, dass alle Äußerungen beachtet und darauf eingegangen werden sollte. „Sprechendürfen hat Vorrang vor allen andern Bedürfnissen“ (siehe S. 93). Analysiert und gege-benenfalls verändert sollten auch die Kommunikationsmuster werden bzw. die Häufigkeit der Interaktionen. Spricht das Kind zum Beispiel selten mit dem Vater, sondern eher über die Mutter mit dem Vater und umgekehrt?

3. Ebene der Semantik und Syntax: Dem Kind muss die Sicherheit gegeben wer- den, dass kein Wert auf die Art der Äußerung, sondern auf den Inhalt gelegt wird bzw. Toleranz zu Sprechabweichungen vorherrscht (das geht aber nicht so weit, dass gesagt wird du kannst sprechen wie du willst.). So erlangt es „Vertrauen in seine Kommunikationsfähigkeit“ (siehe S. 93) zurück.

4. Ebene der Phonation: Das Kind soll zu der Einsicht kommen, dass scheinbar feh- lerhaftes Sprechen besser ist als unterdrücktes und spannungsvolles. Die „Frei- heit zum Experimentieren und Versprechen“ (siehe S. 95) sollte dem Kind ganz bewusst sein, Sprechfehler sind keine Blöße.

Die Rückarbeitung der Sprechsymptome

Das therapeutische Vorgehen zur Rückbildung der Sprechsymptome vollzieht sich in drei unterschiedlichen Bereichen:

1. Einstellungsveränderung bei den Eltern: Die Eltern sollen zu Beginn der Therapie wie oben schon erwähnt über das Stottern allgemein und speziell bei ihrem Kind aufgeklärt werden sowie über wichtige Einze lheiten die für die Rückbildung der Sprechsymptome wichtig sind (zum Beispiel: (a) Wiederholungssymptome sind günstiger als Unterdrückungsversuche, (b) Stottern ist keine Beeinträchtigung der Kommunikation/ Sprechunsicherheiten und Sprachfehler akzeptieren, (c) ge- rade beim Stottern sollte positiv auf den Inhalt reagiert we rden, (d) die Symptome können sich während der Therapie anfänglich verschlechtern - das ist nicht ne- gativ, denn die therapeutische Wirkung vollzieht sich in schlechteren Phasen, (e) in diesen Phasen ist dem Kind mit Toleranz und Lernerfahrung über Sprechkor- rekturen zu helfen).

2. Modellierung des Sprechens: Der Therapeut stellt für das Kind ein Sprechvorbild dar, für die Eltern ist er ein Beispiel im Umgang mit dem Kind. Er sollte „verlang- samt, entspannt, pausierend, eventuell gedehnt oder mit Wortwiederholungen“ (siehe S. 96) sprechen. Korrekturen des Kindes werden allenfalls eingestreut oh- ne die entspannte Lage zu stören, außerdem kann durch „Lächeln, Aufmerksam- keit [oder] Kopfnicken“ (siehe S. 96) auf leichte Formen des Stotterns oder nor- male Sprechstörungen eingegangen werden. Dem Kind sollte deutlich gemacht werden, dass sich durch Pausen- und Gestaltungsmomente Stottern verhindern lässt.

3. Direktere Interventionen: Eine direkte Einwirkung auf das Sprechen ist notwen- dig, wenn ein Kind sehr stark stottert. Dabei ist zu beachten, dass das Kind damit nicht mit scheinbar unerfüllbaren Ansprüchen konfrontiert wird! Diese Einwirkun- gen können zum Beispiel durch verminderten Zeitdruck (bei zwanghaft massier- ten Silbenwiederholungen), Anregungen von Wiederholungssymptomen (bei massiven Blockierungen) oder einfache Sprechkorrekturen erreicht werden.

Zur Therapie beim älteren Kind

Bei älteren Kindern ist Scham und Furcht vorm Stottern größer als bei jüngeren, au- ßerdem haben Eltern einen höheren Anspruch an die Sprache ihrer älteren Kinder. Eltern erwarten überdies, dass eine Therapie sofort Besserung bringt und stellen somit auch hohe Anforderungen ans Kind, denen dieses gar nicht entsprechen kann und dadurch eher negativ beeinflusst wird. Sinnvoll ist es, wenn häufig ein Elternteil an den Übungen teilnimmt und diese Übungen zu Hause ebenfalls durchgeführt wer- den.

Das direkte Einwirken bei der Therapie auf das Sprechen ist bei älteren Kindern unabdingbar. Hauptsächlich wird die Therapie über „Spannungsauflösungen bei Blockierungen“ (siehe S. 98) durchgeführt.

Durch die Mitarbeit des Kindes sollen die hohen Ansprüche an Geschwindigkeit und Genauigkeit sowie Angst vor den Blockierungen (vgl. S. 98) abgebaut und der Weg zum stotterfreien Sprechen begangen werden. Diverse Übungen helfen, die starre Einstellung zum Sprechen zu überwinden.

Die Therapie des Stotterns bei Jugendlichen und Erwachsenen Bereits bei Jugendlichen und später auch bei Erwachsenen besteht das „Stottern in all seinen Komponenten“ (siehe S. 98) und hat sich in den allgemeinen Sprechgebrauch und den Alltag der Person integriert, so dass sich beispielsweise Symptome und Ängste schon sehr festgefahren haben. (Symptome einer Stufe werden durch die der nächsten ersetzt und Ängste summiert!)

Die Therapie beinhaltet die Rückführung von Stufe zur nächst unteren und Bewältigung der Ängste, dies geschieht unter anderem durch folgendes:

1. Abbau der Angst vor Blockierungen

2. Verminderung der inneren und äußeren Dialogansprüche

3. Toleranz gegenüber zeitlich und akustisch unregelmäßigen Sprechens

4. Erlernen von Sprechstrategien

Die Rückarbeitung der Sprechsypmtome Abbau der Wortanfangsblockaden:

Für den Abbau der Vermeidungs- und Verlagerungssymtptome ist die Bewältigung der Wortanfangsblockade entscheiden (vgl. S. 99). Bei der Wortanfangsblockade werden Atmung, Artikulation und Phonation durch Verspannung der addduktorischen Sprechmuskeln reflexhaft gestoppt, das weitere Wort ist davon nicht betroffen. Durch Abspannung bzw. Gegenbewegung wird die Blockade aufgehoben und mit der Zeit verliert sich der Reflex durch Nichtgebrauch.

Eine solche Blockade kann an den drei hauptsächlichen Artikulationsorten stattfi n- den:

1. Rachenraum: Einige Laute werden im Rachenraum gebildet, wie zum Beispiel R und K. Eine Blockierung in diesem Bereich entsteht durch Verspannen der Kehlkopfmuskulatur (hierbei kann die Zunge nicht mehr fest in den Rachenraum zurückgezogen werden) oder durch Verspannen der Kiefermuskulatur. Eine Lösung kann durch die Entspannung der Muskeln, d.h. entspannte Vorlage der Zunge, leichte Mundöffnung, lockeren Kiefer und entspannte Vokalisation in die offene Ausatmung (vgl. S. 99) erreicht werden.

2. Gaumenbereich: Einige Laute werden mit Hilfe der Zunge am Gaumen gebildet, wie zum Beispiel D und L. Eine Blockierung in diesem Bereich entsteht durch Verspannen von Zunge und Unterkiefer. Eine Lösung kann durch die Entspannung der Kiefermuskulatur und eine flachere, vom Gaumen entfernte Zungenbewegung erreicht werden.

3. Lippenbereich: Einige Laute werden mit Hilfe der Lippen gebildet, wie zum Bei- spiel M und F. Eine Blockierung in diesem Bereich entsteht durch zu starkes Zusammenpressen der Lippen. Eine Verbesserung kann durch Lockerung des Lippenverschlusses erreicht werden.

Bei solchen Entspannungen sind „Sprachpräxision und Lautreinheit“ (siehe S. 100) eingeschränkt. Durch diese Therapie soll keine neue Sprechweise eingeübt werden,

Stottern als dialogische Fehlentwicklung (Britta Becke & Nadja Borchardt) - 16 -

sondern „nur zu der jeweils notwendigen Korrektur“ (siege S. 100) befähigen.

Neben den gena nnten inneren Einwirkungen bzw. „Abänderungen motorischer Au- tomatismen“ (siehe S. 100) muss von außen ebenfalls gewirkt werden. Dazu sind drei Prinzipen (nach Miles und Evarts) neben der ausführlichen Aufklärung des stot- ternden Menschen über Entstehung, Entwicklung und Stigmatisierung des Stotterns entscheidend:

1. Abweichungen vom alten Bewegungsmuster müssen die neue Bewegung durch genaue Zielanweisungen charakterisieren und von der alten unterscheidbar ma- chen.

2. Damit alte Bewegungsmuster als negativ ausgemacht werden können, muss die neue Bewegung ganz bewusst und anfangs verlangsamt durchgeführt werden. Gleichzeitig soll zur „Exploration der Sprechbewegungen“ (siehe S. 100) ange- regt werden. Die Überwindung soll zu einem autarken Ziel werden. 3. Positive Rückmeldungen müssen bestärken und so die neue Bewegung erhalten. Dies kann zum Beispiel durch Bestätigung des spannungsgelösten Sprechens statt durch Bestätigung des korrekten Sprechens oder Stotterns geschehen. Formen des Übens sind sprechen und lesen. Bei diesen Übungen wird Stottern schon zu Beginn im Gegensatz zu Korrekturen nicht mehr zulassen. Beim freien Sprechen wird nur akribisch auf die gerade behandelten Bereiche geachtet. Ers- tes Ziel der Therapie ist das stotterfreie Lesen, dann das stotterfreie Sprechen mit dem Therapeuten und Therapiemitgliedern, erst zum Schluss das stotte rfreie Sprechen außerhalb der Therapie.

Abbau der Blockierungsverlagerungen und Blockierungsvermeidungen:

Es kann sein, dass Symptome der Blockierungsverlagerungen und Blockierungsvermeidungen den Abbau der Wortanfangsblockade behindern, denn:

1. Unterschiedliche Buchstaben, die durch Wortanfangsblockaden nicht richtig bzw. flüssig ausgesprochen werden können, werden vermieden und gleichbedeutende Wörter mit unproblematischen Anfängen gewählt.

2. Beim Abstoppen wird lieber ganz aufgehört als eine Wortanfangsblockade zu haben.

3. Ersatzlaute dienen der Vortäuschung einfacher Formulierungsunsicherheiten.

4. Gefürchtete Wörter werden im Schwung mit anderen gesprochen.

5. Bei Ankündigung einer Worta nfangsblockade wird eingeatmet. (Das kann At- mungsanomalien nach sich ziehen!)

6. Durch die Blockierungsverlagerung entstehen an Artikulationsorten Verspannun- gen und Mitbewegungen, die den richtigen Wortanfang behindern.

7. Durch diverse Verlagerungs- und Blockierungstaktiken erscheint das Sprechen äußerlich glatt, aber es bedarf höchster Anstrengung und Konzentration vom Sprecher. Bei Schwächen tritt die Wortanfangsblockade sofort wieder auf.

Wichtig für den Abbau der Blockierungsverlagerungen und Blockierungsvermeidungen ist das Hineingehen in das gefürchtete Wort. Durch Aufhebung der Tricks und Vermeidungen tritt häufig zu Beginn eine Verschlechterung bzw. Verschlimmerung des Stotterns ein.

Verminderung der Koartikulationssymptome:

Die Verspannung beim Stottern zum Beispiel am Wortanfang kann zu einer allge- mein verspannten Sprechweise führen. Dadurch sind „Atmung, Stimmbildung und Artikulation stark in ihrer natürlichen Funktion beim Sprechen behindert“ (s. Seite 33). Es verspannt sich die Muskulatur also nicht erst zu Beginn des gefürchteten Wortes, sondern ist von vorn herein schon unter einer gewissen Spannung, so dass sich Sto t- tern wiederum hä ufiger ergeben wird. Gegen diese Verspannungen muss in Folge dessen gewirkt werden.

(Es gibt Verfahren bei denen mit absolut entspannter Kehlkopfmuskulatur niederfrequente Laute produziert werden. (vgl. S. 105))

Sprechen unter dialogischen Belastungen

Dialogisches Sprechen kann durch „übermäßige kognitive, emotionale oder evaluative Prozesse belastet“ (siege S. 105) sein.

Sprechen unter schwieriger Aussagestrukturierung:

Es gibt zwei Hauptfaktoren, die schwierige Aussagestrukturierungen hervorrufen können:

1. mehr Planungszeit ist erforderlich: die benötigten Sprechpausen zur Planung bzw. die Signalisierung an den Kommunikationspartner Ich bin noch nicht fertig! werden durch besondere Wortbetonungen, weitere Abweichungen oder Stottern ausgeführt. „Bei strukturell schwierigen Sprechanforderungen ist daher die Wahrscheinlichkeit von stottern wesentlich höher“ (siehe S. 105).

2. Verspannungen beim Sprechen: zum Beispiel durch kognitive Anstrengungen kann es dazu kommen, dass die Ausatmung um einiges verlängert wird und keine Abspannung beim Einatmen erfolgt. Diese wesentlich erhöhten Spannungszu- stände, denen beispielsweise auc h das Stottern zugrunde liegt, fördern bzw. akti- vieren das Stottern.

Der Stotternde muss lernen, dass Pausen neben der inhaltlichen Übermittlung eine Beschaffenheit des Sprechens sind, die sinnhaft zusammengehörende Wörter zu einer Gruppe verschmelzen lassen und Entspannung für die Muskeln bergen. Ziel ist die „Einheit von Denken, Atmen und Intonation“ (siehe S. 107) und dadurch eine verbesserte Sprechqualität. Folgende Elemente reduzieren die beschleunigte Sprechweise: (a) Vokale werden mehr betont, (b) gedehntere Laute werden auch gedehnt, (c) nach Strukturpause wird ohne Beschleunigung weiter gesprochen.

Sprechen unter Erregung:

Es gibt drei Hauptfaktoren, die Stottern unter Erregung vermehren:

1. Verwendung von Atmen und Sprechen gestört: Abweichungen vom normalen

Atemrhythmus - gehemmte oder vermehrte Atmung - können durch immense Er- regung entstehen. Dadurch können die oben bereits erwähnten Sprechpausen nicht sinnvoll genutzt werden und Sprechstörungen, Pausenfüller oder Sprechen mit Restluft (vgl. S. 107) auftreten. Um die Situation kontrollieren zu können, wer- den die Muskeln mehr angespannt und so aber im Gegenzug das Stottern geför- dert (s.o.).

2. erhöhte Muskelspannung: wie schon erwähnt erhöht sich der Muskeltonus und auch direkt unabhängige Muskeln verspannen sich (zum Beispiel äußere Kehl- kopfmuskulatur > Feinkoordination der Lautproduktion gestört). Insgesamt läuft das Räderwerk von Atmung, Phonation und Artikulation nicht mehr rund, Dyskoordinationen treten auf und äußern sich in unüblicher Lautstärke, Intonation und Geschwindigkeit.

3. Handlungsausführungen gestört: durch immense Erregung kann die „produktive Aktivität beim Sprechen gestört sein“ (siehe S. 107), dies führt zu Störungen des Satzbaus und der Wortwahl und in Folge dessen nimmt die Zahl der Sprach- und Sprechfehler zu.

Erst durch besseres Sprechen kann die Angst und die Erregung vermindert bzw. normalisiert werden. Bei vermehrter Erregung ist eine funktionelle Sprechweise essentiell, dabei sollten innere und äußere Ansprüche vermindert werden und Unregelmäßigkeiten vorkommen ohne unterdrückt oder korrigiert zu werden. Außerdem sollte besonderes Augenmerk auf den Atemrhythmus und die Entspannung der Muskel beim Sprechen gelegt werden. Die Erkenntnis, dass durch die Angst die Handlungsausführungen nicht unbedingt gestört wird, sondern zumindest teilweise ausgeführt werden kann muss e rlangt werden.

Zu Beginn ist eine entsprechende Konzentration auf das Sprechen unabdingbar.

(Es konnte nachgewiesen werden, dass sich Sprechängstliche zu Beginn einer Rede beim Sprechen nicht von Nicht-Sprechängstlichen unterscheiden. Erstere bleiben nur die ganze Zeit ängstlich, bei letzteren verbessert sich das Sprechen durch positive Aktiviertheit. (vgl. S. 108))

Sprechen unter kritischer Beurteilung des Dialogpartners:

Eine Person stottert nur, wenn andere anwesend sind und das in dem Maße wie sie ihr Selbstbild durch die Beurteilung anderer bedroht sieht (vgl. S. 108). Niemand kann sich von dieser Beurteilungsbange lossagen bzw. immunisieren, Stotternde müssen nur zu einer „realistischen Einstellung bezüglich (der) interpersonellen Situation“ (siehe S. 108) geführt werden. Die Angst deshalb kann durch folgendes bestärkt werden: (a) Spott anderer, (b) beobachtete Unterlegenheit gegenüber Normalsprechenden. Erfahrungen und neue Einstellungen sind vonnöten:

1. Der Stotternde muss wissen und wissen lassen, dass Stottern keine Charakter- eigenschaft bzw. kein Charakterfehler ist, sondern ein vom Charakter unabhängi- ges Sprechproblem. Die Bewältigung dessen ist möglich.

Dieser Sprechfehler tritt in keiner Regelmäßigkeit auf, denn er kann durch Ver- meidung und Tricks unterdrückt werden. Dies möchte der Stotterer in der Gegen- wart von Personen, dessen Beurteilung er mehr fürchtet, in erhöhtem Maße. Durch die Anstrengung, nicht stottern zu wollen, treten aber zum Beispiel Ver- spannungen auf, die das Stottern fördern - ein Teufelskreis. Zur Überwindung des Stotterns ist die ö ffentliche Spannungsauflösung sowie die „Annahme und Darstellung des Sprechproblems“ (siehe S. 109) notwendig. Dies bedarf großer Überwindung und bedeutet starke Belastungen, aber ist für die Zukunft maßgebend.

2. Der Stotterer muss darauf achten, mit normal Sprechenden in Kontakt zu bleiben

- mit ihnen zu sprechen, so wird er sich als weiterhin normal und nicht ausge- grenzt begreifen und entsprechend agieren können. Das nahe Umfeld sollte der Stotterer über sein Stottern und übers Stottern an sich aufklären, damit sich „eine dialogische Freiheit zu neuen Sprechversuchen“ (siehe S. 109) ergibt. Die Ein- übung bestimmter sozialer Fertigkeiten kann außerdem erleichternd sein: (a) Blickabwendung gilt als Merkmal des Stotterers - es wird als Kontaktabwehr von anderen gedeutet. Dies sollte also vermieden werden und die räumliche Orientie- rung zum Gesprächspartner entsprechend gestaltet werden. (b) Therapiebekann- te Maßnahmen (Abbau der Verspannungen, etc.) sind außerdem erleichternd. Es ist klar - auch dem Stotterer - , dass erste Eindrücke prägend sind, Sprechfehler sind dabei immer defizitär. Dies muss der Stotterer akzeptieren.

Ziel der Therapie ist es, dass der Stotterer Stottermomente öffentlich korrigieren kann und das Sprechen nicht nur als Informationsübermittlung sieht, sondern auch als so- ziale Beziehungsherstellung und Selbstdarstellung (vgl. S. 109). Diese drei Elemente werden zu Beginn der Therapie mit negativen Gefühlen verbunden - diese Umkeh- rung zu positiven ist das A und O. Denn auch nur ein negativ behaftetes Element überschattet auch gleich die anderen (Angst zu Sprechen > kritische Selbstbeurtei- lung > Handlungserfolg bezweifelt > Handlungsabbruch > Zurückzug > Selbstver- trauen für weitere Situationen gemindert > Angst zu Sprechen > ...). Neu erlernte Sprechmuster werden häufig in nicht therapeutischer Umgebung schnell aufgege- ben, weil sie noch mehr Aufheben um die Sache machen, und alte Vermeidungsmus- ter benutzt.

Größere Toleranz gegenüber inneren und äußeren Leistungsansprüchen stellt sich schneller ein, wenn die Kommunikationspartner rücksichtsvoll sind. Zuvor hat der Stotternde oftmals erfahren, dass andere ihn unterbrechen, Missverständnis oder Desinteresse zeigen. Mit den neuen Methoden kann das Stottern eventuell noch verhäuft auftreten oder Zusagendes länger dauern, dies muss der Kommunikationspartner wissen und so seine Reaktion entsprechend ausfallen lassen. Er muss dem Stotternden die Möglichkeit geben, im eigenen Tempo zu sprechen, Korrekturen durchführen zu können oder neu zu beginnen.

Die dialogische Restrukturierung

Stottern kann bei vielen Personen unterschiedliche Ursprünge und Ausprägungen haben, so ist auch die Therapie nie exakt gleich bzw. die Therapieansätze fruchten nie gleich. Bei manchen Personen reicht die Auflösung von Blockierungen zur Über- windung - auch hier muss auf Sprechgeschwindigkeit etc eingegangen werden - , bei anderen beispielsweise ist „Stottern intensiv eine dialogische Ausdrucksform ge- worden“ (siehe S. 110) - dabei ist natürlich ein anderer Gang der Therapie nötig („In Besonderem Maße Aufgabenstellungen zu dialogischen Problemsituationen und zum Sprechen unter Belastung notwendig“ (siehe S. 110) und zu hohe Erwartungen müs- sen abgebaut werden).

Dem Stotterer sollte nicht nur das normale Sprechen nahe gebracht werden, sondern auch die Darstellung der Sprechunflüssigkeit, dadurch kann der Stotterer einerseits manches seiner Geschichte und vorherrschende Symptome besser verstehen und andererseits dem Stottern einen anderen Stellenwert in seinem Leben geben - eventuell besser damit zu leben.

Nach der Analyse des jeweiligen Stotterns können Stottermomente vorausgesehen und entsprechend gelernte Verhaltensweisen geplant werden. „Über die Verände- rung des Dialogverhaltens kann sich so eine Veränderung der Person ergeben“ (sie- he S. 111). Maßnahmen der sozialen Rückführung betreffen Information, Anregung, Beobachtung und Praktizierung des notwendigen Verhaltens und Widerlegung fa l- scher Auffassungen und Ansprüche an das Verhalten sowie die Wiederherstellung einer positiven Selbstauffassung, der Immunisierung gegenüber negativen Beurtei- lungen soll möglichst nahe gekommen werden (vgl. S. 111). Es gibt verschiedene Dialogkonflikten auf unterschiedlichen Ebenen, die einer individuellen Therapie be- dürfen, die beispielsweise Aufgaben zu Sprechpausen, Korrekturen und Spannungs- auflösungen beinhaltet:

Ebene der Grundbeziehung:

1. Es können Probleme auftreten, wenn die Kommunikationspartner unter- schiedliche Ansichten zur Beziehung zueinander haben, einer zum Beispiel zu in- tim wird. Oder auch wenn Kontaktaufnahme und -beendigung nicht von beiden gleich gesehen werden. Nonverbale Kommunikation neben der verbalen wird au- ßerdem nicht immer richtig gedeutet und es kann zu Missverständnissen kommen. Es können also „Probleme bezüglich der Intensität der Beziehung“ (siehe S. 111) auftreten.

2. Eine gesunde Kommunikation kann nur statt finden, wenn beide Kommunikati- onspartner gleiche Rechte haben, d.h., dass jeder den anderen für voll nimmt, ihn ausreden lässt, niemand dieses Gespräch zur Selbstdarstellung nutzt, keine ein- seitige Gesprächskontrolle durch eine Serie von Fragen erfolgt, etc. . Dies alles kann bei Auftreten belastend und einengend für einen empfunden we rden.

3. Probleme können überdies auftreten, wenn ein Kommunikationspartner hohe Erwartungen an Wortwahl, Sprechweise, Verhalten und Inhalt stellt, die der ande- re nicht erfüllen kann. Für den anderen ist das dann kein entspanntes Gespräch mehr, da er ständig Maßregelungen, nonverbales Missgefallen und den Hochmut des anderen, der dadurch seine Überlegenheit demonstriert, zu befürchten bzw. zu ertragen hat. Ein solches Gespräch kann sehr quälend und anstrengend sein.

Ebene der Sprechfolge:

1. Ohne es direkt zu bemerken gleichen sich die Kommunikationspartner in der Re- gel nach kurzer Zeit bei Sprechgeschwindigkeit und -dauer sowie -häufigkeit an- einander an. Bei unbekannten Partnern kann dieses länger dauern und Stress bedeuten, im Extremfall bzw. bei Nichtgelingen kommt es „zu Unbehagen und der Partner verliert an Attraktivität“ (siehe S. 113). Der schnellere und so fordern- dere Partner kann bestimmend werden und versucht damit indirekt den anderen zu seinem Tempo anzuregen, was nicht immer funktioniert.

2. Gleichzeitiges Sprechen der Kommunikationspartner verhindert einen kommuni- kativen Dialog. Es gibt eine Reihe von immer eindeutigen Signalen, die das Wechseln des Redners einläuten: (a) Sprechaufforderungen, (b) ansehen, (c) abwarten, (d) minimale Zeit zum Sprecheinsatz geben, etc. .

Außerdem kann es gleichzeitiges Sprechen geben, wenn ein Partner den zu la n- gen Redefluss des anderen durch Anspringen auf inhaltliche Stichpunkte zu un- terbrechen versucht. Dies kann funktionieren - muss aber nicht. Besonders bei bekannten Kommunikationspartnern ist diese Art von Sprechwechsel kein großes Problem, aber mit wenig bekannten Partnern kann das bei einer Person zu Re- signation und einer Entstehung „komplementärer Redebeziehungen“ (siehe S. 113) führen.

Stotterer können/wollen sich dazu zwingen, das Stotterfreie schneller zu reden,

Stottern als dialogische Fehlentwicklung (Britta Becke & Nadja Borchardt) - 23 -

um den Zeitverlust zum Beispiel bei den Blockierungen wider wett zu machen.

Ebene der Semantik und Syntax

1. Der Kommunikationspartner, der bei der zu beredenden Thematik über mehr

Wissen und so beispielsweise über entsprechende Fachwörter verfügt, muss sich bei der Kommunikation auf den Partner einstellen bzw. sich bei der Wort- und In- haltswahl auf die Ebene des anderen stellen. Bei „Fehleinschätzungen der Ver-

ständnismöglichkeit des Partners“ (siehe S. 114) bzw. bei nicht Beachtung kön- nen kommunikative Probleme und Desinteresse beim anderen auftreten. 2. Unsicherheiten können entstehen, wenn die Interaktionsabläufe nicht durch glei- che Regeln bestimmt werden. Dies ist bei sich kennenden Kommunikations- partnern eher seltener und bei sich fremden häufiger bzw. dabei wird nicht nach den persönlichen Regeln kommuniziert, sondern nach den kulturell gültigen - das kann sich aber auch unterscheiden - das führt dann zu Verhaltensunsicherheiten. „Entsprechend ist unter Fremden das Fragen nach Informationen vermehrt, und ihr Dialog folgt mehr einer expliziten Struktur“ (siehe S. 114).

Aussagewiederholungen, die vom Zuhörer mit „Wie bitte?“ erbeten werden, sind fürs Verständnis und die weitere Kommunikation sehr von Bedeutung. Die Antworten auf diese Frage enthält meist das bereits Gesagte klarer und logischer formuliert und ist in einen einfacheren Satzbau eingebettet.

Ebene der Phonation

Die Art und Weise der akustischen Vermittlung zwischen den Kommunikations- partnern ist auch nicht außer Acht zu lassen, dazu zählt zum Beispiel: (a) Sprechge- schwindigkeit, (b) Lautstärke und (c) Artikulationsklarheit (vgl. S. 115). Ob dabei a- kustisch alles in Ordnung ist, kann durch diverse Reaktionen des Zuhörers erschlos- sen werden: (a) häufiges Nachfragen, (b) zahlreiche Missverständnisse, (c) Ver- ständnismühen oder/und Unverständnis darstellende Körpersignale, etc. .

Zu Beginn der Stottertherapie verschlechtert sich meist das Stottern und Kommuni- kation wird erschwert. Die Konzentration auf das Aufgeben von Stottern (Entspan- nung, etc.) bedeutet zunächst einen „Verlust der Kontrolle über den Dialogpartner“ (siehe S. 116) und eine Verschlechterung des Dialoges. Schlechte Dialogpartner sind in diesen Situationen nur darauf aus, endlich selbst etwas zu sagen, und können nicht geduldig zuhören. Dann kann es zu Problemen auf den erwähnten Ebenen kommen und zu Frust beim Stotterer.1

Der Umgang bzw. das Wiedergewinnen der Gleichgestelltheit beim Dialog ist auch ein Teil der Therapie: (a) Aufmerksamkeitsgewinnung durch Gestik und Mimik, (b) Einsetzen von prägnanten Formulierungen und (c) bessere Intonationen halten. Der Umgang mit Kritik oder Abweisungen ist theoretisch nicht zu leisten, sondern entwickelt sich in der Praxis - im Dialog mit anderen.

Wichtig für einen (neuen) eigenen Kommunikationsstil sind intensive Selbst- darstellungen und -mitteilungen im Dialog, außerdem darf das Wirken auf den Kom- munikationspartner nicht vergessen werden. Neues Dialogverhalten steht dann im Kontrast zum Stottern. Positive Emotionen beim neuen Dialogverhalten sind ent- scheidend, damit Stottern vergehen kann, negative Emotionen wirken umgekehrt.

Persönliche Probleme bzw. persönliche Problematiken können in den Vordergrund rücken und den Fortgang der Therapie behindern.

Therapieergebnisse

Die Therapie ist in einem großen Maße vom Alter des Stotternden abhängig, je älter desto geringer ist die Heilungschance. Bei Erwachsenen ist häufig das Problem, dass sie den Verlust an Sprechflüssigkeit und Gleichwertigkeit mit dem Kommunikationspartner nicht akzeptieren wollen/können.

Bei stationären Behandlungen sieht das Ergebnis etwas besser aus - auch Erwachsene erreichen da ein normales Sprechen. Rückfälle im Alltag ist bei einem Teil der Personen aufgetreten.

Als sinnvoll haben sich ambulante Gruppentherapien mit gelegentlichen stationären Wochenenden erwiesen.

[...]


1 „Möglicherweise haben Frauen eine bessere Chance zur Überwindung des Stotterns, denn ihre Bereitschaft, sich unterbrechen zu lassen, ist größer; weitere Geschlechtsunterschiede im therapeutischen Prozess sind sicherlich zu erwarten.“ (siehe S. 117)

Final del extracto de 24 páginas

Detalles

Título
Stottern als dialogische Fehlentwicklung
Universidad
University of Hannover
Curso
Theorien und Interventionsansätze zum Stottern
Autores
Año
2001
Páginas
24
No. de catálogo
V102944
ISBN (Ebook)
9783640013241
Tamaño de fichero
398 KB
Idioma
Alemán
Notas
An alle die am 25. im Seminar waren: Das ist der eine Teil des Referates - der theoretische! Die Zusätze von uns und den anderen aus dem Internet sind nicht dabei!!!!!
Palabras clave
Stottern, Fehlentwicklung, Theorien, Interventionsansätze, Stottern
Citar trabajo
Nadja Borchardt (Autor)Britta Becke (Autor), 2001, Stottern als dialogische Fehlentwicklung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102944

Comentarios

  • No hay comentarios todavía.
Leer eBook
Título: Stottern als dialogische Fehlentwicklung



Cargar textos

Sus trabajos académicos / tesis:

- Publicación como eBook y libro impreso
- Honorarios altos para las ventas
- Totalmente gratuito y con ISBN
- Le llevará solo 5 minutos
- Cada trabajo encuentra lectores

Así es como funciona