Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung 2
2. Die deutschen Abtönungspartikeln 4
2.1. Die Funktion von Abtönungspartikeln 4
2.2. Die Bedeutung von „Abtönung“ in der Bezeichnung „Abtönungspartikel“ 5
2.3. Der synonym verwendete Begriff für „Abtönungspartikel“ 6
2.4. Die Wiedergabe deutscher Abtönungspartikeln im Englischen 8
3. Die deutschen Gradpartikeln 11
3.1. Die Funktion von Gradpartikeln 11
3.2. Kritische Betrachtung der synonymen Verwendung von Grad- und Fokuspartikeln 13
3.3. Quantifizierende bzw. skalierende Information oder Interpretation? 15
3.4. Die Wiedergabe deutscher Gradpartikeln im Englischen 16
4. Fazit 17
Literaturverzeichnis 19
1. Einleitung
In dieser Ausarbeitung werden die deutschen Partikeln aus der Sicht ihrer textgrammatischen und pragmatischen Funktionen betrachtet und zudem als Problem der Übersetzung ins Englische behandelt. Die primäre Fragestellung wird hier sein, auf welche Weise man angemessene Äquivalente für die deutschen Partikeln im Englischen ermitteln kann.
Diese Einleitung soll zunächst einen Überblick über das Thema der Partikeln geben. Nach der hier verwendeten Literatur „Understanding English-German Contrasts“ von König/Gast stellen die Partikeln im Deutschen eine Subklasse der Funktionswörter dar, wobei sie neben den Pronomen die zweitgrößte Unterklasse bilden. Die Klasse der Partikeln wird an sich in Grad- bzw. Fokuspartikeln und Abtönungs- bzw. Modalpartikeln unterteilt, sowie in HELBIG (1988: 31) beschrieben in Steigerungs-, Antwort-, Negations- und Infinitivpartikeln. In dieser Ausarbeitung werden allerdings ausschließlich die Abtönungs- und Gradpartikeln behandelt.
Um am Ende dieser Ausarbeitung eine Antwort auf die zentrale Fragestellung zu geben, wird in dem nachfolgenden Kapitel zunächst die Funktion der Abtönungspartikeln genauer betrachtet und analysiert, um diese danach in Zusammenhang mit der Bedeutung von „Abtönung“ in der Bezeichnung „Abtönungspartikel“ zu bringen. Also genauer gesagt, in welchem Zusammenhang die Funktion mit der Bezeichnung „Abtönung“ in „Abtönungspartikel“ steht. Daraufhin wird kurz auf die Verwendung des synonymen Begriffs „Modalpartikel“ für die Abtönungspartikeln eingegangen. Am Ende des zweiten Kapitels, werden die deutschen Abtönungspartikeln als Problem der Übersetzung ins Englische betrachtet, denn, wie aus dem Kapitel ersichtlich sein wird, gibt es nach KÖNIG/GAST (2007: 245) kaum angemessene Äquivalente im Englischen für die deutschen Abtönungspartikeln.
Im 3. Kapitel wird es um die Gradpartikeln gehen. Hier wird zunächst die Funktion der Gradpartikeln im Deutschen erläutert, um dann die synonyme Verwendung von „Fokuspartikel“ für die Gradpartikel im Zusammenhang mit deren Funktion zu betrachten. Danach wird auch diskutiert werden, ob man von einer quantifizierenden bzw. skalierenden Information oder Interpretation spricht. Natürlich wird dieser Aspekt auch im Zusammenhang mit der Funktion der Gradpartikeln analysiert. Im letzten Abschnitt des dritten Kapitels wird es darum gehen, was man beim Übersetzen von Gradpartikeln aus dem Deutschen ins Englische beachten muss.
Grundsätzlich stellt sich jedoch zuvor die Frage, was Partikeln eigentlich sind. Nach HELBIG (1988: 11) schließt das deutsche Wort „Partikel“ Wortgruppen wie Konjunktionen, Präpositionen, Adverbien und Interjektionen ein. Zum Beispiel Wörter wie nur, eben, etwa, schon, wohl, sehr, weitaus, ganz und ziemlich. Sie nehmen eine maßgebende Rolle in der Kommunikation ein, da „sie der Sprache [nicht nur] Flüssigkeit und Verbindlichkeit verleihen […], im Interaktionskontext verankern und auf diese Weise auch ausdrücken, wie die Gesprächspartner zueinander stehen, welche Voraussetzungen sie haben und welche Rektionen erwartet werden“ (HELBIG, 1988: 13). Dazu folgendes Beispiel aus KÖNIG/GAST (2007: 243):
a) Werden wir auch nur den Hauch einer Chance haben?
Betrachtet man diese Funktionen der Partikeln, wie oben in Helbigs Zitat genannt, werden diese anhand des Beispiels a) deutlich. Die Partikel auch nur in dem genannten Beispiel impliziert, dass der Sprecher schwerwiegende Zweifel an der Situation hat, in der er sich befindet, und einen Erfolg für eher unwahrscheinlich hält (KÖNIG/ GAST, 2007: 243). Formuliert man diese Frage ohne die Partikel, so lässt sich vermuten, dass der Sprecher noch einen Hoffnungsschimmer hat:
b) Werden wir den Hauch einer Chance haben?
Das heißt in a) verstärkt auch nur die Einstellung des Sprechers und erwartet auch eine negative Antwort des Gesprächspartners, denn der Sprecher möchte nur eine Bestätigung seines Zweifels erhalten. Hieraus ist ersichtlich und wird nachfolgend noch weiter bestätigt, dass die Partikeln in der deutschen Sprache unerlässlich sind, da sie zum besseren Verständnis in der Kommunikationssituation beitragen und eine Interpretation der Äußerung ohne sie erschwert wird (HELBIG, 1988: 13).
In den nachfolgenden Kapiteln werden genau diese Funktionen von Partikeln im Deutschen, hier speziell von Abtönungs- und Gradpartikeln, genauer betrachtet und anhand von Beispielen analysiert, erläutert und als Problem der Übersetzung ins Englische betrachtet, um die zentrale Fragestellung beantworten zu können.
2. Die deutschen Abtönungspartikeln
2.1. Die Funktion von Abtönungspartikeln
In HELBIG (1988: 32) werden folgende Merkmale der Abtönungspartikeln aufgelistet:
(1) Sie „dienen dazu, die Stellung des Sprechers zum Gesagten auszudrücken.“
(2) Sie „beziehen sich auf den ganzen Satz.“
(3) Sie „können nicht die erste Stelle im Satz ausfüllen.“
(4) Sie „sind immer unbetont.“
Zur genaueren Betrachtung der einzelnen o.g. Punkte, werden diese anhand folgender Beispieläußerung aus KÖNIG/GAST (2007:245) verdeutlicht:
a) Das ist aber schön!
In dem genannten Beispiel ist aber die Abtönungspartikel. Um den o.g. Punkt (1) zu verdeutlichen, wird die Beispieläußerung in eine Kommunikationssituation eingebettet. Zum Beispiel könnte der Sprecher sagen:
b) Das Hemd ist aber schön!
Die Abtönungspartikel aber drückt hier eine Überraschung aus (KÖNIG/GAST, 2007: 245). Das heißt der Sprecher scheint hier z.B. dem Adressaten einen solchen guten Geschmack nicht zuzutrauen und ist deshalb überrascht, dass er ein solch schönes Hemd dennoch trägt. Deutlicher wird die Funktion der Abtönungspartikel aber hier auch, indem man die Äußerung ohne die Partikel betrachtet:
c) Das Hemd ist schön.
Hierbei handelt es sich um eine allgemeine Äußerung die den Standpunkt des Sprechers ausdrückt, dass er das Hemd schön findet. In der Beispieläußerung mit der Abtönungspartikel aber drückt der Sprecher allerdings zusätzlich, wie in Punkt (1) beschrieben, seine Stellung zum Gesagten in Form der Überraschung aus.
Auch Merkmal (2) lässt sich an der o.g. Beispieläußerung verdeutlichen, jedoch nur im Vergleich zu den Gradpartikeln. Die folgende Beispieläußerung zur Gradpartikel stammt ebenfalls aus KÖNIG/GAST (2007: 242):
d) Auch ich liebe dich!
Auch ist hier die Gradpartikel und wird im 3. Kapitel dieser Ausarbeitung genauer betrachtet. Vergleicht man die Äußerungen a) und d) fällt auf, dass die Gradpartikel auch das ich in der Äußerung betont. Dies wird vor allem deutlich, wenn man d) mit folgender Äußerung aus KÖNIG/GAST (2007: 242) vergleicht:
e) Ich liebe dich!
Das heißt, die Gradpartikel auch in d) bezieht sich hier auf das Subjekt ich und betont dies. Die Abtönungspartikel aber in a) hingegen betont kein spezifisches Satzglied in der Äußerung, sondern bezieht sich auf die ganze Äußerung und drückt somit hier, wie oben schon erwähnt, eine Überraschung aus.
Die Punkte (3) und (4) lassen sich ebenfalls im Vergleich zu den Gradpartikeln bestätigen. Die Beispiele a) und d) zeigen, dass die Gradpartikeln im Vergleich zu den Abtönungspartikeln am Satzanfang stehen können. Das wird auch in weiteren Beispielen in 3.3. der Wiedergabe deutscher Partikel im Englischen deutlich werden. Bereits aus der oben aufgeführten Erklärung für Punkt (2) ist ersichtlich, dass die Abtönungspartikel aber im Vergleich zur Gradpartikel auch unbetont ist. Das wird ebenfalls aus den folgenden beiden Beispielen deutlich:
f) Pelé war ja einer der besten Fußballspieler aller Zeiten.
g) Sogar Peter hat die Wahrheit gesagt.
Die Abtönungspartikel ja ist hier unbetont, während die Gradpartikel sogar betont ist und das Subjekt Peter in den Fokus stellt.
2.2. Die Bedeutung von „Abtönung“ in der Bezeichnung „Abtönungspartikel“
In der 7. Auflage vom „Duden-Deutsches Universalwörterbuch“ ist „Abtönungspartikel“ auf Seite 103 folgendermaßen definiert:
„Partikel, die dazu dient, der eigenen Aussage eine bestimmte subjektive Tönung zu geben oder auf vorangegangene Äußerungen in bestimmter Weise mit Zustimmung, Ablehnung, Einschränkung, Erstaunen o. Ä. Bezug zu nehmen.“
Die „Abtönung“ an sich wird im Duden Universalwörterbuch synonym für Nuance oder Übergang verwendet (Duden-Universalwörterbuch, 2011: 103).
Laut der Definition aus „Duden-Deutsches Universalwörterbuch“ zu „Abtönungspartikel“ dienen diese dazu „der eigenen Aussage eine bestimmte subjektive Tönung zu geben“. Die „Tönung“ wird im Duden als „das Tönen“, bezogen auf den „Ton“, definiert. Das heißt, im Zusammenhang zur Definition kann die Abtönungspartikel der Äußerung des Sprechers einen persönlichen bzw. eigenen Ton verleihen. Bezogen auf die Funktion der Abtönungspartikeln in 2.1. spiegelt dieser Teil der Definition Punkt (2) der genannten Merkmale wieder. In der Beispieläußerung a) in 2.1. drückte der Sprecher mit der Abtönungspartikel aber Überraschung aus. Die Abtönungspartikel aber verleiht, bezogen auf die Definition, der Äußerung also einen „Ton“, die Überraschung. Folglich beziehen sich die Definitionen zu „Abtönung“ hier wenig auf diesen Teil der Definition, eher auf die „Tönung“ bzw. den „Ton“.
Betrachtet man die Definition aus dem „Duden-Deutschen Universalwörterbuch“ zu „Abtönungspartikel“ weiter, so heißt es, dass die Abtönungspartikeln dazu dienen „auf vorangegangene Äußerungen in bestimmter Weise mit Zustimmung, Ablehnung, Einschränkung, Erstaunen o. Ä. Bezug zu nehmen“. In diesem Fall kann man die Bedeutung von „Abtönung“ als „Übergang“ auf diesen Teil der Definition beziehen. Das heißt, dass die Abtönungspartikeln hier dazu dienen einen „Übergang“ von der vorangegangen Äußerung zum Gesagten des Sprechers zu bilden, so dass der Adressat einen Bezug herstellen kann. Zum Beispiel
a) Ich warte seit Jahren darauf. Das weißt du doch ! (aus KÖNIG/GAST, 2007: 246)
Dies ist eine solche Äußerung, in der der Sprecher mit der Abtönungspartikel doch den Adressaten darauf hinweist, dass er diese Information bereits hat, z.B. weil der Sprecher ihm das schon mal in einer vorangegangenen Äußerung/Unterhaltung erzählt bzw. erklärt hat. Das bedeutet der Sprecher nutzt in diesem Beispiel die Abtönungspartikel doch als „Übergang“ zu der vorangegangen Äußerung, in der er dem Adressaten bereits die genannte Information geben hat.
2.3. Der synonym verwendete Begriff für „Abtönungspartikel“
Die Bezeichnung „Modalpartikel“ wird häufig synonym für die Abtönungspartikeln verwendet. Diese synonyme Verwendung wird in der Sprachwissenschaft teils kritisch betrachtet.
In diesem Kapitel werden jedoch verschiedene Äußerungen in der Fachliteratur zur Definition von Abtönungs- und Modalpartikeln aufgeführt, um deren Gemeinsamkeiten in ihrer Funktion zu verdeutlichen.
Im „Duden-Deutsches Universalwörterbuch“ zum Beispiel wird bei der Suche nach einer Definition für die Modalpartikeln auf Abtönungspartikeln verwiesen (Duden-Deutsches Universalwörterbuch, 2011: 1203).
So heißt es auch in KÖNIG/GAST (2007: 249-250) wie folgt:
„Modal particles (in German Modalpartikel or Abtönungspartikel) convey metalinguistic meanings relating to aspects of the ‘communicative embedding’ of an utterance.”
Hier werden die Modal- und Abtönungspartikeln im Deutschen gleichgestellt und nach diesem Zitat vermitteln beide eine meta-kommunikative Funktion bezogen auf pragmatische Zusammenhänge in einer Äußerung. Dies wurde bereits in der Definition aus dem Duden zu Abtönungspartikeln betrachtet, in der beschrieben ist, dass der Sprecher mit Abtönungspartikeln den Adressaten auf Informationen aus vorangegangene Äußerungen hinweisen kann.
Auch in HELBIG (1988: 33) wird erwähnt, dass es sich bei Abtönungspartikeln um „Signale für die Stellungnahme des Sprechers zur Proposition“ handelt (Proposition werden nach HELBIG (1988: 33) als „Ausdrucksweisen der Sprechereinstellung“ definiert) und sie „eher eine meta-kommunikative Funktion (als Signale an den Hörer, wie er die in der Äußerung enthaltenen Information aufnehmen bzw. auf sie reagieren sollte)“ haben.
In BEERBOM (1992: 22) heißt es, dass die „Modalpartikel vorwiegend in der gesprochenen Sprache anzutreffen sind“, denn „im direkten, spontanen Gespräch besteht viel eher die Gelegenheit und auch die Notwendigkeit, auf vorangegangene Äußerungen oder Merkmale der Situation im weitesten Sinne zu rekurrieren und gleichzeitig einen Bezug zum Gesprächspartner herzustellen“.
Sowohl das zuletzt genannte Zitat aus Beerboom, als auch die vorher genannten Zitate, weisen allesamt den Abtönungspartikeln und Modalpartikeln dieselbe Funktion zu. Sie dienen dazu, die Stellung des Sprechers zum Gesagten auszudrücken (siehe HELBIG, 1988: 32) und auf Informationen aus vorangegangenen Äußerungen hinzuweisen.
[...]