Religion oder Sekte? Ein Projektportfolio zur Religionskritik


Dossier / Travail, 2017

25 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1. Einleitung

2. Thema und Arbeitsphase
2.1 Themenfindung
2.2 Schwerpunkte
2.3 Leitfrage

3. Der inhaltliche Schwerpunkt
3.1 Die Raelianer
3.2 Die Vergleichstabelle
3.3 Brainwashing

4. Reflexion der Projektarbeit
4.1 Analyse der eigenen Leistungen
4.2 Beurteilung des Lernfortschritts

Resümee

Literaturverzeichnis

Anhänge

1. Einleitung

Im Rahmen des Interdisziplinären Projekts für LER stand das dazugehörige Seminar unter dem Oberthema „Religion und Religionskritik“.

Hierzu wurde in der ersten Sitzung das Video „Der Prediger und ich“ („Der Prediger und ich“ (Doku 3sat 23.03.2015), youtube.com) gezeigt, das als thematischer Anreiz fungieren sollte. Die Themenfindung jedoch sollte in selbst erstellten Gruppen stattfinden und war individuell wählbar. Unter Begleitung der ebenfalls selbst gewählten Dozentin wurde eine erste Fragestellung und ein grober Projektplan erarbeitet. Die Dozentin wurde entsprechend dem gewählten Themenschwerpunkt ausgesucht, um eine Hilfe und fachkundige Betreuung darstellen zu können, was bezüglich unseres Themas auf Frau Baumann zutraf. Ab dem 5. Mai 2017 wurden die Gruppen in die Arbeitsphase entlassen, in der sie die Aufgabenverteilung, den Zeitplan und sämtliche inhaltliche Schwerpunkte selbst organisieren und erarbeiten mussten. Es war eine freie Arbeit, die von einzelnen Konsultationsterminen mit der betreuenden Dozentin begleitet wurde.

Wie man es sich an dieser Stelle vermutlich vorstellen kann, ist eine Gruppenarbeit mit fünf verschiedenen Charakteren während einer freien Arbeitsphase nicht nur von vielen Ideen und Positionen geprägt, sondern auch von entsprechenden Schwierigkeiten für die Gruppe, sowie jeden Einzelnen darin.

In diese rege und vielseitige Arbeitsphase soll dieses Portfolio einen Einblick geben, indem einerseits die inhaltliche Arbeit bis hin zum Projektprodukt vorgestellt und andererseits der erlebte Lernprozess, sowie der Kompetenzzuwachs reflektiert und analysiert wird. Dabei soll die eigene Arbeit beurteilt und kritisch betrachtet, aber auch das Erlebnis in der Gruppenarbeit dargestellt werden.

2. Thema und Arbeitsphase

2.1 Themenfindung

„Religion manipuliert doch sowieso nur die Menschen in Not, damit sie alles glauben!“ Nachdem wir den Film „Der Prediger und ich“ („Der Prediger und ich“ (Doku 3sat 23.03.2015), youtube.com) im Seminar sahen, war dies unsere erste Diskussionsthese, von der wir schnell sehr überzeugt waren. Mir stach bei diesem Film vor allem die Vermarktung von Religion als Ausweg aus aussichtslosen Situationen ins Auge, was mit der Kommerzialisierung von Religion einher ging. Der Film vermittelte für mich eine beeindruckende Hingabe der Menschen zu den Vertretern einer Religion, die angeblich Kontakt zu einem Gott haben und dadurch als Retter und Heiler angesehen werden. Dieser Prediger löste überwältigende Emotionen bei den Menschen aus und zog sie durch seine Worte, in eine riesige Show eingebettet, in seinen Bann. Sie glaubten ihm, taten was er sagte und verehrten ihn wie ihren Gott selbst. Im Endeffekt zahlten sie dafür auch einen gewissen Preis und der Prediger verdiente dem entsprechend, was seine Güter, die im Film gezeigt wurden, deutlich werden ließen. An diesem Punkt kam mir der Gedanke, dass eben jene Hingabe der Menschen für kommerzielle Zwecke (aus)genutzt wird und die „Verkörperung der Religion“ lediglich ein Mittel zum eigenen Zweck ist. Somit kam die erste These auf: „Das Leid und die aussichtslosen Situationen der Menschen werden von Religionen genutzt, um sie als Anhänger zu gewinnen.“

Weiter ging es mit Annahmen wie „Solche Religionen sind doch reine Sekten!“ Religionen waren so mit Sekten über einen Kamm geschert und wir benutzten für alle die selben Begriffe, wie wir sie bis dahin kannten und gebrauchten. Nach einiger Zeit der regen Diskussion und des Austausches unserer Halbwissens zu ähnlichen Religionen und Sekten kamen irgendwann Fragen auf. Wird die Religion zur Manipulation genutzt oder die Manipulation für die Religion? Was ist eigentlich „die Religion“? Wie funktioniert eine Sekte und was ist der Unterschied zu einer Religion?

Hier ist der Zusammenhang mit dem Oberthema des Seminars „Religion und Religionskritik“ deutlich erkennbar. Vor Allem der Aspekt der Kritik stand dabei im Fokus und sollte an Religionen und Sekten geübt werden, um unsere Meinungen und Vorurteile zu unterstützen. An diesem Punkt, bereits vor unserer eigentlichen Gruppenarbeit, merkte ich, dass wir viel mit Begriffen und Formulieren arbeiten, ohne ihre genaue Bedeutung zu kennen. In aller Euphorie und Aufregung über den Film habe ich mich in Vorurteile und Meinungen gestürzt, die ich nicht stützen und belegen konnte. Somit war relativ früh klar – es muss Einiges geklärt werden.

2.2 Schwerpunkte

In unserem Projekt sollte es also um die Menschen innerhalb einer Religion gehen und um die Frage, ob sie dort manipuliert werden. Dabei habe ich mich vor allem gefragt, wie nah diese „Neue Religion“, wie sie im Film dargestellt wurde, der eigentlichen Religion ist, da viele Elemente des Christentums innerhalb der Versammlungen der „Charismatischen Christen“ verwendet, jedoch auch einiges verändert oder missachtet wurde. Was macht in dieser Hinsicht eine Religion aus? Welche Aspekte sind entscheidend und kann man das überhaupt mit einer Sekte gleichsetzen? Auch diese Fragen sollten wir klären, wobei die ersten Unstimmigkeiten in der Gruppe entstanden. Wir überlegten, wie wir einen Vergleich von Religion und Sekte anstellen, ohne eine reine Literaturstudie vorzunehmen und kamen dabei zu keinem einheitlichen Nenner. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir glücklicher Weise einen Termin mit Frau Baumann, die die Unstimmigkeiten schnell durch andere Problematiken ersetzte. „Was verstehen sie denn überhaupt unter „Manipulation“? Diese Frage hat unser bis dahin eigentlich für gut erachtetes Konzept sehr labil aussehen lassen und die Euphorie verblasste kurz, als keiner eine Antwort darauf fand außer „Naja ich glaube...“.Der Rat war nun, die großen Ideen mit diesen großen Begriffen einzuschränken und eher daran zu arbeiten, jene genau zu erarbeiten. Während dieser Besprechung mit Frau Baumann eröffneten sich uns weitere Ideen, den angestrebten Vergleich anzustellen. Beispielsweise beschlossen wir, uns gezielt mit ausgewählten Sekten zu beschäftigen und dabei Vergleichskriterien zu erstellen, an denen Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich werden (S. Anhang I: Vergleichstabelle). Um den Unterschied zwischen Sekte und Religion feststellen zu können, haben wir eine Religion ausgewählt, die wir mit den selben Kriterien untersuchen wollten. Auch die Begriffe Religion und Sekte selbst mussten untersucht werden. Somit stand die Vergleichstabelle im Fokus unserer nächsten Arbeitsschritte, sowie die Begriffsklärung bzw. Einschränkung rund um Manipulation.

Der Manipulationsbegriff stand immer noch ungeklärt im Raum und so befassten wir uns zunächst intensiver mit ihm und seiner Definition. Dabei stießen wir auf viele verschiedene Arten und vor allem die Tiefgründigkeit dieses psychologischen Prozesses. Dass wir diesen Vorgang nicht in seiner Komplexität thematisieren konnten, wurde recht schnell klar. Daher stützten wir uns auf einen Teil und einigten uns darauf, „Brainwashing“ im Zusammenhang mit Sekten und Religion zu verwenden. Dieser Begriff ist wissenschaftlich klar, relativ einheitlich definiert und begegnete uns häufig im Zusammenhang mit Sekten, weshalb er für unser Thema sehr passend erschien. Wir wollten jedoch nicht nur den Begriff selbst behandeln, sondern diesen Vorgang auf unsere ausgewählten Sekten und Religionen anwenden um einen weiteren Vergleich anstellen zu können, ob Religionen und Sekten solch eine Strategie gleichermaßen nutzen. Daher haben wir einen weiteren Schwerpunkt gesetzt und entschieden uns dafür, Indikatoren für Brainwashing aufzustellen und auszuwählen, anhand derer wir unsere entsprechenden Sekten bzw. Religionen auf Brainwashing untersuchen konnten (S. Anhang II: Indikatoren für Brainwashing). Der große Manipulations-Begriff war somit eingeschränkt, unsere Arbeit auf klare Begrifflichkeiten fokussiert und die Aufgaben auf alle in der Gruppe verteilt.

2.3 Leitfrage

Unsere These stand schon seit Beginn fest und nun auch unsere Schwerpunkte, sowie Probleme, die es in der Projektarbeit zu bearbeiten und beheben galt.Die vielen Fragen, die sich uns stellten, musste wir nun noch ordnen und in eine bringen, um unsere Leitfrage zu formulieren, mit der wir unsere These belegen oder widerlegen konnten.

Beim Formulieren bemerkten wir schnell, dass wir nicht immer von „Sekten und Religionen“ sprechen können und wollen, sondern einen Begriff finden müssen, der beide wertungsfrei und korrekt umfasst. Wir entschieden uns nach langem Überlegen und Kritisieren für „Gruppierungen“, was allgemein genug ist, jedoch das Hauptmerkmal beider Begriffe umfasst – dass es sich um Gruppen von Menschen handelt, was uns bereits zum entsprechenden Zeitpunkt klar war. Allein die Bearbeitung der Begrifflichkeiten und die Recherchen über Manipulation bzw. Brainwashing und passende Sekten, sowie einer passenden Vergleichsreligion, kostete uns einige Treffen und Wochen. Doch dies blieb nicht ohne Erfolg. Wir konnten zumindest eine Leitfrage formulieren, hatten einen Plan für die kommenden Wochen, Schwerpunkte und ein damit einhergehende Projektprodukt als Ziel. Unsere fertige Leitfrage, unter der das Projekt fortan laufen sollte, lautete letztlich:

Inwiefern wird Brainwashing innerhalb von Gruppierungen genutzt, um Anhänger zu gewinnen und zu halten?

3. Der inhaltliche Schwerpunkt

3.1 Die Raelianer

Nach der intensiven Arbeit an unserem großen Thema und der Festlegung der Schwerpunkte gingen wir in die Einzelarbeitsphase. Wir haben uns vorher gemeinschaftlich abgesprochen, wer welche Sekte recherchiert, welche Vergleichsreligion wir nehmen und wer die Indikatoren zu Brainwashing erarbeitet. Der Tipp von Frau Baumann hinsichtlich der Recherche über Sekten war eindeutig:

„Gehen Sie nicht zu denen hin! Die sind verdammt gut in dem, was sie tun!“ Dies schreckte uns ein wenig ab und schränkte uns gleichzeitig in den Möglichkeiten des Recherchierens ein. Eine genaue Literaturstudie war nun nötig unter ständiger Berücksichtigung der Vergleichskriterien (S. Anhang I: Vergleichstabelle). Es ging hierbei nicht darum, die Sekte nur vorzustellen, sondern um die Beurteilung, ob und in welcher Hinsicht sie den Kriterien für eine Sekte überhaupt entspricht. Dafür haben sich zwei Gruppenmitglieder mit den sehr verbreiteten, bekannten und anerkannten Sekten, den Zeugen Jehovas und Scientology beschäftigt, ein Kommilitone mit der Vergleichsreligion Buddhismus und ich mit einer eher unbekannten und vor allem außergewöhnlichen Religion. Mit Sekten verband ich immer etwas Krankes und damit Negatives. Ich habe mich schon immer gefragt, warum Menschen sich diesen fragwürdigen und eindeutig unsinnigen Denkweisen anschließen und davon beherrschen lassen. Da ich mich jedoch über meine persönliche Meinung hinaus noch nie so intensiv mit Sekten beschäftigt habe, nutzte ich zunächst eine Seite, die die „10 gefährlichsten Sekten der Welt“ auflistet und kurz beschreibt (Die 10 gefährlichsten Sekten der Welt, huffingtonpost.de, Marcel Bohnensteffen, 05.06.2014).

Der erste Satz dieses Artikels machte mich direkt neugierig.

„Sie manipulieren, sie drangsalieren, sie terrorisieren. Und sie machen Menschen zu wehrlosen Opfern. Sekten verbreiten weltweit Angst und Schrecken.“ (Ebenda)

Gleich das zweite Wort war wieder das beliebte „manipulieren“ in direktem Zusammenhang mit Sekten und auch „wehrlose Opfer“ passte zu meinen bisherigen Annahmen. Ich fühlte mich in meinen Vorurteilen gegenüber Sekten bestätigt und ahnte gleichermaßen, was Frau Baumann mit ihrem Ratschlag meinte, der wohl nicht grundlos einer Warnung gleich kam. Die dort aufgelisteten Sekten übertrafen sich in Fragwürdigkeit gegenseitig. Besonders gerieten jedoch „Die Raelianer“ in meinen Fokus, die auch „Ufo-Sekte“ genannt werden.

Die Grundannahme der rund 50-70.000 Raelianer besteht darin, dass „Wissenschaftler von einem anderen Planeten mittels DNS alles Leben auf der Erde [erschufen].“ (inforel.de) Die s.g. Elohim1 sandten Propheten (Mohammed, Buddha, Jesus und Moses) auf die Erde, die die Weltreligionen gründeten, um die Menschheit bei ihrer Entwicklung zu unterstützen. Der Gründer der Sekte, Claude Vorilhon, hält sich für den Halbbruder Jesus, da seine Mutter von den Elohim entführt worden sei und durch Jahwe ihr Kind empfing (Die Raelianer – Ufo-Glauben und Atheistischer Kreationismus, spektrum.de, Michael Blume, 19.02.2011).

Trotz dieser religiösen Ansätze verstehen sich die Raelianer als „wissenschaftlich orientierte Atheisten“ (Ebenda), die vor allem die katholische Kirche strikt ablehnen. Einerseits verstehen sie sich als Befürworter der Wissenschaft, andererseits lehnen sie Theorien wie die der Evolution ab. In diesem Zwiespalt ist die Entstehungstheorie bzw. Abstammungslehre der Raelianer selbst entstanden, wie sie oben bereits kurz erläutert wurde. Des Weiteren glauben die Anhänger der Sekte daran, dass eine wertvolle Fortpflanzung der Menschen nicht auf biologische, sondern technische Weise erfolgen muss. Hierbei bilde das Klonen das Optimum und stellt somit den Fokus der angehörigen Wissenschaftler dar., Nur das Klonen verhelfe den Menschen zu irdischer Unsterblichkeit und einem paradiesischen Leben nach dem Tod. Auch an dieser Stelle entstand meines Erachtens ein gewisser Zwiespalt – Wie kann es ein Leben nach dem Tod geben, wenn Unsterblichkeit herrscht?

Ich blickte mit großer Skepsis und ständigem Kopfschütteln auf die Recherchen zu dieser Sekte, die jedoch zur folgenden Tabelle notwendig waren.

[...]


1 Die Elohim sind nach dem Rael-Glauben die außerirdischen Schöpfer allen Lebens, deren Anführer Jahwe den Vater Jesu darstellt.

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Religion oder Sekte? Ein Projektportfolio zur Religionskritik
Université
University of Potsdam
Note
1,7
Auteur
Année
2017
Pages
25
N° de catalogue
V1030326
ISBN (ebook)
9783346446053
ISBN (Livre)
9783346446060
Langue
allemand
Mots clés
religion, sekte, projektportfolio, religionskritik
Citation du texte
Jenny Braun (Auteur), 2017, Religion oder Sekte? Ein Projektportfolio zur Religionskritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030326

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