Die London Riots 2011 und Soziale Arbeit in England als Profession


Dossier / Travail, 2019

24 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Thatcherism und sein Vermächtnis

3 Soziale Arbeit in England
3.1 Geschichtliche Entwicklung hin zur Sozialen Arbeit
3.2 Soziale Arbeit in der jüngsten Vergangenheit
3.3 Allgemeines

4 Die London riots 2011
4.1 Geschehnisse
4.2 Reaktionen
4.3 Ursachenforschung
4.3.1 In der Politik
4.3.2 In ihren eigenen Worten
4.3.3 In sozialarbeiterischen Kreisen
4.4 Maßnahmen exemplarisch am Troubled Families Programme

5 Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

1 Einleitung

„Oi! I said Oi What you looking at you little rich boy“

Plan B, Ill Manors, 2012

März 2012. In England wird ein Hip-Hop-Track veröffentlicht. Mit seinen eingängigen Beats ist der Track energiegeladen, wütend. Er spielt mit Stereotypen und Vorurteilen, nimmt Politiker auf die Schippe, prangert Reiche an, bedient sich vieler Anspielungen auf die Missstände in einem London des Jahres 2011. Der Rezipient wird eingeladen auf eine urban safari – vielleicht gibt es illegale Immigranten zu begaffen. Noch wirkmächtiger ist der Track in Kombination mit seinem Video. Gangs. Council estates. Jugendliche, die beim Spaß haben ausflippen.

Der Track heißt Ill Manors 1, der Rapper nennt sich Plan B (Benjamin Paul Ballance-Drew mit bürgerlichem Namen). Und er hat das Ziel, aufzurütteln, die Menschen zum Nachdenken zu bewegen, der Jugend eine Stimme zu geben. Der Track ist eine Antwort auf die London riots 2 2011. Plan Bs Antwort. Ein Protestlied.

In der vorliegenden Arbeit soll am Beispiel der London riots 2011 und dem Umgang mit marginalisierten Bevölkerungsgruppen dort bzw. in ganz England3 sich der Frage angenähert werden, inwiefern die Soziale Arbeit als Profession in England ihrem eigenen Anspruch gerecht wird/gerecht werden kann. Als Basis des Anspruchs der Sozialen Arbeit in England soll folgende 2011 noch gültige Definition4 aus dem Jahr 2002 dienen:

“The social work profession promotes social change, problem solving in human relationships and the empowerment and liberation of people to enhance well-being. [...] Principles of human rights and social justice are fundamental to social work.” (zitiert nach Dickens, 2012, S. 37)

Zu diesem Zweck ist es unerlässlich, die Geschehnisse im August 2011 zu kontextualisieren. In Kapitel 2 liegt der Fokus auf der Zeit von Margaret Thatcher als Premierministerin von 1979 bis 1990 und ihrer politischen Philosophie bzw. Ideologie, da diese wie keine andere große Umbrüche in der englischen Gesellschaft bewirkt hat, die nicht folgenlos blieben und auch 2011 noch nachhallten. Kapitel 3 widmet sich der Entstehung und weiteren Entwicklung der Sozialen Arbeit in England. Kapitel 4 schließlich beschäftigt sich intensiv mit dem Ablauf der riots, initialen Reaktionen von verschiedenen Seiten, einer Ursachenforschung und einem sozialpolitischen Interventionsprogramm, das eigens wegen der riots geschaffen wurde. Kapitel 5 enthält zu guter Letzt das Fazit mit der Beantwortung der Forschungsfrage.

2 Der Thatcherism und sein Vermächtnis

„We’ve had it with you politicians You bloody rich kids never listen There’s no such thing as broken Britain We’re just bloody broke in Britain“

Plan B, Ill Manors, 2012

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war zunächst geprägt von der Umsetzung des Wohlfahrtsstaates und Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und -institutionen, wie Kohleindustrie, Gas- und Elektrizitätswerke, Eisenbahnen und die Bank of England, unter der Labour -Regierung von Premierminister Clement Attlee (vgl. Morgan, 2000, S. 61f). Die ehemalige Weltmacht verlor überdies langsam aufgrund militärischer und finanzieller Mittellosigkeit und des Unwillens, an fernen Ländern festzuhalten, ihre Vormachtstellung und ehemalige Kolonien erklärten nach und nach ihre Unabhängigkeit (vgl. Morgan, 2000, S. 69). Es kam zu einem vermehrten Zuzug von ImmigrantInnen aus Indien, Pakistan, Afrika und der Karibik seit den 1950ern, dem ein Stück weit mit rassistischem Verhalten (Unterbringung in heruntergekommenen Wohnungen, Diskriminierung am Arbeitsplatz und durch die Polizei) begegnet wurde (vgl. Morgan, 2000, S. 76).

Durch die internationale Ölkrise Mitte der 1970er stieg der Ölpreis und damit auch die Inflation. Der Winter of Discontent 1978/1979, der in einer Vielzahl von Streiks endete, führte schließlich 1979 zur Wahl der Conservative Party und damit Margaret Thatcher als Premierministerin. In ihrem ersten Jahr hatte sie mit einer Inflationsrate von über 20 % und einer Arbeitslosenzahl von um die zwei Millionen zu kämpfen. Durch monetaristische Maßnahmen der Regierung (indirekte Besteuerung, Senkung der Einkommensteuer, Kürzung der Regierungsinvestitionen und Regulierung der Geldmenge) wuchs diese Zahl bis 1986 auf drei Millionen an. Die Lebensqualität nahm durch fehlende Investitionen in das Gesundheits- und Bildungswesen und durch reduzierte Ausgaben in Kunst, Kultur und Umwelt ab (vgl. zu diesem Abschnitt Morgan, 2000, S. 79ff). „Britain now provided a classic example of the post-Keynesian phenomenon of ‘stagflation’, with industrial recession and high inflation at one and the same time“ (Morgan, 2000, S. 81). Die erste Hälfte der 1980er war insgesamt gekennzeichnet von öffentlichen Gewaltausbrüchen (in race riots, bei Gewerkschaftsdemonstrationen, Fußballspielen, Bergarbeiterstreiks), wirtschaftlichem Abschwung und sozialer Unzufriedenheit. Ab der Mitte der 1980er wurden Anreize für den Erwerb von Wohneigentum geschaffen, die Regierung reprivatisierte Schlüsselindustrien (was zu einer Erholung der Wirtschaft beitrug) und die Macht der Gewerkschaften war, zur Zufriedenheit der Thatcher-Regierung, die in ihnen den Grund für die mangelnde Flexibilität des Arbeitsmarktes sah, zurückgedrängt (vgl. zu diesem Abschnitt Morgan, 2000, S. 83ff, S. 90). Mit der poll tax 5, die Thatcher 1989 einführte und die auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung stieß, läutete sie ihren eigenen Niedergang im Jahr 1990 ein (vgl. Palumbo, 2004, S. 15).

Dieses neoliberale Regierungsprogramm, der Thatcherism, sollte sich durch alle zukünftigen Regierungen6 wie ein roter Faden ziehen. Er ist gekennzeichnet durch freie Märkte, Monetarismus nach Friedman, Privatisierung, Steuersenkung, Familienwerte aus viktorianischer Zeit und Abkehr von staatlichen Eingriffen im Inneren (Abkehr vom Wohlfahrtsstaat). Das Resultat all dessen zeigte sich in wachsender Ungleichheit und sich weitenden sozialen, ökonomischen und geographischen Gräben (vgl. Palumbo, 2004, S. 6ff und BBC News, 2013, o.S.).

Thatcher verlautete so 1987 in einem Interview:

“I think we have gone through a period when too many children and people have been given to understand ‘I have a problem, it is the Government's job to cope with it!’ or ‘I have a problem, I will go and get a grant to cope with it!’ ‘I am homeless, the Government must house me!’ and so they are casting their problems on society and who is society? There is no such thing! There are individual men and women and there are families and no government can do anything except through people and people look to themselves first.” (Keay & Thatcher, 1987, o.S.)

– eine Rhetorik, an die sich die/der LeserIn im Verlauf dieser Arbeit noch erinnert fühlen mag.

3 Soziale Arbeit in England

„We're poor 'round here, run home and lock your door Don't come 'round here no more, you could get robbed for real Because my manor's ill My manor's ill“

Plan B, Ill Manors, 2012

3.1 Geschichtliche Entwicklung hin zur Sozialen Arbeit

In England gab es zu vorindustriellen Zeiten ab dem frühen Mittelalter kirchliche Bestrebungen, arme Menschen in Form von Almosengabe und der Errichtung von Kranken- und Waisenhäusern, Obdachlosen- und Altenheimen zu unterstützen.

Die eigentlichen Anfänge Sozialer Arbeit finden sich in der Industriellen Revolution, die eine grundlegende Veränderung der sozialen Beschaffenheit des Landes zur Folge hatte. Die Städte wuchsen um das beginnende 19. Jahrhundert durch Massenzuzug der Landbevölkerung exorbitant an. Die Unterkünfte der Arbeiterschaft waren in einem desolaten Zustand, hygienische Bedingungen waren schlecht, Erwachsene und Kinder waren gezwungen, lange Stunden unter rauen Arbeitsbedingungen für wenig Geld zu schuften. Eine neue Schicht war im vorherrschenden Manchesterkapitalismus der Zeit geboren: die urban poor (vgl. zu diesem Abschnitt Pierson, 2011, S. 5ff)

Armut7 wurde nicht als gesellschaftliches Problem, entstanden aus den wirtschaftlichen Bedingungen, betrachtet, sondern als ein Problem der Moral der Betroffenen. Forderungen nach einem neuen Poor Law wurden laut (da das von 16018 als zu großzügig galt), die 1834 als Poor Law Amendment Act in die Tat umgesetzt wurden. Das Gesetz legte seinen Fokus auf indoor relief 9 und stigmatisierte Armut (vgl. Pierson, 2011, S. 8). Der zugrundeliegende Gedanke war der, dass Armenhilfe Menschen in Abhängigkeit halten und nicht zu Eigenverantwortung und Selbständigkeit führen würde. Es galt, strikt zu unterscheiden zwischen Bedürftigen, die Hilfe verdienten (deserving poor, arme Menschen im Alter bzw. mit Behinderungen) und solchen, bei denen dies nicht der Fall war (able-bodied, undeserving poor).

Im frühen 20. Jahrhundert formierten sich zahlreiche, teilweise heute noch tätige, Freiwilligen-Organisationen, wie die Guilds of Help in Nordengland (z.B. Sunderland Guild of Help, 1907), Foundations (z.B. Joseph Rowntree Foundation, 1904), Bürgerstiftungen und weitere Wohlfahrtseinrichtungen. Sie alle hatten neben der andauernden Unterstützung von Bedürftigen besonders soziale Forschung und die Weiterentwicklung bzw. Modernisierung der Standards Sozialer Arbeit zum Ziel (vgl. zu diesem Abschnitt Pierson, 2011, S. 46).

Mit dem Local Government Act 1929 wurde das Poor Law reformiert und die Verantwortung auf Stadtverwaltungen und kreisfreie Städte (local authorities) übertragen. In den Jahren zuvor wurde ihnen zudem vom Parlament zugestanden, Leistungen u.a. in den Bereichen Kindeswohl und Gesundheitswesen anzubieten. Nach und nach wurden immer mehr, mittlerweile diversifiziertere, Handlungsfelder, vormals im freiwilligen Sektor organisiert, in staatliche Hände übergeben, weshalb der Staat sozialarbeiterische Politik und Praxis entscheidend beeinflusste (vgl. zu diesem Abschnitt Wilson et al., 2008, S. 72 und Pierson, 2011, S. 62).

Auf der Basis des Beveridge Report von 1942 entstand schließlich nach dem 2. Weltkrieg ein zentralisiertes Wohlfahrtssystem, der liberale Wohlfahrtsstaat, der, finanziert durch die öffentliche Hand, über „old age pension, family allowance, care in old age, unemployment insurance and a basic social security“ (Pierson, 2011, S. 108) und mit der Gründung des National Health Service 1948 alle Grundbedürfnisse abdecken sollte (vgl. zu diesem Abschnitt Pierson, 2011, S. 108).

3.2 Soziale Arbeit in der jüngsten Vergangenheit

Ab 1997 begann mit der New Labour -Regierung Tony Blairs im Vereinigten Königreich die Übertragung von Verantwortlichkeiten auf die vier Landesteile, was auch zur Umstrukturierung und Reformierung des sozialen Dienstleistungssektors beitrug. Die Soziale Arbeit hatte mit einem schlechten Ruf und politischer Ambivalenz zu kämpfen. Ein Hinweis darauf zeigt sich u.a. in der zunehmenden Verwendung des Begriffs social care 10 statt social work, den auch New Labour präferierte, so dass sich aber die Soziale Arbeit nach und nach zum professionellen Flügel der social care etablierte. Die New Labour -Reformen zielten ab auf eine Reglementierung, Formalisierung und die Erhöhung der Standards durch den intensiven Einsatz von Aufsichts-, Zielvorgaben- und Kontrollsystemen und die verstärkte Nutzung von Dienstleistern aus dem privaten und Freiwilligen-Sektor. In die Zeit von New Labour fällt auch die Individualisierung von Leistungen, die AdressatInnen Flexibilität und einen einfacheren Zugang zu Leistungen ermöglichen sollte, später aber für ihre Verlagerung der Verantwortung auf Einzelpersonen und Familien kritisiert wurde (vgl. zu diesem Absatz Dickens, 2012, S. 34ff).

Ab den frühen 2000ern wurden für die Soziale Arbeit verschiedene Leitfäden und Ehrenkodizes formuliert. Hierunter findet sich der Ehrenkodex der British Association of Social Workers (BASW), gegründet 1970 und größter Berufsverband für Soziale Arbeit im Vereinigten Königreich. In ihm heißt es beispielsweise: „Social work is a professional activity. Social workers have obligations to service users, to their employers, to one another, to colleagues in other disciplines and to society“11 (zitiert nach Dickens, 2012, S. 36).

Die anfängliche Krise der Sozialen Arbeit in England intensivierte sich 2007 mit dem Kindesmissbrauch und anschließendem Tod von Baby Peter12. Die Social Work Task Force (SWTF) wurde gegründet und mit einer grundlegenden Untersuchung und Analyse der Profession der Sozialen Arbeit beauftragt (vgl. Dickens, 2012, S. 36). Ein zentraler Punkt ihres ersten Berichts von Mai 2009 verdeutlicht, dass SozialarbeiterInnen ihre Profession von der Öffentlichkeit und den Medien als missverstanden und abgewertet erachten und dass die Profession es nicht schafft, sich selbst in ein positives Licht zu rücken und ihre Rolle und Ziele verständlich zu machen (vgl. Dickens, 2012, S. 40).

Weitere Missstände der Sozialen Arbeit in den 2000ern liegen im

„[...] tight gatekeeping to limited resources, heavy workloads that leave little time and energy for dealing with anything other than the most immediate problems, and high levels of proceduralisation – forms, electronic records, targets, budgets.“ (zitiert nach Dickens, 2012, S. 37)

Auch Kessl (2015; weiteres siehe Kapitel 4.3.3 dieser Arbeit) identifiziert ähnliche Problematiken in der Sozialen Arbeit. So geht aus einem Beobachtungsprotokoll schon allein durch Betrachtung der Räumlichkeiten in Youth Offending Teams (YOTs)13 und einer Charity eine klare räumliche Trennung zwischen den Arbeitsplätzen der SozialarbeiterInnen und den Besprechungsräumen, in denen selbige in direkten Kontakt mit den AdressatInnen treten, hervor. Für Kessl stellt dies einen Beleg für den in der Sozialen Arbeit Einzug haltenden „Managerialismus“ (S. 311), den er als „Transformation“ (ebd.) sieht, dar. Dies bedeutet für ihn eine Hinwendung zu einer technologisierten Arbeit,

„.2 einen irrationalen Glauben an Optimierungsstrategien – nicht zuletzt, wie Wastell und White (2010) zeigen, in Form von IT-basierten Systemen – und 3 den Verlust der Einsicht, dass der Kern fachlichen Handelns in der direkten Interaktion (Erbringung) liegt.“ (S. 312)

3.3 Allgemeines

SozialarbeiterInnen in England arbeiten im staatlichen, privaten und Freiwilligen-Sektor. Die Mehrzahl von ihnen untersteht durch ihre Arbeit in behördenübergreifenden Teams in local authorities oder anderen öffentlichen Körperschaften direkt dem Staat (beide als öffentliche Träger; z.B. in Abteilungen der Children Services, in Community Mental Health Teams oder beim National Health Service), der sich in verschiedenen Ministerien die Verantwortlichkeiten der Sozialen Arbeit teilt (so ist das Department of Health and Social Care verantwortlich für Soziale Arbeit mit Erwachsenen, das Department of Education für Kinder und Familie). Seit 2003 erhalten die meisten SozialarbeiterInnen ihre Qualifikation durch einen Bachelor- oder Master-Abschluss an Universitäten. Die Berufsbezeichnung social worker ist nach jahrzehntelanger Debatte um die Professionalität der Sozialen Arbeit erst seit 2005 ein geschützter Begriff (vgl. zu diesem Absatz Cromarty, 2018, S. 6f).

[...]


1 Dzudzek und Müller (2013) weisen in Fußnote 8, S. 35 auf die Mehrdeutigkeit des Titels hin.

2 Kessl (2015) definiert riots als „die Sozialform eines gewaltsamen Aufruhrs, die sich auf soziale Konfliktlagen aufgrund bestimmter gegebener gesellschaftlicher Strukturen bezieht“ (S. 304).

3 London als Hauptstadt des Landesteils England im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland und Ausgangspunkt der riots steht im Mittelpunkt dieser Arbeit. Aus diesem Grund wird von England gesprochen; die anderen Landesteile Wales, Schottland und Nordirland finden keine Berücksichtigung.

4 Diese Definition wurde von der International Federation of Social Workers (IFSW) erarbeitet und auch von der British Association of Social Workers (BASW; siehe Kapitel 2.3 dieser Arbeit) übernommen (vgl. Dickens, 2012, S. 37)

5 Über die poll tax sollte mehr Geld in die Kassen der Lokalverwaltungen fließen. Durch die neue Steuer musste nun jedeR einzelne erwachsene MieterIn einer Wohnung eine pro-Kopf-Pauschale an den council zahlen, wohingegen vor Einführung dieser Steuer die WohnungseigentümerInnen Geld abführen mussten (vgl. Palumbo, 2004, S. 15).

6 Blairs New Labour, mit der in den 1990ern die typischen Anliegen einer Arbeiterpartei wie Klassenkampf, Verstaatlichung und die Unterstützung von und Nähe zu Gewerkschaften endeten, unterlag insofern dem Thatcherism, als dass der Kurs der Dezentralisierung des Verwaltungsapparates fortgeführt wurde. Die Partei versuchte auch über ein minimalistisches Konzept von sozialer Gerechtigkeit Inklusion zu erreichen, allerdings ohne den Sozialdarwinismus der Conservative Party. New Labour schien jedenfalls das neoliberale Misstrauen in den öffentlichen Sektor verinnerlicht zu haben und setzte – übertrieben optimistisch – auf den privaten Sektor (vgl. Palumbo, 2004, S. 5f).

7 Der Fokus innerhalb der frühen Sozialarbeit lag jahrhundertelang exklusiv auf Armut.

8 Hauptpunkte waren folgende: nicht arbeitsfähige arme Menschen wurden in einem Armenhaus versorgt, arbeitsfähige arme Menschen wurden in Arbeitshäusern untergebracht, nicht arbeitswillige Menschen in einer Besserungsanstalt oder einem Gefängnis.

9 Um Armenhilfe zu erhalten, wurden Betroffene gezwungen, in Arbeitshäusern zu arbeiten, die im Zuge des Gesetzes vermehrt gebaut wurden. Dies sollte als Abschreckung dienen, Leistungen in Anspruch zu nehmen.

10 dt. etwa Sozialfürsorge. Die mitschwingende Konnotation ist die einer angelernten Routinearbeit, die im Vergleich zur professionellen Sozialen Arbeit weniger Entscheidungsmacht und formale Ausbildung beinhaltet (vgl. Dickens, 2012, S. 35). Zum Vergleich mit Deutschland sei angemerkt, dass sich social work in England sehr viel enger definiert, als dies beim Begriff der Sozialen Arbeit in Deutschland der Fall ist. Zum Beispiel zählt Jugendarbeit (youth work, z.B. die offene in Jugendzentren), Streetwork mit obdachlosen Menschen (outreach work) oder Straffälligenhilfe (als probation officer) in England nicht zu social work, sondern zum breiteren Spektrum der social care -Berufe.

11 Dies erinnert an das Mehrfachmandat nach Staub-Bernasconi. Explizit war in keiner sozialarbeiterischen englischsprachigen Quelle ein Hinweis auf sie zu lesen. Es konnte im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht eruiert werden, ob ihre Thesen in der Sozialen Arbeit in England bekannt sind oder eine Rolle spielen.

12 Baby Peter war ein 17 Monate alter Junge aus Haringey, Nordlondon, der von seiner Mutter, ihrem Freund und einem weiteren Mann über Monate hinweg derartig geschlagen wurde, dass er letztlich im August 2007 verstarb. In einer Zeitspanne von acht Monaten vor seinem Tod fanden ca. 60 Besuche von SozialarbeiterInnen und bei Gesundheitspersonal statt. Dennoch wurde er nicht fremduntergebracht (vg. Campbell, Jones und Brindle, 2008, o.S.).

13 dt. etwa Jugend(gerichts)hilfe

Fin de l'extrait de 24 pages

Résumé des informations

Titre
Die London Riots 2011 und Soziale Arbeit in England als Profession
Université
University of Applied Sciences North Hesse; Bad Sooden-Allendorf
Note
1,0
Auteur
Année
2019
Pages
24
N° de catalogue
V1031135
ISBN (ebook)
9783346432834
ISBN (Livre)
9783346432841
Langue
allemand
Mots clés
Soziale Arbeit, social work, England, riots 2011, Soziale Arbeit international
Citation du texte
Stefanie Weigel (Auteur), 2019, Die London Riots 2011 und Soziale Arbeit in England als Profession, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1031135

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