Arnim, Achim von - Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau


Presentation / Essay (Pre-University), 2001

3 Pages


Excerpt


Achim von Arnim:

Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau

Inhalt

Graf Dürand brennt sich sein Holzbein am Kamin an. Rosalie kommt zufällig gerade herein und hilft ihm beim Löschen. Danach erzählt sie von ihrem Mann Francoeur: Als sie ihn geheiratet hat, hat ihre Mutter einen Fluch auf sie geworfen. Bei der Hochzeit ist der halbe Fluch auf Francoeur übergegangen, bei der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes hat sich der gesamte Fluch auf Francoeur geladen. Graf Dürand soll ihn auf einen Posten setzen, wo es fast keine Leute hat, damit sein schreckliches Benehmen nicht auffällt. Graf Dürand setzt ihn auf den „Fort Ratonneau“.

Basset, Dürands Kammerdiener, hat zufällig mitgehört und geht mit dem Mönch Philipp, einem Exorzisten, zu Francoeur, um ihm den Teufel auszutreiben. Francoeur erfährt nun natürlich alles und verdammt seine Frau.

Francoeur schliesst sich verbittert mit den gesamten Wintervorräten und Munition auf dem Fort ein und lässt niemanden hinauf. Er entzündet ein Feuerwerk. Dadurch sieht ein anderes Schiff den Kahn, in dem sich nun Rosalie und das Kind befinden, und kann gerade noch ausweichen - Francoeur hat unbewusst das Leben von Rosalie und dem Kind gerettet. Rosalie will sich opfern, damit Francoeur nicht den Fort in die Luft sprengt. Sie steigt auf den Fort. Francoeur schiesst auf sie, trifft aber nicht. Er reisst sich die Haare aus und schlägt sich an die Stirn. Dadurch platzt die Wunde an seinem Kopf auf1. Der Fluch geht von Francoeur weg, er nimmt Rosalie in die Arme und versöhnt sich mit ihr. Auch Rosaliens Mutter wird an diesem Tag vom Teufel befreit und stirbt friedlich.

„Gnade löst den Fluch der Sünde, Liebe treibt den Teufel aus.“

Arnim hatte seine Anregung für diese Geschichte von einer eigenen Reise über Nizza nach Marseille und von einer wahren Geschichte, die sich in Marseille ereignet hat: Ein wahnsinniger Kriegsinvalide hatte sich auf dem Fort Ratonneau gegenüber dem Hafen eingeschlossen und drohte, von dort aus die Stadt zu beschiessen; Soldaten hatten ihn überwältigt und ins Irrenhaus gebracht.

Ort

Die Geschichte spielt in Marseille. Der Fort Ratonneau hat mindestens damals tatsächlich existiert und lag etwas ausserhalb von Marseille.

Zeit

Die Geschichte wurde im Jahr 1818 geschrieben. Sie spielt wenige Jahre nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763).

Personen

Graf Dürand

Kommandant von Marseille; schon relativ alt; „Chef aller Invaliden“, die währen des Siebenjährigen Krieges die Besatzung von Marseille und seiner Forts ausmachte; Holzbein; hilfsbereit.

Basset

Kammerdiener von Graf Dürand; nicht sehr pflichtbewusst (schläft, als der Graf wegen dem Brand seines Holzbeines um Hilfe ruft); will Francoeur helfen, macht zuerst aber alles nur schlimmer; im Endeffekt ist er verantwortlich für Francoeurs Heilung; bekannt mit dem Mönch Philipp.

Mönch Philipp

Exorzist; es gelingt ihm nicht, Francoeur den Teufel auszutreiben; die Geschichte macht sich etwas über ihn lustig.

Rosalie

Geborene Demoiselle Lilie aus Leipzig; hat Francoeur im Krieg gerettet; er heiratet sie als Dank dafür; wird von Mutter deswegen verflucht; liebt Francoeur über alles.

Mutter von Rosalie

Diabolische Gestalt; halb Mensch, halb Teufel; zieht Rosalie allein gross; viele Männer gehen bei ihr ein und aus.

Francoeur

Sergeant; Kopfwunde machte ihn zum Felddienste untauglich; durch Rosalie vom Teufel besessen: erzählt schlimme Spräche, schneidet Gesichter usw.

Alle Personen haben kein richtiges Individuum, sondern stehen für gewisse Typen von Leuten.

Interpretation

Thema

Das Hauptthema ist, dass man mit wahrer und aufrichtiger Liebe das Böse besiegen kann

Erzählweise des Autors

Fügt der Geschichte weitausgreifende, groteske und komische Elemente hinzu und stellt einen religiösen Zusammenhang in den Konflikt. Er verleiht der Geschichte einen phantastischlegendären Charakter.

Romantische Elemente der Geschichte

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Teufel: Glaube an den Teufel, an diabolische Figuren. Es wird in der Mystik nach Erklärungen von aussergewöhnlichen Dingen gesucht.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Was Liebe bewirken kann: Glaube daran, dass allein mit wahrer Liebe das Böse vertrieben werden kann. Glaube an das Gute.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Ironie und Komik: Die Geschichte enthält ein paar sehr komische Elemente, z.B. als Graf Dürands Holzbein Feuer fängt.

Moderne Elemente der Geschichte

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Medizin: Geschichte mit der Kopfwunde, Erwähnung von Chirurgen. Für die Heilung Francoeurs wird auch nach einer medizinischen Erklärung gesucht.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Schuld - Unschuld: Es gibt nicht nur Schuldige und Unschuldige oder Gute und Böse in der Geschichte, es wird nach Erklärungen für bestimmte Verhaltensweisen gesucht. Rosalie ist zwar eigentlich schuld daran, dass Francoeur vom Teufel besessen ist, aber sie hat diese Schuld nicht mit Absicht auf sich geladen. Francoeur ist, obwohl er vom Teufel besessen ist, kein schlechter Mensch.

Symbolik des Feuerwerks

Das Feuerwerk ist ein zweideutiges Bildmotiv zwischen Bösem (Teufel) und Guten (Rosaliens Liebe). Das Feuerwerk kann sowohl das Höllenfeuer, als auch das Liebesfeuer sein: Francoeurs Feuerwerk hat er zum Schrecken der Stadt veranstaltet und damit gleichzeitig Rosalie und das Kind gerettet, weil der Kahn im Dunkeln sonst gerammt worden wäre.

Symbolik der Lilie

Die Lilie auf der Flagge des Forts steht für Rosalie, deren früherer Name ja Rosalie Demoiselle Lilie aus Leipzig war. Zuerst flattert die Flagge über dem Fort - dann wird sie eingeholt und mit den Besitztümern Rosaliens von der Mauer herabgelassen.

Symbolik der Tauben

Die beiden weissen Tauben des Forts fliegen nach der Rettung Francoeurs um sein und Rosaliens gemeinsames Kind herum und symbolisieren dadurch den Frieden.

Symbolik der Namen

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Francoeur: „Fran“ könnte für seine französische Herkunft stehen, „coeur“ bedeutet Herz und könnte sich auf sein eigentlich gutes Herz beziehen. à „Französisches Herz“ [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Rosalie: In diesem Namen könnte das Wort Rose versteckt sein, welches die Blume der Liebe ist und für ihre aufopferungsvolle Liebe zu Francoeur stehen könnte.

Literaturverzeichnis

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Himmel: Geschichte der deutschen Novelle, Francke Verlag, 1963

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Kindler: Kindlers neues Literaturlexikon, Kindler Verlag, 1988

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Gelfert: Wie interpretiert man eine Novelle und eine Kurzgeschichte?, Reclam, 1993

[...]


1 Als Rosalie Francoeur das erste Mal getroffen hat, hat sie sich um eine Kriegswunde an seinem Kopf gekümmert und ihn bald danach gegen den Willen ihrer Mutter geheiratet.

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Details

Title
Arnim, Achim von - Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau
Author
Year
2001
Pages
3
Catalog Number
V103165
ISBN (eBook)
9783640015443
File size
348 KB
Language
German
Keywords
Arnim, Achim, Invalide, Fort, Ratonneau
Quote paper
Christina Meyer (Author), 2001, Arnim, Achim von - Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103165

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