Gleich und Gleich gesellt sich gern. Bourdieus Habitus-Konzept als Erklärungsansatz für homogene Partnerschaften


Seminararbeit, 2021

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmung und Konzepte
2.1 Bourdieus Habitus-Konzept
2.2 Homogamie in Partnerschaften

3. Bourdieus Habitus-Konzept als Erklärungsansatz für homogene Partnerschaften

4. Homogenität von Partnerschaften in Deutschland

5. Gesellschaftliche Folgen homogener Partnerschaften

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In einer modernen Gesellschaft stellt die Wahl des Partners in der Regel eine persönliche Entscheidung des Individuums dar, bei welcher Faktoren wie Attraktivität, Erwägungen bezüglich des Lebensplans sowie Empfindungen, Erfahrungen und habituelle Ähnlichkeiten eine Rolle spielen.

Diese individuellen Partnerwahlpräferenzen sind jedoch nicht losgelöst von sozialen Einflüssen, da persönliche Vorlieben meist im Laufe der Sozialisation entstehen.

Diese These vertritt auch Pierre Bourdieu, welcher in seinem Werk „Die feinen Unterschiede“ formuliert, dass der spezifische Geschmack eines Individuums mit der Laufbahn und der biografisch erworbenen Kapitalausstattung und damit auch eng mit dem Habitus einer Person zusammenhängen. Damit ist Bourdieu der Ansicht, dass der Geschmack und damit auch der Habitus die Menschen paart, welche zueinander passen.

Auffällig ist, dass in Deutschland die Mehrheit der Paare eine Partnerschaft unter „Gleichen“ führt, das heißt, dass sich die Partner in bestimmten kulturellen, sozialen und persönlichen Merkmalen ähneln und daher das alte Sprichwort: „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ bestätigen.

Daher stellt sich die Frage, inwieweit soziale Homogamie in Paarbeziehungen durch das Habitus-Konzept Bourdieus zu erklären ist.

Um diese Frage in der vorliegenden Arbeit zu beantworten, erfolgt in einem ersten Schritt eine Annäherung an Bourdieus Habitus-Konzept und anschließend eine Definition des Ausdrucks „homogene Partnerschaften“. Anschließend wird das Habitus-Konzept genauer in Bezug auf die Partnerwahl und dem Zusammenhang mit homogenen Partnerschaften untersucht. Im nächsten Schritt gilt es aktuelle Untersuchungen bezüglich des Altersunterschieds, der Konfessionszugehörigkeit, der Staatsangehörigkeit und insbesondere des Bildungsniveaus zwischen den Partnern in Deutschland zusammenzufassen und damit auf Homogenitätstendenzen zu prüfen. Darüber hinaus werden die gesellschaftlichen Folgen homogener Partnerschaften beleuchtet, da diese die soziale Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft verstärken können.

Ziel dieser Arbeit ist es, das Habitus-Konzept Bourdieus mit einem zeitgenössischen Phänomen der sozial homogenen Partnerschaften in Verbindung zu setzen und damit die Aktualität hervorzuheben.

Bearbeitet wird diese Fragestellung im Rahmen des Seminars „Ungleichheit und Familie im Wandel“, welches unter anderem die Themen soziale Ungleichheit und Partnerschaft beleuchtet.

2. Begriffsbestimmung und Konzepte

Zuallererst gilt es das Habitus-Konzept Bourdieus zu definieren, da ein einheitliches Verständnis für das weitere Vorgehen grundlegend ist. Anschließend wird der Begriff „homogene Partnerschaften“ erläutert, dessen Merkmale festgehalten und diese genauer erklärt.

Weiterhin gilt es das Habitus-Konzept mit dem Phänomen der homogenen Partnerschaft in Verbindung zu setzen, um im Folgenden die Frage zu beantworten, inwieweit Bourdieus Habitus-Konzept als Erklärungsansatz für homogene Partnerschaften dienen kann.

2.1 Bourdieus Habitus-Konzept

Ein einflussreicher theoretischer Ansatz, der zur Grundlage milieu- und lebensstiltheoretischer Ansätze geworden ist, ist die Klassentheorie des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930-2002).

Ganz wesentlich ist, dass nach Bourdieu mit der Klassenzugehörigkeit auch eine bestimmte Art des Denkens und Handelns einhergeht, welche die Klassen voneinander materiell und vor allem auch kulturell distinguiert. Bourdieu verbindet das so erweiterte Klassenkonzept mit seinem Begriff des Habitus, auf welchen im Folgenden genauer eingegangen wird. (Vgl. Huinink & Schröder, 2019, S. 180)

Vorweg muss angemerkt werden, dass Bourdieu die Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse in kritischer Absicht betreibt, das heißt mit dem Ziel, durch soziologische Erkenntnisse dazu beizutragen, die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern, um eine gerechtere Gesellschaft hervorzubringen (Vgl. Koller, 2004, S. 138). Zunächst gilt es nun den Begriff des Habitus zu definieren, da dieser in verschiedenen Bereichen verwendet wird und demzufolge verschiedene, kontextabhängige Definitionen besitzt. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der lateinische Begriff „Habitus“ die äußere Erscheinung beziehungsweise das Gesamterscheinungsbild einer Person. (Vgl. Lenger et al., 2013, S. 13-14)

Die vorliegende Arbeit widmet sich der soziologischen Bedeutung des Begriffs in der von Bourdieu vorgegebenen Prägung. In seinen Worten steht Habitus für ein Dispositionsschema; ein „Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata“ eines Menschen, in dem sämtliche inkorporierten, früheren sozialen Erfahrungen zum Ausdruck kommen (vgl. Lenger et al., 2013, S. 115). Die Unterschiede bezüglich des Habitus verschiedener Menschen zeigen sich beispielsweise in unterschiedlichen Arten zu essen, sich zu kleiden, sich zu bewegen, aber auch in unterschiedlicher Lebensführung, Selbstverständnis, Weltsicht, Moralvorstellung und Selbstsicherheit.

Die inkorporierten sozialen Muster des "richtigen" Denkens und Handelns gehen laut Bourdieu in Fleisch und Blut über und werden zu einer Art „zweiten Natur“, damit werden diese meist selbstverständlich und als solche nicht mehr reflektiert und letztlich sogar vergessen (vgl. Abels & König, 2010, S. 212).

Diese Grundstrukturen, die das Denken und Handeln eines Menschen strukturieren, sind jedoch nicht angeboren, sondern entstehen aus der Erfahrung, die der Mensch macht. Dieser Habitus wird daher laut Bourdieu im Laufe der familiären sozialen Praxis von den Individuen in ihrer Lebensgeschichte erworben. Diesen Vorgang nennt Bourdieu „Habitualisierung“ und ist gleichzusetzen mit dem Begriff der Sozialisation (vgl. Koller, 2004, S. 150).

Da der Mensch fortlaufend neue Erfahrungen sammelt, modifiziert sich auch sein Habitus über die gesamte Lebenszeit, wobei Bourdieu jedoch davon ausgeht, dass der Kern des Habitus, der durch prägende Erfahrungen in der familiären Sozialisation entwickelte, sich nicht wesentlich verändert.

Laut Bourdieu ermöglicht der Habitus es Menschen, in unterschiedlichen Situationen flexibel und schnell zu handeln und gewährleistet zugleich die Kohärenz der Identität, dies meint hier Übereinstimmung und Deckungsgleichheit der Persönlichkeit. Da identische Situationen in der sozialen Realität jedoch so gut wie nie vorkommen, ist der Habitus im Grunde stets zur Improvisation gezwungen. Entsprechend läuft die Verinnerlichung der sozialen Strukturen zwar systematisch und dauerhaft ab, jedoch nicht mechanisch. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen schlussfolgert Bourdieu, dass der Habitus nicht nur die Praxis und Wahrnehmung strukturiert und organisiert, sondern auch bereits strukturierte Struktur ist. (Vgl. Lenger et al., 2013, S. 20).

Der soziale Habitus bietet somit das Gefühl von Sicherheit im Gewohnten, aber er reproduziert sie auch nur auf diesem Niveau. Indem Motive, Erwartungen und Welterklärungen der Individuen auf diesem Niveau verbleiben und die Individuen sie durch ihre Praxis bestätigen, werden auch die gesellschaftlichen Bedingungen des sozialen Habitus reproduziert (vgl. Abels & König, 2010, S. 219).

Es lässt sich schlussfolgern, dass die habituelle soziale Praxis so den milieuspezifischen Habitus mit formt. Dieser Klassenhabitus ist ein subjektives, aber nichtindividuelles System verinnerlichter Strukturen, gemeinsamer Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata innerhalb eines Milieus (vgl. Abels & König, 2010, S. 218).

Die sozialen Milieus in einer Gesellschaft unterscheiden sich durch den klassen- oder auch milieuspezifischen Lebensstil und durch das Gefühl der Individuen, wer zu ihrem sozialen Raum gehört und wer nicht, dieses Gefühl besteht meist unterbewusst (vgl. Abels & König, 2010, S. 211). Bourdieu beschreibt dies wie folgt: „Wer den Habitus einer Person kennt, der spürt oder weiß intuitiv, welches Verhalten dieser Person verwehrt ist. Mit anderen Worten: der Habitus ist ein System von Grenzen“ (vgl. Baumgart, 2008, S. 207).

Bourdieu meint damit, dass die Wirkungsweise des Habitus nicht deterministisch gedacht werden dürfe, sondern limitierend, da lediglich die Möglichkeiten des Denkens und Handelns begrenzt werden (vgl. Abels & König, 2010, S. 226). Dabei gewährt der Habitus einen gewissen Spielraum, den das Individuum nutzen kann, das heißt die Grenzen können unter bestimmten Umständen geweitet werden.

Ein sozialer Aufstieg ist laut Bourdieu demnach immer mit großer Mühe verbunden, da angepasste Verhaltensweisen häufig als nicht „natürlich“ wahrgenommen und von den höheren sozialen Schichten belächelt werden, da es bei der Positionierung im sozialen Raum auch immer um Kämpfe der Anerkennung und um Machterhalt geht (vgl. Fröhlich & Rehbein, 2014, S. 117).

Laut Bourdieu spielt der Habitus auch eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Partners, daher wird das Habitus-Konzept im Folgenden als Erklärungsansatz für homogene Partnerschaften herangezogen. Zunächst gilt es jedoch zu definieren, was unter homogenen Partnerschaften verstanden wird.

2.2 Homogamie in Partnerschaften

In der soziologischen Forschung wurde sich schon lange eingehend mit dem Prozess der Partnerwahlpräferenzen unter den Gesichtspunkten der Homogamie und Heterogamie der Paare beschäftigt, sprich der Gleichartigkeit und Verschiedenartigkeit. Es stellte sich immer wieder die Frage, ob das alte Sprichwort „Gleich und gleich gesellt sich gern“ tatsächlich zutrifft oder ob eher das Gegenteil „Gegensätze ziehen sich an“ gilt.

Im Fokus der Untersuchungen standen vor allem der Altersunterschied zwischen den Partnern, die Konfessionszugehörigkeit, die Staatsangehörigkeit und insbesondere das Bildungsniveau. (Vgl. Peuckert, 2019, S. 53) Vereinfacht lässt sich sagen, dass von Homogamie in Partnerschaften immer dann gesprochen wird, wenn sich die beiden Partner hinsichtlich dieser Merkmale ähneln, also eine Gleichartigkeit aufweisen. Die für diese Arbeit relevanten Merkmale der Homogenität werden im Folgenden erläutert.

In soziologischen Untersuchungen wurden immer wieder die Altersunterschiede zwischen Partnern erfasst, daher stellen Daten über die Altershomogamie der Paare stabile Ergebnisse langjähriger Forschung dar (vgl. Burkhart, 2018, S. 93). Von Altershomogamie kann in diesem Zusammenhang gesprochen werden, wenn die Partner hinsichtlich ihres Alters eine Gleichheit aufweisen, sprich einen Altersunterschied von unter einem Jahr haben (vgl. Grünheid, 2011, S. 3).

Die Variable der Konfession bezieht sich auf den Glauben der Beteiligten einer Paarbeziehung. Auch in diesem Kontext wird von Gleichartigkeit gesprochen, wenn die Paare über dieselbe konfessionelle Zugehörigkeit verfügen. In der Forschung des Statistischen Bundesamtes wird hier zwischen evangelischen, katholischen und islamischen Glauben, nicht religiös und andere Konfessionen unterschieden (vgl. Grünheid, 2011, S. 8).

Von Homogenität bezüglich der Staatsangehörigkeit von Paaren kann ausgegangen werden, wenn diese die Zugehörigkeit zum selben Staat vorweisen können. Die Informationen über die Staatsangehörigkeit der Paare können auch Aufschluss über kulturelle Unterschiede geben, jedoch muss beachtet werden, dass manche Paare zwar die dieselbe Staatsangehörigkeit besitzen, aber über einen deutlich unterschiedlichen kulturellen Hintergrund verfügen (vgl. Burkhart, 2018, S. 320).

Am intensivsten hat man sich jedoch mit der Erforschung der Bildungshomogamie befasst. Unter „bildungshomogamen Paarbeziehungen“ versteht man Beziehungen, bei denen beide Partner über ähnliche Bildungsressourcen verfügen (vgl. Peuckert, 2019, S. 58).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man von Homogamie im Kontext von Partnerschaften spricht, also der Partnerschaft unter „Gleichen“, wenn sich die Partner in bestimmten sozialen, kulturellen und persönlichen Merkmalen ähneln (vgl. Peuckert, 2019, S. 58).

3. Bourdieus Habitus-Konzept als Erklärungsansatz für homogene Partnerschaften

In dieser Arbeit wird das bereits erläuterte Habitus-Konzept Bourdieus als Erklärungsansatz für die Dominanz von homogenen Partnerschaften in Deutschland herangezogen. Zunächst gilt es jedoch Bourdieus Sicht auf die Wahl des Partners zu erläutern. Dieser beschreibt in diesem Zusammenhang in seinem Werk „Die feinen Unterschiede“ folgendes: „Zu einem erheblichen Anteil wirkt sich mehr oder weniger unbewusst der Habitus aus, der für einen bestimmten Geschmack sorgt, so dass man sagen kann: Der Geschmack paart die Menschen, die zueinander passen“ (Bourdieu, 1982, S. 374).

Damit sind die Partnerwahlpräferenzen aus Bourdieus Sicht keine durchgängig reflektierten oder gar kontrollierten Motive, sondern leiblich verankerte Dispositionen. Folgernd lässt sich festhalten, dass für Bourdieu die Partnerwahl keine intentionale Wahlhandlung und keine bewusste Entscheidung für eine bestimmte Person darstellt. (Vgl. Burkhart, 2018, S. 85)

Auch die Tatsache, dass Partner häufig homogene Merkmale aufweisen, lässt sich durch das Habitus-Konzept Bourdieus erklären, da seiner Ansicht nach, geleitet von 6

Sympathien und Antipathien, Zuneigung und Abneigung, Gefallen und Missfallen, Individuen sich eine Umgebung schaffen, in welcher sie sich „Zuhause fühlen“ (vgl. Abels & König, 2010, S. 221).

Heike Wirth beschreibt diese Tatsache in ihrem Werk „Bildung, Klassenlage und Partnerwahl“ wie folgt: „Die Zusammensetzung von sozialen Verkehrskreisen ist nicht nur eine unabsichtliche Folge von vorhandenen Strukturen, bspw. der räumlichen Segregation aufgrund des Besuchs von Bildungsinstitutionen oder geschlechtsspezifisch unterschiedliche Verteilungen, sondern wird in einem erheblichen Umfang auch durch die individuellen Handlungsorientierungen von Menschen bestimmt.“ (Wirth, 2000, S. 56). Weiter betont sie, dass Menschen - vor allem wenn es um Einstellungen, Interessen und Werteorientierungen geht - die Interaktion mit ähnlichen Personen präferieren (vgl. Wirth, 2000. S. 56).

Bezogen auf die Wahl des Partners würde dies bedeuten, dass Individuen sich besonders wohl fühlen, wenn diese gepaart mit einer Person auftreten, welche den spezifischen Klassenhabitus teilt.

Bourdieu belegt diese Tatsache damit, dass sich ein Einklang zwischen den Charakteristika der Dispositionen und auch der sozialen Positionen der Akteure und denen der Gegenstände beobachten lasse, mit denen sie sich umgeben - Häuser, Möbel, Einrichtungsgegenstände usw. -, aber auch der Personen - Ehepartner, Freunde, Beziehungen -, mit denen sie sich mehr oder weniger dauerhaft verbinden (vgl. Abels & König, 2010, S. 221).

Diese Annahme ist charakteristisch für Bourdieu, da dieser auf den ersten Blick höchst disparaten Dingen - wie einer spricht, tanzt, lacht, liest, was er liest, was er mag, welche Bekannte und Freunde er hat usw. - eine enge Verknüpfung miteinander zuspricht (vgl. Baumgart, 2008, S. 206).

Die Partnerwahlpräferenzen eines Individuums lassen sich auch mit der Einverleibung des Habitus erklären, da die Akteure nicht nur fähig gemacht werden, in ihrem sozialen Raum sicher zu handeln, sondern sie übernehmen damit auch die sozialen Maßstäbe der Beurteilung ihres und fremden Handelns. Aus diesem Grund vermeiden Individuen Handeln, das in ihrer sozialen Gruppe missbilligt werden würde und routinisieren Handeln, für das sie Zuspruch finden. (Vgl. Abels & König, 2010, S. 221) Die Disposition, Anerkennung innerhalb der sozialen Gruppe zu suchen und zu finden, ist bei der Partnersuche von hoher Relevanz, um den potenziellen Partnern/Partnerinnen zu gefallen.

Zugleich erklärt die Tatsache, dass der Habitus auch Sicherheit und das Gefühl von Kompetenz innerhalb des Milieus gibt, die meist homogenen Merkmale und Eigenschaften von Partnern. Da der Habitus vorreflexiv ist, erscheinen Entscheidungen leicht und Orientierungen als „natürlich“. Seinen Raum zu verlassen, also Grenzen zu überschreiten, hingegen birgt das Risiko in sich, diese soziale Sicherheit zu verlieren (vgl. Abels & König, 2010, S. 213).

In diesem Zusammenhang ist der Hinweis wichtig, dass die Homogamie von Paarbeziehungen ein Mechanismus zur Reproduktion sozialer Ungleichheit ist, weil so tendenziell die Schichten und Klassen unter sich bleiben, eine soziale Durchmischung durch Paarbildung seltener ist (vgl. Burkhart, 2018, S. 89). Bourdieu zeigt diesen Sachverhalt durch die Behauptung auf, dass der Habitus eine strukturierende, sprich hier: reproduzierende Kraft besitze. Zusammengefasst: „Der Habitus ist Struktur und generiert wiederum Struktur.“ (Abels & König, 2010, S. 219).

Jedoch muss in diesem Kontext auch bedacht werden, dass der überwiegende Teil der Paare - das zeigen alle einschlägigen Studien - dort zustande kommen, wo sich Menschen regelmäßig sehen, wie beispielsweise am Arbeitsplatz, in der Ausbildungsstätte, durch den Bekannten- und Freundeskreis und in Freizeitinstitutionen. Dies erklärt einen Teil der feststellbaren Homogamie, denn solche Institutionen begünstigen das Zusammentreffen von Personen meist gleicher sozialer Herkunft und gleicher Milieuzugehörigkeit. Dies gilt für den Arbeitsplatz und in Teilen, auch für den Freizeitbereich. (Vgl. Burkart, 2018, S. 80)

Daher lässt sich schlussfolgern, dass bei der Partnerwahl milieuspezifischer Habitus und Gelegenheitsstruktur auf diese Weise ineinandergreifen (vgl. Burkart, 2018, S. 80).

4. Homogenität von Partnerschaften in Deutschland

Im folgenden Abschnitt wird auf die empirische Datenlage bezüglich der Homogenität von Partnerschaften in Deutschland genauer eingegangen, dabei wird insbesondere auf die bereits erläuterten Merkmale Altersunterschied, Konfessions- und Staatsangehörigkeit und Bildungsniveau eingegangen.

Zu der Homogamie bei der Alterszusammensetzung lässt sich sagen, dass diese sich bei einer groben Gliederung in den letzten 50 Jahren als relativ konstant erwiesen hat. Bei rund 70 bis 75 Prozent der Eheschließungen sind die Frauen jünger als ihre Partner und nur etwa 10 Prozent der Ehepaare leben in einer altershomogenen Ehe, sprich mit einem Altersunterschied von unter einem Jahr. (Vgl. Grünheid, 2011, S. 3) Trotz der vorherrschenden Altersheterogenität kann festgestellt werden, dass dennoch meist ein annähernd altersgleicher Partner bevorzugt wird, da der durchschnittliche Altersunterschied von Paaren in Deutschland seit nunmehr 40 Jahren relativ konstant ist und bei drei bis vier Jahren liegt (vgl. Peuckert, 2019, S. 58-59).

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Gleich und Gleich gesellt sich gern. Bourdieus Habitus-Konzept als Erklärungsansatz für homogene Partnerschaften
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig
Veranstaltung
Seminar: Ungleichheit und Familie im Wandel
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
14
Katalognummer
V1032017
ISBN (eBook)
9783346435798
ISBN (Buch)
9783346435804
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bourdieu, Habitus-Konzept, Partnerwahl, homogene Partnerschaften
Arbeit zitieren
Monja Karkoska (Autor:in), 2021, Gleich und Gleich gesellt sich gern. Bourdieus Habitus-Konzept als Erklärungsansatz für homogene Partnerschaften, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1032017

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