Sind Hochbegabte immer Einserschüler? Intelligenz und schulischer Erfolg in der gymnasialen Oberstufe


Facharbeit (Schule), 2020

19 Seiten, Note: 1

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kapitel 1: Wie lernt der Mensch?
Assoziatives Lernen:
Nicht assoziatives Lernen:
Kognitives Lernen:
Sozial-kognitives Lernen:

Kapitel 2: Was ist Intelligenz?
Definition nach Adolf O. Jäger
Das Berliner-Intelligenz-Struktur-Modell von Adolf O. Jäger
Die operante Modalität
- Hauptfaktor „Einfallsreichtum und Kreativität“ (E)
- Hauptfaktor „Konzentrationskraft und Tempo- Motivation,
- Hauptfaktor „Verarbeitungskapazität, formallogisches Denken und Urteilsfähigkeit“(K)
- Hauptfaktor „Merkfähigkeit“(M)
Die inhaltliche Modalität
- Hauptfaktor „Anschauungsgebundenes Denken“ (F)
- Hauptfaktor „Zahlengebundenes Denken“ (N)
- Hauptfaktor „Sprachgebundenes Denken“ (V)

Kapitel 3: Wie müssen Klausuren aufgebaut sein?
Rechtliche Grundlagen zum Schreiben einer Klausur:
Anforderungsbereich Eins:
Anforderungsbereich Zwei:
Anforderungsbereich Drei:
Deutsch:
- Anforderungsbereich Eins und Zwei:
- Anforderungsbereich Drei:
Kunst
- Anforderungsbereich Eins:
- Anforderungsbereich Zwei:
- Anforderungsbereich Drei
Mathematik
- Anforderungsbereich Eins:
- Anforderungsbereich Zwei:
- Anforderungsbereich Drei:

Kapitel 4: Wie wirkt sich Intelligenz auf den schulischen Erfolg aus?
Auswertung
Fazit
Zur Weiterführung meiner Arbeit

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

In dieser Facharbeit werde ich mich mit der Intelligenz und ihrem Einfluss auf die schriftlichen Arbeiten der Oberstufe auseinandersetzen. Gerade durch mein Psychologiestudium habe ich mich intensiv mit dem Thema Hochbegabung beschäftigt und inwiefern durch Intelligenz das Umfeld beeinflusst wird. Vor allem mit Hochbegabung assoziieren die meisten Menschen „Wunderkinder“, die sehr gute Noten schreiben und dafür nie lernen müssen. Doch wie wirkt sich die Intelligenz auf den schulischen Erfolg aus? Ist die Intelligenz ein ausschlaggebendes Kriterium, um in Klausuren sehr gute Noten zu schreiben? Diese Fragen haben mich schon im meinem Frühstudium gereizt und ich hoffe nun diese Thematik ausführlich in meiner Facharbeit erläutern zu können.

Zur Untersuchung werde ich in meiner Arbeit das Berliner-Intelligenz-Struktur-Modell von Adolf O. Jäger erläutern und mit der Verordnung über den Bildungsgang und die Abiturprüfung in der gymnasialen Oberstufe auf den Aspekt vergleichen, inwiefern ein gutes Testergebnis im Berliner Intelligenz-Struktur-Test Auswirkungen auf die Note in den schriftlichen Klausuren in der Oberstufe hat. Der schulische Erfolg wird hierbei anhand der Note der schriftlichen Klausuren definiert.

Im ersten Kapitel meiner Facharbeit werde ich mich ausführlich damit beschäftigen wie der Mensch lernt. Ich werde auf die unterschiedlichen Lerntheorien eingehen und die Definition nach Adolf O Jäger von Intelligenz erläutern.

Im weiteren Verlauf werde ich das Berliner-Intelligenz-Struktur-Modell von Adolf O. Jäger und die nordrhein-westfälische Verordnung über den Bildungsgang und die Abiturprüfung in der gymnasialen Oberstufe vorstellen. Dabei werde ich die Verordnung mit Aufgabenstellung aus den Abiturjahrgängen und den Altklausuren der Oberstufe veranschaulichen. Im weiteren Verlauf werde ich Jägers Theorie und die Verordnung mit einander vergleichen.

Am Ende werde ich ein Fazit ziehen, inwiefern die Intelligenz, gemessen anhand des Berliner Intelligenz-Struktur-Test, Einfluss auf die Note in der Klausur hat.

Kapitel 1: Wie lernt der Mensch?

Die Theorie von Adolf O. Jäger basiert maßgeblich auf den einzelnen Lerntheorien, die als Ausgangspunkt für sein eigenes Intelligenzstrukturmodell gelten. Dabei unterteilt er die einzelnen Lerntheorien ebenfalls nochmal in Oberkategorien, die ich nun vorstellen werde:

Assoziatives Lernen:

Bei diesem Lernen verknüpft der Organismus einen neutralen Reiz mit einem positiven oder negativen Stimulus (Belohnung/ Bestrafung). Verbindet das Lebewesen diese beiden Reize, reagiert es das nächste Mal auf den ersten Reiz mit der Erwartungshaltung, dass der vorher erlebte Stimulus danach ebenfalls eintritt. Das Lebewesen wurde konditioniert. Zwei Reize werden miteinander verbunden, wenn sie eine Assimilation, Kontiguität oder eine Gegensätzlichkeit aufweisen. Das assoziative Lernen trägt in hohem Maße zur Ausbildung des Gedächtnisses bei. Als Beispiele des assoziativen Lernens gelten die klassische- und operante Konditionierung.1

Nicht assoziatives Lernen:

Das Individuum lernt aus der Eigenschaft eines einzelnen Reizes. Es entsteht keine Verknüpfung von zwei Reizen.

Dabei kann die Reaktion auf einen Außenreiz abnehmen (Habitation). Die Reaktion kann aber auch zunehmen, wenn ein unangenehmer Reiz wiederholt wird (Sensitivierung) oder ein neuer Reiz hinzugefügt wird (Dishabitation).2

Kognitives Lernen:

Der Begriff stammt aus dem Kognitivismus und bezeichnet die Fähigkeit, vorhandenes Wissen umzustrukturieren und aktiv neues Wissen einzuordnen, unter der Benutzung der vorhandenen kognitiven Fähigkeiten. Es wird durch Einsicht gelernt. Ein Sachverhalt oder Problem wird erkannt und mit der Ursache verknüpft. Mit Handlungsstrategien und kognitiver Umstrukturierung wird eine Lösung gesucht, die in der Praxis angewendet, übertragen und abgespeichert wird.3

Sozial-kognitives Lernen:

Der Mensch wird als aktiv lernender angesehen und lernt durch Erfahrungen, Vorbilder und Modelle. Das Individuum bekommt ein gewisses Verhalten vorgemacht, welches es beobachtet und abspeichert (Aneignungsphase).

Dann versucht es das Verhalten zu reproduzieren und wird dabei gegebenenfalls. bestärkt oder zurechtgewiesen (Ausführungsphase).

Ein klassisches Beispiel ist das Modelllernen von Albert Bandura.4

Kapitel 2: Was ist Intelligenz?

Definition nach Adolf O. Jäger

Es gibt keine einheitliche, allumfassende Definition von Intelligenz. Die einen Forscher legen mehr Wert auf dem analytischen, logischen Teil, die anderen mehr auf den emotionalen Teil. Doch was sie alle gemeinsam haben ist die allgemeine Definition des Dudens, auf dem jede einzelne Theorie aufbaut:

„Fähigkeit [des Menschen], abstrakt und vernünftig zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten“5. Bei einem Individuum mit hoher Intelligenz laufen diese Abläufe präziser, reflektierter und schneller ab als beim Durchschnitt.

Diese allgemeine Definition der Intelligenz teilt Adolf O. Jäger, doch er präzisiert und strukturiert den Begriff weiter, indem er ihn in 7 Faktoren unterteilt, anhand denen gemessen wird, wie hoch der Intelligenzquotient eines einzelnen Menschen ist.

Jeder Faktor vereint bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten. Des Weiteren stellt jeder einzelne Faktor eine Bedingung dar, die ein Mensch erfüllen muss, um als hochbegabt bezeichnet zu werden. So entsteht ein Struktursystem.6

Das Berliner-Intelligenz-Struktur-Modell von Adolf O. Jäger

Das Modell ist eine empirische, deskriptive Theorie, die von Jäger und seinen Mitarbeitern innerhalb des Forschungsprojekt „Produktives Denken/Intelligentes Verarbeiten“ erstellt worden ist. Auf ihr basiert der Berliner-Intelligenz-Struktur-Test (BIS-Test), der fest mit dem Berliner-Intelligenz-Struktur-Modell verbunden ist.

Es ist eine faktorenanalytische Theorie, die auf dem Faktorenmodell von Thurstone, Guilfords „Structure of Intellect“ und dem Intelligenzmodell von Meilis beruht. Jägers Modell versucht diese Theorien zu vereinen.

Seine Theorie geht ebenfalls davon aus, dass ein Mensch in der Lage ist die oben genannten Lerntheorien anzuwenden, damit er die Fähigkeiten und Eigenschaften ausprägen kann, die Jäger dann im weiteren Verlauf durch den Intelligenztest misst.7

Seine Forschungsmethode war die Strukturforschung, in der die Anzahl der richtigen Fragen gemessen wird und nicht die Reaktionszeit, wie bei der Prozessforschung. Ebenfalls beruht seine Theorie auf der Annahme, dass der generelle Faktor (g) für die allgemeine Intelligenz existiert.

Zur Entwicklung des Modelles wurden Berliner Oberstufenschüler empirisch zwischen 16 und 21 Jahren getestet. Durch Variablenstichproben des Leistungsbereiches wollte Jäger die unterschiedlichen Leistungsformen der Intelligenz möglichst vielfältig repräsentieren.8

Dabei entstanden sieben Faktoren, die er auf die operante und inhaltliche Modalität aufgeteilt hat. Diese Faktoren werden hierarchisch und bimodal strukturiert. Dadurch entstanden Generalitätsebenen. Die erste hierarchische Ebene ist die Allgemeine Intelligenz. Die zweite Ebene besteht aus der inhaltlichen- und operanten Modalität. Die dritte Ebene repräsentiert die Faktoren. Die Allgemeine Intelligenz definiert er durch den Generalfaktor (g). Die Aufgaben basieren auf den zwölf Kombinationsmöglichkeiten dieser Faktoren.

Damit hat Jäger versucht, die Vielfältigkeit der Intelligenz wieder zu spiegeln.9

Die operante Modalität

Die operante Modalität gibt die unterschiedlichen Eigenschaften und Fähigkeiten an, die ein gesunder Mensch anwenden kann, um eine Aufgabe zu lösen. Getestet wird hierbei die Qualität des Ergebnisses. Es gibt insgesamt fünf Hauptfaktoren.

- Hauptfaktor „Einfallsreichtum und Kreativität“ (E)

Es wird getestet, inwiefern der Geprüfte flexibel, vielfältig und kreativ auf Aufgaben reagieren kann und zu problemorientierten Lösungsansätzen gelangt.

- Hauptfaktor „Konzentrationskraft und Tempo- Motivation,

Der Hauptfaktor testet, wie hoch die Auffassungsgeschwindigkeit, Konzentrationskraft und das Arbeitstempo des Geprüften ist. (B)

- Hauptfaktor „Verarbeitungskapazität, formallogisches Denken und Urteilsfähigkeit“(K)

Der Geprüfte muss komplexe Aufgabenstellungen verarbeiten und in den Sachzusammenhang einordnen können. Auf Grundlage der Informationen werden evaluierte und differenzierte Urteile erstellt, die logisch argumentiert und strukturiert sind.

- Hauptfaktor „Merkfähigkeit“(M)

Hierbei wird geschaut, inwiefern der Geprüfte sich Material aktiv einprägen kann und auch kurzfristig Sachzusammenhange wiedererkennt.

Die inhaltliche Modalität

Die inhaltliche Modalität gibt die Aufgabenformate an und es wird getestet, inwiefern die Testpersonen mit diesen umgehen kann.10

- Hauptfaktor „Anschauungsgebundenes Denken“ (F)

Der Test in diesem Teil verlangt räumliches und figurales Denken. Die Vervollständigung von Würfeln oder die Zuordnung von Mustern sind häufige Aufgaben, um den Hauptfaktor (F) zu überprüfen.

- Hauptfaktor „Zahlengebundenes Denken“ (N)

Es werden Aufgaben gestellt, die numerisches Denken erfordert und die Verfügbarkeit vom Beziehungssystem Zahlen testet. Der Geprüfte muss Zahlenreihen vervollständigen oder Zahlenrätsel etc. lösen.

- Hauptfaktor „Sprachgebundenes Denken“ (V)

Die Aufgaben werden so ausgelegt, dass sie das Verständnis der Sprache und der verbalen Ausdrucksfähigkeit des Geprüften wiederspiegeln. Dies wird zum Beispiel getestet, indem der Geprüfte Anagramme lösen muss oder die Bedeutung von Sprichwörtern erklärt. Generell wird jede inhaltliche Modalität mit jeder operanten Modalität durch mehrere Aufgaben getestet.11

In der Skizze12 repräsentiert eine Raute eine Anforderung an den Geprüften, die sich durch eine Auswahl an Aufgaben wiederspiegelt. Dies bedeutet, dass bei diesem Test die Allgemeine Intelligenz anhand von zwölf Komponenten gemessen wird.

Aus diesen Komponenten ergibt sich zusammengefasst, dass Menschen mit einem hohen Intelligenzquotienten eine höhere Bearbeitungsgeschwindigkeit, größere Gedächtniskapazität, ein höheres Einfallsreichtum und eine höhere Verarbeitungskapazität haben, die sie bei numerischen, sprachlichen und figuralen Aufgabenstellung einsetzen können, um ein Ergebnis zu erlangen, dass qualitativ über dem eines normal begabten Menschen liegt.

[...]


1 Vgl. https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/assoziatives-lernen/964

2 Vgl. https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/nicht-assoziatives-lernen/46347

3 Vgl. Betsch, Tilmann; Funke, Joachim; Plessner, Henning: Denken- Urteilen Entscheiden Problemlösen, S. 163.

4 Vgl. Hobmair, Hermann: Pädagogik, Psychologie für die berufliche Oberstufe, S. 236–263

5 https://www.duden.de/rechtschreibung/Intelligenz

6 Vgl. Jäger, Adolf Otto: Dimensionen der Intelligenz, S.22

7 Vgl. ebd., S.1 f.

8 Vgl. ebd., S. 30 f.

9 Vgl. Jäger, Adolf Otto; Süß, Heinz-Martin; Beauducel, Andre; Berliner Intelligenzstruktur – Test, S.91 f.

10 Vgl. Jäger, Adolf Otto: Dimensionen von Intelligenz, S. 110 f.

11 Vgl. ebd., S. 110 f.

12 Vgl. Anhang 1

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Sind Hochbegabte immer Einserschüler? Intelligenz und schulischer Erfolg in der gymnasialen Oberstufe
Note
1
Jahr
2020
Seiten
19
Katalognummer
V1032452
ISBN (eBook)
9783346440662
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hochbegabung, Adolf. O. Jäger, Berliner-Intelligenz-Struktur-Modell, Kognitives Lernen, Sozial kognitives Lernen, Assoziatives Lernen, Nicht assoziatives Lernen, Klausuraufbau, Oberstufe, Gymnasium, Pädagogik, Rechtliche Grundlagen, schulischen Erfolg, Anforderungsbereiche, Klausuren, Psychologie
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Sind Hochbegabte immer Einserschüler? Intelligenz und schulischer Erfolg in der gymnasialen Oberstufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1032452

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