Eine kontrastive Sprachbetrachtung der russischen und deutschen Sprache

Sprachliche Besonderheiten des Russischen


Hausarbeit, 2021

13 Seiten, Note: 1,5

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sprache

3. Verbreitung

4.Schrift und Alphabet

5. Aussprache

6. Orthografie

7. Morpho-Syntax (Kasus, Numerus, Genus)
7.1 Kasus
7.2 Genus
7.3 Deklination der Substantive
7.4 Zeitformen
7.5 Satzbau

8. Lexika-Semantik Besonderheiten

9. Metaphern

10. Fehleranalyse

11. Resumee

13.Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die kontrastive Linguistik als Disziplin der vergleichenden Sprachwissenschaft verfolgt das Ziel, „einen systematischen und synchronen Vergleich der vergleichbaren Erscheinungen auf allen Sprachebenen [...] in zwei oder in mehreren Sprachen zu realisieren“1. Ziel ist es dabei, sprachliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf allen Sprachebenen herauszufinden. Im Folgenden soll nun ein kontrastiver Sprachvergleich zwischen dem Russisch und der deutschen Sprache erfolgen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Herausarbeitung der sprachlichen Besonderheiten des Russischen. Zunachst soll dazu in den Kategorien Sprache, Verbreitung, Schrift, Alphabet, Aussprache, Orthografie, Morpho-Syntax, Lexiko-Semantik Besonderheiten und Metaphern ein Einblick in die Sprache gegeben werden. Im Anschluss wird anhand von Satzen eines Russischlernenden analysiert, welche typischen Fehler beim Lernen des Deutschen auftreten konnen. Das Fehlerpotenzial kann nur durch die intensive Auseinandersetzung mit der Migrantensprache erkannt werden. Der kontrastive Sprachvergleich bietet somit fur Lehrkrafte die Moglichkeit, Voraussagen fur Lernentwicklungen zu treffen. Mit diesem Wissen konnen die Lernenden eine passende Unterstutzung durch die Lehrkraft erhalten. Da die russische Sprache in Deutschland eine der meist gesprochenen Migrationssprachen ist, bietet sich ein solcher Sprachvergleich hierbei besonders an.

2. Sprache

Die russische Sprache zahlt zu den slawischen Sprachen und gehort der indogermanischen Sprachfamilie an. Das Urslawisch unterteilt sich in Ostslawisch, Sudslawisch und Westslawisch. Dabei gehort Russisch neben Weiftrussisch zur ostslawischen Sprachfamilie.2 Russisch entwickelte sich aus Dialekten des Kiewer Ruft Reiches.

3. Verbreitung

Die russische Sprache gilt als eine Weltsprache. Besonders in Europa ist sie weit verbreitet. Insgesamt sprechen weltweit etwa 260 Millionen Menschen Russisch, wovon etwa 150 Millionen Menschen Muttersprachler sind. Russisch ist die offizielle Amtssprachen in Russland, Weiftrussland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, in einigen Regionen der Ukraine und einigen weiteren kleineren Regionen. Auch in Deutschland ist die russischen Sprache aufgrund von verschiedenen Einwanderungs- wellen stark verbreitet. Mit etwa drei Millionen Menschen leben in Deutschland die meisten russischen Muttersprachler aufterhalb der ehemaligen Sowjetunion. Russisch ist somit die am zweithaufigste gesprochene Sprache in Deutschland, noch vor Turkisch.3 Doch nicht nur die grofte Anzahl an Sprechern weltweit zeigt die grofte Verbreitung des Russischen. Auch in den Bereichen Wissenschaft, Technik und Kunst ist Russisch eine Sprache mit groftem Einfluss.

4. Schrift und Alphabet

Fur die russische Schrift werden kyrillische Buchstaben verwendet. Das Alphabet besteht aus 33 Buchstaben mit zehn Vokalen (a, e, e, u, o, y, bi, a, w, a), 21 Konsonanten, sowie einem Weichheits- und einem Hartezeichen. Die Aussprache der Vokale hangt von der Betonung ab. Denn die betonten Vokale werden deutlich ausgesprochen und die unbetonten kurzer und schwacher. Im Vergleich zum Deutschen, welches die lateinischen Buchstaben verwendet, gibt es Ahnlichkeiten bei den Buchstaben A/a, O/o und K/k. Hingegen sind beispielsweise die Buchstaben A/a, O/o, U/u, W/w, Z/z im Russischen nicht bekannt. Teilweise besteht eine Ahnlichkeit bei den Buchstaben B/b, H/h, P/p, y/y, X/x, wobei aber unterschiedliche Lautwerte zu verzeichnen sind. Im Deutschen sind die Buchstaben ^^, M/m, U/u, bl/bi nicht vorhanden.4

5. Aussprache

Im Russischen wie im Deutschen gibt es Buchstaben, die gleich aussehen und ahnlich klingen. Dazu zahlen die russischen Buchstaben A, K, M, T, O, die als [a], [k], [m], [t] und [o] ausgesprochen werden. Ein Beispiel hierfur ist das deutsche Wort K ino, welches im Russischen k uho heiRt. Oder das Wort T orte, was im Russischen das Wort T opT ist. Andere russische Buchstaben, wie B, E, H, P, C, Y und X, die auch in der deutschen Sprache vorkommen, werden im Russischen anders ausgesprochen: [w], [je], [n], [r], [R], [u] und [h] oder [ch]. Beispiele hierfur ist der Wein, was b uho heiRt oder das R adio, was p aguo heiRt.

Die russischen Vokale E, E, und fi werden in bestimmten Fallen mit j- Vorsatz ausgesprochen. Das geschieht am Wortanfang, nach einem Vokal, nach einem Weichheitszeichen (b) und nach einem Hartezeichen (b). Auch der Vokalbuchstabe <W> wird nach b mit einem j-Vorsatz ausgesprochen. Betonte Vokale werden im Russischen lang ausgesprochen und unbetonte Vokale werden kurz ausgesprochen. Der Buchstabe <o> wird deutlich wie ein <o> ausgesprochen, wenn er betont wird. In den anderen Fallen wird das <o> wie reduziertes <a> ausgesprochen, also kurzer und undeutlicher als ein betontes <a>.

Die meisten Konsonanten konnen hart oder weich ausgesprochen werden. Ob ein Konsonant hart oder weich ausgesprochen wird, erkennt man am darauf folgenden Buchstaben. Weich ist ein Konsonant vor den Vokalen E, E, W, ^, fi und vor dem Weichheitszeichen b. Die Konsonanten x, w, werden immer hart ausgesprochen und die Konsonanten m, m, werden immer weich ausgesprochen. Eine Unterscheidung erfolgt ebenso in stimmhafte und stimmlose Konsonanten. Zu den stimmhaften Konsonanten zahlen 6, b, r, g, x und 3. Die stimmlosen Konsonanten sind n, 0, k, t, w und c. Konsonanten werden im Russischen am Wortende und vor einem stimmlosen Konsonanten stimmlos.

Der Buchstabe <r> kann in den Buchstabenkombinationen ErO und 0r0 wie [w] ausgesprochen werden.

Im Russischen gibt es keine feste Betonung. Die betonte Silbe wird jeweils in der Lautschrift durch Akzentzeichen angezeigt. Fur Russischlernende ist es wichtig, dass sie beim Vokabellernen gleich die Betonung der Worter auswendig lernen.

6. Orthografie

Russische Worter werden alle grundsatzlich klein geschrieben. Dabei gibt es einige Ausnahmen. So werden Satzanfange, Eigennamen, geographische Begriffe, Ehrentitel, Dienstbezeichnungen, gesellschaftliche und staatliche Einrichtungen, Betriebe, Buchtitel, Zeitungen, Filmtitel und ahnliches groR geschrieben. Wie im Deutschen konnen Konsonantenhaufungen im Russischen vor oder nach dem Vokal vorkommen. Konsonantenhaufungen erscheinen entweder am Silbenanfang oder am Silbenende, aber nicht an beiden Silbenrandern gleichzeitig.5

7. Morpho-Syntax (Kasus, Numerus, Genus)

In der russischen Sprache werden Substantive in belebte und unbelebte klassifiziert. Das lasst sich nicht komplett auf die Vorstellung von „belebt sein“ und „unbelebt sein“ ubertragen. So sind Menschen und Tiere belebte Substantive, Pflanzen jedoch unbelebt. Verstorbene Menschen, Tiere und fiktive Personen werden auch als belebt eingestuft.

7.1 Kasus

Im Russischen werden sechs grammatische Falle unterschieden. Die vier Falle Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ sind wie im Deutschen und werden gleich erfragt. Hinzu kommt der funfte Fall Instrumental, der mit „Mit wem? womit?“ (KeM? MeM? C KeM? C MeM?) erfragt wird. Der sechste Fall ist der Prapositiv, der mit „uber wen? woruber?“ (0 kom? 0 MeM? rge?) erfragt wird.6 Der Kasus, Numerus und Genus wird in der russischen Sprache nicht durch einen Artikel angezeigt, sondern durch verschiedene Endungen und Suffixe.

7.2 Genus

Es werden wie im Deutschen die drei grammatischen Genera feminin, maskulin und neutrum unterteilt. Im Vergleich zum Deutschen ist es jedoch einfacher zu bestimmen, welches Geschlecht ein Substantiv hat, da es hierfur Regeln gibt. Das grammatische Geschlecht eines Substantivs ist in den meisten Fallen an der jeweiligen Endung erkennbar.

Substantive, die auf einen harten, nicht palatalen Konsonanten enden, sind mannlich. Auf <a> oder <a> endende Substantive sind in aller Regel weiblich, mit zwei Ausnahmen. Dazu zahlen zehn Substantive, die auf -ma enden, welche sachlich sind. Darunter sind Worter wie BpeMA (Zeit) oder nnaMA (Flamme). Eine weitere Ausnahme sind Personenbezeichnungen, bei denen das naturliche Geschlecht das grammatische Geschlecht dominiert. Hierbei wird haufig erst durch den Kontext ersichtlich, welches Geschlecht das Substantiv hat. Ein Beispiel hierfur ist konnera (Kollege/Kollegin) oder cygbA (Richter/Richterin). Substantive, die auf ein Weichheitszeichen b enden, konnen mannlich oder weiblich sein. Substantive, bei denen dem b ein x, m, w, vorausgeht, sind weiblich. Genauso sind alle unbelebten Substantive auf 6b, Bb, nb, cb, CTb, 3Hb sowie alle einsilbigen unbelebten auf -Tb weiblich.

Substantive, die auf <o>, <e> oder <e> enden, sind meist sachlich.7

7.3 Deklination der Substantive

Im Russischen gibt es drei Deklinationsarten. Der erste Deklinationstyp umfasst Maskulina, die auf einen Konsonanten, <W> oder -b enden, sowie Neutra, die auf <O> oder <E/-E> enden. Die zweite Deklination umfasst Feminina und Maskulina, die auf <A/-fi> enden. Und der dritte Deklinationstypus umfasst Feminina, die auf -b enden, das maskuline Substantiv nyTb (Weg, Bahngleis, Reise) und sachliche Substantive auf -Mfi, wie uma (Name).

7.4 Zeitformen

In der russischen Sprache existieren drei Zeitformen: Prasens, Prateritum und Futur. Es werden die drei Modi Indikativ, Imperativ und Konjunktiv verwendet. Aufterdem kommen zwei Aspektformen vor, namlich unvollendet und vollendet. Der unvollendete Aspekt bezeichnet im Russischen eine wiederholte Handlung, eine Handlung in ihrem Verlauf oder einen Fakt als neutrale Information ohne Hinweis auf die Vollendung. Verben im unvollendeten Aspekt geben eine Antwort auf die Frage mto genaTb?, was ubersetzt werden kann mit “was machen?”.

7.5 Satzbau

Der typische Satzaufbau beseht aus einem Subjekt, dem Pradikat und einem Objekt, wie im Satz neTA kynur KHury (Peter kaufte ein Buch) zu sehen ist. Die Reihenfolge von Subjekt, Pradikat und Objekt gilt fur Aussagesatze, Fragesatze und Aufforderungssatze. Die Unterscheidung erfolgt durch die Intonation und nicht durch die Stellung des finiten Verbes. Die Reihenfolge von Subjekt, Pradikat und Objekt kann frei geandert werden, ohne die semantische Beziehung und den Satztyp zu verandern. Die Wortreihenfolge in einem Satz ist im Russischen somit flexibel, aber nicht willkurlich. So kann das Pradikat im russischen Satz entweder an der zweiten oder an der letzten Stelle stehen. Wenn das Pradikat an erster Stelle im Satz steht, dann leitet es keine Frage ein, sondern hebt die Handlung hervor.

Wenn ein russischer Satz negativ ist, werden negative Adverbien, Adjektive oder Pronomen verwendet. Dazu wird ublicherweise He oder HeT verwendet. He vor dem Hauptverb verneint die Satzaussage: fi He rrobrro qbroku (Ich mag keine Apfel). Das Wort HeT hat die gleiche Funktion wie das deutsche Wort nein und wird auch verwendet, um eine Abwesenheit in der Gegenwart auszudrucken: y MeHA HeT geHer. - Ich habe kein Geld. Haufig wird auch im Russischen die doppelte Verneinung benutzt. Ein Beispiel ist hierfur fi Hukorga ero He Buger. - Ich habe ihn nie getroffen. (wortlich: Ich habe ihn nie nicht getroffen).

Ein vollstandiger russischer Satz muss nicht unbedingt ein Subjekt oder ein Pradikat besitzen. Wichtig ist aber, dass jeweils nur eines davon fehlen darf. Wenn das Subjekt fehlt, so wird es in der deutschen Ubersetzung durch ein Personalpronomen erganzt, welches vom Pradikat festgelegt ist. In Satzen ohne Pradikat wird im Deutschen die Prasensform von sein benutzt.8

8. Lexika-Semantik Besonderheiten

Bei den russischen Zahlen werden zuerst die Zehnerstellen und dann die Einerstellen genannt. Bei den Zahlen 1 und 2 wird nach dem Geschlecht unterschieden. Ab 20 werden die Zahlen aneinandergereiht.9

[...]


1 Kozmova, Ruzena: Verbalkategorien des Deutschen und des Slowakischen aus der kontrastiven Sicht. Trnava 1998, S. 14.

2 Vgl. https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/ fi leadmin/bbb/themen/sprachbildung/ Begleitmaterial_Kalender_neu/01.Russisch.pdfSchrift und Alphabet

3 Vgl. Brehmer, Bernhard: Sprechen Sie Qwelja? Formen und Folgen russisch-deutscher Zweisprachigkeit in Deutschland. In: Mehrsprachigkeit bei Kindern und Erwachsenen. Hg. von Tanja Anstatt. Tubingen: 2007, S. 166f.

4 Vgl. https://www.russlandjournal.de/russisch-lernen/schrift-und-aussprache/

5 Vgl. https://wlg.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_wlg/772013/ PoppernitschRussischeOrthographie.pdf

6 Vgl. Wade, Terence (Hg.): A Comprehensive Russian Grammar. Oxford u.a.: Wiley Blackwell 2011, S. 103 f.

7 Vgl. https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/sprachbeschreibung_russisch.pdf

8 Vgl. https://sprachenzentrum.org/content/szfau-rol/resources/578631798/grammatik.pdf

9 Vgl. Vasmer, Max/ Berneker, Erich: Russische Grammatik. Berlin u.a.: Walter De Gruyter Verlag 1971, S. 89f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Eine kontrastive Sprachbetrachtung der russischen und deutschen Sprache
Untertitel
Sprachliche Besonderheiten des Russischen
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
1,5
Jahr
2021
Seiten
13
Katalognummer
V1033318
ISBN (eBook)
9783346442895
ISBN (Buch)
9783346442901
Sprache
Deutsch
Schlagworte
eine, sprachbetrachtung, sprache, sprachliche, besonderheiten, russischen
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Eine kontrastive Sprachbetrachtung der russischen und deutschen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1033318

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